Trainiert, Leute.
In den Kommentarspalten dieser Kolumne kommt immer wieder die Frage auf, wie zur Hölle es denn möglich sei, dass dieser eine Sonntagsheld quasi gleichberechtigt neben jenem anderem stehe. Was etwa ein Tommy Robinson neben dem Piloten Heinrich Ehrler verloren habe, weshalb linke Journalisten ebenso Gastauftritte hatten wie Recep Erdogan, oder das Zentrum für Politische Schönheit.
Die Frage stelle ich mir selbst auch gelegentlich. Und das obwohl ich meinte, damit schon lange meinen Frieden gemacht zu haben. Einen Sonntagshelden-Standard, an dem die Auserwählten zu messen sind, gibt es schließlich nicht. Manch‘ einer, der es lange verdient hätte, hat immer noch keine Erwähnung gefunden, andere – zum Glück nur sehr wenige – würde ich heute wahrscheinlich nicht mehr so schreiben.
Nachdem ich in der nun sich neigenden Woche quasi keinen Zugang zum (und auch keinen Bedarf an) Netzfeuilleton hatte, stand ich am gestrigen Nachmittag vor der unangenehmen Aufgabe einer intensiven und konzentrierten „News-Kur“. Im Schnelldurchlauf fischte ich die üblichen Kanäle nach Heldenmaterial ab und siehe da: Ich wurde fündig.
Immer wieder flackerte das Bild eines jungen, blutüberströmten Mannes vor meinen Augen auf, der – wie sich bei meiner Recherche herausstellte – Mitglied der belgischen Bewegung „Schild & Vrienden“ ist. Gemeinsam mit einer Handvoll Freunde war er mit einer Bande von 20 Somaliern aneinandergeraten, gegen die er sich im anschließenden Faustkampf behaupten konnte.
Dass Wilhelm Priem, der junge Aktivist aus Belgien, selbst Kampfsport betreibt, mag ihm an diesem Abend den Kragen gerettet haben. Er war in der Lage einen der Angreifer zu Boden zu schicken und sich schützend vor einen jüngeren Kameraden zu stellen. Zwar trug er eine blutige Nase und eine dicke Lippe davon, aber die große Demütigung der Wehrlosigkeit blieb aus.
Kein großer Epos diesmal, eigentlich nur eine Randnotiz, wie sie sich jeden Tag in unzähligen Großstädten Europas wiederholt. Männer kämpfen, lebenshungrige Habenichtse packen nach dem Gesetz der Eroberer zu und immer mehr Jungen müssen plötzlich und häufig unvorbereitet mit diesem Übergriff umgehen lernen.
Sie werden diese Geschichte, liebe Leser, auf die eine oder andere Art und Weise hier wahrscheinlich immer wieder lesen. Der Grund dafür ist simpel: Ich weiß, dass ich nicht nur von alternden Kommentarspaltenkriegern gelesen werde, sondern auch von dicken Computerspielern unter zwanzig, atrophischen Theorienerds und jener Sorte schmerbäuchiger Hagermänner, für die die anglophone Sprachssphäre die passende Bezeichnung „skinnyfat“ erfunden hat.
Genau für diese Leute müssen die kleinen Alltagsheldentaten von Typen wie Wilhelm Priem immer wieder erzählt werden. Sie müssen wissen, dass schon ein kleines bisschen Training, ein wenig regelmäßige Disziplin genügen kann, um derjenige zu werden, der andere mit seinem Rücken schirmt; und nicht derjenige zu sein, um den sich die eigenen Freunde im Ernstfall mit dem erniedrigenden Blick des Mitleids scharen, weil sie wissen, dass er seine Haut nicht verteidigen kann.
Sie werden’s mir also verzeihen, wenn eher häufig als selten die Straßenrowdys durch meinen Blätterwald rauschen. Und, wenn auch nur ein einziger meiner Leser sich deshalb morgen in einem Boxclub einschreibt, oder beschließt, Ringer zu werden, so hat dieser Artikel sein Ziel erreicht und ich gelobe feierlich, den ersten Monat der Mitgliedschaft zu bezahlen.
RMH
Bitte den frisch gestählten Body aber hauptsächlich für die Werbung beim anderen Geschlecht verwenden und für Nachwuchs sorgen, sonst machen es die Somalis.