Depressionsrisiko Waldgang? Einkehr und Defätismus

von Florian Sander -- In Teilen des rechtsintellektuellen Milieus herrscht eine gewisse Ermüdung.

Allen vor­an ein ent­spre­chen­der Essay von Adolph Przy­by­szew­ski in der 96. Aus­ga­be der Sezes­si­on war­te­te hier mit pro­vo­kan­ten The­sen auf, die dar­in mün­de­ten, daß es nun Zeit für eine „Ein­kehr“ sei, in der man „über einen neu­en Anlauf nach­den­ken“ müsse.

Par­tei­en sei­en letzt­lich zum Schei­tern ver­ur­teilt, da sie nur das bestehen­de Sys­tem sta­bi­li­sier­ten; als rah­men­de Theo­rie für die­se The­se wur­de das (durch­aus weg­wei­sen­de) „Eher­ne Gesetz der Olig­ar­chie“ von Robert Michels her­an­ge­zo­gen, wonach es „kein Ent­rin­nen“ (Przy­by­szew­ski) gäbe, solan­ge das Sys­tem funktioniert.

Hier­bei dro­he „gar das Ver­feh­len des eige­nen Lebens“, wenn man dabei mit­ma­che. Das Deutsch­land, das wir kann­ten, sei nicht mehr zu ret­ten, sei unter­ge­gan­gen. Meta­po­li­ti­sches Nach­den­ken über sich, die eige­ne Lage und Mög­lich­kei­ten des Han­delns bedeu­te, bes­ser „alle Hoff­nung fah­ren“ zu las­sen, sonst betrü­ge man sich und andere.

Etwas pole­misch gespro­chen möch­te man anneh­men, da hat sich jemand beim Wald­gang ver­irrt und dann aus dem dich­ten, dunk­len Geäst nicht wie­der her­aus­ge­fun­den. Dem Leser schlägt eine dicke, graue Nebel­wol­ke ent­ge­gen, die über dem bewal­de­ten Berg hängt, Fins­ter­nis, pes­si­mis­ti­sches Rau­nen, ja fast ein Sich-Gefal­len in der Rol­le der Unke, des Auf-den-Boden-der-Tat­sa­chen-Zurück­ho­lers, des Abgeklärten.

Dabei bie­tet der Auf­satz eines der klars­ten Indi­zi­en dafür, daß zu viel Ein­kehr, zu viel Rück­zug, zu viel Insich­ge­hen, zu viel Refle­xi­on, ja auch zu viel poli­tisch assi­mi­lier­te Bele­sen­heit hand­fes­te Gefah­ren in sich ber­gen kann, die in nicht weni­ger als wasch­ech­tem Defä­tis­mus zu enden vermögen.

Rechts­in­tel­lek­tu­el­le Milieus müs­sen an die­sem Punkt auf­pas­sen, sich nicht in all­zu selbst­re­fe­ren­ti­el­len Lite­ra­tur-Zir­keln zu ver­lie­ren, die einen heut­zu­ta­ge zwei­fel­los kost­bar gewor­de­nen Schön­geist dar­bie­ten, aber der gemein­sa­men poli­ti­schen Sache nicht mehr dien­lich sind.

Irgend­wann wird es Zeit für einen Eimer Was­ser ins Gesicht, einen schrill klin­geln­den Wecker, ein Raus­rei­ßen aus der lieb­ge­wor­de­nen Rou­ti­ne des all­zeit kom­mu­ni­zier­ten kon­ser­va­tiv-revo­lu­tio­nä­ren, aber über­in­tel­lek­tua­li­sier­ten Tief­sinns. Schluß mit der Selbstbespiegelung!

1. Das Sys­tem funk­tio­niert nicht – Begin­nen wir sozio­lo­gisch. Das Eher­ne Gesetz der Olig­ar­chie, das hier im Aus­gangs­es­say ange­führt wird, birgt näm­lich in der Tat einen kon­zep­tio­nel­len Aus­weg aus der Resi­gna­ti­on, den Przy­by­szew­ski selbst kennt und sogar auf­führt. So for­mu­liert er rich­tig, daß es kein Ent­rin­nen gäbe, solan­ge das Sys­tem funk­tio­niert. Eben! Also stel­len wir doch ein­mal die Fra­ge: Funk­tio­niert das Sys­tem denn?

Funk­tio­niert ein Sys­tem, das Mas­sen­ein­wan­de­rung for­ciert und die kol­lek­ti­ve Iden­ti­tät des eige­nen Vol­kes schritt­wei­se zu eli­mi­nie­ren ver­sucht? Funk­tio­niert ein Sys­tem, das Groß­ban­ken ret­tet, aber für sein eige­nes Volk nichts übrig hat? Funk­tio­niert ein Sys­tem, das plötz­lich, legi­ti­miert mit teils haar­sträu­ben­den Begrün­dun­gen, Geheim­diens­te ein­set­zen muß, um sei­ne poli­ti­schen Geg­ner zu über­wa­chen und zu bekämp­fen? Funk­tio­niert ein Sys­tem, das über einen über­has­te­ten Shut­down die nächs­te Wirt­schafts­kri­se ein­ge­lei­tet hat?

Man kann durch­aus berech­tigt ant­wor­ten: Nein, das tut es eben nicht. Genau hier zei­gen sich die ers­ten tie­fe­ren Ris­se in der Fas­sa­de, es zei­gen sich Auf­lö­sungs­er­schei­nun­gen, vor denen noch vor 10 Jah­ren kaum jemand zu träu­men gewagt hätte.

Es emp­fiehlt sich auch, den Fokus mal etwas zu ver­grö­ßern, in gro­ßen Dimen­sio­nen auf die gesell­schaft­li­che und poli­ti­sche Ent­wick­lung der letz­ten Jahr­zehn­te zu schau­en: Noch vor eben die­sen 10 Jah­ren hät­te auch wohl kaum jemand nur zu hof­fen gewagt, daß es ein­mal in allen deut­schen Par­la­men­ten eine recht fest ver­an­ker­te kon­ser­va­ti­ve Par­tei rechts der Uni­on geben würde.

Daß die­se Par­tei, wie auch schon die Grü­nen und die Lin­ke in ihren Anfän­gen, grund­le­gen­de inter­ne Aus­ein­an­der­set­zun­gen aus­zu­fech­ten hat, daß es dabei auch mal hart zur Sache geht – das ist poli­ti­sche Nor­ma­li­tät, sicher­lich aber kein Grund zur „Hoff­nungs­lo­sig­keit“. Herz­lich will­kom­men im poli­ti­schen System.

2. Die Tugend der Geduld – Als klü­ger mit Blick auf per­spek­ti­vi­sche Fra­gen hat sich der fran­zö­si­sche Vor­den­ker und Phi­lo­soph Alain de Benoist erwie­sen, der in sei­nem Schlüs­sel­werk Kul­tur­re­vo­lu­ti­on von rechts deut­lich macht, daß das Pro­jekt der Neu­en Rech­ten womög­lich über ein Jahr­hun­dert hin­weg gedacht wer­den muß, daß der rech­te Akti­vist sei­ne Voll­endung womög­lich nicht mehr selbst erle­ben wird.

Ste­ter Trop­fen höhlt den Stein, aber eben sicher­lich lang­sam. Eine der Kern­kom­pe­ten­zen des Kon­ser­va­ti­ven Revo­lu­tio­närs ist daher nicht pri­mär die Fähig­keit zur inne­ren Ein­kehr (die­se sicher­lich auch, aber eben nicht zual­ler­erst), son­dern: Geduld. Ent­täuscht und hoff­nungs­los wird nur sein, wer mit Unge­duld zu Wer­ke geht, und irgend­wann nach eini­gen Jah­ren nicht aus Grün­den medi­ta­ti­ver inne­rer Ein­kehr, son­dern wegen eines hand­fes­ten Burn­outs in den Wald zurück muß.

Es wäre so gese­hen grund­falsch, gera­de jetzt, im Zuge die­ser ers­ten Ris­se, die­ser ers­ten Auf­lö­sungs­er­schei­nun­gen im Sys­tem, den Rück­zug anzu­tre­ten. Viel­mehr gilt es, gera­de jetzt wei­ter­zu­ma­chen, nicht nach­zu­las­sen, sich poli­tisch fest­zu­bei­ßen und jeden die­ser Ris­se und der dar­aus fol­gen­den sys­te­mi­schen Über­re­ak­tio­nen scho­nungs­los über die eige­ne Gegen­öf­fent­lich­keit zu thematisieren.

Und die­se Gegen­öf­fent­lich­keit, ja auch die sich aus ihr erge­ben­de Kon­tra­kul­tur gibt es! In der letz­ten Deka­de ist dies­be­züg­lich viel gesche­hen, eben nicht nur im Par­tei­en­spek­trum, son­dern auch weit dar­über hin­aus, im vor­po­li­ti­schen Raum.

Das Netz ent­fal­te­te hier eine für uns posi­ti­ve Wir­kung, da es einen sozia­len Gegen­raum zu den eta­blier­ten Medi­en ermög­lich­te und dadurch alter­na­ti­ve media­le Bericht­erstat­tung und sogar alter­na­ti­ves kul­tu­rel­les Leben und Jugend­kul­tur begrün­de­te (wie sie sich z. B. in Publi­kum und Leser­schaft des Arca­di-Maga­zins mani­fes­tiert). Der­lei Ent­wick­lun­gen gilt es zur Kennt­nis zu neh­men, bevor man über „Hoff­nungs­lo­sig­keit als Grund­la­ge von Meta­po­li­tik“ lamentiert.

3. Die sich selbst erfül­len­de Pro­phe­zei­ung – Vie­le von uns ken­nen die Macht der „sich selbst erfül­len­den Pro­phe­zei­ung“. Und dies ist nicht irgend­ei­ne Moti­va­ti­ons­trai­ner-Psy­chof­los­kel, son­dern hand­fest empi­risch belegt: Wer fest dar­an glaubt, daß die Lage hoff­nungs­los ist, der wird unbe­wußt so han­deln und dar­auf hin­ar­bei­ten, daß sich die­se Sicht­wei­se am Ende bestätigt.

Men­schen mit gerin­gem Selbst­wert­ge­fühl gehen weni­ger gera­de, hal­ten den Kopf vor­ge­beug­ter, spre­chen lei­ser und unsi­che­rer, hal­ten weni­ger Blick­kon­takt. Tre­ten sie in Kon­kur­renz zu jeman­dem, der flam­mend, lei­den­schaft­lich und von sei­ner Sache über­zeugt auf­tritt (das kön­nen übri­gens gera­de die links­grü­nen Über­zeu­gungs­tä­ter sehr gut!), wer­den sie mit hoher Wahr­schein­lich­keit über­se­hen und igno­riert, womög­lich sogar ver­spot­tet werden.

Dem kann man jedoch – Ach­tung, Psy­chof­los­kel – vor­beu­gen: Indem man mit einem unzer­stör­ba­ren Opti­mis­mus an die Sache her­an­geht, indem man den Wid­rig­kei­ten – sei­en sie auch noch so fins­ter und übel – kühn ins Gesicht lächelt. Opti­mis­mus, Sport­lich­keit, posi­ti­ves Den­ken schaf­fen eine Grund­hal­tung, die so schnell nicht erschüt­tert wer­den kann, und die nach außen hin zudem eine mobi­li­sie­ren­de Wir­kung ent­fal­tet, da sie ermög­licht, Mit­strei­ter zu gewin­nen. Miß­lin­gen wird die Mobi­li­sie­rung jedoch ganz sicher, wenn man jede Hoff­nung zer­grü­belt und das auch noch allen Erns­tes – und fälsch­li­cher­wei­se – zur Grund­la­ge von Meta­po­li­tik macht.

Das näm­lich wäre das eigent­li­che „Ver­feh­len des eige­nen Lebens“, da es am Ende, auf dem Ster­be­bett in der Erkennt­nis zu mün­den droht, viel­leicht doch nicht alles ver­sucht zu haben, was mög­lich war. Die­se Fra­ge muß sich der Opti­mist, der, der zu hof­fen wagt, der, der mit Lei­den­schaft ans Werk geht, der sich nicht ver­trei­ben läßt, am Ende hin­ge­gen nicht stellen.

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Kommentare (15)

quarz

3. August 2020 22:05

Die Frage, ob ein System (noch) funktioniere, bleibt ohne Sinn, solange sie nicht an eine Zwecksetzung gekoppelt wird. Funktionieren heißt: ein taugliches Instrument zur Erfüllung eines Zweckes sein. Da meist stillschweigende Übereinkunft über einen unterstellten Zweck herrscht, wird dieser oft nicht ausdrücklich genannt. Wenn sich aber, wie in der anhängigen politischen Situation, die Zwecke der Beteiligten so deutlich unterscheiden, muss der in der Frage mitgedachte Zweck benannt werden. Wenn die "Risse" von den Machthabern erwartete und in Kauf genommene oder gar intendierte Erscheinungen sind, dann können sie nicht als Belege für Funktionsstörungen gelten. Anstatt zu fragen, was uns oder auch einer großen Masse von Bürgern zunehmend Probleme bereitet, müssen wir deshalb darauf achten, wo den Herrschenden die Zügel entgleiten. Und es kann durchaus sein, dass sie diese noch fest in Händen halten, obwohl dem Michel bereits Teile seiner Lebensgrundlage wegbrechen.

Gelddrucker

3. August 2020 23:55

Es wäre geradezu absurd, in den nächsten Jahren, in denen sich alles entscheidet, ein Schneckenhaus zu suchen und sich darin zu verkriechen.

Es mag denen, die schon lange im Dunkeln Gefechte geführt haben, wie eine elende Quälerei vorkommen, sie müssen sich allerdings eines klarmachen: Das war Vorgeplänkel. Die Gruppenphase bei einem Sportereignis, wo nur die Hälfte zuschaut. Jetzt kommt die KO-Runde.

brueckenbauer

4. August 2020 02:19

Danke schon.

Das war eigentlich der Punkt, auf den ich hinweisen wollte, als ich letztens auf die Erfahrungen der Christen verwiesen habe - zum einen der frühen Christen, zum anderen der englischen Katholiken. Die saßen (teils selbstverschuldet, wie die deutsche Rechte ja auch) mehr als zweihundert Jahre in der Scheiße, aber schließlich konnte das System ihre Unterdrückung nicht mehr aufrechterhalten.

Eine Partei wird man nebenher immer brauchen, und es gibt keinen Grund, die jetzige wegzuwerfen und dann anschließend wieder nach einer neuen zu suchen. Man darf nur keine zu hohen Erwartungen haben. Und im Zentrum der Identitätsfindung darf weder der Staat stehen noch die Partei, sondern die auf freiwilliger Zusammengehörigkeit beruhende Gemeinschaft bzw. Subkultur bzw.Parallelgesellschaft - praktisch also doch wohl die Volksgruppe.

RMH

4. August 2020 07:06

1. Ich sehe den Gegensatz zwischen den Positionen nicht, wie ihn der Autor hier beschreibt.

2. Es geht nicht um "Gegenkultur" - es geht um DIE Kultur, und hier in unserem Falle die DEUTSCHE. Gute Orientierung, wie sich diese zu einer hohen Blüte entwickeln konnte, ohne dass es den allumsorgenden Papa Staat und den Zugang zur Macht gab, ist die Zeit, in der es keine deutsche Einheit gab, ein Dahinsiechen/Sterben der einstmaligen Reichsform und die staatliche Einheit Deutschlands dann am Ende (aus kultureller Sicht: LEIDER!) nur kleindeutsch ausgefallen ist. Ich spreche die glorreichen 2 Jahrhunderte der deutschen Kultur, das 18. und 19 Jahrhundert an. Schon eine tiefere Beschäftigung mit Schiller genügt, um sich das entsprechende "mindset" auch für heutige Tage anzueignen.

3. Die AfD spielt für die Überlegungen der Metapolitik keine Rolle, außer dass ihr Zugang zu Pfründen einigen klugen Köpfen auch einen Brotberuf geben mag. Für die Masse ist sie die einzige Möglichkeit bei einer Wahl eine Stimme abzugeben, die nicht im Papierkorb landet. Wahlen sind aber unter den Voraussetzungen von Punkt 2 ohnehin überbewertet bis unerheblich. Insofern kann man in diesem Punkt entspannt am Spiel teilnehmen.

4. Bezeichnungen wie "Aktivist" sollte man der Tagesschau und anderen Trägern einer nichtdeutschen Kultur überlassen.

5. Waldgang ist immer auch ein Feststellen der eigenen IST- Position, bei manchen ein bewahren derselben, bei vielen aber auch erst FINDEN dieser Position. Ohne ist aber auch kein soll.

Laurenz

4. August 2020 07:45

(1) Herr Sanders, bei gutem Wetter ist der Himmel blau, richtig? Sie beschreiben im Westen nichts Neues. Das ist die Geschichte der Rechten, schon lange bevor das politische Projekt des Nationalsozialismus gescheitert war. Der nationale und internationale politische Gegner brauchte 70 Jahre um zum heutigen Status Quo zu gelangen, und nur deswegen, weil die Rote Armee nicht, wie geplant, bis Brest kam. Selbst bei dieser Betrachtung können wir nicht bei 1945/50 anhalten. Die beiden Weltkriege waren rassistische Vernichtungskriege gegen die weiße oder sagen wir besser, kreative Bevölkerung des Planeten und die politische Planung der Weltkriege nahm auch noch mal mehrere Jahrzehnte in Anspruch. Lesen Sie doch einfach mal den verfemten Léon Degrelle, um in ältere Welten einzutauchen. Auch die Reden Adolf Hitlers haben selten, was im Grunde traurig ist, in der politischen Aktualität etwas eingebüßt. Insofern zitiert de Benoist doch nur das Offensichtliche. Nur derjenige, der Politik über die eigene Lebensspanne hinaus denken kann, ist in der Lage Politik grundsätzlich zu verstehen. Das sind mutmaßlich nicht so viele, links, wie rechts. Das ist doch der wesentliche Grund, warum die Linke (wie die Taliban) permanent dran ist, Identitäten oder Kultur zu zerschlagen, um die Verbindung und die Bildung des Menschen über größere Zeitabläufe hinweg und über sich selbst hinaus, die kollektiven Erinnerungen auszulöschen. Denn diese identitären Erinnerungen sind der größte Feind des totalitären Wahns.

Laurenz

4. August 2020 07:47

(2) Die Philosophie macht erstmal gar nichts. Sie sitzt vordergründig am Schreibtisch. Sie tröstet und therapiert nur alle diejenigen, die sich im Weltschmerz, im Herzeleid, in der Perspektivlosigkeit befinden und denen die primitiven Religionen nicht ausreichen, um die angeschlagene Seele zu heilen. Die Philosophie erklärt eben dort noch Sachverhalte, wo der eigene begrenzte Verstand auch einen Wissenschaftler verzweifeln läßt.

Das epochale Verdienst GKs liegt in der Instrumentalisierung der Philosophie begründet. GK gab im neuen Jahrtausend dem zutiefst humanen politischen Anspruch der Rechten eine (intellektuelle) Stimme, eine Ordnung und Er ließ die rechts-intellektuelle Philosophie eigentlich nicht gegen die Linke, sondern gegen die linke Karikatur des Nationalsozialismus antreten, gegen die vom Verfassungsschutz geführte Glatzen-Legion agitieren. Im Grunde hat es in der Geschichte der Berliner Ex-Republik nie einen größeren Anti-Faschisten als GK gegeben. Damit wird der Linken natürlich die einzige Existenz-Berechtigung genommen, wogegen diese sich natürlich infernalisch wehrt. 

Das, Herr Sanders, können Sie aber nach Konrad Lorenz nur 2,5% einer menschlichen Bevölkerung erklären. Darüber hinaus macht es keinen Unterschied zu den Lorenz'schen Gänsen. Bei 97,5% entscheidet, laut Brecht, zurecht nur der volle Magen und keine Philosophie der Welt wird daran etwas ändern.

Ein gebuertiger Hesse

4. August 2020 09:26

Guter Artikel, der für gebotene, "entmüdende" Klarheit im Kopf sorgt.

Allerdings: "Funktioniert ein System, das Masseneinwanderung forciert und die kollektive Identität des eigenen Volkes schrittweise zu eliminieren versucht? (...) Funktioniert ein System, das über einen überhasteten Shutdown die nächste Wirtschaftskrise eingeleitet hat?"

Ja, leider funktioniert es durchaus, wenn es genau dies im Schilde führt. Das Böse, das uns angetan wird, waltet in seinen Wirkungen offen, unmaskiert. Wir scheuen uns häufig bloß, es für bare Münze zu nehmen.

MARCEL

4. August 2020 10:53

Endlich, vielen Dank!

Konservativer Revolutionär ist wie eine binomische Formel (vgl. chalkedonisches Dogma), die oft so aufgelöst wird: Der Konservative ist nicht revolutionär sondern resigniert, und der Revolutionär ist nicht konservativ genug.

Neben die Erkenntnis müssen das Wollen und der Glaube treten. Vielleicht ist dies das schwerste psychologische Erbe der alten BRD, dass es ein rein funktionales Staatsgebilde war, das keinen Glauben (da kein Mythos) gefordert, geschweige denn erweckt hat. So etwas verteidigt man nicht.

Ohne eine uns "heilige" Sache wird es nicht gehen, so pathetisch das für manche klingen mag. Wir brauchen die Energie eines Glaubens. Und ein Glaube ist stets unabhängig von Realitäten

Der_Juergen

4. August 2020 11:45

Guter Artikel, der bereits zu klugen Kommentaren den Anstoss gab. Ausnahmsweise möchte ich @Laurenz diesmal lobend erwähnen. Allerdings hat er Unrecht, wenn er meint, wäre die Rote Armee bis zum Atlantik vorgestossen, hätte der Feind keine 70 Jahre gebraucht, um den heutigen Zustand zu erreichen. Umvolkung, Rassismus gegen das Staatsvolk, Förderung aller möglichen Perversionen - all das gab es unter Stalin und seinen Nachfolgern nicht. Und der Krieg gegen die Vergangenheit wurde längst nicht so erbittert ausgefochten wie heute unter den Linken/Liberalen.

Über die AFD und Parteipolitik sollten wir künftig deutlich weniger reden. Es ist jedem Einsichtigen klar, dass noch so viele gute Curio-Reden nichts am Lauf der Dinge ändern werden. Das teuflischste System, das die Welt je sah, schickt sich an, die Erde in ein riesiges elektronisches Konzentrationslager zu verwandeln, und wenn dies jemand verhindern kann, dann ganz bestimmt keine parlamentarische Opposition.

 

Grobschlosser

4. August 2020 12:12

Flugblätter drucken bzw. beim Portal bestellen ; diese dann verteilen .

"Nun war ich doch sooo bienenfleißig - aber NIX bewegt sich ".falsch - die Veränderungen sind objektiv messbar : wichtigster Indikator : das Unbehagen des rot-rot-grünen juste-milieus : ( ohveyohvey-sind so viele Seiten im Internetz und wir können die freie Rede nicht überall unterbinden ( Kameraschwenk zum Fachmann Dr.Sülz ; der "erklärt" dann die Welt ) . 

die frechen Lügen einer durchgeknallten Linksbourgeoisie glaubt nicht einmal ein rotlichtbestrahlter Gymnasiast - das Deutungsmonopol der o.g. pol. Gegner beschränkt sich auf bestimmte Schulen und Hochschulen - der pol. Gegner ist brutal und gefährlich ; äußerst rücksichtslos und moralfrei - aber er ist nicht allmächtig - er macht Fehler , er lügt , er manipuliert Nachrichten und er lehnt den Diskurs auf Augenhöhe grundsätzlich ab ( ist eine Sache "wissenschaftlich" bewiesen ist die Debatte eben beendet - Problem : "wissenschaftlich" "arbeiten" eben NUR verbeamtete Linkshegelianer und rote Kaufmünder . Die furchtbare Realität deutscher Großstädte ist ein Problem für Arbeiter und Angestellte ; für die untere Mittelschicht - die Schönschwätzer vom GEZ - Funk haben in den vergangenen 2 Jahren sehr viel Geld in den Schutz ihrer Immobilien investiert - sie meiden den öffentlichen Raum der aufgrund ihrer Politik ein Ort des Terrors geworden ist 

 

 

Langsax

4. August 2020 12:53

Laurenz

4. August 2020 07:47

.... Er ließ die rechts-intellektuelle Philosophie eigentlich nicht gegen die Linke, sondern gegen die linke Karikatur des Nationalsozialismus antreten,..."

Mit Verlaub, dem Kommunismus gebührt der Verdienst den Internationalismus in die reale politische Welt eingeführt zu haben. Der Nationalsozialismus (nicht nur in Deutschland!) war nur die Antwort drauf. Ernst Noltes Verdienst war es, genau dieses zu beschreiben. (Und der Historikerstreit hatte es doch schon damals gezeigt, aus welchem Holz die Mietmäuler der Obrigkeit geschnitzt sind].

Der Kommunismus (egal welcher Prägung - Stalin, Mao, Pol Pot etc.) war das grausame Original und bisher unerreicht in seiner Menschenvernichtung! 

marcusmueller

4. August 2020 15:25

@Laurenz....Ihr Kommentar gefällt mir äußerst gut, aber irgendwie wäre es interessant zu wissen, wo sie überall die "Linken" erblicken? Bzw. was sind eigentlich die "Linken"? Karl Marx, Rezitierer (etwa auch ihr Jungspund Benedikt Kaiser?), Lenin-Versteher? Zizek-Liebhaber*Innen.

marcusmueller

4. August 2020 15:33

@Langsax, Hm - aber die kommunistische Partei regiert eines ökonomisch erfolgreichsten Länder der Welt - China?

Laurenz

4. August 2020 16:11

Der Form halber antworte ich

@Der_Juergen  .... Sie irren Sich über Stalin und seine Nachfolger, kann Ihnen nur Stéphane Courtois & Konsorten (inklusive unserem Gauckler, als er noch normaler war) mit dem Groß-Werk "Das Schwarzbuch des Kommunismus" empfehlen. Wenn ich mich recht erinnere, besitze ich sogar die Deutsche Erstausgabe und bin bereit diese Ihnen gerne über die Redaktion zu schicken, falls diese mitmacht. Nachdem die jüdischen Bolschewisten die Kosaken fast ausgerottet hatten, ließ Stalin die übrigen Kosaken die Juden bewachen. Die Juden überwachten die Russen und die Russen den Rest. Unter Stalin haben wir etwa 1,4 Mio. Rußland-Deutsche Opfer zu beklagen, Umsiedlungen, heute Um-Volkungen, reichten bis nach dem Krieg durch den gesamten Ostblock, bedenken Sie alleine die Vertreibung von 14 Mio. Deutschen aus den Ostgebieten. Ohne die Zustimmung und dem Agieren der Roten Armee wäre das nicht möglich gewesen. Kleiner Rückschritt, auch die Wolga-Deutschen wurden im großen Maßstab umgesiedelt, von Krim-Tartaren, Krim-Deutschen usw. und sofort brauchen wir erst gar nicht anfangen. Dazu reicht der Platz in diesem Forum nicht aus. Bedenken Sie, daß Karl Marx sich schon 1849 für den Genozid an "minderwertigen" Rassen öffentlich aussprach. Heute sind das eben diejenigen, die nicht als sozialistische Menschen zu gebrauchen sind.

Laurenz

4. August 2020 16:29

@Langsax & marcusmueller

Bleiben wir doch sachlich, ich schrieb im neuen Jahrtausend. Alle aktiven Alt-Linken, wie Albrecht Müller & Co. sind doch mittlerweile Rechtsabweichler. & mit die Linke meine ich die Nationale Einheitsfront 2.0, eben alles links von uns. Die Nationale Einheitsfront 1.0 der ehemaligen DDR "koalierte" noch mit der NPD, davon will kein Ex-SEDler mehr etwas wissen. Wenn wir linke Werke analysieren, so ist das legitim, machten die Nationalsozialisten & andere übrigens auch. Wahrscheinlich haben mehr Konservative Karl Marx gelesen als die aktiven Antifanten dieser BRD. Im Gegensatz zu einer Mehrheit der SiN-Leser sehe ich Geschichte längerfristig & erachte die Bibel, wie den Quran als Ur-bolschewistische Werke. Marx schrieb seinen Werte-Kontext weitestgehend bei Augustinus ab. Abrahamitische Religionen wirkten sich historisch ebenso feudal oder totalitär aus, wie der Marxismus/Leninismus/Bolschewismus. Und mit Verlaub, Globalisierungs-, wie Nationalisierungsphasen gab es schon immer. Sie dauerten im Schnitt meist jeweils 60 Jahre, also früher ein Menschenleben etwa. Und was die KP Chinas angeht, so hat Deng Xiaoping nur vergessen die Partei in NSCAP um zu benennen. Das war sicherlich Absicht, denn bis heute rätselt die linke Journaille im Westen über den nicht existenten, inneren Widerspruch der KP Chinas.

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