PENG-Kollektiv? Zentrum für politische Schönheit? Schnellroda? Wir rätseln.
Lange Zeit galt die CDU, und in ihr insbesondere das Merz-Lager als Bollwerk amerikafreundlicher Gesinnung. Das könnte sich nun ändern. Scheinbar unbemerkt von den wachen Augen der Blackrock-Schergen, der sinistren Herrenrunden und der ambitionierten Umsetzer des parteiinternen Hygienekonzeptes hat sich ein Maulwurf in den zigarrengeschwängerten Gleichklang des transatlantischen Ensembles geschlichen.
Seit Jahren immer knapp unter dem Radar befindlich, hat sich Linnéa Findeklee alias “Dr. Konservativ” mit stetigem Fleiß eine (sicherlich vornehmlich männliche) Unterstützerschaft (vulgo: Fanbase) in der Union erarbeitet.
Allein das Füllen des obligatorischen “Parteifreunde-Fotoalbums” – ein Muß für jeden Nachwuchspolitiker – dürfte Jahre gedauert haben. Und doch: Die strebsame Niedersächsin (nach Eigenangabe: „Islamkritiker. Sturmfest. Erdverwachsen. Hardliner.”) ließ sich von ihrer Mission nicht abbringen.
Neben Bildern mit Peter Altmaier und Werner Patzelt errang sie durch ambitionierten Selfie-Einsatz sogar das begehrte neokonservative „M‑Triple” (Mitsch, Maaßen, Merz); bis Juni war sie zudem Vorstandsmitglied der niedersächsischen Werte Union. Bis dahin war es ihr stets gelungen, die inhaltliche Banalität der Auswürfe ihrer Parteikollegen mit großer Liebe zum Detail und zur Belanglosigkeit nachzuahmen.
Man führe sich etwa diesen Passus eines am Hohenzollerndamm geführten Interviews zu Gemüte:
„Wir stehen für eine bürgerlich-konservative Politik. Genau dafür steht auch unsere CDU und die CSU, nur unter Merkel gerieten die konservativen Werte und unsere Kernthemen in Vergessenheit.”
Herrlich! Das flutscht so richtig runter, wie ein McFlurry zum Frühstück. Zum guten Ton in diesen Reihen gehört allerdings nicht nur die wortreiche Kritik an der Kanzlerin, sondern auch die stillschweigende Vereinbarung, daß dieselbe immer so zu üben ist, daß sie möglichst folgenlos bleiben möge. Und so mußte Linnéa Findeklee schmerzhaft lernen, wie schnell man auf so einem gutgeschmierten Parteiparkett ausrutschen kann.
Kaum ein paar Tage nach einem bissigen Kommentar über Angela Merkels Schulzeit, welche diese offenbar unter anderem an der Seite der linkextremen Verfassungsrichterin Barbara Borchardt verbrachte, flog die liberal-konservative Nachwuchshoffnung in hohem Bogen aus der Werte Union hinaus. Vielleicht war dieser Rausschmiss das Startsignal, jedenfalls hat Findeklee nun begonnen, ihre offenbar lange ausgeklügelte Zersetzungsstrategie in die Tat umzusetzen.
Im Rahmen einer genau orchestrierten Aufklärungskampagne konfrontiert die 23-Jährige seit einiger Zeit ihre immerhin fast 17.000 Follower mit den üblen Folgen der transatlantischen Inverventionspolitik in Europa und dem Rest der Welt. Die notwendige Behutsamkeit bei der allmählichen Aufklärung ihrer Unterstützerschaft beherrscht sie dabei gekonnt.
„Soldaten Schützen – Drohnen beschaffen“
schreibt sie etwa am 16. Dezember auf Twitter – das ist subversiver Zynismus mit doppeltem Boden, wie man ihn seit der Verleihung des Friedensnobelpreises an Barack Obama nicht mehr gesehen hat.
Wenige Tage später legt Findeklee sogar noch nach, diesmal geht es um die Rolle der Vereinigten Staaten bei der voranschreitenden Einvermarktung der Restwelt:
„Stellt euch bitte mal eine Welt ohne die USA vor. Kein WhatsApp, kein Twitter, kein Facebook, kein Apple, keine Jeans, kein Starbucks, kein McDonalds, kein Hollywood und keine Demokratisierung in vielen Teilen der Welt.“
Ich weiß nicht, wer außer Lichtmesz mit dem Satire-Account Titania McGrath vertraut ist, aber an luzider Genialität steht Findeklees Parodie einer neokonservativen Nachwuchspolitikerin diesem Phänomen wirklich in nichts nach. Und dabei ist sie auf der Höhe der Zeit: McDonald‘s und Hollywood müssen sein, klar. Die gläserne Reliefflasche mit dem roten Etikett hingegen scheint als transatlantisches Symbol schon auf dem Rückzug zu sein, hier tritt nun das Netzwerk der großen Datenverwerter in den Vordergrund.
Sogar an das deutsche Trauma der Reeducation traut sich Findeklee heran:
„Die USA hat unser Demokratieverständnis und unsere Geschichte entscheidend mitgeprägt. Ohne die USA wäre unsere westliche Gesellschaft und Deutschland nicht dort, wo wir heute sind. Das Land ist in vielen Bereichen Motor von Innovation und Veränderung. @Transatlantiker“
Wirklich: Wann wurden die Umerziehung der Deutschen durch die alliierte Besatzungsmacht zuletzt mit so deutlichen Worten – und das aus der CDU! – angeprangert? Ich halte diese Unterwanderung für eine veritable, wenn auch sehr aufwendige Strategie. Wer indes bereit ist, so langfristig zu planen und genug molluskenhaften Weichkäse von sich zu geben um irgendwann weit genug ins Rampenlicht gerutscht zu sein, damit die eigenen roten Pillen nicht im wertkonservativen Gleichklang untergehen, der möge sich also Frau Findeklee anschließen.
Bleibt nur die Frage, wem eine solche Teufelei zuzutrauen ist? Ähnlich kreative Aktionen kennt man sonst vor allem von Links – etwa vom PENG!-Kollektiv, oder dem Zentrum für politische Schönheit. Andererseits: Wer weiß schon, welche Fallnetze der Chef in der Düsternis seines kerzenbeleuchteten Rittergutes spinnt, wenn am späten Abend der letzte Podcast eingedreht ist. Mit Kollegin Kositza verfügt er in jedem Fall über eine twittergeschulte Komplizin, die mit den zeichenbeschränkten Untiefen der Schnellnachrichtendienste wohlvertraut ist.
Was ich jedenfalls weiß ist, daß unserem Lager trotz Allem ein gewisses Maß an politischer Boshaftigkeit zuzutrauen ist. Wer immer also die Idee zum Satireprojekt “Linnéa Findeklee” hatte – er möge vortreten und seinen Lorbeerkranz beanspruchen! Bis dahin wünsche ich allen Lesern einen besinnlichen vierten Advent und immer genug Coca Cola im Kühlschrank.
Amos
Hallo Herr Wessels, bitte nicht so gehässig! Muss man nicht froh sein um jeden/ jede auf (im Großen und Ganzen) unserer Seite? Die Frage, was ist konservativ? Scheint ja kein so dünnes Brett zu sein. Viel Literatur wäre nicht geschrieben worden und Roger Scruton wäre nicht zu dem sagenhaften Schluss gelangt: „Konservatismus ist Liebe*“, wenn alles so einfach wäre.
*seit Neuestem auch „Liebe“ sind:„Impfen“, bzw. gerade nicht Impfen, für oder gegen Coronamassnahmen demonstrieren, je nachdem wie man gerade (oder „quer“, mit einem „e“) in die Welt hineinblickt...