Was per Titel nach einer gefahrvollen Unternehmung klingt, entpuppt sich als eine Sammlung von Altbekanntem. Botho Strauß präsentiert die Summe seiner Essays aus den Jahren zwischen 1986 und 2018. Dabei handelt es sich um Texte zur Literatur, zum Theater, zur bildenden Kunst und zum politischen Zeitgeschehen, von denen die wichtigen bereits mehrfach veröffentlicht sind. Weitgehend neu, abgesehen von dem darin ungenannt aufgegangenen Spiegel-Essay »Der letzte Deutsche« (2015), ist lediglich der fünfte Teil, den er »Sprengsel« überschrieben hat. Darin findet sich Kritisches zur Gegenwart: zur Flucht vor der Gegenwart in die Welt der Bücher, zur Erinnerungsproblematik, zum Moralismus, zum Klimawandel als »negativer Anthropozentrik« und zur Herrschaft, der von links keine Kritik mehr geboten werde. Den vergangenen »höheren Reflexionsgrad linker Kritik« sieht Strauß als Verpflichtung einer »Kritik von rechts«, die sich zunächst aber an ihrem »kategorischen Gegner«, den »Rechtsradikalen«, abarbeiten sollte. Im Gegensatz zu seinem wichtigsten Essay, dem »Anschwellenden Bocksgesang« (1993), den Strauß hier in einer abmildernd veränderten Fassung präsentiert, klingen diese neuen Texte wie die Wiederholung von zu oft Gehörtem, nicht nach Wagnis und Erhellung.
Die Expedition zu den Wächtern und Sprengmeistern. Kritische Prosa von Botho Strauß kann man hier bestellen.