Kritik der Woche (10): Deglobalisierung

Peter Mattmann-Allamand: Deglobalisierung. Ein ökologisch-demokratischer Ausweg aus der Krise.

Einen Aus­weg möch­te uns der Schwei­zer Alt-68er und Fach­arzt für All­ge­mei­ne Inne­re Medi­zin auf 258 Sei­ten skiz­zie­ren, denn die Demo­kra­tie wer­de von einer in der Glo­ba­li­sie­rung ange­leg­ten Ten­denz zur Zen­tra­li­sie­rung und Ver­markt­li­chung aus­ge­höhlt, der nur über eine Relo­ka­li­sie­rung ent­ge­gen­ge­steu­ert wer­den kön­ne. Außer­dem erge­be sich über die Ori­en­tie­rung am Loka­len eine Lösung der öko­lo­gi­schen Kri­se. So weit, so bekannt die Argu­men­te, die bereits in ähn­li­cher Form von Poli­tik­wis­sen­schaft­lern wie Colin Crouch (Post­de­mo­kra­tie) oder Geo­gra­phen wie Wer­ner Bät­zing oder Mike Carr (Bio­re­gio­na­lism) dar­ge­legt wurden.

Bringt Matt­mann also Neu­es vor oder ela­bo­riert fun­dier­te poli­ti­sche Lösungs­an­sät­ze für den Weg hin zur ver­or­te­ten Gesell­schaft des loka­len Nah­be­reichs? Nein! Statt­des­sen will er alle »Pro­ble­me« die­ser Welt gleich­zei­tig abhan­deln, alles erklä­ren, um schlu­ßend­lich nichts strin­gent erklä­ren zu kön­nen: Wis­sen­schafts­kri­tik reiht sich an Kapi­ta­lis­mus­kri­tik mit stän­di­gen Ein­wür­fen zu einer »lebens­fer­nen Medi­zin« in der Coro­na­kri­se, Geo­po­li­tik an eine posi­ti­ve Ana­ly­se der Anfän­ge der 68er-Bewegung.

Die­se The­men­über­la­dung ver­sieht Matt­mann zusätz­lich noch mit einer Ver­mi­schung der Erzähl­per­spek­ti­ven: Bei­spiels­wei­se springt er im Kapi­tel zur Ent­wick­lung der 68er aus der Vogel­per­spek­ti­ve des »sach­li­chen« Ana­lys­ten in die Rol­le des auto­bio­gra­phi­schen Ich-Erzäh­lers, der eige­ne Erfah­run­gen mit poli­ti­schen Rück­schlüs­sen anrei­chert. Das Cha­os ist perfekt.

Matt­mann scheint sich selbst nicht im Kla­ren dar­über, was er mit sei­nem Buch vor­le­gen möch­te: Behaup­tet er ein­gangs, daß Deglo­ba­li­sie­rung »kei­ne sozi­al­wis­sen­schaft­li­che oder his­to­ri­sche Abhand­lung über die Glo­ba­li­sie­rung« dar­stel­le, so ver­sucht er genau das über die 258 Sei­ten anhand unter­schied­li­cher Frag­men­te zusam­men­zu­fü­gen – ohne Erfolg.

Damit nicht genug, ver­fängt er sich in unzäh­li­gen inhalt­li­chen Wider­sprü­chen: Zum einen preist er den Indi­vi­dua­li­sie­rungs­pro­zeß inner­halb der Moder­ne, den kata­ly­sie­ren­den Effekt der 68er auf die­sen Pro­zeß ver­bucht er als Erfolg, zum ande­ren möch­te er eine Rück­bin­dung an loka­le Gemein­schaf­ten vollziehen.

Ein­mal kommt er zu dem Schluß, daß der »Kurs­wech­sel« der 68er ins Lager der Glo­ba­lis­ten abrupt erfolg­te und als Ver­rat an ihren eige­nen Wur­zeln zu wer­ten sei, um meh­re­re Sei­ten spä­ter rich­ti­ger­wei­se auf den in der Indi­vi­dua­li­sie­rung ange­leg­ten Kon­sum­fe­tisch und die Auf­lö­sung von Bin­dun­gen zuguns­ten der Ein­fü­gung in ein glo­ba­les Netz der Ein­zel­nen hinzuweisen.

Genau­so ver­hee­rend für sei­ne »Ana­ly­se« wirkt sich sein ver­kürz­tes Glo­ba­li­sie­rungs­ver­ständ­nis aus: Die­se ist bei ihm ein Pro­jekt mäch­ti­ger Ein­zel­ak­teu­re, vor­wie­gend in den USA ange­sie­delt, und nicht das Ergeb­nis einer sozio-öko­no­mi­schen Lang­zeit­ent­wick­lung, die auf fos­si­len Ener­gien und tech­ni­schem Fort­schritt beruht. Zur Fra­ge, inwie­fern Matt­manns Abstel­len auf demo­kra­ti­sche Insti­tu­tio­nen als Ver­wal­ter sei­nes ange­streb­ten öko­lo­gi­schen Ver­zichts an der rea­len Anthro­po­lo­gie schei­tern muß, braucht man ob der vie­len inhalt­li­chen Män­gel und Wider­sprü­che nicht mehr vorstoßen.

Eine Refle­xi­on die­ser Pro­blem­stel­lung sucht man zudem ver­ge­bens, denn zur »Essenz« sei­ner Deglo­ba­li­sie­rung gelangt Matt­mann qua sei­nes erschöp­fen­den Anlaufs erst auf den letz­ten 38 Sei­ten. Dem­entspre­chend ober­fläch­lich und schlag­wort­ar­tig fal­len sie aus. Wer etwas zur Homo­ge­ni­sie­rungs­ten­denz der Moder­ne bzw. der Geschich­te der Glo­ba­li­sie­rung, ihrer Mecha­nis­men und öko­lo­gi­schen Aus­wir­kun­gen sowie einem poli­ti­schen Aus­weg aus die­ser Kri­se lesen mag, grei­fe lie­ber zu Rolf Peter Sie­fer­le, Her­bert Gruhl oder Rudolf Bah­ro. Wer hin­ge­gen ein schrift­ge­wor­de­nes Anschau­ungs­bei­spiel für die ideo­lo­gi­schen Para­do­xien der neu­en sozia­len Bewe­gung »genie­ßen« will, die in ein wild durch­ein­an­der­ge­wor­fe­nes The­men-Pot­pour­ri ein­ge­bet­tet sind, der kann die­se hier schmerz­lich nachvollziehen.

– – –

Peter Matt­mann-All­amand: Deglo­ba­li­sie­rung. Ein öko­lo­gisch-demo­kra­ti­scher Aus­weg aus der Kri­se, Wien: Pro­me­dia 2021, 258 S., 22€.

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Kommentare (20)

Mitleser2

16. Dezember 2021 14:44

Wenn ein 68er die Welt erklärt, braucht man erst gar nicht anfangen zu lesen.

Aber auch Schick bleibt in seinem engen Weltbild gefangen: Globalisierung basiere auf "fossilen Energien und technischem Fortschritt", wie böse.

Ohne technischen Fortschritt wird es keine Lösung geben. Und ohne billige Energie kein Wohlstand. Aber vielleicht ist für ihn Wohlstand unerwünscht?

Breckert

16. Dezember 2021 14:45

Ich les der schönen Worte wohl....allein; es fehlt der Glaube.

 

"Deglobalisierung"

Ja, das sollte die Marschrichtung einer individuellen Menschheit sein, die in Freiheit leben und sich entwickeln will.

Nur:

Es muß auch jemand anpacken.

Ich habe mittlerweile Tausende von Berichten und Kommentaren zu dem Thema gelesen und Hundertausenden beim Demonstrieren zugeschaut.

Was ist geblieben? Wen interessiert es am Ende?

Eine politische und extreme Minderheit in Deutschland bringt gerade den Staatsapparat final gegen den Bürger in Stellung.

Es "darf keine roten Linien mehr geben!"

Das bekommt man nicht mehr wegkommentiert oder -demonstriert.

 

Ohne jemanden, der voran geht und die Leute zusammenholt und einschwört, wird nichts passieren.

Außer immer stärkerer Errosion im Widerstand.

Da waren wir auch schon mal besser...

Gotlandfahrer

16. Dezember 2021 16:53

Nicht, dass gegen "Ökologie" oder "Demokratie" etwas, ohne nähere Begriffsbestimmung, einzuwenden wäre - aber wer in seinem Untertitel so daher kommt, riecht doch bereits nach Müslischüssel und Stuhlkreis. Werter Herr Schick, wer hat sie gezwungen sowas zu lesen, die Verlagsführung macht doch sonst einen ganz vernünftigen Eindruck?

"Ausweg" aus der "Krise" - wenn ich das schon höre. Krisen kommen und gehen, als ob wir es gerade mal wieder mit ein bißchen Schluckauf zu tun haben. Und "Auswege" findet man mit den gleichen Verfahren und beschreitet sie auf die gleiche Weise wie die Wege, auf denen die Krise "über uns gekommen" ist.  Alter weißer Hippie, der glaubt, eigentlich wären alle lieb, man müsste nur nochmal drüber reden, also ihm zuhören.

"Schweizer Alt-68er" ist ohnehin etwas, was ich nie begreifen werde - Paris, Berlin, alles nachvollziehbar, so wie ein Andreas Baader als Kind einer vergewaltigten Gesellschaft auf die einschlägt, die ihn nicht beschützen konnten. Aber ein Schweizer? Hatte der zu wenig Raclettekäse mit in die Schule bekommen?

Laurenz

16. Dezember 2021 16:59

@Breckert

Die Problematik für einen 

"Alt68er",

der von De-Globalisierung schreibt & damit Nationalisierung meint, ist die Verschleierung genau dieses Tatbestands. Ohne jegliche Böswilligkeit sehen Sie doch an zu spät geborenen Alt68ern, wie @Imagine, daß dies alles Marxisten oder Sozialisten sind. Und der Sozialismus in einem Lande ist, aus jeglicher politischer Richtung betrachtet, immer ein heißes Eisen. Als ich die sicherlich gute Buch-Besprechung von JS las, fragte ich mich, warum diese Buch überhaupt beschrieben & angeboten wird? Um den Arzt reicher zu machen? Als linker Arzt in der Schweiz ist mutmaßlich der Salon-Linke vorprogrammiert. Ich habe allerdings keine näheren Angaben zur Person gefunden, also bleibe ich bei der Mutmaßung.

Maiordomus

16. Dezember 2021 17:42

Unglaublich, was hier Rezensent + Kommentariat für Stuss absondern. Es scheint aber, dass der linkskonservative Autor in seinem Buch zu viele Themen aufs mal angesprochen hat, um als Föderalist u. Direktdemokrat in BRD verstanden zu werden. Lächerlich, aber, @Gotlandf., anzunehmen, Schweiz sei kein Biotop für 68er gewesen.. Ich erlebte die selben an der Uni ZH hautnah, sie waren von vielen Deutschen durchsetzt. Noch ein Chr. Blocher wurde von diesen im gegenteiligen Sinn politisiert. Peter Mattmann war indes der wohl eigenwilligste unter ihnen, von Anfang an ein antitotalitärer, konkret politisierender Basis-Demokrat: 1992 als Autor der wohl bestargumentierende linke EU-Kritiker, NATO-Gegner, dazu als Verkehrspolitiker Gotthard-Kämpfer, Umweltschützer, die heutige vorausschauender  Medizin-Denker, als radikaler Kritiker der lebensfeindlichen feministisch/karrieristisch orientierten Grünen sowie des Kriegskurses von Joschka Fischer in Luzern Gründer der Bewegung Chance 21, die jedoch zwischen Linken und Rechten aufgerieben wurde. Sein Anliegen: antiglobalistische Querfront rechts/links ohne die geringsten Scheuklappen, dabei aber ganz andere Liga als z.B. Freysinger u. Co.  

Maiordomus

16. Dezember 2021 18:08

@Laurenz. Gehe davon aus, dass Sie und Herr Schick keine Ahnung haben von Peter Mattmann, der mit Salon-Linken und dergleichen oder gar "Geld machen mit einem Buch" gar nichts am Hut hat, leider muss man sagen bei diesem Aussenseiter; mit Sicherheit weiss niemand hier etwas von Mattmanns seinerzeitigem Engagement als Arzt und kantonaler Politiker, auch nichts von seinem leidenschaftliche, Engagement gegen EU und EWR-Beitritt der Schweiz und gegen die bilateralen Verträge. Was Annäherung an NATO und EU betrifft, war er stets radikaler als die Schweizer Volkspartei; überdies stand er, obwohl seine Einstellung eine differenzierte ist, bei seinen Gegnern im Ruch eines sog. fundamentalistischer Impf-Gegners. Dies ist indes nicht der Fall, je nachdem impft er auch in seiner Praxis und auch seine Stellung zu Corona kann nicht als dümmlich-fundamentalistisch abgetan werden. Erhielt indes auf Anfrage von ihm eine klar formulierte wohlbegründete Absage an Kinder-Impfung.  

Gotlandfahrer

16. Dezember 2021 18:26

@ Maiordomus:

Da kam ich nicht richtig "rüber" - meine Bemerkung war nicht Unglaube, dass es das nicht auch in der Schweiz gegeben hätte, sondern, dass es so etwas geben konnte.  Wie ich mir auch nicht vorstellen kann, wie man überhaupt auf die Idee "Sozialismus" kommt, und das, obwohl einige behaupten, den hätte es gegeben (andere wiederum sagen, das wäre gar keiner gewesen).

Habe mittlerweile gesehen, dass der Rezensierte gegen Impfpflicht ist. Na bitte, nicht jeder 68er ist durch und durch schlecht.  Habe sogar schon mit echten Kommunisten gesoffen, geht alles.

Maiordomus

16. Dezember 2021 18:34

@Jonas Schick. Ihrer Besprechung sollte insofern nicht pauschal widersprochen werden, als Autor Peter Mattmann-Allamand für die Leserschaft in Deutschland und Österreich sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht klar genug und mit  für diese Leser immer genügend durchschaubaren Hintergründen artikuliert hat. Diese Kritik würde aber für eine hier mitlesende in der Schweiz lebende Leserschaft nicht gelten, was z.B. die innenpolitischen Analysen betrifft, u.a. Kritik an einem herrschenden, an Universitäten und Schulen vermittelten Geschichtsbild und überhaupt einem Kulturbetrieb, für den die Globalisierungspropaganda über die Substanz geht. Nicht zu vergessen Mattmanns  Kritik an den Schweizer Grünen und Linken. Die Analyse der internationalen Lage im Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer für den Kleinstaat Schweiz; eine Basis auch für innerschweizerische Debatten zu diesen Fragen, wozu er klar mehr beizutragen hätte als aus Deutschland oder Österreich eingeladene, führ ihre Themen durchaus gut qualifizierte SiN-Referenten. In diesem Sinn möchte ich als Besitzer von "Deglobalisierung" eine Kauf-Empfehlung aussprechen. 

Franz Bettinger

16. Dezember 2021 20:27

@Breckert / Kanzler ohne rote Linien: Gestern in den Acht-Uhr-Tages-Lügen: Olaf Scholz bezeichnet Ungeimpfte als "winzige Minderheit enthemmter Extremisten", redet von "Wirklichkeits- Verleugnung, absurden Verschwörungsgeschichten, mutwilliger Desinformation und Gewaltbereitschaft". Seiner Meinung nach hätten wir bei einer vollständigen Durchimpfung "die Pandemie im Griff und würden jetzt mit unseren alten Freiheiten besinnlich Weihnachten feiern". Deshalb versteht er den Unmut der Bürger über die Ungeimpften. Scholz redet wie Schwab von der „Kraft des Fortschritts, Sicherheit durch Wandel und Transformation". Dann meint er auch noch, die Gesellschaft sei nicht gespalten.

Mein Senf: Bei einem Anteil von 69,7% vollständig Geimpfter haben wir nach Scholz eine winzige Minderheit von etwa 25 Mio enthemmter Extremisten in einer nicht gespaltenen Gesellschaft.
 

Franz Bettinger

16. Dezember 2021 20:44

@Breckert: Wenn sich die (für die diktatorischen Maßnahmen) Verantwortlichen (Politiker, aber auch Bürgermeister und Polizei-chefs) nicht mehr in ihren Kanzleien verstecken können, sondern sich einer persönlichen Bedrohung durch das aufgebrachte Volk ausgesetzt sehen, wird dieser Staatsstreich von oben sofort in sich zusammenbrechen. Deshalb sind die Verbrecher & ihre Mitläufer alarmiert und wollen noch radikaler vorgehen wie nun in Sachsen, wo MP Kretschmer tausende Polizisten gegen friedliche Protesler aufstellt. Die Verbrecher wissen noch nicht, dass ihre Radikalität das Volk zur Raserei bringen wird und genau so Revolutionen beginnen. Persönliche Betroffenheit radikalisiert - beide Seiten! 

Nordlicht

16. Dezember 2021 22:35

Arbeitsteilung erhöht die Lebenqualität, den man auch im weitesten Sinne als Wohlstand bezeichnen kann. Wohlstand ist mehr als Konsum, insbesondere massenhaften, bis zum fetischartigen gehenden Kauf von Waren. 

Wohlstand wird gemeinhin in Geldmengen ausgedrückt, weil Ökonomen viele Werteentscheidungen in "Zahlungsbereitschaft" messen. Wer bessere Bewertungs- und Vergleichseinheiten kennt, möge sie nennen.

Wohlstand umfasst Wohlfühlen, Gesundheit und hohe Lebenserwartung ebenso wie Freude am Lesen, Musikhören, Reisen, Wandern, Diskutieren. Für all das haben wir Muße und die praktishen Möglichkeiten, weil es Arbeitsteilung gibt. Dass diese zur globalen Arbeitsteilung wird, entspricht der Logik der Transportmöglichkeiten.

Natürlich hätten wir weniger Globalisierung, wenn Personen- und Gütertransporte teurer wären. Es gibt gute Gründe dafür, Transport teurer zu machen, nicht zuletzt um die  Umweltschäden zu rduzieren. Worin der Sinn von grundsätzlichen Ablehnung globaler Arbeitsteilung liegen soll, erschliesst sich mir nicht. 

Eine moralische (- d.h. immer individuelle) Bewertung von "nutzlosem Konsum" und Phantasien, die Obrigkeit möge etwas dagegen unternehmen, halte ich für undemokratisch. Dann soll man offen sagen, dass man die Menschen bevormunden will.

micfra

16. Dezember 2021 23:40

Ich lese die Kehre, damit bin ich bestens bedient.

micfra

16. Dezember 2021 23:49

@Mitleser2

'Aber auch Schick bleibt in seinem engen Weltbild gefangen: Globalisierung basiere auf "fossilen Energien und technischem Fortschritt", wie böse.'

Der Fortschritt schreitet von all dem fort, was einem wahren Rechten lieb und teuer ist, Heimat, Muttersprache, Vaterland, Familie, Gott, Mann und Frau. 

 

Laurenz

17. Dezember 2021 04:17

@Maiordomus @JS & L.

Erstens sind Schweizer Staatsangehörige, bis auf den Migrantenanteil, Deutsche (Alemannen) & zweitens war Ihr Herr Mattmann-Allamand nach Ihrer Beschreibung doch bisher ziemlich erfolglos. Nicht nur in den letzten beiden Staub aufwirbelnden Volksabstimmungen haben die Schweizer ihre Souveränität freiwillig aufgegeben & sind dabei ihr basisdemokratisches System abzuschaffen. Gerade die Schweiz leidet an zu vielen Anywheres, die man wegen des Geldes in der Schweiz aufgenommen hat. Kein Land der Welt hat mehr (reichen) Steuerkriminellen oder -flüchtlingen, wie Michael Schumacher, Schutz geboten als die Schweiz. Das hat natürlich Konsequenzen. Wenn ich die JS-Analyse mit Ihrer zusammenfasse, hätte Herr Mattmann-Allamand mehrere Bücher über seine jeweiligen Themen schreiben sollen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß zu viel Information die meisten Mitmenschen überfordert.

Maiordomus

17. Dezember 2021 07:23

@Laurenz. Sie können sich wohl nicht vorstellen, dass es in der Schweiz eine Sammlung von über 5000 rätomromanischen Sagen und Mythen gibt, die Rätoromanische Chrestomathie mit dem Ahorn von Trun als Heiligtum; dazu die schweizerische Italianità, welche im Mittelalter über den Verkehr via St. Gotthard (der Heilige war zwar Bischof in Hildesheim, wo er begraben liegt) noch einiges zur Gemeindedemokratie beitrug; zu schweigen von der nun mal frankophonen "Krone von Burgund" und den zahlreichen französischsprechenden Heiligen im Jura und im Üechtland. So germanisch sind wir nun mal nicht. Albrecht Haller sprach und schrieb lieber französisch als deutsch. Als mal ein Deutscher in Paris einen Schweizer korrigierte, der Turm dort das sei nicht "sauhoch", sondern "sehr hoch". erhielt er zur Antwort: "Man sagt auch nicht 'sehr Schwabe', verstanden?" Ausserdem werden noch abgrenzende immerhin nicht als rassistisch strafbare Österreicherwitze herumgeboten, die ich der Leserschaft hier erspare.

Maiordomus

17. Dezember 2021 07:39

PS. Leider ist die Bemerkung "ziemlich erfolglos" betr. Peter Mattmann-Allamand für die Schweiz zutreffend, weil er sich in einer polarisierten Situation und vor allem als Kritiker der Linken und Grünen beim Mainstream wirklich  unmöglich gemacht hat und vor allem seine Parteigründung einer quasi linksökologischen auch einwanderungskritischen Vaterlandspartei vor etwa 20 Jahren gescheitert ist; immerhin existiert noch der nicht ganz zu unterschätzende Verein Ecopop, zu deren Vorläufer-Aktivisten der jetzt 90jährige Altpolitiker Valentin Oehen gehörte so wie immerhin nicht wenige Repräsentanten der Gründergeneration der schweizerischen Grünen. Wer sich heute in dieser Richtung engagiert, wird von der Partei entweder zum Schweigen verurteilt oder ausgeschlossen, und bei den Rechten ist er vielfach auch nicht willkommen; es ist der von Marie v. Ebner-Eschenbach beschriebene "Platz des Gerechten auf Erden". Nämlich "zwischen Stühlen und Bänken". 

Gotlandfahrer

17. Dezember 2021 10:30

1/2

@Nordlicht

Arbeitsteilung erhöht die Lebensqualität

Das ist per se offensichtlich nicht falsch, man könnte sogar sagen: Trivial.

Worin der Sinn von grundsätzlicher Ablehnung globaler Arbeitsteilung liegen soll, erschließt sich mir nicht

Suche ich oben nach „Arbeitsteilung“, sind allein Sie es, der das Stichwort erwähnt.  Obwohl ich bekannte, nicht einmal gemeinsamer Einnahme spiritueller Getränke mit Freunden des Bolschewismus generell verschlossen zu sein, möchte ich nicht so verstanden werden, als mir wäre danach, überflüssige Druckerzeugnisse von Alt-68ern zu verteidigen, aber!: Dass „Arbeitsteilung“, ggf. auch „globale“, grundsätzlich abzulehnen sei, hat der Bergdoktor gar nicht behauptet. Es hat niemand etwas dagegen, dass Schweizer Uhren nach China liefern und Chinesen im Gegenzug blinkenden Firlefanz.  Fände all dies unter der Ägide lokaler Marktaufsichten statt, die sich - kompetent womöglich - dem Interesse ihrer jeweiligen Souveräne verpflichtet fühlten, d.h. Risikovorsorge, Abhängigkeitsverhältnisse und soziale Folgekosten berücksichtigten, wäre „globale Arbeitsteilung“ schon nach Ricardo segensreich, abgesehen vom geringen Anreiz, einen guten Handelspartner zu überfallen.

...

Gotlandfahrer

17. Dezember 2021 10:30

2/2

Dann soll man offen sagen, dass man die Menschen bevormunden will.

Das tut man doch bereits. DAS ist das Globalisierungsproblem, nicht die Arbeitsteilung.  Selbst Amazon könnte man in D auf Alibaba-Level, also unbedeutend, halten, wenn es unsere Geiselnehmer zuließen oder wir sie loswürden.

Laurenz

17. Dezember 2021 14:27

@Maiordomus @L.

"ziemlich erfolglos"

Danke für Ihre Informationen vor Ort, denn im Netz ist nicht wirklich viel zu finden.

"So germanisch sind wir nun mal nicht."

Hier halten oder schwingen Sie wieder mal Volks- oder Sonntagsreden. Denn über Rätoromanisch Sprachen ist im Netz einiges zu finden.

https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%A4toromanische_Sprachen

https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCndnerromanisch

Und wie viele Schweizer Bürger sprechen oder verstehen diese Sprachen? Siehe hier

https://www.blick.ch/life/wissen/menschen/was-sie-ueber-rumantsch-wissen-sollten-nur-die-haelfte-der-buendner-versteht-romanisch-id8673940.html

Das geht quasi gegen 0.

Die Helvetier, die man gut & gerne als Kelten bezeichnen kann, wurden zum größten Teil schon vor 2k Jahren von Caesar ausgerottet.

Maiordomus

17. Dezember 2021 14:48

"Deglobalisierung" von Peter Mattmann-Allamand wird in der neuesten Nummer der "Schweizerzeit" vorbehaltlos zum Kauf empfohlen. 

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