Sean Connery ist tot
Ich bin kein großer Cineast und auch kein großer Nachrufer, deshalb erspare ich Ihnen und mir den biographischen Abriss. Am 31. Oktober starb die schottische Schauspielerlegende Sean Connery mit 90 Jahren in seiner Wahlheimat auf den Bahamas.
Für mich gehört Connery bis heute zu jener Handvoll Schauspieler, deren Auftauchen einen Film sofort sympathisch macht. Sein Gesicht, vor Allem das ältere, steht sinnbildlich für viele Kindheitsabende, die bei der begeisterten Durchsicht mehr oder weniger alter Schinken vorbeiflogen (lief damals alles auf Kabel 1 – gibt es das noch?).
Unvergessen geblieben sind mir dabei tatsächlich nicht so sehr die Bondfilme, sondern vor Allem jener berüchtigte dritte Indiana-Jones-Film in welchem Connery den Vater des nur 12 Jahre jüngeren Harrison Ford mimte.
Irgendwie habe ich den Schotten nie losgelöst von jenem uralten Gralsritter denken können, dessen Abschiedsgruß ihn inmitten der einstürzenden Ruinen von Khazne al-Firaun innehalten lässt – eine Szene, die für mich immer etwas zutiefst mittelalterliches hatte. Ähnlich ging es mir bei den Anfangsszenen von „Der Name der Rose“ – das hatte Connery drauf, diesen kargen, mystischen Stimmungen sein Charaktergesicht zu geben.
Soviel also zum Schauspieler. Über die Person Sean Connery kann ich gar nicht so viel schreiben, aber das ist ja meistens so bei Schauspielern und um ehrlich zu sein fällt mir auf Anhieb auch gar keine Schauspielerbiographie ein, die mich wirklich interessieren würde. Wenn man ein bisschen sucht, trifft man hauptsächlich auf ein allenthalben aufgebrühtes Playboyinterview, in welchem Connery Ratschläge zum Umgang mit aufmüpfigen Ehefrauen gibt und seinen durchaus ehrenwerten Einsatz für die Unabhängigkeit Schottlands vom Vereinigten Königreich.
Es hat aber wohl schon seine Richtigkeit, dass Connery im 21. Jahrhundert doch relativ rasch von der Bildfläche verschwand und die Leute nur noch gelegentlich daran erinnerte, dass man auch jenseits der 80 noch wie ein Mann aussehen und sprechen kann. Man wird wohl besonders jene alteuropäische Hollywood-Männlichkeit, die Connery vielen seiner Rollen so intensiv eingeprägt hatte, dass auch seine Bond-Nachfolger kaum je davon wegkamen, ohne sich zu blamieren, für immer mit seinem Namen verbinden.
Ein Jammer ist es trotzdem um den hochgewachsenen Schotten, ein paar Rollen hätte ich ihm gerne noch zugemutet: Etwa den (von ihm leider abgelehnter) Gandalf, den er wohl wesentlich wodanischer gespielt hätte als Ian McKellen, oder aber – Apropos Gralsritter – die Hauptrolle in einer Filmbiographie „Das Leben des Jean Raspail“. Der weltenbummelnde Franzose verkörpert vom in die Jahre gekommenen und unbelehrbaren Schotten…
Lieber nicht? Es ist wahrscheinlich besser so – vielleicht ist es auch bloß der Bart, der mich auf die Idee brachte. Ruhe in Frieden, Sean Connery.
Laurenz
Sean Connery hatte vor allem, wie Sie schreiben, als älterer Herr Charme, verkörperte Ehrwürdigkeit. Man muß den Film "Highlander" nicht mögen, aber die Kamera-Einstellungen sind oft klasse. Der Film kostete seinerzeit nur 11 Mio. US$, alleine 1 Mio. für Sean Connery, auch Geld, was in die schottische Unabhängigkeit gesteckt wurde. Queen nahm für die Film-Musik kein Geld, behielt aber die Rechte an der Musik, auch ein Geschäft. Und was Schauspieler-Biographien angeht, so haben Sie, TLW, natürlich Recht. Aber immerhin wurde sogar mal ein Schauspieler Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Und wenn Sie heute Guido Reil fragen, so sitzen im EU-Parlament nur Schauspieler, die schlechtes Theater machen.