Es war unser bislang längstes Gespräch – das liegt an der Fülle des Materials und daran, daß wir Nebenfragen behandelten: Wie stand es um den Versuch, mittels Anpasssung und Verteidigung der schriftstellerischen Autonomie den Hindernislauf durch die NS-Kulturpolitik zu meistern? Wer war im III. Reich Bestseller-Autor? Welcher Autor war damals und welcher wäre heute mit Fallada vergleichbar?
Hier also die gesamte Sendung. Die genannten Romane und gute Literatur über Fallada finden Sie zur Nachbereitung in unserem Bücherschrank.
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Warum Fallada? Diese Frage haben Erik Lehnert und ich beantwortet, hier noch ein paar Hinweise:
Da ist Falladas Landvolkroman Bauern Bonzen und Bomben – Stammhörer unserer Literaturgespräche erinnern sich sicherlich daran, daß wir auf diese wichtige Bewegung schon einmal ausführlich hinwiesen, und zwar in unserer Sendung über Ernst v. Salomon. Sein (antiquarisch unerschwinglich teurer) Roman Die Stadt thematisiert die Landvolkbewegung auf ganz andere Art als Falladas Werk.
Dann: Wer eine Ahnung davon bekommen möchte, wie der wirtschaftliche Zusammenbruch samt Hyperinflation 1922/1923 die Strukturen traf und Millionen Deutsche ins Elend stürzte, muß Wolf unter Wölfen lesen. Lehnert hat dieses Werk in unserem Buch im Haus nebenan bereits empfohlen; in unserem Live-Gespräch werden wir es ebenfalls ausführlich behandeln.
Ein Drittes: Fallada war ein Bestseller-Autor – sein Roman Kleiner Mann, was nun? hat ihn weltberühmt gemacht, und bis heute sind sämtliche seiner Werke verfügbar. Das ist bisweilen erstaunlich, und darüber wird zu reden sein.
Wir sprechen mit Hans Fallada natürlich wieder über einen Autor, der die Weimarer Republik und die berühmten zwölf Jahre miterlebt und durchlitten hat, der das Land also nicht verließ, sondern schreibend zurechtzukommen versuchte unter veränderten kulturpolitischen Bedingungen.
Bis auf Armin Mohler und Joachim Fernau war jeder der Autoren, über die wir sprachen, in diese Jahre der inneren und äußeren Entscheidung verstrickt, und was wir uns am Blick auf sie auferlegen sollten, ist Abstand zu jener billigen, nachgereichten Moral, mit der heutige Leser und Biographen es besser wissen. Das wäre vielleicht sogar einmal ein polemisches Projekt: “Ratschläge für Verstorbene”…
Fallada: Er war da ab und an ein Chamäleon, und nach dem Krieg schrieb er gewohnt stilsicher und in der gewohnt rasenden Geschwindigkeit den Widerstandsroman der kleinen Leute: Jeder stirbt für sich allein.
Die genannten Romane und gute Literatur über Fallada finden Sie zur Vor und Nachbereitung in unserem Bücherschrank.
RMH
Das sehe ich mir doch gerne an. Schon mal Danke im Voraus.
"Der Trinker" könnte gerade auch wieder an Aktualität gewinnen.