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Ankündigungstext vom 2. März:
Ich kann gleich verraten: Das wird ein harter Brocken. Benns Werk ist so umfangreich wie aufgefächert, so hermetisch wie dicht, so politisch wie autonom. Wir werden uns also entweder die Zähne ausbeißen oder große Brocken zäh zerkauen.
Uns freut jedenfalls, daß unsere Live-Gespräche so guten Anklang finden. Das Gespräch über Ernst Jünger ist (und bleibt wohl) der Spitzenreiter nach Zugriffszahlen. Wer diesen Rekord nach oben treiben und vor allem etwas lernen will: Hier ist der link.
Ganz wichtig aber: die Lesefreude in die Breite. Daß wir uns empathisch mit Jochen Klepper befaßten, stößt übrigens nur denjenigen auf, die meinen, begeistert lesen und in seiner Lebenslage und Todesentscheidung würdigen dürfe so jemanden nur derjenige, der schon einmal einen Stolperstein verlegt oder aufpoliert hat. Warum eigentlich?
Nun also Benn. Wir lesen ihn seit dreißig Jahren, er ist als Lyriker kaum zu übertreffen und als Essayist von einer Wucht, die ihresgleichen sucht. Auch in seinem Leben fehlt der Weltkrieg nicht, sogar beide sind vorhanden und beide zeigten ihn in Uniform. Daß er 1933 ein Tänzchen mit der Macht wagen wollte, wird natürlich Thema sein, ein zentrales sogar. Andere: Geschichtsphilosophie oder Sinnlosigkeit, engagierte Kunst oder Artistik?
Wie hangeln wir uns voran? Da ist zum einen
+ die Bildbiographie von Holger Hof (in derselben Ausstattung und Machart wie die von Schwilk über Jünger). Hof hat außerdem vorgelegt:
+ Der Mann ohne Gedächtnis (eine entlang der Tageskalender Benns aufgebaute Biographie) und
+ “Absinth schlürft man mit Strohhalm, Lyrik mit Rotstift” – eine Auswahl aus Benns Briefen.
+ Die meiner Meinung nach stärkste Biographie kommt aus der Feder Helmut Lethens: Der Sound der Väter ist noch erhältlich.
Diese Bände und vor allem das Wesentliche von Benn selbst haben wir in einem Bücherschrank zusammengestellt. Hier ist er auffindbar. Und: Wer am Mittwoch um 19 Uhr dabei sein will, sollte den “Kanal Schnellroda” abonnieren und dort (mit oder ohne Abo) pünktlich erscheinen, wenn wir loslegen. Bis dann!
Maiordomus
Ja, "die Wurfschaufel in die Hand nehmen", das war mal im einzigen Augenblick, da der Autor "was glaubte", eine Losung von ihm und für ihn. Aus seinen ursprünglich materialistischen Ansätzen ergab sich zunächst ein deterministisches Weltbild, in dem Freiheit "für den Staat" geopfert werden durfte. Von hohem Interesse war kurz vor seinem Tod die Rundfunk-Debatte mit Reinhold Schneider "Soll die Dichtung das Leben verbessern?", das meines Wissens wenn nicht bei Insel, so doch wohl in Bergengruens/Dürrenmatts Schweizer Arche-Verlag des Verlegers Schifferli in Zürich erschienen ist. Der Gegensatz erwies sich als fruchtbar, heute noch spannend, verdient im Zwiegespräch angesprochen zu werden. Eingefahren ist mir schon vor 50 Jahren Benns Umschreibung für Gott: "Das Wort, das meinem Stil fremd ist." Die Debatte war zu meiner Studienzeit auch als Schallplatte mit den markanten nicht zu vergessenden Stimmen der beiden anschaffbar.