Joe Biden und der Triumph der virtuellen Demokratie (1)

Die Vereidigung Joe Bidens zum 46. Präsidenten der USA war eine bizarre Potemkin'sche Inszenierung.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Biden sprach von einem “Tri­umph der Demo­kra­tie”, aber mit irgend­ei­ner Art von Volks­herr­schaft hat­te die Zere­mo­nie nicht das Gerings­te zu tun. Das poli­ti­sche Estab­lish­ment der USA fei­er­te sei­ne Recon­quis­ta des Wei­ßen Hau­ses ohne stö­ren­des Volk, hin­ter Sta­chel­draht­zäu­nen, umge­ben von tau­sen­den Soldaten.

Noch nie gab es eine Ver­ei­di­gung, die mit einer der­art enor­men Zur­schau­stel­lung mili­tä­ri­scher Macht ver­bun­den war.  Rund 25,000 Natio­nal­gar­dis­ten besetz­ten die Innen­stadt von Washing­ton, das sind fünf­mal so vie­le Sol­da­ten, wie momen­tan in Irak und Afgha­ni­stan zusam­men­ge­rech­net sta­tio­niert sind. Die Trup­pen wur­den vom FBI auf poli­ti­sche Zuver­läs­sig­keit geprüft und gesiebt. Etli­che stan­den mit lee­ren Maga­zi­nen her­um – aus wel­chem Grund auch immer.

Die­ser Auf­wand wur­de als “Sicher­heits­maß­nah­me” aus­ge­ge­ben, da nach dem “Kapi­tol­sturm” vom 6. Janu­ar wei­te­re “Insur­rek­tio­nen” mili­tan­ter Trump-Anhän­ger zu befürch­ten sei­en. Das mili­tä­ri­sche Abschre­ckungs­si­gnal war also nicht nach außen, son­dern nach “innen” gerich­tet, gegen die eige­nen Bür­ger, die die­sen Prä­si­den­ten ableh­nen und sei­nen Wahl­sieg für ille­gi­tim halten.

Es wur­de sug­ge­riert, daß eine Armee aus “wei­ßen Supre­ma­tis­ten” bereit­stün­de, die jeder­zeit auf Kom­man­do ihres Füh­rers Donald Trump los­schla­gen könn­te. Aus die­sem Grund ließ man sogar eini­ge Trup­pen­tei­le im Inne­ren des Kapi­tols auf dem Fuß­bo­den kam­pie­ren und über­nach­ten. Wozu? Weil jeden Moment ein Angriff durch gefähr­li­che “Q‑Schamanen” mit gehörn­ten Pelz­müt­zen bevorstand?

Das ist natür­lich eine absur­de Annah­me. Die Mili­tär­prä­senz war ein rei­nes Thea­ter. In Wahr­heit ging es dar­um, eine gigan­ti­sche, sug­ges­ti­ve Droh­ku­lis­se auf­zu­bau­en, unter­stützt von den Mas­sen­me­di­en, die die Tar­ta­ren­stim­mung ste­tig am Köcheln hielten.

 

2016 kur­sier­ten Luft­bil­der von der Natio­nal­pro­me­na­de zwi­schen Kapi­tol und Lin­coln Memo­ri­al, die als Beleg für die gerin­ge Popu­la­ri­tät von Donald Trump aus­ge­ge­ben wur­den: Bei sei­ner Amts­ein­füh­rung waren angeb­lich nicht ein­mal halb so vie­le Men­schen zu sehen wie bei Oba­mas im Jahr 2009 (über eine hal­be Million).

Nun, die­ses Jahr waren über­haupt kei­ne ech­ten Men­schen mehr zu sehen, son­dern nur ein Heer von ame­ri­ka­ni­schen Flag­gen. Genau­so­gut hät­te man auch Papp­fi­gu­ren auf­stel­len zu können.

News­week erklärte:

Die etwa 191, 500 US-Flag­gen ste­hen für die­je­ni­gen, die die Amts­ein­füh­rung nicht per­sön­lich mit­er­le­ben kön­nen. Die Flag­gen die­nen auch als Erin­ne­rung an die fast 400.000 ame­ri­ka­ni­schen Leben, die auf­grund von Kom­pli­ka­tio­nen im Zusam­men­hang mit COVID-19 ver­lo­ren gingen.

Der “Tri­umph” von Bidens “Demo­kra­tie” wur­de von einem sym­bo­li­schen Phan­tom­volk akkla­miert. Für “ihren” Prä­si­den­ten Trump hin­ge­gen waren am 6. Janu­ar meh­re­re zehn­tau­send rea­le Men­schen auf die Stra­ße gegan­gen waren, und wur­den dafür von den Medi­en als “Demo­kra­tie­fein­de” und proto­fa­schis­ti­sche Put­schis­ten und Ter­ro­ris­ten hingestellt.

Wesent­li­che Trieb­fe­der des zor­ni­gen Enga­ge­ments der Trump-Unter­stüt­zer war die Über­zeu­gung, daß Biden durch einen mas­si­ven Wahl­be­trug ins Amt gehievt wur­de; und die Wahr­schein­lich­keit, daß sie recht haben, ist sehr hoch, wenn man nicht gera­de an Zau­be­rei glaubt.

 

 

Die Abwe­sen­heit eines rea­len Vol­kes wur­de mit “Schutz” und “Sicher­heit” begrün­det: Nicht nur vor etwa­igen Ter­ror­an­schlä­gen müs­sen die Bür­ger geschützt wer­den, son­dern auch vor Coro­na­vi­rus­in­fek­tio­nen, und so emp­fahl die neue Regie­rung nach­drück­lich, zu Hau­se zu blei­ben - ansons­ten wäre die Natio­nal Mall zwei­fel­los rand­voll mit jubeln­den und fah­nen­schwin­gen­den Men­schen­mas­sen gewe­sen. Es stellt sich die Fra­ge, ob die mas­si­ve Mili­tär­prä­senz und die “Coro­na­maß­nah­men” kei­nen ande­ren Grund hat­ten, als die Biden-Regie­rung vor pein­li­chen, ent­lar­ven­den Bil­dern zu bewahren.

Auch im vir­tu­el­len Raum scheint Bidens Ver­ei­di­gungs­fei­er nicht sehr popu­lär zu sein. Der offi­zi­el­le Stream des “neu­en” Wei­ßen Hau­ses hat bis dato (24. 1.) rund 509,000 Auf­ru­fe. Davon haben 4,359 “Gefällt mir” und 45,046 “Gefällt mir nicht” ange­klickt. Das ist ein Like:Dislike-Verhältnis von 1:10. Kom­men­ta­re sind natür­lich deak­ti­viert. Trumps Abschieds­re­de hin­ge­gen hat z. B. auf dem Kanal von Fox News 766,960 Auf­ru­fe, davon 16,945 Likes und 4550 Dis­li­kes. Ähn­lich sind die Raten auf den Streams sei­ner eige­nen Amts­ein­füh­rung vor vier Jahren.

Die Gro­tes­ke setz­te sich auch optisch fort: Sämt­li­che Gäs­te erschie­nen mit dem Signal­at­tri­but der glo­ba­len Gleich­schal­tung, den “Coro­na­mas­ken”, farb­lich geschmack­voll abge­stimmt zu sty­li­schen Designerklamotten.

Die “schöns­ten Looks des Mega-Events” kann man auf der Netz­sei­te der  Bri­git­te bewun­dern: Die First Lady Jill Biden glänz­te in einem “Look von Mar­ka­ri­an, ein noch auf­stre­ben­des ame­ri­ka­ni­sches Label. Sie unter­stützt damit zum einen die ame­ri­ka­ni­sche Wirt­schaft und gibt gleich­zei­tig unbe­kann­te­ren Desi­gnern eine Platt­form”. Hil­la­ry Clin­ton zeig­te sich im “lila­far­be­nen Ensem­ble”, Michel­le Oba­ma als eine der “stil­si­chers­ten Frau­en der Welt” trug “eine atem­be­rau­ben­de wein­ro­te Kom­bi­na­ti­on aus Roll­kra­gen­shirt, wei­ter Palazzo­ho­se, Maxi-Man­tel und auf­fäl­li­gem Gür­tel des US-ame­ri­ka­ni­schen Desi­gners Ser­gio Hudson.”

Biden selbst gab sich klas­sisch und trug einen Man­tel von Ralph Lau­ren, was Dr. Dr. Ste­fan Groß-Lob­ko­wicz (Cice­ro, Wei­mer Media Group) zu einer tief­sin­ni­gen Exege­se und Elo­ge inspi­riert hat:

Ralph Lau­ren, der Auf­stei­ger, der den ame­ri­ka­ni­schen Traum vom Under­dog zum Mil­li­ar­där schaff­te, ver­kör­pert wie kaum ein ande­rer Desi­gner die Idee des ame­ri­ka­ni­schen Erfolgs. Sein Impe­ri­um setzt auf Ame­ri­ka, auf die­ses Made in Ame­ri­ka, sei­ne gesam­te Mar­ken­bot­schaft will auf nichts ande­res, als die gesam­te Welt auf das groß­ar­ti­ge Land hin­wei­sen, Men­schen auf­zu­for­dern, sei­ne Polos und Anzü­ge zu tragen.

Und dar­um ging es auch Jo Biden bei sei­ner Amts­ein­füh­rung. Sein Man­tel, sein Habi­tus deu­tet dar­auf hin, dass es der neue US-Prä­si­dent beschei­de­ner, aber trotz­dem ele­gant mag, dass er har­mo­ni­scher und weni­ger aggres­siv als sein Vor­gän­ger Trump auf­tritt. Und nach vier Jah­ren von Out­fits, die offen­siv die geball­te Macht eines rohen Gewalt­men­schen demons­trier­ten, prä­sen­tiert sich Biden in schlich­ter Ele­ganz, die in ihrer Leich­tig­keit etwas ganz Wun­der­ba­res hat.

Bei der Show durf­ten natür­lich auch “Stars” nicht feh­len, alle­samt aus der ers­ten Liga und auch sie in exqui­si­ten Kos­tü­men. Einen Tag vor der Amts­ein­füh­rung pos­te­te Lady Gaga auf Insta­gram ein Foto, auf dem sie unter der dom-arti­gen Kup­pel des Kapi­tols posiert, wie eine Hei­li­ge oder eine Madon­na, “ganz in weiß, in einem schwung­vol­lem maß­ge­schnei­der­ten Cape-Kleid von Given­chy, ent­wor­fen von Matthew Wil­liams, das sie mit einer pas­sen­den Gesichts­mas­ke kom­bi­nier­te. Ihre pla­tin­far­be­nen Locken styl­te sie zu einer gefloch­te­nen Hoch­steck­fri­sur” (Harper’s Bazaar).

Die Augen­li­der andäch­tig gesenkt, hat sie ihre mit roten Kral­len besetz­ten Maul­wurfs­schau­feln zum stil­len Gebet gefaltet:

Ich bete, daß mor­gen ein Tag des Frie­dens für alle Ame­ri­ka­ner sein wird. Ein Tag der Lie­be, nicht des Has­ses. Ein Tag der Akzep­tanz, nicht der Angst. Ein Tag, um von unse­rem zukünf­ti­gen glück­se­li­gen Land zu träu­men ( A day for dre­a­ming of our future joy as a coun­try). Ein Traum, der nicht gewalt­tä­tig ist, ein Traum, der Sicher­heit für unse­re See­len bie­tet. In Lie­be, aus dem Kapitol.

 

 

Vor die­sem ima­gi­nä­ren “Volk” aus tau­sen­den Fähn­chen las nun Biden vom Tele­promp­ter sei­ne Rede ab, die mit Lügen und Heu­che­lei­en gepflas­tert war. Es gehört für einen Demo­kra­ten schon eine gewal­ti­ge Chuz­pe dazu, eine Pre­digt wie die­se anzustimmen:

Aber es ist nicht die Lösung, sich zurück­zu­zie­hen in Par­tei­en, die mit­ein­an­der strei­ten, oder jenen zu miss­trau­en, die nicht aus­se­hen wie Sie, nicht beten wie Sie oder ihre Nach­rich­ten nicht aus der sel­ben Quel­le bekom­men wie Sie. Wir müs­sen die­sen Krieg been­den, in  dem Repu­bli­ka­ner gegen Demo­kra­ten kämp­fen, das Land gegen die Stadt, die Kon­ser­va­ti­ven gegen die Libe­ra­len. Wir schaf­fen das, wenn wir unse­re Her­zen öff­nen, wenn wir ein biss­chen Tole­ranz und Mil­de wal­ten las­sen, und wenn wir wil­lens sind, uns in den ande­ren hineinzuversetzen.

Wäh­rend Biden und sei­ne pro­pa­gan­dis­ti­schen Aus­hän­ge­fi­gu­ren Zucker­si­rup die­ser Art abson­dern, berei­tet das neue Regime einen flä­chen­de­cken­den “war against dome­stic ter­ror” (Krieg gegen inlän­di­schen Ter­ro­ris­mus) vor, der schon dort anset­zen soll, wo die Wach­hun­de der kor­rek­ten öffent­li­chen Mei­nung “Haß­re­de” und “Auf­sta­che­lung zur Gewalt” wit­tern. Das bedeu­tet, daß der poli­ti­schen Oppo­si­ti­on bei­spiel­lo­se tota­li­tä­re Repres­sio­nen und Ver­fol­gun­gen drohen.

Davor war­nen nicht nur Main­stream-Kon­ser­va­ti­ve wie Tul­si Gab­bard oder Köp­fe der dis­si­den­ten Rech­ten wie Jared Tay­lor, die nun ver­mehrt ins Visier gera­ten wer­den, son­dern kein Gerin­ge­rer als Glenn Green­wald. Der Anwalt Edward Snow­dens ist einer der weni­gen ver­blie­be­nen Links­li­be­ra­len, der sich kom­pro­miß­los für Mei­nungs­frei­heit und Bür­ger­rech­te ein­setzt und die Herr­schaft der glo­ba­lis­ti­schen Eli­ten scharf kritisiert.

Green­wald geht nicht dem Trick nicht auf den Leim, daß es hier nur dar­um gin­ge, “Extre­mis­ten”, “Rechts­extre­me” oder “wei­ße Supre­ma­tis­ten” zu bekämp­fen. Die Ver­schmel­zung von Staat und Big Tech unter dem Dach einer gemein­sa­men Ideo­lo­gie, die mit der Biden-Ver­ei­di­gung voll­zo­gen wur­de, zielt dar­auf ab, jeg­li­che Form von ech­ter Dis­si­denz zu kon­trol­lie­ren und zu ersticken.

Green­wald schreibt:

Der ers­te “Krieg gegen den Ter­ror” wur­de zwar in ers­ter Linie auf aus­län­di­schem Boden geführt, aber er wur­de zuneh­mend ins Inland impor­tiert und gegen ame­ri­ka­ni­sche Bür­ger in Stel­lung gebracht. Die­ser neue Krieg gegen den Ter­ror – der den Begriff “inlän­disch” schon im Namen trägt und das expli­zi­te Ziel ver­folgt, “Extre­mis­ten” und “inlän­di­sche Ter­ro­ris­ten” unter den ame­ri­ka­ni­schen Bür­gern auf ame­ri­ka­ni­schem Boden zu bekämp­fen – bringt eine gan­ze Rei­he his­to­risch bekann­ter Gefah­ren mit sich, die auf­kom­men, wenn sich Regie­run­gen unter Aus­nut­zung medi­al erzeug­ter Ängs­te und Bedro­hun­gen dazu ermäch­ti­gen, Infor­ma­tio­nen, Debat­ten, Mei­nun­gen, Akti­vis­mus und Pro­tes­te zu kontrollieren.

Daß ein neu­er Krieg gegen den Ter­ror kommt, ist unzwei­fel­haft und kei­ne Fra­ge der Spe­ku­la­ti­on. Die jet­zi­gen Macht­ha­ber haben ihn aus­drück­lich erklärt. Zwei­fel­haft ist ein­zig und allein, auf wie viel Wider­stand sie sei­tens derer tref­fen wer­den, die ihre grund­le­gen­den Bür­ger­rech­te mehr schät­zen, als die Angst, die man uns vor­ein­an­der vor­sätz­lich einjagt.

Auf Twit­ter bemerk­te Green­wald unter ande­rem (22. 1. 2021):

The media incu­rio­si­ty over why Washing­ton con­ti­nues to be utter­ly mili­ta­ri­zed, why none of the sup­po­sedly plan­ned Janu­ary 20 day vio­lent pro­tests at sta­te capi­tols hap­pen­ed, and whe­ther this thre­at is being exag­ge­ra­ted to jus­ti­fy the Dra­co­ni­an secu­ri­ty pro­po­sals, is stunning.

Das Des­in­ter­es­se der Medi­en, war­um Washing­ton wei­ter­hin völ­lig mili­ta­ri­siert ist, war­um kei­ner der angeb­lich geplan­ten gewalt­tä­ti­gen Pro­tes­te am 20. Janu­ar vor den Staats­ka­pi­to­len statt­ge­fun­den hat und ob die­se Bedro­hung über­trie­ben wird, um dra­ko­ni­sche Sicher­heits­maß­nah­men zu recht­fer­ti­gen, ist atemberaubend.

 

Man muß nur ein biß­chen am Zucker­guß krat­zen, um die unter­schwel­li­ge Bür­ger­kriegs­rhe­to­rik in der Antritts­re­de Bidens zu entdecken:

Wir fei­ern heu­te nicht den Tri­umph eines ein­zel­nen Kan­di­da­ten, son­dern den Tri­umph der Demo­kra­tie. Das Volk, der Wil­le des Vol­kes, wur­de gehört, und dem Wil­len des Vol­kes wur­de ent­spro­chen. Erneut haben wir gelernt, dass Demo­kra­tie etwas Kost­ba­res ist. Demo­kra­tie ist zer­brech­lich. Und in die­ser Stun­de, mei­ne Freun­de, hat sich die Demo­kra­tie durchgesetzt.

Das ist eine völl­lig unsin­ni­ge Aus­sa­ge, denn auch am 20. Janu­ar 2017, bei der Amts­ein­füh­rung Trumps, hat­te sich “die Demo­kra­tie durch­ge­setzt”, wur­de “der Wil­le des Vol­kes gehört” und “dem Wil­len des Vol­kes wur­de entsprochen”.

Dem “Wil­len des Vol­kes ent­spre­chen” bedeu­tet, die Regie­rung gemäß der Mehr­heit der Stim­men zu bil­den, auch wenn es nur der Wil­le der einen Hälf­te des Vol­kes ist, und die ande­re Hälf­te des Vol­kes ihren Wil­len nicht erfüllt bekommt.

Bidens For­mu­lie­rung impli­ziert, daß es eine “Nie­der­la­ge der Demo­kra­tie” gewe­sen wäre, hät­ten 75 Mil­lio­nen Trump-Wäh­ler ihren Wil­len durchgesetzt.

Wie paßt das mit die­sen Wor­ten zusammen?

Mei­ne gan­ze See­le steckt dar­in, Ame­ri­ka zusam­men­zu­brin­gen, unser Volk zu ver­ei­nen, unse­re Nati­on zu ver­ei­ni­gen. Und ich bit­te jeden Ame­ri­ka­ner und jede Ame­ri­ka­ne­rin, mich dar­in zu beglei­ten. Fin­den wir zuein­an­der, um gegen unse­re Wider­sa­cher zu bestehen: Gegen Wut, Groll und Hass. Extre­mis­mus, Gesetz­lo­sig­keit, Gewalt, Krank­heit, Arbeits­lo­sig­keit und Hoffnungslosigkeit.

Wie will man mit einer sol­chen Behaup­tung “Ein­heit” und “Ver­söh­nung” stiften?

Und was sind denn die Ursa­chen von “Wut, Groll und Hass”? Wes­sen “Wut, Groll und Hass”, gegen wen und aus wel­chen Gründen?

Biden folgt einer Sprach­re­ge­lung, die sich unter den west­li­chen Eli­ten schon lan­ge durch­ge­setzt hat: “Demo­kra­tie” meint kein poli­ti­sches Sys­tem, in dem durch Mehr­heits­be­schlüs­se in frei­en Wah­len der “Wil­le des Vol­kes” ermit­telt und umge­setzt wird, son­dern ein bestimm­tes poli­ti­sches Pro­gramm. Wer die­sem nicht zustimmt, wird als “Demo­kra­tie­feind”, bis hin zum Vor­wurf des “Extre­mis­mus”, geächtet.

Die Eli­ten sagen: Wir, und nur wir, sind “die Demo­kra­tie”, wes­halb sich ihnen nie­mand legi­ti­mer­wei­se ent­ge­gen­stel­len darf.

Fort­set­zung folgt.

 

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (14)

Maiordomus

26. Januar 2021 12:24

Sog. "Faschismus-Experten" vergleichen den sogenannten Sturm auf das Kapitol bereits mit Mussolinis "Marsch auf Rom". Bedingung für diese Art "Experten" scheint mir das grundlegende Fehlen elementarer Kenntnisse. Fängt in der Regel schon an mit der Übernahme des marxistisch-kommunistischen Faschismus-Begriffs an, welcher nicht analytische Sinngebung hat, sondern rein nur als Feindbild-Deklaration herhalten muss, so mit der bekannten Formulierung "keine Meinung, sondern ein Verbrechen". Also der Ausschluss von der Debatte zugunsten von reiner Kriminalisierung. Insofern keine Kleinigkeit, weil auch ein Kriterium für Ausschluss aus den für Zensur anfälligen Internet-Communities. 

Laurenz

26. Januar 2021 12:33

Ob die US-Bürger gemerkt haben, daß sie, wie die blöden Deutschen zu Berlin, jetzt auch einen Staatsratsvorsitzenden und Generalsekretär im Weißen Haus sitzen haben?

Ein gebuertiger Hesse

26. Januar 2021 14:32

Ignorieren, was einen krank macht: DAS Gebot der Stunde und womöglich der nächsten Jahre, so es denn vier werden. Biden? Ohne mich und meine Aufmerksamkeit. (Der Eskapismus-Vorwurf kommt immer nur Kleingeistern und Strebern, denen man schon vor Beginn des neuen Schuljahres einen Beinbruch gewünscht hat.)

Heinrich Loewe

26. Januar 2021 14:43

Das Gedöns mit „Inlandsterrorismus“ wird ein Rohrkrepierer; die freiheitsliebenden Amerikaner werden sich das nicht gefallen lassen. Überall laufen die Graswurzel-Aktionen an. Liz Cheney hat schon vier (!) Herausforderer zu den Primaries 2022. Sarah Sanders tritt zur Gouverneurswahl in Arkansas an. In Arizona ist der McCain—Clan auf den Platz verwiesen. Kelli Ward wurde dort zur Vorsitzenden gewählt; der RINO Gouverneur wurde abgemahnt. Republikanische Landesparlamente (state legislatures) tun sich zusammen um die künftige Integrität der Wahlen sicherzustellen.

Das ist großartig zu sehen, wie die Leute sich engagieren. Einer wie Scott Presler bündelt die Informationen, wie man als Bürger Einfluß nehmen kann, damit die Wahlen betrugssicher werden. Texas und Florida haben starke, beliebte GOP-Gouverneure, die gegen Biden Grenzöffnungspolitik vorgehen werden. Eine Demokratin im Senat kam jetzt sogar vor, den Filibuster zu erhalten.

Der Populismus ist als Gegenbewegung zur Globalisierung eine metaphysische geschichtliche Kraft und als solche nicht aufzuhalten.

Lieber Martin Lichtmesz, wann ziehen Sie von Twitter auf Gab oder Telegram um? Es ist wichtig, daß bekannte Leute wie Sie und Kositza da mitmachen.

Wahrheitssucher

26. Januar 2021 15:11

@ Martin Lichtmesz

Ihre Ausführungen vermitteln trübe Aussichten. Was kein Vorwurf sein soll. Wo bleibt die Hoffnung? Können bzw. wollen Trump oder, wie auch schon zu lesen war, dass Militär noch etwas bewirken?

Gotlandfahrer

26. Januar 2021 15:25

Wenn ich mich umschaue, entdecke ich niemanden, der über das Bestätigte und Gelernte hinaus Informationen aufnimmt oder prüft.  Die Vorstellung, der Bürger sei auch ohne mediale Anleitung "kritisch" gegenüber Regierung und fröhne im Sinne der Popper'schen Logik der Forschung dem Mehrwert des Widerspruchs, ist anschaulich falsch.  Damit aber ist die Idee vom mündigen Bürger falsch, sie ist tatsächlich "AfD-Sprech". Nun haben die "Eliten" die Bevölkerung schon immer "bewirtschaftet".  Nur in Ausnahmefällen so, dass das System instabil wurde und neue Gleichgewichte einnahm. Warum sollten sie heute sagen "hey, wir bewirtschaften Euch zu unseren Gunsten, haltet die Fresse", wenn dies - wie schon immer - viel leichter dadurch geht, dass man dem "Bürger" sagt, was er hören will?  Die Moral ist dabei Ausdruck der Produktionsverhältnisse und die werden immer von irgendjemanden beherrscht. Heute weltweit zunehmend von der KPC. Wir sind kultische Wesen, die ihren Frieden mit ihren Anführern durch Zustimmungsriten suchen.  Wenn "moralisch" erforderlich, lassen sich die "Bürger" auch 666 ins Gesicht tätowieren. 

Die Frage ist also nicht, ob die US-Wahl gestohlen wurde, denn wenn sie es nicht ist: Umso wahrer das oben Gesagte.  Sondern wie lange es gelingt, aus den Unterdrückten genügend Mittel zu erwirtschaften, um die für die Unterdrückung notwendigen Helfer zu belohnen. 

Flaneur

26. Januar 2021 19:15

@ Gotlandfahrer

"Die Frage ist, (...) wie lange es gelingt, aus den Unterdrückten genügend Mittel zu erwirtschaften, um die für die Unterdrückung notwendigen Helfer zu bezahlen."

Solange die herrschende Oligarchie in den USA in der Lage ist, die Notenpresse anzuwerfen, solange wird sie auch den Mob zur Bekämpfung ihrer Gegner im Inneren unterhalten können. Dazu muss sie jedoch die Stärke haben, andere Nationen zu nötigen, ihre Schuldverschreibungen zu erwerben, wozu es wiederum militärischer Stärke bedarf. So gesehen, sollte man aus meiner Sichtweise weniger auf die innere Verfasstheit der US-amerikanischen Gesellschaft gucken (so spannend das auch sein mag), als auf geopolitische Konstellationen. Innere Fäulnis ist das Eine, äussere Schwäche das Andere, woran sich historisch der Untergang von Imperien festmachen lässt. Und beides hängt miteinander zusammen.

anatol broder

26. Januar 2021 19:24

ich frage mich nun ernsthaft, ob die modeknechte bald das weisse haus in einer anderen farbe streichen und dann umbenennen. ein vorbild hätten sie: den moskauer kreml. seine ziegelrote aussenmauer und die türme wurden nämlich seit dem 18ten jahrhundert mit weisser farbe gestrichen. auf den gemälden von delabart (1797), lerebur (1842) und wereschagin (1879) kann man die alte aussicht bewundern. erst als die bolschewiken dort einzogen, brach man mit der tradition und liess den nackten stein, um eben das rote zu verdeutlichen.

Republikfluechtling

26. Januar 2021 20:05

@Gotlandfahrer: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral". 

Die Tatsache, dass die Bürger sich unmündig wie eine Schafherde benehmen und die mittlerweile doch recht dreist und offen dargebotenen Neusprech-Lügen gepaart mit stets weiteren Gängelungen brav schlucken, lässt Orwellsche Dystopien verblassen und  jeden braven Christenmenschen auf das Jüngste Gericht hoffen.

Bleibt die Option, dass die selbsternannten "Eliten" es mit der Ausplünderung und Bevormundung der Wenigen, die den Karren noch ziehen, so übertreiben, dass Nick Hanauers "Mistgabelszenario" Gestalt annimmt.

Laurenz

27. Januar 2021 01:39

@Wahrheitssucher @ Martin Lichtmesz

Was Ihre politischen Wünsche für die USA angeht, so werden diese kurzfristig nicht eintreten. Das Leben war noch nie ein Wunschkonzert.

In den USA pfeift der Druck im gesellschaftlichen Kessel zwar lauter als bei uns, aber nicht laut genug, der Kessel explodiert eben (noch) nicht.

Und das haben doch unsere Debatten der letzten Wochen klar gemacht, und was mir Frau Sommerfeld unwillentlich bestätigt hat, ist, nur existenzielle Not von Mehrheiten bringt Veränderung. Aber dieser Siedepunkt ist im Westen noch nicht erreicht. Und wenn irgendwelche Trumps die nächsten 20 Jahre regieren würden, passierte erst recht nichts. Trumps sind konter-revolutionär. Ich kann auch Ihnen nur empfehlen, schalten Sie in der Politik Ihr Herz ab und fangen Sie stattdessen an, zu kalkulieren.

Phil

28. Januar 2021 11:46

Der linke Professor Rainer Mausfeld, Kognitionswissenschaftler und Experte für Meinungsmanagement, sagt ebenfalls, wenn der polit-mediale Komplex von "Demokratie" spreche (die bedroht sei, die geschützt werden müsse usw.), dann sei in Wirklichkeit nicht Demokratie gemeint, sondern: die Herrschaft der Eliten – der Status quo.

Obama 2016: "Inequality is the greatest threat to democracy"

Obama 2020: The internet is “the single biggest threat to our democracy”

Laurenz

28. Januar 2021 12:18

@Phil

Mausfelds Problem ist sein Auftreten als graue Maus im Felde. Der Mann ist im Grunde einer der vielen unbewußten Rechten. 

Das beispielgebende Demokratie-Verständnis der Staatsratsvorsitzenden wurde eben in der "Deutschen Demokratischen Republik" geprägt.

Phil

29. Januar 2021 12:40

@Laurenz

Wie kann er rechts sein, wenn sein Menschenbild links ist? Aber damit kommen wir vom Thema weg.

Wenn man die Obama-Zitate vergleicht: Im Internet war eigentlich jeder gleich. Spätestens seit den – von Obama sicherlich befürworteten – Löschorgien 2020 ist dies aber nicht mehr so.

Laurenz

30. Januar 2021 11:29

@Phil

KenFM, Telepolis, Nachdenkseiten & Co. erachten sich auch als links oder alt-links. (Bei Ken Jebsen gehört das Multi-Kulti dazu, weil er mutmaßlich einen persischen Vater hat. Bei diesen Mitbürgern gibt es meist mit der Identitätsfindung Probleme.) Aber da diese Blogs intelligenter schreiben, als die antifantile Linke und sich oppositionell geben, bläst auch ihnen ein eisig merkelianischer Wind in Gesicht. Und wenn Sie, Phil, sich die inhaltlichen Schnittmengen & Divergenzen zu uns anschauen, so haben wir mit einer tatsächlichen politischen Nähe weniger Probleme als die. Ken Jebsen, wohl der härteste, spricht auch mit Gerhard Wisnewski. An GK hat er sich wohl noch nicht ran getraut. 

Wenn Sie Bock haben, lesen Sie Sich diesen Vortrag Mausfelds (Uni-Kiel) durch. Danach schreiben Sie uns, was Mausfelds Sicht der Dinge von unserer unterscheidet.

https://www.uni-kiel.de/psychologie/mausfeld/pubs/Mausfeld_Die_Angst_der_Machteliten_vor_dem_Volk.pdf

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