(Bitte seine KZ- und Gulag-Phantasie am Ende des Interviews beachten. Tatsächlich war es ja so, daß er und Joachim Bessing UNBEDINGT zu uns kommen wollten, um auf der Welle “Mit Rechten reden” zu surfen. Letzte Chance sozusagen: Bessings Bewerbung ins Dschungelcamp war gerade abgelehnt worden, selbst dafür einfach zu wenig prominent. Dabei wäre er zu allem bereit gewesen, hat er uns erzählt. Kopf in Maden, Tatzelwurm hintenrein undsoweiter. Nun suchte er Kontakt, wollte sich wieder hochkontakten. Wir atmeten auf, als das Gespräch vorüber war. Wortanteil Bessing: 90 Prozent. Sein Kumpel war eine verzweifelte Frage als Gestalt: Was kann ich tun, damit ich auffalle, zehn Minuten lang, wenigstens? Mal ne Katze fotografieren? Hier also: Niedlings Auftritt.)
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Auf Ebay kann man sich beim Künstler Erik Niedling um das Foto einer weißen Katze vor Rosen bewerben. Der Haken: Sie gehört dem neurechten Verlegerpaar Götz Kubitschek und Ellen Kositza.
Erik Niedling, Sie haben gerade ein Kunstwerk von sich auf Ebay-Kleinanzeigen gestellt, wie laufen die Gebote? (Kunstwerk? Katzenfoto, oder?)
Ausgezeichnet. Aber ich spekuliere nicht auf ein hohes Gebot, sondern ich verschenke die Arbeit.
Das Bild wurde auf ihrer Ausstellung in der Berliner Galerie Tobias Naehring (kennt auch kein Schwein) nicht verkauft. Als einziges, sagen Sie, und Sie haben da auch eine Vermutung, warum. (Jetzt sind wir alle gespannt:)
Ja, alle Arbeiten wurden verkauft, bis auf diese Fotografie einer weißen Katze. Alle Interessenten und Interessentinnen für “White Cat” sahen von einem Erwerb ab, sobald sie erfuhren, dass das abgebildete Haustier dem neurechten Verleger:innenpaar Ellen Kositza und Götz Kubitschek gehört. (krass. krasskrasskrass) Die anfängliche wohlige Begeisterung für die hübsch ins Bild gesetzte Katze wich blitzschnell einem dunklen Grusel. (zack) Diese Ambivalenz wollte dann wohl niemand überm Sofa ertragen müssen. (Damokles-Bild)
Zunächst einmal: Wie kamen Sie dazu, ausgerechnet diese Katze zu fotografieren? (War keine andere da, oder?)
Ich begleitete im Jahr 2016 aus Neugier den Schriftsteller Joachim Bessing nach Schnellroda, wo wir mit Kositza und Kubitschek über ihre Begeisterung für Christian Kracht, Joachims 90er-Jahre-Klassiker “Tristesse Royal” und das Risiko der Wiedereröffnung von KZs nach einem theoretischen Wahlsieg der AfD stritten. Ich machte einige Bilder bei dem Treffen und mir wurde gestattet, auch auf dem Gelände ihres Ritterguts herumzustreifen um zu fotografieren. Dabei ist mir die Katze über den Weg gelaufen und hat sich mir geradezu aufgedrängt. Ich glaube, die Katze wollte unbedingt von mir fotografiert werden. (Wenn da einer sagt: gleich kommt das Vögelchen! Sie Schelm!)
Wie ist der künstlerische Kontext, was zeigten die anderen Bilder der Ausstellung denn? (Interessiert keine Sau, oder kennt jemand den Fotokünstler Erik Niedling? Antwort gekürzt:)
Ich … dann … wieder nicht … wenig los … bitte … bitte … 10 Minuten … nur einmal … bitte …
Geschichten über die Haustiere von politisch problematischen Halterinnen und Haltern sind ja ziemlich interessant, kennen sie noch mehr? (Zschäpes Katze, die wollte man euthanasieren, oder?)
Ich bin mir fast sicher, dass Mussolini ein Löwenbaby mit der Flasche aufzog, und die Löwin dann später, als sie zu groß für den Haushalt wurde, immer mal wieder im Zoo besuchte. (Nicht vermuten, googeln, Sepp! Hier entlang!)
Wie ist das nun mit der Katze, die ja nicht selbst vermittelt werden soll, sondern nur ein Bild von ihr. Was lässt sich an den Schwierigkeiten, die das bereitet, für Sie ablesen?
Dass auch Menschen, die sich für aufgeklärt und liberal halten, andere Wesen vor allem aus dem Kontext heraus beurteilen – und nicht als sie selbst. (Ick beurteile, also bin ick)
Sie haben Mitleid mit dem Tier, weil es Projektionsfläche für eine Schuld ist, die es gar nicht auf sich geladen hat? Und benutzen Sie die Katze nicht auch?
Ich denke bei der Katze, die angeblich auf den schönen Namen Sophie (Mimi! Mimimi!) hört, handelt es sich um ein eher blasiertes Exemplar, für ein bisschen Aufmerksamkeit schaut sie in jede Kamera, da hält sich mein Mitleid in Grenzen. Aber woher will ich das wirklich wissen? Denn natürlich benutze ich diese Katze – so wie jedes andere Haustier auch – als Projektionsfläche.
Wie verhindern Sie, dass Kubitschek-Fans das Bild erwerben und daraus eine Ikone für ihre Ideologie machen?
Durch den Einsatz einer internationalen Fachjury aus Kunst- und Katzenliebhaber:innen. Sie wählt aus den Bewerber:innen die künftigen Besitzer:innen der Arbeit aus. (Dieser Sepp hat halt echt an alles gedacht…)
Der Bewerbungsschluss für die Amnestie-Katze ist der 8. Mai, nicht ganz zufällig.
Nein, kein Zufall. Zum einen ist der 8. Mai, wie alle wissen, der Tag der deutschen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg, zum anderen (Achtung, Achtung: Werbeblock:) antizipiere ich jährlich am 8. Mai das “Burial of the White Man”, die symbolische Bestattung des weißen Mannes, auf dem Kleinen Gleichberg in Thüringen. Beides Gründe zum Feiern.
Ihr Gedanke, dass man die Allgegenwart von Rechtsextremismus irgendwie anerkennen muss, also etwas anderes geboten ist als bloß das “Dagegensein”, ist ja sehr interessant. Welchen “Umgang” mit Rechtsextremismus und Faschismus schlagen Sie vor? Und welche Rolle kann Kunst dabei spielen?
Ja, “Nazis raus” sagt sich so leicht, aber wohin mit ihnen? (Jetzt beginnt die Apartheitssuhle a la Niedling:) Ich denke, mit leidlich provokanten Liedtexten und einer roten Bomberjacke ist es nicht getan. (Neid auf Danger Dan, hm? Da muß noch eine Schippe drauf, oder?) Rechte sind auch Menschen (uff), sie mit Gewalt und Unterdrückung zu bedrohen folgt genau der primitiven Vergeltungslogik, die man doch bekämpfen will. Ich bin für eine neue Art der Separation. Nach dem alten Motto “Jedem Tierchen sein Pläsierchen” könnte man Faschist:innen nach einer Idee aus Ingo Niermanns Videobuch “Deutsch Süd-Ost” auf freiwilliger Basis in “Nazi-Zoos” umsiedeln, wo sie die Möglichkeit hätten, unter kontrollierten Bedingungen ihrer Ideologie zu frönen. Für genügend Essen, Kleidung, Obdach und Auslauf wäre gesorgt. Neugierige Besucher:innen könnten über Kopfhörer die kritisch kommentierte Ausgabe von “Mein Kampf” hören und am Ausgang ein paar Nazi-Zoo-Andenken mit gut sichtbaren Warnhinweisen erwerben. Alle andern hätten endlich ihre Ruhe. (Brav, Niedling, sehr originell. Setzen, 1)
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Dieses Interview führte Silke Hohmann, und hier ist die Katze zu sehen.
ede
Was erlaubt sich der Kerl.
Dieses edle Tier für seine schmutzigen Phantasien zu missbrauchen.