In zehn oder in hundert Jahren

von Thomas Hoof

PDF der Druckfassung aus Sezession 100/ Februar 2021

2020 war ein Jahr der Offen­ba­run­gen. Kräf­te, die sich bis­her sorg­fäl­tig in den Kulis­sen ver­bor­gen gehal­ten hat­ten, husch­ten kurz, aber in den Kon­tu­ren deut­lich erkenn­bar durch den Hin­ter­grund der poli­ti­schen Büh­nen und lie­ßen kei­nen Zwei­fel dar­an, daß sie dort in der Rol­le des Inspi­zi­en­ten oder des Inten­dan­ten umher­lie­fen. Zwei Groß­ereig­nis­se und ein seit drei­ßig Jah­ren hart­nä­ckig unter­hal­te­ner Dau­er­alarm lie­fer­ten den Stoff zu wei­ter­ge­hen­der Erkennt­nis dar­über, in wel­chem Maße das Fik­tio­na­le die Rea­li­tä­ten über­wach­sen hat.

 

Die fik­tio­na­le Epidemie

Der Erre­ger der Seu­che wur­de (trotz aller gegen­tei­li­gen Pres­se­be­kun­dun­gen) bis heu­te nicht iso­liert, son­dern aus Bruch­stü­cken, die Chi­na über­lie­fer­te, am Com­pu­ter model­liert (Ali­gnment). In den Ster­be­ta­feln der Sta­tis­ti­ker blieb die Seu­che unsicht­bar, eine ver­nich­ten­de Wir­kung hat­te sie nur auf die kon­kur­rie­ren­den Influ­en­za-Erre­ger (seit ein­hun­dert­zwan­zig Jah­ren eine ver­läß­li­che Herbst­heim­su­chung), die in den ers­ten Wochen der Coro­na-Epi­de­mien völ­lig vom Erd­bo­den ver­schwan­den und nicht wie­der­kehr­ten. Sieb­zig Pro­zent der Seu­chen­op­fer star­ben in Alters- und Pfle­ge­hei­men – ver­mut­lich nicht infol­ge einer Infek­ti­on, son­dern an ihrer Abrie­ge­lung und in einem Alter, das jen­seits der durch­schnitt­li­chen Lebens­er­war­tung lag.

Men­schen, auf deren Schleim­häu­ten die model­lier­te Gen­se­quenz zu fin­den ist, wer­den als »infi­ziert« und »anste­ckend« klas­si­fi­ziert, auch dann, wenn sie völ­lig frei von Sym­pto­men sind, was in den Vor-Coro­na-Zei­ten als Aus­weis einer beson­ders robus­ten Gesund­heit gerühmt wor­den wäre. Gesund­heit wird dem­nach umge­deu­tet von einem Zustand gelin­gen­der Selbst­re­gu­la­ti­on in einen sel­te­nen Aus­nah­me­zu­stand unter dem Dau­er­an­griff dämo­ni­scher Nan­of­ein­de. Sol­che Nan­of­ein­de las­sen sich künf­tig sowohl im Labor als auch schon am Com­pu­ter belie­big erzeugen.

 

Die fik­tio­na­le Demokratie 

Der mit­tel­eu­ro­päi­sche Beob­ach­ter der US-Prä­si­dent­schafts­wah­len am 3. Novem­ber 2020 ging in die Nacht­ru­he mit der Gewiß­heit einer früh ent­schie­de­nen Wahl: In den soge­nann­ten Swing-Staa­ten wuchs der Vor­sprung Donald Trumps unauf­halt­sam. Man erwach­te am nächs­ten Mor­gen in der Dys­to­pie. In der Nacht waren die Wahl­aus­zäh­lun­gen ange­hal­ten wor­den, und es geschah die soge­nann­te Biden-Schüt­tung (Biden-Dump). Die­ses sta­tis­ti­sche Mira­kel – und das zeigt das Maß an betrü­ge­ri­scher Unver­hoh­len­heit – wie­der­hol­te sich bei den Kon­greß­stich­wah­len in Geor­gia am 6. Janu­ar 2021.

Man könn­te von einem algo­rith­mi­schen Staats­streich spre­chen, wenn ein sol­cher in den USA nicht schon vor ein­hun­dert Jah­ren statt­ge­fun­den hät­te und die Trump-Amts­zeit des­we­gen von Anfang an nur eine rhe­to­risch-thea­tra­li­sche, aber stra­te­gisch völ­lig unab­ge­si­cher­te »konter–revolutionäre« Epi­so­de war. Jeden­falls ist mit den Ereig­nis­sen in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten die Demo­kra­tie rein fik­tio­nal gewor­den; der Sou­ve­rän wur­de vor die Tür gejagt.

 

Die fik­tio­na­le CO2-Erwärmung

Der drei­ßig­jäh­ri­ge Ver­such, in den Fol­ge- und Kop­pel­pro­duk­ten von Pro­duk­ti­on und Kon­sum­ti­on ein Kor­re­lat zu fin­den, das sich dem (bis­her) rein kon­stru­ier­ten Anstieg der Ober­flä­chen­tem­pe­ra­tur des Pla­ne­ten kau­sal zuord­nen läßt, ist eine eben­so ver­zwei­fel­te wie komi­sche Ver­an­stal­tung. Allein das Ver­fah­ren, die an 7000 Stel­len in den fünf Kli­ma­zo­nen der Erde gemes­se­nen Tages­tem­pe­ra­tu­ren in einen Jah­res­durch­schnitt zu ver­rech­nen und aus den so gewon­ne­nen 7000 Jah­res­durch­schnit­ten einen »Erd­durch­schnitt« zu bil­den, der im Ver­gleich zu eben­so berech­ne­ten, aber völ­lig anders gemes­se­nen Erd­durch­schnit­ten der Ver­gan­gen­heit einen dra­ma­ti­schen Tem­pe­ra­tur­an­stieg anzeigt, ist grotesk.

Ein Blick in die gro­ßen deut­schen Lexi­ka des frü­hen 20. Jahr­hun­derts reicht im übri­gen aus, um fest­zu­stel­len, daß die atmo­sphä­ri­schen Volu­men­an­tei­le des CO2 – damals mit der Pet­ten­ko­fer-Metho­de der Luft­gas­ana­ly­se regel­mä­ßig und genau­er gemes­sen als mit den heu­ti­gen, leicht irri­tier­ba­ren IR-Sen­so­ren – in der Nord­he­mi­sphä­re stets und stän­dig, sai­so­nal und räum­lich zwi­schen 285 und 620 ppm schwank­ten (heu­ti­ger Alarm­wert: 400 ppm). Alle Feu­er, die wir seit 170 Jah­ren mit Koh­le, Öl und Erd­gas genährt haben, sind nur ein Funkenflug.

Das alles ist so grob gestrickt, so jäm­mer­lich kon­stru­iert, so erbärm­lich insze­niert und noch erbärm­li­cher media­li­siert, daß man es nicht nur im Namen der Wahr­heit, son­dern schon zur Wah­rung der intel­lek­tu­el­len Selbst­ach­tung für völ­lig undis­ku­ta­bel erklä­ren muß. Ver­mer­ken soll­te man dabei aber doch, daß gan­ze Sub­sys­te­me der Gesell­schaft dabei sind, unter dem Druck der Kon­struk­tio­nen ihre Eigen­lo­gik und ihr Eigen­le­ben einzubüßen.

 

Wis­sen­schaft: Fina­li­siert und beendet

Die im letz­ten Drit­tel des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­derts begon­ne­ne Umsied­lung der Wis­sen­schaft aus ihrem ange­stamm­ten »Elfen­bein­turm« war die Befrei­ung des Delin­quen­ten auf sei­nem letz­ten Gang: Er konn­te die Zel­le zwar ver­las­sen, war aber als­bald kopf­los. Indem ihr Zwe­cke oktroy­iert wur­den, wur­de die epo­cha­le abend­län­di­sche Wis­sen­schaft als Suche nach Kohä­renz zwi­schen Erkennt­nis und Rea­li­tät wie­der been­det. Dros­ten und Rahmstorf ver­kör­pern den Typus des post­nor­ma­len oder Höf­lings­wis­sen­schaf­lers, der im Namen des Herr­schers den Kon­sens der Beken­ner ein­for­dert. Übrig blei­ben die Leugner.

 

Außen und innen

Nach mehr als 200 Jah­ren Vor­be­rei­tung und einer wirk­lich beein­dru­cken­den Pla­nungs- und Hand­lungs­treue über Gene­ra­tio­nen hin­weg, gestärkt von immer fri­schem Trank aus tie­fen frei­mau­re­ri­schen, sek­ten­pu­ri­ta­ni­schen und tal­mu­di­schen Weis­heits­quel­len, kurz vor Schluß dann nur dies: gefälsch­te Wahl­zet­tel. Das ist ernüch­ternd. Die USA als Füh­rungs­macht des Wes­tens sind schon län­ger eine lee­re Hül­le und ste­hen spä­tes­tens nach der letz­ten Prä­si­dent­schafts­wahl nun vor aller Welt auch als eine sol­che dar. Sie sind ein Instru­ment der glo­ba­len Mafia gewor­den, aber als sol­ches stark geschwächt. Es klappt ja auch nichts mehr: Vene­zue­la, Weiß­ruß­land, Ukrai­ne, Syri­en, ein Miß­lin­gen nach dem andern. Es gibt einen stra­te­gi­schen Grund­feh­ler para­si­tä­rer Orga­nis­men, der dar­in besteht, den Wirt schon auf den Tod geschwächt, aber einen neu­en noch nicht gefun­den zu haben. Ruß­land ist für die­se Rol­le schon 1999 aus­ge­fal­len, obwohl die befreun­de­ten Olig­ar­chen in der Aneig­nung der rus­si­schen Res­sour­cen weit vor­an­ge­kom­men waren – ein schwe­rer, mög­li­cher­wei­se der ent­schei­den­de Rück­schlag. Mitt­ler­wei­le hat Ruß­land sich mili­tä­risch nicht nur als unan­greif­bar, son­dern auch als inter­ven­ti­ons­fä­hig erwie­sen und aus der Not von 46 Sank­ti­ons­pa­ke­ten des Wes­tens die Tugend ener­gi­scher Eigen­ent­wick­lun­gen gemacht. Chi­na sprang 2012 von der Schip­pe, und zwar beim Über­gang von der kor­rup­ti­ons­an­fäl­li­gen Grup­pe um Hu Jin­tao auf den macht­ori­en­tier­ten Xi Jin­ping. Die Wall Street wur­de aus­ge­sperrt. Chi­na teilt auf­grund sei­ner völ­lig hyper­tro­phen Indus­trie­ka­pa­zi­tä­ten aller­dings eine dys­to­pi­sche Per­spek­ti­ve mit der glo­ba­lis­ti­schen Mafia: die Auf­tei­lung der Welt in Kon­su­men­ten und Pro­du­zen­ten. Chi­na wäre dabei der ein­zig ver­blei­ben­de gro­ße Pro­du­zent (und Big Tech krieg­te mit sei­nen Ver­sor­gungs­platt­for­men 20 Pro­zent vom Umsatz). Jedes west­li­che »Make x gre­at again« mit wirt­schaft­li­chem Repa­tri­ie­rungs­ehr­geiz ist eine exis­ten­ti­el­le Her­aus­for­de­rung für Chi­na. Das erklärt sei­ne undurch­sich­tig-zwei­fel­haf­te Rol­le bei der getürk­ten Abwahl Donald Trumps. Die Schwä­chung des Wes­tens ist ein chi­ne­si­sches Stra­te­gem. Dar­um unter­schrei­ben sie jede Klima‑, Gen­der- und Min­der­hei­ten-Reso­lu­ti­on, wenn sie für Chi­na nicht gilt.

Die Glo­bal­ma­fia ver­birgt sich hin­ter einer klei­nen, aber medi­al mäch­tig ver­grö­ßer­ten Fas­sa­de aus lau­ter Ver­rück­ten. Hin­ter den Anti­fa-Tage­löh­nern tobt eine Pro­zes­si­on von zum Irr­sinn »erweck­ten« jun­gen Men­schen. Der weib­li­che Anspruch aufs Ver­sorgt­wer­den (wäh­rend der gene­ra­ti­ven Lebens­pha­se und bei tra­di­tio­nel­ler Arbeits­tei­lung völ­lig legi­tim) hat sich bei ihnen zu einem Men­schen­recht aus­ge­wach­sen: Ein jeg­li­cher hat unab­hän­gig von sei­nem Tun und Las­sen Anspruch auf Ver­sor­gung. Dies könn­te man als eine fast unver­meid­ba­re Drift in Regres­si­on und Infan­ti­li­sie­rung abtun, wenn es sich nicht gro­tes­ker­wei­se mit einem tie­fen Haß auf die Ver­sor­ger men­gen wür­de. Die Gestal­ten des toxi­schen Man­nes oder des »alten wei­ßen Man­nes« bil­den die Pro­jek­ti­ons­flä­che für die Idee, daß mit den Pflicht­be­wuß­ten auch die Pflich­ten, mit den Selbst­ver­ant­wort­li­chen auch jeg­li­che Ver­ant­wor­tung und mit den Kön­nern auch das Kön­nen­müs­sen end­lich aus der Welt ver­schwän­den. Sie löchern die Wand von innen, an die von außen schon der Mei­ßel schlägt. Sie wer­den ihre Wunschwelt mit einem »Bedin­gungs­lo­sen Grund­ein­kom­men«, das gerech­tig­keits­hal­ber ein welt­weit glei­ches sein wird (sie­he globalincome.org), wahr­schein­lich noch erle­ben. Als Kon­su­men­ten wer­den sie damit auf Spar­flam­me gesetzt: In einer Mikro­woh­nung, mit vega­nem Dosen­fut­ter im Lie­fer­abo und einem Face­book-Kon­to fürs Sozia­le. Soy­lent Green spielt 2022.

 

Die »hei­mi­sche« Wirtschaft 

Von 51 Mil­lio­nen Ein­woh­nern im Erwerbs­al­ter zwi­schen 18 und 65 sind 44 Mil­lio­nen erwerbs­tä­tig. Davon sind 27 Mil­lio­nen Net­to­steu­er­zah­ler, von denen wie­der­um zwölf Mil­lio­nen direkt vom Staat ali­men­tiert wer­den und dem­nach Steu­er­ver­brau­cher sind. Folg­lich blei­ben 15 Mil­lio­nen übrig, die ihre Ein­kom­men nicht dem Staats­sä­ckel ent­neh­men, son­dern Steu­ern tat­säch­lich auf­brin­gen. Vier Mil­lio­nen orga­ni­sie­ren die­sen Sek­tor als Unter­neh­mer oder als Selb­stän­di­ge und Frei­be­ruf­ler. Genau die­se Grup­pe trifft die hygie­ne­po­li­tisch begrün­de­te Abrieg­lung der Wirt­schaft. Das heißt, es gibt kei­ner­lei staat­li­ches Inter­es­se mehr an einer pro­duk­ti­ven Wirt­schaft. Die Berei­che der klein­tei­li­gen, all­tags­na­hen Pro­duk­ti­on, der Dienst­leis­tun­gen und des Han­dels wer­den als Markt­lü­cke an die Inter­net­platt­for­men und die Lea­sing­ket­ten wei­ter­ge­reicht. Es bewegt sich eini­ges aus die­ser Grup­pe in Rich­tung auf die Quer­den­ker und eine grund­sätz­li­che Oppo­si­ti­on. Lei­der geschieht das hin­ter dem Rücken von Herrn Meuthen.

Die phy­si­sche Sei­te: Indus­tri­el­le Muskelatrophie

Der Kern der indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on im spä­ten 19. Jahr­hun­dert waren der Fund und die Erschlie­ßung von leicht zugäng­li­chen, nahe der Erd­ober­flä­che lagern­den Brenn­stof­fen von so hoher Ener­gie­dich­te, daß der Ener­gie­ge­winn aus ihrer Ver­bren­nung den Ener­gie­auf­wand für ihre För­de­rung und Auf­be­rei­tung bei wei­tem über­stieg. Aus­lö­ser die­ser Revo­lu­ti­on war also kein tech­ni­scher Fort­schritt (der folg­te dann in gro­ßen Sprün­gen), son­dern ein öko­no­misch sel­ten glück­li­ches Ver­hält­nis zwi­schen den bei­den Grund­grö­ßen allen Wirt­schaf­tens: Auf­wand und Ertrag. 1880 för­der­te jeder im Unter­ta­ge­bau beschäf­tig­te Ruhr­berg­mann im Jah­res­durch­schnitt 240 Ton­nen Stein­koh­le. Deren Ener­gie­ge­halt betrug fast zwei Mil­lio­nen Kilo­watt­stun­den (kWh) und damit das 1300fache sei­nes jähr­li­chen phy­sio­lo­gi­schen (1500 kWh) und das 400fache sei­nes kul­tu­rel­len Jah­res­ener­gie­be­darfs (5000 kWh). Vom Gesamt­ertrag muß­ten frei­lich die ener­ge­ti­schen Vor­leis­tun­gen für die tech­ni­sche Infra­struk­tur zur För­de­rung, Auf­be­rei­tung und Ver­tei­lung bestrit­ten wer­den. Sie wer­den 1880 in etwa mit 20 Pro­zent der Gesamt­erträ­ge zu Buche geschla­gen haben.

1968 waren im Ruhr­berg­bau die Teu­fen (Abbau­tie­fe) auf über 1000 Meter gewach­sen, die Kapi­tal­aus­stat­tung je Arbeits­platz (von der Spitz­ha­cke 1950 zum Schräm­m­au­to­ma­ten 1980) hat­te sich ver­zehn­tau­send­facht, aber auch der lohn­be­stim­men­de kul­tu­rel­le Jah­res­ener­gie­be­darf des Berg­ar­bei­ters war auf etwa 30 000 kWh gestie­gen. Anfang der 1970er Jah­re war der deut­sche Stein­koh­le­berg­bau nicht nur der Kon­kur­renz durch Erd­öl und Import­koh­le nicht mehr gewach­sen, son­dern hat­te wegen die­ser Umstän­de die Gren­ze sei­ner ener­ge­ti­schen Pro­fi­ta­bi­li­tät über­schrit­ten. Er muß­te fort­an mit Fremd­ener­gien sub­ven­tio­niert wer­den. Das ist das Mus­ter des Ver­falls, eben nicht nur der Bestän­de (die lie­gen noch reich­lich unter dem Deck­ge­bir­ge des nörd­li­chen Ruhr­ge­biets), son­dern des Mehr­pro­dukts bei ihrer Aus­beu­tung. Die­ses Mus­ter wird sich bei allen fos­si­len Brenn­stof­fen inner­halb der kom­men­den zwei Jahr­zehn­te ergeben.

 

Tech­ni­scher Fortschritt …

Der tech­ni­sche Fort­schritt kann dar­an nichts ändern, denn sei­ne Rich­tung und Logik sind seit 200 Jah­ren fixiert: die Erset­zung tem­po­rär ermü­den­der, aber erneu­er­ba­rer, durch nie ermü­den­de, aber nicht­er­neu­er­ba­re Ener­gie­dienst­leis­tun­gen. Wir ken­nen nichts ande­res: All die tech­ni­sche Leis­tungs­fä­hig­keit, die dem Men­schen in den ver­gan­ge­nen 150 Jah­ren zuge­wach­sen ist, beruht dar­auf, über einem Feu­er aus brenn­ba­ren Stof­fen Was­ser zu erhit­zen und den ent­ste­hen­den Dampf zu span­nen und in Arbeit zu set­zen. Auch die Hit­ze, die bei der Spren­gung der ato­ma­ren Bin­de­kräf­te ent­steht (Atom­kraft), dient nur zum Was­ser­ko­chen. Die soge­nann­ten Erneu­er­ba­ren Ener­gien sol­len Elek­tri­zi­tät erzeu­gen, ent­we­der aus der mecha­ni­schen Ener­gie der Luft­strö­mun­gen oder pho­to­vol­ta­isch, indem kris­tal­li­ne Halb­lei­ter durch Son­nen­licht Ladung bil­den. Bei­de Tech­ni­ken lie­fer­ten nach lan­ger För­de­rung und inten­si­vem Aus­bau im Jahr 2020 vier Pro­zent des deut­schen Pri­mär­ener­gie­ver­brauchs und sind prin­zi­pi­ell zur Her­stel­lung ihrer Appa­ra­tu­ren auf eine vol­le ther­mo­in­dus­tri­el­le Infra­struk­tur ange­wie­sen, die sie des­halb auch selbst­ver­ständ­lich nicht erset­zen kön­nen. Sie haben zudem den gene­ti­schen Nach­teil aller Tech­ni­ken, die auf die pri­mä­re Ener­gie­quel­le Son­ne und deren Ablei­tun­gen zurück­grei­fen, näm­lich ihre Erträ­ge nur stark fluk­tu­ie­rend bereit­stel­len zu kön­nen. Das eben war ja das pro­zeß­lo­gi­sche Motiv für die Ener­gie­re­vo­lu­ti­on im 19. Jahr­hun­dert, die Kraft­flüs­se so zu ver­ste­ti­gen, daß sie 24 / 7 / 12 arbeits­be­reit anlie­gen. Spei­cher­tech­ni­ken, um den Kraft­fluß aus »Erneu­er­ba­ren« in volks­wirt­schaft­li­chem Maß zu glät­ten, gibt es nicht ein­mal als Kon­zept, und es ist über­dies sehr zwei­fel­haft, daß die »Erneu­er­ba­ren« in einer voll­stän­di­gen Entro­pie­bi­lanz ihres gesam­ten Lebens­zy­klus vom Bau bis zur Ent­sor­gung über­haupt einen posi­ti­ven Ener­gie­sal­do hätten.

 

Im Über­blick: Ein­hun­dert Jah­re Indus­trie – ein Niedergang

In den ver­gan­ge­nen sieb­zig Jah­ren gab es unter Ener­gie­ge­sichts­punk­ten vier ein­an­der schnell ablö­sen­de Zeitabschnitte:

 

▾ Die 1 : 50-Jahr­zehn­te (ca. 1950 bis 1970), in denen mit einem Bar­rel Öl 50 neue Bar­rel Öl geför­dert, auf­be­rei­tet und bereit­ge­stellt wer­den konn­ten. Aus dem Ver­hält­nis 1 : 50 ent­sprang der Mas­sen­wohl­stand der Nach­kriegs­zeit; Arbeit und Kapi­tal teil­ten sich den spring­flut­ar­ti­gen Über­schuß im Ver­hält­nis 3 : 1. Schul­den spiel­ten nur zu Beginn als Hin­ter­las­sen­schaft des Zwei­ten Welt­kriegs eine Rolle.

▾ Die 1 : 18-Jahr­zehn­te (ca. 1970 bis 1990), in denen mit einem Bar­rel Öl 18 neue Bar­rel Öl geför­dert, auf­be­rei­tet und bereit­ge­stellt wer­den konn­ten. Das ver­eng­te Ver­hält­nis schmä­ler­te die Ver­tei­lungs­spiel­räu­me zu Las­ten bei­der Sei­ten, Arbeit und Kapi­tal. Die Staa­ten mach­ten sich als Lücken­bü­ßer bereit und spran­gen mit stei­gen­den Staats­schul­den in die Wohl­stands­bre­sche; die Finanz- und die pri­va­ten Akteu­re folg­ten. Die nach­fol­gen­de Gra­fik zeigt die in den 1980er Jah­ren abhe­ben­de Schul­den­kur­ve (glo­ba­le Schul­den von Staa­ten, Kör­per­schaf­ten, Ban­ken, Nicht­ban­ken und Pri­va­ten). In die­ser Peri­ode: 1970: fünf Bil­lio­nen, 1980: neun Bil­lio­nen, 1990: 28 Billionen.

▾ Die 1 : 10-Jahr­zehn­te (ca. 1990 bis 2010), in denen mit einem Bar­rel Öl nur noch zehn neue Bar­rel Öl geför­dert, auf­be­rei­tet und bereit­ge­stellt wer­den konn­ten. Der wei­ter geschrumpf­te Über­schuß wur­de schmerz­lich. Der Wohl­stand schmolz real. Die Schul­den­mas­sen wuch­sen kom­pen­sa­to­risch. Welt­schul­den­ver­lauf: 1990: 28 Bil­lio­nen, 2000: 61 Bil­lio­nen, 2010: 170 Billionen.

▾ Die 1 : 5‑Jahrzehnte (ca. 2010 bis 2025 / 2030), in denen mit einem Bar­rel Öl nur noch fünf neue Bar­rel Öl geför­dert, auf­be­rei­tet und bereit­ge­stellt wer­den kön­nen. Die wei­ter gestie­ge­nen Schul­den­vo­lu­mi­na haben einen Finanz­sek­tor auf­ge­bla­sen, der die Real­wirt­schaft inzwi­schen um das Fünf­fa­che über­wach­sen hat. Die Finanz­öko­no­mie simu­liert mathe­ma­tisch, was in der phy­si­schen Wirt­schaft man­gels eines Ener­gie­über­schus­ses nicht mehr rea­li­siert wer­den kann: Wert­schöp­fung. Welt­schul­den­ver­lauf: 2010: 170 Bil­lio­nen, 2020: 258 Billionen.

Es wird nun ein­ge­läu­tet: Das 2 : 1‑Jahrzehnt (202x bis 203x), in dem zwei Bar­rel Öl nötig sind, um ein Bar­rel Öl zu för­dern, auf­zu­be­rei­ten und bereit­zu­stel­len. Die Peri­ode ist logi­scher­wei­se nur sehr kurz, wenn sie sich auch tat­säch­lich über etli­che Jah­re erstre­cken wird, weil die hier skiz­zier­ten Wir­kun­gen des Ertrags­ge­set­zes je nach Ener­gie­roh­stoff und För­der­ge­biet mit Zeit­ver­satz ein­schla­gen. Die Erd­gas­vor­kom­men wer­den nach Weg­fall des Erd­öls sehr schnell ver­braucht. Die Erneu­er­ba­ren Ener­gien spie­len kei­ne Rol­le oder nur eine loka­le in ver­fal­len­den indus­tri­el­len Groß­struk­tu­ren. Für den Umstieg von einer ther­mo­in­dus­tri­el­len auf eine elek­tro­in­dus­tri­el­le Gesell­schaft (mit Kern­kraft als zen­tra­ler Quel­le) feh­len sowohl die Zeit als auch die Ener­gie­über­schüs­se. Der Preis des Bar­rels Öl wird schließ­lich gegen unend­lich gehen, trotz­dem wird nie­mand mehr för­dern, womit dann auch erwie­sen wäre, daß kei­nes­wegs alles eine »Fra­ge des Prei­ses«, son­dern letzt­lich alles eine Fra­ge der Ener­gie ist.

Die klei­ne Skiz­ze macht deut­lich: Die wirk­li­chen Ver­lus­te fin­den nicht in den Bilan­zen statt und kön­nen des­halb auch mit wei­te­ren Phan­tastil­li­ar­den nicht aus­ge­gli­chen wer­den. Sie gesche­hen in der Welt der wirk­li­chen Wirt­schaft, wo nicht die Mathe­ma­tik regiert, son­dern die Phy­sik. Geld läßt sich dru­cken oder noch unkör­per­li­cher durch eine Buchung schaf­fen. Ener­gie nicht. Ener­gie im Über­schuß noch viel weni­ger. Und »Wirt­schaf­ten« ist nie­mals etwas ande­res als ein Ener­gie­ma­nage­ment mit dem Ziel eines Ener­gie­über­schus­ses. Alles ande­re ist nur eine Simulation.

 

Die vir­tu­el­le Sei­te: Wirt­schaft als Fiktion

Wer die im obi­gen Über­blick bereits bezif­fer­ten welt­wei­ten Schul­den­stän­de der Staa­ten, der Ban­ken, der Unter­neh­men und der Pri­va­ten zwi­schen 1950 und 2020 betrach­tet, stellt fest: Der Abhe­be­punkt liegt um 1980, also in dem Jahr­zehnt, in dem auch der Schwund des hohen ener­ge­ti­schen Sur­plus der Nach­kriegs­zeit einsetzte.

Bis dahin war Kapi­tal­bil­dung als Erspar­nis Fol­ge und Ergeb­nis ver­gan­ge­nen Wirt­schaf­tens. Von nun an wur­de sie zur Anlei­he auf zukünf­ti­ge Erträ­ge und damit zur Vor­aus­set­zung zukünf­ti­gen Wirt­schaf­tens. Eine Epo­che des Gel­des wur­de von einer Epo­che des Kre­dits abge­löst, die Real­sphä­re der Ver­gan­gen­heit von der Fik­tiv­sphä­re der Zukunft ver­drängt. Der eigent­lich nur wirt­schafts­be­glei­ten­de Finanz­sek­tor der Wirt­schaft – bis in die 198oer Jah­re in etwa ein Spie­gel­bild der phy­si­schen Wirt­schaft – begann sei­nen Rie­sen­wuchs ins Unbegrenzte.

Kurz, knapp und ein­fach (und ohne die sonst ver­lang­te Klet­ter­par­tie durch den Hoch­seil­gar­ten der Stüt­zel­schen Sal­den­me­cha­nik): Der Kern der unfaß­bar gro­ßen Ver­mö­gen, die sich im Finanz­sek­tor gestaut haben, sind schlicht die bank­bi­lan­zi­el­len Gegen­bu­chun­gen der ab 1980 explo­die­ren­den Staats­schul­den. Der Finanz­be­darf der Staa­ten wur­de von den Ban­ken mit Geld befrie­digt, das sie im Wege der Giral­geld­schöp­fung, also aus dem Nichts, geschaf­fen hat­ten. Wäh­rend ein Dar­le­hen nach sei­ner Til­gung aus dem Geld­kreis­lauf ver­schwin­det und nur die geleis­te­ten Zins­zah­lun­gen als Ertrag der Bank dar­in ver­blei­ben, sind die Staats­kre­di­te dau­er­haf­te Ver­mö­gens­grö­ßen in den Bilan­zen der Finanz­in­sti­tu­te, denn sie wer­den nie getilgt, son­dern ledig­lich in ihren Fris­tig­kei­ten immer wie­der über­wälzt und dabei in der Regel erhöht. Die in den Bilan­zen der Ban­ken akti­vier­ten For­de­run­gen gegen Staa­ten sind einer­seits also lang­fris­ti­ge oder »ewi­ge« Anla­gen (von – wohl­ge­merkt – frisch geschöpf­tem oder jung­fräu­li­chem Geld, dem weder eine Leis­tung noch ein Kon­sum- oder Inves­ti­ti­ons­ver­zicht zugrun­de liegt), ande­rer­seits aber hoch­fungi­bel und liqui­de, denn sie sind »noten­bank­fä­hig« und in den Sekun­där­märk­ten jeder­zeit han­del­bar. Sie kön­nen also gefahr­los in Real­ka­pi­tal umge­wan­delt wer­den, was dann – zur Infla­ti­ons­ver­mei­dung auch drin­gend nötig – über die Akti­en­märk­te geschieht mit dem erfreu­li­chen Neben­ef­fekt, auch deren Buch­wer­te in unge­ahn­te Höhen zu treiben.

Die­se Orga­ni­sa­ti­on der Staats­fi­nan­zie­rung begrün­de­te bei­des: die Akku­mu­la­ti­on von »Ver­mö­gen aus dem Nichts« im Finanz­sek­tor und eine wach­sen­de Abhän­gig­keit und Erpreß­bar­keit der Staa­ten, die dann in den spä­ten 1980er Jah­ren des 20. Jahr­hun­derts gehor­sam damit began­nen, den Finanz­sek­tor zu »dere­gu­lie­ren« und damit tat­säch­lich zu »ent­fes­seln«. Die EWG ver­bot 1988 Kapi­tal­ver­kehrs­kon­trol­len, und 2001 zog Deutsch­land – stark ver­spä­tet – mit dem rot-grü­nen »Gesetz zur wei­te­ren Fort­ent­wick­lung des Finanz­plat­zes Deutsch­land« nach. Es folg­te nun die Erfin­dung immer neu­er »Finanz­in­stru­men­te« zur Ver­viel­fäl­ti­gung des fik­ti­ven Kapi­tals auf dem Weg selbst­re­fe­ren­ti­el­ler Wert­stei­ge­run­gen (Optio­nen, Deri­va­te, Swaps, Futures, Junk­bonds Asset Backed Secu­ri­ties [ABS], Discount‑, Basket‑, Index- und Bonus-Zer­ti­fi­ka­te), eine gan­ze Samm­lung alche­mis­ti­scher Wun­der­mit­tel, deren letz­tes »Ban­ken­ret­tung« heißt und dadurch funk­tio­niert, daß die Staa­ten bei ihren »Gläu­bi­gern« wei­te­res Geld lei­hen, um es ihnen dann zur Ver­mei­dung eines ange­droh­ten Bank­rotts zu schenken.

Die Mecha­nis­men die­ser Fik­tio­na­li­sie­rung des Gel­des sind rein­weg irr­sin­nig. Die Finanz­wis­sen­schaft muß mitt­ler­wei­le als eine Dis­zi­plin zur maxi­ma­len Ver­dun­ke­lung der Sach­ver­hal­te betrach­tet wer­den. Der gan­ze Gegen­stands­be­reich soll­te ihr eigent­lich ent­zo­gen und zur Auf­klä­rung an die Para­si­to­lo­gie über­wie­sen werden.

Natür­lich hat es im ver­gan­ge­nen Jahr­hun­dert etli­che Anläu­fe gege­ben, die­se Toll­heit zu been­den, wobei die wich­tigs­ten Maß­re­geln waren: ers­tens die insti­tu­tio­nel­le Rück­füh­rung der Geld­emis­si­on (des Geld­re­gals) in die Hän­de der Staa­ten, zwei­tens eine strik­te Begren­zung der Kre­dit­ver­ga­be der Ban­ken auf die bei ihnen von Drit­ten getä­tig­ten Ein­la­gen. Daß dar­aus nie etwas gewor­den ist, mag auch dar­an lie­gen, daß alle US-Prä­si­den­ten, die sol­chen Ideen näher­tra­ten, von geis­tig ver­wirr­ten Ein­zel­tä­tern erschos­sen wur­den: Abra­ham Lin­coln 1865, James Gar­field 1881 und John F. Ken­ne­dy 1963. Wenn ande­re Staa­ten ent­spre­chen­de Wege gin­gen, waren sie kurz dar­auf in Krie­ge verwickelt.

 

Die phy­si­sche Wirt­schaft als Anhängsel

Die Real­wirt­schaft ist mitt­ler­wei­le nur noch ein Spiel­ball für die diri­gie­ren­den Bewe­gun­gen des fik­tio­na­len Finanz­ka­pi­tals. Zur Illus­tra­ti­on: Black­rock als Anker­ak­tio­när bei­der Sei­ten konn­te die deut­sche Bay­er AG dazu nöti­gen, den von Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen bedräng­ten US-Roun­d­up-Her­stel­ler Mons­an­to für 63 Mil­li­ar­den Dol­lar zu über­neh­men und den Scha­dens­er­satz in Höhe von zwölf Mil­li­ar­den Dol­lar zu zah­len. Zwei Jah­re spä­ter hat die Bay­er AG (ein­schließ­lich Mons­an­to!) einen Bör­sen­wert von 46 Mil­li­ar­den Dol­lar. Wenn der dama­li­ge Draht­zie­her die neue Bay­er AG (inklu­si­ve Mons­an­to) jetzt auf­kauf­te, hät­te er 29 Mil­li­ar­den Dol­lar ver­dient und bekä­me die ehe­ma­li­ge Bay­er AG als Drein­ga­be kos­ten­los dazu.

Die gro­ßen Akteu­re mit Sitz in den USA (Black­rock, Van­guard) ver­wal­ten allein ein Ver­mö­gen von zusam­men rund zwölf Bil­lio­nen Dol­lar (eine Bil­li­on = 1000 Mil­li­ar­den). Sie sind in allen gro­ßen Unter­neh­men des Wes­tens auf­sichts­rät­lich ver­tre­ten und kön­nen dank ihres Infor­ma­ti­ons­vor­sprungs und ihrer schie­ren Finanz­mas­sen die Kur­se in allen Anla­ge­klas­sen belie­big steu­ern, weil alle übri­gen Anle­ger ihnen fol­gen müs­sen, selbst dann, wenn sie – was häu­fig geschieht – nach dem Vor­bild Stan Libu­das links antäu­schen, aber rechts vor­bei­zie­hen. »Finanz­märk­te« gibt es auch im Sin­gu­lar nicht mehr. Allen­falls offe­ne Fra­ge: Ist es ein Oli­go­pol oder ein Mono­pol? Eine Ver­net­zungs­stu­die der ETH Zürich ermit­tel­te 2014, daß 147 Unter­neh­men, prak­tisch alles Finanz­markt­ak­teu­re, die west­li­che Wirt­schaft kon­trol­lie­ren. Etli­che, allen vor­an die deut­schen Groß­ban­ken, sind aus die­sem Kreis seit 2014 aus­ge­schie­den. Der Rest dürf­te sich, auf einer Ebe­ne per­so­na­ler, nicht han­dels­re­gis­ter­lich beur­kun­de­ter Ver­net­zung, auf ein gutes Dut­zend Fami­li­en vermindern.

 

Pla­ne­ta­ri­sche Mafia oder pla­ne­ta­ri­sche Langfristlenker?

Wir haben also fol­gen­de Situa­ti­on: Den west­li­chen Indus­trie­län­dern bricht der stoff­li­che Unter­bau des von ihnen im 18. / 19. Jahr­hun­dert ein­ge­schla­ge­nen »Euro­päi­schen Son­der­we­ges« weg, auf den im 20. Jahr­hun­dert alle ande­ren Kon­ti­nen­te (bis auf Afri­ka) ein­schwen­ken konn­ten. Gleich­zei­tig hat sich in ihrem Inne­ren ein Zen­trum eta­bliert, das zir­ku­la­tiv als »Schwar­zes Loch« fun­giert (indem es die größ­ten Tei­le der mone­tä­ren Wert­schöp­fung auf­saugt) und regu­la­tiv über trans­na­tio­na­le Insti­tu­tio­nen und sei­ne rie­si­gen Kapa­zi­tä­ten an Stif­tun­gen, For­schungs­ein­rich­tun­gen und inter­na­tio­na­len Groß­kanz­lei­en an der Gesetz­ge­bung betei­ligt ist – nicht nur wirt­schafts­recht­lich, son­dern mitt­ler­wei­le auch bis in die staat­li­chen und völ­ker­recht­li­chen Grund­la­gen hin­ein. Die­ses Ord­nungs­zen­trum hat sich lan­ge hin­ter den staat­li­chen und über­staat­li­chen Insti­tu­tio­nen ver­bor­gen gehal­ten und letz­te­re aus dem Hin­ter­grund ange­scho­ben und diri­giert. Jetzt tritt es, wie ich ein­gangs sag­te, aus den Kulis­sen her­vor und spricht durch den Mund der »eige­nen« Regierung.

Über die­ses Zen­trum ist wenig bekannt, außer man trau­te den alten ver­schwö­rungs­theo­re­ti­schen Quel­len. Aller­dings hat Imma­nu­el Wal­ler­stein, der 2019 ver­stor­be­ne, zu Leb­zei­ten gut ver­netz­te Doy­en der »Welt­sys­tem­for­schung« eini­ge Hin­wei­se hin­ter­las­sen: Das glo­ba­lis­ti­sche Lager (von ihm »Der Geist von Davos« genannt) sei tief gespal­ten. »Eine Grup­pe befür­wor­tet unmit­tel­ba­re und lang­fris­ti­ge Repres­si­on und hat ihre Mit­tel in den Auf­bau einer bewaff­ne­ten Orga­ni­sa­ti­on gesteckt, um die Oppo­si­ti­on zu zer­schla­gen.« (Gemeint ist natür­lich Black­wa­ter, eine auch im Irak ein­ge­setz­te Pri­vat­ar­mee, die gesell­schafts­recht­lich spä­ter zur Sicher­heits­fir­ma Aca­de­mi und dann zu Con­stel­lis ver­scho­ben wur­de.) »Es gibt aber auch eine ande­re Grup­pe, die Repres­si­on auf lan­ge Sicht für unwirk­sam hält. Sie befür­wor­tet die Lam­pe­du­sa-Stra­te­gie, alles zu ver­än­dern, damit alles beim alten bleibt. Man spricht von Meri­to­kra­tie, grü­nem Kapi­ta­lis­mus, mehr Gerech­tig­keit, mehr Viel­falt und einem offe­nen Ohr für die Rebel­li­schen – alles aber im Geis­te der Abwen­dung eines Sys­tems, das auf mehr Demo­kra­tie und Gleich­heit beruht.« (Imma­nu­el Wal­ler­stein u. a.: Stirbt der Kapi­ta­lis­mus? Fünf Sze­na­ri­en für das 21. Jahr­hun­dert, Frank­furt a. M.: Cam­pus 2014, S. 45)

 

End­spiel

Das ers­te Ziel des vom Welt­wirt­schafts­fo­rum (WWF) aus­ge­ru­fe­nen »Gro­ßen Neu­be­ginns« (Gre­at Reset) ist bekannt­lich die voll­stän­di­ge Dekar­bo­ni­sie­rung der Wirt­schaft. Das, so die deut­sche Bun­des­kanz­le­rin am 23. Janu­ar 2020 vor dem WWF in Davos, »sind natür­lich Trans­for­ma­tio­nen von gigan­ti­schem, his­to­ri­schem Aus­maß. Die­se Trans­for­ma­ti­on bedeu­tet im Grun­de, die gesam­te Art des Wirt­schaf­tens und des Lebens, wie wir es uns im Indus­trie­zeit­al­ter ange­wöhnt haben, in den nächs­ten 30 Jah­ren zu ver­las­sen.« Dekar­bo­ni­sie­rung ist Deindus­tria­li­sie­rung. Sie wird als Fol­ge des kom­men­den Brenn­stoff­man­gels ohne­hin kom­men. In einer solch erns­ten sozi­al­me­ta­bo­li­schen Kri­se wür­de die Rea­li­tät in viel­fa­cher Wei­se mit ech­ter Rück­mel­dung alle fik­tio­na­len Umman­te­lun­gen durch­schla­gen und den dar­un­ter fühl­los gewor­de­nen All­tags­ver­stand frap­pie­ren und erwe­cken. Alle Hand­lungs­krei­se wür­den sich in einer sol­chen Kri­se immer enger zie­hen, und die »Mensch­heits­ak­teu­re« wür­den sich allein und macht­los auf einem Feld fin­den, das alle ande­ren flucht­ar­tig ver­las­sen haben. Des­halb wer­den alle Kri­sen pro­pa­gan­dis­tisch pla­ne­ta­ri­sche Kri­sen blei­ben, und nach COVID-19 wird die glo­ba­le Erwär­mung wie­der auf die Büh­ne gescho­ben wer­den. Die kon­stru­ier­te Pan­de­mie des Jah­res 2020 ist eine ope­ra­ti­ve Pro­be auf die Mög­lich­keit, Ver­hal­tens­än­de­run­gen auf glo­ba­ler Ebe­ne durch­zu­set­zen unter Umge­hung der Not­stands­re­gu­la­ri­en der betei­lig­ten Staa­ten. Es wer­den wei­te­re Pan­de­mien fol­gen, fik­tio­na­le (aus dem Com­pu­ter) und ech­te (aus dem Labor). Es wird – wie der Vor­sit­zen­de des Welt­wirt­schafts­fo­rums Klaus Schwab im Janu­ar 2021 ankün­dig­te – auch »tech­ni­sche Pan­de­mien« geben. Mit insze­nier­ten Infra­struk­tur­ab­schal­tun­gen ist zu rech­nen, aller­dings nicht mit lang andau­ern­den Strom­aus­fäl­len, denn die wür­den mit Big Tech einen wich­ti­gen Macht­pfei­ler stür­zen lassen.

Der Kraft­ver­lust des Wes­tens hat längst ein­ge­setzt. Man kann ihn geschichts­mor­pho­lo­gisch (Speng­ler) oder geschichts­lo­gisch (Bar­nick) deu­ten. Die Ver­schwö­rungs­prak­ti­ker sind geschick­te Entro­pie­ver­wer­ter und effek­ti­ve Destruen­ten. Ihnen gelingt es, die Zer­mür­bung zur Selbst­zer­mür­bung zu ver­schär­fen. Ihr Ziel ist die Ent­kräf­tung, die Ent­kräf­tung der Indi­vi­du­en, die Ent­kräf­tung der Insti­tu­tio­nen, die Ver­nich­tung des Volks­ver­mö­gens, ver­stan­den als die Sum­me der Tüch­tig­keit, die sich aus Wis­sen, Kön­nen, Fleiß und schöp­fe­ri­schem Impuls ergibt.

Das Pro­jekt wird schei­tern, denn es ver­sucht nichts Gerin­ge­res, als den »Gött­li­chen Fun­ken« zu ersti­cken, der nicht nur die Kunst ent­facht, son­dern im bes­ten Fal­le auch die All­tags­ar­beit. Alles still­zu­stel­len, damit man es in der Hand behält, ist eben­so sata­nisch wie aussichtslos.

Der Hoch­wald ist, wenn die Buche als herr­schen­de Baum­art den Kro­nen­schluß voll­zo­gen hat, eine tote Höh­le gewor­den, in der Ver­jün­gung kei­ne Chan­ce hat. Das ändert sich erst, wenn ein Mensch die Axt ansetzt und dem Licht Zutritt ver­schafft. Und wenn die Axt es nicht tut, dann tut dies irgend­wann der

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