100 Jahre “Sturm auf den Annaberg” – ein Gespräch

"Um 12 Uhr mittags war der Annaberg in deutscher Hand und über ein Viertel der Oberländer lebte nicht mehr."

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

KUBITSCHEK: Wir haben über den Win­ter acht Fol­gen eines aus der Not gebo­re­nen Lite­ra­tur­for­mats live gesen­det. Wir began­nen mit Ernst Jün­ger, weil wir auf­grund des zwei­ten Lock­downs einen Jün­ge­r­abend in Dres­den absa­gen muß­ten. Also ver­la­ger­ten wir den Abend ins Inter­net und konn­ten neben 600 Live-Gäs­ten bis heu­te knapp 20 000 Zuschau­er gewin­nen. Zu sehen ist die­ser Jün­ger-Abend, die­ser trink­freu­di­ge Durch­gang durch sein Leben und sein Werk hier auf unse­rem you­tube-Kanal Schnell­ro­da.

Es folg­ten Aben­de zum Werk Ernst v. Salo­mons, Joa­chim Fern­aus und Armin Moh­lers, und dann, nach einer Lese­pau­se, zu Jochen Klep­per, Hans Fal­la­da, Gott­fried Benn und Horst Lan­ge. Wel­ches Resü­mee ziehst Du, Erik, wel­che Reak­tio­nen hast Du eingesammelt?

LEHNERT: Zunächst ein­mal hat mir die­ses For­mat gro­ße Freu­de gemacht. Wann hat man schon die Mög­lich­keit, vor Publi­kum über sei­ne Lieb­lings­au­toren zu plau­dern? Der Fun­ke der Begeis­te­rung ist, wenn ich mir die Reak­tio­nen anschaue, offen­sicht­lich über­ge­sprun­gen. Ich habe von vie­len Leu­ten, die sich nie­mals einen Aka­de­mie-Vor­trag anschau­en, geschwei­ge denn zu einer IfS-Ver­an­stal­tung gehen wür­den, äußerst posi­ti­ve Rück­mel­dun­gen erhalten.

Wenn es Kri­tik gab, dann bezog sich die eher auf die auf die Schwer­punkt­set­zung bei dem ein oder ande­ren Autor, zum Bei­spiel kamen bei Benn die Gedich­te zu kurz. So etwas läßt sich kaum ver­mei­den, wenn man eine wirk­li­che Live­sen­dung macht, die von der Spon­ta­ni­tät der Mit­wir­ken­den lebt. Daß man­cher sei­ne Hel­den nicht feucht-fröh­lich bespro­chen haben möch­te, kam auch vor. Ich fin­de aber, daß es sich bei Bier und Wein immer noch am bes­ten dis­ku­tie­ren läßt. Aber Du hast ver­mut­lich viel mehr Rück­mel­dun­gen bekommen…

KUBITSCHEK: Neben per­sön­li­chen die beruf­li­chen. Leser und Zuschau­er, die sich auf poli­ti­sche Bericht­erstat­tung hin nie­mals gemel­det hät­ten, schrie­ben aus­führ­li­che, sach­lich ergän­zen­de, aber auch kri­ti­sche, Details kor­ri­gie­ren­de, Lek­tü­re emp­feh­len­de Brie­fe. Ich erhielt Bücher, Kopien, sogar Sammlerstücke.

Kri­tik war sel­ten, sie bezog sich auf unse­re Trink­freu­de und dar­auf, wesent­li­che Autoren bis­her nicht berück­sich­tigt und despek­tier­lich über das Roman­werk Joa­chim Fern­aus geur­teilt zu haben. Ins­ge­samt aber: sogar Ver­blüf­fung dar­über, daß wir doch in der Lage waren, die­se wohl unver­mu­te­te Sei­te unse­rer Arbeit auf uner­war­te­te Wei­se aufzudecken.

Meta- und par­tei­po­li­tisch inter­es­sier­te Leser schrie­ben, man hof­fe, daß wir nun nicht in einer kul­tur­kon­ser­va­ti­ven Aus­rich­tung unse­ren ganz per­sön­li­chen Schlupf­win­kel gefun­den und damit unse­ren Hut genom­men hätten.

Die­se Sor­ge läßt mich nun über­lei­ten zu einem Zwi­schen­stück, das wir soeben ver­öf­fent­licht haben: einem nicht live gesen­de­ten Lite­ra­tur­ge­spräch über Bücher, die den berühm­ten Sturm der Frei­korps auf den hei­li­gen Berg Ober­schle­si­ens, den Anna­berg, ver­ar­bei­tet haben. Die­se Rück­erobe­rung gegen die pol­ni­sche Insur­genz fand heu­te exakt vor 100 Jah­ren statt, und wenn ich auf die Uhr schaue, dann hat das Frei­korps Ober­land soeben vom Nord­hang her stür­mend den Gip­fel zurück­er­obert. Das Zitat am Ein­gang unse­res Gesprächs stammt aus v. Salo­mons Die Geäch­te­ten und beschreibt die­se teu­er bezahl­te Heldentat.

LEHNERT: Abge­se­hen vom Jubi­lä­um ist der Sturm auf den Anna­berg ein dank­ba­res The­ma, weil hier klar wird, daß Lite­ra­tur und Meta­po­li­tik kei­ne Gegen­sät­ze bil­den. Der lite­ra­ri­sche Nie­der­schlag, den die­ses Ereig­nis gefun­den hat, war ja der Grund, war­um wir den Sturm im Rah­men unse­rer Rei­he behan­delt haben.

Neben dem O.S.-Kapitel im von Dir bereits erwähn­ten Die Geäch­te­ten ist da vor allem Arnolt Bron­nens groß­ar­ti­ger Roman O.S. zu nen­nen, der 1929 erschien und dem Ereig­nis sei­nen Stem­pel auf­ge­drückt hat. Er hat die unmit­tel­bar nach dem Sturm begin­nen­de Mythi­sie­rung des Sturms in eine ange­mes­se­ne Form gegos­sen. Es gibt zwar noch ande­re lite­ra­ri­sche Ver­ar­bei­tun­gen, auf die wir ja in der Sen­dung auch kurz ein­ge­hen, die aber kaum der Rede wert sind.

Die meta­po­li­ti­sche Bot­schaft des Sturms, wie die Geschich­te der Frei­korps über­haupt, hät­te sich ohne die lite­ra­ri­sche Ver­ar­bei­tung kaum ent­fal­ten kön­nen. Sie besteht in der Weis­heit des alten Fon­ta­ne: “Es gibt eine höchs­te Lebens­form, und die heißt, in Frei­heit zu die­nen.” Das hat die Frei­korps aus­ge­zeich­net. Im Fal­le Ober­schle­si­ens kommt noch hin­zu, daß auch real­po­li­tisch etwas erreicht wer­den konnte.

KUBITSCHEK: Unse­re Lite­ra­tur­sen­dung “100 Jah­re Anna­berg” kann man sich unten, am Ende unse­res Gesprächs, anschau­en. Wir gehen im Film auch auf die poli­ti­sche Aus­gangs­la­ge ein – die Wie­der­errich­tung des pol­ni­schen Staa­tes 1917 durch die deut­sche Regie­rung, sei­ne Undank­bar­keit bereits andert­halb Jah­re spä­ter, als er sich die Pro­vinz Posen unter den Nagel riß, weil das zur Repu­blik gewor­de­ne Deut­sche Reich gelähmt war, und sei­ne Ver­su­che, mit­tels drei­er ober­schle­si­scher Kon­flik­te auch die­se Pro­vinz zu erbeuten.

Daß den Polen letzt­lich nur ein Drit­tel zuge­schla­gen wur­de, war eben auch den Frei­korps zu ver­dan­ken, deren Rück­erobe­rung mit dem Sturm auf den Anna­berg begann.

Bevor wir im Herbst mit den nächs­ten vier Lite­ra­tur­ge­sprä­chen fort­fah­ren, könn­ten wir noch ein oder zwei Zwi­schen­stü­cke ein­schie­ben – wir spra­chen neu­lich kurz dar­über. Was kommt Dir da in den Sinn?

LEHNERT: Das schöns­te Ereig­nis haben wir lei­der ver­paßt. Am 9. März 1721 muß­te die Gar­ni­son der kur­bran­den­bur­gi­schen Kolo­nie Argu­in, einer Insel vor der mau­re­ta­ni­schen Küs­te, ihr Fort auf­ge­ben und sich auf das Fest­land zurück­zie­hen. Ich weiß aber auch nicht, ob die­ses Ereig­nis einen lite­ra­ri­schen Nie­der­schlag fand.

Was uns in die­sem Jahr aber noch bevor­steht, sind der 80. Jah­res­tag des Beginns des Deutsch-Sowje­ti­schen Krie­ges und der 60. Jah­res­tag des Mau­er­baus – bei­des Din­ge, denen man sich wid­men könn­te, zumal sie ja in einem gewis­sen Zusam­men­hang ste­hen. Aber ich wür­de dazu heu­te noch kei­ne Sen­dung ver­spre­chen wol­len. Was wir uns aber ganz fest vor­ge­nom­men haben, ist die Fort­set­zung der Live­sen­dun­gen zu Dich­tern und Den­kern, die uns am Her­zen liegen.

KUBITSCHEK: Und hier kön­nen wir zum Abschluß unse­res kur­zen Resü­mees zwei, drei Namen bereits nen­nen, oder? Wir schwank­ten lan­ge zwi­schen Edwin Erich Dwin­ger und Ernst Wie­chert, ent­schie­den uns nun aber für Wie­chert, weil der gute Dwin­ger zwar eine extre­me Lebens­pha­se durch­litt und dar­über schrieb (sei­ne Gefan­gen­schaft in Ruß­land und sei­ne Betei­li­gung am rus­si­schen Bür­ger­krieg näm­lich), aber dann doch zu einem Fließ­band für Kon­junk­tur­bü­cher ver­kam. Wie­chert ist da ein ganz ande­res Kaliber.

Der zwei­te Name, ich habe ihn durch­ge­drückt: Hans Ber­gel, Sie­ben­bür­ger, den ich per­sön­lich ken­ne, der sogar noch lebt und des­sen gefähr­de­tes Leben in Rumä­ni­en unse­ren Zuhö­rern neue Räu­me erschlie­ßen soll­te. Nennst Du zum Abschluß noch einen drit­ten oder las­sen wir die Hälf­te in der Wundertüte?

LEHNERT: Man soll aus sei­nem Her­zen kei­ne Mör­der­gru­be machen. Daher  kann ich ver­ra­ten, daß wir uns auf zwei wei­te­re, denk­bar unter­schied­li­che Autoren geei­nigt haben. Mit Ernst Nol­te wer­den wir jeman­den behan­deln, der als His­to­ri­ker viel dazu bei­getra­ten hat, die ideo­lo­gi­schen Grund­la­gen des 20. Jahr­hun­dert offen­zu­le­gen und dar­über die chro­no­lo­gi­sche Rei­he­fol­ge ihres Auf­tre­tens nicht zu ver­ges­sen. Wir wer­den sehen, wie uns das gelingt, ein doch eher tro­cke­nes Werk zu besprechen.

Neu­land betre­ten wir auch bei Erhart Käst­ner, des­sen Werk, vor allem Essays, Tage­bü­cher und Rei­se­be­rich­te, recht eso­te­ri­schen Cha­rak­ter hat und des­halb auch wenig bekannt sein dürf­te. Aber wir wol­len ja auch Schnei­sen in das Feld der Erwar­tun­gen schla­gen. Was Dwin­ger betrifft, bin ich dafür, ihm zu einem spä­te­ren Zeit­punkt noch­mal eine Chan­ce zu geben. Es wird noch genü­gend Gele­gen­hei­ten geben.

Nun aber hier unser Annaberg-Gespräch:

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (18)

Der_Juergen

21. Mai 2021 17:12

Nur kurz ein Dank an die Sezession und namentlich Götz Kubitschek dafür, dass sie mir die Gelegenheit geboten haben, die beiden grossartigen Romane von Hans Bergel kennenzulernen. Sie waren neben Lichtmesz' "Gott" für mich die stärksten unter den sehr vielen guten Büchern, auf die ich, läse ich die Sezession nicht, kaum je gestossen wäre. Dass ich ein Freund Rumäniens bin, das ich, allerdings vor langer Zeit, mehrmals besucht habe und dessen Geschichte und Sprache ich ziemlich gut kenne, hat die Romane Bergels für mich natürlich doppelt faszinierend gemacht. 

Heinrich Loewe

21. Mai 2021 19:04

Danke für die Reihe; wirklich ein gelungenes Format. Es ist ungeheuer, was der Lehnert alles weiß im Detail...

Ich freue mich besonders auf E. Wiechert. Als ich Anfang der 90er durch den Schauplatz der Jeromin-Kinder durchgepaddelt bin wußte ich noch nichts von diesem großartigen Schriftsteller. Zu Bergel würde mich sehr interessieren, ob und wann man mit dem dritten und abschließenden Teil seiner "Trilogie", zu den Jahren nach '45, rechnen kann.

Laurenz

21. Mai 2021 21:00

Interessant ist die Vielschichtigkeit der Interessenlagen bei der Zuhörer- & Leserschaft der SiN, alternativ des IfS. 

Bezüglich der Schlacht am Anaberg, auch wenn es literarischer gehalten ist, gehöre ich endlich auch mal zur Zielgruppe. Habe einiges erfahren dürfen, was ich noch nicht wußte, was ein historisches Thema immer spannend macht. Man kann dadurch die eigene Position korrigieren.

Die ganze Misere, die im Video in der Schlacht am Anaberg mündet, war von unseren ewigen Gegnern schon nach der II. Reichsgründung geplant. Das Berliner Abkommen von 1878 war direkt darauf ausgelegt, Österreich-Ungarn zu schwächen & um dann 1914 das Abkommen zu brechen. Die Schwächung der Doppelmonarchie wurde schon dadurch deutlich, daß sie den Schweinekrieg gegen Serbien von 1907-11 verlor. Um das alles ertragen zu können, muß man sehr gezielt innere Distanz einnehmen.

Roman

21. Mai 2021 21:51

Das Gespräch zum Sturm auf den Annaberg vor 100 Jahren war sehr informativ!

"S.O.S. am Annaberg, 1921 - 2021". (U. a. mit Aufnahmen einer Annaberg-Gedenkfeier in Schliersee/Obb. (1994) sowie Teilen eines Interviews mit dem letzten noch lebenden deutschen Annaberg-Kämpfer Fridolin v. Spaun (1901-2004).

https://wir-selbst.com/2021/05/21/vor-100-jahren-deutsche-freiwillige-ersturmen-den-annaberg/

Valjean72

21. Mai 2021 22:05

Ich bin heute Mittag auf die YouTube-Sendung gestoßen und habe sie mit heißem Interesse verfolgt. Sämtliche Buchempfehlungen waren mir unbekannt - nicht die Autoren. Demnach doppelten Dank, dass Sie diesem geschichtsträchtigem Jubiläum Zeit widmeten und dass Sie mir diese Werke, insbesondere zwei, näher gebracht haben.

Für mich verdeutlicht dieses Kapitel aber eben auch, dass wir deutsche Patrioten uns nicht so ohne weiteres mit polnischen Patrioten, bzw. national gesinnten Polen verbrüdern können. Dafür ist noch zu viel an Historischem unzureichend aufgearbeitet oder komplett zu unseren Ungunsten verzerrt dargestellt.

Der_Juergen

21. Mai 2021 22:41

@Valjean

Sie haben leider Recht. Natürlich gibt es zwischen deutschen und polnischen Patrioten viele Gemeinsamkeiten, aber die gigantischen Geschichtsfälschungen, die von der polnischen Rechten ebenso enthusiastisch mitgetragen werden wie von der polnischen Linken, sind eine schwere Hypothek. Hoffen wir, dass sie eines nicht allzu fernen Tages überwunden werden kann.

Laurenz

21. Mai 2021 22:46

@Valjean72

"Dafür ist noch zu viel an Historischem unzureichend aufgearbeitet oder komplett zu unseren Ungunsten verzerrt dargestellt."

Sie drücken es exakt aus. Das Gegenargument einer Aufarbeitung ist aber immer das als Schimpfwort gebrauchte Wort "Geschichtsrevisionismus", welches jegliche auch wissenschaftliche Arbeit + Debatte verhindert. Jeder ost-europäische Staat, auch Polen, bastelt sich individuell seine eigene Geschichte zurecht. Es ist extrem schwierig mit Ost-Europäern über ihre jeweilige Geschichte zu debattieren. Heutige deutsche Historiker würden mir zwar sicherlich widersprechen, aber faktisch können, oder besser dürfen sie gar nichts anderes schreiben, wenn sie nicht ihren Job los sein wollen. Guido Knopp ist also die Grenze des Sagbaren. Damit sich dies ändert, müssen erst die Staaten in Bedeutungslosigkeit sinken, deren Geschichtsschreibung wir veröffentlichen. Den Chinesen ist es zB völlig egal, wer in Europa den II. Weltkrieg gewann.

Phil

22. Mai 2021 08:57

Bin Fan und freu mich aufs Comeback einer immer auch humorvollen Sendung.

Franz Bettinger

22. Mai 2021 11:00

Alles gut und schön. Aber ich vermisse die Weiblichkeit. Vermisse das Literarische Terzett Kositza, Dagen, Sommerfeld oder auch mit anderen Gesprächsteilnehmer.

RMH

22. Mai 2021 11:07

Freue mich schon auf die Beiträge über Nolte und Kästner, 2 Autoren mit denen auch einmal in die zweite Hälfte des 20 Jhdts. eingetreten wird (gut, war bei Jünger auch der Fall - der Schwerpunkt war auch hier in der ersten Hälfte).

Vultus Animi

22. Mai 2021 12:13

Tolles Format, tolles Thema. Gerne mehr historische Daten/Jubiläen zum Anlass nehmen, das literarische Umfeld abzubilden. Kleine Ergänzung zu Bronnen. Jedenfalls über den Monopolisten bekommt man O.S. (Ritter/Klagenfurt) u Roßbach (Arnshaugk). vielleicht mag Antaios die auch vertreiben?

KlausD.

22. Mai 2021 14:15

Im Verhältnis der Deutschen zu den Polen gab es schon einmal bessere Zeiten. Die Erhebung der Polen gegen die russische Unterdrückung im Novemberaufstand 1830/31 wurde von einer Welle der Sympathie in Deutschland begleitet. Es entstanden Polenklubs und Polenlieder, die den Freiheitskampf der Polen verherrlichten. 1834 wurde das Denkmal für den polnischen Helden Fürst Jozef Poniatowski in Leipzig erneuert und umgesetzt. https://www.leipzig-lese.de/index.php?article_id=435 Errichtet wurde es von polnischen Soldaten noch im Jahr seines Todes 1813, wo er verwundet in den angeschwollenen Fluten der Elster ertrank.

1841 erschien ein Gedicht Theodor Fontanes „An der Elster“, in dem er die Hoffnung der Polen auf nationale Freiheit würdigt. Darin beklagt er den Tod Poniatowskis, der an den Gräbern der gefallenen Helden seines Volkes Totenwache hält und von einem wiedererstehenden großen und freien Polen träumt. Hier die erste und letzte Strophe:

An der Elster schaut verstohlen

Um sich her ein schlichter Stein;

In ihn schnitten tapfre Polen

Weinend ihre Namen ein.

Traurig steigt er abwärts wieder

In der Elster wilde Flut;

Mit mir weint der Himmel nieder,

Wo der Polen Hoffnung ruht.

Die Begeisterung für den Freiheits- und Unabhängigkeitskampf der Polen hatte unmittelbaren Bezug zu den deutschen politischen Verhältnissen, sie war der Spiegel der Stimmung im eigenen Land.

Nordlicht

22. Mai 2021 15:19

Zum Pfingswochenende und zu den Kommentaren hier ein humoristischer Versuch:

„Ich wäre gern Reaktionär – aber mir fehlt die intellektuelle Grundlage.“ (Harald Schmidt)

 

Pferdefuss

22. Mai 2021 18:14

Obwohl ich naturgemäß rein militärischen Ereignissen kaum was abzugewinnen vermag, fand ich es ersprießlich, statt einer historischen Person ein Geschichtsereignis in den Mittelpunkt zu rücken und rundherum (Sekundär-)Literatur von damals bis heute zu gruppieren, sehr ansprechend.

Große deutsche Jahreszahl: 1871: Kommt da 2021 zum 250. Jahrestag was? Evtl. eine Reihe? 

Niekisch

22. Mai 2021 18:38

Eine etwas nüchternere Betrachtung der Ereignisse: "Die Kämpfe des Selbstschutzes, der seit Mitte Mai in die beiden durch die Bahn Namslau-Kreuzburg-Zembowitz zerlegten Abschnitte "Nord" und "Süd" eingeteilt war, haben sich an keiner Stelle frei entwickeln können. Im für die Polen kritischen Augenblick verstand es die interalliierte Kommission stets zu verhüten, daß die Erfolge deutschen Angriffsgeistes sich praktisch in einer den französischen Bestrebungen entgegengesetzten Weise hätten auswirken können. Trotzdem bleiben alle diese Kämpfe, besonders die Mai-Kämpfe im Abschnitt Nord, wo nach fünftägigem Ringen eine Anzahl Dörfer den Insurgenten entrissen wurden, im Abschnitt Süd der Sturm des Generals von Hülsen auf den Annaberg mit dem anschließenden schweren Ringen in die deutsche Geschichte eingetragen als Heldenkämpfe, deren hoher Sinn nicht zuletzt aus der Einengung erwächst, in der sie durchgeführt werden mußten. Die Entscheidung über den Ausgang der oberschlesischen Frage lag aber schon lange nicht mehr im Lande selber, sondern auf den politischen Konferenzen, in denen das unglückliche Land nicht zuletzt durch die Schuld der deutschen Regierung zu einem Handelsobjekte geworden war." ( Soldan, George, Archivrat i.R., Zeitgeschichte in Wort und Bild, National-Archiv, 1932, S. 133, 134 )

Andreas Walter

22. Mai 2021 20:55

Annaberg sagte mir bisher gar nichts. Doch als ich Schlesien und vor exakt 100 Jahren las ahnte ich bereits, womit es zu tun haben könnte. Ostoberschlesien. Blut, Erz, Kohle. Der gleiche Konflikt wie derzeit im Donbass. Sogar fast wieder mit den gleichen Protagonisten. Vor Putin ziehe ich daher den Hut und wünsche ihm, neben einem langen Leben und immer währender Gesundheit, dass er auch dort mit aller Härte und Konsequenz weiter gegen jeden vorgeht, der auch seinen Leuten Schaden zuzufügen versucht. Der weiß wenigstens, wovon er redet und kennt seine Feinde ganz genau:

https://www.nordkurier.de/aus-aller-welt/putin-droht-gegnern-russlands-werden-ihnen-die-zaehne-ausschlagen-2043600205.html

Weshalb er die Deutschen nicht nachhaltiger unterstützen kann verstehe ich mittlerweile aber auch. Deutschland ist politisch leider ein viel zu instabiles Land, um es auch mit Atombomben zu versorgen. Es gibt hier einfach nicht mehr genug gute Könige von Format, die mit so einer Macht gewissenhaft und auch ebenso konsequent umgehen könnten. Was wir sowohl der Sowjetunion wie auch den VSA nach 1945 zu verdanken haben, denn die DDR hat ja seltsamerweise auch keine bekommen. Im Gegensatz zu den Chinesen. Was ich schon recht erstaunlich finde. War doch auch schon damals China ein ganz anderes Kaliber als die kleine Deutsche Demokratische Republik, mit ihren gerade mal 17 Millionen Einwohnern.

Solution

23. Mai 2021 18:12

Ehrenmal und Thingstätte am Annaberg wurden seinerzeit vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gebaut. 

Es gibt zum Thema "Freikorps" immer wieder Buchneuveröffentlichungen. So z.B. das Buch "Oberländer" mit zahlreichen Biographien und Materialien auf mehr als 800 Seiten von Peter Schuster. 

 

Laurenz

25. Mai 2021 09:18

Dieser Artikel gewinnt an Eminenz durch den neuen schlechteren - von MS. In der Anaberg-Erinnerung wird viel besser deutlich, was den gesunden Überlebenswillen eines Volkes ausmacht.

Dadurch werden auch alle Schwachsinns-Debatten über den Sozial-Darwinismus oder den Nicht-Sozial-Darwinismus zu recht eliminiert. Theoretisches Gequatsche ist nur für diejenigen gut, die nichts empfinden & aus Neid denjenigen, die gesund empfinden, die Empfindungen austreiben zu wollen.

Es lebe hoch das Deutsche Volk & seine ewig zu erkämpfende Freiheit!