Guillaume Fayes (1949 – 2019) Buch L’Archéofuturisme ist gewissermaßen eine Mogelpackung. Es ist eine Aufsatzsammlung, wie man sie vielleicht einem Jungrechten geben kann, der sich ein paar Grundlagen aneignen möchte – die im Titel verheißene konservativ-revolutionäre Zukunftsvision bleibt aber weitestgehend aus … zumindest bis zu den letzten 100 Seiten, die im Jungeuropa Verlag nun als Novelle mit dem Titel Ein Tag im Leben des Dimitri Leonidowitsch Oblomov erschien. Unter dem genialen Comic-Cover von Kevin Wondrak verbirgt sich einer der kuriosesten Texte rechter Prosa.
Das Neue an dieser Novelle ist nicht die vorgestellte Geschichte, sondern die Welt, in der sie spielt: Getreu der Maßgabe des namensgebenden Archäofuturismus vereint Faye darin Schwebebahnen und biotechnische Cyborgs mit einer vorindustriellen Ständegesellschaft und dem Konzept eines europäischen Reiches. Utopisch? Dystopisch? Das ist die Frage. Diese Novelle sollte jeder junge Rechte gelesen haben. Mit Erstaunen, Begeisterung oder Entsetzen, wenn auch nicht unbedingt mit Genuß. Im Gegensatz zu seiner Science-Fiction-Vision ist Fayes Erzählstil eher unspektakulär. An einigen Stellen wirkt es, als würde er in möglichst kurzen Passagen versuchen, möglichst viele Informationen in den oberflächlich aneinandergereihten Szenen unterzubringen. Trotzdem schafft es Martin Lichtmesz in seiner hervorragenden Übersetzung auch sprachliche Feinheiten gelungen zu übertragen – so daß die Lesbarkeit im Vergleich zur bisher erhältlichen englischen Ausgabe erheblich steigt.