Am Tropf der Nation

PDF der Druckfassung aus Sezession 95/ April 2020

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Ellen Kositza hat mir jüngst eine Freu­de damit berei­tet, daß sie an Jut­ta Dit­furth auf deren Bet­tel­zei­len hin 2,18 Euro über­wies. Dit­furth, deren Leben aus einem weit jen­seits der Scham­gren­ze ange­sie­del­ten Kampf »gegen rechts« und »für Abtrei­bung« besteht, woll­te noch vor Wochen laut hus­tend und betont lang­sam an AfD-Wahl­kampf­stän­den vor­bei­schlen­dern, um ihre Bron­chi­tis unters Volk zu brin­gen. Bis­her ernähr­te sie sich von steu­er­geld­sub­ven­tio­nier­ten Vor­trags­ho­no­ra­ren, aber die­ser Zir­kus gibt kei­ne Vor­stel­lun­gen mehr. Nun liegt sie wei­nend und kin­der­los in ihrer Frank­fur­ter Woh­nung und bet­telt um Geld.

Eben­falls in »Not« gera­ten sind jede Men­ge frei­schaf­fen­der Künst­ler, also Thea­ter­leu­te und Autoren und Kaba­ret­tis­ten und­so­wei­ter. Auch die­se Leu­te hän­gen am staat­li­chen Tropf, an gespon­ser­ten Auf­trit­ten, an einem För­der­ka­rus­sell, das in einer links­li­be­ra­len Bla­se sei­ne Run­den dreh­te. Auf sol­chen Büh­nen und in sol­chen Tex­ten geht es seit Jah­ren mit bil­ligs­ter Mün­ze flei­ßig gegen rechts. Ich wei­ne die­sem Gesell­schafts­thea­ter kei­ne hal­be Trä­ne nach und stel­le mir gera­de eben recht gern das selt­sa­me Gefühl vor, das die »Macher« die­ser Über­flüs­sig­kei­ten nun beschlei­chen muß: etwas betrie­ben zu haben, das kei­ne Sau braucht.

Wenn schon Kositz­as und mei­ne Freu­de über die Absa­ge der Leip­zi­ger Buch­mes­se groß war, so wird sie bei jeder Hiobs­bot­schaft aus der Buch­bran­che noch grö­ßer. Neu­lich las ich ein nicht dum­mes Schrei­ben eines lin­ken Ver­le­gers, des­sen Ver­lag es schaf­fen wird. Er ver­wies auf die vie­len Kol­le­gen, die es nicht schaf­fen könn­ten, deren Ver­la­ge mit Auf­la­gen von 400 Exem­pla­ren wirt­schaf­te­ten – mit Stück­zah­len also, von denen natür­lich kein Ver­lag, geschwei­ge denn ein Autor leben kann. Auch hier: Zuschuß­netz­wer­ke, staat­li­che Töp­fe, Bet­te­lei­en um Soli-Käufe.

Der Ver­sand­rie­se ama­zon hat mit­ge­teilt, daß er bis auf wei­te­res kei­ne Bücher mehr von irgend­je­man­dem bestellt: Alle Lager­ka­pa­zi­tä­ten sind für Hygie­ne- und Medi­zin­ar­ti­kel frei­zu­hal­ten. Da der loka­le Buch­han­del still­ge­legt ist, kau­fen auch die Gros­sis­ten kei­ne Bücher mehr ein. Das bedeu­tet: Jetzt geht es den­je­ni­gen Ver­la­gen an den Kra­gen, die es nicht für nötig hiel­ten, einen eige­nen Ver­trieb auf­zu­bau­en. So ist es immer: Wer gemäs­tet wird, wird unbeweglich.

Nur mal zum Ver­gleich: Antai­os druckt kei­nes sei­ner Bücher unter tau­send Exem­pla­ren, meist gleich zwei­tau­send, und wird sie immer alle los. Kei­nes unse­rer Bücher wird staat­lich oder von einem pri­va­ten Spon­sor geför­dert, wir beschäf­ti­gen vier Mit­ar­bei­ter auf vol­len Stel­len und haben ordent­li­che Werks­ver­trä­ge mit den Set­zern und Autoren. Soll­te es in den kom­men­den Wochen mal schwie­ri­ger wer­den, brin­gen wir den Gar­ten auf Vor­der­mann und bil­den uns wei­ter. Flan­kiert wird das Gan­ze durch die Sezes­si­on, deren 95. Aus­ga­be Sie gera­de zu lesen begin­nen. Unse­re Zeit­schrift hat über 4000 Abon­nen­ten. Das bedeu­tet: Sie kommt seit Jah­ren ohne jeden Zuschuß aus, und die Sei­ten­ho­no­ra­re, die wir bezah­len kön­nen, sind auf einem sehr guten Niveau.

Wir selbst brau­chen die Soli­da­ri­tät unse­rer Nati­on nicht, um für sie und für ihre hof­fent­lich gute Zukunft unse­re Arbeit zu machen. Die­je­ni­gen aber, für die das »Wir« der Nati­on eine über­hol­te, eine gera­de­zu krank­haf­te Ange­le­gen­heit ist, hof­fen nun auf die Soli­da­ri­tät eben jener Ord­nungs­struk­tur, von der sie nichts hal­ten. Der Tropf der Nati­on, an dem die­se Leu­te und ihre über­flüs­si­gen Struk­tu­ren hän­gen, ist ihrem Sach­ver­stand nach irgend­wo oben in der Gren­zen­lo­sig­keit auf­ge­hängt. Sie wer­den sich wie stets zurecht­lü­gen, daß es nicht das »Kon­strukt Nati­on« ist, das ihnen bis in den Herbst die Mie­ten und Ein­käu­fe zah­len soll.

Ihnen wird auch wei­ter­hin der Stolz feh­len, sich nicht wie Schma­rot­zer zu ver­hal­ten und sich durch­füt­tern zu las­sen. Dabei könn­ten sich die­se Krea­ti­ven doch ein­fach etwas ein­fal­len las­sen: Nichts näm­lich macht krea­ti­ver als eine Not­si­tua­ti­on, nichts fet­ter als Zuschüs­se, nichts infan­ti­ler als Taschen­geld. Ich bin dafür, daß sich die­se Leu­te nun alle­samt auf die Socken machen und ent­we­der den stra­pa­ziö­sen Sai­son­be­ruf des Spar­gel­ste­chens erler­nen oder sich einen pri­va­ten Mäzen suchen. Wenn die­se Leu­te dann wei­ter­hin in der Lage sind, abends auf ihren Bal­kon zu tre­ten und sich ihr Ver­ant­wor­tungs­be­wußt­sein durch Applaus gegen­sei­tig zu bestä­ti­gen: Hut ab. So kraß war es seit 1945 wirk­lich nicht mehr …

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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