d. Das Masseneindämmungsmodell setzt sich durch
Es gab etliche Versuche, die Masseneindämmung wissenschaftlich zu fördern und zu rechtfertigen. Eine zentrale Rolle spielten hier Modellstudien; eine der ersten und berüchtigtsten stammte von Neil Ferguson und seinem Team vom Imperial College in London erstellt und wurde am 16. März veröffentlicht. Ferguson und seine Kollegen prophezeiten beispiellose Sterbezahlen, sollte sich das Vereinigte Königreich nicht für die Masseneindämmung entscheiden.
Subtiler und bisher kaum bemerkt ist die erfolgreiche Kampagne, klare saisonale Einflüsse auf Corona-Infektionen zu verleugnen. Sie hat sowohl eine chinesische als auch eine westliche Seite, analog zu den chinesischen Panikvideos vom Januar und ihrem westlichen Gegenstück, dem Beatmungsmythos vom März.
Mitte Februar hatte Hubei einen dreiwöchigen Lockdown hinter sich, und neue Corona-Infektionen waren rückläufig. Doch Mitte Februar ist in der Regel auch der Höhepunkt der chinesischen Grippesaison vorbei (siehe die zweite Abbildung hier). Waren die chinesischen Fallzahlen also nur wegen des Wetters rückläufig?
Bevor jemand diese Frage auch nur stellen konnte, wurde sie schon von Wissenschaftlern aus dem Umfeld des Harvard-Epidemiologen Marc Lipsitch verneint, in einer Vorab-Publikation, die am 18. Februar erschien:
Veränderungen des Wetters allein … werden wohl nicht zu einem Rückgang der Fallzahlen führen, wenn nicht umfangreiche Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit ergriffen werden (S. 5f.).
Eine umfassendere Studie, die für Entwicklung der Pandemie im Westen direkter relevant ist, folgte am 6. März. Hier argumentierten Lipsitch und seine Kollegen, daß die erste Welle im Sommer weitgehend ungebremst verlaufen würde. Ähnliche Aussagen tätigte Lipsitch etwa zur gleichen Zeit auf seinem Blog:
Der Wechsel der Jahreszeiten und die Schulferien können helfen, werden aber die Übertragung wahrscheinlich nicht stoppen.
Lipsitchs Urteil, inzwischen durch die allgemeine Erfahrung völlig widerlegt, fand weltweiten Widerhall und verhärtete rasch zum Dogma. Innerhalb weniger Tage erklärte Christian Drosten, daß der saisonale Einfluß „relativ klein“ sein würde und „ein Maximum der Fälle“ in Deutschland „in der Zeit von Juni bis August auftreten wird“, was offensichtlich nicht zutraf.
Die kategorische Verneinung der Saisonalität des Coronavirus hatte zweierlei Folgen: Sie entkräftete Forderungen, den Frühling abzuwarten; und mit ihrer Hilfe konnte jeder Rückgang der Infektionen eher den Lockdowns als dem Wetter zugeschrieben werden.
Spätestens am 15. April hatte sich das bereits erwähnte meinungsführende Magazin Vox zum totalen Lockdown-Verfechter gemausert: „Wir flachen die Kurve ab. Können wir sie vernichten?“ Einen Monat nach Aufbau der geistigen Basis für die Abschaltung unseres sozialen und wirtschaftlichen Lebens, hatten die Journalisten von Vox endlich die Bedeutung der Masseneindämmung verstanden und verinnerlicht.
Als die Fallzahlen im April sanken, war dies ohne Zweifel dem Frühlingswetter und nicht irgendwelchen Maßnahmen zu verdanken. Da Lipsitch die Saisonalität des Virus Anfang März angezweifelt hatte, hatte sich unsere Realitätswahrnehmung jedoch auf seltsame Weise verändert.
Alles, was „Corona“ tat, wurde nun als Folge politischer und individueller Entscheidungen interpretiert: Wenn „die Zahlen“ steigen, dann waren unsere Maßnahmen nicht harsch genug oder wurden nicht konsequent genug umgesetzt; wenn sie sinken, ist das ein Beweis für ihren Erfolg.
Es reichte auch nicht mehr aus, die Krankenhäuser zu entlasten. Nun ging es um viel mehr: Die größtmögliche Eindämmung des Virus bis hin zu seiner völligen Ausrottung. Egal, wie sehr man die Kurve abgeflacht hat, sie muß geradezu zerquetscht werden, so lange, bis man „Zero Covid“ erreicht hat.
Das Endziel lautete nun totaler Sieg, was jede Infektion zu einer kleinen Niederlage macht. Das ist ein sicheres Rezept für ewige Lockdowns, ein Alptraum, dem zu entrinnen uns bis dato nicht gelungen ist.
Die Propaganda-Kampagne, die wir hier nur skizzenhaft darstellen konnten, bekehrte eine nationale Gesundheitbürokratie nach der anderen zur Religion des Alarmismus und Masseneindämmung. Allein Schweden und Weißrußland blieben weitgehend immun.
Auch in Deutschland war zunächst wenig Lockdown-Freudigkeit zu spüren. Am 28. Februar sagte Drosten, er erwarte, daß sich 60–70% der deutschen Bevölkerung früher oder später anstecken würden. Er hoffe lediglich, die Übertragungsrate verlangsamen zu können, vor allem wegen der Krankenhäuser. Er könne sich vorstellen, daß die Viruserkrankung auf diese Weise abgemildert und in einigen Jahren kaum von einer normalen Erkältung zu unterscheiden sein werde.
Zwei Wochen später sorgte Angela Merkel für internationale Schlagzeilen, als sie Drostens statistische Prognosen wiederholte. Die Idee der Masseneindämmung fand erst am 19. März Eingang in die deutsche Politik, am 22. März trat der erste Lockdown in Kraft; Österreich war bereits am 16. März an der Reihe.
Obwohl Italien das erste westliche Land war, das sich zur Masseneindämmung entschieden hatte, traf es diese Entscheidung keineswegs aufgrund der schweren Folgen des Virus. Dergleichen ist niemals der Grund, weshalb Lockdowns verhängt werden. Stattdessen scheint Italien eher zufällig in die Politik der Masseneindämmung gestolpert zu sein.
Italienische Gesundheitsbeamte hatten den Cluster um „Patient 1“ aus Codogno entdeckt, und damit die ersten Spuren gemeinschaftlicher Übertragung in Norditalien. Als die WHO am 24.2. die chinesische Strategie der Masseneindämmung propagierte, waren die italienischen Gesundheitsbehörden noch dabei, die Kontakte von „Patient 1“ aufzuspüren. Sie glaubten zu diesem Zeitpunkt immer noch, daß es sich um einen kleinen und begrenzten Ausbruch handelte.
Walter Ricciardi, der Italien auf dem Exekutivrat der WHO vertrat, wurde am 24.2. von der italienischen Regierung offiziell mit der internationalen Koordination der Pandemie betraut. Damit wurde er zum ersten „Corona-Zaren“ des Westens. In Norditalien wurden Labore für Massentests organisiert, um die Eindämmungsmaßnahmen zu unterstützen. Damit standen alle Elemente bereit, die man für ewige Lockdowns braucht – wenn auch zunächst nur für die lokale Eindämmung.
Um den 27. Februar tauchte ein aus heutiger Sicht kurioser Bericht auf: Ricciardi war der Meinung, Italien habe zu viele PCR-Tests durchgeführt. Im Zeitraum von einer Woche, in dem Frankreich nur rund 1.000 Menschen getestet habe, habe man rund 11,000 Menschen getestet. Menschen ohne Symptome würden als „aktive Fälle“ an die WHO gemeldet. Etliche italienische Beamte erklärten, daß sie zwar Massentests zur Identifikation von „Hotspots“ durchgeführt hätten, nun aber zum „normalen“ diagnostischen Gebrauch des PCR-Tests zurückkehren würden.
Offensichtlich war auch Ricciardi zu diesem Zeitpunkt unter dem Eindruck, daß er es mit einem auf Teile Norditaliens begrenzten Ausbruch handelte. Die frühen prototypischen Quarantänen in den italienischen „roten Zonen“ sind zur Gänze in diesem Licht zu betrachten. Als er dann das wahre Ausmaß der Pandemie in der Lombardei erkannte, war es zu spät. Seuchenstatistiken haben eine eigene politische Macht, und die Masseneindämmung in Italien wurde somit zur vollendeten Tatsache.
Die Folge war ein beispielloses Experiment, denn Italien erlebte die erste Quarantäne Europas, die zugleich eine der härtesten war. Chinesische Berater trafen ein und bekrittelten, daß auf den Straßen Roms zu viele Italiener herumlaufen.
Erst im Frühjahr begannen die Infektionen zurückzugehen. Seltsamerweise entsprach das Verschwinden des Virus mit wärmerem Wetter genau der Voraussage Ricciardis, die er Mitte März tätigte. Offenbar war ihm Lipsitchs Angriff auf die Saisonalität von Corona nicht bekannt. Andere wussten es besser, und erklärten den Journalisten, daß Ricciardis Hoffnungen auf eine Verbesserung bei wärmerem Wetter unbegründet waren.
e. Das “Panikpapier” der deutschen Regierung und der chinesische Einfluß
Was die tieferen Ursprünge und Zwecke der Lockdown-Politik anbelangt, bringt uns an die Grenzen des Bekannten. Auch wenn hier das Weltwirtschaftsforum und der von Klaus Schwab erträumte „große Umbruch“ nicht näher erörtert werden können, muß angemerkt werden, daß die Kräfte des Globalismus zweifellos eine zentrale Rolle spielen. Hinter den Kulissen erblickt man immer wieder sowohl China als auch internationale Institutionen wie die WHO.
So auch in Deutschland: Einem Bericht der Welt am Sonntag zufolge sollen Christian Drosten und RKI-Chef Lothar Wieler zu Beginn des deutschen Lockdowns den Bundesinnenminister Horst Seehofer vor einer verfrühten Rückkehr in die Normalität gewarnt haben. Danach habe der Staatssekretär Markus Kerber „führende Wissenschaftler mehrerer Forschungsinstitute und Universitäten zusammen“ damit beauftragt, ein katastrophisierendes Rechenmodell zu konzipieren. Dieses sollte helfen, weitere, so der Originalton, „Maßnahmen präventiver und repressiver Natur“ planen zu können.
Einerseits klingt das alles wie eine bloße Nachahmung des Modells des Imperial College vom 16. März, von dem damals viel die Rede war. Andererseits wurde der Schriftverkehr, aus dem dieses Zitat stammt, von der Regierung stark geschwärzt, an markanten Stellen, die Rückschlüsse auf weitere Einflüsse zulassen.
Einer der Juristen, der den Einblick in diese E‑Mails erstritten hat, findet es etwa „auffällig,“ daß dort „viel von ‚China‘ die Rede“ ist. Angeblich „ist das Wort ‚China‘ jeweils geschwärzt worden“ mit der Begründung, diese Stellen könnten „nachteilige Auswirkungen auf internationale Beziehungen haben.“ Es ist eine Tatsache, daß sich chinesische Wissenschaftler tief in die wissenschaftlichen Kreise des Westens eingedrungen sind. Der Chef der chinesischen Seuchenschutzbehörde ist seit Juli 2020 sogar Mitglied der Leopoldina.
Das ergibt Anhaltspunkte für viele Theorien. Klar bleibt nur folgendes: Der Corona-Alarmismus, der auf einer Reihe von phantastischen, sich ständig ändernden Behauptungen über die Natur des Virus und der von ihm verursachten Krankheit fußt, entstand zum Zweck der politischen Rechtfertigung und Förderung der epidemiologischen Strategie der Masseneindämmung.
Vor dem März 2020 waren westlichen Gesundheitsbehörden Maßnahmen wie landesweite Quarantänen, Massentests oder nationale Kontaktverfolgungen unbekannt. Es war die chinesische Regierung, die zum ersten Mal versuchte, diese Art von Eindämmung durchzuführen, und es war die WHO, die ihren Ansatz befürwortete und diese Maßnahmen der Welt auferlegte.
Nach einem Jahr wird jedoch deutlich, daß diese Masseneindämmungsstrategie nirgends auf der Welt „funktioniert“ hat. Vergleiche mit Staaten, die keinen Lockdown hatten oder ihn früher als andere aufgehoben haben (Schweden, Weißrußland, Japan, Florida…) zeigen sehr ähnliche Verläufe wie Länder, die auf Masseneindämmung setzten. Wissenschaftliche Studien, etwa von John Ioannides et al. (Stanford Universität, USA) und R. F. Savaris et al. (Brasilien) kamen zu dem Ergebnis, daß Lockdowns nur einen sehr geringen Effekt auf die Ausbreitung des Virus haben.
In den vielen Monaten, die seither vergangen sind, ist es unseren Lockdowns im Gegensatz zu China nicht gelungen, die Verbreitung des Coronavirus in Europa und Nordamerika in der gewünschten Form einzudämmen, auch wenn die Virushysterie zu einer dauerhaften kulturellen und politischen Fixierung geworden ist.
Warum „glauben“ wir also immer noch an die Wirkung von Lockdowns? Das einzige Land, in dem diese Strategie angeblich funktioniert haben soll, und dies innerhalb eines Zeitraums von nur drei Monaten (Januar bis April 2020), ist China, ein totalitär regiertes Land, das nun nicht gerade für seinen unkontrollierten Informationsfluß nach außen bekannt ist.
Wir können also annehmen, daß die Ideologie des Lockdowns und der Masseneindämmung im Wesentlichen auf chinesischer Desinformation beruht. Diese hätte allerdings ohne die Kollaboration westlicher globalistischer Organisationen keine derartige Wirkung entfalten können, und hier gilt es vor allem sich die Rolle des Weltwirtschaftsforums und der WHO anzusehen.
Der Einfluß Chinas auf die WHO ist wohlbekannt, immens und gut dokumentiert. Am 19. 4. 2020 bemerkte ein Autor des Spiegels:
Eine wachsende Zahl von Belegen deutet darauf hin, daß die Corona-Pandemie samt drohender Weltwirtschaftskrise auch deshalb nicht verhindert wurde, weil ein wichtiges Organ der Vereinten Nationen, die Weltgesundheitsorganisation (WHO), zeitweise Chinas Interesse der politischen Gesichtswahrung priorisiert hat, statt seiner ureigenen Aufgabe nachzugehen: die Weltgemeinschaft bestmöglich vor Gesundheitsrisiken zu schützen.
War es ganz anders? Wurde die „Corona-Pandemie samt drohender Weltwirtschaftskrise“ erst durch den chinesischen Einfluß auf die WHO erzeugt? Wie tief reicht die Täuschung? Gibt es hier noch mehr bislang unverstandene Spuren, die zu verfolgen wären?
Imagine
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Dass die Corona-Pandemie von den herrschenden Eliten in den konkurrierenden Großsystemen – US-Empire und China – für ihre Ziele und Zwecke genutzt wird, ist keine großartige Erkenntnis, sondern aus soziologischer Perspektive trivial.
Die Ziele und Zwecke beider Systeme weisen sowohl Gemeinsamkeiten wie auch grundlegende Unterschiede auf.
Beide Systeme sind Klassengesellschaften, in beiden herrscht eine totalitäre Politik des System- und Herrschaftserhalts, „totalitär“ im Sinne von „alternativlos“ und mit konsequenter Unterdrückung von Systemopposition und Systemveränderung.
Beide Systeme stehen Konkurrenz zueinander, es geht jeweils darum, welches System zukünftig die Welt bestimmen wird, ein kriegerisch-aggressives, kapitalistisch-imperialistisches System oder ein friedliches, sozialistisches System.
Ziele und Zwecke der sozialistischen Eliten in China sind national und sozial ausgerichtet, den kapitalistischen Eliten im Empire geht es vor allem um Selbstbereicherung.