Imam geh‘ ham!
Es war ein unverkennbares Zeichen der Unterwerfung, als Abdulmezid Sijamhodzic am 26.10.2015 das erste Mal anlässlich der Angelobung der neuen Rekruten des österreichischen Bundesheers sprach. Die Veranstaltung fand am geschichtsträchtigen Heldenplatz statt – unter den Augen von Prinz Eugen wünschte der bosnische Imam den angehenden Soldaten „im Namen Allahs alles Gute für den Grundwehrdienst“.
Es gab Proteste damals. Aktivisten der IBÖ hielten Schilder mit der Parole „Imam geh‘ ham!“ hoch – die Rede des Geistlichen wurde von Pfiffen und Buhrufen gestört. Ein paar Schlagzeilen und Berichte gab es, auf vielen Fotos, die während der Rede geschossen wurden, waren die gelungen platzierten Schilder zu erkennen.
2015 konnte Sijamhodzic „keine islamistischen Tendenzen“ im Gespräch mit den Soldaten des Bundesheeres feststellen; 2020 scheint das etwas anders zu sein. Am Montag ist wieder Nationalfeiertag in Österreich, an dem traditionell die neuen Rekruten angelobt werden. Ein Auftritt des Bosniers ist diesmal allerdings nicht geplant.
Tatsächlich wurde am Donnerstag bekannt, dass ihm die Ausübung seines Amtes auf Grund von Informationen des Heeres-Abwehramtes bis auf weiteres verboten sei. Grund dafür war das plötzliche und geballte Auftreten von Beweisen, die Sijamhodzic in die Nähe radikaler bosnischer Islamisten rückten.
Ich mache mir nichts vor: Es ist kein großer politischer Sieg, der hier eingefahren wird. In vorauseilendem Gehorsam ließ das österreichische Verteidigungsministerium umgehend mitteilen, dass es auch weiter Militär-Imame geben werde. Nun, einstweilen, wenigstens einen weniger, will man ergänzen.
Es ist allerdings ein durchaus beachtlicher Erfolg alternativer Medienarbeit und das sollte uns vielleicht ein wenig hellhörig werden lassen. Den unfreiwillligen Abschied des Militär-Imams haben wir dem selbsternannten „Islamistenjäger“ Irfan Peci zu verdanken. In einem gut halbstündigen Video führt der Serbe mehrere mehr oder weniger investigativ erlangte Beweise dafür an, dass Abdulmezid Sijamhodzic ein freundschaftliches Verhältnis zur bosnischen Islamistenszene pflegt.
Vieles von dem was Peci im Netz von sich gibt, hat durchaus das Potenzial Fremdscham auszulösen. Irfan Peci war mal Dschihadist. Und dass er dann V‑Mann wurde, macht die ganze Sache irgendwie nicht besser – eher im Gegenteil. Aber das ist das schöne an dieser Kolumne: Meine Lorbeerkränze wandern jede Woche weiter und ich mich muss mich nicht mit einem Menschen verbünden, um seinen Erfolg zu wertschätzen.
Die entscheidende Lektion aus dem ganzen Vorgang ist nicht, dass liberale Islamkritiker nun plötzlich wieder unsere besten Freunde sein müssen. Wichtig ist aber: Die Skandalgesellschaft kennt keine Loyalität und wenn eine gute Story es schafft, ein bestimmtes Ausmaß an Öffentlichkeit zu erreichen, dann muss sie sich auf die eine oder andere Art und Weise zu diesen „News“ verhalten.
Wer will, der kann sich Pecis Video einmal anschauen, der Großteil seiner Beweise – u.a. für die Verehrung, die Sijamhodzic dem mutmaßlichen bosnischen Kriegsverbrecher Atif Dudakovic entgegenbringt – stammt übrigens vom offenbar recht einfach zugänglichen Profil des nun Geschassten. Dass der „Investigativitätsgrad“ einer Recherche heute weniger von der Methode als von den Ergebnissen und ihrer Aufmachung abhängt, muss also kein Nachteil sein.
Und gerade, weil man uns mit dieser Art des Kontaktschuldnachweises so häufig auf die Pelle rückt, erlaube ich mir und Ihnen, werte Leser, zum Sonntagabend auch mal eine Seite lang Genugtuung darüber, dass ein Pendel stets in zwei Richtungen schwingt.
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Kurzer Nachtrag:
Auch die zur Stunde dahinplätschernde diesjährige Angelobung am Heldenplatz wird offenbar von einigen jungen Österreichern aktivistisch begleitet:
RMH
Felix Austria mal wieder, in dem Sachverhalte noch zu einem kleinen Skandal taugen, die bei uns in der "Nun sind sie halt da"- Gleichgültigkeit einfach hingenommen werden würden.
Seit Jahren ist - auch von den Mainstream-Medien dokumentiert - bspw. die enge Verflechtung des türkischen Staates mit den hier lebenden Auslandstürken bekannt und die Steuerung, die von Ankara aus erfolgt. Als kleines Schlagwort ist an dieser Stelle DITIB ausreichend. Das interessiert keinen ernsthaft mehr. Von wem und mit wem die neudeutsch so nett als "communities" bezeichneten Parallelgesellschaften (die Türken sind da ja nun wahrlich nicht die einzigen) verbandelt sind - egal, ist eben so, jetzt sind sie halt da.