Marcel Barz, Informatiker und ehemaliger Bundeswehroffizier, hat ein einstündiges Video gedreht. Darin hat er sich Sterbefallstatistiken, Intensivbettenbelegungen und Infiziertenzahlen einmal genauer angeschaut. “Die Pandemie in den Rohdaten” nennt sich das Ergebnis seiner Bemühungen. Rohdaten sind statistische Zahlen in Tabellenform, die noch nicht graphisch aufbereitet worden sind und vor allem: noch keiner Interpretation unterzogen wurden.
Anlaß für das Video ist sein Kumpel Hartmut, Tischler von Beruf und das, was man landauf, landab einen “Verschwörungstheoretiker” schimpft. Barz wollte ihm in aller Freundschaft beweisen, daß es “die Pandemie” wirklich gibt, damit er endlich aufhört, den Freundeskreis durch seine verharmlosenden Falschinformationen weiter zu spalten.
Nun, das Ergebnis wurde von YouTube nach kurzer Zeit gelöscht, da es “gegen unsere Gemeinschaftsstandards verstößt”, auf Deutsch: unerwünschte Wahrheiten beinhaltet. Es ist derzeit als re-upload auf anderen Kanälen, in kommentierten Versionen und kurzen Auszügen zu finden.
Nachtrag 4.9., 16 Uhr: Das Video ist plötzlich wieder auf YouTube online.
Ohne jede Erregung und Polemik arbeitet sich der “Erbsenzähler”, wie Marcel Barz sich selber nennt, durch die veröffentlichten Statistiken des RKI, der Intensivbettenregisterdatenbank DIVI oder der Johns-Hopkins-Universität.
Er kommt, obwohl oder gerade weil er sich die Mühe gemacht hat, den Existenzbeweis der “Pandemie” anzutreten, zu dem Schluß: es gibt sie nicht und es hat sie nie gegeben. Die Zahlen geben sie einfach nicht her.
Barz zerlegt beispielsweise die berühmte Übersterblichkeitskurve, die in allen Medien gezeigt und gezeigt und nochmals gezeigt wurde, in drei Schritten: Woher kommen die Daten? Auf welcher Grundlage müssen Vergleiche zu anderen Jahren stehen, damit man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht? Wie valide sind die Daten? Das Ergebnis sieht völlig anders aus, wenn man das Bevölkerungswachstum und die Überalterung der Gesellschaft einbezieht und neun Altersgruppen ausweist.
Barz vergleicht seine Ergebnisse, die ja auch ein Erfolg der Maßnahmen sein könnten, mit denen aus Schweden, das im Gegensatz zu Deutschland kaum Maßnahmen ergriffen hatte. Auch dort – so sagen es letztlich die Zahlen, die Barz ermittelt – war das Jahr 2012 eher ein Sterbejahr, das Jahr 2020 aber ganz sicher nicht.
Das Berückende an Marcel Barz’ Video ist, daß er völlig ehrlich berichtet, wie er sich selbst vom Gegenteil seiner primären Annahmen (und Angstaffekte) überzeugt hat. Diese Fähigkeit ist ihm im Laufe seiner Biographie zuteil geworden. Denn seinerzeit in Jugoslawien als Offizier ist es ihm bereits einmal sehr ähnlich ergangen, wie er in seinem Film berichtet. Damals gab es das offizielle kriegslegitimierende Narrativ von Milošević’ “Konzentrationslagern”, von “ethnischen Säuberungen” und “Völkermord”, das von Verteidigungsminister Scharping so auch an die Truppe durchgegeben wurde. Die Lage vor Ort hatte damit nichts zu tun. Berz fand sich als Soldat mißbraucht für einen Angriffskrieg.
Die “zwischengeschaltete Einrichtung oder Behörde”, wie er sie nennt, generiert die Bilder, die Parolen, die horrenden Zahlen, eben die “perfekte Aufbereitung”. So war das im Jugoslawienkrieg, so ist das heute.
Ein anderer Erbsenzähler ist dieser junge Mann. Die derzeit heraufbeschworene “Pandemie der Ungeimpften” steht und fällt mit der Definition des “Impfdurchbruchs”. Dieser liegt laut RKI vor, wenn ein Geimpfter sowohl einen positiven Test als auch Symptome vorweisen kann – bei Ungeimpften genügt ein positiver Test. Auf diese Weise fallen selbstverständlich die (zu unablässigem Testen gezwungenen) Ungeimpften statistisch massiv ins Gewicht.
Auch das russische Nachrichtenportal RT Deutsch nimmt sich regelmäßig Statistiken zur Brust und weist auf den Unterschied zwischen Datenlage und Meinungsmache hin, siehe hier und hier.
Hilft Erbsenzählen gegen die große Lüge?
Die “einfache” Story, die mit Schlagworten, Horrorzahlen und Wunderversprechen daherkommt, versteht jeder, darum beherrscht sie alle Köpfe. Die Richtigstellung ist unendlich viel komplizierter, ein einstündiges Video reicht nicht einmal aus, um alle Einzellügen, Verdrehungen und Verhehlungen herauszuarbeiten.
Vieles im “Pandemie”-Narrativ ist nicht direkt Lüge (affirmo id quod non est), sondern Verhehlung (nego id quod est), wie ich mit dem Renaissancemoralisten Torquato Acetto unterscheiden würde: Es wird ausgelassen, passend ausgedeutet, runter- und hochgerechnet, geschickt ins Bild gesetzt, Äpfel mit Birnen verglichen, es werden Ebenen und Kategorien vertauscht. Keiner kann sie der Lüge bezichtigen, “die dürfen das”, aber die manipulative Wirkung ist dieselbe.
Jeder einzelne winzige Akt der Ehrlichkeit wiegt unendlich schwer gegenüber der Lüge. Der Grund dafür ist: er erfordert Mut. Denn ohne Folgen wird sein Film nicht bleiben für diesen Mann. Auch der Umstand, daß ich ihn hier auf Sezession im Netz bespreche, trägt möglicherweise zu diesen Folgen bei.
Josef Pieper (den ich so liebe zu zitieren) hat in seinem Büchlein über die Tapferkeit auf den Begriff des bonum arduum hingewiesen: das “steile Gut, hinausragend über den Bereich der mühelos ausgestreckten Hand”. Es ist mühsam, sich in die Rohdaten zu vertiefen. Gut, wenn uns jemand die Hand ausstreckt, dies mitzuvollziehen. Und mutig von diesem Jemand, mit seiner Lebenserfahrung und seinem beruflich erworbenen Vermögen zur Lügenaufdeckung, ein paar Schritte des steilen Wegs voranzugehen.
Adler und Drache
Der erste Satz ist in meinen Augen der wichtigste. Bei all der Vernebelung, die auf allen Ebenen stattfindet, verliert man ja manchmal den Mut, das Wort "Wahrheit" überhaupt noch auszusprechen - und wenn, dann nur so, als wäre die Wahrheit nur eine mögliche Option unter vielen unter vielen und nicht etwas Ausschließliches.
Die besseren, wirkmächtigeren Lügen tarnen sich als Wahrheit. Der Antichrist tarnt sich im Gewand Christi. Umso wichtiger ist es, hier die Grenze zu finden und zu markieren. Herrn Barz gebührt der Dank, dies getan zu haben.
Soll man ihn nun bedauern, wenn er die zu erwartenden Reaktionen am eigenen Leib zu spüren bekommt? Nein - der Schritt in die Wahrheit, das Aussprechen der Wahrheit ist das, worauf es ankommt! Die Wahrheit macht frei, die Wahrheit reinigt und erhebt einen!
Für uns Skeptiker ist seine Arbeit Gold wert.