Über Hans-Georg Maaßen und seine Fans

In Teilen des Bundesvorstandes der AfD samt Wochenzeitung Junge Freiheit macht sich Hoffnung breit:

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Wenn der ehe­ma­li­ge Ver­fas­sungs­schutz­prä­si­dent Hans-Georg Maa­ßen (CDU) sei­nen Wahl­kreis in Süd­thü­rin­gen gewin­nen kann, indem die AfD auf die Wahl ihres eige­nen Kan­di­da­ten ver­zich­te­te und Maa­ßen gegen den SPD-Lokal­ma­ta­do­ren stärk­te (der wie­der­um von den Grü­nen, nicht aber den Lin­ken unter­stützt wird), brä­che womög­lich etwas auf in Deutsch­land – das kon­ser­va­ti­ve Ele­ment der Union!

Man geht in die­sen Krei­sen davon aus, daß

  1. es kon­ser­va­ti­ve Rest­ver­nunft in der Uni­on gebe, nach 16 Jah­ren Mer­kel, nach 52 von 72 Jah­ren Regie­rungs­be­tei­li­gung von CDU und CSU in der bun­des­deut­schen Geschich­te mit allen bekann­ten Folgen;
  2. ein ein­zel­ner Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ter wie Maa­ßen, der sich selbst in der Wer­te­Uni­on (WU) sogar vom neu­en WU-Chef Max Otte zu distan­zie­ren müs­sen glaub­te, die Däm­me Rich­tung AfD und Umfeld bre­chen las­sen wür­de, wo er dies noch nicht ein­mal intern übers Herz bringt;
  3. ein bür­ger­li­ches Signal des Auf­bruchs die­se Repu­blik erfas­sen könnte.
  4. Maa­ßens Erschei­nen im Bun­des­tag heil­sa­me Wir­kung auf die Uni­on hät­te. Man könn­te sich dann, ohne Mer­kel, in Rich­tung auf einen Kern der »wah­ren Uni­on« zube­we­gen, also ver­meint­lich posi­ti­ve Poli­tik für Land und Leu­te betreiben.

Aber gab es die­sen Kern jemals so, wie ihn AfD-Laut­spre­cher wider jede Empi­rie und Ver­nunft behaup­ten? Und selbst wenn es ihn jemals gege­ben hät­te: Ist die­sen Akteu­ren nicht bewußt, daß die AfD für Zehn­tau­sen­de Mit­glie­der und meh­re­re Mil­lio­nen Wäh­ler kein Kor­rek­tiv für die (auf fal­sche Bah­nen gera­te­ne) Christ­de­mo­kra­tie, son­dern eine Alter­na­ti­ve für Deutsch­land ist?

Wis­sen die­se Leu­te, direkt dar­an anschlie­ßend, nicht, daß stär­ke­re Akzen­tu­ie­run­gen von »kon­ser­va­ti­ven« Posi­tio­nen im Rah­men des CDU-CSU-Regle­ments zual­ler­erst auf Kos­ten der AfD gehen wür­den, weil man dann sei­tens »bür­ger­li­cher« Wäh­ler – wie­der – das eins­ti­ge Ori­gi­nal wäh­len kann? Daß es dann objek­tiv nicht län­ger not­wen­dig wäre, jene For­ma­ti­on zu unter­stüt­zen, von der sich so man­cher Kopf als Hilfs­trup­pe für die Uni­on anzu­die­nen bereit ist – also ernst­haft eine Koali­ti­on anstrebt als Juni­or­part­ner von CDU/CSU? Und zwar just zu den Bedin­gun­gen aus­ge­rech­net jener Ver­ant­wor­tungs­trä­ger am deut­schen Nie­der­gang, die von der Herr­schaft abzu­lö­sen obers­tes Ziel einer authen­ti­schen Alter­na­ti­ve dar­stel­len sollte?

Man weiß nicht, was man zu einer sol­chen Fehl­wahr­neh­mung und Fehl­ein­schät­zung von Tei­len des Bun­des­vor­stan­des und der JF noch zu sagen hat. Viel­leicht reicht ja auch schon die soeben skiz­zier­te Erkennt­nis, wonach Maa­ßen vor allem eines signa­li­siert: Man kann – mit einem Hans-Georg Maa­ßen als MdB – auch die seriö­se Uni­on wäh­len, wenn man Zuwan­de­rungs­kri­tik und nicht­lin­ke Hal­tun­gen favo­ri­siert. Man muß sein Kreuz­chen nicht bei der “ange­bräun­ten” AfD machen.

Begön­ne man damit, dann sähe man schnell, daß eine erfolg­rei­che Kan­di­da­tur Hans-Georg Maa­ßens ein­zig und allein dem Macht­er­halt von CDU und CSU dien­lich ist, auch wenn Maa­ßen an der einen oder ande­ren Stel­le für Unmut und Unfrie­den in der Bun­des­tags­frak­ti­on sor­gen wür­de – aber das macht er schon seit Mona­ten; irgend­wann flaut es ab.

Denn: Die CDU muß­te bereits über Mona­te hin­weg erklä­ren, wie sie mit einem MdB namens Maa­ßen umge­hen wür­de. Maa­ßen selbst muß­te sich auch schon dazu äußern. Wer also glaubt, man zwin­ge der CDU durch eine Wahl­emp­feh­lung eine neue, gar kon­struk­ti­ve »AfD-Debat­te« auf, irrt.

Die CDU wür­de gelas­sen dar­auf reagie­ren: Man habe ja »schon immer« gesagt, daß die AfD zwar eine »rechts­ra­di­ka­le« Par­tei sei, ihre Wäh­ler aber nicht zwin­gend alle für die frei­heit­li­che demo­kra­ti­sche Grund­ord­nung ver­lo­ren sind. Daher freue man sich nun, daß eini­ge Wäh­ler »den Weg zurück zu den demo­kra­ti­schen Par­tei­en« fin­den und daß dar­aus eine Stär­kung der CDU fol­ge etc. pp. – ohne daß der Kurs des Mut­ter­schiffs damit auch nur mini­mal geän­dert wor­den wäre.

Denn selbst wenn Maa­ßen drei, vier, fünf wei­te­re »kon­ser­va­ti­ve« CDU-CSU-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te zusam­men­bräch­te, die mit ihm gemein­sa­men einen ver­meint­li­chen Auf­bruch ins ver­klär­te Ges­tern zu einer ver­meint­lich guten Alt-Uni­on fin­den wür­de: Was wäre das schon ange­sichts von viel­leicht 250, viel­leicht 300 anders­den­ken­den Uni­ons­po­li­ti­kern, die der größ­te Bun­des­tag aller Zei­ten (800 bis 1000 Abge­ord­ne­te wird er zäh­len) bereit hal­ten wird?

Aus­schließ­lich die Uni­on pro­fi­tiert davon, in ihren Rei­hen über Per­so­nen zu ver­fü­gen, die als (im bes­ten Sin­ne des Begrif­fes) Non­kon­for­mis­ten gela­belt sind, da sie eine bestimm­te Wäh­ler­schaft an die Par­tei bin­den (sie­he auch Wolf­gang Bos­bach, Fried­rich Merz, über lan­ge Stre­cken dazu Eri­ka Stein­bach, Mar­tin Hoh­mann und Konsorten).

Es ist banal: Die eta­blier­te Poli­tik und ihre Par­tei­en ver­fü­gen über zahl­rei­che Mög­lich­kei­ten, Funk­tio­nä­re und/oder Man­dats­trä­ger kalt­zu­stel­len, die die Gene­ral­li­nie der jewei­li­gen Par­tei ver­las­sen. Maa­ßen erging es nicht anders, und es wird ihm wie­der so erge­hen. Auch er wird sich jenen unge­schrie­be­nen Geset­zen beu­gen, die bei der Loya­li­tät zur Par­tei­füh­rung begin­nen, wenn er »Gestal­tungs­mög­lich­kei­ten« bewah­ren möch­te. Man hört doch jetzt schon die Phra­sen repro­du­ziert, wonach man ja »strikt ande­rer Mei­nung« als die Regie­rung sei, aber sich doch um die Har­mo­nie der Uni­ons-Fami­lie bemü­he, wes­halb man »schwe­ren Her­zens« dies und jenes doch mit­tra­ge usf.

Die bedau­er­li­cher­wei­se auch aus AfD-Bun­des­tags­krei­sen zu ver­neh­men­de Vor­stel­lung, Maa­ßen sei ein auf­rich­ti­ger, inte­grer, aber von sei­ner Par­tei­füh­rung ent­täusch­ter Mann, der sich gewis­ser­ma­ßen in einer Art kon­struk­ti­ver Rache­feld­zug befin­de, ist und bleibt nicht nur poli­tik­un­fä­hig, son­dern erscheint dar­über hin­aus als lebens­fremd. Ein jahr­zehn­te­lang trotz aller BRD-Pro­zes­se loy­al geblie­be­ner Akteur wie Maa­ßen sucht(e) die Nähe und den Zugang zur Macht. Er wird nicht zuletzt des­we­gen kaum sei­ne Mit­glied­schaft in der CDU bzw. in der Uni­ons­frak­ti­on des Deut­schen Bun­des­ta­ges ernst­haft aufs Spiel set­zen, son­dern allen­falls damit kokettieren.

Wo wäre der AfD also mit einem Direkt­man­dat Maa­ßens gehol­fen? Sie ver­lö­re a) Stim­men und gewön­ne b) kei­ne neu­en Bewe­gungs­fel­der hin­zu, weil Maa­ßen zu allem Übel die Brand­mau­er gegen rechts auch noch eher fes­ti­gen als schlei­fen will.

Dazu allei­ne die­ser kur­ze aktu­el­le Schnip­sel, und zwar bei Minu­te 7:21 bis 7:38, vor­ein­ge­stellt im fol­gen­den Video:

(Wer das Video nicht sehen kann/möchte, hier Maa­ßens zen­tra­le Sen­tenz: »Ich bemü­he mich, sehr vie­le Stim­men der AfD weg­zu­neh­men, weil ich es für wich­tig fin­de, dass die AfD deut­lich klei­ner wird, wenn nicht sogar ganz verschwindet.«)

Man braucht frei­lich kei­ne Spie­gel-TV-Jour­nail­le, um zu wis­sen, mit wem man es bei Hans-Georg Maa­ßen zu tun hat. In der aktu­el­len Sezes­si­on (Nr. 103; letz­te Exem­pla­re hier) habe ich mich bereits mit dem Phä­no­men des ehe­ma­li­gen VS-Chefs auseinandergesetzt.

Das Streif­licht »Wor­auf setzt eigent­lich … Hans-Georg Maa­ßen?« wird nun im fol­gen­den wiedergegeben.

– –

Es gibt in jeder Par­tei Aus­rei­ßer, um die sich Ange­hö­ri­ge der Kon­kur­renz­par­tei­en bemü­hen. Ob Thi­lo Sar­ra­zin, Sahra Wagen­knecht oder Boris Pal­mer – wer aus dem eige­nen Trott aus­schert, zieht neu­gie­ri­ge Bli­cke der Mit­be­wer­ber auf sich. Unan­ge­nehm wird es für Beob­ach­ter, wenn aus ehr­li­chem Inter­es­se Stal­king wird.

Die­ses Gefühl drängt sich auf, wenn man betrach­tet, wie ins­be­son­de­re west­deutsch sozia­li­sier­te AfD-Man­dats­trä­ger dem CDU-Fos­sil Hans-Georg Maa­ßen durch ste­ti­ge PR-Arbeit in sozia­len Medi­en mehr und mehr Reich­wei­te ver­schaf­fen. Steht das einer Alter­na­ti­ve zum fal­schen Gan­zen, das wesent­lich durch die Christ­de­mo­kra­tie ver­ur­sacht, ver­wal­tet und ver­tei­digt wird, gut zu Gesicht?

Wohl kaum. Maa­ßen, der sei­ne Mit­glied­schaft in der CDU  /CSU-nahen Wer­te­Uni­on ruhen läßt, weil ihm der Sozi­al­kon­ser­va­ti­ve Max Otte (sie­he Sezes­si­on 101) als neu­er Bundes­vorsitzender nicht geheu­er ist, läßt ja kei­ne Gele­gen­heit aus, sich als Vor­kämp­fer gegen rechts zu sti­li­sie­ren. Das ändert nichts dar­an, daß Unbe­lehr­ba­re vor, wäh­rend und nach den Auf­trit­ten Maa­ßens eine Cheer­lea­der-Bri­ga­de insze­nie­ren, auf die das Wort »Fremd­scham« zu ver­wen­den höf­li­che Unter­trei­bung darstellte.

Was beju­belt man bei Maa­ßen? Daß einer, der jahr­zehn­te­lang als Ver­ant­wor­tungs­trä­ger der bun­des­deut­schen Malai­se fun­gier­te und von ihr pro­fi­tier­te, nach 2015 punk­tu­ell auf­be­gehr­te? Oder ist es sei­ne Aus­sa­ge, daß es in Chem­nitz anno dazu­mal kei­ne »Hetz­jag­den« durch Deut­sche auf Migran­ten gab? Das wäre ver­ständ­lich, weil Maa­ßen mit dem Insis­tie­ren auf die­ses Fak­tum etwas ris­kier­te und der polit­medialen Meu­te wider­stän­dig gegenübertrat.

Das war es aber fast schon auf der Haben­sei­te. Es ist dem­ge­gen­über bemit­lei­dens­wert, wie Maa­ßen um Aner­ken­nung durch jene »Mit­te« bet­telt, aus der man ihn für mode­ra­tes Abwei­chen ver­sto­ßen hat. Er betont, daß »kaum ein Prä­si­dent des Ver­fas­sungs­schut­zes mehr gegen den Rechts­extre­mis­mus getan« habe und daß er »gegen den Wil­len des dama­li­gen Innen­mi­nis­ters beim Haus­halts­aus­schuß neue Stel­len für den Kampf gegen Rechts­extre­mis­mus« durch­set­zen konnte.

Der gemei­ne Libe­ral­kon­ser­va­ti­ve bleibt hier gefaßt, da es sich wohl um wah­ren »Rechts­extre­mis­mus« gehan­delt habe, wäh­rend es erst heu­te unbe­schol­te­ne Bür­ger tref­fe. Doch in einem sol­chen Ver­blen­dungs­zu­sam­men­hang gefan­gen, bleibt man blind für den Umstand, daß es Maa­ßens Amts­zeit war, in der die jun­gen Patrio­ten der »Iden­ti­tä­ren Bewe­gung« suk­zes­si­ve kri­mi­na­li­siert wur­den, in der man den losen Ver­bund einer Neu­en Rech­ten etap­pen­wei­se in den Fokus nahm, in der man das Prüf­ver­fah­ren gegen die AfD eröff­ne­te, wor­an Maa­ßen stolz erinnert.

Auch war es Maa­ßen, der bereits im Ver­fas­sungs­schutz­be­richt 2016 (!), just ein Jahr nach dem Som­mer der Mas­sen­mi­gra­ti­on, davor warn­te, daß sich die »extre­me Rech­te« bür­ger­li­cher Camou­fla­ge bedie­nen könn­te, um »rechts­extre­mis­ti­sche« (im Klar­text: migra­ti­ons­geg­ne­ri­sche) Argu­men­ta­ti­ons­li­ni­en in brei­te­re Gesell­schafts­schich­ten ein­si­ckern zu lassen.

Maa­ßen ist also kei­ne soge­nann­te Kipp­fi­gur, die Trenn­li­ni­en über­win­det und Brü­cken baut, nein: Er ist jenes sys­tem­sta­bi­li­sie­ren­de Oppo­si­ti­ons-Simu­la­crum, das eine unüber­wind­ba­re Bar­ri­ka­de vor der Brü­cke errich­tet, um von denen, die nicht auf jene hin­auf­ge­las­sen wer­den, dafür fre­ne­tisch gefei­ert zu wer­den, weil er sich mit­un­ter imstan­de zeigt, alt-christ­de­mo­kra­ti­sche Rest­ver­nunft zu konservieren.

Ohne­hin: Maa­ßen ist Christ­de­mo­krat, war dies auch als VS-Behör­den­chef, tritt im Sep­tem­ber als Bun­des­tags­di­rekt­kan­di­dat in Thü­rin­gen an und betont die Wich­tig­keit des Erfol­ges Armin Laschets – immer­hin hier zeigt er sich mit Max Otte einig.

Das ist unter Christ­de­mo­kra­ten in Ord­nung, aber unter ihren Her­aus­for­de­rern? Wie wäre es also mit PR für Jür­gen Treut­ler im Maa­ßen-Wahl­kreis 196? Diplom­in­ge­nieur Treut­ler, so darf man gewis­sen AfD-Funk­tio­nä­ren erklä­ren, ist der Direkt­kan­di­dat der Alter­na­ti­ve für Deutsch­land rund um Suhl, Schmal­kal­den-Mei­nin­gen, ­Hild­burg­hau­sen und Sonneberg.

Die per­ma­nen­te Unter­stüt­zung, die Maa­ßen erfährt, stün­de ihm zu, doch sie bleibt aus. Man ergeht sich lie­ber in der Mys­ti­fi­zie­rung Hans-Georg Maa­ßens und beweist damit nur die Ideen- und Per­spek­tiv­lo­sig­keit des par­la­ments­po­li­ti­schen »Kon­ser­va­tis­mus«.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (27)

RMH

22. September 2021 16:09

Ich wohne nicht weit vom betroffenen Wahlkreis entfernt und bin gerne in der dortigen Region unterwegs. Die Thüringer interessiert bestimmt kein Artikel in der JF und auch nicht, was irgendwer, irgendwann vom AfD Bundesvorstand twitterte. Die interessiert, wer einer "von ihnen" ist. Und da haben diesesmal AfD und SPD passende Kandidaten aufgestellt. Ob Maaßen als fremder "Promi" einen Bonus hat, kann ich nicht beurteilen. Ich sehe keinen Grund, den AfD Kandidaten quasi "abzuziehen". Die Thüringer AfD macht einen guten Wahlkampf und wenn, dann hätte die Thüringer AfD die Frage zu entscheiden, da sie näher an den Leuten dran ist. Maaßen hilft mit seinem bundesweiten Rummel meiner Meinung nach eher dem SPD Kandidaten, als dass er dem AfD Kandidaten schadet. Ich hoffe, dass die Thüringer zumindest bei der Zweitstimme stark AfD wählen. Evtl. gibt's in dem Wahlkreis sogar Wahlzettel mit SPD Erststimme und AfD Zweitstimme. Auf jeden Fall spannend, was dabei heraus kommen wird.

Laurenz

22. September 2021 16:43

Es tut mir fast weh, daß Sie, BK, wieder viel Zeit in die Exaktheit eines Artikels gesteckt haben, obwohl doch klar ist, was läuft. Wer an das "christdemokratische" Theaterstück um die parteiinternen Konflikte der Union mit & um Maaßen glaubt, der glaubt auch, wie die JF, an den Klapperstorch.

Mitleser2

22. September 2021 17:12

Unabhängig von der Causa Maaßen:

BK schreibt: "Wo wäre der AfD also mit einem Direktmandat Maaßens geholfen? Sie verlöre a) Stimmen ..."

Das würde doch nur zutreffen, wenn damit die AfD das Direktmandat verlöre, ansonsten ist die Erststimme nicht relevant. Ist es aber nicht so, dass der SPD-Kandidat Frank Ullrich eher Chancen auf das Direktmandat hat als die AfD?

Wenn dem so wäre, warum sollte die AfD den Sieg eines SPD-Kanditaten eher begrüßen? Dass z.B. SolPat auch Kompatibiliät mit sozialen Positionen der SPD hat, kann doch über weit fundamentalere Unterschiede zur Esken-Antifa-SPD nicht hinwegtäuschen.

Simplicius Teutsch

22. September 2021 19:34

@ Mitleser2, - stimme Ihnen bei der Überlegung zu: Warum in diesem thüringischen Wahlkreis nicht die Erststimme für Hans-Georg Maaßen (CDU), aber die Zweitstimme für die AfD? – Wenn man davon ausgehen kann, dass der AfD-Direktkandidat Jürgen Treutler mit Sicherheit keine Chance auf den Gewinn des Mandats hat.

Andererseits teile ich die zwiespältige, im Wesentlichen negative Sicht Benedikt Kaisers auf die politische Gestalt Maaßens. Sein Verhalten im Fall „Chemnitz“ fand ich zwar erstaunlich und überraschend charakterstark. Aber trotzdem: Welches Spiel spielt der Typ? „NACH WAHL VON MAX OTTE: Maaßen geht auf Distanz zur Werte-Union.“ – Sogar zur Werte-Union geht er demonstrativ auf Distanz und beteiligt sich an der Ausgrenzung und Vernichtung dieser Gruppe von brav-deutschen Männern und Frauen. – Was kann man von so einem halten?

RMH

22. September 2021 20:11

"Welches Spiel spielt der Typ?"

Der bisherige CDU-Abgeordnete ist bekanntermaßen wegen massiven Skandals abgetreten. Die Tür zum Gewinn des Direktmandates durch die AfD stand recht weit offen. Die SPD konterte dies mit einem einheimischen, ehemaligen Olympiasieger. Die Union mit einem bundesweit bekannten, vermeintlichen Rechtsaußen, der von ihrem Ortsfilz gut ablenkt.

Mit der Kandidatur Maaßens soll der AfD Direktkandidat verhindert werden. Scheitert er selber, dann wirds eben der SPDler und er kann sagen, dank mir hat ein Demokrat den Stimmkreis gewonnen.

Gewinnt er, kann er behaupten, dank mir hat ein Demokrat den Stimmkreis gewonnen.

Maaßen ist nach wie vor ein treuer Diener dieses Staates und erfüllt seine Pflicht. Jetzt eben als "Ausputzer".

Putzig würde es daher werden, wenn die AfD die Wahl des SPD Kandidaten empfehlen würde :)

(Passiert so kurz vor der Wahl aber nicht mehr).

 

Simplicius Teutsch

22. September 2021 20:16

Noch ein Satz zur kommenden Bundestagwahl:

Die CDU/CSU muss versenkt werden, ganz tief auf den Grund. Alles andere ist zweitrangig. Das ist meine große, strategische Hoffnung für den Wahlabend.

Jan

22. September 2021 20:19

Die Union hat jahrzehntelang erfolgreich ihre Leimspuren für das rechtskonservative Milieu ausgelegt. Millionen Wähler blieben darauf kleben und wunderten sich, dass die Migranten immer zahlreicher wurden, obwohl im Wahlprogramm gegenteilige Absichten verkündet wurden. Maaßens Vorgänger hießen Lummer, Kanther, Dregger, Mayer-Vorfelder und zuletzt Bosbach. Womöglich meinten einige von denen es mit ihrer konservativen Haltung sogar ernst, aber die Parteiführung hatte stets andere Sachen im Sinn. Wahlprogramme werden mit allerhand Punkten vollgestopft, um möglichst breite Wählerschaften anzusprechen. Das rechtskonservative Milieu hatte die Union bis Merkel fest eingeplant und beackert, bevor man es abstieß und sich der linken Mitte zuwandte. Alles in allem ist Maaßen keine Alternative und BK hat die Problematik treffend analysiert. 

Das blaue Quadrat

22. September 2021 20:47

Zustimmung. 

Immerhin kann man die schon vor längerer Zeit abbestellte JF, der man aus Anlaß ihres Jubiläums noch einmal eine Chance in Form eines Probe-Abos gab, guten Gewissens erneut links liegen lassen. 

 

Ordo

22. September 2021 21:22

Sie interpretieren da zuviel rein. Der AFD-Kandidat ist wohl leider chancenlos, es wird einzig um die Frage gehen, ob der Sozi oder eben Maaßen das Direktmandat erhält. Linke Fanatiker machen gerade massiv mobil gegen Maaßen und die CDU-Cucks winseln und treten ebenfalls auf ihn ein. Ich fände es einfach witzig, die linke Twitteria im Falle einer Wahl Maaßens heulen und schäumen zu sehen. Die Union würde dann wahrscheinlich virtue signaling betreiben und den eigenen Kandidaten, der dann auch noch mit AFD-Stimmen gewählt worden wäre, endgültig zum Paria erklären. Das könnte sogar noch ein paar CDU-Wähler von ihren letzten Illusionen befreien. Darauf spekulieren wohl auch die JF und die Unterstützer in der AFD. Ich glaube jedenfalls nicht, dass die ernsthaft glauben, die CDU wäre noch zu retten,wie Sie es hier unterstellen. 

brueckenbauer

23. September 2021 00:24

Ich habe sicher nichts dagegen, dass die CDU ähnlich in sich zusammenfällt wie die Democrazia Cristiana. Auf der anderen Seite ist es längerfristig auch möglich, dass sich die CDU zu einer Koalition mit der AfD bereit findet, ähnlich wie das bei Adenauer und der DP war. Natürlich nur dann, wenn der CDU andere Machtoptionen verbaut sind.

Und die Ethnodeutschen als strukturelle Minderheit können von einer Partei überhaupt nur profitieren, wenn diese Partei in einer Regierungskoalition mitarbeitet und dort ihre Interessen einbringt. Man kann natürlich "revolutionärer Attentist" sein und auf den Zusammenbruch des Systems warten, aber zwischenzeitlich muss eine Partei ja auch irgendwas Sinnvolles tun! Hat die SPD auch so gemacht!

RMH

23. September 2021 07:19

AfD Stadträte in Suhl sollen sich jetzt schon für die Wahl Maaßens mit der Erststimme ausgesprochen haben (der Rest der thüringischen AfD ausdrücklich nicht). Schade, dachte in Thüringen ist die AfD etwas "konzertierter" und macht so einen Schritt wenn, dann einheitlich oder überhaupt nicht.

Laurenz

23. September 2021 09:29

@RMH

"AfD Stadträte in Suhl für die Wahl Maaßens"

Das ist einer wichtigsten Gründe für ein Parteiausschlußverfahren.

Benedikt Kaiser

23. September 2021 09:30

@RHM:

Der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, Torben Braga, kann da Entwarnung geben:

Entscheidung über eine solche Empfehlung muss AfD-Kandidat Treutler mit der Basis vor Ort treffen. Dies ist nicht geschehen. Bisher keine diesbezügliche Diskussion oder gar Entscheidung des Kreisverbands. Diese Stellungnahme ist daher nichts als eine unabgestimmte Einzelmeinung.

Quelle

tearjerker

23. September 2021 09:51

Die Alternative muss erstmal das eigene Lager aufräumen. Der Linksruck wird in den nächsten 4 Jahren eine Verbotswelle mit Hilfe der Union lostreten und Teile der Partei wollen sich das Türchen zum Lagerwechsel Richtung CDU offenhalten? Absurd.

Ralph

23. September 2021 11:57

Laurenz

Ja, mir tut es auch weh, dass Kaiser seine kostbare Lebenszeit in Beschreibungen steckt, die offenkundiger nicht sein könnten.

Nordlicht

23. September 2021 12:08

Eine Empfehlung für einen CDU-Kandidaten, auch wenn er Maaßen ist, halte ich für naiv und überdies demotivierend für die eigenen Leute.

Wenn Einzelne taktisch wählen, ist ihnen das unbenommen. Die AfD als Partei hat keine Stimmen zu verschenken. (Ich bin kein Parteimitglied, aber Wähler.)

Dieter Rose

23. September 2021 12:28

Alle Daumen hoch

für Simplicissimus Teutschisimus!!!

RMH

23. September 2021 13:02

Das, was im Artikel auf der "Habenseite" für Maaßen genannt wird, darf man im aktuellen Wahlkampf nicht unterschätzen. Als einmal mehr und wieder die gesamte westdeutsche Journaillie nebst ÖR-Medien das Lied vom unbelehrbaren, Ausländer hassenden und hetzenden, ewig braunen dunkeldeutschen Ossi sangen, hat er sich mit der Autorität seines Amtes dagegen gestellt. Das kam im Osten sicher gut an und ist ein Pfund, welches auch seinen Nachteil, nicht einer aus der Region zu sein, ein Stück weit ausgleichen kann. Ob dieses Pfund schwer genug ist, die meisten Stimmen zu bekommen, werden wir nächste Woche wissen. Die AfD sollte ihren Wahlkampf einfach durchziehen. Gründe für Wahlempfehlungen gibt's keine. Die Wähler werden sich davon ohnehin nicht mehr groß beeinflussen lassen. 

Gotlandfahrer

23. September 2021 15:40

CDU kommt nicht in Frage, ob mit oder ohne Maaßen.  Nicht im Traum.  Das ist endgültig vorbei.  Selbst wenn man dort wieder zu sich käme, müsste man sich als erste Handlung vor Scham selbst auflösen.

Als CDU "Neuanfangen" geht genauso wenig, wie als Stricherin Re-Deflorieren.  

Niekisch

23. September 2021 16:40

"Die CDU/CSU muss versenkt werden"

@ Simplicius Teutsch22.9. 20:16: Deswegen haben ich ebenso wie beim Irak.- Abenteuer beide Stimmen der SPD gegeben in der Hoffnung, dass die CDU in der Niederlage zerbricht und auf die Größe des Zentrum in der Weimarer Republik reduziert wird. Das wäre mnehr als verdient. 

RMH

23. September 2021 20:02

Ja, ja, immer schön Teufel mit Belzebub austreiben ... 

Niekisch

24. September 2021 13:06

"Ja, ja, immer schön Teufel mit Belzebub austreiben ..."

@ RMH: Ja, manchmal geht es nicht anders. Auf Ihre Frage nach der Unvereinbarkeitsliste der AfD: ich lehne sie rundum ab. Wer für Meinungsfreiheit eintritt, der kann kann mehr als 100 Unvereinbarkeiten kodifizieren.

Niekisch

24. September 2021 17:25

Korrektur zu 13:06: Es muss heißen: ...der kann nicht mehr als 100 Unvereinbarkeiten kodifizieren.

wolfdieter

25. September 2021 12:06

Meine Sicht in Kürze: Maaßen ist ein außerordentlich fähiger Staatsbeamter – und damit allein schon eine Seltenheit. Aber er war nie Gestalter, sondern stets Ausführender. Seine Sperre gegen die Hetzer-Lüge in Chemnitz war nichts anderes als aufgabengerecht.

Mit dem Mandat wechselt er in das Lager derer, die <b>entscheiden.</b> Wir müssen ihn – falls er es schafft, und ganz unwahrscheinlich ist es nicht – als einen Joker im Spiel sehen.

In der unvermeidlich kommenden CDU-Fraktion sehe ich ihn durchaus als einen Lichtblick. Aber ich würde mein Wahlverhalten nicht darauf abstimmen.

RMH

26. September 2021 20:54

So wies aussieht, wird Maaßen kein BT-Abgeordneter und die SPD freut sich.

Laurenz

27. September 2021 09:48

Hier zeigt sich ganz deutlich, wo im rechten Lager die Idioten sitzen....

https://www.faz.net/aktuell/politik/bundestagswahl/hans-georg-maassen-verpasst-direktmandat-bei-der-bundestagswahl-17556581.html

 

Holger

30. Januar 2023 19:37

Einmal mehr zeigte sich inzwischen die analytische Stärke von Benedikt Kaiser. Irrlichter wie Maaßen haben in der Union auch nach Merkel keine Chance mehr.