lautet der vom Kalligraphiekünstler Wolf PMS gestaltete Schriftzug auf einem der Monatsblätter des neuen Antaios-Wandkalenders für das Jahr 2022. Dieser Aufruf zur Haltung ist dem gleichnamigen Gedicht des Dichters Gottfried Benn entnommen:
und heißt dann: schweigen und walten,
wissend, daß sie zerfällt,
dennoch die Schwerter halten
vor die Stunde der Welt.
Eine Strophe, die die Lage, mit der wir uns als politische Rechte am Anfang des 21 Jahrhunderts konfrontiert sehen, prägnant auf den Punkt bringt bzw. uns die Wahrung der richtigen Haltung im Angesicht einer in ihrem Kern langsam vor sich hinmodernden Welt anmahnt.
Das auf dem Titelblatt des Kalenders prangende »Trotz alledem.« macht den Willen zum Widerstand unmißverständlich deutlich. Folgerichtig kommt ein Teil des Erlöses aus dem Verkauf – zwei Euro pro Kalender – dem Solifonds des Bürgernetzwerks Ein Prozent zugute und damit denen, die dennoch die Schwerter vor die Stunde der Welt halten, ganz gleich, ob man ihnen dafür das Auto anzündet, sie zusammenschlägt oder schlimmeres.
Die Nachfrage nach dem Kalender fiel in Erwartung der ansprechenden Gestaltung durch Wolf PMS sehr groß aus. 1000 Stück waren geplant, nun nähern wir uns der doppelten Stückzahl. Das bedeutet erfreulicherweise auch doppeltes Geld für den Solifonds und ferner eine angemessene Entlohnung für den Künstler.
Bis einschließlich Mittwoch kann noch bestellt werden. Hier die letzten Stücke sichern!
»Wehe dem, der keine Heimat hat!« Dieser im Kalender enthaltene Satz Friedrich Nietzsches aus seinem berühmten Gedicht Vereinsamt gerät in der heutigen Bundesrepublik zwangsläufig zur Kampfansage wider das polit-mediale Establishment.
Im Kontext bundesrepublikanischer Selbstvergessenheit sind zwei der diesem Vers vorangehende Zeilen noch zu ergänzen:
Wer Das verlor,
Was du verlorst, macht nirgends Halt.
In welch autodestruktives Verhalten der Staatsapparat der »in die Welt entflohenen« BRD sich hineinsteigert, führte unlängst wieder der Fall Professor Martin Wagener vor Augen: Dem Politikwissenschaftler Wagener, der an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung (u.a. Ausbildung von Mitarbeitern des Bundesnachrichtendienstes sowie des Verfassungsschutzes) lehrt(e), war die Lehrerlaubnis entzogen worden bzw. wurde gegen ihn ein Zutrittsverbot zum Zentrum für Nachrichtendienstliche Aus- und Fortbildung auf dem Gelände der Berliner BND-Zentrale verhängt.
Auslöser für diese Maßnahmen wird Wageners neustes Buch Kulturkampf um das Volk gewesen sein, das den Verfassungsschutz auf den Plan rief, um Wagener »Bestrebungen gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung« vorzuwerfen. Wagener kritisiert darin die Bundesregierung, die »deutsche Kulturnation« mit einer »mulitkulturellen Willensnation« ersetzen zu wollen.
Die Bundesregierung betrachtet das kulturell verstandene deutsche Volk nicht mehr als Akteur oder gar als erhaltenswert. Sie denkt ausschließlich aus der Perspektive der Staatsbürgerschaft,
äußerte Wagener im September in der Jungen Freiheit im Interview zu ebenjenem Buch. Von der JF nun auf die jüngste Agitation des VS gegen ihn angesprochen, bleibt Wagener angriffslustig:
Mein Buch dürfte einen Nerv getroffen haben, da es wichtige Argumentationsmuster des Verfassungsschutzes angreift. Es scheint mir ganz offensichtlich zu sein, daß der Gegenschlag vor diesem Hintergrund erfolgt ist. Ansonsten hätte das Kreativ-Team aus Köln doch auch schon vor dem Juli 2021 aktiv werden können – oder? Wer fachlich nichts in die Waagschale zu werfen hat, muß persönlich werden.
Wahrscheinlich war es dem VS ein zusätzlicher Dorn im Auge gewesen, daß Wagener der JF zu seinem Buch ein Interview gegeben hatte. Schlußendlich ist Wagener derselben VS-Argumentationsstruktur zum Opfer gefallen, wie das Institut für Staatspolitik vor ihm: Wer »Volk« nicht ausschließlich über die Staatsbürgerschaft definiert, werden »Bestrebungen gegen die freiheitliche-demokratische Grundordnung« angehängt. Und wehe dem, der noch einen Schritt weiter geht, und die Staatsbürgerschaft als eine zu vernachlässigende Kategorie zur Definition eines Volkes ansieht.
Thor von Waldsteins Der Zauber des Eigenen, das die Vorstellung von »Volk« als einer organisch gewachsenen Gemeinschaft vertritt respektive »Volk« ohne ethnokulturelle Rückbindung als leere, seelenlose Hülle ansieht, wird innerhalb eines derart volksfeindlichen Klimas zur politischen Ketzerei.
Von Waldsteins Lust am Volk wirkt in einer Zeit, in der die »verbliebene Volksubstanz liberalindividualistisch und multikulturell aufgelöst wird«, anachronistisch, doch wie eingangs betont: »Dennoch die Schwerter halten!«
Denn auch im Falschen gibt es Richtiges. Und selbst wenn es unwiederbringlich aufgelöst werden sollte, bleibt es das Richtige. Trotz alledem!
Das Interview mit Prof. Martin Wagener in der JF finden Sie hier:
»Nicht alle sind das deutsche Volk.«
Außerdem hat er in seinem eigenen Podcast zu den Vorgängen hier Stellung bezogen:
DER GEGENSCHLAG: WIE DER VERFASSUNGSSCHUTZ MEINE PROFESSUR ATTACKIERT
Das lesenswerte und von Sezession-Redakteur Benedikt Kaiser in der aktuellen Sezession 104 (hier bestellen) rezensierte Werk von Dr. Dr. Thor von Waldstein, Der Zauber des Eigenen, erhalten Sie hier.
Vom bitteren Ernst der politischen Lage in Deutschland der Sprung an einen Ort, an dem derartige Probleme weit entfernt liegen: Nordpakistan. Ethnos ist außerhalb der westlichen Einflußsphären für gewöhnlich eine unangetastete Selbstverständlichkeit.
Die Bergvölker in der Region Deosai zwischen dem Pamir‑, Karakorum- und Himalaya-Gebirge treibt derweil ein Problem anderer existentieller Natur um. Ihre Umwelt befindet sich in einem rapiden Umbruch, sie drohen ihre Lebensgrundlage zu verlieren. Damit ist ihre traditionelle Lebensweise in Gefahr.
Aufmerksam auf diese Entwicklung in dieser für uns entlegenen Region der Welt, von denen nur die wenigsten in unseren Breitengraden eine Vorstellung haben, wurde ich über den Hinweis des geschätzten Twitteraccounts »Kokoskaiser«, der mir den ersten Teil der Dokumentation Voices from the Roof of the World ans Herz legte.
Das Besondere an der Doku ist, daß sie im Gegensatz zu dem, was wir normalerweise an Bildmaterial vorgesetzt bekommen, nicht aus den Händen westlicher, sondern pakistanischer, indischer, kirgisischer, tadschikischer und nepalesischer Filmemacher kommt. Sozusagen eine wirkliche Heimatdokumentation.
Hier der erste Teil, ein sehenswertes Blickfenster in eine andere Welt:
Maiordomus
Das Interview mit Prof. Martin Wagener ist sehr informativ. Das elegische Gedicht von Nietzsche wirkt indes irreführend. Mit dem Satz "Wer das verlor, was du verlorst, macht nirgends halt", ist natürlich der Nihilismus gemeint.