Spaßfakt am Rande: Der große (unbeheizte: gelobt sei, was hart macht! Das ist Osten!) Saal im „Domstadtkino Merseburg“ umfaßt geschätzt 150 Plätze. Wir waren acht Zuschauer. Es gab im Vorfeld ein sogenanntes Riesendrama, weil sich manche Leute (nein, nicht wir!) nicht exakt auf die per Ticket zugewiesenen Plätze gesetzt hatten. „Ich kotz. Ich könnt kotzen. Ich kotz gleich“, murmelte der nervöse Kinobevollmächtigte, während er das (bejahrte) Publikum umdirigierte. Immer wieder linste er kurz in den Saal, um nötigenfalls Orgien zu verhindern.
Nun zum Film: Luisa beginnt ihr Studium, Jura. Zugleich bewirbt sie sich – eine enge Jugendfreundin, Batte, der der Film auch namentlich gewidmet ist, steht Pate – auf einen Wohnplatz in einem linksradikalen Hausbesetzerprojekt. Luisa stammt aus einem großbürgerlichen Haus. In ihrer Familie spielt man Golf, jagt und weidet die Beute aus. Luisa ist hervorragend am Gewehr. Sie ist Vegetarierin, aber keine Zimperliese. Sie weiß, wie man das Wild zerlegt – und zuckt dabei nicht mit der Wimper. Die Kamera zeigt in langen Sequenzen, wie blutig Luisa anpackt.
Wie man von dem nie verblassenden Hintergrund des warmherzigen Elternhauses – der Kontakt zu Mama und Papa bleibt gut – zur radikalen Antifa findet, darüber verliert dieser Film kein Wort. Das ist eine von vielen Leerstellen, die Regisseurin Julia von Heinz, die selbst zehn Jahre lang aktive Antifaschistin war, offenklaffen läßt.
Im Jura-Hörsaal sitzen Rechte und Spießer. (Regisseurin von Heinz hat ihr eignes Studium, sie wollte „linke Anwältin“ werden, abgebrochen.) Im siffigen Wohnprojekt hingegen herrscht unter den bunten und queeren Systemgegnern Dauerparty.
Es gibt dort eine „Hippie“-Fraktion, die in ihrem „Kampf gegen Rechts“ auf „Spaßaktionen“ und breite Bündnisse mit Parteien, Gewerkschaften und Kirchen setzt, und ein Extremistenlager. Luisa zählt sich zu letzterem. Ihr Anführer nennt sich „Alpha“, ein hübscher Kerl mit Muskeln, mit dem unsere Protagonistin bald in der Kiste landen wird – obwohl auch der dritte Protagonist mit dem sprechenden Namen „Lenor“ Interesse hätte. „Lenor“ hat kein schützendes Elternhaus wie die beiden anderen, daher ist er – so wird suggeriert – etwas zurückhaltender in Rhetorik und Tat.
Im Fokus des “Widerstandskampfes” steht die Partei „Liste 14“. Deren Farben und Logo sind exakt mit dem der AfD identisch. „Liste 14“ kungelt mit Neonazis. Diese Leute in Partei und Umfeld nun sind freilich kein heterogener Haufen, sondern dicke, stiernackige Monster oder schmierige Hetzer, die einen am Straßenrand stehenden, äußerst freundlichen Suppenküchenasiaten bei ihren „Bürgerspaziergängen“ einfach mal zusammenschlagen.
Bei Luisas erster Aktion gegen eine Kundgebung der Partei erbeutet sie ein Gegner-Handy. Die auslesbaren Daten führen zu Manfred Röhler – offenkundig in Anlehnung an den realexistierenden Geschichtsrevisionisten und rechtsterroristisch ambitionierten Manfred Röder.
Schon bei der zweiten Aktion darf Luisa bei der Antifa-Elite mitmischen. Die Truppe beobachtet, wie Rechte ihre Autos auf einem Parkplatz abstellen, um eine Veranstaltung zu besuchen. Mit sichtbarer Freude an Gewalt, unter Johlen und Wuttänzen, werden die Fahrzeuge entglast, die Reifen abgestochen.
Berauscht von der eigenen Aggression beschließt der Trupp, den Rechten aufzulauern. (Natürlich 12 Linke gegen 13 Rechte, sonst wäre es ja unfair.) Luisa opfert sich bei der folgenden Schlägerei derart auf, daß sie eine ordentliche Fleischwunde zugefügt bekommt.
Unterdessen haben unsere Widerstandskämpfer beobachtet, daß Manfred Röhler Sprengstoff lagert. Sie brechen ein und klauen das Zeug. Eigentlich würden sie es gern der Polizei übergeben (klar!), aber das brächte sie ja in Erklärungsnöte. Also vergraben sie den Sprengstoff im Wald.
Demnächst soll ein großes Patriotentreffen stattfinden, einen neues Sammlungszentrum soll eingeweiht werden. Unsere Freunde des Widerstands wollen dem eigentlich einen gründlichen Strich durch die Rechnung machen, aber da wird das linke Wohnprojekt jäh und brutal von einem polizeilichen Einsatzkommando gefilzt. Ausgerechnet die „Hippie“-Fraktion wird festgenommen. „Alpha“ und Luisa können sich aus dem Staub machen. Weil nun gegen die gesamte Siffschaft mit Ausnahme von Luisa (die noch nicht aktenkundig ist) aufgrund § 129 (Bildung krimineller Vereinigung) ermittelt wird, rät selbst „Alpha“ zur Mäßigung.
Allein Luisa – diese Wendung durchzieht genau wie die Vokabel “Widerstand” den Film – „meint es ernst“. Sie schnappt sie Jagdgewehr und massenweise Munition und legt sich auf die Lauer, nimmt jeden Einzelnen dieser fiesen Rechten ins Visier. Zunächst wird sie nicht abdrücken. Sie schmeißt die Flinte ins Korn und begibt sich unbewaffnet auf die Patriotenparty. In ganzer Länge und aus voller Kehle singen die nun ein „Lied“, aus dem ich nur einen Teil zitieren mag:
Siehst du seine Nase?
Seine Nase siehst du nicht,
Nur ist sie krumm und hässlich,
Ja dann schlag ihm ins Gesicht.
Er ist kein Mensch,
Er ist ein Jud,
Drum denk nicht nach
Und schlag ihn tot!
(Dieses Lied exisitiert offenbar wirklich. Allerdings ist es als Hörspur nicht ohne weiteres zugänglich. Ich hätte ein Probeabo bei amazon music unlimted abschließen müssen, um es anzuhören.)
Wer bis hier noch nicht wußte, um welch fiesen Untermenschen es sich bei den Rechten handelt, weiß es jetzt.
In der letzten Szene wird nun auch den friedfertigeren „Lenor“ und „Batte“ klar, daß nun Zeit für aktiven Widerstand ist: Sie lassen das gesamte, weitläufige „rechte Zentrum“ in die Luft gehen. Ob Menschen darin umkommen, bleibt unklar. Der Film hatte auch deutlich genug gezeigt, daß es um diese kaum scfhade wäre. Der Abspann läuft auf dem Hintergrund eines Flammenmeers. Nun erklärt sich auch der Filmtitel, der auf das in der NS-Zeit gerngesungene Lied „Es zittern die morschen Knochen“ anspielt. Das ist keine Ironie, das ist blutiger Ernst.
Nun gut, das ist also der Film. Ja, er ist spannend. Julia von Heinz möchte damit
“die guten Seiten und das Wertvolle der Antifa betonen. Ich möchte bei aller Kritik einen liebevollen und wertschätzenden Blick auf sie werfen. Das ist keine Phase, die hinter mir liegt. Ich bin mittendrin.”
Ein meinetwegen legitimes Ansinnen. Klar kann eine Antifafrau einen Antifafilm drehen, was spräche dagegen? Verstörend ist dies: Erstens, daß es an Jubelarien in Funk, Fernsehen und Zeitungen nicht mangelt. In der (weiten Teilen der Gesellschaft als „konservativ“ geltenden) FAZ palavert Dietmar Dath:
“Eines macht dieser Film angesichts der alltäglichen Gewalt der Rechtsextremisten sehr klar: Keine Gewalt ist auch keine Lösung.“
Daß sogar die Junge Freiheit den Film lobt, möchte ich hier nicht weiter kommentieren. Nur so viel: Der Rezensent findet, die Regisseurin lege den „linken Sumpf“ gnadenlos frei. Und er geht ernsthaft davon aus, daß die Protagonistin Luisa heißt, weil dadurch dem FridaysforFuture-Fräulein Luisa Neubauer eins mitgegeben werden soll…
Zweitens: Soeben wurde bekanntgegeben, daß ausgerechnet dieser gewaltverherrlichende Film von der deutschen Jury für den OSCAR für den besten internationalen Spielfilm ins Rennen geschickt wird.
Drittens: Das ist keine Low-Budget-Produktion einer unabhängigen Filmcrew. Gefördert wurde kräftig aus vielerlei öffentlichen Töpfen. Nur als Beispiele: 530.000 € gab der Filmförderfonds Bayern, 496.000 € der Deutsche Filmförderfonds (oberste Chefin: Monika Grütters), 310.000 € die Filmförderungsanstalt, 200.000 das medienboard Berlin-Brandenburg. Letzteres faßt den Inhalt auf seiner eigenen Seite wie folgt zusammen:
Die 20-jährige Luisa beschließt, sich gemeinsam mit ihren Freunden politisch zu engagieren. Als sie die Aufmerksamkeit von anders gesinnten Gruppen auf sich ziehen, muss Luisa sich und ihre Freunde verteidigen.
Daß in Teilen schwer kriminelle Organisationen wie die Antifa mit Staatsgeldern bekuschelt wird, ist bekannt. Eine solche Millionenwucht mit Geschenkverpackung und Aufschrift „Kunst“ aber: Das ist unglaublich.
Laurenz
Interessant wäre es, für mich zumindest, wofür die Antifa eigentlich steht? Ohne Rechte (wer bestimmt das eigentlich?), gäbe es keine Existenz-Berechtigung. Die terroristische RAF hatte wenigstens noch ein eigenes Anliegen. Antifa? Fehlanzeige. @EK, Danke für die Berichterstattung.