Sonntagsheld (170) – Wiener Widerstand

In Österreich regt sich was

In Öster­reich regt sich was

Aus­ge­rech­net die eher demons­tra­ti­ons­fau­le Alpen­re­pu­blik erlebt die­ser Tage die größ­ten dis­si­den­ten Pro­tes­te der ver­gan­ge­nen Jah­re: Zwi­schen 10.000 und 20.000 Demons­tran­ten ver­sam­mel­ten sich am ver­gan­ge­nen Sams­tag, um gegen die Regie­rung Kurz und die von ihr beschlos­se­nen Coro­na-Maß­nah­men auf die Stra­ße zu gehen. 

Beson­ders optisch unter­schied sich der Demons­tra­ti­ons­zug dabei von den bun­des­deut­schen Kund­ge­bun­gen und Pro­test­zü­gen im ver­gan­ge­nen Som­mer: Wenig Regen­bo­gen­fah­nen, viel Natio­nal­flag­gen, wenig Freaks, viel augen­schein­li­cher Mit­tel­stand – nicht soviel Hap­pe­ning, mehr tief­sit­zen­de Unzufriedenheit.

Das mag eine öster­rei­chi­sche Eigen­heit sein, aber die Situa­ti­on ist jetzt im Win­ter nach dem Aus­fall der ver­söh­nen­den Dezem­ber­sa­tur­na­li­en auch eine ande­re. Ein klam­mes Weih­nachts­fest und ein abge­schnür­ter Jah­res­wech­sel haben Spu­ren hin­ter­las­sen. Bereits seit meh­re­ren Wochen fin­den in unre­gel­mä­ßi­gen Abstän­den Kund­ge­bun­gen und Demos in unter­schied­li­chen Städ­ten, dar­un­ter Graz und Linz, statt. 

Wie sich die­se Dyna­mik ent­wi­ckeln und was sie aus­tra­gen wird, ist noch nicht abzu­se­hen. Die rei­ne Prä­senz der Men­schen auf der Stra­ße wird einst­wei­len sicher kei­ne maß­geb­li­che poli­ti­sche Ver­än­de­rung aus­tra­gen. Aber das muss sie auch nicht.

Sie kann und muss indes ein Aus­gangs­punkt dafür sein, dass immer mehr Men­schen dem geka­per­ten Staat auf eine Art und Wei­se ver­lo­ren­ge­hen, die nicht rück­gän­gig zu machen ist. Ein Schritt, der sie in Berei­che führt, die den Hygie­ne­wäch­tern nicht ohne wei­te­res zugäng­lich sind.

Wo die gro­ßen Tech­nik­un­ter­neh­men sich im Ver­bund mit Regie­run­gen, Medi­en und Wirt­schaft beflei­ßi­gen, alles Zwi­schen­mensch­li­che in die auf Knopf­druck regu­lier­ba­re Vir­tua­li­tät zu zwin­gen, erhält das ver­trau­li­che Gespräch im Wald, der schwarz­ge­zahl­te Haar­schnitt im geschlos­se­nen Fri­seur­sa­lon, die wider­stän­di­ge Kon­spi­ra­ti­on im ver­bo­ten gro­ßen Freun­des­kreis eine neue Qua­li­tät. 

Die 10.000 Öster­rei­cher die in Wien auf die Stra­ße gegan­gen sind, tre­ten nun in die­se Räu­me ein. Sie mögen dabei unter­schied­lichs­te Grün­de dafür haben, ihrem Unmut Aus­druck zu verleihen.

Den einen treibt die finan­zi­el­le Not und der dro­hen­de wirt­schaft­li­che Kol­laps des eige­nen Haus­hal­tes.  Ande­re über­bli­cken das Pan­ora­ma und neh­men schmerz­haft wahr, mit wel­cher hol­ly­woo­des­quen Geschwin­dig­keit die depres­si­ven Dys­to­pien aus Lite­ra­tur und Film Ein­zug in den geleb­ten All­tag der Men­schen hal­ten. Und sicher, es mag auch hier die­je­ni­gen geben, die man eh über­all sieht, wo was los ist; die eben zu einer Demons­tra­ti­on gehen wie man zu einem Fuß­ball­spiel geht.

Aber wo das Lachen gegen die Mas­ke steht, der Hand­schlag gegen die Ellen­bo­gen-Gesell­schaft und die herz­li­che Umar­mung gegen die staat­lich ver­ord­ne­te Iso­la­ti­on, da merkt  jeder Men­schen, von dem noch etwas zu hal­ten ist, dass hier etwas Gutes wächst.

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Kommentare (41)

Laurenz

17. Januar 2021 18:11

Die mutierten Süd-Preußen, Hoch soll'n Sie Leben.

Caroline Sommerfeld

17. Januar 2021 18:59

Das schwerste Verbrechen berichtete der KURIER: "Es wurde getanzt, Demonstranten umarmten sich und begrüßten einander mit Küssen".

Keinerlei "Herausfiltern" irgendwelcher Personen (vorher ließ der Innenminister aufhorchen durch den Plan, "ehemalige Mitglieder der IB herauszufiltern"). Größte Transparente von IB-Nachfolger "DÖ5". Hat wohl keiner mitbekommen, wer das war. Aufgeräumte Atmosphäre, Friede, Freude, "Maskenlos durch die Stadt"-Geträller. Die Mischung aus Goa-Rasta-Szene und Trachtenjanker-Lederhose-Österreichflagge, dazwischen unsereiner. Altersdurchschnitt etwa 45, die anderthalb jüngeren Generationen sind als digital natives gut vorideologisiert.

paernu

17. Januar 2021 20:04

Ich kann mich noch sehr gut an die Diskussion hier im Forum zu der Demo in Berlin erinnern. Bei der Martin Sellner auch anwesend war. Wie soll man die Demonstraten einordnen. Links, Rechts, Spassgesellschaften oder doch eher Patrioten.

Es zeigt sich bei allen Demonstrationen das der Begriff Patriotismus an Gewicht gewinnt. Die Leute fangen an sich Gedanken zu machen, was ist unser Wesen, was ist unsere Gesellschaft in der wir leben wollen. Ob alle die gleiche Auffassung von Politik teilen, lässt sich nicht sagen. Eines finde ich wird jedoch deutlich, der Begriff des Eigenen oder was bin ich, was sind meine Wurzeln, wo will ich sein, wer ist mit mir. Der ist in dieser Situation gestärkt worden.

Es gibt heute mehr Patriotismus in der Gruppe derjenigen, die sich gegen die Globalisierer und Corona-Pusher wenden, als vor 10 Monaten.

Der Keim ist gesprossen, es fängt an zu wachsen.

Solution

17. Januar 2021 23:51

Volle Zustimmung. Nachdem die - völlig verdient - dahinsiechende Meuthen-AfD sich von der "Straße" deutlich distanziert hat, sieht man, wie diese Trottel falsch gelegen haben. 2021 wird das Jahr der Demonstrationen und Unruhen werden. Die Realität holt alle diejenigen ein, die in einer Simulation gelebt haben. 

RMH

18. Januar 2021 07:05

In den deutschen "Leit (d)"-Medien wird diese Demo offenbar mit dem Mantel des Schweigens bedacht (verwundert nicht, aber wer weiß, evtl. kommt noch was).

Heute, 18. Januar 2021:

Der Tag der Kaiserproklamation, der Gründung des zweiten deutschen Kaiserreiches jährt sich zum 150ten mal. Es war die sog. kleindeutsche Lösung. Daraus wurde in 150 Jahren die kleinstdeutsche Lösung mit einem auf mehr als nur deutsche Kernländer amputierten Österreich (faktisch gingen auch große Teile deutsch bevölkerter Gebiete in den abgetrennten Teilen des k u k Reiches verloren - ein schwerer Schlag für ganz Deutschland). Nach Jahrzehnten der Distanzierung und des Lebens unter der Lüge des Opfermythos wird es Zeit, dass sich Österreich seiner Möglichkeiten im Hinblick auf seine nördlichen Brüder und Schwester wieder deutlich bewusster wird (nicht zu vergessen, die südlichen in Südtirol). Diese Möglichkeiten erzeugen auch Verantwortung. Deutsche Fahnen bei einer Demo zu zeigen, wären ein erster, kleiner Schritt. 10.000 Deutsche gingen in Wien auf die Straßen, im Lande Österreich.

Das ganze Deutschland soll es sein!

Maiordomus

18. Januar 2021 08:20

Es wäre nicht verboten, vernünftig zu sein. Einerseits sich dem Impfzwang widersetzen, andererseits doch der Vernunft im Alltag keine Absage erteilen. Wenn man in der eigenen Familie und Verwandtschaft Fälle hat, und zwar solche mit Symptomen, in einem Fall lebensgefährlich, sieht man es natürlich anders; wobei gerade hier Impf-Verweigerer unter Umständen sich beschimpfen lassen müssen. Die politische Aufschlüsselung der Geschichte mit dieser oder jener Instrumentalisierung ist nicht so einfach. Soeben erhielt ich von der Gesellschaft Schweiz - Palästina einen Hinweis auf Impf-Apartheid im angeblichen Impf-Vorzeigeland Israel. Der Absender dieser Mitteilung war, so weit ich weiss, bis anhin aber seit Jahrzehnten Impf-Verweigerer. 

Ein gebuertiger Hesse

18. Januar 2021 11:34

In Sachen Corona und Impfung:

Die Weltwirtschaft sowie die grundlegendsten Freiheitsrechte werden runtergefahren wegen einer GRIPPE? Den Leuten, und zwar allen, soll ein geradezu grotesk unerforschtes Präparat gegen eben diese verarbreicht werden, ansonsten sie nicht und vielleicht nie mehr auch nur eine Kneipe oder ein Kino betreten dürfen? Get real.

https://www.youtube.com/watch?v=pvbOycaHiBY

 

Maiordomus

18. Januar 2021 11:55

@ "Das ganze Deutschland soll es sein." Beim Lied von Ernst Moritz Arndt, mir seit 1961 bekannt, interessanterweise als Schullektüre, gehört die Schweiz dazu, unbeschadet nun mal vom Schwabenkrieg 1499 und der Abtrennung vom Reich beim Westfälischen Frieden 1648. Selbe würde ich gerne im Gegensatz zum 20jährigen Friedrich Dürrenmatt 1941 auf das "ganze Deutschland" (der Freiheit zuliebe) pfeifen, würde die Schweiz nicht im Moment sogar das Land sein mit der relativ grössten Impf-Euphorie; wobei aber, siehe oben, nicht mal das Gegenteil des Falschen richtig ist. Nein, das ganze Deutschland muss es nicht sein; aber ein freieres Deutschland als dasjenige, auf welches die Klagen Hölderlins aus "Hyperion" so unsäglich zutreffen wie das heutige. Hölderlins Deutschland-Bild sollte uns näher liegen als dasjenige von Arndt; sehe auch, dass ein eigenes demokratisches Ostmitteldeutschland, wie es ein Grass und noch andere wollten, aus heutiger Sicht wohl nicht das letzte gewesen wäre. Es stünde dem derzeitigen Polen, Tschechien und Ungarn näher als dem baldigen Laschet-Konform-Deutschland. 

Lotta Vorbeck

18. Januar 2021 13:35

@Maiordomus - 18. Januar 2021 - 08:20 AM

"Wenn man in der eigenen Familie und Verwandtschaft Fälle hat, und zwar solche mit Symptomen ..."

---

... die möglicherweise exakt den Symptomen der jahrhundertelang während der naßkalten Jahreszeit in hiesigen Gefilden grassierenden, nunmehr auf wundersame Weise verschwundenen Influenza genannten Krankheit entsprechen ...

Laurenz

18. Januar 2021 14:12

@RMH

"Deutsche Fahnen bei einer Demo zu zeigen, wären ein erster, kleiner Schritt. 10.000 Deutsche gingen in Wien auf die Straßen, im Lande Österreich.Das ganze Deutschland soll es sein!"

Ihre Erinnerung an das Jubiläum ist korrekt. Aber Sie sollten dann auch die ganze Geschichte zitieren. Bismarck wünschte keinen degenerierten Schweizer Adel mit der Kaiserkrone, sondern den "etwas frischeren" alemannischen Adel der Hohenzollern. Bismarck, unser letztes politisches Genie, wußte nur zu genau, daß die Habsburger Ansprüche auf die Kaiserkrone geltend machen würden, und daß es dafür weder eine diplomatische, noch eine politische Lösung gab.

Für eine große und korrekte Lösung hätte Österreich-Ungarn seinen eigenen Kaiser absetzen müssen. Aber es ist doch nachvollziehbar, daß die Mehrheit des Deutschen Bundes nicht unter völlig irren Habsburgern leben wollten.

Und wenn Sie mich fragen, waren auch die Hohenzollern keine optimale Lösung. Es sollten immer die Besten an der Spitze stehen. Bismarck hätte selbst Kaiser werden müssen, ohne zwingende Erbfolge.

Valjean72

18. Januar 2021 16:13

@RMH:

Heute, 18. Januar 2021:

Der Tag der Kaiserproklamation, der Gründung des zweiten deutschen Kaiserreiches jährt sich zum 150ten mal. Es war die sog. kleindeutsche Lösung. Daraus wurde in 150 Jahren die kleinstdeutsche Lösung

Vielen Dank, dass Sie auf dieses historische Jubiläum hinweisen und auch darüber hinaus kann mich in diesem Fall Ihrem Kommentar vollumfänglich anschließen.

Ordo

18. Januar 2021 19:32

Altersschnitt so um die 50? Also die künftigen Fußtruppen der Revolution waren es nicht. Aber vielleicht reicht es ja zumindest für ein paar verbale Streicheleinheiten der Regierung und einen runden Tisch. Wie hoch ist eigentlich der Altersschnitt im Silicon Valley und bei den Grünen? 

Maiordomus

18. Januar 2021 20:19

@Vorbeck. Es war klar schlimmer, mein Bruder schwebte wirklich zwischen Leben und Tod...

anatol broder

18. Januar 2021 21:43

@ maiordomus 20:19

mein Bruder schwebte wirklich zwischen Leben und Tod 

  1. wie alt war der bruder bei der erkrankung?
  2. welche krankengeschichte hatte der bruder?
  3. welcher arzt verortete den bruder zwischen leben und tod?
  4. wie geht es dem bruder heute?

von jemandem, der zügellos von eigener historischer forschung berichtet, lieber maiordomus, erwarte ich etwas mehr daten. ansonsten ist diese kurzgeschichte witzlos.

Gracchus

18. Januar 2021 23:29

Immerhin: gar nicht mal so wenig.

Ich weiß nicht mehr, was ich zu dem Thema noch sagen soll. Es ist für meine Begriffe offensichtlich, dass sich die Exekutive total vergaloppiert hat und blindwütig, allen voran Merkel, von der man in puncto Selbstkorrektur aber auch nichts Anderes erwarten kann, an ihrem Kurs festhält. Müsste ich ein Stimmungsbild des Landes zeichnen: versunken in Depression. 

 

Cugel

18. Januar 2021 23:54

@Lotta Vorbeck

Interessante Information der für Stendal zuständigen Amtsärztin:

https://youtu.be/OhFVI7D3sGA

Lotta Vorbeck

19. Januar 2021 00:45

@Maiordomus - 18. Januar 2021 - 08:19 PM

Es war klar schlimmer, mein Bruder schwebte wirklich zwischen Leben und Tod...

---

Die (echte) Grippe aka Influenza aka Virusgrippe ist von jeher eine potentiell letal verlaufende Krankheit.

Laurenz

19. Januar 2021 01:11

@Maiordomus @Lotta Vorbeck

Na klar, aus eigener Erfahrung oder der Erfahrung aus dem Bekanntenkreis, kann ich Ihnen versichern, das kann einem auch mit Grippe, Lungen-, Rippenfell- oder Mandelentzündung passieren. Aber verstehen Sie, Impfungen bieten dem keinen Einhalt. Das Leben endet immer tödlich.

RMH

19. Januar 2021 07:18

Nochmals: Das ganze Deutschland!

Das Verharren und sich gemütlich machen in Regionalpatriotismen ist Feigheit vor dem Feind. Man findet dieses Verhalten überall - als in Bayern wohnender widert mich das sich in Seppel-Bräuchen suhlende Pack fast schon an, spätestens aber seit dem durch Folklore-Landhaus-Stil es zum universalen Modeartikel geworden ist und weltweit verramscht wird.

Der Regionalpatriotismus findet seinen Sinn nur in einem gesamtdeutschen Patriotismus - warum sollte man sich auf die Stufe eines x-beliebigen, bei Bedarf eben vom Globalismus wegblasbaren Negervölkchens zur Befriedung seiner Heimatbedürfnisse reduzieren? Glaubt man, wenn man sich klein wegduckt und weiß-blaue oder rot weiße Fähnchen wedelt, hat man irgendwelchen Welpenschutz? 

Warum perpetuieren die Österreicher das widernatürliche, von außen historisch gleich 2 x aufoktroyierte Anschlussverbot bis in alle Ewigkeit? Macht es ihnen Spaß, über die Stöckchen anderer zu springen? Nein, es war einfach bequemer, sich im eigenen Mief einzurichten und statt Wiener-Würstchen eben Frankfurter zu sagen.

Ein Mangel an Identität sollte nicht mit Folklore kompensiert werden. Das hat Onanie-Charakter.

Franz Bettinger

19. Januar 2021 08:42

Elf Fragen an Merkels karnevalistischen Elfer-Rat: Wenn ich mich oder gar wir alle uns impfen lassen …

1. Sind die anderen geschützt? Regime: Wir wissen es nicht.
2. Darf ich dann wieder reisen, wie ich will?  Regime: Nein.
3. Kann ich dann aufhören, die Maske zu tragen? R: Nein. 
4. Kann ich dann die soziale Distanzierung beenden? R: Nein.
5. Kann ich aufhören, meine Hände zu desinfizieren? R: Nein.
6. Bin ich dann gegen C resistent? R: Wir wissen es nicht. 
7. Bin ich dann für andere nicht mehr ansteckend? R: Nein.
8. Werden dann Kinos und Stadien wieder geöffnet? R: Nein.
9. Läuft die Schule dann wieder normal? Regime: Nein.
10. Können dann Bars wieder eröffnet werden? R: Nein. 
11. Was ist dann der Vorteil des Impfens? Regierung: Wir verlieren unser Gesicht nicht.

Franz Bettinger

19. Januar 2021 08:48

@Majordomus: Man kann an vielem sterben; eher selten an Corona. Häufiger schon an Influenza. Da hat @Lotta völlig recht. Woher wollen Sie wissen, an was ihr Bruder erkrankt war? Auf wie viele Viren +Bakterien hat man ihn untersucht?

Franz Bettinger

19. Januar 2021 08:51

@Silberzunge: Es ist mir nach den gefälschten US-Wahlen, bei denen multiple Fälschungsmethoden zum Tragen kamen und offenkundig wurden, unerklärlich, dass man immer noch an faire Wahlergebnisse oder sogar an die viel einfacher zu fälschenden Umfrageergebnisse glauben kann. Kein Mensch (auch nicht in der AfD) scheint sich dieses Kardinalproblems annehmen zu wollen. Wahl-Fälschungen muss zwingend die Fälschung von Umfragen vorausgehen. Bei beidem werden seit langem ! manuelle und maschinelle (digitale) Korrektur-Schlüssel verwendet. Es ist erwiesen, dass in den 80-ern die Grünen, in den 90-ern die Linken und bei den letzten Wahlen die AfD massiv benachteiligt wurden. (Nein, die Quellen dazu liegen mir nicht mehr vor.) 

Maiordomus

19. Januar 2021 10:39

@Ihre lächerlichen Sprüche betr. die angedeutete Krankengeschichte, die mir sehr wohl bekannt ist und die nicht hierher gehört, sind diskursiv unbrauchbar. Selbstverständlich gehe ich wegen meiner Proportionierung besonders zur Geschichte der Pandemien noch längst als Corona-Leugner durch. Habe mich auch mit Spitzenwissenschaftlern der Medizin ausgetauscht, den drei besten meines Landes, die auch erkenntnistheoretisch auf der Höhe sind und gerade hier sicheres Wissen ausschliessen, auch betonen, dass alle oder praktisch alle regierungsamtlich tätigen auf Konsens-Objektivität angewiesen sind und dass es selbstverständlich in diesem Bereich keine offene Debatte gibt. Und natürlich lohnt es sich immer, sich z.B. mit Bestattern auch vertraulich zu unterhalten. Von hier kamen auch aus deutschen Städten noch interessante Nachrichten. Bei Weiterleitung hörre ich regelmässig, man wolle solche Sachen nicht mehr zur Kenntnis nehmen. Wir sind insofern in der Tat in einer Phase, die mit den sehr oft pandemiebedingten Hexenprozessen vergleichbar ist. 

quarz

19. Januar 2021 10:44

@RMH

Auf lange Sicht mag die Perspektive der politischen Integration aller Deutschen in einem Staat ein würdiges Ziel sein. Kurz- und mittelfristig scheint aber eher das Gegenteil strategisch wichtig zu sein. Staatsgrenzen, die quer  durch das Siedlungsgebiet des deutschen Volkes verlaufen, können auch - analog den Schotten bei einem Schiff - die nützliche Funktion haben, eindringendes politisches Gift wenigstens von Teilen des Volkes abzuhalten und diesen Teilen damit (auch zum Wohle der anderen Teile) die ethnische Handlungsfähigkeit zu erhalten.

Maiordomus

19. Januar 2021 11:22

@Bettinger. Ja, so läuft es nun mal mit der Fragestellungen. Sie müssen noch das Massenpsychologische miteinbeziehen. Wer die härtesten Massnahmen fordert, vgl. Söder, gilt als der vergleichbar Mächtigste; Sie müssen dies durchaus als Strategie eines Kanzlerkandidaten analysieren. Mit der sog. Wahrheit oder auch nur elementarsten Überlegungen der praktischen Vernunft hat es wenig zu tun. 

RMH

19. Januar 2021 11:39

@quarz,

Ich will mich natürlich nicht an Staatsgrenzen festbeißen oder gar meinen, an den verschiedenen Staaten würde sich schnell etwas ändern oder ein einheitlicher Staat wäre allein glückseligmachend. Was aber aufstößt, ist die mit den Staatsgrenzen oft verbundene Leugnung des Deutschseins. Gerade in Österreichterreich gehört es mittlerweile zum notwendig falschen Bewusstsein der Staatsräson, zu denken, man sei was anderes als Deutsche. Selbst in Oberbayern denken manche, sie seien keine Deutsche. Zur Aufrechterhaltung des Bewusstseins einer deutschen Identität ist großdeutsches Denken notwendig. Ob dann irgendwann mal ein einiger Staat draus wird, wissen allein die Götter.

anatol broder

19. Januar 2021 11:58

@ maiordomus 10:39

danke für die wertvollen hinweise. darüber sprach ich mit den drei besten clowns meines landes. sie verwiesen auf die forschung von loriot, der die deutsche konsens-objektivität am besten verstand. die vierte meinung holte ich mir deshalb an seinem grab, indem ich deine antwort dort laut vorlas. die dadurch verursachte rotation liess einige badeenten, die loriots grab schmücken, fallen. jetzt bin ich sicher: corona ist eine ente.

Laurenz

19. Januar 2021 12:23

@Maiordomus

Krankheiten zu haben, ist nichts peinliches. Es ist gelinde gesagt, Pech, sie zu bekommen. Im Jahre 2010 bin ich beinahe selbst an einer Rippenfell- und seltenen Art von Lungenentzündung verreckt. Nach 5 zwecklosen Tagen im alten Kreiskrankenhaus zu Bad Homburg, schickte mich der Chefarzt nach Hofheim, zu einem Facharzt. Dieser Chefarzt der Lungenabteilung zu Hofheim holte mich von der Schippe und Sie haben es Ihm zu verdanken, daß Sie mich auf der SiN ertragen müssen. Seitdem, damals über Monate mit Kortison vollgepumpt, bin ich dick. Aber lieber fett als tot.

Und wenn man dem Tod schon mal ins Antlitz geschaut hat, relativiert sich das meiste und reduziert alles auf des wesentliche, auch wenn man Jahre braucht, das zu realisieren.

Maiordomus

19. Januar 2021 12:59

@Es ist richtig, dass Humoristen die Situation im Gesundheitswesen oft richtig einschätzen, so von Hans Sachs über Molière bis Bernard Shaw, zu schweigen vom Kuckucksnest-Film. Es ist übrigens wirklich möglich, mit Leuten, die Weltspitze sind, in Kontakt zu kommen,, wenn man sich entsprechend bemüht. Es ist auch möglich, innert Jahresfrist die 200 besten Titel zur Pandemie-Geschichte zu konsultieren, wenn bereits vorausgehende Forschungen geleistet wurden. Ich habe auf diesem Gebiet mich sicher stärker erkundigt als irgendein Politiker, bilde mir darauf aber nichts ein. 

heinrichbrueck

19. Januar 2021 14:06

„11. Was ist dann der Vorteil des Impfens? Regierung: Wir verlieren unser Gesicht nicht.“

Dieser Punkt sticht heraus. Aus Regime wird Regierung, mit Regierung wahrscheinlich Merkel assoziiert. Ein Widerspruch, denn Merkel ist nicht Corona. Corona ist ein globales Phänomen. Und die Antwort?

„Wer die härtesten Massnahmen fordert, vgl. Söder, gilt als der vergleichbar Mächtigste; Sie müssen dies durchaus als Strategie eines Kanzlerkandidaten analysieren.“

Es reicht zwar nicht ganz, irgendwelche Forderungen zu präsentieren, um Kanzler werden zu dürfen, aber Begründungen in einer Demokratie sind ohnehin eine Sache für sich. Bevor ein Kandidat Kanzler werden kann, kennt ihn sogar die letzte Kirchenmaus, so sehr wird sein Profil medial angepriesen. Alle anderen Feinheiten werden über Wählermanipulation angerichtet, auch wenn der Demokrat es nicht gerne hört. Spielt es überhaupt eine Rolle, wer Bundeskanzler wird? Eigentlich nicht. Die Entwicklung zeigt den Niedergang, mit jedem Bundeskanzlerwechsel schlechter (sogar innerhalb einer Merkelperiode). Nur in einer Demokratie war es möglich, die Volkszugehörigkeit in Staatsangehörigkeit genozidal aufzulösen. Politisch gesehen, muß der Demokrat einen vorgeschriebenen Verrat gutheißen.

Die Begründungen der Politiker, das Denken der Wähler, und der wahre Grund.

tearjerker

19. Januar 2021 14:47

@RMH:

„Gerade in Österreichterreich gehört es mittlerweile zum notwendig falschen Bewusstsein der Staatsräson, zu denken, man sei was anderes als Deutsche.“

In Zürich während der Fussball-WM 2014 freuten sich einige junge Schweizer wie Bolle über einen Vorrundensieg der deutschen Mannschaft. Auf Nachfrage sagten sie mir, sie freuten sich so, weil wir doch dieselbe Nation teilten. Das war ein recht überraschendes Bekenntnis. Ösis distanzieren sich natürlich, aus offensichtlichen Gründen.

@Broder: „corona ist eine ente“

Hier tun alle nur so, als ob. Die Generation Rollenspiel larpt sich um Kopf und Kragen.

Lotta Vorbeck

19. Januar 2021 15:14

@Cugel - 18. Januar 2021 - 11:54 PM

"Interessante Information der für Stendal zuständigen Amtsärztin ..."

---

Auch diese Frau Amtsarzt aus Stendal addiert stumpf einfach auf.

Ohne die Zahlen ins Verhältnis zu setzten, haben diese keinerlei Aussagewert, oder haben sehr wohl einen, nämlich den politisch vorgegebenen.

Eine andere Frage ist die, wie die Zahlen überhaupt festgestellt werden.

Der Erfinder dieses Tests, jenes Tests an dem seit dem ausgehenden Winter 2020 alles festgemacht wird, stuft seinen eigenen Test als für "diagnostische Zwecke ungeeignet" ein.

Die Beispiele was sich mit diesem Test alles als "positiv" betesten läßt, angefangen von Papayafrüchten, Motorenöl, Ziegenhaaren bis hin zu Pfützenwasser sind seit dem Frühsommer 2020 Legion.

Lotta Vorbeck

19. Januar 2021 15:17

@RMH - 19. Januar 2021 - 07:18 AM

Nochmals: Das ganze Deutschland!

---

Häufig stimmen wir nicht miteinander überein.

In diesem Falle, lieber @RMH: D' accord!

Gracchus

19. Januar 2021 21:01

"Und wenn man dem Tod schon mal ins Antlitz geschaut hat, relativiert sich das meiste und reduziert alles auf des wesentliche, auch wenn man Jahre braucht, das zu realisieren." Kann ich bestätigen. Was ist das Wesentliche?

Gracchus

19. Januar 2021 23:39

 

"Mensch, werde wesentlich!" (Angelus Silesius)

Laurenz sagt:

"Und wenn man dem Tod schon mal ins Antlitz geschaut hat, relativiert sich das meiste und reduziert alles auf des wesentliche, auch wenn man Jahre braucht, das zu realisieren." 

Und das stimmt. Was ist das Wesentliche? Schwierig zu definieren. Wer aber aus Todesangst alles vermeidet, verpasst das Wesentliche. Und hat man nicht das Gefühl, dass durch die Pandemie-Massnahmen um des nackten Überlebens willen Wesentliches geopfert wird? Und weiter gefragt: Ist das nicht erst in der Pandemie so, sondern etwas, was unsere Zivilisation nicht generell prägt? 

Cugel

20. Januar 2021 01:37

@Lotta

Wir dürfen annehmen, daß die gute Frau ihren Job behalten will.
Mir geht es um den Kontrast zur allgemeinen Panikmache.
Die Leichenberge, die Leichenberge...

links ist wo der daumen rechts ist

20. Januar 2021 08:39

Das ganze Deutschland 1

@ RMH et al.
Sie rennen bei mir - als Ösi - mit ihren Bekenntnissen offene Türen ein.
Es gibt nur zwei Probleme:
Natürlich sind die (deutschsprachigen) Südtiroler (österr.) Deutsche und natürlich wurde "Österreich" als Objekt der Begierde zweimal durch die Willkür der Weltkriegssieger aus der Taufe gehoben und natürlich sind die Vertreibungsverbrechen an den Deutschen durch unsere "Brudervölker" unverjährt. Aber daraus realpolitische Schlüsse ziehen zu wollen, ist so unsexy wie das altvaterische Layout der Eckhartschrift-Heftln, in denen o.a. Bekenntnisse dargelegt wurden.
Zweitens amüsiert mich der etwas schrumpfkopfartige österr. Patriotismus innerhalb des neurechten Lagers etwa bei einem Martin Sellner: man müsse stolz auf die Leistung seiner Ahnen sein usw. Vielleicht auch noch auf die der Habsburger? Kurz gesagt: Habsburgs Beitrag zur deutschen Geschichte war ein einziges Desaster - von Rudolf I., "dem kleinen Wicht", bis zu Karl I., "dem Verräter" (vergnüglich nachzulesen in Joachim Fernaus "Deutschland...").
Und Realpolitik als deutsche Tugend war eben die Kunst des Machbaren, ob bei Otto dem Großen oder dem alten Fritz. Insofern war Hitler mit seiner unfähigen Entourage (allen voran Ribbentrop; ein Speer wäre unter jedem Herrscher effizient gewesen) tatsächlich ein typischer Österreicher, der das Verdikt des Preußen Bismarck, Politik sei Außenpolitik, keine Sekunde lang verstanden hat.
 

links ist wo der daumen rechts ist

20. Januar 2021 09:39

Das ganze Deutschland 2 (zum 20. Jänner, als nicht nur Lenz durchs Gebirg ging)

Was bleibt also? 
Ein klares Bekenntnis zur deutschen Kulturnation, ob Thomas Manns "Betrachtungen eines Unpolitischen" oder Hartmann von Aues "Armer Heinrich" in der Übersetzung Rudolf Borchardts als "Rückkehr zu den Vätern", ob die Aufzeichnungen über die beklemmenden letzten Tage Gerhart Hauptmanns oder die Sehnsucht deutscher Emigranten nach der Heimat ihrer Muttersprache, ob Heideggers "Unterwegs zur Sprache" oder Adornos Alban Berg-Monographie, ob Kleists "Plötzlichkeit" oder Hebels "lange Dauer" ... Es gäbe unzählige Beispiele für den Trost, den die Sprache bietet.
Ich muß in letzter Zeit immer an einen Kinderbuchklassiker aus der Vorlesezeit denken, "Was Kinder gerne hören"; vieles darin stammt aus der Zeit, als die Deutschen im Lauf von ca. 80 Jahren zu ihrer Nation fanden. Und diese Epoche wurde von dem großen Friedrich Meinecke als das Austarieren von Weltbürgertum und Nationalstaat beschrieben. Am Ende stand ein Staat, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein strahlender Held wie Siegfried war, ehe er gemeuchelt wurde. Mitte des Jahrhunderts war das "arme Deutschland" (Ludwig Beck) als Paria unter den Völkern in die Rolle des Hagen von Tronje geschlüpft, ehe es Ende des Jahrhunderts eine besonnen-souveräne Figur wie den Dietrich von Bern des Nibelungenliedes hätte abgeben können; es gab halt (seit) damals keine Politiker mehr.

 

Maiordomus

20. Januar 2021 10:23

@links. Was wissen Sie schon  von Habsburg? Erzählen Sie mir doch mal Details aus der Geschichte der Königinwitwe Agnes von Ungarn, welcher Meister Eckhart sein Hauptwerk widmete? Wie stark haben Sie die Habsburg-skeptischen Habsburger sagen wir mal Franz Grillparzer, Adalbert Stifter und Stefan Zweig studiert. Haben Sie schon mal mit Otto von Habsburg über die einschlägigen Fragen gesprochen? Natürlich gibt es einen österreichischen Patriotismus. Und von Grillparzer den Satz; "Von der Humanität zur Nationalität zu Bestialität", was bereits auch eine Kritik der Humanitätsideologie ist. Ich sehe immer besser, dass ich Ihnen bei den wirklich wichtigen Fragen ideologisch nicht näher stehe als den Linken, zumal auch Sie zu denselben gehören, wenigstens nach den Kriterien des Österreichs Kuehnelt-Leddihn. Ich habe u.a. auch den Militarismus, von dem hier zwar nicht die Rede ist und dessen Gegenteil auch falsch ist, als Linksphänomen wahrgenommen, dies als Konservativer seit etwa 60 Jahren. 

Lotta Vorbeck

20. Januar 2021 12:36

@Ein gebuertiger Hesse - 20. Januar 2021 - 10:58 AM

Es reicht, Passus 1 zu lesen ...

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... und einen Blick auf die Liste der namentlich aufgeführten Unterzeichner zu werfen.

links ist wo der daumen rechts ist

20. Januar 2021 12:37

@ Maiordomus

Kuehnelt-Leddihn (Jg. 1909), aus dessen Amerika-Buch ich schon mehrmals zitiert habe, war "ideologisch" ähnlich schrullig wie etwa ein Joseph Roth oder ein Lernet-Holenia.
Rückwärtsgewandt und damit realitätsfern waren sie allesamt.
Als Utopie nett.
Empfehle dazu das Büchlein Ihres Landsmannes: Boris Previsic, "Es heiszt aber ganz Europa..." Imperiale Vermächtnisse von Herder bis Handke. 
Ich fand nur innerhalb eines rechten Diskurses Leddihns Verständnis einer "Rassenmischung" und damit verbunden eines "Vielvölkerreiches" interessant - oder in besagtem Buch den Einfluß Rousseaus vs. Calvins auf das amerikanische Denken.
Daß er Nationalismus als linke Domäne ansah, ist nicht mein Problem, sondern das eines rechten Lager-Diskurses, siehe hier:

https://www.endstation-rechts.de/news/garantiert-unmodern-garantiert-falsch-familie-kuehnelt-leddihn-meldet-sich-zu-wort.html

Was Österreich betrifft, vertrete ich die Position der deutschösterr. Sozialdemokraten nach 1918. Die Ständestaat-Witzfiguren wollten ja (wie später die DDR) das kleine Österr. als besseres Deutschland verstanden wissen. Nicht nur die großbürgerlich-deutschnationalen Juden haben darüber gelacht.
Die Habsburger-Schelte übernahm ich aus Fernaus vergnüglichem Büchlein.
Und zur österr. Literatur seit Sealsfield: empfehle dringendst die beiden Bände von W.G. Sebald dazu; dann diskutieren wir weiter.
 

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