Teures Lächeln von Plakaten

Die Demokratie hat nach Maßgabe der Ermächtigten als das Sakrosanktum der westlichen Versorgungs- und Verwertungsgemeinschaft zu gelten.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Es darf einem, ja es kann einem nichts Bes­se­res ein­fal­len als Demo­kra­tie. Heißt es. Alle sehen sich als Demo­kra­ten, die Lin­ke eben­so wie die AfD. Mehr noch: Alle betei­lig­ten Kräf­te ver­ste­hen sich sogar als die jeweils bes­ten Demokraten.

Man soll, man muß Demo­krat sein; so wird es erwar­tet. In der Pha­se gegen­wär­ti­ger Durch­ideo­lo­gi­sie­rung gera­de­zu in tota­ler Wei­se. Ein sub­stan­ti­el­ler Vor­be­halt gegen­über der Demo­kra­tie wür­de im Sozi­al­kun­de­un­ter­richt wie in der „demo­kra­ti­schen Öffent­lich­keit“ als skan­da­lö­ser, als feind­li­cher Akt aufgefaßt.

Die gan­ze Welt soll­te demo­kra­tisch wer­den, so der Wunsch der auf­rech­ten Demo­kra­ten, ja sogar ihre illu­sio­nä­re Gewiß­heit, die Welt ent­wi­cke­le sich dank wach­sen­der Ver­nunft trotz aller Rück­schlä­ge welt­geis­tig genau in die­se Rich­tung. Nach offi­zi­el­ler Les­art sind allein Demo­kra­ten anstän­dig. Selbst Auf­stän­de wer­den nach einem Schrö­der­wort von 2000 hier­zu­lan­de als „Auf­stand der Anstän­di­gen“ ange­ord­net. Gegen rechts. Klar.

Gera­de fährt im Zuge der Wah­len die Demo­kra­tie ihren Selbst­lauf hoch. Erkenn­bar an der Mate­ri­al­schlacht mit Pla­ka­ten, die von Hilfs­trup­pen an Later­nen gehängt wer­den. Son­der­müll – mate­ri­ell ihrer Plas­tik­ba­sis wegen, gleich­sam aber ideell, also in den iko­no­gra­phi­schen und text­li­chen Aussagen.

Klar sind das Nar­ra­tiv und die Ima­gi­na­tio­nen stets wich­ti­ger als die soge­nann­ten objek­ti­ven Tat­sa­chen, nur sind die Wahl­wer­bungs­ima­gi­na­tio­nen meist erbärm­lich. Nicht mal satt dem­ago­gisch, was man doch gern erwar­ten würde.

Wer für sich kraft sei­nes Urteils ori­en­tiert ist, bedarf der Ent­schei­dungs­hil­fen und Mani­pu­la­tio­nen nicht, aber es geht eben dar­um, die Mas­se der Unori­en­tier­ten zweck­ge­rich­tet zu ver­ein­nah­men oder die Ver­wei­ge­rer doch noch zu akti­vie­ren, um sie für die Gewähr­leis­tung einer wei­te­ren Legis­la­tur­pe­ri­ode des par­la­men­ta­ri­schen Wohl­le­bens zu instrumentalisieren.

Danach zieht wie­der die Ruhe ins behä­big zurück­ge­lehn­te Abge­ord­ne­ten­le­ben ein, und die Sach­ar­beit wird dem Troß der auf­stre­ben­den Refe­ren­ten über­las­sen. Außer­dem über­nimmt dann ver­läß­lich der Lobbyismus.

Max Weber hat in sei­nem Vor­trag „Poli­tik als Beruf“ bereits 1919 das Ent­schei­den­de gesagt, als mit der Wei­ma­rer Repu­blik der moder­ne demo­kra­ti­sche Betrieb in Deutsch­land gera­de erst begann:

Alle Par­tei­kämp­fe sind nicht nur Kämp­fe um sach­li­che Zie­le, son­dern vor allem auch: um Ämter­pa­tro­na­ge. (…) Man­che Par­tei­en, so nament­lich die in Ame­ri­ka, sind seit dem Schwin­den der alten Gegen­sät­ze über die Aus­le­gung der Ver­fas­sung rei­ne Stel­len­jä­ger­par­tei­en, wel­che ihr sach­li­ches Pro­gramm je nach den Chan­cen des Stim­men­fangs abändern.

Er spricht von der „Staats­krip­pe, an der die Sie­ger gefüt­tert zu wer­den wün­schen“, und tref­fend vom Par­tei­en­staat als einer „Pfründ­ner­ver­sor­gungs­an­stalt“.

Die Spit­zen­kan­di­da­tin der SPD für die Land­tags­wah­len in Meck­len­burg-Vor­pom­mern, die der­zei­ti­ge Minis­ter­prä­si­den­tin Manue­la Schwe­sig, läßt aller­dings auf ihren Pla­ka­ten das Logo ihrer Par­tei vor­beu­gend mal bes­ser weg und beschränkt sich im groß­for­ma­ti­gen Per­so­nen­kult auf ihre ange­streb­te Lan­des­mut­ter­schaft. Gereimt heißt das: „DIE FRAU FÜR MV.“ So nul­lig wie selbstbewußt.

Indi­rek­te Pro­pa­gan­da, aus öffent­li­chen Mit­teln finan­ziert, kommt frei­lich hin­zu, weil man ja gera­de regiert und so ganz prak­tisch in eige­ner Sache inves­tie­ren kann. So leis­tet sich die von der gro­ßen Koali­ti­on getra­ge­ne Regie­rung Meck­len­burg-Vor­pom­merns eigens einen hoch­be­zahl­ten Staats­se­kre­tär für Vor­pom­mern, selbst­ver­ständ­lich einen Genos­sen. Begrün­det wird das mit einer struk­tu­rel­len Benach­tei­li­gung des vor­pom­mer­schen Lan­des­teils, für den eigens ein hohes Amt zustän­dig sein sollte.

Der jun­ge Staats­se­kre­tär durf­te unter dem Titel „Vor­pom­mern-Stra­te­gie. Impul­se zur Ent­wick­lung des öst­li­chen Lan­des­teils bis 2030“ eine edel gear­bei­te­te Bro­schü­re für das arme Land bzw. eher für sei­ne Eigen­wer­bung und so gleich­falls als SPD-Wahl­pro­pa­gan­da her­aus­ge­ben, ange­füllt mit viel Lob für angeb­lich gro­ßes Gelin­gen, illus­triert mit kli­schee­haf­ten, dafür aber schön teu­er foto­gra­fier­ten und zu Idyl­len „gepho­to­shop­ten“ Postkarten-Motiven.

Ande­re belas­sen es bei mög­lichst inte­gral for­mu­lier­ten und all­ge­mein­gül­tig klin­gen­den Sprü­chen – in der Erwar­tung, dadurch ph-neu­tral all und jeden anzu­spre­chen. Im ver­ein­nah­men­den Ton alter­na­ti­ver Kum­pa­nei der Bes­ser­wis­ser heißt das bei den Grü­nen im Ges­tus von Auf­bruch und Durch­star­ten: „Bereit, weil Ihr es seid!“ Das ist sug­ges­tiv: Wer woll­te nicht zu jenen gehö­ren, die irgend­wie bereit sind, den Hin­tern hoch­zu­krie­gen. Ganz locker im Duz-Ver­hält­nis, so wie im Bioladen.

Gänz­lich indif­fe­rent die CDU Meck­len­burg-Vor­pom­merns: „Zusam­men. Zu neu­er Stär­ke.“ Ein etwas lau­er Auf­ruf zu Gemein­schaft und Schul­ter­schluß für die stets so licht erhoff­te Zukunft.

Vom Schwe­ri­ner CDU-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten, dem mit sei­ner promp­ten Wie­der­wahl rech­nen­den Rechts­an­walt Diet­rich Mon­stadt, weiß man offen­bar weder in der Stadt noch im Bun­des­tag irgend­was Mar­kan­tes. Von ihm gibt es auf sei­ner Web­site vor allem Bil­der, dane­ben ein paar Video­clips, u. a. zu Adi­po­si­tas. Adi­po­si­tas kann ja tat­säch­lich als eine Risi­ko­er­kran­kung von Par­la­men­ta­ri­ern und Amts­trä­gern gelten.

Mon­stadt wirbt forsch mit dem Anspruch „Ver­ant­wor­tung für Meck­len­burg“. Die hat­te ganz in per­so­na zuletzt der Groß­her­zog inne. Und ver­stand sie zu tra­gen. Er führ­te einen schlan­ken Stän­de­staat, der zwar ohne Ver­fas­sung und Wahl­recht aus­kam, aber so funk­tio­nier­te, daß sich das Land selbst nach dem Reichs­ei­ni­gungs­pro­zeß 1864 selb­stän­dig hielt. Dafür bekam er ein Stand­bild im Schloß­gar­ten. Und bleibt im Gedächt­nis der Erin­ne­rung. Wäh­rend man MdB Mon­stadt getrost schon heu­te ver­ges­sen kann.

Poli­ti­ker äußern ent­schie­den zu schnell, sie wür­den in Ergeb­nis ihrer Wahl Ver­ant­wor­tung über­neh­men. Macht als Befug­nis, über ande­re Men­schen und deren Ange­le­gen­hei­ten zu ent­schei­den, kommt einem durch abs­trak­te Rechts­ak­te zu. Mit Ver­ant­wor­tung hat das nicht per se zu tun; und genau das ist ja das Problem.

Die FDP tex­tet gleich­falls pau­schal mit posi­ti­ver Kon­no­ta­ti­on: “Taten spre­chen las­sen.” Immer­hin kann man von der FDP grund­sätz­lich wirt­schafts­po­li­ti­schen Ratio­na­lis­mus erwar­ten, zudem nach wie vor ein libe­ra­les Bekennt­nis zur Rechts­staat­lich­keit und Frei­heit. Das ist schon mehr, als alle ande­ren Block­flö­ten zu pfei­fen haben.

Die Lin­ke beschränkt sie sich auf das ein­zi­ge Cre­do, das ihr als geron­to­lo­gi­scher Ost-Trup­pe, erle­digt von Sahra Wagen­knecht, geblie­ben ist: „Für ein sozia­les und gerech­tes MV. Machen wir.“ Mehr als die ste­reo­ty­pe For­de­rung nach mehr Mit­teln, Gerech­tig­keit und Inklu­si­on ist von der frü­her min­des­tens halb­in­tel­lek­tu­el­len und theo­rie­af­fi­nen Par­tei nicht übrig. Ein paar Life­style-Lin­ke noch, wie Sahra Wagen­knecht sie nennt.

Irgend­was machen: Mehr Woh­nun­gen, mehr Netz, mehr Leh­rer, mehr Stüt­ze, mehr Geld für die Kell­ne­rin, von allem ein­fach viel mehr. Die Fra­ge, wer gesell­schaft­li­ches Ver­mö­gen erwirt­schaf­tet, inter­es­siert nicht; es geht den Lin­ken allein um Umver­tei­lung und ihren Anspruch auf ange­bo­re­ne ethi­sche Unfehl­bar­keit. Für die Ver­schwen­dun­gen des Coro­na-Sozia­lis­mus ist sie mit­ver­ant­wort­lich. Sie bestä­tig­te den Nach­trags­haus­halt der Trost- und Schwei­ge­gel­der nicht nur, son­dern rief auf hier nach noch mehr. Und das, obwohl sie rein nomi­nell in der Oppo­si­ti­on ist. Indi­rekt regiert sie in Meck­len­burg-Vor­pom­mern staats­tra­gend als drit­te Kraft gemein­sam mit der gro­ßen Koali­ti­on und erwar­te­te ihre neu­er­li­che Kooptierung.

Im Gegen­satz dazu erscheint die Sich­tagi­ta­ti­on der AfD gera­de­zu red­lich – im Sin­ne eines ver­nünf­ti­gen Mini­mums nach all der Coro­na-Hys­te­rie: „Deutsch­land, aber nor­mal.“ Nor­mal sein ist nach der Erfah­rung der teil­wei­se irren Lock­down- und Maß­re­ge­lungs­po­li­tik des vor­mund­schaft­li­chen Staa­tes mit sei­nen Exper­ten- und Kun­gel­run­den schon viel. Ver­zicht auf die Herrsch­sucht und das fort­dau­ern­de Über­dre­hen der Demo­kra­ten. Die AfD steht als ein­zi­ge Kraft der wei­te­ren kol­lek­ti­ven Politik‑, Geschichts‑, Kli­ma- und Gen­der­n­eu­ro­ti­sie­rung ent­ge­gen. Schon des­halb kann man sie wählen.

Inso­fern sich die AfD von der Ein­heits­front der Alt­par­tei­en abgrenzt und umge­kehrt von die­sen aus­ge­grenzt wird, ver­fügt sie, teils unfrei­wil­lig, über ech­te Allein­stel­lungs­merk­ma­le, die die ande­ren längst ver­lo­ren haben. Sie unter­schei­det sich. Sie steht als Paria außer­halb und ver­mag daher kri­tisch zu beob­ach­ten. Think out­side the box!

Das Migran­ten­pro­blem, der Asyl­miß­brauch und die Aus­län­der­kri­mi­na­li­tät besetzt sie the­ma­tisch völ­lig allein. Das gilt eben­so für die Kri­tik an der Schul­den­ver­ge­mein­schaf­tung durch die EZB. Die AfD ist die ein­zi­ge Kraft von Belang, die in der Gen­der- und Bil­dungs­po­li­tik gegen­hält und Hei­mat­be­zug, Iden­ti­tät und Leit­kul­tur for­dert. Über­haupt gibt es in den Par­la­men­ten nur noch von der AfD den ker­ni­gen Ver­weis auf die Nati­on. Allein die­ser Begriff fällt bei allen ande­ren Par­tei­en der Selbst­zen­sur zum Opfer.

Aber selbst­ver­ständ­lich ist für die­se alter­na­ti­ve Kraft Poli­tik vor allem das, was sie eben­so für ihre Geg­ner ist, ein Geschäft näm­lich. Letzt­lich gleicht die AfD ande­ren Par­tei­en dar­in, daß sie eine Art Selbst­hil­fe­grup­pe in eige­ner Sache dar­stellt, einer­seits staat­lich kraft Par­tei­en- und Abge­ord­ne­ten­ge­setz sub­ven­tio­niert, in ihrem Fall aber eben­so staat­lich bekämpft, eine Art sozio­kul­tu­rel­ler Raum, in dem eige­ne Nar­ra­ti­ve und Legen­den gene­riert wer­den – rein sys­te­misch dar­in der Lin­ken ver­wandt, die ihrer­seits abstirbt, weil der Staat die Grund­sät­ze ihre Ideo­lo­gie über­nahm und tat­säch­lich eine Art demo­kra­ti­schen Sozia­lis­mus ausformte.

Klar, die AfD ist das Refu­gi­um der Kon­ser­va­ti­ven und Rech­ten. Weil der Staat neu­ro­tisch die kon­ser­va­ti­ve, natio­na­le und rech­te Tra­di­ti­ons­li­nie abspal­ten und auf den Bereich des ganz ande­ren pro­ji­zie­ren will, und zwar rigo­ros, muß die AfD um ihren ideel­len und poli­ti­schen Bestand über­haupt nicht fürch­ten. Sie ist not­wen­di­ger Teil des Spiels, dabei aber der beson­de­re und ein­zig unver­wech­sel­ba­re. Und des­halb ange­fein­det, ver­un­glimpft, diskriminiert.

Was bleibt? Skep­tisch blei­ben. Gera­de dem eigen­ar­ti­gen Selbst­ver­ständ­nis der Demo­kra­ten gegen­über, daß gut und rich­tig wäre, was Mehr­hei­ten oder zusam­men­ge­kit­te­te Koali­tio­nen aus Min­der­hei­ten wol­len. Arg­wohn vor allem gegen die Ein­heits­front der Demo­kra­tie­ver­wal­ter und ‑nutz­nie­ßer.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

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Kommentare (36)

sok

3. September 2021 11:15

Die Beurteilung der Wahlplakate und der AfD finde ich überzeugend. Natürlich leidet die AfD unter der medialen Hetzjagd, die es im Gergensatz zur Hetzjagd gegen Ausländer tatsächlich gibt.

Bisher reagiert die AfD auf die mediale Hetzjagd eher defensiv. Das hat zur Folge, dass z.B. Höcke als Nazi bezeichnet werden darf.

Meiner Ansicht nach sollte man die mediale Hetzjagd  gegen die AfD offensiver bekämpfen. Ein Beispiel dafür hat Markwort im Focus geliefert, wo er darauf  hingewiesen hat,  dass Maassen kein Nazi, sondern Lauterbach ein Hetzer ist.

Wenn man generell alle Nutzer der Nazikeule Hetzer nennen würde, könnte man auf dem Gebiet der Nazikeule die Diskurshoheit gewinnen. Man könnte z.B. darauf hinweisen, dass alle Kanzlerkandidaten und Parteivorsitzende,, die man verstecken muss, Hetzer sind.

Alle Nutzer der Nazikeule Hetzer zu nennen, hätte auch den Vorteil, dass man die Antipatrioten spaltet.

Franz Bettinger

3. September 2021 11:25

@eike (im Auswanderer-Strang): Ich bin kein guter Demokrat, ich akzeptiere folglich Wahl-Mehrheiten (selbst echte, nicht gefälschte) nicht, wenn ich sie für falsch halte. Mein Ideal ist die Meritokratie. Ich bin nicht bereit, dem Willen - wenn er nur Irrsinn spiegelt - einer Mehrheit zu folgen, sei sie demokratisch zustande gekommen oder nicht. Und doch bin ich im Herzen Demokrat. Nur müsste man auch eine nahezu vorbildkiche Demokratie à la Suisse ständig verbessern. Ich glaube, das ginge, wenn man wirklich wollte. Davon sind wir leider Lichtjahre entfernt.

Laurenz

3. September 2021 11:27

@HB

Kann diesmal mit Ihrem Artikel nicht viel anfangen, da die Gegenwartsanalyse nichts Wirkliches offenbart, was nicht schon "jeder" wüßte.

Einen Satz zur FDP. Schon die alte Bonner FDP, die in den 50ern noch eine Art AfD war, mutierte ganz schnell zur sozialistischen Partei für wenige Protektionierte, die sich aus dem harten Wettbewerb herausnahmen. Sie haben das vielleicht in der DDR nicht so wirklich mitbekommen, aber in den letzten 30 Jahren ging die Verkleinerung der Lizenz zum Gelddrucken z. B. für Apotheker mit dem Machtverlust der FDP einher. Aber selbst heute ist es immer noch einfacher eine Apotheke zu führen als einen Schuhladen.

Breckert

3. September 2021 11:31

Die Demokratie ist, ebenso wie die Anarchie, eine Gesellschaftsform, die nur dann funktioniert, wenn deren Protagonisten intellektuell und informationsmäßig auf dem gleichen Level sind.

Es liegt aber in der Natur des Menschen, daß sich Individuen ein solch fragiles, eher indifferentes Gleichgewicht zur Beute machen.

Die Geschichte bietet genügend Namen, wo sich der anfängliche primus inter pares am Ende zum Kaiser krönen läßt.

Zur AfD sage ich nur, daß ich sie deswegen wähle, weil sie mir die geringsten Schmerzen bereitet.

In den heutigen Zeiten, wo man auch mit linken und rechten Abweichlern intern Schulterschluß zeigen sollte, geht mir ihre Distanzeritis entsetzlich auf den Wecker. Und jedes mal bricht ein weiteres Stück vom ohnehin kleinen Kuchen ab.

Auch werfe ich ihr vor, keinen außerparlamentarischen Flügel zu betreiben, wie das die Grünen seinerzeit mit diversen Aktivistengruppen taten und Sinn Féin in Irland es heute noch tut.

 

So bleibt diese Partei ein vorübergehende Erscheinung, die im Parlament zudem wirkungslos eingekapselt ist wie ein eitriger Abszess.

Carsten Lucke

3. September 2021 11:46

" Deutschland. Aber schön. "

Wäre mein Vorschlag gewesen.

Fragt mich aber keiner.

Nemo Obligatur

3. September 2021 11:51

Die Bosselmann-Artikel finde ich entweder sehr gut oder sehr schlecht. Dieser hier ist eine Ausnahme. Er ist so mittel. Einerseits kernig geschrieben. Andererseits: Was wäre denn die Alternative? Zurück zum Großherzog?

Es gilt daher weiterhin Churchills Diktum: "Democracy is the worst form of government except all those other forms that have been tried from time to time." Änderungen im Detail, um die von Bosselmann treffend beschriebenen Mißstände zu beheben, hätte Sir Winston sicher nicht ausgeschlossen.

Niekisch

3. September 2021 12:08

"Deutschland, aber normal."....

das klingt ein wenig schal -

"Deutschland, in aller Liebe!"

besiegt die Seelendiebe...

 

RMH

3. September 2021 12:17

 "ja sogar ihre illusionäre Gewißheit, die Welt entwickele sich dank wachsender Vernunft trotz aller Rückschläge weltgeistig genau in diese Richtung."

Das ist eine vulgäre Auslegung von Kants Thesen aus der "Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht".

"Vernünftigerweise" sollte an politischen Prozessen nicht der Idealist, sondern der Realist mit klarem Wertekompass teilnehmen (in diese Richtung geht auch der berühmte Ausspruch Helmut Schmidts, "Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen").

Ehrlich finde ich bei den Plakaten der SPD, dass hier die Farbe rot absolut den Hintergrund dominiert und vordergründig schwarz und weiß verwendet wird (wenig "bunt" also). Die SPD Kandidaten haben also allesamt einen komplett roten Hintergrund. Das sollten die auf eine vermeintliche Stabilität bei Herrn Scholz setzenden Wähler einmal beachten.

PS: Habe direkt nach Freischaltung des "Wahlomats" diesen benutzt, ohne besondere Gewichtung auf einzelne Thesen und ohne Parteienbeschränkung und siehe da, mit weitem Abstand kam die AfD als die Partei bei mir heraus, die den höchsten Wert erzielte.

brueckenbauer

3. September 2021 12:27

Was will Bosselmann eigentlich: dass die Wähler nicht mehr wählen dürfen oder dass die Kandidaten nicht mehr werben dürfen?

Oder richtet sich seine Kritik überhaupt nur gegen die Vernutzung des Wortes "Demokratie" zum nichtssagenden "Schlag-Wort". Aber warum trennt er dann nicht deutlich zwischen Wort und Sache (die auch mit anderen Wörtern gesagt werden kann)?

Laurenz

3. September 2021 13:47

@Breckert

Sie gehören zu denjenigen, denen die kostenlose Impf-Bratwurst oder das Freibier nicht schmeckt & die sich dann darüber beschweren. In jeder Partei sind Menschen & Menschen folgen weniger Idealen als vielmehr ihren eigenen Interessenslagen. Wie wir das jetzt schon oft debattiert hatten, kann man die Demokratie nur dadurch verbessern, daß man den Status der Parteien zurückdrängt & mehr Volksentscheide durchführt. Das Argument der Volksentscheid-Gegner, daß das Volk keine Ahnung hätte, ist natürlich hinfällig, da Politiker genausowenig Ahnung haben, wie man gut am "Experten-Team" Laschets feststellen kann. Unsere Politiker kommen frühestens aus der zehnten Reihe, viele, wie Ziemiak oder der SPD-Gnom, aus der letzten.

 

@Nemo Obligatur

"Churchill"

Immer Vorsicht mit der Historie.

Churchill herrschte als Diktator über ein Weltreich. Erst als das Weltreich durch seine eigene Schuld in den 50ern weg war, herrschte er "demokratisch" über eine abgeholzte, stinkende Insel im Atlantik.

Gotlandfahrer

3. September 2021 13:58

In jedem Machtsystem, das von sich behauptet, vom Einzelnen auszugehen, ist dieser einzelne IMMER 

1. Ein Befreiter

2. Ein kurz vor dem größtmöglichen Glück Stehender (zwar schon weit im Fortschritt fortgeschritten, aber weiterhin noch befindlich)

wobei 2. erfordert, 1. dadurch zu vollenden, dass man alles tut, um auch andere zu befreien, und sei es durch eigene Unfreiheit oder sogar Unglück, falls es das Glück erfordert.  Insofern nimmt es nicht wunder, dass man in einer Demokratie "totaler Demokrat" zu sein hat, und - wenn nötig - noch totaler und noch demokratischer als wir es uns heute überhaupt vorstellen können.

Dieter Rose

3. September 2021 15:09

Die Dame vom FDP-Stand meinte, ich solle AfD wählen, als ich ihr sagte, ich hielte die FDP für mich nicht wählbar, wenn ein Punkt ihres Programms laute, jährlich 500 000 Zuwanderer aufnehmen zu wollen.

 

 

Nemo Obligatur

3. September 2021 15:10

@ Laurenz

"Churchill herrschte als Diktator über ein Weltreich. Erst als das Weltreich durch seine eigene Schuld in den 50ern weg war, herrschte er "demokratisch" über eine abgeholzte, stinkende Insel im Atlantik."

Das ist so bizarr, dass man kaum weiß, was man entgegnen soll. Churchill hatte selbstredend von 1940 bis 1945 eine Mehrheit im Unterhaus. 1945 setzte sich in den Wahlen die Labour-Partei durch, Churchill wurde damit abgewählt. Für einen Diktator eher untypisch.

In seiner zweiten Amtszeit nach den Wahlen von 1951 war Indien bereits nicht mehr Teil des britischen Kolonialreichs, halb Afrika aber schon noch. Es mag sein, dass Großbritannien keine Insel der Seeligen war, aber die Briten und Churchill haben sich in schwierigen Zeiten alles in allem nicht schlecht behauptet. Gewiss wäre Deutschland besser gefahren, wenn wir nach 1914 wenigstens einen Staatsmann vom Schlage Churchills gehabt hätten. Es scheint ein Gesetz der Geschichte zu sein, dass in Deutschland nur einmal im Jahrhundert ein Bismarck geboren wird.

Flaneur

3. September 2021 15:57

Wann kommt die Herdenimmunität gegen den Parteienstaatsvirus?

RMH

3. September 2021 16:38

"Es scheint ein Gesetz der Geschichte zu sein, dass in Deutschland nur einmal im Jahrhundert ein Bismarck geboren wird."

Im 20. Jhdt. blieb das schon mal komplett aus und für das 21. Jhdt. deutet sich bislang noch nicht an, dass einer da ist, der sich an Bismarck messen lassen könnte ... Deutschland, normal, wurstelt sich durch. Das gilt auch für die AfD und die weitere, nichtparlamentarische Opposition. Und irgendwie ist das auch ganz normal.

Aktuell gefällt mir, was Höcke über seinen Telegram-Kanal veröffentlicht. Das "Klima" wird nicht über den Benzinpreis gerettet. Hoffen wir, dass solche Tatsachen endlich einmal über die Schar der eigenen Anhänger hinaus wahrgenommen werden.

Laurenz

3. September 2021 18:10

@Nemo Obligatur @L.

Sie können über die Nachkriegszeit ferne weiterhin Haare spalten und uns erzählen wollen, die Inder hätten den Britischen Gouverneur gewählt. Aber niemand wird Ihnen glauben.

Was sind denn Wahlen, wenn die Wähler nur einen kleinen Bruchteil des Weltreiches ausmachen? https://de.wikipedia.org/wiki/Britisches_Weltreich

Mit Verlaub, Nemo Obligatur, was Dämlicheres habe ich auf der SiN selten gelesen.

Die inneren Wendepunkte, die den Verlust des Weltreichs markieren, spielen sich fast alle im II. Weltkrieg ab. Die Royal Navy gab ihren Status als führende Marine Ende '41 ab, mit der Versenkung der Schlachtschiffe Prince of Wales und Repulse.  https://de.wikipedia.org/wiki/Versenkung_der_HMS_Prince_of_Wales_und_HMS_Repulse

Aber auch schon 1940 gaben die Briten ihre wichtigsten Stützpunkte an die US-Amerikaner preis, was den Niedergang als die Kolonialmacht kennzeichnet.  https://de.wikipedia.org/wiki/Zerst%C3%B6rer-f%C3%BCr-St%C3%BCtzpunkte-Abkommen

In Bretton Woods, '44, verlor das Britische Pfund auch formal seinen Status als Weltleitwährung, was am klarsten den Zusammenbruch dieses Weltreichs markiert.  https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/bretton-woods-abkommen-30459

Den ursächlichen Grund für den Zusammenbruch des Britischen Weltreiches, kann man mit der Britischen Entfesslung 2er Weltkriege zusammenfassen.

AmazonBesteller

3. September 2021 19:03

@ Franz Bettinger

Meritokratie. Klingt gut. Und wer bestimmt was als Verdienst angesehen wird?

Mein berufliches Umfeld findet z.B. alles was einen Dr. als Namenszusatz hat grundsätzlich gut. Die haben etwas geleistet und sind damit über alle Zweifel erhaben. Deswegen muss man den Empfehlungen der STIKO, PEI usw. usf. unbedingt folgen... 

Das erreichen staatlich gesetzter Ziele als Leistungsnachweis. Ach Herr Bettinger, das passt doch alles vorne und hinten nicht. 

 

@ HB

Als fast interner Parteisoldat kann ich Ihnen noch versichern, dass die Aggressivität der Blockparteien unvorstellbar ist. Das wird von Außenstehenden gerne verdrängt. Aus Angst nehme ich an. Zeitgleich sind die Blockparteien wesentlich solidarischer untereinander als der typische Rechte. Das ist ein struktureller Mangel der Rechten, der einfach nicht beseitigt, noch als Mangel überhaupt anerkannt wird. Siehe Jogginghosenkommentar.

Nemo Obligatur

3. September 2021 19:57

@ Laurenz

"...kann man mit der Britischen Entfesslung 2er Weltkriege zusammenfassen."

Ich denke, damit haben Sie sich selbst aus dem Kreise der ernstzunehmenden Diskutanten ausgeschlossen.

Einen schönen Abend noch.

Amos

3. September 2021 20:14

Demokratie. Der Bürger mit Rechten und Pflichten, seinem Platz auf der Mauer, die Zinne, die sonst unbemannt bleibt. Oder im westdeutschen Nachkriegs-Biedermeier, das Badenerlied, inoffizielle Strophe: „Berlin wird auch noch badisch und dann die Mauer fällt, der Osten demokratisch und dann der Rest der Welt“. Den weinseligen Sängern wird diese Strophe nach „Afghanistan“ vielleicht erst nach ein, zwei Schoppen mehr von den Lippen gehen. Ob ihnen ein Licht aufgeht, ist deshalb noch nicht gesagt. Es heißt, die CDU stände bei 20%, fallend?

Laurenz

3. September 2021 21:13

@Amos

"Es heißt, die CDU stände bei 20%, fallend?"

Bei den momentanen Umfrage-Werten verliert die Union ca. 100 Abgeordnete. Es beschweren sich aber meist nur zu opfernde CSU-Abgeordnete, weil die quasi unverschuldet mit in den Laschet-Strudel gesogen werden. Bei der CDU beschwert sich fast keiner, denn wäre Söder Kanzlerkandidat geworden, dann wären alle sicheren Listenplätze nicht mehr an Merkelianer gegangen. Besser 100 Job & 2 Assistenten jeweils weniger, als gar keine Jobs mehr. Und ein paar Ministerposten springen immer noch raus bei Rot-Schwarz-Gelb.

Laurenz

3. September 2021 21:40

@Nemo Obligatur @L.

Seien Sie froh, daß Sie ahnungsloser Geschichtsignorant diesen Disput nicht mit RMH, Gracchus oder Der_Jürgen ausfechten, sondern nur mit mir. Die anderen hätten Ihnen Ihren historischen Schwachsinn um die Ohren geschlagen.

Franz Bettinger

4. September 2021 03:26

@Amazon, Meritokratie: Sie fragen nach den Meriten und wie man diese zweifelsfrei erkennen könne, wer also den Staat, die Gruppe… führen solle. Ein Titel vor dem Namen ist sicher keine Gewähr für Kompetenz, da haben Sie recht. Ich weiß nicht, ob man das eine (den Staat) mit dem anderen (dem Abenteuer) vergleichen kann, aber auf dem Wildwasser (und wohl auch im Krieg) wird schnell klar, wer die Führung hat. Jener braucht auch nicht um die Führung zu kämpfen; der Beste wird gern und blitzschnell anerkannt, wenn er die ersten richtigen Entscheidungen trifft. Wenn er beschädigt wird (z.B. nach einer Kenterung oder Verletzung) und das Vertrauen in sich selbst (temporär) verliert, was vorkommt, übernimmt der Nächstbeste die Führung. Das geht alles so selbstverständlich und organisch vor sich, dass es eine Pracht ist und einer Gruppe sehr bekömmlich ist. Nichts ist schöner als nach so einem Tag abends ums Lagerfeuer zu sitzen. Und Neid? Kommt nicht auf. - Und doch musste ich erleben, dass großartige Gruppen wegen politischer Querelen (ja, Migration, grün, Corona...) auseinanderfallen und Männer, die sich gegenseitig x-mal das Leben retteten, einander spinnefeind werden. Wie soll man den ganzen Sauerteig verstehen? (Goethe)

Franz Bettinger

4. September 2021 03:39

@Diktator: Sogar Mussolini wurde abgewählt. So ungewöhnlich ist das nicht, wenn der Stern mal gesunken ist. Wie war's bei Napoléon? Dieser große Diktator wurde nicht nur (ich glaube durch ein halbes Duzend Plebiszite) nicht nur formal, sondern sehr real in die diversen Ämter gewählt (sic), er wurde auch 2-mal abgewählt.

Der_Juergen

4. September 2021 08:21

@Franz

Mussolini wurde nicht "abgewählt", sondern nach der anglo-amerikanischen Landung im Sommer 1943 vom Faschistischen Grossrat abgesetzt. Ein Diktator, der sich dem Wähler stellte und dann tatsächlich abgewählt wurde, war Pinochet in Chile. Und der praktisch unangefochten regierende Chavez in Venezueal handelte sich eine Schlappe ein, als er sich vom Volk zum Präsidenten auf Lebenszeit wählen lassen wollte. Er hat diese Niederlage anstandslos akzeptiert.

Mit seiner Antwort an @Nemo Obligatur hat ein ansonsten stockblindes Huhn einige nahrhafte Körner gefunden. 

Franz Bettinger

4. September 2021 08:59

@Wahl-O-Mat: Viele (auch Liberale, CDUler und SPDler) landen beim Wahl-O-Mat, wo sie nie hin wollten: rechts bei der AfD oder NPD. Die Betroffene nennen das Ergebnis dann erbost realitätsfern, weil der Wahl-O-Mat z.B. eine NPD-Affinität von 70,2% unterstellt. Eine wirkliche Orientierungshilfe sähe anders aus, quaken die von sich selbst Überraschten. Was für Charakter-Zwerge! Sie verteufeln die Test-Fragen als unrealistisch - statt einzusehen, dass man gegen AfD und NPD ein ungehöriges falsches negatives Vorurteil hat, was durch den Fragen-Test ja bewiesen wurde. Diese Typen sind rechts, wollen es aber partout nicht sein oder zugeben. 

RMH

4. September 2021 10:15

"Diese Typen sind rechts, wollen es aber partout nicht sein oder zugeben". 

Der Krypto-Rechte mit falschem Bewußtsein. Davon gibt es in der Tat einige. Aktuell glaubt mancher, durch die Wahl der FDP würden die in einer "Ampel" das schlimmste verhindern. Hier sei einmal an die letzte schwarz-gelbe Koalition erinnert, 2009 bis 2013. Damals erreichte die FDP mit 14,6 % ihr bestes Ergebnis überhaupt und strotzte zu Beginn nur so vor Kraft. Was war das Ergebnis? Die FDP wurde, um eine berühmte Redewendung zu gebrauchen, von der Union an die Ecke gedrückt, bis sie quietschte. Von der CSU wurde ihr das Danaer Geschenk der USt-Reform bei der Hotellerie verkauft (die CSU hatte selber aufgrund des oberbayerischen Tourismus Interesse daran) und danach galt die FDP als Klientelpartei, die nichts für den Normalbürger bringt und flog prompt bei der nächsten Wahl aus dem BT. Und das alles trotz glaubhaften Einsatzes für Freiheitsrechte durch einen G. Westerwelle, der flammende Reden dazu hielt (R.I.P.). 

Ich denke, die FDP wird in einer Mehrparteienkoalition - und es wird zu keiner anderen Konstellation führen - wieder absolut nichts substantielles für den normalen Bürger liefern, obwohl sie durch die anhaltenden Corona-Maßnahmen ein weites Spielfeld für den Einsatz für Freiheitsrechte hätte.

Laurenz

4. September 2021 10:20

@Franz Bettinger @Wahl-O-Mat

Die NPD war bei mir an der Spitze, 80,xx%, die AfD folgte mit 74,xx%, die Basis nur bei 50,xx%. Beim Wahl-o-Mat agierte ich nicht als Alien, so wie EK im neuesten Audio "21" an Wahlspots rangeht, sondern als weitgereister Weltbürger. Ich entschied so, wie auch kenianische Safari-Organisatoren, brasilianische Steak-Anbieter oder thailändische (blinde) Masseure die Fragen für sich entschieden hätten. Insofern ist die NPD am meisten Welt-Partei und die ganzen Woken & Lifestyle-Linken extrem nationalistisch & letztere verschaffen damit unserem Land wieder mal internationale Einsamkeit.

Aber, lieber Franz, haben wir nicht Glück auf der SiN, daß sogar unser dümmstes Pferd im Stall seinen Mangel durch Fleiß wettmachen kann.....

Übrigens, die beeindruckendste "Abwahl" eines Diktators war für mich die doch relativ friedlich erzwungene Abdankung des Schahs 1979 im Iran.

Andreas Walter

4. September 2021 11:14

@Bosselmann

Kann gut nachfühlen, was Sie bedrückt, womöglich sogar traurig macht.

Doch dafür gibt es keine (Ideal- oder Standard-)Lösung.

Das System an sich ist nämlich egal. Es kommt auf die Menschen an, die sich um die Organisation einer Gesellschaft kümmern und auf die äußeren und allgemeinen Umstände, in denen das Ganze stattfindet (der Möglichkeitsraum).

In Zeiten "jeder rette sich wer kann" (vor wem oder was auch immer oder auch andere vor wem oder was immer) sind eben andere Spielregeln angesagt wie im Sommer der Liebe.

Nichts ist jedoch schädlicher für den Konsum, die Banken und die Armee/Waffenindustrie als zu-frieden-e Menschen. Ähnlich wie zu viele Gesunde ein Albtraum für den medizinischen Betrieb sind. Doch auch der simple Tauschhandel bereits produzierter/gebrauchter Dinge leidet bei mangelnder Nachfrage.

https://youtu.be/06X5HYynP5E

 

 

 

 

dreamingplanet7

4. September 2021 20:24

@RMH

Ich schreibe hier sehr selten zu diesen Forumsdiskussionen, man soll sich nicht in fremde Haendel einmischen...

Und will Sie auch einmal loben, Ihre Kommentare lese ich tatsaechlich sehr gerne!

Aber was den unsaeglichen Westerwelle angeht: NEIN

Dieser Nichtsnutz hatte mit Freiheitsdingen nun gar nichts am Hut. Ich hatte diese Partei damals gewaehlt (ja, man entwickelt sich weiter), diese Hotelsteuergeschichte hatte mich nie interessiert, befand ich als Kinkerlitzchen...

Aber dann kamen die M-Karikaturen im Jylandsposten, wir alle wissen was passierte und der Westerwelle stellte sich vor die Kameras und sagte: "Die Meinungsfreiheit ist nicht das hoechste Gut."

Das war DIE heilige Kuh, der Mann hat damals Mauern eingerissen und die Feigheit zur Staatsraeson gemacht.

Wenn jemand nicht in Frieden ruhen mag dann er.

Laurenz

5. September 2021 00:48

@Dreamingplanet7 @RMH

"Westerwelle"

Weterwelle ist tot & damit Geschichte. So ist es auch egal, ob wir über Westerwelle, Stalin oder Hitler schreiben. Wir bewerten die historische Person. Wer meine Beiträge kennt, weiß, daß ich kein Freund der Musels bin. Aber als weitgereister Rechter achte ich fremde Kulturen in ihrer Heimat. Das tat Westerwelle nicht, was wohl daran liegt, daß im aktuellen Jahrtausend die ganze links-liberale Mischpoke keine Achtung mehr vor Kultur überhaupt hat. Es war also kein Problem, daß er homosexuell war, aber es war als Außenminister ein Problem, daß er offiziell nach Kairo flog und seinen Lebensgefährten mitnahm, in ein Land in dem Homosexualität unter Strafe steht. Das hätte er privat tun können, aber nicht auf einem Amtsbesuch.

Andreas Walter

5. September 2021 05:47

@dreamingplanet7

Und Sie haben mich gleich inspiriert.

Die Meinungsfreiheit (ich beziehe da auch die Redefreiheit mit ein) ist in der Tat das höhere ("höchste") Gut, höher sogar noch als die Freiheit selbst.

Denn dass nicht jeder machen kann, tun und lassen kann, was er will, in einer Gemeinschaft, das versteht sich irgendwie von selbst. Deshalb gibt es ja auch Gesetze und Regeln, Normen und Umgangsformen, auch Knigge und Traditionen, alles Dinge, die dabei helfen sollen, ein komplexes Miteinander überhaupt zu ermöglichen.

Zumindest über alles (auch darüber) frei reden und debattieren (zu dürfen) ist daher essenziell für eine Gesellschaft (Gemeinschaft), die (immer) anpassungsfähig und damit, deshalb, dadurch überlebensfähig bleiben möchte.

Das wichtigste in Beziehungen ist nämlich (neben Liebe) Kommunikation, wissen darum auch Eheberater. Bricht die erst einmal ab, ist auch die physische Trennung oft nicht mehr weit (und damit auch der "Rosenkrieg").

Regierungen (das sind nämlich die Schuldner), die sich ihrem Bürger nicht mehr erklären, bekommen daher über kurz oder lang ein Problem. Entweder mit allen Bürgern oder auch nur mit einer Minderheit, falls sie diese dann zu sehr unterdrückt, ausgrenzt oder ignoriert.

Diesen Sachverhalt kann man darum ebenso auf die internationalen Beziehungen ausweiten, die unter den Ländern und Nationen oder aber auch auf Blöcke und anderweitige Interessengemeinschaften.

Mitleser2

5. September 2021 09:16

Zum Wahl-O-Mat: Finde ich gut. Gibt zumindest in meinem Fall Präferenzen sehr gut wieder. AfD 80%, Grüne 15%. Den Link sollten alle hier an Bekannte etc. weiter verbreiten, sofern sie überhaupt der Meinung sind, man sollte wählen. Da werden einigen die Augen aufgehen. Ob sie dann so wählen, sei dahingestellt, aber einen Versuch ist es wert. Ich bin sicher, dass selbst bei typischen CDU/SPD Wählern hohe Prozente für die AfD herauskommen.

Florian Sander

5. September 2021 19:46

Teil 1:

Ich würde mir wünschen, dass Herr Bosselmann sich nochmal Benedikt Kaisers jüngste "Sammelstelle für Gedrucktes" durchliest, bevor er wieder ins Schwärmen über die FDP, ihren "wirtschaftspolitischen Rationalismus" und ihr "liberales Bekenntnis zur Rechtsstaatlichkeit und Freiheit" verfällt. Benedikt Kaiser verweist in seiner Kolumne zurecht kritisch auf jene, die immer noch eine "CDU ohne Merkel" für wählbar hielten. Das gleiche kritische Bewusstsein sollte auch der FDP gelten. Hat Herr Bosselmann mal zur Kenntnis genommen, was die FDP in Nordrhein-Westfalen seit Jahren für eine Migrationspolitik betreibt? Oder auch: NRW-Coronapolitik seit 2020? Hat Herr Bosselmann mal den seichten, immer zu Wahlen wiederkehrenden FDP-Liberalpopulismus Lindners und davor Westerwelles mit der tatsächlichen FDP-Politik abgeglichen? Hat Herr Bosselmann bei seinem Lob für die FDP-Wirtschaftspolitik noch die Euro- und Bankenrettungspolitik von Schwarz-Gelb 2009 bis 2013 im Kopf gehabt, die die FDP (bis auf eine geschlagene Minderheit um Frank Schäffler) flammend mitgetragen hat? Hat Herr Bosselmann sich mal mit der vor allem jungliberalen FDP-Programmatik hin zu einer offenen Grenzpolitik im Sinne von Humankapital-Zuzug für die Wirtschaft befasst? Scheinbar nicht. Die Allianz von Linken und Neoliberalen ist immer noch nicht zu ihm durchgedrungen.

Florian Sander

5. September 2021 19:46

Teil 2:

Stattdessen werden - wiederholt - die üblichen Boomer-Narrative, das damit verbundene Schwärmen für bierselige 80er-90er-CDU-FDP-"Bürgerlichkeit" und ihre trotz bildungsbürgerlichem Duktus völlig unkorrekte Cold-War-Terminologie artikuliert. Dabei unvermeidbar: Der übliche Passus vom angeblichen "Corona-Sozialismus". Was es mit "Sozialismus" zu tun hat, wenn auf Kosten kleiner und mittelständischer Betriebe globale BigTech- und andere Großkonzerne Milliardengewinne durch die Krise machen, weltweit eine unerhörte Macht mehren und Nationalstaaten politisch entmündigen können - das weiß nur Herr Bosselmann. "Sozialismus" hatte als Begriff mal eine sehr präzise Bedeutung, festgemacht an Kriterien wie "Zentralplanwirtschaft" und / oder "Sozialisierung von Privateigentum". Beides ist hier nicht der Fall. Corona ist eine Krise, in der Großkapital profitiert, auf Kosten von Völkern und Nationen. Und die Hoffnungsträger der Liberalkonservativen bei FDP und CDU sind die letzten (!), die daran etwas ändern würden. Wann zieht diese Erkenntnis endlich in die Köpfe ein?

Volksdeutscher

5. September 2021 22:33

Vielleicht kann man den verallgemeinernden Spruch gelten lassen: Das 20. Jahrhundert ist der Amoklauf der Demokratie.

Volksdeutscher

5. September 2021 22:45

@Bosselmann

Zwar noch nicht wirklich wahrnehmbar, aber es gibt die linke, von Dr. Füllmich  ins Leben gerufene Partei namens die Basis. Auf YouTube üben sie schon die Rolle einer Schattenregierung (ab ca. 5:37).

 

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