Gustav A. Horn: Gegensteuern. Für eine neue Wirtschaftspolitik gegen Rechts

Gustav A. Horn: Gegensteuern. Für eine neue Wirtschaftspolitik gegen Rechts, Berlin: Ch. Links Verlag 2020. 240 S., 20 €

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Der Gebrauchs­wert die­ses Buches ist gering. Gus­tav A. Horn will eine neue Wirt­schafts­po­li­tik skiz­zie­ren, die sich »gegen Rechts« aus­wirkt, indem sie Ent­täusch­te aller Klas­sen zurück in den Schoß eta­blier­ter, links­ge­pol­ter Poli­tik holen soll. An sich könn­te das inter­es­sant sein, weil das Vor­ha­ben ver­spricht, daß auch der geschol­te­ne rech­te Geg­ner aus der Fun­da­men­tal­kri­tik ler­nen könn­te – so wie das bei eini­gen kla­r­äu­gi­gen lin­ken Autoren und ande­ren lesens­wer­ten Gegen­spie­lern unse­res poli­ti­schen Spek­trums durch­aus der Fall ist. Horn ist kei­ner von ihnen.

Der Pro­fes­sor für Volks­wirt­schafts­leh­re an der Uni­ver­si­tät Duis­burg-Essen beläßt es über­wie­gend bei den alt­be­kann­ten Anti-Rechts-Pla­ti­tü­den. Auch sei­ne – mit­un­ter berech­tig­te – Kri­tik an der markt­kon­for­men Demo­kra­tie hat man längst woan­ders fun­dier­ter wie auch poin­tier­ter gele­sen, sel­bi­ges zählt für die – wie­der­um: berech­tig­te – Akzen­tu­ie­rung eines sozia­len Schutz­be­dürf­nis­ses der Bür­ger, das im heu­ti­gen neo­li­be­ra­li­sier­ten Umfeld schwe­rer rea­li­siert wer­den kann. Doch wozu das alles? Horn schimpft auf markt­li­be­ra­le Ver­hält­nis­se oder die Volks­fer­ne poli­ti­scher Pro­zes­se und möch­te die »Kri­se des Loka­len über­win­den«. Daß einem gestan­de­nen For­scher hier­zu aber nichts ande­res ein­fällt, als den Kampf gegen Rechts zu inten­si­vie­ren, läßt einem die letz­ten Rudi­men­te aka­de­mi­scher Titel­gläu­big­keit abhandenkommen.

Gleich­wohl sind eini­ge weni­ge beden­kens­wer­te Ana­ly­se­bau­stei­ne vor­han­den. Horn, selbst Mit­glied des SPD-Par­tei­vor­stan­des, zeigt immer­hin, daß die sozi­al- und wirt­schafts­po­li­ti­sche »Auf­stiegs­er­zäh­lung« der BRD für die unte­ren und mitt­le­ren Schich­ten längst Ris­se bekom­men hat und daß an die­sem Umstand die Sozi­al­de­mo­kra­tie beson­ders lei­det, da es wesent­lich ihre Erzäh­lung gewe­sen ist. Wahl­po­li­tisch heißt das: Wäh­ler gehen ver­lo­ren, die SPD tau­melt vor sich hin, die Alter­na­ti­ve für Deutsch­land, sofern sie sozi­al­po­li­tisch Kurs hält, kann vie­le die­ser Ent­täusch­ten für sich gewinnen.

Eben­so lesens­wert sind jene Pas­sa­gen, in denen Horn dar­auf ver­weist, daß die Rol­le der AfD als sozi­al- und rechts­po­pu­lis­ti­sche Kraft schon allei­ne dadurch eine Rei­he pro­ble­ma­ti­scher Wider­sprü­che in sich birgt, indem die wirt­schafts­po­li­ti­schen For­de­run­gen der Par­tei­spit­ze im Regel­fall aus dem neo­li­be­ra­len »Instru­men­ten­kas­ten des wirt­schaft­li­chen Estab­lish­ments ent­lehnt sind«. In der Tat, hier gilt es tat­säch­lich gegen­zu­steu­ern. Ansons­ten han­delt es sich um ver­zicht­ba­re Lek­tü­re, die immer­hin deut­lich macht, daß der alte sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Geg­ner im Hin­blick auf die poli­ti­sche Rech­te von ges­tern ist. Die neu­en wirk­sa­men Akteu­re »gegen Rechts« sind längst andere.

Gegen­steu­ern. Für eine neue Wirt­schafts­po­li­tik gegen Rechts von Gus­tav A. Horn kann man hier bestel­len.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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