Heinrich Schliemann und der Traum von Troja

Die Wirksamkeit eines Mythos‘ zeigt sich nicht darin, daß er tradiert wird, sondern zu welchen Leistungen er diejenigen anspornt, die an ihn glauben.

Erik Lehnert

Erik Lehnert ist promovierter Philosoph.

In die­sem Sin­ne war der mythi­sche Kampf um Tro­ja schon für Homer der Ansporn, den Grie­chen mit der Ili­as ihre eigent­li­che Ver­fas­sung zu geben. Für Hein­rich Schli­e­mann war er mehr als 2500 Jah­re spä­ter der Grund, sein Leben zu ändern und unsterb­lich zu wer­den, so daß sein Name in aller Welt bis heu­te mit dem Tro­jas ver­bun­den wird.

Auch wenn heu­te die Stät­te, die Schli­e­mann bei sei­nen Aus­gra­bun­gen als Tro­ja bezeich­ne­te, von der Wis­sen­schaft ledig­lich als „Sied­lungs­hü­gel“ bezeich­net wird, so ist doch klar, daß die Leu­te die­sen nur besu­chen, weil sie hier der Mythos von Tro­ja anweht. Ein namen­lo­ser Hügel ist nichts, wor­über sich Aus­stel­lun­gen machen oder Bücher ver­kau­fen las­sen. Und auch die­se Ein­sicht ver­dankt die Archäo­lo­gie letzt­lich ihrem von ihr so oft geschmäh­ten Pio­nier, der als begna­de­ter Pro­pa­gan­dist sei­ne Fun­de ver­mark­te­te und nicht zuletzt dadurch dem Mythos neu­es Leben einhauchte.

Zu die­ser Pro­pa­gan­da gehör­te auch die Selbst­ver­mark­tung, die Schli­e­mann dazu ver­an­laß­te, sei­ne Auto­bio­gra­phie mehr­fach zu schrei­ben. Mit ihr woll­te er zei­gen, daß es weder Gewinn­stre­ben noch Zufall des Müßig­gangs waren, die ihn nach Tro­ja führ­ten. Viel­mehr betrach­te­te er den Wunsch, eines Tages Tro­ja aus­zu­gra­ben, als eine fixe Idee, die ihn schon in Kin­der­ta­gen befal­len hat­te. Auch wenn heu­te viel Wert dar­auf gelegt wird, die­se Deu­tung als Unwahr­heit her­aus­zu­stel­len, soll­te auch Schli­e­mann zuge­stan­den wer­den, daß er die Unwahr­schein­lich­keit sei­nes Lebens rück­bli­ckend nicht anders deu­ten konn­te als mit dem Hin­weis auf Tro­ja. Denn er selbst konn­te sich sei­nen Erfolg nicht anders erklären.

Hein­rich Schli­e­mann wur­de vor 200 Jah­ren, am 6. Janu­ar 1822, in Neu-Buc­kow (Meck­len­burg) gebo­ren, als fünf­tes Kind eines Pfar­rers. Kurz nach der Geburt zog die Fami­lie nach Ankers­ha­gen, wo der Vater eine bes­ser bezahl­te Stel­le antrat und Hein­rich Schli­e­mann sei­ne Kind­heit ver­brach­te. Schli­e­mann stamm­te also aus dem sprich­wört­li­chen deut­schen Pfarr­haus, das für die Her­aus­bil­dung der deut­schen Geis­tes­welt so ent­schei­dend gewe­sen ist. Das Pfarr­haus, in dem Schli­e­mann auf­wuchs, ent­sprach die­sem nur in der Hin­sicht, daß sein Vater ein gebil­de­ter Mann war, der Hein­rich schon früh für die Anti­ke begeis­ter­te. Eine Epi­so­de sei­ner Auto­bio­gra­phie bezieht sich auf das Buch Die Welt­ge­schich­te für Kin­der von Georg Lud­wig Jer­rer, das er zu Weih­nach­ten bekam und in dem sich ein Bild befand, das die Flucht des Äne­as aus dem bren­nen­den Tro­ja zeig­te. Die dort abge­bil­de­ten Mau­ern pro­vo­zier­ten den Jun­gen zu der Aus­sa­ge: „Wenn sol­che Mau­ern ein­mal gewe­sen sind, so kön­nen sie nicht ganz ver­nich­tet sein…“

Ande­rer­seits war sein Vater ein Mann, der sei­ne Lei­den­schaf­ten nicht im Griff hat­te, sei­ne Frau miß­han­del­te, und mit der Magd ein Ver­hält­nis hat­te und die­se nach dem Tod sei­ner Frau auch hei­ra­te­te. Das, und der wohl unbe­grün­de­te Vor­wurf der Unter­schla­gung, führ­ten zu Pro­tes­ten in der Gemein­de und schließ­lich einer Unter­su­chung, die mit dem Abschied des Vaters aus dem Pfarr­dienst ende­te. Dadurch konn­te das Schuld­geld für das Gym­na­si­um, das Hein­rich in Neu­stre­litz besuch­te, nicht mehr auf­ge­bracht wer­den. Hein­rich muß­te auf die Real­schu­le wech­seln, was ihm vor allem den Zugang zu den alten Spra­chen verschloß.

Unter den Vor­fah­ren Schli­e­manns fin­den sich vie­le Pfar­rer und Kauf­leu­te. Nach dem Abschluß der Schu­le ging Schli­e­mann daher zu einem Kauf­mann in Fürs­ten­berg in die Leh­re, der einen Krä­mer­la­den führ­te und neben­bei Schnaps brann­te. Aber selbst hier ereil­te ihn die Erin­ne­rung an Tro­ja, als eines Abends ein ver­krach­ter Stu­dent nach Alko­hol ver­lang­te, den Schli­e­mann ihm, nach­dem des­sen Geld ver­sof­fen war, gegen die Rezi­ta­ti­on von Ver­sen aus der Ili­as wei­ter ein­schenk­te. So völ­lig aus­ge­dacht kann zumin­dest die­se Geschich­te nicht sein, denn Schli­e­mann scheu­te sich nicht, den­je­ni­gen nach 40 Jah­ren an die Bege­ben­heit zu erinnern.

Schli­e­mann ver­such­te bald dar­auf, in die wei­te Welt zu kom­men, um sein Glück zu machen. Da die Hel­den der Ili­as kei­ne ange­stell­ten Gesel­len gewe­sen waren, son­dern sich, beglei­tet von den Göt­tern, durch Tat­kraft und Mut aus­zeich­ne­ten, liegt dar­in viel­leicht ein Moment der Moti­va­ti­on, das ihm bis dahin fehl­te. Sein Plan nach Ame­ri­ka aus­zu­wan­dern, wur­de vom Vater durch­kreuzt, ein Ver­such, nach Vene­zue­la zu gelan­gen, schei­ter­te im Sturm vor der hol­län­di­schen Küs­te. Hier, in Ams­ter­dam, wen­de­te sich das Blatt lang­sam für Schli­e­mann. Durch zähen Fleiß arbei­tet er sich nach oben und wur­de lang­sam ein wirk­li­cher Kauf­mann, einer, der nicht im Laden steht, son­dern im Kon­tor den welt­wei­ten Han­del betreibt. Die Fähig­keit, sich in kür­zes­ter Zeit und nach eige­nem Sys­tem eine neue Spra­che bei­zu­brin­gen, die zeit­wei­se wie eine Marot­te wirkt, führ­te ihn nach Peters­burg, wo er zunächst die Inter­es­sen sei­ner hol­län­di­schen Chefs wahr­nahm, bevor er begann, sehr erfolg­reich auf eige­ne Rech­nung zu wirt­schaf­ten. So mär­chen­haft es klingt: Schli­e­mann gelang es mit Glück und Geschick, inner­halb weni­ger Jah­re zu einem der reichs­ten Kauf­leu­te Ruß­lands zu werden.

Die­ser Reich­tum eröff­ne­te ihm die Mög­lich­keit, sei­nen Traum von Tro­ja in die Wirk­lich­keit zu über­set­zen. Und gibt seit­her den Anlaß, in die­sem Stre­ben nach Reich­tum die eigent­li­che Trieb­fe­der sei­nes Leben zu sehen. Bereits sein ers­ter Bio­graph, der Best­sel­ler-Autor Emil Lud­wig, nann­te sein 1932 erschie­ne­nes Buch im Unter­ti­tel „Geschich­te eines Gold­su­chers“. Wenn jedoch nach heu­ti­ger Inter­pre­ta­ti­on dar­aus ein Leben, das ganz dem Gewinn­stre­ben gewid­met war, gemacht wird, so wuß­te Lud­wig dem „Gold­su­chen“ durch­aus noch eine Kate­go­rie abzu­ge­win­nen, die über die Gier nach Reich­tum hin­aus­geht: „Ich wünsch­te, die Jugend lern­te hier, was alles sie im Leben errei­chen kann, wenn ein meck­len­bur­gi­scher Pfar­rers­sohn, unter den ungüns­tigs­ten Umstän­den auf­ge­wach­sen, es so weit brin­gen konn­te.“ Daß Lud­wig immer die Waa­ge hält zwi­schen der dunk­len Sei­te, die Schli­e­mann rück­sichts­los sei­ne Zie­le ver­fol­gen ließ, und der hel­len Sei­te, die ihn Ver­ant­wor­tung für die Din­ge, die in sei­ner Macht lagen, über­neh­men ließ, mag auch damit zusam­men­hän­gen, daß die Fami­lie selbst Lud­wig mit der Bio­gra­phie beauf­trag­te und ihm damit erst­mals die in gro­ßer Zahl vor­han­de­nen Quel­len zur Ver­fü­gung standen.

Schli­e­mann glaub­te an die Rea­li­tät der in der Ili­as geschil­der­ten Ereig­nis­se. Er war dar­in nicht der ein­zi­ge, son­dern er wuß­te sich dar­in mit einer Rei­he von Lieb­ha­bern einig, die ihre Inter­pre­ta­ti­on in Rei­se­füh­rer hat­ten ein­flie­ßen las­sen. Gegen­tei­li­ger Auf­fas­sung war vor allem die Wis­sen­schaft. Sie sah in der Schil­de­rung des zehn­jäh­ri­gen Kamp­fes um Tro­ja, in sei­ner lan­gen Vor­ge­schich­te und der Odys­see rei­ne Hirngespinste.

Schli­e­mann, den es sel­ten län­ger als weni­ge Wochen an einem Platz hielt, unter­nahm nach einer Welt­rei­se zahl­rei­che Aus­flü­ge in den Mit­tel­meer­raum und ver­such­te dabei die Orte des Mythos zu iden­ti­fi­zie­ren. Den Anfang mach­te die Insel Itha­ka, auf der er nach den Orten fahn­de­te, die bei der Heim­kehr des Odys­seus eine so ent­schei­den­de Rol­le gespielt hat­ten. Schli­e­mann war hier noch völ­lig naiv, auch wenn er sich flei­ßig bele­sen und sogar Vor­le­sun­gen in Paris gehört hat­te. Er ver­mu­te­te in einem Fund mut­maß­li­cher Urnen­ge­fä­ße gleich die Asche des Odys­seus. Doch Schli­e­mann lern­te schnell und er war mit einem untrüg­li­chen Gespür für den rich­ti­gen Ort aus­ge­stat­tet. Denn selbst wenn es die Kon­ti­nui­tät eines Ortes von der Anti­ke bis in die Neu­zeit gab, stell­te sich die Fra­ge, an wel­cher Stel­le man den Spa­ten anset­zen sollte.

Zu einem noch viel grö­ße­ren Pro­blem wur­de die­se Fra­ge bei der Suche nach Tro­ja. Wäh­rend heu­te die Fra­ge dis­ku­tiert wird, ob es Tro­ja über­haupt jemals gege­ben hat, stand damals die Fra­ge nach sei­nem Stand­ort in Mit­tel­punkt der Debat­te. Schli­e­mann besich­tig­te bei­de damals in enge­rer Aus­wahl ste­hen­den Orte in der west­li­chen Tür­kei und ent­schied sich auf­grund der natür­li­chen Gege­ben­hei­ten, die schon mit der Ili­as über­ein­stim­men soll­ten, und den Ergeb­nis­sen einer Pro­be­gra­bung für Hir­sa­lik Tepe, den Palast­hü­gel. Die­ser Sie­dungs­hü­gel ist heu­te UNESCO-Welt­erbe. An ihm wird wei­ter­hin gegra­ben, was eigent­lich ein Hin­weis dar­auf ist, daß Schli­e­mann rich­tig lag – wäre da nicht Fra­ge, ob Tro­ja über­haupt jemals exis­tier­te. Über die von Homer Ili­on genann­te Stadt gab es damals sonst kei­ne Quel­len (und auch heu­te sind die weni­gen Hin­wei­se aus dem Hethi­ter­reich auf die­se Stadt umstrit­ten). Davon ließ sich Schli­e­mann nicht beein­dru­cken, son­dern han­del­te wie ein Vor­ge­schichts­for­scher, den oft­mals auch nur Boden­auf­fäl­lig­kei­ten auf eine mög­li­che Fund­stät­te hinweisen.

Eben­so­we­nig ließ er sich von den prak­ti­schen Pro­ble­men beein­dru­cken, die er als Her­aus­for­de­rung annahm und so lan­ge bear­bei­te­te, bis sie gelöst waren. Als pro­ble­ma­tisch erwie­sen sich vor allem die Besitz­ver­hält­nis­se des Hügels und die noto­ri­sche Kor­rum­pier­bar­keit und Unzu­ver­läs­sig­keit der tür­ki­schen Behör­den, denen Schli­e­mann eine Gra­bungs­er­laub­nis abtrot­zen muß­te. Die­se Pro­ble­me lös­te er prag­ma­tisch und nicht immer so, daß alle mit dem Ergeb­nis zufrie­den gewe­sen wären. Mal schuf er Tat­sa­chen, indem er ein­fach anfing zu gra­ben, mal ter­ro­ri­sier­te er jeden erreich­ba­ren Kon­takt mit Brie­fen, die zu sei­ner Unter­stüt­zung auf­for­der­ten; und wenn nichts mehr half, regel­te Geld die Pro­ble­me. Das Geld war neben dem Enthu­si­as­mus der ent­schei­den­de Vor­teil, über den Schli­e­mann ver­füg­te und der allen ande­ren, die ähn­lich dach­ten wie er, fehl­te. Das Geld ver­setz­te ihn in die Lage, die­ses Groß­pro­jekt ohne jede staat­li­che Unter­stüt­zung in Angriff zu nehmen.

Das Geld führ­te auch dazu, daß er ziem­lich rabi­at vor­ging. Denn ihm war klar, daß er erst eine Men­ge Hin­ter­las­sen­schaf­ten aus hel­le­ni­scher und römi­scher Zeit abräu­men muß­te, bevor er auf das Tro­ja der Ili­as sto­ßen wür­de. Er grub dazu, mit Hun­dert­schaf­ten von Arbei­tern, ein­fach einen Gra­ben über das Gelän­de in der durch­aus nahe­lie­gen­den Annah­me, daß sich an der Gra­ben­wand die Schich­ten der Stadt abzeich­nen wür­den, so daß eine Ein­schät­zung der Lage der Tro­ja-Schicht mög­lich sein wür­de. Daß er alles, was ver­meint­lich jün­ger als sein Tro­ja zu sein schien, rück­sichts­los zur Sei­te räum­te, macht man ihm bald zum Vor­wurf. Aber Schli­e­mann war bei die­ser Art Gra­bung Pio­nier und schuf erst für sei­ne (oft­mals pro­fes­sio­nel­len) Nach­fol­ger die Mög­lich­keit, dar­aus eine Metho­de zu machen. Und Schli­e­mann wur­de fün­dig: Im Mai 1873 fand er den soge­nann­ten „Schatz des Pria­mos“, der ihm zur Berühmt­heit ver­half und sei­ne The­se zu stüt­zen schien. Die Fach­welt reagiert ableh­nend, mut­maß­te eine Fäl­schung oder ver­setz­te den Fund in der Zeit der Völ­ker­wan­de­rung. Alles das hat sich als falsch her­aus­ge­stellt, aller­dings lag auch Schli­e­mann mit sei­ner Benen­nung daneben.

Zur Ein­ord­nung der Fun­de haben die auf Schli­e­mann fol­gen­den Gra­bun­gen bei­getra­gen, die vor allem Licht in die von ihm nur unvoll­stän­dig ergra­be­ne Schich­ten­fol­ge von Tro­ja brach­ten. Dem­nach gehört der „Schatz des Pria­mos“ in eine Schicht, die in die frü­he Bron­ze­zeit und damit auf die Zeit um 2500 v. Chr. datiert wird. Mit dem Tro­ja­ni­schen Krieg, der um 1200 v. Chr., also in der Spät­bron­ze­zeit, statt­ge­fun­den haben soll, hat er also nichts zu tun. Daher wird er heu­te auch schnö­de als „Schatz­fund A“ bezeich­net. Wor­um es sich dabei han­delt, um ein Bau­op­fer oder ein Schatz­ver­steck ist unklar, weil die Auf­fin­de­si­tua­ti­on von Schli­e­mann nur unzu­rei­chend doku­men­tiert wur­de. An die­ser Nach­läs­sig­keit haben sich zahl­rei­che Vor­wür­fe gegen Schli­e­mann geknüpft, die sei­ne Leis­tung in Fra­ge stel­len woll­ten. Einer sei­ner Nach­fol­ger als Aus­grä­ber von Tro­ja, Man­fred Korf­mann, hat dage­gen fest­ge­hal­ten, daß sich Schli­e­mann, „was die archäo­lo­gi­schen Fak­ten bei sei­nen Aus­gra­bun­gen in Tro­ja betrifft,  den Mög­lich­kei­ten ent­spre­chend ver­läss­lich und damit als pro­fes­sio­nell erwie­sen“ hat. Auch wenn der Schatz nicht zum Tro­ja­ni­schen Krieg gehört, gibt es auf dem Sied­lungs­hü­gel eine Schicht, die in die­se Zeit fällt, so daß die Datie­rung des Schat­zes nicht die Exis­tenz Tro­jas in Fra­ge stellt.

Schli­e­mann war sich unschlüs­sig, was er mit sei­nen tro­ja­ni­schen Fun­den begin­nen soll­te. Die deut­schen Gelehr­ten schmäh­ten ihn als Dilet­tan­ten, und über­haupt war er der Mei­nung, daß die Deut­schen ihm den Rücken gekehrt hät­ten. Er hat­te des­halb kein Pro­blem, aus prag­ma­ti­schen Grün­den zuerst rus­si­scher uns spä­ter ame­ri­ka­ni­scher Staats­bür­ger zu wer­den. Sei­nen Wohn­sitz hat­te erst in Peters­burg, dann in Paris und die letz­ten 20 Jah­re in Athen.

Nahe­zu vor­be­halt­los wur­de Schli­e­mann in Eng­land für sei­ne Fun­de gefei­ert, womög­lich nicht zuletzt des­we­gen, weil sich der dor­ti­ge Adel mit­un­ter auf Äne­as als Urva­ter berief. Den Kon­takt nach Deutsch­land stell­te Rudolf Virch­ow her, der als Anthro­po­lo­ge ein gro­ßes Inter­es­se für die Vor­ge­schich­te und damit Inter­es­se an den Fun­den hat­te, und der als Poli­ti­ker über den nöti­gen Ein­fluß ver­füg­te, um die Ent­schei­dungs­trä­ger für Schli­e­mann zu gewin­nen. Schließ­lich schenk­te Schli­e­mann den Schatz dem „deut­schen Vol­ke“ und knüpf­te dar­an die Bedin­gung, daß er in einem eige­nen Aus­stel­lungs­ort gezeigt wer­den müß­te. Der Schatz fand sei­nen Platz im Muse­um für Völ­ker­kun­de, aus dem er wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs aus­ge­la­gert wur­de. Um ihn vor Plün­de­rung zu bewah­ren, wur­de er nach Kriegs­en­de den Sowjets über­ge­ben, die ihn nach Ruß­land brach­ten und dort versteckten.

Die Öffent­lich­keit war davon über­zeugt, daß der Schatz ver­nich­tet wor­den war. Erst 1993 gab die rus­si­sche Regie­rung zu, daß er in einem Depot lager­te. Alle halb­her­zi­gen Bemü­hun­gen, den Schatz wie­der nach Ber­lin zu holen (oder ihn nach Tro­ja zu brin­gen), schei­ter­ten. Ein rus­si­sches Gesetz, das die Resti­tu­ti­on von Kriegs­beu­te ver­bie­tet, ver­leiht dem gan­zen einen recht­mä­ßi­gen Anstrich.

Neben Tro­ja ist Schli­e­mann für die Erfor­schung der myke­ni­schen Kul­tur bekannt gewor­den. In Myke­ne för­der­te er bedeu­ten­de Fun­de zuta­ge, dar­un­ter eine Gold­mas­ke, die er König Aga­mem­non zuschrieb. Auch wenn man sich heu­te einig ist, daß auch die­ses Fund­stück eini­ge Jahr­hun­der­te älter als der Tro­ja­ni­sche Krieg ist, so hat auch hier Schli­e­mann mit sei­ner Schrift­gläu­big­keit, dies­mal folg­te er den Hin­wei­sen des anti­ken Rei­se­schrift­stel­lers Pau­sa­ni­as, den ent­schei­den­den Schritt gewagt und die als Schatz­häu­ser bezeich­ne­ten Schacht­grä­ber frei­ge­legt. Aber auch hier dau­er­te es lan­ge, bis Schli­e­manns Gra­bun­gen von den Fach­wis­sen­schaft­lern wenigs­tens wohl­wol­lend zur Kennt­nis genom­men wur­den. Dabei spiel­te nicht nur der Neid und das Miß­trau­en der Pro­fis eine Rol­le, son­dern auch Schli­e­manns eigen­tüm­li­che Per­sön­lich­keit, der auf sei­nen Zeit­ge­nos­sen durch­aus nicht den güns­tigs­ten Ein­druck mach­te. Der Tod ereil­te ihn am 26. Dezem­ber 1890 in Nea­pel, weni­ge Tage spä­ter wuß­te es die gan­ze Welt, der Kai­ser schick­te ein Bei­leid­te­le­gramm an die Familie.

War­um Schli­e­mann heu­te mehr ist als eine Fuß­no­te in der Wis­sen­schafts­ge­schich­te der Archäo­lo­gie, son­dern schon zu Leb­zei­ten unge­heu­er popu­lär war und bis heu­te fas­zi­niert, liegt in sei­nem Lebens­weg und dem Gegen­stand sei­nes Stre­bens begrün­det. Der Schrift­stel­ler Hein­rich Alex­an­der Stoll, der Schli­e­manns „Traum von Tro­ja“ als das gute deut­sche Erbe für die DDR bewah­ren woll­te, schrieb: „Schli­e­manns Lebens­werk galt einem Gebiet, das der All­ge­mein­heit ver­traut war. Selbst in den ent­le­gens­ten Dorf­schu­len war um jene Zeit vom Tro­ja­ni­schen Krieg die Rede gewe­sen, von dem hel­den­haf­ten Kampf einer über­fal­le­nen Stadt, die sich zehn Jah­re lang gegen erdrü­cken­de Über­macht hielt und schließ­lich nur durch eine List über­wäl­tigt wer­den konn­te, von Hek­tor und Achil­leus und der schö­nen Hele­na, von Aga­mem­non und Kly­taim­nes­tra und wie die Gestal­ten der grie­chi­schen Sage alle hie­ßen. Und dies alles, so bewies Schli­e­mann durch sei­ne Fun­de, war eben kei­ne blo­ße Sage, son­dern Tat­sa­che. Was Wun­der also, daß sich das Volk für die­sen Mann begeisterte…“

Erik Lehnert

Erik Lehnert ist promovierter Philosoph.

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Kommentare (50)

Franz Bettinger

6. Januar 2022 09:29

Mir blieb der 10-jährige Kampf um Troja so unverständlich wie das Nibelungen-Lied und - ja, ich will es hinzufügen - die Bibel. Oder sollen uns die Mythen nur klar machen, dass das Leben ein unerklärliches Drama ist? Denn die Moral von der Geschicht, die Quintessenz, vermag ich aus all dem nicht zu ziehen. Gelesen hab ich's dennoch gern. Und bewegt hat das schon viel in mir. Kann's nur nicht fassen.

Niekisch

6. Januar 2022 10:09

Welche Überraschung, nach 55 Jahren das Löwentor in Mykene wieder zu sehen, durch das ich im Rahmen meiner Abiturfahrt bei größter Hitze schritt. Damals herrschte in Griechenland die Militärdiktatur, was unseren Lehrer verunsicherte, mich hingegen veranlaßte, an den Stacheldrahtzaun eines Internierungslagers zu gehen und den jungen Gefangenen Zigaretten zuzuwerfen. Schon mit 17 konnte ich den tiefen Riss zwischen "rechts" und "links" nicht verstehen. Während unser Lehrer ständig von deutscher Schuld während der deutschen Besatzung sprach, begegneten uns die Griechen überaus freundlich, nicht nur gastfreundlich. Und Heinrich Schliemann? Für mich Genie und Ignorant zugleich, wie des öfteren bei fast all diesen Weltgewegern.

Franz Bettinger

6. Januar 2022 10:16

"Dies alles, so bewies Schliemann durch seine Funde, war eben keine bloße Sage, sondern Tatsache.“ Wirklich? Ich habe's anders in Erinnerung und würde gern widerlegt werden. War Schliemann nicht ein großer Schwindler? Er hat doch Troja gar nicht gefunden und auch nicht den Schatz des Priamos. Er hatte doch alle Arbeiter (Zeugen) fortgeschickt; als er den 'Schatz' fand, war er ganz allein. Dann stellte sich bei der metallurgischen Analyse noch raus, dass  das Gold einen zu hohen Reinheitsgrad besaß und also modernen Ursprungs war, d.h. dass H.S. es sich selbst besorgt haben musste. Reich genug war er. Ich weiß nicht mehr, wo ich das las; es klang überzeugend. Gab es nicht ein Geständnis seiner Frau? Nebenbei, die Sache mit dem Pferd, in dem der Feind steckt, hielt ich immer schon für unrealistisch. Das musste doch auch den alten Griechen, die Homer lauschten, spanisch vorgekommen sein. „So blöd kann keiner sein,“ wird Kassandra (Kinski vorweg nehmend) gerufen haben. 

Laurenz

6. Januar 2022 10:28

@Franz Bettinger (1)

"Kann's nur nicht fassen."

Lieber Franz, Du mußt, wie auch Schliemann dies wohl tat, einfach Dein Bewußtsein in diese Zeit, die Homer beschreibt, schieben.

Manche Wissenschaftler meinen, der angebliche Homer hätte beim literarischen Troja die Örtlichkeiten seiner mutmaßlichen Heimatstadt, eine der antiken Metropolen an der Südküste der heutigen Türkei, beschrieben, die wesentlich besser zur literarischen Beschreibung paßt.

Wenn man sich die 13 oder mehr Schichten des heute als Troja benannten Ortes anschaut, so ist seine geo-strategische Bedeutung hervorzuheben, die Herrschaft über die Dardanellen, eine Lizenz zum Geld drucken, wobei es wohl in der frühen Bronzezeit noch gar kein Geld gab. Und wo "Geld" ist, sind auch schöne Frauen anzutreffen.

Da Griechenland (Hellas) wohl schon in Archaik föderal gestaltet war, ist Krieg im antiken Griechenland der Normalzustand, schon gar nach den sogenannten Dorischen Wanderungen, die heute zwar angezweifelt werden, aber der Geschichtswissenschaft, wie den Archäologen ist nur wenig zu trauen. Hier ist alle Theorie arg grau & nebulös.

Laurenz

6. Januar 2022 10:38

@Franz Bettinger (2)

Schon Alexander der Große eiferte Achilles nach, vor allem im gelungenen erfolgreichen Streben nach Unsterblichkeit, zumindest im Bewußtsein der Menschheit.

Als nach Philipps Tod, Alexander das Erbe antrat, wollte der Korinthische Bund nicht mehr so richtig mitspielen. Daraufhin machte Alexander, um ein Exempel zu statuieren, einfach die schwulen Thebaner platt. Und schon spielten wieder alle mit. Damit war das Ende des föderalen Hellas eingeläutet.

Schliemanns Verdienst ist es, Geschichte & Archäologie populär & breiteren Schichten zugänglich gemacht zu haben. Das kann Ihm auch niemand mehr nehmen. Um Dein Bewußtsein in eine jeweilige Zeit zu verschieben, brauchst Du zwar einerseits Kenntnisse, aber andererseits ist ein geistiger Zustand hilfreich, wie Du ihn beim Wildwasser fahren erzielst. Nur befährst Du kein wildes Wasser, sondern reist in der Zeit.

RMH

6. Januar 2022 11:43

"Dann stellte sich bei der metallurgischen Analyse noch raus, dass  das Gold einen zu hohen Reinheitsgrad besaß und also modernen Ursprungs war,"

@F.B.,

der Himmelsscheibe von Nebra wird auch angedichtet, dass sie ein Fake sei - aufgrund irgendwelcher Untersuchungen (das Landeskundemuseum in Halle ist dennoch einen Besuch wert).

Irgendwie ist das aber auch ermüdend, dass immer alles Fake, Fälschung und Schwindel sei. Der Schmuck den Schliemann fand, ist ja auch nach herrschender Meinung älter als Troja (siehe Artikel).

Schon zu Goethes Zeiten war übrigens die Altphilologie in Deutschland auf dem Kurs, dass es "den Homer" eigentlich gar nicht gegeben haben kann, sondern dass es mehrere, unbekannte Autoren waren, aus denen sich die Werkes "Homers" zusammensetzen (vergleichbares ist ja auch Stand der Bibelforschung).

Belassen wir es doch einmal beim Mythischen, schwelgen ein bisschen ...

"So, I drink a German wine
And drift in dreams of other lives
And greater times"

(D.i.J. - Runes and Men )

Niekisch

6. Januar 2022 11:56

"..sogenannten Dorischen Wanderungen, die heute zwar angezweifelt werden,..".."machte Alexander, um ein Exempel zu statuieren, einfach die schwulen Thebaner platt."

@ Laurenz 10:38: Belegen Sie doch bitte nachvollziebar, wer die Wanderungen der Dor(i)er anzweifelt und wieso "die Thebaner", also alle Thebaner, Schwule waren. Besten Dank!

Niekisch

6. Januar 2022 12:13

"Irgendwie ist das aber auch ermüdend, dass immer alles Fake, Fälschung und Schwindel sei."

@ RMH 11:43: Deshalb etwas Erfrischendes: "Wen rührt nicht die liebliche Szene, da Hektor von Gattin und Kind Abschied nimmt,  um zum Todeskampfe hinauszuziehen? Wie zart ist das erste Erwachen der Neigung im Herzen der jungfräulichen Königstochter zu dem fremden Manne ausgedrückt? Lebenswahre Schilderungen, einfache, leicht verständliche Anschauungen,eine edle, schöne Sprache in nie versagender Fülle machen Homer zum rechten Volksdichter." ( Manitius/Rudel/Schwan Ill.  Weltgeschichte, Bd 1, 1931, S. 174 )

Laurenz

6. Januar 2022 12:31

@Niekisch

"Dorische Wanderungen"

Ich zweifle Sie ja nicht an. Nur der historische Mainstream tut dies, weil hier ein Bewegung aus Zentral-Europa vonstatten ging. Es kann halt nicht sein, was nicht sein darf. Dasselbe gilt für die "Seevölker". Aber Sie sind, wenn Sie an meiner Aussage Zweifel haben, Selbst in der Lage, im Netz nachzuschauen.

"Schwule Thebaner"

Und natürlich waren nicht alle Thebaner schwul, die Frauen & Kinder wurden versklavt. Aber die Elitetruppe, die gegen Alexander kämpfte, war schwul, die "Heilige Schar", also handelt es sich hier um eine auch geistige Haltung, bei der Frauen nicht, wie bei uns, einem Ideal angehörten, sondern nur einen Funktionszweck hatten. 

Um eine gute Einschätzung geschichtswissenschaftlichen Unfugs von herrschenden Lehrmeinungen breitzutreten, hatte ich schon mal diesen Film über die Cheops-Pyramide und anderer historischer Monumental-Bauten gepostet. Der Film ist leider nur etwas langatmig, aber trotzdem spannend & verblüffend.

https://youtu.be/Batr_H28rEo

Der_Juergen

6. Januar 2022 13:52

Danke für den schönen Artikek. Erik Lehnert. Ich wusste als Schliemann-Bewundererer schon fast alles, aber es freut mich, dass sie diesem Helden meiner Jugend einen anerkennenden Beitrag widmen.

Old Linkerhand

6. Januar 2022 16:05

Etwas Chuzpe hatte der Mann schon. Der Konflikt der deutschen Geisteswissenschaft mit Schliemann wurde von Fontane in einer Unterhaltung zwischen Gymnasiallehrern in "Frau Jenny Treibel" sehr schön beschrieben. Aber mal Butter bei die Fisch: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit den Schatz des Priamos und die Maske des Agamemnon zu finden? Erinnert mich an O. J. Simpson, der von einer geistig minderbemittelten  Jury für unschuldig erklärt wurde. 

Monika

6. Januar 2022 16:10

Danke für den schönen Beitrag. Nachdem der 200. Geburtstag von Dostojewski leider kein Thema war ( ich kann’s mir nicht verkneifen) , wird wenigstens an Heinrich Schliemann erinnert. Als Kind verschlang ich das Buch von Ceram „Götter, Gräber und Gelehrte“ und bin ganz dem Mythos der Entdeckung Trojas erlegen und dessen Wirksamkeit. Es ging zwar nicht auf große Weltreise, aber ein geheimnisvoller großer roter Stein mit Ornamenten musste aus dem naheliegenden Mainufer bei Frankfurt geborgen werden. Mit Schulkameraden besorgen wir Kinder einen Schubkarren und fuhren das „wertvolle“ Stück nach Hause. Wie enttäuscht waren wir, als die Erwachsenen nicht erfreut waren, sondern uns aufforderten, den Sandstein von einem abgerissenen  Kriegerdenkmal wieder zurückzubringen. 😢 Weitere erfolglose Grabarbeiten im heimischen Garten beendeten die „Karriere“ von uns Hobbyarchäologen. 

Auf Sehrohrtiefe

6. Januar 2022 16:39

Ich danke für diesen wichtigen, differenzierten und gleichzeitig zum Nachdenken motivierenden Beitrag.

Was zählt, ist der Mythos. Ich kenne keinen Großen, der frei von Sünde und Verirrung ist, aber das spielt keine Rolle. Das, was als Kern und Antrieb einer Bewegung entstanden ist und bleibt, ist das, was zählt. Hier steht Schliemann auf einer Stufe mit Pierre de Coubertin oder - man verzeihe mir den etwas schiefen Vergleich - Karl May. Schliemann formte Jahrtausende der tradierten Sage, die ja stets einen Wahrheitskern beinhaltet, in eine neuzeitliche Bewegung, die Abertausende andere motivierte und der Jugend eine Richtung und geistige Struktur gab.

Wer sich anschaut, wie verkommen heutzutage die Olympischen Spiele sind (bald wieder zu bewundern), wie abstrus Indianerspiele auf manche Beobachter wirken (die ihre gemeinschaftsstiftende Funktion nie begriffen) oder, um beim Beispiel zu bleiben, wie tief das Stirnrunzeln der "Wissenschaft" gegenüber Schliemann war und ist, der verkennt die Kraft dieses Ursprungsmythos. Wen interessieren historische Detils, zumal die "Wissenschaft" als verludertes Machtinstrument einer herrschenden Elite selbst schon lange nicht mehr an Fakten interessiert ist und zerstören will, was die Essenz unseres Volkes ist? Schliemann ist und bleibt ein Held, der Großes schuf, und heute ist der Tag, ihn zu ehren.

Imagine

6. Januar 2022 17:06

1/3

Die Wirksamkeit eines Mythos‘ zeigt sich nicht darin, daß er tradiert wird, sondern zu welchen Leistungen er diejenigen anspornt, die an ihn glauben.“ – so die Eingangsthese.

Schliemann – so die  Erzählung – entwickelte in jungen Jahren eine fixe Idee, die er zeitlebens verfolgte.

Vom Verhalten eines Schliemann auf die generelle „Wirksamkeit eines Mythos“ zu schließen, ist aus wissenschaftlicher Perspektive fragwürdig.

Mythen gibt es unzählige. Einige wurden handlungsleitend für eine große Anzahl von Menschen.

Einige moderne Beispiele:

So der marxistische Mythos von der Arbeiterrevolution, der NS-Mythos von den Ariern als gottgewollte Herrenrasse und des kommenden „tausendjährigen Reichs“.

Ein Mythos von der besonderen Qualität des deutschen Volks scheint in Teilen der Bevölkerung noch wirksam zu sein, und zwar in höchst gegensätzlicher Weise. Die einen halten das deutsche Volk für ewige Nazis und daher für kulturell minderwertig, die Rassisten hingegen für ein genetisch höherwertiges Volk.

Weitaus wirksamer ist bei ca. zwei Milliarden Menschen im Einflussbereich des US-Empire der Mythos von der angeblich einen dauerhaft wachsenden Wohlstand sowie zunehmende Freiheit bringenden Marktwirtschaft und der repräsentativen Demokratie, wo angeblich der Wille des Volkes politisch umgsetzt wird .

Imagine

6. Januar 2022 17:10

2/3

An den Mythos von Demokratie und Marktwirtschaft glauben zumindest über eine Milliarde Chinesen nicht. Und wie der wissenschaftlich-technische Fortschritt, das Wirtschaftswachstum und der steigende Machtzuwachs zeigen, scheint die chinesische Ideologie mit Ziel des Aufbaus einer sozialistischen Gesellschaft weitaus wirksamer und erfolgreicher zu sein.

Zurzeit dominiert in der Welt des US-Empire der Mythos von der Corona-Pandemie.

Wer, wie frühere Verfassungsschutzchef Maaßen, dieses Narrativ in Frage stellt und den Verdacht äußert, dass die Corona-Pandemie genutzt werden solle, um den Staat autoritärer und weniger freizumachen und sich dabei auf das Buch "Covid-19: Der große Umbruch" von Klaus Schwab und Thierry Malleret bezieht, bekommt als Reaktion Forderungen nach Parteiausschluss (https://tinyurl.com/ysdah6bd).

Die These, das sich die Wirksamkeit eines Mythos darin zeige, wie er gläubige Menschen zu Leistungen ansporne, ist m.E. subjektivistisch und postmodern.

Dagegen möchte ich mit der Aussage der 11. Feuerbach-These antworten:

Mythen sind Narrative, welche die Welt verschieden interpretieren, es kommt aber darauf an, ob sie Wirkkraft besitzen, die Welt zu verändern.

Das ist jedoch nur möglich, wenn sie objektive Wirklichkeit und Wahrheit über die Welt, wie sie tatsächlich ist,  beinhalten und nicht nur Ausdruck subjektiver Beliebigkeit oder von Herrschaftsideologie sind.

Imagine

6. Januar 2022 17:11

3/3

Das Wirtschaftswachstum und der Machtzuwachs Chinas basiert nicht auf Mythen, sondern auf der praktischen Überlegenheit durch eine der objektiven Realität entsprechende sozialwissenschaftliche und ökonomische Theoriebildung sowie an Machtverhältnissen, welche ermöglichen, diese Theorien in gesellschaftliche Wirklichkeit umsetzen zu lassen.

Die westlichen Gesellschaften hingegen werden durch ihre wissenschaftsfernen, von subjektiven Interessen gesteuerten Narrative und Mythen scheitern, egal ob die Mehrheit der Bevölkerung daran glaubt und sich wie Vieh zum Impfen treiben lässt.

Es gibt objektive Wahrheiten, man kann Völker nicht ewig belügen und betrügen, früher oder später werden die herrschenden wirklichkeitsfernen Konstrukte kollabieren, so wie beim Stalinismus und dem Hitlerismus. Aber zuvor werden schreckliche Zeiten anbrechen und es wird viele Menschenleben kosten.

Laurenz

6. Januar 2022 17:59

@Old Linkerhand

Wie 

"minderbemittelt"

muß ein ganzes Volk sein, welches einen, der der Beihilfe zur Steuerhinterziehung überführt ist, zum Kanzler wählt? Wenn wir weiter runterschauen, wird es nicht besser. Die Berliner Bürgerschaft wählte eine kriminelle Betrügerin zum Oberbürgermeister. Dieser weibliche Oberbürgermeister ist auch noch gut & gerne mit einem Betrüger verheiratet, der wegen seines Betrugs seine Beamtenstelle verlor. Dasselbe gilt für die minderbemittelte Frankfurter Bürgerschaft.

@Monika

Überall gibt es Vereine, welche die Notgrabungen beim geplanten Straßenbau bewältigen. Wenn die Mitglieder dieser Vereine Wochenende für Wochenende raus müssen, finden die immer was, wenn auch nicht unbedingt Goldartefakte.

Kurativ

6. Januar 2022 20:42

Schliemann ist die personifizierte Griechenlandsehnsucht der Deutschen. Auch ich merke diese seltsame Griechenlandsehnsucht beim Lesen dieses Artikels. Was treibt die Deutschen an, den alten Griechen so sehr auf die Spur zu kommen? Ist es die schlichte Wahrhaftigkeit? Oder ist es das Schicksal, von einer anderen, größeren Macht kopiert, ausgebeutet und beherrscht zu werden?

Vielleicht kommen die alten Griechen ursprünglich selber aus dem Norden (Hyperborea) und haben den Wandel im Mittelmeer angestoßen.

Old Linkerhand

6. Januar 2022 21:17

@Laurenz

Im Fall O. J. Simpson ergab die genetische Untersuchung des am Tatort gefundenen Blut eine Übereinstimmung von 2 Milliarden zu 1. Die geistig minderbemittelte Jury insistierte zur 1. Damit gelten Sie mit Ihrer Behauptung "alle Thebaner waren schwul" mit einer Wahrscheinlichkeit ca. 100000 zu 0, in Berlin immer noch als hochbegabt. Okay, Scherz beiseite. Die Giftey wurde sogar mit einer Wahlbeteiligung von 150% Oberbürgermeister. In Berlin kein Problem, Ergebnis stimmt, wir sehen uns 4-5 Jahren. Der durchschnittlich begabte Berliner denkt so: Die Alte hat bei ihrer Doktorarbeit betrogen. Was ist schon dabei. Ich habe doch auch bei meinem Hauptschulabschluss abgeschrieben. Wo ist da das Problem? Kavaliersdelikt und so.

 

 

Laurenz

6. Januar 2022 23:29

@Old Linkerhand @L.

Auch bei Mord, je nachdem, wer ihn begeht & wer das Opfer ist, sehen diesen wieder einige in unserer Nomenklatura, als

"Kavaliersdelikt"

an, wie Sie der bemerkenswerten Rede des schwulen AfD-Abgeordneten Sven Tritschler entnehmen können, auch wenn der von Ihm benannte Schwule beim Anschlag gar nicht starb. https://youtu.be/d8YYYCzvABM

Laurenz

6. Januar 2022 23:40

@Imagine

"China"

Bisher konnten Sie dem Forum nicht schlüssig darlegen, was Ihren Sozialismus in China vom Nationalsozialismus unterscheidet. Von daher liegen Sie mit dem NS-Mythos, der sich viel weniger auf "Rasse" als auf 2, mit China 3... Wirtschaftswunder bezieht, vollkommen falsch. Auch die Chinesen sehen sich selbst als überlegen an, und der Rest sind Barbaren.

Daß Sie Ihre Haltung so entsprechend formulieren, hat eher etwas mit Ihrem Gott Marx zu tun, dessen Mythos, dessen Stern Sie nicht fallen sehen wollen, da der Nationalsozialismus sich schlüssig bei Marx & dem Alten Testament einreiht, diesen folgt, wie Sie hier sehen können.

https://youtu.be/PtgADzsgLqs

oder sogar hier im ÖRR

mit den von so vielen Geliebten, Kant, Marx & Arendt. https://youtu.be/tw0fEzhqRoc

Die Alt-Linke macht sich wieder mal auch hier lächerlich. Eine Neue Linke gibt es ja auch nicht wirklich.

URN

7. Januar 2022 00:25

Ihr Problem, Laurenz, ist Ihre Mediengläubigkeit, allen voran Youtube.
In Einem allerdings haben Sie Recht; eine Neue Linke gibt es nicht. Sowenig wie eine Neue Rechte. Und wer die "Alt-Linke" gewesen sein soll, ist auch exklusives Laurenz-"Wissen".

Laurenz

7. Januar 2022 00:26

@Kurativ

"Was treibt die Deutschen an, den alten Griechen so sehr auf die Spur zu kommen?"

Ein "fast" (vollkommen) falsche Sicht der Dinge. Das betrifft nämlich ganz Europa, wenn wir mal davon absehen, daß fast der gesamte Adel Europas deutsch ist. Aber auch die elitären Gallo-Römer agierten nicht anders, schon nachdem man große Teile des Deutschen Adels in Frankreich einen Kopf kürzer gemacht hatte. Diese Gallo-Römer gingen sogar noch viel weiter, wie der völlig gescheiterte Ägypten-Feldzug Bonapartes beweist. Schauen Sie Sich den 2ten Teil der ARTE-Doku über den Louvre an. Das schützt Sie zukünftig vor solch unüberlegten Äußerungen bezüglich dieses Themas.  https://youtu.be/lymEzsNQn6o

Koek Boeri

7. Januar 2022 10:23

Meiner Meinung nach hat die unwissenschaftliche, sogar ANTIwissenschaftliche archäologische Tätigkeit von Schliemann vielleicht der Geshichtsforschung mehr Schaden als Nutzen gebracht. Die Ausgrabungen waren sehr amateurisch durchgeführt und deswegen werden es immer Zweifel bleiben ob Hirsalik wirklich DAS Troja war. Auch die Frage ob Troja wirklich existierte oder nur eine Erfindung von Homer war (Homer beschreibt den Trojanischen Krieg fast wie ein Computerspiel der Götter, die die Griechen und Trojaner (Hettiten) als "units" benutzen), zumindest ist die zehnjährige Belagerung eine militärisch-logistische Unmöglichkeit.

Persönlich ich stehe für eine heretische Version, laut deren Troja, Jerusalem und Rom die zetlich differente Namen einer Stadt sind, die heute Istanbul heisst. Jerusalem in der Palästine (oder Al-Quds oder auch Küdus) ist eine offensichtliche Fälschung, was Mark Twain noch vor 150 Jahren bemerkt hat. Das (italienische) Rom war vielleicht auch vor dem 15. Jahrhundert existent, aber eben als ein kleines Dörfchen und seine Entwicklung begann nur danach, als Griechen aus dem Konstantinopel dorthin übersiedelt haben - nach 1453.

Hajo Blaschke

7. Januar 2022 10:37

Mein Held und Fachmann der Archäologie ist der Ausgräber und Finder von Babylon, der Begründer der modernen Archäologie Robert Koldewey. Geboren in Blankenburg, heute in Sachsen-Anhalt.

Seine Fundstücke sind im Pergamon-Museum in Berlin zu bewundern.

Kurativ

7. Januar 2022 11:46

Sehr geehrter "Laurenz",

vielen Dank für den Weiterverweis nach Jutube und dem GEZ-Sender Art. Ich wehre mich gegen die unverschämten Gebührenzahlungen und schaue auch keine Sendungen des links-globalistisch verseuchten Senders des ÖR. Dort findet sich auch nichts, was ich nicht auch in Büchern und freien Medien finden würde. Der einzige Unterschied: Bei Art ist alles noch mit überflüssiger und manipulativer Hintergrundmusik hinterlegt, mit ablenkenden Audiokomentaren versehen und teurer Computeranimation überladen. Es ist auch schlecht, wenn sich die Menschen in die Nähe dieser Sender bewegen, weil bei nächsten Umschalten gleich die übelste Propaganda und Gehirnwäsche lauert. Wenn der GEZ-Sender Art als erstes abgeschaltet werden würde, ich hätte nichts dagegen. Wenn es wirklich etwas neues gibt, dann den neuen Internetsender RT-TV in deutscher Sprache. Ein russischer Sender, aber eben mal eine andere Sicht der Dinge.

Mit freundlichen Gruß,

K

Franz Bettinger

7. Januar 2022 11:59

@Koek Boeri: Applaus! Falls Sie Anatol Fomenko nicht kennen: dessen Chronologie-Kritik (die 1000 erfundenen Jahre, Ereignis-Dubletten, Skaliger ... ) dürfte Ihnen gefallen. 

Koek Boeri

7. Januar 2022 12:42

@Franz Bettinger

 

Danke schön, klar, habe ich Fomenko gelesen. Ich bin kein Fachmann, so kann ich nicht sagen, ob seine Ideen immer stimmen, aber wenn er die Fragen zu der "offiziellen" Geschichtsversion stellt, dann hat er absolut recht.  Seine Antworten auf diese Fragen können sicherlich manchmal falsch sein, aber er zeigt die Nachteile und Schwachstellen der offiziellen Version der Geschichtsschreibung.

Auch Herbert Illig fand ich interessant, die Idee der Phantom-Zeit und des erfundenen Charlemagnes.

Koek Boeri

7. Januar 2022 12:49

@Franz Bettinger

Mir blieb der 10-jährige Kampf um Troja so unverständlich wie das Nibelungen-Lied und - ja, ich will es hinzufügen - die Bibel.

Zehn Jahre Belagerung auf dem Lande ist eine absolute militärish-logistische Unmöglichkeit wie für alte Griechen, so auch für heutige Heere. (Cuba ist eine Insel, und auch die Seeblokade dort war für US Navy in 60er kompliziert.) Zehn Jahre in einem fremden Land kämpfen? Und was sollte man essen dabei? Wie war es mit den Ärzten und Medikamenten? Und die Frauen und Kinder wurden einfach so zu Hause gelassen? Und das alles nur wegen einer Diane Krüger? Das ist ebenso dumm, wie die 40-jährige Fussreise der biblischen Hebräer aus Ägypten in die Palästine. Einfach ein Märchen, unbegründet, aber weit geglaubt.

Laurenz

7. Januar 2022 12:56

@Kurativ & URN

Wir müssen auf der SiN unglaublich dankbar sein, daß Sie Beide uns nur aus Ihrem persönlichen Erfahrungsschatz erleuchten, da Sie ja "Medien", also auch Bücher generell abzulehnen scheinen. Oder haben Sie im Netz bereits den Kurativ/URN-Index veröffentlicht, welche Sender man sehen, welche Bücher man lesen, von welchen Verlagen man kaufen darf, eingestellt? Oder kann man auf Vevo Ihre Bücherverbrennungen zur Musik von Wagner, welche die Stimmen von Tenören ruiniert, bewundern?

Sie sind wohl Beide auf dem Gesicht ins Neue Jahr gerutscht.

Es gibt keine besseren Argumente, als diejenigen, die einem der politische Gegner in die Hand drückt. Das ist auch der Grund, warum JS gerne solche Quellen nutzt.

Und wenn Sie aus Gründen Ihrer selbst kreierten Hygiene-Vorschriften auf Gugel-Jutjub verzichten wollen, hindert Sie niemand in die Mediathek zu gehen oder nach anderen Anbietern zu forschen.

URN

7. Januar 2022 13:42

Erneut haben Sie, Laurenz, 12:56 den Beweis dafür geliefert, daß Sie des Lesens nicht kundig und/oder willig sind. Ich kann und will weder Ihnen noch anderen vorschreiben, "welche Sender man sehen, welche Bücher man lesen, von welchen Verlagen man kaufen darf". Davon steht in meinem Kommentar nicht ein Wort. Ihr Problem ist nicht die Nutzung unterschiedlichster Medien. Ihr Problem ist, daß Sie ein gläubischer (!) Mensch sind. Nun aber genug.

KlausD.

7. Januar 2022 13:53

"... das Rom der alten Welt, dessen gigantische Baudenkmäler noch nicht wie heutzutage durch den vandalischen Forschergeist der Archäologen in ihren Grundfesten durchwühlt und aus ihrer jahrhundertelangen Verschüttung bloßgelegt waren, sondern von wilder Vegetation überwuchert in traumhaft malerischer Erhabenheit den Besucher fesselten. Noch war weder im Forum noch im Coliseo der Boden aufgegraben, noch wandelte man zwischen den geheimnisvollen Palastruinen des Palatin ohne genauen Wegweiser herum, und aus den verwilderten Gärten der Villen schweifte der Blick über die weite Campagna mit ihren trümmerhaften Aquädukten bis an die Albaner- und Sabinerberge, ohne durch die ungefügen Zinskasernen einer neuen, nüchternen Zeit gehemmt und beleidigt zu werden."

"Vandalischer Forschergeist der Archäologen" ... so empfunden von Paul Heyse (er erhielt als erster deutscher Dichter 1910 den Nobelpreis für Literatur) bei seiner ersten Italienreise 1852 (aus Paul Heyse, Jugenderinnerungen und Bekenntnisse, Cotta, 1912).

Laurenz

7. Januar 2022 13:55

@Koek Boeri @Franz Bettinger

"10 Jahre (Trojanischer) Krieg"

Hier liegt Ihrerseits ein Mißverständis vor. Die Griechen segelten vor jedem Winter nachhause. Der Krieg fand nur im Sommer statt.

Es kommt mitunter auch auf die Art der Kriege an. Aber historische Beispiele gibt es genügend, die das Gegenteil Ihrer Aussage beweisen. Der 30jährige Krieg, der Indochina-Krieg der Franzosen, der Befreiungskrieg Vietnams, der Chinesische Bürgerkrieg, die Napoleonischen Kriege.

Der_Juergen

7. Januar 2022 15:49

@Franz Bettinger @Koek Boeri

Zu Illig, Fomenko und der "Phantomzeit":

Da ich wusste, wie brüchig die offizielle Geschichtsschreibung in Bezug auf  gewisse Ereignisse des 20. Jahrhunderts ist, las ich 1996 Illigs "Hat Karl der Grosse je gelebt?" mit lebhaftem Interesse. Die Lektüre überzeugte mich auf Anhieb davon, dass die herkömmliche Darstellung Karls des Grossen von Mythen wimmelt und wenig mit Wissenschaft zu tun hat.

Dies bedeutet freilich nicht, dass Karl nicht existiert hat. Illig hat nie schlüssig erklären können, weswegen er in islamischen Quellen erwähnt wird. Dass die katholische Kirche, die ihm zufolge hinter dieser und vielen anderen Fälschungen steckt, auch in Bagdad ihre Agenten hatte, die aus nicht klar ersichtlichen Gründen den Mythos von einem "Karl dem Grossen" schufen, ist allzu schwer zu schlucken.

Ein Eigentor ist Illigs Argument, man habe nur sehr wenige Münzen mit Karls Konterfrei gefunden. Wenn es Karl nicht gab, dürften natürlich überhaupt keine solchen Münzen existieren - es sei denn, man verschanzt sich hinter dem Argument, diese seien nachträglich von Fälschern geprägt worden. Wer von diesem behaupteten gigantischen Schwindel profitiert haben soll, begreift kein Mensch. 

 

 

Der_Juergen

7. Januar 2022 15:55

2. Teil

Von Fomenko habe ich nur einige Artikel gelesen, die, z. B. in Bezug auf den Ort, wo die Schlacht auf dem Schnepfenfelde stattgefunden hat, einleuchten. Wenn er aber anhand äusserst dürftiger Indizien behauptet, Japan habe einst zum Russischen Reich gehört, kann ich nur den Kopf schütteln.

Noch ein triftiges Argument gegen die Phantomzeit-These. Wenn, wie Illig und seine Jünger behaupten, die Jahre 614 bis 911 der christlichen Zeitrechnung "Phantom-Jahre" sind, muss auf das Jahr 614 in Wirklichkeit das Jahr 912 gefolgt sein. Wer, liebe Sezessionisten aller Richtungen, nennt mir eine Persönlichkeit, die sowohl anno 614  als auch anno 912 lebte?

Fazit: Diese "alternativen Historiker" sind insofern nützlich, als die den Finger auf offenbare Ungereimtheiten der offiziellen Geschichtsschreibung legen, vermögen ihre These von den "fehlenden Jahrhunderten" jedoch nicht schlüssig zu beweisen; im Gegenteil sprechen die Fakten dafür, dass es diese "fehlenden Jahrhunderte" nicht gab.

Laurenz

7. Januar 2022 16:02

@KlausD.

"Paul Heyse & die Vandalen"

Es ist klar, was gemeint ist, aber man tut den Vandalen Unrecht. In den gut 80 Jahren Ihrer Herrschaft im Großraum Tunesien ließen die Vandalen alles stehen, was die Römer gebaut hatten & weil sie selbst dort einzogen.

Laurenz

7. Januar 2022 16:03

@URN

"Sie ein gläubischer (!) Mensch"

Wenn der nicht so schlecht wäre, würde die Redaktion vor Lachen auf dem Boden liegen. Sie haben eben gemeinsam mit Kurativ Ihr Fett wegbekommen, der Einfachheit halber, warf ich Sie in einen gemeinsamen Topf. Das werden Sie überleben.

"den Beweis dafür geliefert"

Ich habe sehr genau gelesen, aber Sie haben nichts von Belang in den Raum geworfen, also wieder mal mit Sandkastenförmchen um sich geschmissen. 

"Alt - & Neu-Linke"

Ob man nun Ken-Jebsen-Interviews mit wem auch immer oder auf Telepolis hausieren geht, findet man einige Alt-Linke, die, wie die, neben Wagenknecht & Lafontaine, berühmteste Figur, Sarrazin aus dem "Framing" oder sagbaren Rahmen derer gefallen sind, die sich, u.a., heutzutage als "links" bezeichnen. Man kann zwar die Haltung, wie wir, vertreten, daß das alles keine echten Linken sind, aber diese Lackaffen & Hanswurste werden das anders sehen. Und deren Deutungshoheit ist meist besser finanziell unterlegt, als unsere Deutungsleibeigenschaft. Von daher, URN, schreiben Sie extrem schlampig, schlecht recherchiert & wenig durchdacht. Geben Sie Sich bitte mehr Mühe, wir sind hier nicht im Willy-Brandt-Haus.

Laurenz

7. Januar 2022 17:50

@Der_Juergen @Franz Bettinger @Koek Boeri

"vermögen ihre These von den "fehlenden Jahrhunderten" jedoch nicht schlüssig zu beweisen"

Stimme Ihnen da ausdrücklich zu. In dem Film, den ich oben für Niekisch verlinkt hatte, besagen führende Ägyptologen, daß es bei den sogenannten Pharaonen des Alten Reichs auf +-200 Jahre nicht ankommt, weil man es einfach nicht weiß. Es existieren nur schwierig lesbare schriftliche Zeugnisse aus wesentlich späterer Zeit. 

Wir haben einerseits die Vernichtung von Büchern durch spätrömische Kaiser, wie auch später durch die Islamische Eroberung zu vergegenwärtigen. Auch die Bildung des Adels war eingeschränkt. Auch im Vatikan liegt wenig Schriftliches vor. Die Pippinische Schenkung ist eine Fälschung aus wesentlich späterer Zeit. Der historische Karl befand sich fast immer im Krieg. Ab 793 gab es für 200 Jahre die Wikinger-Einfälle, danach begannen die Kreuzzüge. Und wo sollen denn die ganzen Normannen der Normandie herkommen, welche 1066 England & schon früher Süditalien eroberten, wenn tatsächlich 200 Jahre fehlen würden? Aus Wells' "Die Zeitmaschine"? In der Entwicklung des Schiffsbaus wären die 200 Jahre schwierig zu ersetzen. Da hätte wohl schon längst ein Dendrochronologe Alarm geschlagen.

anatol broder

7. Januar 2022 20:49

zeitgleich zum mythos von troja waren auch dinosaurier oder der äther gegenstand der suche nach dem jeweils fehlenden bindeglied. gelebt wird der mythos von dem, der geheimnisse nicht aushalten mag. man erkennt diesen menschenschlag am einfachsten an seiner reiselust. anstatt früher et in arcadia ego ruft er heute follow me on instagram. der mythologe glaubt nicht an wunder. dafür ist er abergläubisch, auch wenn er seine marotten selten zugibt. eine unterhaltung zwischen heinrich schliemann und garri kasparow über troja würde ähnlich verlaufen wie zwischen zwei verzogenen gören über tomorrowland.

mir ist es übrigens egal, ob mein vorname dem klassizismus oder dem historismus entspringt. denn meine heizung rauscht wie ein bach: «was braucht ihr euch zu zanken? ihr weichet doch einander nicht.»

Imagine

7. Januar 2022 22:06

Ich fände es interessant, wenn hier über die Wirkmacht von Mythen diskutiert würde.

Franz Bettinger

8. Januar 2022 02:16

@Jürgen: Fomenko hat Antworten auf Ihre berechtigten Fragen, die ich selbst auch alle anfangs gegen ihn in Position brachte. Er weist ausdrücklich darauf hin, dass es um 1000 AD einen Bruch in der Dentrologie (Baumring-Datierung) gibt. Man muss Fomenkos erstes Buch gelesen haben, um ihn zu verstehen. Es gibt darin ja viele smoking guns, z.B. die Ausgrabungen in Pompeji, die 1711 begannen und Artefakte zu Tage förderten, die es 79 AD nicht gab (mittelalterliche Fresken, Henker-Kapuzen, Ritter mit Visieren an den Helmen, Bischofs-Mützen, christliche Tabernakel, Symbole wie das Kreuz). Oder astronomische Ereignisse, die es unmöglich zur Zeit der „Klassischen Geschichte" gegeben haben konnte: die Triade des Thucydides (1 Sonnen- und 2 Mondfinsternisse, etwa 400 BC) oder die Datierung der extrem seltenen Supernovae (nur 3 davon haben Menschen gesehen und dokumentiert; der Rest von insgesamt 11 in historischer Zeit sind als Strahlenquelle heut noch nachweisbar. Jürgen, es ist faszinierend, dennoch nicht genug, um völlig überzeugt zu sein, was ich immer noch nicht bin; ist einfach nicht mein Thema und nicht mein Kompetenzbereich. Wesentlich war für mich aber Folgendes: Fomenko zu falsifizieren, schlug bei meinen Versuchen immer fehl. Ich habe mit Historikern, darunter 2 Professoren für Geschichte, über Fomenko lange debattiert, und die Gegenargumente waren: dürftig. Wenn immer ich glaubte, sie in eine Ecke manövriert zu haben, sprangen die Smarten in eine andere Ecke und begannen das Pferd neu zu satteln. Erbärmlich. 

Koek Boeri

8. Januar 2022 04:22

Was ich noch über die unwissenschaftliche Arbeit vom Hrn. Schliemann hinzufügen würde. Ich habe in einem Doku-Film gesehen, dass er seinen Schatz ALLEIN gefunden  hat. Angeblich hat er alle seine Kollegen und Arbeiter am Ende eines Arbeitstages schon zum Lager geschickt, ist auf der Ausgrabungsstelle allein geblieben und - plötzlich - den Schatz gefunden. Da aber Schliemann ein sehr reicher Kaufmann war und auch sehr eitel war, schliesse ich nicht die Möglichkeit aus, dass er all dieses Gold irgendwo bei anderen Goldhändlern angekauft und gesammelt hat, heimlich in einem Sack zur Ausgrabungsstelle gebracht, dort alles ausgestreut und laut geschrien hat: "Leute, kommt hier, seht, was ich gleich gefunden habe!" Das Geld, das er fürs Gold ausgegeben hat, war ihm eigentlich egal, aber der Ruhm eines Entdeckers nicht. Und dafür war er bereit zu zahlen - es hat sich gelohnt eigentlich. Doch mit der Wissenschaft hat es wenig zu tun.

Jetzt laufen die Ausgrabungen bei Altyn Qazgan/Mangystau in Kasakhstan, und dort geht man sehr wissenschaftlich vor. Ich hoffe, die Funde dort werden sogar mehr Bedeutung für die Geschichtsforschung haben, als Schliemanns amateurische Tätigkeit.

Koek Boeri

8. Januar 2022 04:39

@Hajo Blaschke

der Begründer der modernen Archäologie Robert Koldewey

 

Ja, dieser Mann war ein echter Wissenschaftler. Das Tor von Ischtar. Mit einigen sehr merkwürdigen Tieren dort. Aber auch hier ist die offizielle Wissenschaft "blind auf einem Augen". Da auf dem Tor sind Löwen abgebildet - ja, Löwen sind reale Tiere. Da sind Auerochsen - ja, reale Tiere, obwohl ausgestorben, besser gesagt ausgejagt - danke, Homo sapiens! Und da sind auch Sirruschen/Mušḫuššu/Schlangendrachen abgebildet - und nein, sie sind nicht real! Das sind doch nur "Mischwesen", Chimären, absolut frei erfunden! Dinosaurier gab es damals doch nicht mehr, es DARF sie nicht geben, deswegen sind auch Bilder einfach Phantasie eines verrückten alten Meisters.

Ebenso habe ich in einem Palast von Teheran auf den Mauerntafeln sehr realistische Bilder von Dewen/Daeven gesehen. Und sie sahen absolut wie "nicht existende" Schneemenschen /Yetis/Bigfoots, oder wie man sie im Kaukasus und in der Steppe nennt Albasly/Almasty/Alamas etc. aus. Klar, auch von einem verrückten oder dummen Meister gemalt. Diese Tiere darf es doch auch nicht geben.

Maiordomus

8. Januar 2022 08:02

An Lehnerts Artikel über Schliemann hatte ich umso mehr meine Freude, als seinerzeit in meinem Gymnasialalter ein Artikel über Schliemann als Lobpreisung des Festhaltens an seinen eigenen Phantasien gegen die Meinung der Fachleute einer meiner eigenen allerersten publizierten Artikel war, damals auch eine Anregung, den Rest meines Lebens geisteswissenschaftlicher Forschung zu widmen jeweils in Verbindungen mit Erkundungen vor Ort. Wenn in diesem Zusammenhang aber dann Illig genannt wird, dem sicher zugutezuhalten ist, dass vieles, was über Karl den Grossen herumgeboten wird, rein mythisch ist, gleitet man, wie ich früher schon mal wohl angedeutet habe, ins reine wissenschaftliche Sektierertum ab, das man zwar Schl. auch schon vorgeworfen hat. Aber er war vor Ort! Selber habe ich doch einige Jahre meines Lebens im Kreise der wirklich weltbesten Handschriftenkenner (Sonderegger, Duft, Ochsenbein, Tremp, Vogler, Rüsch)  u. viele andere in St. Gallen auch selber geforscht als der absoluten Hochburg althochdeutscher Kultur, Reichenauer Quellen inbegriffen; wenn nun Illig nie bei uns war und unsere Detailkenntnisse incl. derjenigen der Datierungsfragen die Tausendfache der seinige war und man ohne St. Galler Forschung hier nicht mitreden kann, dann ist und bleibt so einer definitiv nicht ernst zu nehmen. 

Der_Juergen

8. Januar 2022 13:15

@Franz Bettinger

Ich bin Argumenten gegenüber stets offen. Leider fehlt mir jetzt, und wohl auch in absehbarer Zukunft, die Zeit, um die von Ihnen angeführten Thesen zu studieren. In meinen beiden Beiträgen habe ich mich nur sehr kurz zu dem - mir nur höchst oberflächlich bekannten - Fomenko geäussert, deutlicher hingegen zu Illig, dessen Grundthese trotz seiner berechtigten Kritik an vielen Postulaten der offiziellen Geschichtsschreibung zu verwerfen ist. Siehe hierzu auch die Wortmeldung von @Maiordomus (08.22)

Der_Juergen

8. Januar 2022 13:28

@koek boeri

Als Ergänzung zu Ihren Darlegungen über Fabelwesen ein Hinweis auf die von Waldemar Julsrud 1944 in Mexiko gefundenen Artefakte, von denen viele Saurier zeigen. Zweifellos eine tückische Fälschung, hergestellt von fanatischen Antidarwinisten und Gegnern der traditionellen Chronologie, die den Eindruck erwecken wollten, Mensch und Saurier hätten zusammen auf der Erde gelegt?

waldemar julsrud collection — Яндекс: нашлось 4 млн результатов (yandex.ru)

Laurenz

8. Januar 2022 14:42

@Koek Boeri

In dieser Schliemann-TerraX-Doku wird zumindest durch die Russen postuliert, entgegen der Meinung meines Freundes @Franz Bettinger, daß Schliemanns Schatz echt ist. Natürlich kann Schliemann diesen gekauft haben, aber dann hat Er eben echte antike Fundstücke gekauft, die im Prinzip älter als der "Trojanische Krieg" sind. Schliemanns wahre archäologische (durch griechische Aufsicht erzwungene) Leistung wird in der Doku vor allem auf die Ausgrabungen in Mykene bezogen.  https://youtu.be/J3g2Gkw8KG4

@Franz Bettinger @Der_Jürgen

De Funde von Bischofs-Artefakten, die Du in in Pompeji anführst, haben keinerlei Bedeutung, da die Christen auf ganz normale Kleidung und Artefakte des Orients zurückgriffen. Daran erkennt man auch die orientalische Herkunft des Christentums. Deutsche Männer tragen Hosen, schon bei den Römern war das nicht so. Nur die römische Reiterei trug 3/4-Hosen. Ich kann Dir immer noch den Film für @Niekisch ans Herz legen. Die Zweifel Formenkos, können begründet sein, aber nicht unbedingt in zeitlicher Einschätzung, die immer daneben liegen kann. Keiner baut Pyramiden mit Granit-Klopfsteinen und Kupfer-Meiseln.

links ist wo der daumen rechts ist

8. Januar 2022 15:50

Das interessante an Schliemanns Biographie ist doch, daß er im Sinne Friedrich Meineckes das typisch deutsche Dilemma repräsentiert: Vaterlandsliebe und Weltbürgertum.

In St. Petersburg gelebt, an der Sorbonne studiert, von der englischen Snobiety akzeptiert, in zweiter Ehe mit einer blutjungen Griechin verheiratet – und ein erfolgreicher Kaufmann war er auch noch. Einerseits.

Andererseits war er doch auch ein typischer Zeitgenosse Bismarcks. Ein bißchen jünger und vor Bismarck gestorben, aber allein die zeitlichen Übereinstimmungen: zur Zeit des deutsch-französischen Krieges die ersten wichtigsten Ausgrabungen im vermeintlichen Troja, im Jahr des Rücktritts Bismarcks gestorben, mit Virchow einen wichtigen Unterstützer aus der Ahnengalerie stolzer Deutscher – und v.a.: den angeblichen Schatz des Priamos „dem deutschen Volke“ geschenkt (der heute in Rußland als Beutegut vergammelt).

Was sagt uns all das?

Für mich als linken Konservativen, der sich einerseits eindeutig zur deutschen Kulturnation bekennt, andererseits Wehmut empfindet im Eingedenken an das Zusammenleben im k.u.k. „Völkerkerker“, zweierlei:

Die Vergangenheit ist ein Sehnsuchtsort.

Skepsis, Melancholie, Einsicht in das Vergängliche sind eine Haltung.

Resignation ist die schönste Form der Nation.

Alles was darüber hinausgeht, ist linksliberaler Weltverbesserungsfuror.

links ist wo der daumen rechts ist

8. Januar 2022 15:59

Korrektur:

Der "Schatz des Priamos" vergammelt nicht in Rußland, sondern es hat - 42 Jahre nach Kriegsende - 9 Jahre gedauert, bis man seine Existenz zugab und ihn der "Öffentlichkeit zugänglich" machte.

Im Sinne des Auch-Weltbürgers Schliemann war das aber nicht.

Laurenz

8. Januar 2022 18:08

@Links ist, wo der Daumen rechts ist

Wenn man das über die eigene Lebenszeit hinaus sieht, ist alles nicht so schlimm. Auch die Franzosen mußten die Quadriga zurückgeben & nun steht sie wieder auf dem Brandenburger Tor, welches wohl das berühmteste Tor der Welt ist, auch wenn wir es vielleicht bald wieder aufmachen müssen.

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