Gleichzeitig wurde deutlich, wie umfassend der Staat sie durchzusetzen versteht: Das Virus scheint sich der Politik geradezu anzudienen. Es ermöglicht der Exekutive endlich, besonders exekutiv zu agieren, also zu exekutieren. In ambivalenter Weise werden Figuren wie Söder, Spahn und Lauterbach das Virus lieben, spielt es ihnen doch Profilierungsmöglichkeiten zu und läßt sich direkt für den Machtzuwachs nutzen.
Nichts erregt so wie die dauernde Drohung mit dem nächsten “Lockdown”, dem Ausnahmezustand. Täglich wird damit kokettiert. – Mag sein, wir werden uns – wie die DDR-Bürger nach 1990 – bald umwenden und perplex kopfschüttelnd darüber nachsinnen, wie wir nur solchen Phrasen folgen und derlei Unfug mitmachen und sogar mitgestalten konnten.
Bisher aber: Wer wollte denn gegen die große Gesundheit und ihre vermeintlichen Beschützer sein? – So erlebbar wie noch nie regieren die Regierungen; sie loben die Angepaßten und Einsichtigen und strafen die Renitenten und Widerspenstigen; sie schütten astronomische Summen aus, um ihre Positionen direkt und indirekt zu rechtfertigen und zu befestigen.
Obwohl das aktuelle COVID-19-Infektionsgeschehen sich im Vergleich zu anderen Krankheiten und Risiken, die es anzunehmen gilt, eben nicht als Katastrophe, sondern als normal, ja eher als marginal erweist, wird die Corona-Kampagne zu Lasten von Wirtschaft und Alltagskultur intensiv fortgeführt, als ein sich selbst dynamisierender Prozeß selbsterfüllender Prophezeiung.
Karl Raimund Poppers wissenschaftstheoretisches Kriterium der Falsifikation ist gänzlich außer Kraft gesetzt; das Robert-Koch-Institut fungiert als ein Aeropag, als eine Auguren-Versammlung, der absolute Geltung zukommt, und Dr. Drosten avancierte zum Großwesir des Kanzleramtes. Als Autoritätsbeweis reicht die Behauptung aus, das Festgestellte sei „wissenschaftlich erwiesen“. Genau dem gegenüber hätte Popper Vorbehalte. – Mit Popper wäre weiter zu fragen, ob wir überhaupt noch in einer “offenen Gesellschaft” leben.
Eigenartig, wie der Deutschlandfunk die niedrigen Zahlen der Infizierungen jeden Morgen minutiös wie Wasserstände und Tauchtiefen verliest. Wer sich die Prozente ausrechnet, wird verblüfft sein. Ein Unterschied zwischen Infizierten und Erkrankten wird ohnehin nur sehr selten gemacht.
Die Mehrheit der Bürger verhält sich der staatlichen Hysterie gegenüber noch loyal, duldet die zweifelhaften, jedenfalls lästigen Maßnahmen umfassender Einschränkung teils aus Angst, teils aus redlichem Verantwortungsgefühl, verbinden sich all die Zwänge doch mit rigorosen propagandistisch forcierten ethischen Imperativen, beispielsweise: Wer keine Maske trägt, gefährdet andere! – Aber es wird bereits eifrig denunziert: In Mecklenburg-Vorpommern verwies die Polizei gerade einhundert Tagestouristen des Landes, “dank eines Zeugenhinweises”. Sie badeten wenige Meter hinter der Landesgrenze.
Wer an den obrigkeitsstaatlichen Verfahren und der übergriffigen Vormundschaftlichkeit Anstoß nimmt oder sich gar verweigert, findet sich als „Covidiot“ verunglimpft, als Verschwörungstheoretiker und mindestens als potentiell Rechter stigmatisiert, denn politisch spielt „mit Corana“ Medizinisches mit Politischem zusammen:
So, wie die Durchseuchung mit dem Virus droht, ist die Gesellschaft, propagiert der Staat, politisch durch die Rechte gefährdet. Wie es gesundheitspolitisch all der Hygiene-Maßnahmen bedarf, so sind gesellschaftlich die Aufklärungen gegen rechts notwendig.
Man kann das weiterführen: Wir, so wird zwangsvereinnahmend durchgestellt, wünschen uns das Ende der Pandemie für neuerliche Genesung und Weltgesundheit ebenso wie überhaupt die Weltgemeinschaft der guten Menschen, die allen verwerflichen Auffassungen endlich abgeschworen haben – der „Intoleranz“, dem „Nationalismus“, dem „Rassismus“ sowieso, jeglicher Gewalt, jeglicher Ungerechtigkeit, aller Diskriminierung. Das große umfassende Heil, so wird suggeriert, ist jetzt endlich und final möglich, wenn wir uns nur an die Dekrete derer halten, die es doch wissen müssen. Enjoy!
So, wie der Mensch vor der Gefahr der Ansteckung mit dem „neuartigen Corona-Virus“ geschützt ist, wenn er sich nur an die Hygiene-Vorschriften hält, so ist er vor politischen Abirrungen und Perversionen gefeit, wenn er verinnerlicht, was die Deutungsbehörden des Staates und die ihm nachgeordneten Medien gegen rechts aufbieten.
Ebenso wie „Corona“ zum Leitbegriff aller Gefährdungen wurde, stellt „rechts“ das Synonym für jegliche politische Unart dar; daher wären die „Covidioten“ nicht nur verantwortungslos bis irre, sondern latent rechts. Beides, heißt es im Gleichklang, ist unvernünftig, ja schädlich: Sich einerseits nicht an die Hygiene-Vorschriften zu halten und anderseits den Geboten der „Weltoffenheit“, „Toleranz“ und dem „Bekenntnis zur Demokratie und Europa“ sowie einer „bunten Gesellschaft“ zu verweigern. Was mit diesen Phrasen gemeint ist, erläutern die jeweiligen Durchführungsbestimmungen, denen die Agitationsbeauftragten und vor allem die staatsbürgerkundliche Bildung mit ihren ideologischen Zuschreibungen folgen.
Mehr denn je geht es gegenwärtig allein um das Bekenntnis. Und eben nicht um Urteilskraft. Dem Staat reicht die diskursfreie Anweisungs- und Sonderregelungspolitik, dem Bürger das bloßen Meinen, es ginge schon in Ordnung, was von Staats wegen von ihm verlangt wird. Ganz traditionell erweist sich als artigste und angepaßteste Truppe die Lehrerschaft. Sie schaltet vorbehaltlos alles durch, was Ministerium und Ämter von ihr verlangen, und freut sich gleich der Regierung des Exekutierens von Maßnahmen, obwohl die ihr anvertrauten Kinder seelischen Schaden nehmen, wenn ihnen gegen ihr gesundes Wesen etwa jegliche Berührung untereinander verboten ist, das Spiel unterbrochen und die Mimik verdeckt wird.
Kollegen, die sich dem verweigern, und sei es nur aus Mitleid gegenüber den Kindern, vorschriftenkulant, gedanklich oder im Wort, werden hart gemaßregelt, geht es doch sehr didaktisch angeblich um existentiell notwendige Vorsorge – sowohl im medizinischen wie im politischen Sinne. Folgerichtig werden vorzugsweise junge Referendare verbeamtet, haben sie die Politschulung doch gerade durchlaufen und sind daher einfach für die Anordnungspolitik zu rekrutieren, weitgehend unkritisch und zudem durch hohe Beamtengehälter korrumpierbar.
So, wie wir uns vor dem „neuartigen Corana-Virus“ schützen, wenn wir nur einhalten, was auf den Maskenpflicht-Plakaten steht, immunisieren wir uns gegen die Nazis, wenn wir willfährig nachzusprechen bereit sind, was das Sozialkunde-Lehrbuch an Grundüberzeugungen vorgibt. Virus und Nazi wirken, so wird mittelbar dargestellt, auf ähnliche Weise. Der als rot und stachlig plakatierte fiese Erreger infiziert unsichtbar und mobil-tückisch den Körper, der perfide braune Demagoge ähnlich unerkannt wie ein Trojaner das Bewußtsein. Geschieht das, ist es bereits zu spät; dann muß der „Überträger“ schnellstmöglich in Quarantäne. – Aus medizinischen oder politischen Gründen.
Was früher durchaus dem vitalen Meinungsstreit überlassen war (Man denke an Bundestagsdebatten der Sechziger und Siebziger.), hatte längst dem durchbefohlenem Konsens zu weichen, also der Verordnungspolitik der mittelmäßigen Mitte, die die offen Gesellschaft in eine geschlossene wandelt.
Widerspruch kann ganz logischerweise nur von rechts kommen, denn alle anderen befinden sich nun mal undifferenziert in bessermenschlicher Übereinstimmung. Aber weil er von rechts kommt, gilt der Einspruch nicht als statthaft, sondern als außerhalb jeder Ordnung stehend, mithin als gefährlich, als Fall für den Verfassungsschutz, ja eigentlich als pathologisch.
Alles, was als rechts gilt, wird dargestellt als eine ganz indiskutable Auffassung. Die Politik der Bündnisparteien von CSU bis Antifa hält es mit dem opponierenden rechten Denken etwa so, wie es Kant mit dem Bösen gegenüber dem Guten ging: Vernünftigerweise wäre das nicht zu denken. – So, wie es Corona-Zentren gibt, werden für Rechte Ausstiegsprogramme vorgehalten, ganz im Sinne einer Notfallversorgung für Einsichtige.
Was konservativ ist, was überhaupt nur Nachdenken im kritischen Sinne anmahnt, das gilt im Zuschreibungsautomatismus der Regierenden kurzschlüssig als nazistisch. Ganz ähnlich steht das Virus sogleich für den Tod. Propaganda wirkt nur, wenn sie jeder umstandslos als vermeintlich schlüssig zu verstehen meint, wenn sie also simpel ist und zur eigenen Verstärkung auf einer Welle der Angst aufschwimmt.
Bereits die Jahre vor „Corona“ waren gekennzeichnet vom Wunsch nach sterilen Verhältnissen, und zwar politisch wie medizinisch. Schon die geringste Irritation ließ das Immunsystem der offenbar immer sensibleren Menschen kollabieren und führte zu Allergieschüben. Immer mehr Intoleranzen und Unverträglichkeiten, gegenüber Lactose und Gluten etwa, aber überhaupt gegenüber der Natur allgemein. Überall böse Keime. Passend dazu erstrebte die Gesellschaft die große Reinheit: Immer schneller galt Kritik gegenüber irgendeiner Gruppe als diskriminierend, ja als ahuman und entwürdigend. Unterschiede sollten völlig nivelliert werden; Bedürfnisse waren umstandslos und ohne Gegenleistung zu befriedigen. Dazu reichten die “Bedarfe”. Eigene Anstrengungen zu verlangen verstieß gegen das Grundgebot der totalen Inklusion. Die Corona-Hysterie brachte eine Art Corona-Sozialismus hervor, der in der Bereitstellung umfassender öffentlicher Gelder bestand, die gemäß politischer Zwecke ausgekehrt wurden.
Für den Staat und seine Gefolgschaft gilt: Die rechte Opposition, die einzige, aber inkriminierte, muß entschieden bekämpft, eigentlich aber als krank und gestört behandelt werden, weil es die Rechte vernünftigerweise eben gar nicht geben dürfte, wie alle anderen Konsensparteien zu wissen meinen. Im Sinnbild: Gäbe es eine Impfung gegen rechts, würden die Kultusministerien sie sofort an die Schulen ausreichen, was immer es kostete. Aktive Immunisierung gegen rechts!
Die „Sezession“ oder die „Junge Freiheit“ zu lesen, das ist im Sinne des oben beschrieben Zusammenhangs schon mehr als ein verdächtiges Kratzen im Hals, sondern bereits ein ernstes, ein bedenkliches Symptom, das man dringend in einem politischen Test abklären sollte, um nicht zum ideologischen Superspreader zu werden, was gerade jetzt, da alles so fragil scheint, unweigerlich extrem gefährlich werden könnte.
Grobschlosser
Der "Deutschlandfunk" agitiert rund um die Uhr; der Bückbürger ist das neue Ideal. Auch der Denunziant ist wieder en vogue; das System braucht ihn - er ist überall: in Ämtern und Behörden, in Schulen, im Verein.
Bleibt die Frage: Was tun ? Kreative Köpfe haben Lösungen für das o.g. Problem - wer seine Umwelt bespitzelt, muss nicht ruhig schlafen .