Kickls Lektion: Identitäre sind “unterstützungswürdig”!

Seit wenigen Tagen ist Kickl designierter FPÖ-Obmann.

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

Nach Nor­bert Hofers über­r­schen­dem Rück­tritt hat er, den vie­le als gehei­men Kopf hin­ter dem Par­tei­er­folg bezeich­nen, selbst das Steu­er über­nom­men. In die­sen weni­gen Tagen zeig­te Her­bert Kickl bereits eine groß­ar­ti­ges Mus­ter­bei­spiel für die Ein­stel­lung zum rech­ten Vor­feld und das Ver­hal­ten gegen­über lin­ken Jour­na­lis­ten. Jeder FPÖ- und  AfD-Poli­ti­ker soll­ten sich das zum Vor­bild nehmen.

Was ich von Her­bert Kickl hal­te, dür­fe klar sein. Seit ich die Ent­wick­lung der FPÖ kon­struk­tiv-kri­tisch beglei­te, war er immer das Lehr­buch­bei­spiel des idea­len Poli­ti­kers. Bis­her hat Kickl die­se hohe Wert­schät­zung nie ent­täuscht. Sei es sein muti­ger Auf­tritt am Kon­greß „Ver­tei­di­ger Euro­pas“, oder sei­ne kla­re Hal­tung am Höhe­punkt der „Iden­ti­tä­ren­ver­fol­gung“ in Öster­reich – sei­ne Linie war stets mutig und stringent.

Es zeich­net ihn aus, daß er dabei auch nie über­trieb oder sich zu groß­spu­ri­gen Äuße­run­gen und Ver­spre­chun­gen ver­lei­ten ließ, die er spä­ter nicht ein­hal­ten und von denen er nach­her abrü­cken muß­te. Wie ich in einer Ana­ly­se sei­ner Poli­tik und Per­sön­lich­keit im Jahr 2019 ver­mu­te­te, ist Kick­ls Kom­mu­ni­ka­ti­on stets kon­trol­liert, stra­te­gisch und folgt einem lang­fris­ti­gen Plan. Wir wol­len nun sei­ne Reak­ti­on auf den „IB-Keil“ ana­ly­sie­ren, der von der lin­ken Pres­se sofort nach Kick­ls Amts­an­tritt ange­legt wurde.

Als eine der ers­ten Fra­gen kon­fron­tier­te man ihn mit dem omi­nö­sen „Unver­ein­bar­keits­be­schluß“ gegen die Iden­ti­tä­re Bewe­gung. Die­ser Beschluß hat wenig inhalt­li­che Sub­stanz, son­dern war vor allem eine sym­bo­li­sche Abgren­zung gegen die IB in der Hoch­zeit der Repres­si­on. Als sei­ne Väter kön­nen Stra­che, Hofer und Haim­buch­ner gel­ten. Letz­te­rer ver­folg­te ihn gera­de in Ober­ös­ter­reich kon­se­quent und ließ Berich­ten zufol­ge sogar kon­trol­lie­ren, was ein­zel­ne FPÖ-Mit­glie­der auf Face­book anklickten.

Kon­kret läßt der Beschluß einen gro­ßen Inter­pre­ta­ti­onspiel­raum. Man kann ihn als empha­ti­sche inhalt­lich und mora­lisch auf­ge­la­de­ne Distan­zie­rung ver­ste­hen, die bis ins kleins­te gegen jeden Sym­pa­thi­san­ten der IB voll­streckt wer­den muß. Oder man kann ihn als nüch­ter­ne und sach­li­che Tren­nung zwi­schen zwei Orga­ni­sa­tio­nen ver­ste­hen, die nichts über welt­an­schau­li­che Gemein­sam­kei­ten oder Dis­kre­pan­zen aussagt.
Kickl tat Diens­tag­früh im ORF-Report genau das, indem er den Beschluss als eine” tech­ni­sche Not­wen­dig­keit“ bezeich­ne­te. Anders als Hofer, der bei sol­chen Gele­gen­hei­ten sofort eil­fer­tig sei­ne tief­emp­fun­de­ne Abnei­gung gege die IB im all­ge­mei­nen und mich im beson­de­ren zur Schau stell­te, lob­te Kickl im sel­ben Atem­zug, die „patrio­ti­sche Gesin­nung“ und den vor­po­li­ti­schen Akti­vis­mus.

Den­noch lau­te­te die ers­te Schlag­zei­le: „FPÖ-Beschluss zu Abgren­zung von Iden­ti­tä­ren bleibt“, was bereits zu ers­tem Unmut im idea­lis­tisch-rechts­ak­ti­ven Lager führ­te. Ich war davon kaum irri­tiert und äußer­te mich dazu erst­mal gar nicht, da ich ver­mu­te­te, daß Kick­ls Kom­mu­ni­ka­ti­on einem Plan folg­te. Ich wur­de nicht enttäuscht.

Als ers­ten Akt sei­ner Obmann­schaft den Beschluß vor den sen­sa­ti­ons­lüs­ter­nen Augen der Pres­se auf­zu­he­ben, wäre tak­tisch äußerst unklug. Es hät­te Kickl in der Aus­ein­an­der­set­zung mit den insta­bi­le­ren Tei­len der Par­tei geschwächt. Es hät­te sogar jene Pro­test- und Spal­tungs­wel­le ent­fa­chen kön­nen, wel­che die Pres­se jetzt her­bei­schrei­ben will.

Die Par­tei braucht nun aber vor allem Sta­bi­li­tät. Der „IB-Keil“, den die lin­ken Medi­en 2019 mit wil­li­ger Bill­li­gung der ÖVP in die schwarz­blaue Koali­ti­on getrie­ben haben, soll­te nun die FPÖ selbst in zwei Lager spal­ten. In sei­ner ers­ten Reak­ti­on wirk­te der neue Obmann hier beru­hi­gend und sta­bi­li­sie­rend, auch wenn es ver­mut­lich nicht die Ant­wort war, die sich vie­le im Vor­feld wünsch­ten. Den­noch wur­de ein gro­ße Fokus auf die „IB-Fra­ge“ und damit die Spal­tungs­tak­tik der Pres­se erst ein­mal vereitelt.

Am nächs­ten Tag, als mit OE24 und Puls4 zwei wei­te­re Sen­der auf den Zug auf­spran­gen und den „IB-Keil“ ansetz­ten, über­rasch­te Kickl wie­der­um vie­le, als er sagte:

„Die Iden­ti­tä­ren sind für mich so etwas wie eine NGO von rechts. So eine ech­te NGO die die­sen Namen auch ver­dient, weil sie näm­lich kein Geld vom Staat bekommt. Ich hal­te das zum Bei­spiel für ein inter­es­san­tes und unter­stüt­zens­wer­tes Pro­jekt, so wie das in der Ver­gan­gen­heit der Fall gewe­sen ist, wenn hier eine Grup­pe auf­tritt und sich gegen die Wahn­sin­nig­kei­ten des UN-Migra­ti­ons­pak­tes aus­spricht. Da gibt es ja eine inhalt­li­che Über­schnei­dung – ja war­um denn nicht?“

Auf die Fra­ge ob er sich vom „rech­ten Rand abgren­zen“ wür­de, tat er das sein­zig Sinn­vol­le und atta­ckier­te die Prä­mis­sen die­ses Ver­hörs. „Was ist der rech­te Rand?“, hielt er dem Befra­ger ent­ge­gen und bestärk­te erneut sei­nen Stand­punkt: rech­te Akti­vis­mus und rech­te NGOs sind völ­lig legi­ti­me Bestand­tei­le einer demo­kra­ti­schen Gesell­schaft. Wenn sie kri­mi­na­li­siert und dämo­ni­siert wer­den, schafft sich die Demo­kra­tie selbst ab und ent­larvt sich als von lin­ken Kräf­ten gesteu­er­te Simulation.

Die neue Schlag­zei­le „Iden­ti­tä­re für Kickl unter­stüt­zens­wert“, sorg­te für Begeis­te­rungs­stür­me im idea­lis­ti­schen Kern des rech­ten Lagers. Die „ver­mit­teln­den Instan­zen“ in die bür­ger­lich-libe­ra­le “Mit­te”, wel­che für die FPÖ in den Talk­shows der Main­streams die Prü­gel­kna­ben geben, kön­nen sich aber immer noch gegen die lin­ke Ent­rüs­tungs­wel­le auf Kick­ls Aus­sa­ge vom 8.6. und den „bestehen­den Beschluss“ bezie­hen. Damit ist die Grund­la­ge des Ver­hält­nis­ses von Par­tei und Bewe­gung geklärt: „unter­stüt­zens­wert aber außer­halb“ ist eine sta­bi­le Hal­tung, mit der man bei gegen­sei­ti­gem Respekt getrenn­te Wegn in eine gemein­sa­me Rich­tung gehen kann.

Eben­so wie „Green­peace“ und „Die Grü­nen“ logi­scher­wei­se unter­schied­li­che Struk­tur und eine sach­li­che Tren­nung auf­wei­sen, kön­nen sie für gemein­sa­me Zie­le arbei­ten. Die teils radi­ka­len Aktio­nen von “Green­peace” unter­schie­den sie auch von der Grü­nen Par­tei­ju­gend und machen eine direk­te Zusam­men­ge­hö­rig­keit unt­un­lich und schäd­lich. Trotz der Ähn­lich­kei­ten und Über­schnei­dun­gen fie­le aber kei­nem Main­stream­jour­na­lis­ten ein, die Grü­nen zu einer Recht­fer­ti­gung zu nöti­gen, wenn „Green­peace“ wie­der ein­mal ein Ban­ner auf einem Gebäu­de hißt, Hek­to­li­ter an Far­be auf eine Kreu­zung gießt oder hun­der­te Auto­schlüs­sel „ent­wen­det“.

Der Grund dafür ist klar: lin­ke oder umwelt­po­li­ti­sche NGOs pas­sen in die Agen­da der glo­ba­len Eli­ten, rech­te NGOs und patrio­ti­scher Akti­vis­mus nicht. Die­sen Dop­pel­stan­dard, der ein wich­ti­ges Beweis­mit­tel für die Abschaf­fung der Demo­kra­tie ist, gilt es von­sei­ten rech­ter Poli­ti­ker anzu­spre­chen, wenn sie zu einer „Distan­zie­rung“ genö­tigt wer­den. Kickl gibt in sei­nen Ant­wor­ten, die jeder Jung‑, vor allem aber die Alt­po­li­ti­ker in der AfD aus­wen­dig ler­nen soll­te, die rich­ti­ge Tech­nik vor.

Ich tau­fe sie hier­mit den „Kick­lschen Drei­schritt“: Nach einem nüch­ter­nern Ver­weis auf eine sach­li­che Tren­nung (1), eine Beto­nung der gemein­sa­men Wer­te und ein Aner­ken­nung der vor­po­li­ti­schen Arbeit an sich (2), um im sel­ben Atem­zug zur Atta­cke gegen die Heu­che­lei und den unde­mo­kra­ti­schen Dop­pel­stan­dard anzu­set­zen (3). Die­se simp­len drei Schrit­te sind von jedem, der in der rech­ten Poli­tik etwas dar­stel­len will zu verinnerlichen.

Iden­ti­tä­rer Akti­vis­mus liegt somit selbst­ver­ständ­lich nicht im Ver­ant­wor­tungs­be­reich der FPÖ, auch wenn sie sich zu unge­recht­fer­tig­ter Repres­si­on äußern kann und muß. Daß eine Per­son wäh­rend und solan­ge sie Spre­cher oder offi­zi­el­ler Lei­ter einer NGO ist, nicht gleich­zei­tig ein Amt in der Par­tei beklei­den kann, ver­steht sich von selbst.

Auch von unse­rer Sei­te gibt es hier einen Kon­sens. Wir wol­len als Akti­vis­ten frei blei­ben und dazu gehört auch die Mög­lich­keit, die Par­tei zu kri­ti­sie­ren, wenn das ange­bracht ist. Die­se impli­ziert aber kei­ne mora­li­sche Äch­tung oder inhalt­li­che Ableh­nung der Wer­te unse­rer “patrio­ti­schen NGO”. Wenn Per­so­nen ihre Amts­zeit als Ver­tre­ter der­sel­ben been­det haben, soll­te ihnen hin­ge­gen auch ein Par­tei­amt offen ste­hen, wie das auch bei “Green­peace” und den “Grü­nen” der Fall ist .

Eben­so ist jede ande­re Art von Unter­stüt­zung, wie Teil­nah­me an Demos, öffent­li­ches Lob, Spen­den oder Ein­la­dun­gen zu Ver­an­stal­tun­gen, natür­lich nicht als Ver­stoß gegen die­sen Beschluß zu ver­ste­hen. Eine Revi­si­on und Klar­stel­lung in die­se Rich­tung wird in den nächs­ten Jah­ren wohl noch erfolgen.

Wenn Kickl die­se ein­fa­che Linie hält, und beharr­lich den “Drei­schritt” wei­ter­geht, wovon ich aus­ge­he, wird der „IB-Keil“ mit jeder The­ma­ti­sie­rung und jedem Ansatz­ver­such abstump­fen, bis er am Ende wir­kungs­los ist. Kickl hät­te damit auch den von Hofer und Co. ersehn­ten Zustand erreicht, näm­lich, daß man als FPÖ-Poli­ti­ker nicht mehr stän­dig mit dem IB-Keil kon­fron­tiert wird.

Das taten die Jour­na­lis­ten bis­her vor allem, weil die­se Tech­nik beim “Typus Hofer” per­fekt funk­tio­nier­te und jedes­mal Unru­he und Spal­tung in die frei­heit­li­chen Rei­hen brach­te. Wie bit­ter nötig es ist, den „Kick­lschen Drei­schritt“ im Ungang mit dem „IB-Keil“ der Pres­se zu erler­nen, zeigt auch ein neu­es Pres­se­er­zeug­nis gegen die AfD, in dem Meu­then sich wie ein ertapp­ter Schul­bub ver­hö­ren läßt.

Unter Kickl dürf­te es so etwas nicht mehr geben und das ist gut so! Er hat es die letz­ten Tage vor­ge­macht, der Rest muß es ihm nur gleichtun.

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

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Kommentare (18)

Nath

12. Juni 2021 15:50

Zunächst einmal erlaube ich mir, auf folgendes aktuelles Sellner-Video hinzuweisen, das thematisch mit obigem Artikel in engem Zusammenhang steht. Es anzuschauen ist meines Erachtens sehr empfehlenswert:

https://www.bitchute.com/video/2kOmCCrwgjhx/

Kickl scheint sich immer mehr zu einem der bedeutendsten patriotischen Protagonisten im gesamten deutschsprachigen Raum zu entwickeln. Souverän hält er (bis jetzt) die Mitte zwischen dem Cuckservative-Syndrom (z.B. Meuthen)  und dem Stammtisch-Klischee (z.B.Poggenburg), das man immer noch mit rechten Politikern zu assoziieren pflegt. Wie man hört, hat er auch, was das intellektuelle Reflexionsniveau anbetrifft, "einiges drauf". Das kann, was das Anforderungsprofil eines Politikers angeht, der sich anschickt, die Dogmen der Woke-Linken zu "dekonstruieren",  nur von Vorteil sein.

Der_Juergen

12. Juni 2021 16:13

Ja, Kickl hat Format, ich kann mir nicht vorstellen, dass seine Haltung nur ein taktisch bedingtes Manöver ist. Wir dürfen nun gespannt sein, ob er bald - denn die Zeit drängt -das Notwendige zu Corona sagt, und ob er in ebenfalls nicht allzu ferner Zeit die Abschaffung des skandalösen Verbotsgesetzes fordern wird. 

AlexSedlmayr

12. Juni 2021 18:15

Kickl schätze ich als nüchternen Menschen ein, dem geistig schon zu widder ist, etwas das offenkundig nicht miteinander in Zusammenhang steht, auch noch zu bewerten, nur weil andere Leute da ZUuammenhänge konstruieren wollen. Ansonsten durchschaut er anders als Politiker, die meinen mit einer Boulevard-Zeitung regieren zu können, diesen sehr einfachen Trick und erkennt die Presse als Teil der Gegnerschaft.

Mich stört vielmehr, dass wir hier eigentlich über Selbstverständlichkeiten reden, so als bestünde ein Großteil der Parteipolitiker diesseits wie jenseits der Donau aus politischen Analphabeten. Am Ende sind wir in Österreich jetzt wieder dort, wo wir vor drei/ vier Jahren waren, wo Strache auch noch der Meinung war, dass die IB eine legitime NGO sei. Drei bis vier Jahre um den Status Quo wiederherzustellen.... Und das gilt eben nur für Österreich und Kickl ist hier auch nur ein Anfang, denn wie Haimbuchner ja zeigt ist die Parte immer noch anfällig, für Gefälligkeitsdistanzierungen.

Ich will jetzt nicht über Gebühr rumningeln aber sowas ist doch schon ein erschreckender Gradmesser dafür, mit welcher Bräsigkeit sich die ganze Opposition mühsam voranwälzt, wie eine Schnecke, die in Zeitlupe ihre Fühler einzieht, während die progressiven Kräfte praktisch alle paar Wochen neue Fakten schaffen und Debatten eröffnen oder aufleben lassen.

Nath

12. Juni 2021 20:12

Teil 2

Ich würde Sellners Gedankengang gerne noch etwas vertiefen. Der "kicklsche Dreischritt", von dem er oben spricht, so plausibel er anmutet, trägt gleichwohl nur ein Stück weit. Ein linker Opponent könnte, so er nicht völligem Stumpfsinn verfallen ist, Folgendes entgegnen:

Rechtem Denken, in welchen historischen und systematischen Varianten es auch immer auftauche, sei die Inhumanität gleichsam auf die Stirn geschrieben. Immer gehe es für Rechte darum, im Hinblick auf das menschliche Glücks- und Freiheitsbedürfnis Beschränkungen, ja eigentlich Unmöglichkeiten (physische, anthropologische usw.) geltend zu machen, die alle auf einen wie auch immer gearteten Autoritarismus bzw auf ein gesellschaftliches oder naturales Hierarchiekonzept hinausliefen. ("Der Mensch braucht eine harte Hand über sich.") D e s h a l b gehe es nicht an, ihnen freien Zutritt zum gesellschftlichen Diskurs zu gewähren, sie seien nämlich a priori antidemokratisch. Es liege eben kein "heuchlerischer Doppelstandard" vor, denn durch ihren repressiven Anti-Individualismus separiere sich die Rechte selbst von allen Anderen (liberale, sozialistische, christliche Parteien usw.) Diese sähen bei allen Unterschieden doch die grundsätzliche Perfektibilität, Harmonisierbarkeit der Natur und damit auch des Menschen als gegeben an. Rechte aber frönten theoretisch wie praktisch einem kruden Naturalismus, der den "Kampf ums Dasein" als animalisches Urprinzip begreife. 

(Teil 3 folgt)

 

Nath

12. Juni 2021 21:58

Teil 3

Dass Sellner die positivistische offene Flanke rechten Denkens erkannt hat, beweist das Thema eines anderen Videos "Neuer rechter Materialismus?", ebenfalls bei bitchute. In seiner Einleitung schreibt er:

"Wie wirkt ein unhinterfragter Wissenschaftsbegriff, eine kritiklose übernommene Epistemologie, ein Kult des Gegebenen, Faktischen und Empirischen auf das Rechte Lager? Wie hängt die Übermacht der Linken in der Geisteswissenschaft mit dem IQ-Rassematerialismus und dem "volkstümlichen Sensualismus" der meisten Patrioten zusammen?"

 

Nath

12. Juni 2021 22:06

Teil 4

Wenn also, um auf auf den "kicklschen Dreischritt" zurückzukommen, die Rechte ihren selbstverständlichen Platz im demokratischen Diskurs beansprucht und Doppelstandards beargwöhnt, dann ist man insofern in der Beweispflicht, darzulegen, dass man nicht nur gezwungenermaßen, aufgrund des geänderten Zeitgeistes, entscheidende Positionen, die man Jahrhunderte lang vertrat, geräumt hat (z.B. nicht mehr pro-monarchistisch, pro-kolonialistisch, pro-militaristisch etc. zu sein), sondern einem wirklichen Paradigmenwechsel Rechnung trägt und alle "Interessenpolitik" des 19. Jahrhunderts und auch allen "volkstümlichen Sensualismus" hinter sich gelassen hat. Um das an einem konkreten Beispiel zu verdeutlichen, wenn Patrioten heute für eine Einwanderungsbegrenzung, überhaupt für eine positive Neubewertung des Nationalstaates eintreten, dann im Sinne einer Dezentralisierung der Welt-Innenpolitik, als ein notwendiges Korrektiv gegen die globalistische Weltgesellschaft, die nicht mehr von „Staaten“, sondern von anders gearteten Imperien beherrscht wird, die aber nicht weniger repressiven Charakter tragen. Wäre aber ein solcher Patriotismus (sofern man die Worte beibehalten will) nicht eher „links“ als „rechts“ zu verorten, bliebe er nicht eher dem Projekt Aufklärung verpflichtet, also jenem seinerzeit beschworenen Aufbruch des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit – individuell wie kollektiv? Dies jedoch wäre gerade eine Abkehr vom "Kult des Gegebenen" (Sellner).

Der Starost

12. Juni 2021 22:53

Nicht nur die historische Vergangenheit und die deutsche Sprache verbinden uns mit den Österreichern aufs innigste, sondern auch die Bruchlinien und Verwerfungen bis tief in den Volkskörper und in die aktuelle Politik hinein. Die ernsthafte Bedrohung unserer Demokratie durch Kräfte von außen ist in beiden Ländern in ihren Kernmerkmalen nahezu identisch. Nur beispielhaft sei jeweils auf die fremdgesteuerte Zerschlagung der österreichischen Bundesregierung infolge des auf Ibiza gedrehte Strache-Videos und den durch Christian Lindner auf Veranlassung der Kanzlerin in ähnlicher Form erzwungenen Rücktritt des thüringischen Ministerpräsidenten verwiesen. Als Patrioten sehen wir uns eben nicht nur einer volksfeindlichen Regierung gegenüber, sondern auch von Seiten machtvoller Strukturen außerhalb der Politik unter Druck gesetzt.

Der Starost

12. Juni 2021 22:54

(Fortsetzung)

Es nimmt daher nicht Wunder, dass eine restaurative, national grundierte Politik in beiden Ländern vor sehr ähnlichen Herausforderungen steht. Also sollte die AfD als immer noch recht junge Partei nicht stets „das Rad neu erfinden“, sondern sich auf den hier umrissenen Politikfeldern die von dem Autor zutreffend herausgeschälte Maxime des in langjährigen, politischen Auseinandersetzungen gestählten Herbert Kickl zu Herzen nehmen und zügig umsetzen. Auch wenn die Identitäre Bewegung bei uns momentan nicht (mehr) die Rolle spielen dürfte wie in Österreich, könnte man etwa der immer wieder von unseren politischen Gegnern und den „fortschrittlichen“ Journalisten geforderten Abgrenzung der Partei, der „Distanzeritis“ von der PEGIDA Bewegung frech und machtvoll den „Kicklschen Dreischritt“ entgegenhalten.

Der_Juergen

13. Juni 2021 07:53

I

@Nath

Ihr inhaltsreicher Kommentar stellt richtige Fragen, etwa die:

"Wie hängt die Übermacht der Linken in der Geisteswissenschaft mit dem IQ-Rassematerialismus und dem "volkstümlichen Sensualismus" der meisten Patrioten zusammen?"

Zu den Foristen, die gern auf die markanten Unterschiede in den IQ-Werten verschiedener Rassen verweisen und diese als wichtiges (aber nicht einziges) Argument gegen die afro-orientalische Einwanderung anführen, gehöre auch ich. Ich betrachte mich aber mitnichten als biologischen Deterministen; dies ist der Hauptpunkt, der mich vom NS trennt. Ein konsequenter biologischer Determinismus oder, um Ihren Begriff zu verwenden, "Rassematerialismus" hat ironische Folgen, auf die u. a. schon Evola hinwies: Wenn ein Jude, nach Vorstellung der Rassematerialisten Verteter einer genetisch bösen Rasse, sich gegenüber Nichtjuden ehrlich und human verhält, ist er eine abnorme Erscheinung, gewissermassen ein Verräter an seinen Mitjuden!

Zunächst sei die banale Tatsache in Erinnerung gerufen, dass die für verschiedene Rassen ermittelten IQ-Werte stets nur Durchschnittswerte sind und die IQ-Werte innerhalb jeder Rasse enorm schwanken. Zudem ist Intelligenz ja nur einer von mehreren Faktoren, nach denen wir einen Menschen beurteilen.

Der_Juergen

13. Juni 2021 08:05

Teil 2

Wer ist uns Rechten wohl lieber, ein anständiger Hilfsarbeiter mit einem IQ von 80 (unabhängig von seiner Rasse) oder Leute wie Attali, Soros, Gates und Schwab, deren IQ möglicherweise doppelt so hoch ist und die ihre hohe Intelligenz dazu nutzen, der Menschheit Unheil zu bringen?

Bischof Williamson meint, die verschiedenen Rassen seien wie Musiker in einem Konzert, die sich gegenseitig ergänzten. Gewiss, die Geige trägt mehr zum Konzert bei als das Glockenspiel, aber es braucht auch dieses.

Die weisse Rasse hat ungleich mehr kulturelle und geistige Grosstaten geschaffen als die anderen Rassen. Auch die Nordostasiaten, deren durchschnittlicher IQ etwas über dem europäischen liegt, haben insbesondere auf dem Feld der Musik nichts hervorgebracht, was mit der europäischen Tonkunst auch nur im entferntesten vergleichbar wäre. Die moderne Technik - zugegebenermassen ein zweischneidiges Schwert - wurde von Weissen begründet und von den Japanern, Chinesen und Koreanern lediglich sehr erfolgreich weiterentwickelt.

All dies gibt den Weissen, die neben zahllosen grossen Denkern, Künstlern und Wissenschaftlern auch jede Menge Schwerverbrecher wie z. B. die vier oben erwähnten hervorgebracht haben, nicht das geringste Recht, auf andere Rassen herabzusehen und einem "biologischen Determinismus" zu huldigen, dem zufolge der eine aufgrund seiner Abstammung gewissermassen auserwählt und der andere verdammt ist.

Laurenz

13. Juni 2021 09:16

@Der Starost

Das, was Sie schreiben, ist nicht wirklich einen Beitrag wert. Was glauben Sie, was die Deutsch sprechenden Bevölkerungsteile im Vielvölkerstaat Groß-Habsburg bei Volkszählungen für eine Nationalität angegeben haben? Das stand Österreicher gar nicht zur Auswahl.

@Der_Juergen

Sie beschreiben ja ganz gut, allerdings ist das Thema auch irgendwie durch. Mich interessieren auch keine Wertungen von Rassen, Identitäten & Kulturen. Man stellt die Unterschiede einfach fest. Und derjenige, also die globale Linke, der Unterschiede auf die Hautfarbe reduziert, ist respekt- & achtungslos, als ein rassistischer Verein. Das war die Linke nicht nur seit Karl Marx, sondern auch schon 2.000 Jahre früher. Auch der Liberalismus ist hier grenzwertig. Sucht der "Markt" doch global immer die billigsten Lohnkosten, was im Prinzip auf nicht-tarifärer Sklaverei beruht. Allerdings, stellt sich die Frage, wie man mit den Kulturen, zB Juden & Turk-Völker, umgeht, die eine rassische Wertung vornehmen.

Sonst würde ich eher die Debatte um das Recht auf Heimat & Reservat präferieren. Das ist auch mehrheitsfähiger.

heinrichbrueck

14. Juni 2021 00:50

1. Naziparteien sind verboten. Es ist unmöglich, entsprechende Ziele verwirklichen zu können. 
2. Der AfD wird unterstellt, auch wenn es nicht im Parteiprogramm steht, verbotene Handlungen praktizieren zu wollen. Stichwörter: Extremismus u. Radikalismus. 
3. Propaganda (für die Wähler): AfD verheimlicht ihre Ziele. 
Die Medien und die Wählermehrheit. Oder: Propaganda trifft superschlaue Mehrheit. Ergebnis: Kickl wird medial gedeutet, als Fassade gesetzt, unwählbar gemacht; seine Radikalität von potentiellen Wählern sogar noch übertroffen werden darf, die Intelligenzbestie Wählermehrheit schluckt die Propagandawirkung. 
Logik: AfD und Kickl sind nicht Nazis / Nazis wählen wir nicht. Wo liegt der Fehler? 

Volksdeutscher

14. Juni 2021 11:11

Martin Sellners Analyse ist für mich einleuchtend und nachvollziehbar. Allerdings habe ich das Gefühl, daß seiner rationalen Analyse eine große Proportion Wunschdenken unterliegt. Wenn ich ihr meinerseits zustimme, unterliegt freilich auch meiner Zustimmung das Wunschdenken, denn letzten Endes weiß ich nicht, kann ich nicht wissen, wie Kickl sich entwickeln wird, sollte er jemals der höchste politische Führer Österreichs werden, wünsche jedoch einen Deutsch-Österreicher wie ihn an der Spitze seiner Partei und des österreichischen Staates. Wir können ihm aufgrund seiner Aussagen und seines Verhaltens heute nur einen Vertrauensvorschuß geben, da wir, im Besitz von Erfahrungen und Erkenntnissen, wissen, was alles in der Politik möglich war und ist und immer sein wird. Der Vertrauensvorschuß kann also nur für jetzt und bis auf Widerruf gelten.

Der_Juergen

14. Juni 2021 11:45

@HeinrichBrueck (00.50)

 

Ihr Kommentar zeichnet sich leider nicht durch Verständlichkeit und Logik aus...

Laurenz

14. Juni 2021 12:14

@Volksdeutscher

Immer diese absoluten Erwartungshaltungen. Kickl ist ein Mensch & kein Messias. Und Mensch darf Er auch bleiben. Natürlich ist Er auch nicht, wie Kronprinz Basti I, ein idealer Schwiegersohn. Das träfe viel mehr auf MS zu, der allerdings auch schon eine Schwiegermutter hat.

Allerdings sind die Schwiegermütter in Österreich als Wähler jetzt arg enttäuscht worden, was die Sehnsucht nach einem nüchternen, klaren Kopf, wie Kickl, erhöhen mag. Wenn's schon nicht der Kronprinz ist, vielleicht eher der (blaue) Hofkapellmeister.

Volksdeutscher

14. Juni 2021 22:12

@Laurenz

Nein, nicht um das Absolute ging es es mir, sondern um das Grundlegende, d.h. ausszusprechen, daß man auf Politiker keine allzu große Erwartungen stellen soll. Schon aus dem Grund nicht, weil sie, wie Sie es auch richtig betonen, Menschen sind und damit fehlbar wie wir alle.

Laurenz

19. Juni 2021 20:03

Hier der Kommentar des Relotius

https://www.spiegel.de/ausland/herbert-kickl-neuer-parteichef-der-fpoe-in-oesterreich-a-54676511-4711-4bf2-ac35-0a3598fb7f39

links ist wo der daumen rechts ist

22. Juni 2021 07:05

Meiner Seel‘!

Kickl ist zweifellos derzeit der beste Oppositionspolitiker Österreichs.

Und nicht wenige Leute aus meinen Corona-kritischen Umfeld, die irgendwann einmal Grün gewählt haben, können sich ihren Respekt nicht versagen. Rhetorisch ist er ohnehin oftmals brillant (das abgebrochene Philosophie-Studium scheint sich bezahlt zu machen).

Also ein rechter Saint-Just, den Linke bewundern, der aber für diese unwählbar bleibt.

Die FPÖ kann mit ihm bei den nächsten Wahlen eine ähnliche Situation erreichen wie 1999: drei etwa gleich große Parteien SPÖ, ÖVP und FPÖ (die Grünen taumeln zwischen Absturz und Regeneration).

Es wird sich also für die FPÖ nichts grundlegend ändern; man betrachte die Geschichte von FPÖ/BZÖ seit Regierungsantritt im Jahr 2000.

Aber v.a.: Wen kümmert, was sich in Ö, diesem Fliegendreck auf der Landkarte, abspielt?

Warum dieser österr. Hurra-Patriotismus – wenn es doch um Deutschland geht?

Die EU in ihrer heutigen Form wird irgendwann kollabieren – und Deutschland ist der natürlich Hegemon Europas (v.a. in Richtung Osten und Südosten).

Also wieder einmal: beginnt über das Vermächtnis der „Ideen von 1914“ nachzudenken und vergesst diesen Ösi-Schmus, meine lieben neurechten Freunde. Es steht mehr auf dem Spiel als der verquaste Ahnenstolz auf die Babenberger et al. eines Martin Sellner.