Benito Cereno und wir

Einige Monate später fand der Schwarze, am Schwanz eines Maultiers zum Galgen geschleift, ein klangloses Ende.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Sein Rumpf wur­de zu Asche ver­brannt; aber vie­le Tage lang hielt sein Kopf, die­se Brut­stät­te abge­feim­ter Gedan­ken, auf der Pla­za auf eine Stan­ge gespießt, unbe­schämt den Bli­cken der Wei­ßen stand. Über die Pla­za schau­te er nach der St.-Bartholomäus-Kirche, in deren Gewöl­ben, damals wie heu­te die geret­te­ten Gebei­ne Don Arand­as ruhten …

Wesent­lich an die­sem Bild ist, daß der Neger Babo, eins­ti­ger Skla­ve, dann Auf­stän­di­scher und Meu­te­rer, selbst als Hin­ge­rich­te­ter den Bli­cken der Wei­ßen “unbe­schämt” stand­hält, die Kir­che, die sei­nen ermor­de­ten Herrn birgt, fest im lee­ren Blick.

Lite­ra­tur ist mit­un­ter von pro­phe­zei­en­der Funk­ti­on und Kraft – und dies nicht nur im Gen­re des Science-Fiction-Romans.

Ahnungs­vol­le Pro­phe­zei­un­gen betref­fen gegen­wär­tig zuneh­mend die Vor­aus­ah­nung des Unter­gangs der west­li­chen, mit­hin der wei­ßen Welt, die uns gera­de noch als die „ent­wi­ckel­te“ erschien, aber längst viel­mehr eine gefähr­de­te ist. Inner­halb der letz­ten Jah­re sind es maß­geb­lich dys­to­pi­sche Film­stof­fe gewe­sen, in denen die Fra­gi­li­tät der hoch­tech­ni­sier­ten Kul­tur der wei­ßen Moder­ne the­ma­ti­siert wird.

In der Lite­ra­tur reicht die­se Tra­di­ti­ons­li­nie wei­ter zurück. Ein star­kes Bei­spiel dafür ist Her­man Mel­vil­les Erzäh­lung „Beni­to Cere­no“ von 1855, die auf einem spa­ni­schen Skla­ven­schiff spielt. Die­ses Schiff, die „San Domi­nick“, rich­tungs- und anschei­nend füh­rer­los im Meer vor Chi­le trei­bend, wird von einem ame­ri­ka­ni­schen Rob­ben­fän­ger ent­deckt. Dem Kapi­tän der „Bachelor’s Delight“, Ama­sa Del­ano, erscheint das unheim­li­che Schiff wie aus der Zeit gefal­len. Es wirkt auf ihn wie ein „weiß­ge­tünch­tes Klos­ter auf einem Pyre­nä­en­fel­sen“, wie ein rui­nö­ser Palast, wie altes Spa­ni­en also, gran­di­os und pracht­voll, aber ver­wahr­lost, ein Bild eins­ti­ger Grö­ße, nur­mehr aber noch ein Schat­ten, ein Abglanz frü­he­rer Stär­ke und Pracht.

Am Heck das ver­blas­sen­de Wap­pen Kas­ti­li­ens und Leons, ist das Schiff im Zustan­de des Ver­falls, offen­bar also in Not. Der so arg­lo­se wie gut­gläu­bi­ge ame­ri­ka­ni­sche Kapi­tän – der Name sei­nes Schif­fes kann mit „Jung­ge­sel­len­lust“ über­setzt wer­den – sieht sich sofort zur Hil­fe ver­pflich­tet, läßt sich also über­set­zen und nimmt das spa­ni­sche Schiff in Augen­schein. Dabei bie­tet sich ihm ein selt­sa­mer Anblick:

An Bord befin­den sich mehr­heit­lich Schwar­ze, Skla­ven, die sich jedoch frei bewe­gen und Arbei­ten nach­ge­hen, dazwi­schen weni­ge, ver­schämt wir­ken­de Wei­ße, Res­te der eins­ti­gen Besat­zung, deren grö­ße­rer Teil, wie dem Ame­ri­ka­ner berich­tet wird, wäh­rend ver­schie­de­ner Kata­stro­phen vor Kap Hoorn ums Leben kam. Dar­aus zwar geret­tet, geriet das Schiff dann in lang andau­ern­de Flau­ten. Die Vor­rä­te schwan­den, man litt an Hun­ger und Durst.

Geführt wird das lädier­te Schiff von einem nobel her­aus­ge­putz­ten spa­ni­schen Kapi­tän, Beni­to Cere­no, der aller­dings schwer erkrankt scheint und von einem jun­gen Schwar­zen, Babo, gestützt wird, der ihn schein­bar auf­merk­sam pflegt und in allem assis­tiert. Treu wie ein Hund.

Beson­ders stark eine Rasier­sze­ne: Babo nutzt dabei eine ver­schlis­se­ne spa­ni­sche Fah­ne als Umhang für sei­nen „Herrn“. Der ist ihm, gehüllt in die Insi­gni­en sei­ner Nati­on, völ­lig aus­ge­lie­fert. Die Sze­ne wirkt für­sorg­lich, der Schwar­ze scheint die Per­so­ni­fi­zie­rung der Hilfs­be­reit­schaft, Unei­gen­nutz und Umsicht, aber weit gefehlt, denn der Schein trügt.

Soll­te die­ser unglück­li­che Mann, frag­te sich Kapi­tän Del­ano, einer jener Kapi­tä­ne ohne Auto­ri­tät sein, wie ich sie gekannt habe, die aus Klug­heit ein Auge dar­über zudrü­cken, was abzu­stel­len sie kei­ne Macht besit­zen? Ich konn­te mir nichts Trau­ri­ge­res den­ken als einen Befehls­ha­ber, des­sen Befehls­ge­walt ledig­lich in sei­nem Namen liegt.

Auf dem Höhe­punkt der Hand­lung stellt sich her­aus: Die Skla­ven hat­ten auf die­sem Schiff gemeu­tert, sich befreit, im Hand­streich die Macht an sich geris­sen und einen Teil der wei­ßen Besat­zung gelyncht. Das Ske­lett des von ihnen ermor­de­ten argen­ti­ni­schen Skla­ven­hal­ters Don Alex­an­dro Arand­as ver­wen­den sie danach als Gali­ons­fi­gur, die sie jedoch vor der Begeg­nung mit dem Ame­ri­ka­ner eigens ver­hüll­ten. Dazu schrie­ben sie das Mot­to „Sequid vue­s­tro jefe!“ („Folgt eurem Füh­rer!), eine zyni­sche Anspie­lung auf den christ­li­chen Mythos der Erlö­sung im Tode. Der Anfüh­rer der Schwar­zen ist der Sene­ga­le­se Babo, eben jener Schwar­ze, der den krän­keln­den spa­ni­schen Kapi­tän mit­leids­voll zu stüt­zen scheint, ihn aber, wie der Leser spä­ter erfährt, gänz­lich in sei­ner Gewalt hat und den Plan ver­folgt, die „San Domi­nick“ nach Afri­ka segeln zu lassen.

Del­ano wird also eine Insze­nie­rung vor­ge­führt, eine Täu­schung – mit dem Ziel, von dem Ame­ri­ka­ner Hil­fe und Vor­rä­te zu bekom­men, letzt­lich aber sei­nen voll funk­ti­ons­tüch­ti­gen und satt mit Vor­rä­ten aus­ge­stat­te­ten Rob­ben­fän­ger kapern zu wol­len, um die Befrei­ungs­rei­se dar­auf fort­zu­set­zen. Zwar fliegt die Sache gera­de noch recht­zei­tig auf, und die Ame­ri­ka­ner entern dar­auf­hin das spa­ni­sche Skla­ven­schiff, been­den die Meu­te­rei, legen die Schwar­zen in Ket­ten und über­ant­wor­ten sie einem Gericht in Lima, aber der stärks­te Teil der Mel­ville-Erzäh­lung ist die düs­te­re Cha­ra­de, die dem anfangs leicht­gläu­big nai­ven Ame­ri­ka­ner an Bord der „San Domi­nick“ vor­ge­spielt wird.

Ein “Hap­py End” gibt es nicht; Cere­no bleibt, nur äußer­lich befreit, ein inner­lich ein Geschla­ge­ner und zieht sich – dar­in an Karl V. erin­nernd – in ein Klos­ter zurück, wo er als­bald verstirbt.

Das Schick­sal der “San Domi­nick” läßt einen für die Gegen­wart rele­van­ten Deu­tungs­zu­sam­men­hang erken­nen. Sava Klič­ko­vić wies dar­auf hin, daß Mel­ville sei­ner Erzäh­lung die sym­bo­li­sche Kraft nicht absicht­lich ver­lieh, son­dern die­se eher impli­zit durch­scheint. Gera­de des­we­gen aber kann sie auf unse­re Erfah­rungs­welt bezo­gen wer­den. Carl Schmitt tat das – vor allem im Sin­ne einer Selbst­deu­tung sei­ner Rol­le und sei­nes Schick­sals im Drit­ten Reich. Ein inter­es­san­ter Auf­satz Jiang Lin­jings wid­met sich die­ser Selbst­ver­stän­di­gung Schmitts.

Der inter­pre­tier­te die Erzäh­lung umfas­send im Sin­ne sei­nes Geschichts­pes­si­mis­mus, indem er sich dabei der tra­gi­schen Welt­sicht Dono­so Cor­tés’ (1809 – 1853) anschließt:

Für ihn ist die Welt­ge­schich­te nur das tau­mel­den Dahin­trei­ben eines Schif­fes, mit einer Mann­schaft betrun­ke­ner Matro­sen, die grö­len und tan­zen, bis Gott das Schiff ins Meer stößt, damit wie­der Schwei­gen herrscht.

In der von den Negern insze­nier­ten Täu­schung erkennt er den Anti­chris­ten, des­sen Kenn­zei­chen in der „Nach­ah­mung Got­tes” besteht:

Und das ist auch kein Wun­der, denn er selbst, der Satan, ver­stellt sich zum Engel des Lich­tes. (2Kor, 11:14)

Paul Noack (1925 – 2003) erkann­te im ent­mach­te­ten Beni­to Cere­no „Schmitts klars­te Selbst­in­ter­pre­ta­ti­on sei­ner Rol­le wäh­rend der NS-Zeit.” Ernst Jün­ger wie­der­um pro­to­kol­lier­te nach einem Tref­fen mit Schmitt in Paris 1941:

Carl Schmitt ver­glich sei­ne Lage mit der des wei­ßen, von schwar­zen Skla­ven beherrsch­ten Kapi­täns in Mel­vil­les Beni­to Cere­no, und zitier­te dazu den Spruch: “Non pos­sum scri­be­re con­tra eum, qui potest pro­scri­be­re.” („Ich kann nicht schrei­ben gegen den, der die Macht hat, mich zu beseitigen.”)

In Ex Cap­ti­vi­ta­te Salus (1950) ergänz­te Schmitt selbst:

Ich bin der letz­te bewuß­te Ver­tre­ter des jus publi­cum Euro­pae­um, sein letz­ter Leh­rer und For­scher in einem exis­ten­zi­el­len Sin­ne und erfah­re sein Ende so, wie Beni­to Cere­no die Fahrt des Pira­ten­schif­fes erfuhr. Da ist das Schwei­gen am Platz und an der Zeit. Wir brau­chen uns nicht davor zu fürch­ten. Indem wir schwei­gen, besin­nen wir uns auf uns selbst und auf unse­re gött­li­che Herkunft.

Hier aber mal auf unse­re Gegen­wart bezo­gen: Anschei­nend exis­tiert eine uns gera­de noch ver­trau­te Welt. Jen­seits aller tech­ni­schen Inno­va­tio­nen ist sie aller­dings ein Schat­ten ihrer selbst. Mag sein, wir wei­ßen Euro­pä­er befin­den uns selbst auf eben die­sem Schiff – und die ande­ren, die Frem­den, haben bereits die eigent­li­che Macht.

Es exis­tiert zwar noch eine Staats­füh­rung, ja, aber von einer Nati­on zu reden, das ver­mei­det gera­de sie, weil sie das Vater­land als dis­kre­di­tiert emp­fin­det. – Und Deut­sche, als Eth­nie oder min­des­tens als Schick­sals­ge­mein­schaft, soll es nach ihrer poli­ti­schen Maß­ga­be schon gar nicht mehr geben. Wir sind die „San Domi­nick“ – und gewis­ser­ma­ßen tat­säch­lich auf dem Weg nach Afri­ka. Aber, um im Bild zu blei­ben, die Schwar­zen füh­ren das Schiff.

Das Über­ge­wicht der ande­ren, der Migran­ten und „Geflüch­te­ten“, ver­schiebt die Macht im Land, und die­ses Über­ge­wicht wächst mit der Fer­ti­li­tät der uns heim­su­chen­den Völ­ker­schaf­ten enorm. Pro­ble­ma­ti­scher jedoch: Die poli­ti­sche Ent­schlos­sen­heit der „Eli­ten“ zur unbe­ding­ten natio­na­len und eth­ni­schen Selbst­auf­ga­be ver­stärkt den Schwund des vor drei­ßig Jah­ren gera­de noch Rest­ver­trau­ten. Offen­bar gibt es für vie­le ganz star­ke Grün­de, dies gut und rich­tig zu fin­den; die ande­ren fie­len in Lethar­gie und stoff­wech­seln sich durch die Konsumgesellschaft.

Die eigent­li­chen Ursa­chen für die Über­nah­me und Umvol­kung jedoch lie­gen in einem phä­no­me­na­len gesell­schafts­neu­ro­ti­schen Kom­plex des Wes­tens, näm­lich in der poli­tisch-ideo­lo­gisch sug­ge­rier­ten Schuld, unse­re tech­no­lo­gi­sche und poli­tisch-kul­tu­rel­le Hoch­kul­tur wäre von einem Jahr­tau­send­ver­bre­chen der wei­ßen Ras­se an den „Peo­p­le of Color“, den „Nati­ves“ und den „Indi­ge­nen“ begrün­det worden.

Die Süh­ne dafür soll in der Wahr­neh­mung der neu­en „Anstän­di­gen“ offen­bar in einer gera­de­zu mit vor­aus­ei­len­dem Eifer voll­zo­ge­nen Selbst­auf­ga­be bestehen, in einem Akt des Brandt­schen Knie­falls – aller­dings nicht allein gegen­über einer beson­de­ren Grup­pe, nicht als Bit­te um Ver­ge­bung für eine kon­kret beschreib­ba­ren Schuld, son­dern im Kotau vor der gan­zen nicht­wei­ßen Welt, von der man gera­de­zu über­nom­men, erobert, gewis­ser­ma­ßen bunt ein­ge­färbt, im über­tra­gen­den Sin­ne sogar ver­ge­wal­tigt wer­den will, um end­lich, end­lich den exklu­si­ven Sta­tus des wei­ßen Kolo­ni­al­ver­bre­chers los­zu­wer­den, inso­fern man sei­ne eth­ni­sche Sicht­bar­keit – als Wei­ßer – zuerst ver­birgt und dann verliert.

Die poli­tisch bestim­men­den Kräf­te in Deutsch­land erbit­ten, ja for­dern mit Nach­druck den eige­nen Iden­ti­täts­ver­lust. Dann end­lich, so ihre Auf­fas­sung, dür­fen sie selbst zur Diver­si­tät der gro­ßen bun­ten Welt gehö­ren, obwohl die­se links­grü­ne Wunsch-Welt jede Hete­ro­ge­ni­tät eben dadurch ver­liert, daß apar­te Beson­der­hei­ten nicht mehr gestat­tet sein sol­len, wenn die tris­te Uni­for­mi­tät einer neu­er glo­ba­ler Misch­maschkul­tur her­aus­ge­bil­det ist.

So, wie alles, was gesche­hen war, als tota­le Schuld ange­se­hen wird, wünscht sich Grün­links – also die gesam­te Ein­heits­front von den Lin­ken bis zu CDU/CSU – alles, was künf­tig zu gesche­hen hat, als tota­le Gerech­tig­keit im Sin­ne der Selbst­auf­ga­be des einst Eigenen.

In Her­man Mel­vil­les „Beni­to Cere­no“ kapi­tu­liert eine in sich krän­keln­de und altern­de Hoch­kul­tur, die ihren Grün­dungs­im­puls ver­lor und ihr rei­ches gedank­li­ches und mate­ri­el­len Erbe preis­zu­ge­ben bereit ist, ja die­se Selbst­preis­ga­be als Aus­druck neus­ten Selbst­ver­ständ­nis­ses von sich selbst for­dert, vor den „Pri­mi­ti­ven“, deren Begehr­lich­kei­ten sie weckte.

Sicher, mit Blick auf Mel­vil­les Erzäh­lung darf die Schuld, in die­sem Fall an der Skla­ve­rei, nicht außer Acht gelas­sen wer­den, auf der ja tat­säch­lich ein gewich­ti­ger Teil des Reich­tums der alten Welt zurück­geht. Das Mas­sa­ker der Schwar­zen, ver­übt an der wei­ßen Besat­zung der „San Domi­nick“ ist eine Fol­ge ihrer grau­sa­men Ver­skla­vung. Das Böse wird einer­seits aus­ge­teilt, ande­rer­seits erlit­ten, Täter und Opfer wech­seln geschicht­lich die Rol­len. Babo steht gleich­falls für eine Vari­an­te Grau­sam­keit und Bar­ba­rei, die Spa­ni­er für eine andere.

Ja, der alte abend­län­di­sche Wes­ten hat Schuld auf sich gela­den, so wie jedes Indi­vi­du­um, jedes Gemein­we­sen, jede Kul­tur. Nur ist gera­de eine Süh­ne, die in der voll­stän­di­gen Selbst­auf­ga­be, im kul­tu­rel­len Sui­zid liegt, nicht mal als das etwas wert, was sie vor­stel­len soll. Bei aller Demut, die Men­schen wie Staa­ten stets gut ansteht und sie vor Hybris bewahrt, bedarf es der auf­rech­ten Hal­tung, um über­haupt in Wür­de han­deln zu können.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

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Kommentare (54)

Alter weiser Mann

13. April 2021 21:10

Excellent! Der Mainstream wird durch Zuspitzung in seinen geistigen Grundlagen angegriffen, das trifft, setzt Giftpfeile, die den Gegner schmerzen und die nicht 100% Prozent Überzeugten herüberzieht. Effektiver als Verschwörungstheorien oder andere Mantel- und Degenstücke.

Den Vergleich mit Benito Cerono sehe ich aber skeptisch. Wir werden nicht verdrängt. Unsere Zukunft ist die amerikanische Welt, nicht mehr hautfarbig, sondern kulturell weiß. Am Rande - das kann auch die Mehrheit sein - die in ihrer fremden Herkunftskultur Verharrenden als Marginalisierte. Ob man dort gerne lebt, ist eine andere Frage.

 

Arrow

13. April 2021 22:37

"Ja, der alte abendländische Westen hat Schuld auf sich geladen, von erheblicher Last sogar, so wie jedes Individuum, jedes Gemeinwesen, jede Kultur. "

Ein problematischer Gedanke, dem der Impuls zur Konzession an eine große Verleumdung innewohnt.

Besser gefiel mir da Thomas Rauscher, jener Juraprof aus Leipzig, der aneckte, als er feststellte: "Wir schulden Afrika und den Arabern nichts,"

Gracchus

13. April 2021 22:49

Melvilles "Benito Cereno" ist stark. Vor Jahren gelesen, und zwar im Zuge einer intensiveren Beschäftigung mit Carl Schmitt. Ob es jetzt passt? Dazu müsste ich die Erzählung erst wieder lesen. 

Ein anderes Werk Melvilles fällt mir ein. Was sich die machthörigen Lifestyle-Linken (Sahra Wagenknecht) infolge Deleuze-, Zizek oder Agamben-Lektüre vor Jahren auf die T-Shirts druckten, wäre jetzt angebracht: I would prefer not to ("ich möchte lieber nicht") - mich testen, impfen lassen, Maske tragen. 

Selbstaufgabe des Eigenen - das ist die Intention gegenwärtiger westlicher und - da ist @imagine absolut recht zu geben - kapitalistischer Politik. Dem Kapitalismus ist alles Herkünftige und Traditionelle verhasst.  Überflüssig zu sagen, dass das mit Moral und Gerechtigkeit nichts zu tun. Identität darf nur noch haben, wer einer Opfergruppe angehört, deren sich der Staat annehmen kann, damit ist dem Staat dessen Abhängigkeit schon angezeigt. 

nom de guerre

13. April 2021 23:09

"In Herman Melvilles „Benito Cereno“ kapituliert eine in sich kränkelnde und alternde Hochkultur, die ihren Gründungsimpuls verlor und ihr reiches gedankliches und materiellen Erbe preiszugeben bereit ist, ja diese Selbstpreisgabe als Ausdruck neusten Selbstverständnisses von sich selbst fordert, vor den „Primitiven“, deren Begehrlichkeiten sie weckte."

Das verstehe ich nicht ganz. Es geht hier um ein Sklavenschiff, dessen Ladung, nämlich die in Ketten liegenden Sklaven, die Besatzung überwältigt und sich befreit haben. Um für die Heimfahrt Proviant zu bekommen – denn nur so nützt ihnen die Freiheit etwas – versuchen sie, einen Robbenfänger zu bestehlen. In diesem Kontext von bei den "Primitiven" geweckten Begehrlichkeiten zu sprechen, finde ich schon etwas weit hergeholt. Denn weder befanden sich diese freiwillig auf dem Schiff, noch traf sie eine moralische Pflicht, ihre Versklavung hinzunehmen, noch hatten sie die Möglichkeit, auf andere Weise, zB durch Handel an Proviant zu gelangen. Insofern hinkt mE der Vergleich mit unserer heutigen Lage, in der die Fremden ja mitnichten hierher verschleppt wurden, sondern freiwillig kommen und im Übrigen nicht versklavt, sondern von den Einheimischen großzügig unterstützt werden. Im Gegensatz zu den Sklaven auf dem Schiff erleiden sie von uns auch kein Unrecht, gegen das sie sich zur Wehr setzen (müssten) – es sei denn, man möchte das im Artikel angesprochene Narrativ der ewigen Schuld der Europäer gegenüber den PoC übernehmen.

Der_Juergen

13. April 2021 23:31

Eindrücklicher Artikel, Melville war einer der ganz grossen Amerikaner. "Moby Dick" ist Weltliteratur, aber auch Erzählungen wie Benito Cereno sind grossartig.

Den einen oder anderen Satz von Bosselmann hätte ich nicht so formuliert. "Ja, der alte abendländische Westen hat Schuld auf sich geladen, von erheblicher Last sogar" ist nicht falsch; natürlich gab es in den Kolonien schwere Verbrechen, wobei die Schreckensherrschaft Leopolds in Belgien wohl der Tiefpunkt war. Es sei aber darauf hingewiesen, dass das Abendland seiine Kolonien nicht bloss ausgebeutet, sondern auch enorm viel Gutes getan hat. Die Europäer haben fast überall Krankenhäuser und Schulen gebaut, sie haben eine Infrastruktur geschaffen, von der viele unabhängig gewordene Staaten bis heute zehren. Und sie haben die Sklaverei abgeschafft, während in Mauretanien heute noch ein erheblicher Teil der Bevölkerung aus Sklaven besteht. Einen Grund für Schuldkomplexe gibt es also nicht. Übrigens, selbst wenn die Europäer den Afrikanern und Indern nur Böses angetan hätten, wären die Nachfahren der Kolonisten heute nicht verpflichtet, sich schuldig zu fühlen, denn Schuld vererbt sich nicht. Schuldkomplexe werden sehr geschickt von den Kräften geschürt, die das Abendland kraftlos und zum Widerstand gegen seine geplante Auslöschung unfähig machen wollen. 

Alter weiser Mann

13. April 2021 23:41

@Arrow

Ja, vielleicht begibt sich die Rede von der Schuld zu weit ins Argumentatonsfeld des Mainstream. Das Abstreiten greift den Mainstream aber nur äußerlich an. Auch hier ist es besser, dessen Denken zu destruieren. Kolonialismus war Christianisierung und Zivilisierung. Mit gutem Gewissen und in ehrlicher Überzeugung betrieben. Beides ist die Voraussetzung und setzt sich fort in der Demokratisierung, die heute den ehemaligen Kolonien abverlangt wird. Disee Demokratisierung legitimiert den Kolonialismus wider Willen. Die Alternative ist ein Ethnopluralisms, der den ehemaligen Kolonien ihr Eigenes von heute lässt oder finden lässt. Die Täter des Kolonialismus sind die Universalisten und die Ethnopluarlisten heilen die Wunden, die von jenen beigebracht wurden.

Eo

13. April 2021 23:43

Der Schuldgedanke,
bzw. die Anfälligkeit für Schuldvorhaltungen und -vorwürfe pp. ist eine veritable Schwäche, die gerade bei weißen Völkern besonders ausgeprägt scheint und bei anderen Völkern hingegen nur eher schwach entwickelt.

Und an dieser Schwachstelle
wurde dann im letzten Jahrhundert gezielt angesetzt (wie auch schon davor), um die Dominanz der Weißen systematisch anzuschießen, mit dem Ziel, sie à la longue schließlich ganz zu brechen.

Inzwischen ist das Projekt
soweit gediehen, daß mittlerweile den weißen Völkern mehr und mehr die Arschkarten-Rolle zugewiesen wird; also genau die Rolle, die wir Deutschen so lange schon innehaben.

Und im übrigen
ist unsere Schwäche vor allem eine Schwächung ...

 

Franz Bettinger

14. April 2021 00:58

Danke für diesen ergreifenden Beitrag! "Sequid vuestro jefe!" 'Folgt ihm nur, eurem Führer!' So wird es, nach 2000 Jahren, auch uns ergehen. Hatten wir (mindestens zu guter Letzt) die richtigen Führer? Hatten wir den richtigen Glauben?

quarz

14. April 2021 01:13

"der alte abendländische Westen hat Schuld auf sich geladen, von erheblicher Last sogar"

Um gegen diesen destruktiven Schuldkult gefeit zu sein, genügt eigentlich schon ein nüchternes Studium der Geschichte der Sklaverei. Da erkennt man dann sehr bald, dass singulär nicht etwa eine historische Schuld des Abendlandes ist, sondern im Gegenteil dessen Rolle bei der Abschaffung der Sklaverei.

Franz Bettinger

14. April 2021 01:30

Gehört auch nur ein Schwarzer zu den oberen Rängen des tiefen Staates? Na also! Das ganze ist ein Billardspiel. Mit der schwarzen Kugel werden andere versenkt. Sie ist Mittel zum Zweck. Wenn dieser erfüllt ist, wird die schwarze den anderen Kugeln ins Loch folgen; dann hat sie ihren Zweck erfüllt. Der tiefe Staat ist alles mögliche, nur nicht schwarz. 

Laurenz

14. April 2021 03:17

@HB

Das ist der zentrale Satz " – und die anderen, die Fremden, haben bereits die eigentliche Macht."

Das können wir aber hier nicht weiter debattieren. Wir können nur die fremden Machthaber davon überzeugen, daß sie mit uns in einem Boot sitzen.

Der Haken an der Geschichte mit der „San Dominick“ ist, ohne ehemalige Hochkultur kein Schiff.

Es ist davon auszugehen, daß wir Weißen in einem eiszeitlichen Isolat entstanden. Wir sind wohl nicht dazu gemacht, mit anderen zu leben. Aber Eiszeiten werden wieder kommen.

RMH

14. April 2021 07:19

Ein ganz starker Beitrag von H.B. - überhaupt erzeugen Texte, die auf ein literarisches Werk Bezug nehmen oder dieses interpretieren, oft noch eine ganze andere Wucht.

"Ja, der alte abendländische Westen hat Schuld auf sich geladen, von erheblicher Last sogar, so wie jedes Individuum, jedes Gemeinwesen, jede Kultur. "

Man sollte bei solchen Feststellungen immer festhalten: Wenn, dann aber nur nach den eigenen, vom Westen in über 2tsd Jahren herausgebildeten Maßstäben. Der "abendländische Westen", oder besser, der weiße Mann, hat die moralischen Kriterien erschaffen und universell zur Weltgeltung gebracht, nach denen er jetzt verurteilt wird.

Im Übrigen kann man berechtigte Zweifel daran anmelden, ob der weiße Mann jemals ernsthaft der Kapitän über das Sklavenschiff war. Punktuell bei einzelnen Schaluppen wohl schon, aber er war nie Admiral der ganzen Flotte und schon gar nicht mit Durchgriff bis auf den letzten Mann. Zeitlich etwas jüngere Autoren, wie J. Conrad, deuten den dunklen, nie beherrschbaren Urgrund an, an dem man quasi mit dem Tag schon gescheitert ist, in dem man ihn, gewappnet im Wesentlichen mit seinen eigenen Werten, betritt. Genannt sei hier zum wiederholten Male "Herz der Finsternis".

Der "weiße Mann" scheiterte in  Afrika und Asien - und zwar vom ersten Tag an. Evtl. lag es daran, dass er diese Gebiete mit seinen höchst eigenen Werten betrat.

Ein gebuertiger Hesse

14. April 2021 07:52

Zum Thema Schuld des Westens erscheint demnächst eine wichtiges Buch der Gegenaufklärung: https://www.manuscriptum.de/verteidigung-des-deutschen-kolonialismus.html

Nemo Obligatur

14. April 2021 08:12

Ich schließe mich den Lobeshymen meiner Vorredner an. Ganz starker Beitrag von Bosselmann. Sollte in einer der kommenden Sezessionen nochmal abgedruckt und damit aufbewahrt werden. Auf diesem Weg kommt man voran.

Die westeuropäische Zivilisation geht unter. Nach unseren eigenen Maßstäben haben wir daran selbst ein gerüttelt Maß Schuld. Das ist juristisch nicht zu bestreiten, aber auch philosophisch nicht. Was mussten wir auch in die Welt aufbrechen! Sollen wir uns nun in das Unvermeidliche fügen oder versuchen, das Rad noch einmal herumzuwerfen? Jede Generation seit 1918 musste sich diese Frage vorlegen. Zur Antwort gehört, ob die Zukunft eher so aussieht wie auf der "San Dominik" oder vielleicht doch so wie man es uns in der Werbung verspricht: divers, inklusiv, sozial gerecht?

Valjean72

14. April 2021 09:28

@Eo:

Der Schuldgedanke, bzw. die Anfälligkeit für Schuldvorhaltungen und -vorwürfe pp. ist eine veritable Schwäche, die gerade bei weißen Völkern besonders ausgeprägt scheint

Und präzise an diesem Punkt, der im Grunde genommen auf einer positiven Eigenschaft basiert, wird seit 1945 von den Feinden der Deutschen angesetzt. Seit ein paar Jahren nun treffen derlei Schuldvorhaltungen alle Menschen europäischer Herkunft und dies geschieht ebenso planmässig wie die Masseneinwanderung aus Afrika/Arabien nach Europa.

Mit Schuld und Angst wurden und werden die Menschen seit Jahrhunderten gelenkt und gefügig gemacht.

Die Sklaverei in Afrika wurde keineswegs von Europäern eingeführt. Es waren Afrikaner, die Mitglieder feindlicher Stämme zunächst den arabischen, später auch den portugiesischen Sklavenhändlern zuführten und auch die Handelsschiffe, die die Sklaven in die neue Welt verschifften, gehörten zumeist nicht christlichen Reedern.

RMH

14. April 2021 09:35

In Zeiten von Corona-Durchgriffsmaßnahmen scheitert der weiße Mann erneut an den von ihm selbst importierten Sklaven aka Migrantenmilieus. Der deutsche Rentner, die deutsche Frau schließen sich vor Angst freiwillig ein, hoffen auf die Staatsmacht, derweil feiern die Clans die Familienzusammenkünfte, wie sie fallen und füllen danach die Intensivstationen bis auf Anschlag, so dass der deutsche Rest verstärkt in Kollektiv-Haft genommen wird oder in Kurzarbeit geschickt wird. Solange die Deutschen nicht selber ihre Millieus schaffen, wo sich der Staat nicht mehr rein traut, ändert sich nichts.

Der_Juergen

14. April 2021 09:35

@Alter weiser Mann

"Die Täter des Kolonialismus sind die Universalisten, und die Ethnopluarlisten heilen die Wunden, die von jenen beigebracht wurden."

Dieser Satz könnte den Anstoss zu einer tiefgründigen Debatte geben. Diese würde Fragen wie diese umfassen: War es ein Unrecht, dass die Kolonisten die Witwenverbrennung in Indien verboten und de facto zumindest stark reduziert haben? Oder hatten die Hindus, wie z. B. A. Dugin postuliert, das Recht, ihre Witwen zu verbrennen, weil dieser Brauch Teil ihrer Zivilisation war? 

Oder: Sind die Kampagnen humanitärer Organisationen gegen die Mädchenbeschneidung in Afrika nicht ein Versuch, den Afrikanern westliche Werte aufzunötigen? Ich bin selber Anhänger des Ethnopluralismus und lache nur über jene Deppen, die den Schwarzen die parlamentarische Demokratie aufschwatzen wollen, von den "Schwulenrechten" ganz zu schweigen. Aber so weit, den Hindus das Recht auf Witwenverbrennung und den Schwarzen das Recht auf Mädchenbeschneidung zuzusprechen, geht mein Ethnopluralismus nicht. Immerhin gibt es so etwas wie das Naturecht, und es ist unmoralisch, eine Frau zu verbrennen, weil sie gegen ihren Willen zur Witwe wurden, oder ein Mädchen ohne jeden medizinischen Nutzen viehisch zu verstümmeln. 

Alter weiser Mann

14. April 2021 10:19

@Der_Jürgen

Sie sprechen wichtige Fragen an. Ich glaube aber, dass bereits diese Fragen nach dem Recht anderer Kulturen auf für uns abstoßende kulturelle Praktiken das Terrain des westlichen Universalismus betreten. Warum dann nicht auch die parlamentarische Demokratie fordern? Wo ist die Grenze? Hier gilt m.E. ein striktes Entweder-Oder. Entweder man belässt den Kulturen ihre Eigenheiten oder man missioniert sie. Hilfreich kann hier die Einsicht sein, dass der Universalismus auch nur eine Eigenheit der abendlänsichen Welt ist.

Dieter Rose

14. April 2021 10:35

@quarz

Das müsste immer wieder viel deutlicher ausgesprochen werden, immer wieder in Gesprächen deutlich gemacht werden. Arabische Sklavenjäger bis iin die Mitte des 19. Jahrhunderts nicht weit entfernt von den europäischen Grenzen!

 

Imagine

14. April 2021 10:38

Der Grundfehler in der Argumentation von Bosselmann liegt in der Akzeptanz des Konstrukts der Kollektivschuld. Sich schuldig machen kann nur der Täter, sofern er über Tatherrschaft verfügt. Schuld ist immer individuell. Es gibt kein „Tätervolk“.

Kollektivschuldzuschreibungen sind vor-aufgeklärtes, tribalistisches Denken. Es ist die Logik der Blutrache. So als würden die Eltern die Schuld in ihren Genen tragen und diese vermittels ihrer Gene ihren Kindern weitergeben.

Selbstverständlich wurden im Rahmen von Eroberungskriegen und Kolonialismus schlimmste Verbrechen verübt. Es wurde geraubt, geplündert, vergewaltigt und gemordet. Die Ureinwohner wurden zum Teil systematisch ausgerottet, sie wurden versklavt und ausgebeutet, ihr Land und ihre Bodenschätze wurden geraubt. Das geschieht noch bis zum heutigen Tag. So in Südamerika, dem „Hinterhof“ der USA und in Afrika und zum Teil noch in Asien.

China hat sich vom Kolonialismus und Imperialismus befreit und davon profitieren andere Staaten, wie z.B. Thailand oder Iran.

Das russische Volk hat es Putin zu verdanken, dass es dem US-NATO-Imperialismus nicht gelungen ist, sich Russland und dessen Bodenschätze anzueignen und die Bevölkerung durch ein kapitalistisches Lohnarbeitssystem auszubeuten.

Das ist bekanntlich in Deutschland ganz anders. Denn das politisch-ökonomische System und die Klassenstruktur entsprechen dort einer Bananenrepublik. Wie in einer Bananenrepublik vertreten Politiker, Journalisten etc. die Interessen der Imperialmacht. Aus Angst vor Aufständen und Aufruhr durch die prekarisierten Lohnarbeitssklaven will man jetzt einen Graben um den Reichstag bauen. Das Corona-Szenario entspricht einer Gehorsamsdressur.

Der_Juergen

14. April 2021 11:33

@Alter weiser Mann

Danke für Ihre Antwort. Wo die Grenze zwischen ethnopluralistischer Achtung vor fremden Kulturen und gerechtfertigter Einmischung durch Bekämpfung barbarischen Brauchtums liege, fragen Sie. Ich kann auch keine genaue Grenze ziehen, aber eines steht fest. So wenig, wie wir ganz Afrika rekolonialisieren können, um die Mädchenbeschneidung auszumerzen, so wenig sollten wir solch abscheuliche Bräuche bei uns dulden. Sie werden aber stillschweigend geduldet, zumindest durch lächerlich milde Strafen für die wenigen Täter, die bei uns vor Gericht kommen.

Übrigens: Als der Afrikaner Kofi Annan UN-Generalsekretär war, hat er nie ein Wort über dieses tagtäglich gegen Tausende von Mädchen verübte Verbrechen auf seinem Heimatkontinent verloren. Brennende Sorge empfand er hingegen über die Wahlerfolge der "fremdenfeindlichen" Haider-FPÖ in Österreich...

Zu den abscheulichen fremden Gepflogenheiten, die strikt verboten werden müssten, gehört das Schächten. Weder den Muslimen noch den Juden schreibt ihr Glaube den Fleischkonsum vor. Sie können also vegetarisch leben oder, wenn sie dem Verzehr von Fleisch durchaus nicht entsagen wollen, in ihre Heimatländer zurückkehren bzw. nach Israel auswandern. 

Niekisch

14. April 2021 11:36

"Mag sein, wir weißen Europäer befinden uns selbst auf eben diesem Schiff – und die anderen, die Fremden, haben bereits die eigentliche Macht."

Diese Situation hatten wir bereits schon wenigstens einmal in der deutschen Geschichte. Ich nenne die Namen Thüringen - Karl  - Wilhelm - Max - Kurt - Friedrich - als Rätsel. Wer von den geneigten Lesern löst es ?

Der genannte Kurt war das eigentliche Werkzeug der Initiatoren des damaligen Machtverlustes, die auch Heino Bosselmann wie nachfolgend nicht beim Namen nennt:

"Die eigentlichen Ursachen für die Übernahme und Umvolkung jedoch liegen in einem phänomenalen gesellschaftsneurotischen Komplex des Westens, nämlich in der politisch-ideologisch suggerierten Schuld..."

Wer hat bisher fast immer solche Schuld induziert?

t.gygax

14. April 2021 12:26

@niekisch

"Wer hat bisher fast immer solche Schuld indiziert?"

Alleine schon durch diese Fragestellung riskieren Sie heute im besten Deutschland, das es je gab, Ihre Existenz.

 

@derjuergen

 

"das Schächten gehört sofort verboten". Warum hat sich weder PETA noch irgendeine Tierrechtsgruppe jemals mit  diesem abscheulichen Ritual befasst? Ja, warum wohl........

Alter weiser Mann

14. April 2021 12:26

@Der_Jürgen

Abslut einverstanden. In unserem Land sind solche für uns barbarischen Praktiken nicht tolerierbar. Sie verstoßen gegen unsere Identität und verletzen sie auch, wenn sie zugelassen werden.

Lotta Vorbeck

14. April 2021 12:40

@Dieter Rose - 14. April 2021 - 10:35 AM

"Arabische Sklavenjäger bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts nicht weit entfernt von den europäischen Grenzen!"

---

"Nicht weit entfernt von den europäischen Grenzen"?

Schauen Sie, werter @Dieter Rose doch mal in die Geschichte Ungarns oder auf die Anfänge der US-Navy. Die Sklavenjäger operierten seinerzeit auch entlang europäischer Küsten und sogar innerhalb des europäischen Festlandes.

Lotta Vorbeck

14. April 2021 12:42

@Franz Bettinger - 14. April 2021 - 00:58 AM

+ Hatten wir (mindestens zu guter Letzt) die richtigen Führer?

+ Hatten wir den richtigen Glauben?

---

+ Gab es, nicht erst zu guter Letzt, überhaupt noch ein Ziel?

Niekisch

14. April 2021 13:00

"Alleine schon durch diese Fragestellung riskieren Sie heute im besten Deutschland, das es je gab, Ihre Existenz."

@ t.gygax 12:26: Nur wegen meines beruflichen Wissens und der Erfahrung bin ich bisher davongekommen. Meine Eltern hingegen mussten um 1970 aufgrund wirtschaftlichen Boykotts das Generationen alte Geschäft schließen. 

"Wir sind die „San Dominick“ – und gewissermaßen tatsächlich auf dem Weg nach Afrika. Aber, um im Bild zu bleiben, die Schwarzen führen das Schiff."

Mag sein, und wir sind die Rudersklaven, Schwarze die Aufseher, das Schiff führen Andere, die uns durch das wieder freie Rote Meer und den Suezkanal Richtung Berg Sinai navigieren, wo wir die Gesetzestafeln studieren sollen. Beschriftet haben diese Tafeln Leute wie Margret Mead, Erik Erikson, Talcott Pearson u.v.a. im Wissen darum, dass die Deutschen von Anfang an einen autoritären Charakter, getränkt mit Kriegsbesessenheit aufweisen. Diese psychische Disposition kann nur durch induziertes Schuldbewußtsein und entsprechende Narrative in einem langdauernden Prozess geheilt werden, abgesichert durch militärische Besatzungspräsenz und Herausbildung eines Weltstaats auf deutschem Boden. 

quarz

14. April 2021 13:35

@Rose

Und zur Dekoration ein knapper Hinweis auf die Tatsache, dass mehr als doppelt so viele Europäer als Sklaven nach Afrika verschleppt wurden wie Afrikaner in die USA. Das setze man dann in Proportion zum Ausmaß an Aufmerksamkeit, welches diesen bzw. jenen zuteil wird.

Wahrscheinlich wird eine derartige Anmerkung freilich zuerst entrüstet als Unwahrheit zurückgewiesen, dann mit Erstaunen verifiziert und schließlich als pietätlose Aufrechnerei verurteilt.

 

Gracchus

14. April 2021 13:42

Ein paar Gedanken zum Begriff "Schuld": 

1. Zivilrechtlich lassen sich Schulden vererben. Ist das Erbe überschuldet, kann man's ausschlagen - das soll offenbar durch die Schuldrhetorik erreicht werden.

2. Schuld wird im Westen individuell aufgefasst. Richtig. Die Schuld, von der Bosselmann spricht, ist juristisch-moralisch daher nicht in den Griff zu kriegen. 

Womöglich ist diese individualistische Sicht aber zu einseitig. Damit betritt man metaphysisches Gelände. Diese kollektiven Schuldzuschreibungen sind daher das einzig Metaphysische, das den Linken noch geblieben ist. 

Im AT heißt es, Gott verfolge bis ins 3. oder 4. Glied. Man kann sich fragen, ob durch Jesus Christus dieses Gesetz aufgehoben ist. Ich würde sagen: nein, oder nur soweit die Täter selber Buße getan haben, ihnen Vergebung zuteil wurde und sie zur Einsicht gekommen sind.

Es handelt sich dann um eine unpersönliche Schuld, die man als Karma bezeichnen kann.

Dass diese Überlegungen nicht im luftleeren Raum schwirren, zeigen m. E. die Weitergabe von Traumata an die Kriegsenkel. 

Insoweit handelt es sich m. E. nicht rein um tribalistisches Denken.

Dieses Karma vollzieht sich - die vormalige Aggression gegen andere schlägt um in Autoaggression, die zur Zerstörung der eigenen Identität und also in den jetzt zu beobachtenden kollektiven Wahnsinn führt.

Laurenz

14. April 2021 13:42

"Schuldfrage" (1)

Die Schuldfrage wird hier im wesentlichen debattiert.

Aus eigener Erfahrung mit Bert Hellinger weiß ich, Mord belastet über Generationen hinweg. Insofern mag ich @Der_Jürgen hier unterstützen, zB der nicht-relativierbare Genozid durch das Belgische Königshaus in Schwarz-Afrika war schlicht unnötig. Bismarck war dagegen, fand aber in Europa keine Freunde für eine Intervention & unterließe es, Kriege zu führen, die Er nicht gewinnen konnte.

Die Deutschen könnten sich in den kolonialen Machenschaften eigentlich zurücklehnen. Die Relotius-Kampagnen zur Deutschen Schuld in ehemaligen Deutschen Kolonien, wurden durch die Schaffung von Infra-Struktur weitestgehend ausgeglichen. Bismarck war gegen gegen Deutsche Kolonien, weil die Restposten, die Deutschland als Kolonien abbekam, mehr kosteten als sie brachten.

Der Relotius mit seinen anti-Deutschen Kampagnen ist eben kein Deutsches Blatt mehr, sondern vertritt eben Interessen von politische Großinvestoren weltweit. Insofern muß der Relotius, wie viele andere Medienhäuser auch, aus Marktgründen zerschlagen werden.

Gracchus

14. April 2021 13:55

3. Damit ist dann aber wenig erreicht. Jedenfalls keine Einsicht. Die könnte darin liegen, dass Anerkennung nur reziprok zu haben ist. 

4. Ich stimme @Franz Bettinger zu. Wir haben eine Meuterei von oben. Das Problem sind unsere Eliten. Der Schulddiskurs wird von ihnen schamlos instrumentalisiert. Für jemanden wie Merkel zählt doch nur Macht, Macht und nochmals Macht. 

Frage: Was, wenn zur deutschen Identität eine falsche Autoritätshörigkeit gehört? Wäre dem so, ist die Verteidigung der eigenen Identität nicht die Lösung, sondern Teil des Problems.

 

Gustav

14. April 2021 14:10

Man las ja schon von Schwarzen, die sich darüber beklagen, dass die von Weißen geschaffene Fotografie sie benachteilige, weil die Kontraste auf den Bildern ihre Hautfarbe schlechter zur Geltung brächten. Hier wäre eine einfache Lösung schnell zur Hand: Sollen doch Schwarze Kameras für Schwarze bauen, sie müssen diese von Weißen konstuierten Dinger ja nicht benutzen. Genauso sollten diejenigen, die sich von der strukturell weißen Musik unterdrückt und ins Gesicht geschlagen fühlen, gänzlichst auf die strukturell weiße Notenschrift verzichten (auch wenn die schwarzen Noten dort in der klaren Überzahl sind). Ich schlage außerdem vor, dass die weißen Naturgesetze und die weiße Mathematik von kolorierten Peoples nicht mehr zwangsbenutzt werden sollen; desgleichen die von weißen Ingenieuren geschaffenen Flugzeuge, Hochhäuser, Brücken, Autos und Telefone. Weg mit dem Gravitationsgesetz aus der Sklavenzeit! Nieder mit den Zwangsstrukturen der Statik!

M. Klonovsky

ConanIb

14. April 2021 14:50

Nun, es ist zwar richtig, dass die Weißen auch Sklaverei betrieben haben, aber welches Volk hat das nicht? Und die wichtigere Frage ist doch: Wer hat die Sklaverei im größten Teil der Welt ABGESCHAFFT? War das nicht auch der "weiße Mann"?

Nein, Herr Bosselmann, wir schulden weder den Afrikanern noch den Arabern auch nur einen Cent. 

Ansonsten wieder ein großartiger Artikel. 

ratatoskr

14. April 2021 15:14

Die Beschneidung der Jungs ist ebenso abzulehnen wie die Beschneidung der Mädels! Es ist und bleibt Verstümmelung. Medizinische Notwendigkeiten mal aussen vor gelassen.....

Valjean72

14. April 2021 15:25

@Gracchus:

Dieses Karma vollzieht sich - die vormalige Aggression gegen andere schlägt um in Autoaggression, die zur Zerstörung der eigenen Identität und also in den jetzt zu beobachtenden kollektiven Wahnsinn führt …

Aha, Die Deutschen verfügen kollektiv über einen besonders ausgeprägten autoritätshörigen Charakter und die «vormalige Aggression gegen andere» kommt nun, einem kosmischen Gesetz folgend, als Bumerang zurück und richtet sich gegen das aggressive und allzu autoritätshörige deutsche Volk selbst.

So ein Unsinn.

1) Dieser kollektive Wahnsinn, wie Sie ihn bezeichnen, wurde und wird induziert. Das passiert nicht einfach so.

2) Bez. vormalige Aggression sollten Sie sich mal mit den Hintergründen zum 1.WK beschäftigen und «alternativ recherchieren». Keine Angst, hier kann Ihnen juristisch nichts passieren, sollten Sie zu einem anderen Ergebnis kommen, als das über Medien und Geschichtsschreibung offiziell vermittelte Geschichtsbild.

RMH

14. April 2021 15:58

Was wäre eigentlich, wenn wir den Krieg gewonnen hätten, A.H. segnet kurz danach das Zeitliche und alle Schweinereien wären nicht vor 76 Jahren aufgeflogen, sondern erst vor 60? 

Auch vererbte Schuld bis heute oder schlechtes Karma?

Ich habe es oben geschrieben: Es sind genuin weiße Moralmaßstäbe, weiße Rechtsauffassungen, die regelmäßig angebracht werden. Man erinnere sich, was Coppola Marlon Brando als Colonel Kurtz in seiner Heart of Darkness Adaption sagen lässt. 

... If I had ten divisions of those men ...

Gracchus

14. April 2021 16:22

@Valljean72

Bevor Sie meinen Gedanken abbügeln, sollten Sie ihn erst einmal be- oder besser noch durchdenken. Folgt man Rudolf Steiner, gibt es das Karma eines Volkes, an dem jeder Zugehörige dieses Volkes mitwirkt. Gustav Grambauer kann hierzu sicherlich besser Auskunft geben. Mir erscheint es sinnfällig, dass sowohl erlittenes Leid wie anderen zugefügtes Leid weitergegeben werden kann. 

 

heinrichbrueck

14. April 2021 16:28

Sobald die Schuldfrage auftaucht, gibt es die Weißen. Kommen wir auf Macht- oder Herrschaftsfragen zu sprechen, sind die Weißen nicht existent.

Wenn man die Schuld richtig deutet, hätte Benito Cereno gehängt werden müssen. Er verlor sein Schiff, und es gibt Entscheidungen, die keinen Irrtum erlauben. In der Politik, so funktioniert die reale Welt, findet Vergebung nicht statt. Cereno hatte Glück (der Leser eher weniger), denn er befand sich im Kopf eines Schriftstellers.

Die Schuld der Weißen ist, diesen Planeten nicht zu beherrschen. Eine andere Schuld, wie in der Dichtung, wird propagandistisch eingesetzt. In der Politik ist jede Schweinerei erlaubt, sofern man sich nicht erwischen läßt. Nicht die Schwarzen führen das Schiff, die Moral führt.

Den Weißen widerfuhr eine Blendung, und nicht die Primitiven sind die Blender. Es muß wohl ein antiweißer Virus verstanden und aus den weißen Köpfen entfernt werden, dafür ein gewisser Lockdown doch Zeit bietet. Cereno wurde ins Kloster verfrachtet. Nachdenkzeit.

Der Tod sollte keine Erlösung sein, nicht in der Politik. Keine Vermengung im Denken.

Solche machtveganen Diskussionen, deren Ziel wenig Klartext historisch hervorbringt, verbreiten fiktionale Langeweile.

Pferdefuss

14. April 2021 16:53

@ Gustav

Es ist zwar ziemlich einfältig, Zitat eines Zitats ohne eigene Gedanken, ich tu's aber trotzdem, sei's drum! (Einzige Beanstandung: Das Zitat nicht von vornherein zu kennzeichnen, sei's durch "", sei's kursiv: 

Man las ja schon von Schwarzen, die sich darüber beklagen, dass die von Weißen geschaffene Fotografie sie benachteilige, weil die Kontraste auf den Bildern ihre Hautfarbe schlechter zur Geltung brächten. Hier wäre eine einfache Lösung schnell zur Hand: Sollen doch Schwarze Kameras für Schwarze bauen, sie müssen diese von Weißen konstuierten Dinger ja nicht benutzen. Genauso sollten diejenigen, die sich von der strukturell weißen Musik unterdrückt und ins Gesicht geschlagen fühlen, gänzlichst auf die strukturell weiße Notenschrift verzichten (auch wenn die schwarzen Noten dort in der klaren Überzahl sind). Ich schlage außerdem vor, dass die weißen Naturgesetze und die weiße Mathematik von kolorierten Peoples nicht mehr zwangsbenutzt werden sollen; desgleichen die von weißen Ingenieuren geschaffenen Flugzeuge, Hochhäuser, Brücken, Autos und Telefone. Weg mit dem Gravitationsgesetz aus der Sklavenzeit! Nieder mit den Zwangsstrukturen der Statik!

M. Klonovsky

 

Valjean72

14. April 2021 16:59

@RMH:

alle Schweinereien wären nicht vor 76 Jahren aufgeflogen

Wie wäre es denn mal mit den Schweinereien, die den Deutschen angetan wurden? Sind diese allesamt "aufgeflogen", hinreichend thematisiert, weithin bekannt und kollektiv verarbeitet?

Ohne den 1.WK hätte es keinen 2. WK gegeben. Der 1.WK fand statt, weil insbesondere England gegen Deutschland intrigierte. Die von den Briten im 1.WK verhängte, völkerrechtswidrige Seeblokade gegen Deutschland wurde über den Waffenstillstand 11/1918 hinaus bis zur Unterzeichnung des "Vertrages" in Versailes 06/1919 verlängert und führte zu weiteren hunderttausend Toten unter der deutschen Zivilbevölkerung.

13 Mio Deutsche wurde 1945/1946 aus ihrer angestammten Heimat vertrieben. Die offizielle Operzahl beläuft sich hierbei mW bei 2 Millionen. Adenauer nannte 6 Millionen.

Das Stein gewordenene kulturelle Erbe der historischen deutschen Städte wurde flächendeckend ausradiert, dabei der Tod von hundertausenden Menschen bewusst angestrebt und dies zumeist gegen Kriegsende als der Ausgang des Krieges längst entschieden war ... etc. pp.

Aber "Cuckservative" mit Stockholm-Syndrom schwadronieren lieber von deutscher Schuld, Verantwortung oder neuerdings auch von Karma ...

 

 

 

 

 

 

RMH

14. April 2021 17:57

@Valjean72

bitte mal nicht gleich auf die falsche Spur kommen. Ich habe ein historisches Gedankenexperiment angedacht, was wäre, wenn WIR den Krieg gewonnen hätten. Dann hätte es mit Sicherheit auch keine Vertreibung gegeben ... und die deutschen Opfer wären im Wesentlichen Gefallene und zivile Bombenopfer, die dann aber auch nicht so krass ausgefallen wären, da erfahrungsgemäß die meisten Opfer in den Phasen des Zusammenbruchs und nicht des Sieges entstehen.

Das Gedankenexperiment war im Hinblick auf die aufgeworfene Karma-Frage und die Weitervererbung von Traumen gedacht. Und hier bin ich der Meinung, dass ein Sieg noch keinem Volk der Welt geschadet hat, selbst wenn hinter her heraus kommt, dass bei dem Licht von Viktoria doch erstaunlich viel Schatten ist ...

Das Deutschland enorm zu Leiden hatte, verdrängt hier, glaube ich, keiner und mit keinem Wort.

Ersthelfer

14. April 2021 17:58

Ob das Abendland untergeht? Schauen wir zuvor auf einen anderen Niedergang. Im aktuellen HB-Text findet sich etwa ein Dutzend grammatischer und orthographischer Fehler, hauptsächlich in Flexion und Konjugation ...

Kommentar Sommerfeld: Danke. Ich habe Ihre zahlreichen Korrekturvorschläge an Herrn Bosselmann per Mail geschickt.

anatol broder

14. April 2021 19:31

treffen sich grössenwahn, normopathie und paranoia auf einem boot. es wird von einem blitz getroffen und sinkt.

grössenwahn. es war meine schuld.

normopathie. meine auch.

paranoia. ich wusste es.

Wahrheitssucher

14. April 2021 20:30

@ Ersthelfer

Konjugation ist Flexion...

tearjerker

14. April 2021 22:03

@Gustav:“Mehr als zwei Jahrhunderte lang wurden das koloniale Amerika und die Karibik zu Brutstätten der Versklavung von Weißen.“

Sehr guter Hinweis. Den grössten Teil der Sklaven auf den Plantagen Nordamerikas vor 1800 waren weisse Angelsachsen, Waliser, Schotten, Cornish und Iren. Im Laufe der 1700er Jahre kamen dann noch vor Allem Deutsche hinzu. Schwarzafrikaner wurden in Massen erst ab den 1730er/1740er Jahren nach Nordamerika verschleppt, wo sie sich als widerstandsfähiger und damit wertvoller als ihre europäischen Konkurrenten erwiesen. Die Fixierung auf schwarze Sklaverei ist ein Produkt der 1800er Jahre, nachdem 1804ff der Handel in Nordamerika/Britannien geächtet wird.   Darauf basierend wird unmittelbar die Sichtweise durchgesetzt, es handele sich nur bei Schwarzen um Sklaverei, bei den Europäern um ‚servitude’. 400 Jahre Massenversklavung von Schwarzafrikanern in Nordamerika sind ein Märchen, das den Blick auf die Herrschaftspraxis des Profiteure dieses Systems verstellt, die bis heute in den Ordnungsvrstellungen der Globalisten weiterexistiert.

Lotta Vorbeck

14. April 2021 22:04

@ratatoskr - 14. April 2021 - 03:14 PM

"Die Beschneidung der Jungs ist ebenso abzulehnen wie die Beschneidung der Mädels! Es ist und bleibt Verstümmelung. Medizinische Notwendigkeiten mal aussen vor gelassen....."

---

Diese seit etwa 3.000 Jahren dokumentierte, mithin älteste Operation überhaupt, stellt zugleich ein Unterwerfungs- als auch ein irreversibles Kennzeichnungsritual dar.

Mal zirkumzidierte man Sklaven und Kriegsgefangene.

Mal blieb diese Operation den Mitgliedern der altägyptischen Herrscherkaste vorbehalten (heißt es).

Cugel

14. April 2021 22:38

@Gracchus, Valjean72
Schließe mich Valjean72 an.
Kriegstraumata, auch vererbte, wird man bei jedem Volk finden, das im Krieg gestanden hat.
Was die deutschen Traumata wesentlich von denen anderer Nationen unterscheidet, ist doch wohl das den Unterlegenen zugefügte Unrecht. 3 Millionen in den Ostgebieten Ermordete, 13 Millionen Vertriebene, von denen zudem viele nach der Vertreibung Ablehnung durch ihre Volksgenossen erfahren mußten. Hinzu kommt die barbarische Art der slawischen Kriegführung.

Die Autoaggression hat mit Kriegstraumata nichts zu tun; sie ist ein Phänomen des gesamten Westens (man sehe sich die Schweden an).
Nein, die Selbstzerstörungssucht hat einen gänzlich anderen Ursprung.

RMH

14. April 2021 22:44

"mithin älteste Operation überhaupt,"

es gibt deutlich ältere Spuren von Operationen, bspw. Trepanationen.

"Mal blieb diese Operation den Mitgliedern der altägyptischen Herrscherkaste vorbehalten"

Die Linie, pharaonischer Blutreinheitsglaube (da heiratet man schon gerne Familienintern, um das Göttliche zu bewahren ) hin zu einer "Popularisierung", sprich Ausdehnung der Göttlichkeit von der Herrscherkaste auf ein ganzes Volk, dürfte erkennbar sein (und damit die Übernahme der genannten "Kennzeichnung" für alle, ganz demokratisch). Und mit der Auserwähltheit eines ganzes Volkes kommt die Distinktion und Diskriminierung auf eine gänzlich bereitere Ebene, als zuvor bei "nur" einer Herrscherkaste und deren Untertanen. Demzufolge war dem gotterwählten Volk das Halten von Knechten und Mägden anderer Völker als vererbares Eigentum erlaubt (Leviticus 25, 44-46). Die archaische Beziehung Herrscher- Untertan (wie in Altägypten) wurde demokratisiert und internationalisiert.

Cugel

14. April 2021 22:51

@Gracchus

"Der Schulddiskurs wird von ihnen schamlos instrumentalisiert."

Nicht ihre Instrumentalisierung, sondern die Schuldzuweisung (eine Diskussion findet nicht statt) selbst ist das Problem. Habe mich vor einiger Zeit mit einem jungen Brahmanen u. a. über die koloniale Vergangenheit seiner Heimat unterhalten. Er hegte keinen Groll gegen die Engländer und hatte überhaupt kein Problem damit, ihnen einen Beitrag zum gegenwärtigen Aufstieg Indiens zuzugestehen. In den afrikanischen ehemaligen deutschen Kolonien trauerten nicht wenige derer, die sie noch erlebt hatten, der Kolonialzeit hinterher.
Es kommt eben darauf an, was man draus macht.

Gustav Grambauer

14. April 2021 23:56

I

"Bei aller Demut, die Menschen wie Staaten stets gut ansteht und sie vor Hybris bewahrt ..."

Demut wem gegenüber? Konkret bitte. Denn wenn eine geistige Kraft frei flottiert, kann es sich ja nicht um Demut handeln. Demut braucht immer einen konkreten Bezugsrahmen.

Für mich ist Demut eine klar bestimmte Richtkraft in einem inneren Kompaß, der beständige (moralische und spirituelle, was gar nicht voneinander zu trennen ist) Nachjustierung braucht. Sie gehört zu den privatesten, ja, intimsten Seelenkräften, die ich in mir habe. Hingegen was so allgemein unter "Demut" firmiert bzw. frei flottiert, ist für mich entweder sogar eine besonders gefährliche Form der Hybris, Stichwort "spirituell-aufgeblähtes Riesenego", oder die Betreffenden machen sich nur zu "nützlichen Idioten" derer, die sehr wohl den Rahmen definieren und vorgeben, meist unbemerkt.

Würde gern mal ein Beispiel für einen demütigen Staat genannt bekommen. Mir fällt keines ein. Auf Friedrich II geht das Motto vom Fürsten als dem ersten Diener seines Staates zurück, und dieses Motto wurde auch sehr ernst genommen. Aber war Preußen dadurch ein demütiger Staat? Wie würde z. B. die geraubte Meißner Korbvase, die heute noch im Neuen Palais steht, diese Frage beantworten? Diente dieses Motto vielleicht nur der Zucht, um gestrafft Raubkriege führen zu können?

Gustav Grambauer

14. April 2021 23:58

II

Ist der Staat irgendjemandem gegenüber demütig, so geht dies eben zum Nachteil der Interessen anderer. Damit führt er sich selbst ad absurdum, denn es ist Wesen und Daseinsberechtigung des Staates, einen neutralen Rahmen für den Ausgleich von Interessen zu erschaffen. Da ist gar kein Platz für Demut. Der Staat soll seinen Aufgaben nachgehen, die nun mal "kalt" sind und "kalt" zu sein haben. Polizisten sollen keine Niederknieh-Shows abziehen sondern zum Beispiel effektiv für die Sicherheit der Bürger sorgen, dafür werden sie bezahlt und damit haben sie genug zu tun.

Wer dem Traum vom Demutsstaat nachhängt, dem empfehle ich einen kurzen Blick auf die (An)Zeichen der heutigen Zeit. Herr Bosselmann, Sie werden Ihren Demutssstaat bekommen, nur leider nicht ganz so, wie sie ihn sich vielleicht vorstellen.

Das institutionelle Ausspielen der Demut im 20. Jahrhundert und heute zeigt, wohin die Reise geht. Waren Brandts Kniefall in Warschau, waren Lenins Sesselhutzen in seinem Smolny-Stübchen,

https://ru.wikipedia.org/wiki/Ленин_в_Смольном#/media/Файл:Brodski_lenin.jpg

sind die allesamt nur noch U-Bahn fahrenden norwegischen Minister*Innennxxx (die damit das dortige Volk zum Schwärmen von deren "Glaubwürdigkeit" gebracht haben), ist der verbeulte Cinquecento des Papstes vom Trödelportal, sind die Kniefälle der Polizisten letztes Jahr nicht allesamt nur obszöne PR-Nummern?

Gustav Grambauer

14. April 2021 23:58

III

Und ein eigenes, hier oft behandeltes Thema ist der Schuldstolz der Deutschen, unter diesem Aspekt ist die BRD längst ein Demutsstaat bis zum Demutsexzeß ...

Bin mir sicher, das auf Demut gründende Bhutanesische Bruttosozialglück wird - als Obergipfel der Dekadenz - auch im Westen eingeführt werden. Bhutan kann man immerhin noch konzedieren, daß dort viele Menschen mit dem Buddhismus tagtäglich auf ernsthafte Weise und in einer starken gemeinsamen Tradition ihren inneren Kompaß feinjustieren, und genau deshalb wurde das Land ja auch als Köder für dieses Experiment ausgewählt. Dem Westen wird dieses Experiment um die Ohren fliegen, weil es nicht der westlichen Mentalität entspricht.

Mit ein paar Klicks im Netz zu 'police + meditation' sieht man vor allem aus den USA und aus Britannien viele Bilder von Polizisten, die in Uniform (!!!) und mit Waffe (!!!) am Koppel meditieren. Ich habe gelernt, daß man zur Meditation alle Metallgegenstände ablegt, also nehme ich sogar meinen kleinen Taschenkugelschreiber dazu aus der Hosentasche heraus. Allein damit sollte zu "Staat und Demut" eigentlich alles gesagt sein.

- G. G.

Cugel

15. April 2021 00:01

@zeitschnur
"Oder wir müssten mal endlich klären, was wir mit "Hierarchie" eigentlich meinen."

Haben wir doch: Alles, wo Faschismus drin ist.

Götz Kubitschek

15. April 2021 10:34

badeschluß, dank an alle.

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