Markt und Great Reset

von Wiggo Mann -- Wirtschaftsliberale und Libertäre stellen den Markt ins Zentrum ihres Denkens.

Daß er alles regeln kön­ne, ist ihr zen­tra­ler Leit­satz. In die­sem Arti­kel möch­te ich unter­su­chen, wes­halb es sich dabei um einen fata­len Denk­feh­ler han­delt, der die Schrif­ten der Öster­rei­chi­schen Schu­le der Natio­nal­öko­no­mie bis hin zu vie­len zeit­ge­nös­si­schen Wirt­schafts-Ana­lys­ten durchzieht.

Die­ser zen­tra­le Leit­satz ist auch die Haupt­ur­sa­che, wes­halb die zahl­rei­chen Crash-Pro­gno­sen oft dane­ben lie­gen und wir anstatt des Zusam­men­bruchs der Welt­wirt­schaft einen „Gre­at Reset“ sehen. In die­sem Arti­kel möch­te ich auf eine rea­lis­ti­sche­re Welt­sicht in Bezug auf den Markt und den Zusam­men­hang mit dem gro­ßen Neu­start eingehen.

Der Markt kann nicht alles regeln, denn er exis­tiert nicht für sich allei­ne, son­dern ist ein­ge­bet­tet in ein kom­ple­xes Sys­tem aus sozia­len und poli­ti­schen Bezie­hun­gen, er beein­flußt die­ses Bezie­hungs-Geflecht und umge­kehrt. Die vom Markt aus­ge­hen­de Beein­flus­sung fin­det indi­rekt über beson­ders erfolg­rei­che Markt­teil­neh­mer statt, die in das sozia­le Geflecht ein­drin­gen und Bezie­hun­gen zu den poli­ti­schen Macht­ha­bern aufbauen.

Auf die­se Wei­se gewin­nen sie Ein­fluß auf die Poli­tik, und über die­se kön­nen sie die Bedin­gun­gen für den Zugang auf den Markt bestim­men. Über die­se Rück­kopp­lungs­schlei­fe des Ein­flus­ses ein­zel­ner Markt­teil­neh­mer, die ihre Macht durch den Markt gewon­nen haben, sorgt der Markt indi­rekt dafür, daß die Markt­re­geln mit der Zeit ad absur­dum geführt und der Zugang zum Markt (für die Kon­kur­ren­ten die­ser erfolg­rei­chen Markt­teil­neh­mer) immer wei­ter erschwert wird.

Jeder, der am Markt erfolg­reich agiert und somit öko­no­mi­sche Macht ansam­melt, kann die­se über sozia­le Bin­dun­gen in Poli­ti­sche umwan­deln, sofern der Staat ihn gewäh­ren läßt. Wer über die­sen Pro­zeß der Macht­kon­ver­si­on, poli­ti­sche Macht erwor­ben hat, kann beein­flus­sen, wer zu wel­chen Bedin­gun­gen Zugang zum Markt bekommt.

Über Märk­te las­sen sich knap­pe Res­sour­cen sehr effi­zi­ent ver­tei­len, doch sie sor­gen auch dafür, dass sich immer mehr öko­no­mi­sche Macht in Form von Geld bei den erfolg­reichs­ten Teil­neh­mern akku­mu­liert. Die­se Akku­mu­la­ti­on öko­no­mi­scher Macht unter­gräbt über den oben beschrie­be­nen Vor­gang die zen­tra­le Idee des frei­en Mark­tes. Die ein­zi­ge Instanz, die die­sen Vor­gang der Macht­kon­ver­si­on ver­hin­dern kann, ist der Staat selbst.

Nur poli­ti­sche Set­zun­gen des Staa­tes kön­nen der Zer­stö­rung des fai­ren Wett­be­werbs auf dem Markt (durch die Usur­pa­ti­on von Poli­tik und Staat durch öko­no­misch erfolg­rei­che Markt­teil­neh­mer) einen Rie­gel vor­schie­ben, ansons­ten zer­stört sich der freie Markt über einen län­ge­ren Zeit­raum selbst. Durch die­se Ein­fluß­nah­me ver­bin­den sich die öko­no­mi­schen und die poli­ti­schen Kräf­te auf der Welt immer enger, so lan­ge bis poli­ti­sche und wirt­schaft­li­che Eli­ten nicht mehr von­ein­an­der zu unter­schei­den sind.

Die ursprüng­li­chen Auf­ga­ben des Mark­tes – Preis­fin­dung und Ver­tei­lung knap­per Res­sour­cen – kön­nen dann nicht mehr erfüllt wer­den, wenn der Vor­gang der Macht­kon­ver­si­on, groß­flä­chig und über einen län­ge­ren Zeit­raum, gegrif­fen hat.

Nur wenn das ver­hin­dert wird, haben tat­säch­lich alle Markt­teil­neh­mer den­sel­ben Markt­zu­gang. In einer Welt ohne Staat wäre das auf Dau­er nicht mög­lich, da es nie­man­den gibt, der die poli­ti­schen Set­zun­gen vor­nimmt, die nötig sind, um die Macht­kon­ver­si­on zu verhindern.

Es ist also nicht wahr, daß es den „frei­en Markt“ nur in einer Welt ohne Staat geben könn­te, das kom­plet­te Gegen­teil ist kor­rekt! Wer in bestimm­ten Tei­len der Wirt­schaft, wo das sinn­voll ist, einen mög­lichst fai­ren Wett­be­werb sicher­stel­len möch­te, braucht die poli­ti­schen Set­zun­gen eines star­ken Staa­tes. Erst die­se ermög­li­chen einen fai­ren Wett­be­werb auf Dau­er und ver­hin­dern die Zer­set­zung des frei­en Mark­tes durch sich selbst.

Das kom­plet­te Ver­nach­läs­si­gen oder mas­si­ve Unter­schät­zen der Macht­kon­ver­si­on und der Glau­be, der Markt allei­ne wür­de alles bestim­men, ohne von ande­ren Kräf­ten beein­flußt zu wer­den, durch­zieht die Schrif­ten vie­ler Wirtschaftsliberaler.

Auch wenn vie­le Ana­ly­sen aus die­ser Rich­tung vie­le kor­rek­te Ele­men­te ent­hal­ten, sind sie bei ihren Pro­gno­sen auf­grund der Ver­nach­läs­si­gung die­ser rea­len Gege­ben­hei­ten unglaub­lich schlecht.

Wenn das Netz aus sozia­len und poli­ti­schen Bezie­hun­gen um den Markt her­um (und die real exis­tie­ren­de Macht­kon­ver­si­on) nicht exis­tie­ren wür­de, hät­te die Welt­wirt­schaft natür­lich zusam­men­bre­chen müs­sen, doch so sieht die Rea­li­tät nicht aus.

Der schlimms­te Betriebs­un­fall der glo­ba­len Eli­ten war wohl die Wirt­schafts­kri­se von 2008. Die Wie­der­ho­lung einer der­ar­ti­gen Kri­se wer­den sie mit allen Mit­teln zu ver­hin­dern suchen.

Seit­dem hal­ten die Zen­tral­ban­ken mit einer vor­her nie gese­he­nen Geld­schwem­me die Märk­te mehr schlecht als recht am Lau­fen. Wenn nun ver­schie­de­ne Wirt­schafts-Ana­lys­ten pro­gnos­ti­zie­ren, daß bald eine neue Kri­se das Sys­tem über den Hau­fen wer­fen wird, dann über­se­hen sie die poli­ti­schen und sozia­len Rah­men­be­din­gun­gen, in die der Markt ein­ge­bet­tet ist.

Trotz des immensen schwar­zen Flecks im Welt­bild (Wirtschafts-)Liberaler – die­ser Teil der Ana­ly­se stimmt: Das Sys­tem ist insta­bil gewor­den und auf Dau­er nicht tragbar.

Nur:  die glo­ba­len Eli­ten wer­den auch die nächs­te Kri­se mit der nächs­ten Regel­än­de­rung zu „bewäl­ti­gen“ suchen oder eben ver­su­chen ein neu­es Sys­tem zu eta­blie­ren, bevor das Alte der­ar­tig untrag­bar gewor­den ist, daß es doch noch kol­la­biert. Daß das aktu­el­le Sys­tem extrem maro­de ist, wis­sen wir spä­tes­tens seit 2008.

Nun lesen wir, wie ein Klaus Schwab vom WEF von einem gro­ßen Neu­start („Gre­at Reset“) schreibt.

War­um macht er das wohl? Die Pro­ble­me haben sich im gan­zen Sys­tem akku­mu­liert, außer­dem sind die Gewinn­mar­gen in den alten, klas­si­schen Indus­trien ste­tig am Sin­ken. Neue Indus­trien wie Big Data, Big Tech und Big Phar­ma oder auch in Zukunft viel­leicht der Trans­hu­ma­nis­mus ver­spre­chen wesent­lich höhe­re Gewinnmargen.

Der gro­ße Neu­start ist die Ant­wort der glo­ba­len Eli­ten auf das alte, maro­de gewor­de­ne Sys­tem und ihre nicht mehr ganz so üppig spru­deln­den Geld­quel­len. Sie hal­ten das alte Sys­tem selbst für nicht mehr reformierbar.

Und da sie gera­de schon so geschickt in den Schalt­zen­tra­len der Macht sit­zen, wer­den sie natür­lich nicht taten­los zuse­hen, wie das alte Sys­tem kra­chend in sich zusam­men­stürzt und sie dadurch von den Schalt­he­beln der Macht ent­fernt wer­den. Der Gre­at Reset ist der Ver­such, ein neu­es Sys­tem zu eta­blie­ren, bevor das alte Sys­tem kol­la­biert. Es ist ein Wett­ren­nen gegen die Zeit. Es wird span­nend wer­den zu sehen, was zuerst geschieht.

Die Ein­bet­tung des Mark­tes in glo­ba­le poli­ti­sche sozia­le Net­ze wird von nahe­zu allen Wirt­schafts-Ana­lys­ten nicht gese­hen oder mas­siv unter­schätzt. Die glo­ba­len Eli­ten, die die­se Net­ze gespon­nen haben, haben kein Inter­es­se am Zusam­men­bruch des Sys­tems, und des­halb wer­den sie ver­su­chen, es mit allen zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­teln am Lau­fen zu hal­ten, bis ein neu­es Sys­tem eta­bliert ist, selbst wenn das heißt, alle alten Regeln neu zu schrei­ben oder sie zu igno­rie­ren. Jede kri­sen­haf­te Ent­wick­lung wur­de dazu genutzt, die eige­ne Agen­da vor­an­zu­trei­ben und das Sys­tem zum Nut­zen der Eli­ten umzu­bau­en. 2008 wäre es aus Sicht der Glo­ba­lis­ten bei­na­he schief­ge­gan­gen. Seit­dem läuft es bes­ser für sie, wie das jüngs­te Bei­spiel der „Coro­na-Kri­se“ zeigt.

Was schlie­ßen wir daraus?

1. Die Pro­gno­sen von Wirt­schafts-Ana­lys­ten kön­nen wir weit­ge­hend ver­ges­sen, da die rea­len Macht­ver­hält­nis­se und die Ein­bet­tung des Mark­tes in sozia­le und poli­ti­sche Net­ze im wirt­schafts­li­be­ra­len und liber­tä­ren Kos­mos nicht abge­bil­det wird. Die Ana­ly­sen die­ser Leu­te soll­ten wir trotz­dem nicht als wert­los ver­wer­fen, denn die­se kön­nen uns zumin­dest in Tei­len die mor­schen Stel­len im Wirt­schafts-Sys­tem aufzeigen.

2. Das aktu­el­le Sys­tem ist fer­tig. Jede ech­te poli­ti­sche Alter­na­ti­ve muß mit dem Zusam­men­bruch rech­nen und über die Siche­rung der not­wen­di­gen Struk­tu­ren nach­den­ken, wenn sie als ech­te Alter­na­ti­ve wahr­ge­nom­men wer­den möch­te. Wir müs­sen uns jetzt und heu­te schwer ins Zeug legen, um dann, in die­sem his­to­ri­schen Moment, nicht ohne Ideen dazustehen.

– – –

Hin­weis der Redak­ti­on: Unser Gast­au­tor reißt an, was Man­fred Klei­ne-Hart­la­ge in sei­nem Buch Sys­tem­fra­ge. Vom Schei­tern der Repu­blik und dem Tag danach aus­ge­führt hat. Die Erst­auf­la­ge, die Ende Novem­ber erschien, ist bis auf weni­ge hun­dert Exem­pla­re ver­grif­fen, das Buch trifft also einen Nerv. Bestel­len Sie bit­te hier.

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Kommentare (64)

Heinrich Loewe

22. Dezember 2021 11:08

Der Great Reset ist finanzpolitisch betrachtet, jetzt schon immanent, seit der Finanzkrise 2008:

1. Durch das massive Geld drucken (QE) wurden und werden die Asset-Preise inflationiert. D.h. wer eh schon Sachwerte besitzt, gewinnt weit überproportional ohne zutun automatisch an relativem Wohlstand.

2. Durch Nullzins und Inflation werden die Ersparnisse der weiten Bevölkerung entwertet und die Reallöhne gedrückt. Niemand kann dadurch mehr (Eigen-)Kapital akkumulieren, um irgendwann ein Geschäft aufzumachen. Nicht mal ein Eigenheim kann sich die Mittelschicht mehr leisten.

3. Die weite Bevölkerung sind nur noch Arbeitssklaven, die nichts besitzen: Man kann nur noch leihen, und mit der Leihgebühr (Mieten z.B.) zahlen die Eigentümer, Blackrock und Konsortien, ihren Kapitaldienst.

Das ist ein rigged casino zu Lasten der Bürger. DAS muß weg, wenn wir noch von freiheitlicher Gesellschaft reden wollen. Hier ist auch die Verbindungsstelle zum Linkspopulismus: Reichen- und Vermögenssteuer wären, mit entsprechenden Freibeträgen, ein probates Mittel.

Gutes Sachbuch zum Verständnis der Finanzwelt: Joscha Wollweber, Zentralbankkapitalismus.

Maiordomus

22. Dezember 2021 11:19

Dass der Markt alles regeln könne, war noch nie die Auffassung des denkerisch bedeutendsten Wirtschaftsliberalen Deutschlands, Wilhelm Röpke (1899 - 1966), bei dem die tiefsten und letzten Grundlagen einer funktionierenden Marktwirtschaft "Jenseits von Angebot und Nachfrage" (Buchtitel 1958) positioniert werden; eine Haltung, die der humanistisch gebildete Gelehrte schon in "Mass und Mitte" (1946) und "Wirrnis und Wahrheit" ebenfalls artikulierte, letzteres ein eindrücklicher Buchtitel. Röpke publizierte damals auch einen grundlegenden Artikel über "Reklame", der  aus heutiger Sicht eher als konservativ denn als "neoliberal" einzuschätzen ist. Der Artikel von Herrn Esau respektiert übrigens, dass die heutigen Wirtschaftsliberalen und Libertären immerhin auf je ihren Spezialgebieten lehrreiche Analysen über "morsche Stellen im Wirtschafts-System" machen. Wenn man schon aus der Mottenkiste von Marx einiges lernen kann, so vielleicht eher noch mehr bei diesen Zeitgenossen. Leider wirkt Herr G.K. in seinen allzu vielen Kommentaren indes eher altklug denn als Röpke oder Hayek redivivus. 

Maiordomus

22. Dezember 2021 11:28

PS. Röpke schrieb in "Jenseits von Angebot und Nachfrage" einen epochalen Artikel über die Bevölkerungszunahme ("Explosion" war nicht der Wortschatz des Humanisten) in den damaligen Entwicklungsländern und war im Hinblick auf die Schweiz, wo er wirkte, nie für freie Einwanderung; hier sah er durchaus legitime Kompetenzen der Politik. Kurz, er war als Liberaler schlicht vernünftig und dachte in Verhältnissen und Proportionen. Ausserdem sah er die Entkolonisierung im Hinblick auf die künftige Wohlfahrt der einschlägigen Länder eher skeptisch, weswegen er, auch wegen seiner Einstellung zu Südafrika, aus heutiger Sicht von Kritikern sogar als "Rassist" eingeschätzt wird, schon weil man von seinen realistischen Einschätzungen, die für seinen ökonomischen Sachverstand sprachen, lieber nicht reden will. 

Gustav

22. Dezember 2021 11:38

1.

Sie besitzen sich alle gegenseitig. Das bedeutet, dass „konkurrierende“ Marken wie Coke und Pepsi in Wirklichkeit gar keine Konkurrenten sind, da ihre Aktien genau denselben Investmentgesellschaften, Investmentfonds, Versicherungsgesellschaften, Banken und in einigen Fällen auch Regierungen gehören. Dies ist der Fall, quer durch alle Branchen.

Die kleineren Investoren sind im Besitz von größeren Investoren. Diese sind im Besitz von noch größeren Investoren. Die sichtbare Spitze dieser Pyramide zeigt nur zwei Unternehmen, deren Namen wir schon oft gesehen haben … Es sind Vanguard und BlackRock. Die Macht dieser beiden Unternehmen ist jenseits Ihrer Vorstellungskraft. Sie besitzen nicht nur einen großen Teil der Aktien fast aller großen Unternehmen, sondern auch die Aktien der Investoren in diesen Unternehmen. Dies gibt ihnen ein komplettes Monopol.

Ein Bloomberg-Bericht besagt, dass diese beiden Unternehmen im Jahr 2028 zusammen Investitionen in Höhe von 20 Billionen Dollar halten werden. Das bedeutet, dass sie fast alles besitzen werden.

Gustav

22. Dezember 2021 11:39

2.

Bloomberg nennt BlackRock den ‚vierten Zweig der Regierung‘, weil es die einzige private Institution ist, die eng mit den Zentralbanken zusammenarbeitet. BlackRock leiht der Zentralbank Geld, aber es ist auch der Berater. Sie entwickeln auch die Software, die die Zentralbank benutzt. Viele BlackRock-Mitarbeiter waren im Weißen Haus bei Bush und Obama. Der Vorstandschef, Larry Fink, kann mit einem herzlichen Empfang bei Politikern rechnen. Das ist gar nicht so verwunderlich, wenn man weiß, dass er zwar der Frontmann des herrschenden Unternehmens ist, aber nicht selbst die Fäden zieht.

BlackRock selbst ist auch im Besitz von Aktionären. Wer sind diese Aktionäre? Wir kommen zu einem seltsamen Schluss. Der größte Aktionär ist Vanguard. Aber jetzt wird es undurchsichtig. Vanguard ist ein privates Unternehmen und wir können nicht sehen, wer die Aktionäre sind. Die Elite, die Vanguard besitzt, mag es offenbar nicht, im Rampenlicht zu stehen, aber natürlich können sie sich nicht vor dem verstecken, der bereit ist, zu graben.

Berichte von Oxfam und Bloomberg sagen, dass 1% der Welt zusammen mehr Geld besitzt als die anderen 99%. Noch schlimmer: Oxfam sagt, dass 82% des gesamten verdienten Geldes im Jahr 2017 an dieses 1% ging.“

Dietrichs Bern

22. Dezember 2021 11:40

"Die einzige Instanz, die diesen Vorgang der Machtkonversion verhindern kann, ist der Staat selbst."

Womit der ganze Aufsatz als Unsinn diskreditiert ist. 

Gustav

22. Dezember 2021 11:42

3.

Mit anderen Worten, diese beiden Investmentgesellschaften, Vanguard und BlackRock, halten ein Monopol in allen Branchen der Welt und sie sind wiederum im Besitz der reichsten Familien der Welt, von denen einige königlich sind – und die schon vor der industriellen Revolution sehr reich waren. Warum weiß das nicht jeder? Warum gibt es keine Filme und Dokumentationen darüber? Warum ist es nicht in den Nachrichten? Weil 90% der internationalen Medien im Besitz von neun Medienkonglomeraten sind.

„Covid Lie“ fragt: „Wer sponsert die Organisationen und Presseagenturen, die unsere Nachrichten produzieren? Bei Project Syndicate sehen wir die Bill and Melinda Gates Foundation, die Open Society Foundation und das European Journalism Centre. Die Organisationen, die die Nachrichten bringen, werden von Non-Profit-Organisationen bezahlt, von der gleichen Elite, der auch die gesamten Medien gehören; aber auch ein Teil der Steuergelder wird verwendet, um sie zu bezahlen.“

Oder wie George Carlin sagte: „It’s a small club and you ain’t in it.“

Laurenz

22. Dezember 2021 11:56

@KE

Ihre Sicht der Dinge kann man einnehmen, auch wenn sie nicht in allen angeführten Punkten schlüssig ist. 

Richtig ist, "Freie Märkte", also der Wirtschaftsliberalismus, führt/führen immer in die Oligarchie, mit oder ohne Staatsstrukturen & schafft/schaffen sich damit schnellstens selbst ab. Dieser Vorgang läßt sich nur durch politische Regulierung verhindern, wie zB in China. Es gab auch noch nie freie Märkte. Vor allem die Rüstungsindustrie wird durch staatliche Eingriffe vor Übernahmen geschützt, zumindest in den USA oder Rußland.

"Analysten"

sind nicht wirklich ein Argument, da diese so gut, wie immer, falsch liegen. Ein Treffer, wie zB der, der Max Otte mit dem Vorhersagen der Finanzkrise um 2008 bekannt machte, sind wie ein 6er im Lotto. Und es gibt sehr wohl Analysten, die auch auf geo-strategische Erwägungen Rücksicht nehmen. Insofern ist der Artikel hier falsch. Dirk Müller liegt mit seinen Fonds meist schlecht, weil Er, wie Sie, KE, ein Bär ist. Die Fonds von Max Otte sind Durchschnitt. Und man kann jetzt nicht gerade behaupten, diese beiden Herren ignorierten Ihre "sozialen & politische Netze im wirtschaftsliberalen und libertären Kosmos".

Maiordomus

22. Dezember 2021 12:17

PS. GK ist natürlich nicht Götz Kubitschek, sondern ein noch junger Libertärer mit einem häufig wechselnden Internet-Auftritt. Klug, bisweilen altklug. 

Laurenz

22. Dezember 2021 12:36

@Dietrichs Bern

"Womit der ganze Aufsatz als Unsinn diskreditiert ist."

Ich danke für Ihre erleuchtende Argumentationsbasis.

Wenn Sie es uns nicht mitgeteilt hätten, müßten wir Unwürdigen immer im theorie-ökonomischen Orkus dahinvegetieren.

Ich werde Sie am heutigen Abend ganz besonders in meine Gebete einschließen & Sie dem Herrn für ganz besondere Fürsorge empfehlen.

KenanEsau

22. Dezember 2021 12:37

@Laurenz

zu den Analysten: Natürlich gibt es Analysten, die andere Parameter als die reinen Marktmechanismen in Ihre Analysen einbeziehen, aber der von mir in diesem Artikel thematisierte Mechanismus wird zum Teil gar nicht oder viel zu wenig beachtet. Kennen Sie einen Analysten, der die  Verfilzung der politischen und wirtschaftlichen Eliten auf dem Schirm hat und sie sinnvoll in seine Analysen einbezieht? Ist das überhaupt möglich?

In welchen Punkten finden Sie den Artikel nicht schlüssig?

Andu

22. Dezember 2021 12:39

Wichtiger und richtiger Artikel.

Eine kleines Zusatzargument: selbst (oder gerade) dort, wo Wettbewerb besteht, ist "Markt" meist nicht ideal!

Echten (und damit für alle Anbieter ruinösen) Wettbewerb, gibt es nämlich nur bei maximal möglicher Transparenz. Sprich die Produkte müssen vergleich- und beurteilbar sein.

Wir alle wissen aus der täglichen Praxis, dass Anbieter daher dazu neigen, maximale Intransparenz zu erzeugen. Jeder der schonmal ein(en) Handy(-Tarif), eine Versicherung, eine Grafikkarte etc. pp. ausgewählt hat, weiß, was ich meine: die Produkte werden mit allerlei Extras, Zusatzregelungen, Einschränkungen, Besonderheiten, Versionierung usw. versehen und außerdem alle paar Monate geändert, um jegliche Vergleichbarkeit so schwierig wie möglich zu machen...

 

Gustav

22. Dezember 2021 12:39

Die UNO hat 2015 ihre umstrittene Agenda 2030 vorgestellt. Sie ist fast identisch mit dem Great Reset von Klaus Schwab. Die UN will wie Schwab dafür sorgen, dass im Jahr 2030 Armut, Hunger, Umweltverschmutzung und Krankheiten die Erde nicht mehr plagen.

Klingt nett, aber warten Sie, bis Sie das Kleingedruckte gelesen haben. Der Plan ist, dass die Agenda 2030 von uns, den Bürgern, bezahlt werden soll. So wie sie jetzt von uns verlangen, dass wir unsere Rechte für die öffentliche Gesundheit aufgeben, werden sie uns bitten, unseren Reichtum herzugeben, um die Armut zu bekämpfen. Das sind keine Verschwörungstheorien. Es steht auf ihrer offiziellen Website. Es läuft auf Folgendes hinaus: Die UN will, dass die Steuern der westlichen Länder von den Megakonzernen der Elite aufgeteilt werden, um eine ganz neue Gesellschaft zu schaffen. Eine neue Infrastruktur, weil die fossilen Brennstoffe im Jahr 2030 weg sind.

Für dieses Projekt, sagt die UN, bräuchten wir eine Weltregierung, nämlich die UN selbst.

Die UN stimmt mit Schwab überein, dass eine Pandemie eine goldene Chance ist, die Umsetzung der Agenda 2030 zu beschleunigen.

Es ist besorgniserregend, dass das WEF und die UN offen zugeben, dass Pandemien und andere Katastrophen genutzt werden können, um die Gesellschaft umzugestalten. Wir dürfen das nicht auf die leichte Schulter nehmen und müssen gründlich recherchieren.

tearjerker

22. Dezember 2021 12:57

Wir haben doch überhaupt keine freien Märkte mehr, sondern ein wirres Geflecht aus Gesetzen, Verordnungen, Normen und anderen Regulierungen, die mit dem Ziel bestimmte Verteilungwirkung zu erzielen errichtet wurden. Diese Eingriffe bilden erst die Voraussetzung für die Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Die politische „Rechte“ schweigt dazu, weil sie ökonomisch die gleichen Konzepte vertritt wie die Linken und lediglich hofft, die Verteilung der Mittel zugunsten ihrer Klientel ändern zu können. Das enorme Potential, dass die aktuelle Krise für eine nationale Umorientierung bietet, wird dabei gar nicht erkannt. Stattdessen verplempert man seine Energie um auch an die Fleischtöpfe in den Parlamenten, Gremien und Ausschüssen heranzukommen und verfolgt ansonsten eine noch lahmarschigere Version der Poltik der Erben Scheidemanns. Zur Abwechslung könnte man mal drüber nachdenken, was es heissen könnte die Einsichten des Beitrags aufzunehmen und die Konfrontation zu suchen. Frohes Fest, Kinder!

Maiordomus

22. Dezember 2021 13:10

@Gustav. "Unseren Reichtum herzugeben". Verfügen Sie denn über denselben? Kassiere pro Vorlesung, die ich drei Wochen vorbereite, Fr. 300.-, wohingegen ein Rapper, der für die Regierung Propaganda macht, für drei Auftritte in einer Woche, die ebenfalls nur wenige interessieren, im Ernst das Tausendfache entgegennimmt, was dann immerhin mehr Steuern zur Weiterfinanzierung des Systems generiert.  Zum Gebrauch der Freiheit gehört indes, als zu respektierende Bestätigung, dass wir eben doch  nicht in einer Diktatur leben, dass man sich bei einigermassen klugem Auftritt, sogar bei dümmlichem Gebaren, was auch vorkommt,  nach wie vor öffentlich äussern darf.   

Dietrichs Bern

22. Dezember 2021 13:24

@Laurenz: Das ist lieb von Ihnen, haben Sie herzlichen Dank, Gott schütze Sie.

brueckenbauer

22. Dezember 2021 13:50

Ich stimme vollkommen zu, dass es den freien Markt nie gab und dass jeder ansatzweise freie Markt wieder zu neuen Machtkonzentrationen und Monopolbildungen führt. Das erste hätte sogar Mises gesagt, das zweite hat Hayek gesagt. Und die ganze Antimonopolgesetzgebung beruht darauf.

Der freie Markt ist also ein "Idealtyp" im Weberschen Sinne, aber gerade deshalb wichtig als Korrektiv theoretischer Vorhersagen: Wie würde die Entwicklung in einem freien Markt weitergehen?

Was bleibt, ist die Einsicht, dass man an jeder Stelle ein wirtschaftliches Problem nicht nur durch "mehr Staat" lösen kann (wie um 1900 populär), sondern auch durch "weniger Staat/Deregulierung". Und das muss man sich halt anschauen.

Andererseits: Wir sind nicht in der Regierung und kommen auch nicht rein. Sollen wir unsere Zeit damit vergeuden, uns auszumalen, was wir tun würden, wenn ... Cui bono?

Laurenz

22. Dezember 2021 14:17

@Tearjerker

"Die politische „Rechte“ schweigt dazu"

Welche politische Rechte meinen Sie?

"keine freien Märkte mehr"

Das stimmt nur bedingt, ist arg pauschal, zu pauschal. Wir haben segmentierte Märkte. Wenn Sie seltene Erden, Weizen oder Erdöl kaufen wollen, sind Sie dem Markt ausgesetzt. Andererseits bei der Stromgewinnung agieren zB die EU-Staaten extrem protektionistisch & nationalistisch, überholen Trump, Orban & Co. weit rechts außen.

@KE (1)

Bei den Analysten gibt es einerseits diejenigen, die für den Kundendienst arbeiten, meistens Bullen. Für den (Eigen-) Handel gibt es Floor-Analysten (Trading-Floor). Sie glauben doch nicht im Ernst, daß irgendein Großbanken-Vorstand dieser Welt nicht wissen will, was abgeht? Wenn hier Banken oder sonstige Unternehmen in Klima. Gender, Bunterepublik, Multikrimi etc. in ihre Werbung einbauen, dann ist das doch nur gute Miene zum bösen Spiel. In der arabischen Welt würde Autohändlern oder sonstigen Konzern-Vertretern bei solch einer diversen Werbung mindestens mal die rechte Hand abgeschlagen werden.

Laurenz

22. Dezember 2021 14:31

@KE (2)

Grundsätzlich stimme ich Ihrem Artikel ja zu. Hayekisten, wie mutmaßlich @Dietrichs Bern, denken nur bis zu den nächsten Quartalszahlen. Hier wird übersehen, daß der gesamte Welthandel mit seinen aktuellen "Terms of Trade" rein auf militärischer Gewährleistung beruht. Die USA unterhalten nicht zum Spaß 11 Flugzeugträger. Deswegen können us-amerikanische Unternehmen nur ganz schwer verklagt & enteignet oder belangt werden. Was dabei rauskommt, sah man im Fall Allende, der SEL/Chile verstaatlichte. Wenn Sie Sich die Stellungnahmen Dirk Müllers anschauen, ein Buch von Ihm lesen, (am besten das erste), werden Sie feststellen, daß das, was Sie hier vertreten, schon seit mehr als einem Jahrzehnt von Ihm veröffentlicht wird. Grundsätzlich muß jedes Zinseszins-System irgendwann auf 0 gesetzt werden.

Dietrichs Bern

22. Dezember 2021 14:31

@Maiordomus: "(...)als zu respektierende Bestätigung, dass wir eben doch  nicht in einer Diktatur leben (...)".

Wenn wir nicht in einer solchen leben, wie kommen wir dann zu einer selektiven Anwendung des Rechts, etwa durch Hausdurchsuchungen und Verhaftungen je nach Weltanschauung und der genutzten Plattform im Netz?  

Bernard Udau

22. Dezember 2021 14:40

Es ist nicht einfach, sich im Wirrwarr der Meinungen und Ideologien zurechtzufinden. Aus meiner Sicht trifft es jedenfalls nicht den Kern, den Libertären vorzuwerfen, daß sie das Problem der Machtkonversion nicht sehen. Vielmehr ist es doch eines ihrer Hauptargumente gegen den Staat, daß dieser von mächtigen gesellschaftlichen Gruppen mißbraucht werden kann - so wie derzeit eben von Schwab und Konsorten.

Der strittigen Punkt läßt sich daher eher wie folgt fassen: 

Kenan Esau möchten den starken Staat, damit dieser verhindern kann, daß die Reichen und Mächtigen den Staat übernehmen. Die Libertären möchten den Staat minimieren oder abschaffen, damit zu es einer Machtkonversion gar nicht erst kommen kann.

Welches Argument das bessere ist, läßt sich m.E. nicht so einfach beantworten, wie es Herr Esau zu vermuten scheint.

Laurenz

22. Dezember 2021 14:44

@KE (3)

Allerdings gehört die Finanzkrise um 2008 nicht dazu. Die Immobilienkrise der USA in diesem Zeitraum wurde 30 Jahre vorher durch einen Erdnuß-Bauer, der ins Weiße Haus einzog, verursacht. Jimmy Carter lebt sogar noch. Er hob die gesamtschuldnerische Bindung eines Schuldners an eine Grundschuld auf. Nur noch die Immobilie selbst haftete. Dies diente wohl dazu, den Häuslebauer-Markt anzukurbeln. Daß desweiteren die Rating-Agenturen versagten, kommt noch hinzu. Aber das Interesse von Kunden an diversifizierten Ratings ist gering. Ob die FERI-Vermögensverwaltung in Bad Homburg ihre Rating-Sparte noch besitzt, weiß ich nicht. Im Rating-Bereich, der für die Eigenkapital-Belastung von Banken eminent ist, versagt der "Markt" vollständig. Auch hier müßten eigentlich Staaten intervenieren, zB eine Rating-Agentur bei der Bundesbank ansiedeln.

Mitleser2

22. Dezember 2021 14:49

Maiordomus:  "Unseren Reichtum herzugeben". Verfügen Sie denn über denselben?

Reichtum ist relativ. Aber Klaus Schwab will ja "You will own nothing and you will be happy". Das gab's ja nicht mal bei Pol Pot (vielleicht kein Besitz, aber happy waren die Kambodschaner bestimmt nicht)

Außer in Deutschland haben die meisten Mitteleuropäer Immobilienbesitz, und auch ein gewisses Geldvermögen, fahren Sie mal durch Oberbayern. Dieser "Reichtum" soll also schon hergegeben werden.

KenanEsau

22. Dezember 2021 15:28

@Bernard Udau

Nein, ich möchte, wie Benedikt Kaiser sagen würde, einen "muskulösen Staat", der an den "richtigen" Stellen angreift. Dass das in der Praxis leider nicht so einfach ist, ist mir auch klar.

Außerdem wollte ich mit meinem Artikel darauf hinaus, dass der minimale oder auch nicht vorhandene Staat der Libertären lediglich eine Utopie ist, die selbst wenn Sie verwirklich werden würde, über längere Zeit gesehen, sich selbst vernichtet.

Maiordomus

22. Dezember 2021 15:31

@Dietrichs. Auch wenn es schon sehr lange her ist, weiss ich, wie eine ausschliesslich politische Haussuchung zu erleben ist, Weiter kein Kommentar. 

Laurenz

22. Dezember 2021 15:41

@Dietrichs Bern @Maiordomus

"(...)als zu respektierende Bestätigung, dass wir eben doch  nicht in einer Diktatur leben (...)".

&

"Wenn wir nicht in einer solchen leben, wie kommen wir dann zu einer selektiven Anwendung des Rechts, etwa durch Hausdurchsuchungen und Verhaftungen je nach Weltanschauung und der genutzten Plattform im Netz?"

Vollkommen richtig.

Der Ex-Polizist & Jutjuber Timm Kellner (Love Priest) hatte schon 4 Hausdurchsuchungen, 2 davon mit dem SEK, zu vergegenwärtigen. Ab & an wird auch sein Kanal gesperrt, um aber aufgrund der Kunstfreiheit wieder entsperrt zu werden. Timm Kellner agiert hier etwas geschickter als das "Laut gedacht" tat.

Laurenz

22. Dezember 2021 15:55

@Bernard Udau

"nicht den Kern, den Libertären vorzuwerfen, daß sie das Problem der Machtkonversion nicht sehen"

Doch genau hier liegt der Hund begraben. Das ist wie diametral entgegengesetzter Marxismus, also unmenschlich.

Wir hatten selbst historisch lange genug freie Reichstädte, die Hanse, etc.pp. die entsprechende Handelsregularien einsetzten, ohne die es nicht geht. Die Hanse, Karthago & Venedig scheiterten an mangelnder staatlich-politischer Territorialhoheit. Die Hanse war nicht willens oder mächtig genug, die Schließung des Stalhofs in London zu verhindern. Die Hanse selbst verursachte durch die mit ihrer politischen Macht verbundenen Privilegien für Gegenbewegungen. Die Hanse selbst ist also ein Beispiel gegen die Argumentation der Libertären. Dasselbe gilt für das historische Venedig, welches permanent um Privilegien in Byzanz oder dem östlichen Mittelmeer Krieg führte oder die Diplomatie bemühte.

Uwe Lay

22. Dezember 2021 16:00

Kurze Anmerkungen

1) Der Markt produziert nachfrageorientiert, nicht bedarfsorientiert. Wer einen Bedarf an Lebensmitteln hat, aber nicht über eine hinreichende Kaufkraft verfügt, für den werden keine Lebensmittel produziert. Die bekannte Folge: Menschen hungern. Wird dieser Unterschied verkannt, heißt es: Die "reichen" Europäer und Amerikaner müßten weniger konsumieren, damit das so Eingesparte den Armen zu Gute käme. Man meint nämlich, es könne nicht mehr produziert werden, sodaß das Produzierte nun anders zu verteilen sei.Es könnte mehr produziert werden, wird aber nicht ob der fehlenden Kaufkraft.

2) Wissenschaften produzieren zusehens auch nachfrageorientiert: Mit welchen Ergebnissen läßt sich ein Geld verdienen. Nicht eine plumpe Korruption sondern die Marktgesetze führen dazu, daß das Wahre als Ware produziert wird und so die Verkäuflichkeit das Kriterium der Wahrheit wird.

3) Für die Kunst gilt so: Die Wahrheit eines Kunstwerkes ist seine Verkäuflichkeit.

Uwe Lay 

Dietrichs Bern

22. Dezember 2021 16:14

@Bernard Udau: Sehr gut auf den Punkt gebracht. 

Im Grunde gibt es keine Gesellschaftsordnung, die eine schädliche Machtakkumulation per se verhindern kann, am ehesten problematisch ist dies dort, wo möglichst wenig Zentralisation herrscht, ohne die der Staat aber niemals auskommt. 

 Und:Die kühnertsche Existenzform kann nur im Staat mit seinen Zwangsstrukturen entstehen, da sie sonst der Umwelt keinerlei Nutzen stiftet und davon abhängig ist, andere gegen deren Willen zur Alimentation zu zwingen.

Laurenz

22. Dezember 2021 16:44

@Dietrichs Bern @Bernard Udau

"andere gegen deren Willen zur Alimentation zu zwingen"

Hier muß man Ihnen widersprechen. Das hat in keiner Weise etwas mit der Ökonomie zu tun, sondern mit Identitäten. Da, wo es keine Identitäten gibt, existieren auch keine Alimentierungen. Wir, die Ausnahme, sind daher auch erstmal zum Scheitern verurteilt. Alimentierungen sind übrigens ursprünglich Versicherungen gewesen, in die die Alimentierten auch mal eingezahlt hatten. Die erste bekannte Sozialversicherung entstand auf Tortuga, die Piraten unterhielten diese, aber auch schon die Stadt Hamburg unterhielt frühzeitig eine Lösegeldkasse für ihre von Barbaresken gekidnappten Seeleute. Auch Gilden unterhielten bis Bonaparte Sozialkassen. Es wäre angemessen, die auf Erfahrung beruhenden Entscheidungen unserer Altvorderen nicht grundsätzlich zu diskreditieren.

Laurenz

22. Dezember 2021 16:53

@Uwe Lay

"Kurze Anmerkungen"

Finde diese grundsätzlich kurz & gut.

Allerdings existiert bei der Nahrungsmittelproduktion auf unserem Planeten, wie bei der Wasserversorgung ein sogenanntes "Cap". Die Ressource "Nutzfläche in der Agrarwirtschaft" steht nicht unbegrenzt zur Verfügung, um etwaige "Nachfrage" zu befriedigen. Auch Wasserentsalzungsanlagen, wie Israel einige in Betrieb hat, sind im Energieaufwand extrem intensiv.

Imagine

22. Dezember 2021 17:06

1/2

Ordoliberale wie Wilhelm Röpke waren schon während meiner Studienzeit – vor einem halben Jahrhundert - wissenschaftlich antiquiert und heute sind sie vollends museumsreif. Ebenso deren kleinbürgerlichen Anhänger der Marktwirtschaft, die sich bei „achgut“ etc. tummeln.

Die Idee, dass der Staat die kapitalistische Marktwirtschaft zähmen und regulieren soll, ist eine alte sozialdemokratische Vorstellung. Aber zur sozialen Marktwirtschaft aka demokratischen Sozialismus braucht es machtvolle Gegenstrukturen in Form von Arbeitnehmerparteien und Gewerkschaften, die sowohl Funktionen im Staat innehaben wie auch in der Wirtschaft durch ihre Organisationsmacht bei den Kapitalisten Klassenkompromisse erreichen können.

Zudem braucht es ein humanistisch gebildetes und gemeinwohlorientiertes Bürgertum, was eine entsprechende bürgerlich-humanistische  Elitenbildung voraussetzt. Diese wurde in der BRD in den 60-er Jahren liquidiert.

Vor allem braucht es als Rahmenbedingung einen souveränen Nationalstaat mit einer Nationalökonomie, die diesen Namen verdient.

Imagine

22. Dezember 2021 17:07

2/2

Realität:

1. Arbeitnehmerparteien und Gewerkschaften sind korrumpiert und  vertreten nicht die Arbeitnehmerinteressen. Dadurch fehlen die Gegenstrukturen zur Kapitalmacht. Das Großkapital wird dominant und beherrscht durch seine Figuren und Marionetten den Staat.

2. Es gibt kein humanistisch gebildetes und gemeinwohlorientiertes Bürgertum i.S. der Citoyens mehr. Diese Bürgertum ist untergegangen bzw. völlig marginalisert und machtlos.
Man muss sich nur die heutigen Funktionseliten ansehen.
Diese Eliten machen eine Politik für sich und gegen das Volk.
Christopher Lash darauf hat schon vor einem Vierteljahrhundert hingewiesen: „The Revolt of the Elites and the Betrayal of Democracy, 1994“ (dt. 1995).

3. Souveräner Nationalstaat sind im Imperium nur die USA. Die anderen sind Vasallenstaaten, die sich den US-amerikanischen Interessen unterwerfen müssen. Nationalökonomie gibt es nur noch auf dem Papier, real handelt es sich um Vasallenökonomien, beherrscht vom Finanzkapital und den globalen Konzernen.

Imagine

22. Dezember 2021 17:53

Die Diskussion schwacher vs. starker Staat ist Nonsens.

Denn jeder Staat ist grundsätzlich stark.  Er besitzt das Gewaltmonopol und das Gesetzgebungsmonopol. Er beherrscht die Exekutive und Judikative. Er kann eine unerwünschte Opposition zu Staats- und Verfassungsfeinden erklären, er kann Kritikern Berufsverbote erteilen und ihre ökonomische Existenz zerstören. Er kann eine „epidemische Lage von nationaler Tragweite“ ausrufen, wenn diese real gar nicht existiert. Er kann eine Notstandsdiktatur ausüben, in der er den Bürgern ihre Menschen-, Grund- und Freiheitsrechte nimmt. Er kann einen erpresserischen Impfzwang ausüben und seine Bürger einschließlich der Kinder gentechnisch modifizieren, ohne dass der Bürger sich effektiv rechtlich wehren kann.

Der totalitäre Staat kann rechtsstaatliche Grenzziehungen ignorieren und Staatsterrorismus ausüben.

Schwache Staaten gibt es nur im Verhältnis zu anderen Staaten, nach innen ist der Staat immer stark. Es ist nur die Frage, wer ihn beherrscht und mit welchen Zielen.

Die abstrakte Forderung nach einem starken Staat ist geradezu idiotisch.

„Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande“ (Augustinus)

Dietrichs Bern

22. Dezember 2021 19:43

@Laurenz: "Die erste bekannte Sozialversicherung entstand auf Tortuga, die Piraten unterhielten diese, aber auch schon die Stadt Hamburg unterhielt frühzeitig eine Lösegeldkasse für ihre von Barbaresken gekidnappten Seeleute.".

Die von staatlichem Wirken nicht oder wenig drangsalierten Alimentationseinrichtungen der Vergangenheit fußten auf der Notwendigkeit der Absicherung gegen Katastrophen, einzelner Mitglieder einer Gemeinschaft und wurden aber von allen finanziert, die nicht durch Unfall oder Krankheit daran gehindert wurden und stattdessen auf Leistungen angewiesen waren.

Nur der Staat erbringt durch seine Zwangsstrukturen die Kühnertsche Exizenzform, die ausschließlich auf der Abschöpfung der Vorleistung anderer aufbaut  und die durch das fortschreiten in den Machtapparaten des Staates dessen Existenz sichert und ausbaut, gleichwohl aber auch zu dessen Einsturz führt, da ihr die Übertreibung bis zum Exzess immer innewohnt und nicht durch Skrupel o. ä. eingehegt wird.

 

Niekisch

22. Dezember 2021 19:45

@ imagine: Herzlichen Dank für Ihre immerwährende Mühe, die weißen Flecken im "rechten" Milieu hinsichtlich des Finanzkapitals mit Farbe zu füllen, wobei diese Flecken anscheinend einen gewaltigen Umfang besitzen.

Kurativ

22. Dezember 2021 21:32

Schöner Beitrag. Regierungen und deren Anhänger würden solche Ausführungen als "Verschwörungstheorie" bezeichnen. Aber es ist offensichtlich und jeder kann es sehen. Interessant ist für mich, dass diese Sichtweise bei der Linken üblich ist (oder war). Die Sichtweise tritt in den liberalen Analysen nur nicht hervor, weil bei den Liberalen in Wirklichkeit nicht "der Markt" gut ist, sondern "das Unternehmen" (also die eigenen spekulativen Unternehmungen).

Interessant ist auch der letzte Abschnitt. Was passiert, wenn den neuen Bewegungen die Verantwortung in Form einer glühendes Stück Kohle oder einer tickenden Zeitbombe zugeworfen wird? Gibt es überhaupt einen realistischen Ansatz? Und wie könnte er aussehen?

AmazonBesteller

22. Dezember 2021 21:51

Interessanter Artikel.

"Die einzige Instanz, die diesen Vorgang der Machtkonversion verhindern kann, ist der Staat selbst."

Ich würde sagen: bewaffnete Bürger. Was auch meine Ergänzung zu Punkt 2 Ihrer Schlussfolgerung wäre. Leider muss ich Imagine recht geben, nach innen ist der Staat immer stark. Sie befürworten einen starken Staat nach außen, wie mir scheint. Alles nachvollziehbar. Aber wenn mir jeder Polizist aufgrund einer konstruierten Anscheinsgefahr die Wohnungstür eintreten darf, brauche ich handfeste Methoden um mich zu wehren.

Wie übt den die BRD Gewalt nach innen aus? Mit Geld und Polizei. Es müssten also Banken reguliert bzw von den Bürgern kontrolliert werden und die Polizeirechte müssten massiv eingeschränkt und teilweise an die Bürger abgegeben werden. Das Militär muss sich aus Milizen zusammensetzen, die regional ausgehoben werden und wie eine freiwillige Feuerwehr ständig im Dienst sind. Stellt sich noch die Frage nach den Schlüsselindustrien... Dezentralisierung in allen Bereichen lautet die Maßnahme. Aber dann wird man von einem größeren Player angegriffen und geschluckt, während der Rest zusieht... ins Gleichgewicht wird man das System nie bekommen. 

URN

22. Dezember 2021 23:20

Wie oft trifft es Niekisch auch 19:45 auf den Punkt. Wenn dann noch die Ergänzung hinzugedacht wird, daß der Staat immer das Machtinstrument der ökonomisch herrschenden Klasse - derzeit unstreitig das Finanzkapital - ist, macht auch die Bemerkung von Kurativ von 21:32 Sinn, daß dies Sichtweise der Linken war

Aber diese Sichtweise ist wohl auch überflüssig, da ja das einzig Aussichtsreiche (laut Vorankündigung für die letzte gedruckte Ausgabe der "Sezession 2022") gescheitert ist, bevor es existierte. 

Laurenz

23. Dezember 2021 00:42

@Dietrichs Bern @L.

"die nicht durch Unfall oder Krankheit daran gehindert wurden"

Sehen Sie, das klingt doch schon ganz anders. Mit dieser Formulierung werden viele mit Ihnen übereinstimmen können.

 

@Imagine

Was Ihren starken Staat angeht, so ist das bedingt richtig, aber nur insoweit, wie Opposition sich mit im Konsens befindet. Seit Merkel befindet sich Deutschland im Dauerkonsens. Das war nicht immer so. Die BRD, also die Bonner Republik, besaß eine relativ große Freiheit, weil den US-Amerikanern an dieser Stelle der Geographie Stabilität extrem wichtig war. Was die Ökonomie angeht, so liegen Sie mit Ihren 60er Jahren falsch, ebenso mit Ihrem humanistisch gebildeten Bürgertum. Entscheidend waren die ehemaligen Nationalsozialisten in allen Parteien oder diejenigen, welche keine Nationalsozialisten waren, aber im Nationalsozialismus erwachsen wurden. Die Politik Ludwig Erhards, wie auch das Bundesbankgesetz sind alles Reminiszenzen an den Nationalsozialismus. Erst als in den 70ern die Sozialdemokraten ans Ruder kamen, ging die Ausbeutung des Volksvermögens in den Exzeß.

Gustav

23. Dezember 2021 10:20

@ Maiordomus

Sie weigern sich zu sehen, was heute jedem offentsichtlich sein sollte, indem sie gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen aus alten Büchern ableiten wollen, die heutigen "Drehbücher" aber nicht zur Kenntnis nehmen möchten oder nicht verstehen wollen.

Den "Reichtum nehmen" ist doch keine Erfindung von mir, und es ist vollkommen unerheblich, ob ich selber über Reichtum verfüge. Aber solche Aussagen sind eben nur möglich, wenn man den Gesamtzusammenhang nicht kennt oder ihn nicht wahrnehmen will.

Die Hybris der Herrschenden erlaubt heute einen Einblick in ihre Planungen, der früher nicht möglich war. Sie fühlen sich mittlerweile so sicher, daß sie offen schreiben und aussprechen, was sie mit uns vorhaben.

Legen sie mal die alten Schwarten für eine kurze Zeit beiseite, lesen sie die Agenda 2030. Hier eine gute Zusammenfassung über den  Great Reset:

https://axelkra.us/monopoly-ein-ueberblick-ueber-den-great-reset-follow-the-money-forbidden-knowledge-tv/

Uwe Lay

23. Dezember 2021 10:54

Ergänzungen zu Kurz und bündig

1. Zur Zeit könnte die Landwirtschaft viel mehr produzieren, als sie produziert, aber dafür gibt es keine Nachfrage. So wird jetzt künstlich die Produktivität gesenkt , um dann weniger Produkte als produzierbar mit höherem Gewinn pro Einzelprodukt zu verkaufen: Das Geheimnis der biologischen Landwirtschaft. Weil nicht, wie möglich mehr produziert wird, hungern weiter Menschen.

2. Man sollte den technischen Fortschritt nicht unterschätzen, auf landwirtschaftlich nutzbaren Böden mehr als bisher zu produzieren. Aber der Mangel an Nachfrage hemmt hier den möglichen Fortschritt. Also: Es gibt nicht auf der Erde zu viele Menschen, sondern es wird nicht für alle genügend produziert, weil nicht alle über eine ausreichende Kaufkraft verfügen.

wbs47

23. Dezember 2021 10:57

Kennen die "Streithähne" die Idee der Regierungsform durch Zufallsauslese?

Kann sein, daß ich sie etwas vereinfacht aus dem Kopf bezeichnet habe, ist aber eine interessante Variante zur Einhegung von Machtkonzentrationen, Abhängigkeiten und Korruption in den herkömmlichen "starken Staaten".

Und noch eine andere Frage stellt den gegenwärtigen Staatsformen kein gutes Zeugnis bezüglich des Respektes gegenüber Andersdenkenden aus: Wieviel Befriedung wäre auf dieser Welt möglich, wenn diejenigen, die linksrum tanzen wollen nicht mit Partnern zusammengezwungen würden, die das rechtsrum wollen?

Eine echte Sezessionsmöglichkeit (und nicht nur eine im Netz) brächte nicht nur viel Entkrampfung, sondern auch noch gute Einblicke in Machbarkeiten bzw. Effizienzen.

Laurenz

23. Dezember 2021 11:13

@AmazonBesteller & URN

"Banken"

sind aktuell baw. vom Begriff "Kapital" zu trennen.

Da die EZB in absehbarer Zeit maximal kosmetische Korrekturen an der Zinsschraube vornehmen wird, geht es Euroland-Banken extrem schlecht. Mindestens die Hälfte aller, die momentan in Banken beschäftigt sind, werden in den nächsten Jahren ihre Arbeitsstelle verlieren. Auch werden Bankfilialen weiter abgebaut werden.

Es ist nichts dagegen zu sagen, daß Sie Sich, was Finanzen angeht eine Meinung bilden. Aber da Sie, wie die meisten Mitbürger, keine Ahnung davon haben, was erstmal auch nicht verlangt werden kann, sollten Sie bei Ihren unqualifizierten Äußerungen hier etwas vorsichtiger sein.

Deswegen verpufft zB auch die Geldflut als Wirtschaftsmotor. Warum sollten Banken noch groß Kredite herauslegen, wenn die Margen lächerlich sind. Das einzige, was im Kreditsektor noch läuft, ist das Hypothekengeschäft. Konzerne, wie VW, brauchen überhaupt keine Banken mehr, die haben in Braunschweig selbst eine & finanzieren sich direkt am Kapitalmarkt.

Maiordomus

23. Dezember 2021 12:06

@imagine. "Wissenschaftlich antiquiert und museumsreif." Galt zum Beispiel für die Demokratie schon spätestens nach dem Erscheinen von "Der Untergang des Abendlandes" von Oswald Spengler, zu schweigen von den wirtschaftlichen Vorstellungen von Marx und Engels. Interessant bleibt aber, dass das Veraltete unter Teilgesichtspunkten, man nennt es "wissenschaftlichen Schatten", immer wieder mal wieder auftaucht; selber hatte ich vor 50 Jahren mit ihren Mitstudenten und ihrem Urteil über Röpke ja Kontakt, mit denen durchaus gestritten, wir waren zum Teil flächendeckend orientierugnslos; ich gehe davon aus, dass man das, was Sie studierten, sowieso heute, wie Wirtschaft ganz allgemein, sowieso nur bedingt als "Wissenschaft" bezeichnen konnte und das Veraltete zum Teil noch das am ehesten Wahre war. Habe selber indes Röpke durchaus nicht überbewertet, ausser dass er, ähnlich wie Marx, trotz vielerlei Unhaltbarem dann und wann doch recht bekommen und sogar recht behalten hat. 

URN

23. Dezember 2021 14:40

Da Sie, Laurenz, von der leidigen Doppelei nicht lassen können, fühle ich mich einfach mal angeschrieben. Vor wem sollte ich mich vorsehen, also "vorsichtig sein"? Ich habe sicherlich wenige Vorzüge, einer dieser wenigen  (kann auch ein Nachteil sein) ist völlige Angstfreiheit. Ich erwarte jeden, der mir ans Leder will; notfalls aus der Deckung heraus und mit einer Axt in der Hand. Ausgang natürlich offen. Spielen Sie weiter den Hofnarren,  der Schellenhut steht Ihnen recht gut. 

starhemberg

23. Dezember 2021 18:49

Ein für mich verwirrender Kommentar. Ich gebe dem Gastautor mit seinen Ausführungen großteils vollkommen recht, das Narrativ des "great reset" soll genau jene Bruchstellen kaschieren, von denen der Autor schreibt. Allerdings verstehe ich nicht, wieso die Idee des freien Marktes damit pejorativ in Verbindung gebracht wird. Und man sich dabei direkt auf die "Österreichische Schule" bezieht. Denn in jener würde dieses Marktsystem, welches wir seit Jahrzehnten haben, keinesfalls als "freier Markt" bezeichnet werden, sondern als "Interventionistischer Markt". Es werden meines Erachtens daher Äpfel mit Birnen verglichen und ein System kritisiert, welches die Österreichische Schule, wenn auch aus anderen Gründen, ebenso kritisieren würde. Der Staat mischt sich mindestens soviel in die Wirtschaft ein, wie mächtige Marktakteure sich in die Politik des Staates einmischen. Eine Art von kumpelhaftem Gangstertum. Daraus eine Notwendigkeit vermehrter staatlicher Eingriffe zu konstruieren, erscheint mir zumindest verwegen. 

Niekisch

23. Dezember 2021 18:57

"Warum sollten Banken noch groß Kredite herauslegen, wenn die Margen lächerlich sind."

@ Laurenz 23.12. 11:13: Ganz einfach....weil sie bei den Zentralbanken noch höhere Strafzinsen für ihre eigenen Einlagen berappen müssen als sie bei Kreditvergabe an Rendite erzielen können.

Niekisch

23. Dezember 2021 19:04

PS: Der Redaktion, allen Autorinnen und Autoren, Kommentatorinnen und Kommentatoren, allen Zerstrittenen und Unzerstrittenen, allen Unwissenden und Wissenden, ganz besonders aber Familie Kositza/Kubitschek und Kindern  ein frohes Fest und herzlichen Dank für ihre allzeit tapfere Haltung und den Dauerfleiß!

niekisch

AmazonBesteller

23. Dezember 2021 19:08

@ Laurenz

Warum so aggressiv? Banken haben nun mal die Möglichkeit Überweisungen vorzunehmen und staatlich anerkanntes Bargeld auszubezahlen. Ein politisch motivierter Eingriff, alleine in diese Zahlungsströme, kann jede Opposition lahmlegen. Ein kurzer aber effektiver Generalstreik würde die Politiker in die Knie zwingen. Wenn aber auch die Zahlungsströme versiegen, würde das auch die kleinbürgerliche Existenz vernichten. Das weiß insgeheim jeder. Deswegen gibt es keine Streiks. Hier geht es nicht um Black Rock, sondern um den Busfahrer der einfach morgens liegen bleibt. Um das Rathaus, das geschlossen bleibt. Um den Hausmeister, der die Heizung nicht an macht.

Was ist falsch an diesen Überlegungen?

Laurenz

23. Dezember 2021 20:26

@AmazonBesteller @L.

"Aggression" 

lesen nur Sie in meinem Beitrag, liegt in Ihrer Wahrnehmung, ich schrieb nur sachlich. 

Hiermit

"die Möglichkeit Überweisungen vorzunehmen und staatlich anerkanntes Bargeld auszubezahlen"

reiten Sie Sich nur weiter rein. Die Banken bekommen gerade dieses Geschäft auch abgenommen, durch Anbieter, wie Paypal etc.pp.

Das Bild in dieser mehr philosophischen Szene ist weniger von Fakten geprägt als vielmehr von Vorurteilen, ein echtes Manko, da Philosophie einfach so gut wie nicht relevant ist. Zum Glück gibt es in der AfD ein paar, die wissen worüber sie bei diesem Thema reden. Und daher finde ich es auch gut, daß GK.. KE, welcher sich wohl mehr mit dieser Thematik beschäftigt, eingeladen hat, hier Artikel zu schreiben. Das ist der SiN durchaus angemessen. 

@Niekisch @L.

"Warum sollten Banken noch groß Kredite herauslegen, wenn die Margen lächerlich sind."

Das gilt auch für Sie. Banken geben die Strafzinsen jetzt einfach weiter, welche man dann zur Inflation dazu addieren kann, um den Geld-Vermögens - & Einkommensverlust rechnerisch zu realisieren. Unsere Mitbürger, in ihrer gottgeschenkten Weisheit, wollten es so.

Die Sparda-Bank bietet deswegen mittlerweile sogar eine Flatrate für's Fondsparen an.

https://www.sparda-hessen.de/geldanlage-spardafondsflat/

Laurenz

23. Dezember 2021 20:27

Allen ein Frohes Fest, meins war schon am Dienstag.

Niekisch

23. Dezember 2021 21:13

"Das gilt auch für Sie"

@ Laurenz 2o:26: Nein, ich weiss, wie sowas zu verhindern ist.

Haben Sie Dienstagabend ein Biekebrennen veranstaltet?

Dietrichs Bern

23. Dezember 2021 21:26

Da schließe ich mich gerne an und wünsche allen ein frohes Weihnachtsfest mit den Lieben.

Ordo

23. Dezember 2021 23:28

@Niekisch

Sehr freundlich, aber beim Gendern sind Sie nicht ganz auf dem neuesten Stand. Man benutzt jetzt Sternchen.

Geht das hier auch schon los. Waren Sie nicht der, der heuer SPD gewählt hat?

Seht ihr liebe Kinder, sowas passiert, wenn man sich einmal auf die schiefe Bahn begeben hat. 

Laurenz

24. Dezember 2021 00:41

@Niekisch @L.

Viel einfacher, Niekisch, ein Sonnenwendfeuer ist was für eine Gesellschaft, die man aktuell in den tiefen Wald verfrachten müßte. Ich war alleine, Kerzenlicht, ein angenehmer Duft, ein gutes Essen, der Ahnen gedacht & versucht, die Sterne in den Wolkenlücken gesucht. Morgen oder besser heute fahre ich zu meiner Mutter.....

Maiordomus

24. Dezember 2021 09:26

Hinweis: "Phonophor" mit 5 literarischen Miniaturen mit exzellent geschriebener Einleitung von Dirk Alt bringt Beiträge zu einer teilweise glänzend geschriebenen Samisdat-Literatur in der Art, wie es von subtilsten und schlauesten z.B. DDR-Oppositionsliteraten einst geschafft wurde. Dabei hinken natürlich Vergleiche. Aber ausgezeichnet lektoriert, auf literarischem Niveau , wobei aber vielleicht das für die hier politisch Lesenden unterhaltsam zu goutierende Kabarett-Stück "Deutsch für Fortgeschrittene" am stärksten politisch einschlägt, aber gerade deswegen am wenigsten poetisch rüberkommt, wiewohl dank dem Motiv "Rotkäppchen wird gefressen" mit der Pointe der Nichtnennung des Wolfs grandiose Sprachkritik an öffentlichen Lügen. Die begabte Autorin Clara Mandl schreibt unter Pseudonym; bei Bosselmann würde man sich, weil Historisches auf Belege neugierig macht, einen Anmerkungsteil wünschen. Als von mir aus gesehen besten diesjährigen deutschen Text der Zeitkritik schätze ich "Ein Mann wie Belaney" v. Werner Sohn ein; mein Gott, wie kann der schreiben, dabei auch formal so heutig wie nur möglich! Gratuliere dem Verlag. 

Maiordomus

24. Dezember 2021 10:28

PS. Für diejenigen, die es allenfalls nicht gemerkt haben: "Phonophor" ist ein vielversprechendes Experiment aus dem Verlag Sezession. Die literarische Beilage zum gedruckten Heft mit ausschliesslich belletristischen Texten, und zwar solchen, die im Moment  in den Untergrund gebannt sind. Nahm es auf Anhieb aber nicht ohne ein gewisses Misstrauen zur Kenntnis: von wegen dem genialischen Motiv "Phonophor", mit welchem Ernst Jünger vor über 70 Jahren zu bestätigen vermochte, dass er sogar moderner war als jeder von der Gruppe 47, was damals immerhin einem Heissenbüttel aufgefallen ist.. Ein solcher Titel verbietet es, schlechte Texte zu veröffentlichen. Auch wenn die Autoren weder Jünger noch Solschenizyn noch Böll sind, von Borchert ganz zu schweigen: Keine der fünf Miniaturen fällt bezogen auf den Anspruch ab; z.B. wäre das Ziel verfehlt, wenn es im Gesamtniveau nicht klar stärker wäre als die öffentlich gehätschelte Literaturszene. Nach der ersten, durchaus kritischen Lektüre möchte ich das wohl als seit 65 Jahren ununterbrochener Literaturleser wenigstens im Prinzip bestätigen. Es wird wohl nicht leicht sein, dieses Niveau Nummer für Nummer zu halten oder gar noch zu übertreffen.  

Niekisch

24. Dezember 2021 11:00

"Seht ihr liebe Kinder, sowas passiert, wenn man sich einmal auf die schiefe Bahn begeben hat."

Wie Sie meinen, @ Ordo. Ich gendere nicht, sondern wertschätze. Was haben Sie gegen eine taktische Wahl, damit ich den Gegner nicht im Rücken, sondern endlich vor der Brust habe? Im übrigen halte ich die CDU für weitaus schlimmer als die SPD.

Ihnen eine lockere Weihnacht! 

Hartwig aus LG8

24. Dezember 2021 11:00

Auch wenn OT: Schließe mich den würdigenden Anmerkungen von @Malordomus bzgl. Phonophor an und nutze die Gelegenheit der "SiN-Gemeinde" ein frohes Fest zu wünschen.

Maiordomus

24. Dezember 2021 11:13

Noch ein PS an @imagine. Wir brauchen uns über Wilhelm Röpke, immerhin eine andere Liga als Gunnar Kaiser, nicht zu einigen; wohl  auch nicht über Stifter und seine (unvollendete) Endfassung der "Mappe meines Urgrossvaters":  für mich eine wahre Weihnachtslektüre, auch nicht über Rudolf Alexander Schröder. Aber die Texte von "Phonophor" kann ich Ihnen fürwahr empfehlen, so wie die qualitativ konstant hochstehenden Bücher von Volker Mohr, gelegentlich auch bei "Sezession" besprochen und hier in literarischen Debatten schon mehrfach gerühmt. Bei aller Neigung zum Exil in gewissen Inseln einer sonst zwar unheilen Vergangenheit bleibt uns natürlich nichts anderes übrig, als uns der Gegenwart zu stellen; letzteres macht mir Ihre Beiträge selbst bei Andersmeinen durchaus anregend. 
 

Die Art indes und das Niveau, wie sich "Phonophor" dieser Gegenwart stellt, gehört zu den anregendsten Leseerfahrungen, die ich bisher mit "Sezession", gedrucktes Heft, gemacht habe. 

URN

24. Dezember 2021 11:14

Da haben Sie, Ordo, sich gestern 23:28 aber mit beiden Backen in die Nesseln gesetzt. Wenn Niekisch eine schreibende Frau "Autorin" nennt, dann "gendert" er genau so wenig wie Majordomus. Und ich hatte in den 60ern Lehrer und Lehrerinnen. Und wer die Frau des Bauern "Bäuerin" nannte, war auch kein Dämlack.....

Laurenz

24. Dezember 2021 11:33

Wem das nicht das Herz erwärmt, der hat keines. Tobias Moretti in wohl Seiner größten Rolle.....

https://youtu.be/1NqZ6Oyspt4

 

Gotlandfahrer

24. Dezember 2021 12:46

Buch ist bestellt!

Dem Autor, der ganzen Belegschaft und dem Leserkreis wünsche ich frohe Weihnachten und ein wesentlich besseres neues Jahr!

Auch wenn das diesjährige Fest wohl eher in Behemoths Stall stattfindet gilt:

Fürchtet Euch nicht!

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