Ellen Kositza hat mir jüngst eine Freude damit bereitet, daß sie an Jutta Ditfurth auf deren Bettelzeilen hin 2,18 Euro überwies. Ditfurth, deren Leben aus einem weit jenseits der Schamgrenze angesiedelten Kampf »gegen rechts« und »für Abtreibung« besteht, wollte noch vor Wochen laut hustend und betont langsam an AfD-Wahlkampfständen vorbeischlendern, um ihre Bronchitis unters Volk zu bringen. Bisher ernährte sie sich von steuergeldsubventionierten Vortragshonoraren, aber dieser Zirkus gibt keine Vorstellungen mehr. Nun liegt sie weinend und kinderlos in ihrer Frankfurter Wohnung und bettelt um Geld.
Ebenfalls in »Not« geraten sind jede Menge freischaffender Künstler, also Theaterleute und Autoren und Kabarettisten undsoweiter. Auch diese Leute hängen am staatlichen Tropf, an gesponserten Auftritten, an einem Förderkarussell, das in einer linksliberalen Blase seine Runden drehte. Auf solchen Bühnen und in solchen Texten geht es seit Jahren mit billigster Münze fleißig gegen rechts. Ich weine diesem Gesellschaftstheater keine halbe Träne nach und stelle mir gerade eben recht gern das seltsame Gefühl vor, das die »Macher« dieser Überflüssigkeiten nun beschleichen muß: etwas betrieben zu haben, das keine Sau braucht.
Wenn schon Kositzas und meine Freude über die Absage der Leipziger Buchmesse groß war, so wird sie bei jeder Hiobsbotschaft aus der Buchbranche noch größer. Neulich las ich ein nicht dummes Schreiben eines linken Verlegers, dessen Verlag es schaffen wird. Er verwies auf die vielen Kollegen, die es nicht schaffen könnten, deren Verlage mit Auflagen von 400 Exemplaren wirtschafteten – mit Stückzahlen also, von denen natürlich kein Verlag, geschweige denn ein Autor leben kann. Auch hier: Zuschußnetzwerke, staatliche Töpfe, Betteleien um Soli-Käufe.
Der Versandriese amazon hat mitgeteilt, daß er bis auf weiteres keine Bücher mehr von irgendjemandem bestellt: Alle Lagerkapazitäten sind für Hygiene- und Medizinartikel freizuhalten. Da der lokale Buchhandel stillgelegt ist, kaufen auch die Grossisten keine Bücher mehr ein. Das bedeutet: Jetzt geht es denjenigen Verlagen an den Kragen, die es nicht für nötig hielten, einen eigenen Vertrieb aufzubauen. So ist es immer: Wer gemästet wird, wird unbeweglich.
Nur mal zum Vergleich: Antaios druckt keines seiner Bücher unter tausend Exemplaren, meist gleich zweitausend, und wird sie immer alle los. Keines unserer Bücher wird staatlich oder von einem privaten Sponsor gefördert, wir beschäftigen vier Mitarbeiter auf vollen Stellen und haben ordentliche Werksverträge mit den Setzern und Autoren. Sollte es in den kommenden Wochen mal schwieriger werden, bringen wir den Garten auf Vordermann und bilden uns weiter. Flankiert wird das Ganze durch die Sezession, deren 95. Ausgabe Sie gerade zu lesen beginnen. Unsere Zeitschrift hat über 4000 Abonnenten. Das bedeutet: Sie kommt seit Jahren ohne jeden Zuschuß aus, und die Seitenhonorare, die wir bezahlen können, sind auf einem sehr guten Niveau.
Wir selbst brauchen die Solidarität unserer Nation nicht, um für sie und für ihre hoffentlich gute Zukunft unsere Arbeit zu machen. Diejenigen aber, für die das »Wir« der Nation eine überholte, eine geradezu krankhafte Angelegenheit ist, hoffen nun auf die Solidarität eben jener Ordnungsstruktur, von der sie nichts halten. Der Tropf der Nation, an dem diese Leute und ihre überflüssigen Strukturen hängen, ist ihrem Sachverstand nach irgendwo oben in der Grenzenlosigkeit aufgehängt. Sie werden sich wie stets zurechtlügen, daß es nicht das »Konstrukt Nation« ist, das ihnen bis in den Herbst die Mieten und Einkäufe zahlen soll.
Ihnen wird auch weiterhin der Stolz fehlen, sich nicht wie Schmarotzer zu verhalten und sich durchfüttern zu lassen. Dabei könnten sich diese Kreativen doch einfach etwas einfallen lassen: Nichts nämlich macht kreativer als eine Notsituation, nichts fetter als Zuschüsse, nichts infantiler als Taschengeld. Ich bin dafür, daß sich diese Leute nun allesamt auf die Socken machen und entweder den strapaziösen Saisonberuf des Spargelstechens erlernen oder sich einen privaten Mäzen suchen. Wenn diese Leute dann weiterhin in der Lage sind, abends auf ihren Balkon zu treten und sich ihr Verantwortungsbewußtsein durch Applaus gegenseitig zu bestätigen: Hut ab. So kraß war es seit 1945 wirklich nicht mehr …