Joseph Beuys war einer der einflußreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Am 12. Mai dieses Jahres wäre er hundert Jahre alt geworden. Gestorben ist Beuys 64jährig im Januar 1986. Seine Asche wurde symbolträchtig vor Helgoland in die Nordsee gestreut.
Bis heute gehört Beuys, ungeachtet seiner unbestreitbaren kunst- und kulturgeschichtlichen Bedeutung, zu den großen Umstrittenen. Den einen gilt er als Jahrhundertkünstler oder Wegbereiter eines neuen postmaterialistischen Zeitalters, anderen als Scharlatan. Schamane, Wanderprediger, Magier, Künstler-Prophet, Anarchist, Revolutionär, Agitator, teutonischer Buhmann (so in einer amerikanischen Kunstkritik), Spinner, politischer Dilettant – die dem Mann mit Hut angehefteten Etikettierungen gäben Stoff für ein ganzes Lexikon.
Beuys dürfte nichts dagegen gehabt haben, daß er die Gemüter erregte und die Meinungen spaltete, denn er betrachtete die auf seine Person gerichteten Projektionen eher als dienlich für seine Anliegen. Sein Streben war darauf aus, Bewegung zu erzeugen, wo Erstarrung vorherrschte. Das gilt für die Kunst, im engeren Sinne verstanden, ebenso wie für das menschliche Denken und die Gesellschaft. Beuys wollte (wörtlich verstanden) provozieren, seine Mitmenschen also herausfordern, zumindest zeitweise ihr Inneres nach außen zu kehren, und ein über das Rationale hinausgehendes Denken und eine dem Wesen des Menschen entsprechende Lebensform hervorrufen. Das war, wie könnte es anders sein, nicht jedem recht und vielen ebenso verdächtig wie Beuys’ Evokationen einer untergegangenen Welt voller Rätsel, Mythen, Rituale. Als unheimlich wurde auch seine Bezugnahme auf nach 1945 hochgradig angstbesetzte Areale des germanisch-deutschen Erbes und des kollektiven Unbewußten empfunden.
Beschäftigt man sich mit Beuys, begegnet einem auch immer wieder der Topos des maßlos von sich überzeugten Selbstdarstellers. Wer ihn (wie ich) persönlich näher kannte, weiß indes, daß es Beuys sehr viel mehr um Darstellung seiner Ideen als seiner Person ging und daß er eine außergewöhnliche Mischung aus Scheu, Herzlichkeit, Offenheit und Humor verkörperte, die weder einschüchternd noch gar überheblich wirkte. Er hatte allerdings das, was man Sendungsbewußtsein nennt, und trat mit kriegerischer Energie als geistiger Wegweiser auf, vollkommen überzeugt von seinen Ideen – im Nachkriegsdeutschland eine heikle Mischung.
Beuys betrachtete sein Leben als aus dem Geistigen verkörpertes Kunstwerk. Für ihn gab es keine Trennung zwischen Werk- und Lebenslauf oder materieller und geistiger Realität. Folglich verlegte er spirituelle Erfahrungen in die materielle Realität oder sprach Ereignissen, die in dieser stattfanden, eine über sie hinausweisende metaphysische Dimension zu. Nicht nur in dieser Hinsicht war Beuys ein deutscher Romantiker, der ganz besonders von Novalis beeinflußt war, bei dem es heißt: »Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn« und »dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisire ich es.« Nur hieraus entstehe »vollendetes Selbstverständnis«.
Beuys’ in diesem Sinne romantischer Umgang mit seinem Lebenslauf hat vor allem seit seinem Tod immer wieder für Kritik und Aufregung gesorgt. Ist er denn nun nach seinem Absturz als Bordfunker einer Stuka von Tataren mit Fett und Filz gepflegt worden oder hat er diese zur Legende gewordene Geschichte nur erfunden? Die wahrscheinlichste Antwort lautet: Beuys hat die Geschichte nicht in der sogenannten Alltagsrealität, sondern in jener geistigen Wirklichkeit, die von Schamanen und anderen Eingeweihten »bereist« wird, erlebt und später in die materielle Dimension verlegt. Auf dem Krankenlager im Lazarett trat er, so darf man vermuten, in einen Bewußtseinszustand ein, der solche Erfahrungen ermöglichte. Wer zwischen Erfindung (oder gar Lüge) und Mythos nicht unterscheiden kann, wird Beuys’ Umgang mit seiner Biographie, der sich hier exemplarisch zeigt, kaum angemessen erfassen können. In Mythen werden tiefere Wahrheiten jenseits des rein Faktischen ausgesprochen.
Für Beuys waren der Absturz und das aus ihm resultierende Zerbersten der Form die Voraussetzungen für Transformation und Auferstehung – individuell wie kollektiv. Was diese Transformation ermöglicht, ist in seiner Begriffswelt die Wärmesubstanz, womit letztlich nichts anderes als die überpersönliche kosmische Liebe des Christus-Impulses gemeint ist. Hiermit befinden wir uns schon mitten im Beuysschen Materialkosmos und seiner plastischen Theorie, in der die Polarität von Chaos und Form zentral ist. Das von ihm in die Kunst eingeführte Fett, das bei Wärme zerfließt und bei Kälte erstarrt, ist ein geradezu ideales Material, um Bewegungen zwischen diesen Polen zur Anschauung zu bringen. Auch der eurasische Hase, dem Beuys einst die Bilder erklärte, Begleiter der germanischen Fruchtbarkeitsgöttin Ostara, ist aufgrund seiner besonderen Beweglichkeit nach Beuys ein »Zeichen für die Transformation«, um die es in plastischen Prozessen geht.
Hase und Fett haben wie vieles bei Beuys auch biographische Bezüge. In Krefeld als einziges Kind streng katholischer Eltern – eines Handlungsgehilfen und späteren Kaufmanns und seiner Frau – geboren und in Rinteln bei Kleve ländlich aufgewachsen, hatte Beuys als naturinteressierter Junge viel Gelegenheit, die für das niederrheinische Tiefland typischen Feldhasen zu beobachten. Eine Zeitlang wohnte er unweit einer Margarinefabrik, wo er nach Wunsch seiner Eltern arbeiten sollte. Als Grundnahrungsmittel deutscher Soldaten und in den Hungerjahren nach dem Krieg war Fett Mangelware, im konkreten wie im symbolischen Sinne. Fett hat bei Beuys insofern auch eine historische Dimension – Wandlung und Transformation also auch und besonders in einem nationalkollektiven Sinne.
Wenn wir als Volk heilen wollen, so könnte man seine Botschaft in diesem Zusammenhang versprachlichen, müssen wir das durch den totalen Untergang des NS-Regimes und den Krieg hervorgerufene Chaos als Aufruf annehmen, eine neue Form des Zusammenlebens und der sozialen Ordnung zu erschaffen. Hierin sah Beuys in der Tat die besondere Aufgabe des deutschen Volkes. »Wenn wir heute in Mitteleuropa anfingen, einen den Zeitforderungen gemäßen Weg des Zusammenlebens […] einzuschlagen, hätte dies eine starke Ausstrahlung auf jeden anderen Ort der Welt«, heißt es in seinem berühmt gewordenen »Aufruf zur Alternative«. Zunächst in der Frankfurter Rundschau und dann in der nationalrevolutionären wir selbst erschienen, wandte sich Beuys mit seinem Aufruf »an alle Menschen des europäischen Kultur- und Zivilisationskreises«, vor allem aber an die Deutschen. Die Grundlage für einen Ausweg aus der in diesem Text skizzierten Ökologie‑, Wirtschafts- sowie Bewußtseins- und Sinnkrise ist nach Beuys, unter ausdrücklicher Bezugnahme auf den anthroposophischen Sozialforscher Wilhelm Schmundt, eine Revolution der Begriffe. Schmundt, von Beuys einst als »unser großer Lehrer« bezeichnet, war wie dieser der Überzeugung, daß es die besondere Aufgabe des deutschen Volkes »im Chor der Völker« sei, »einen sozialen Organismus in seiner Freiheitsgestalt zum Erscheinen zu bringen«.
Joseph Beuys sah in seiner (gesellschafts-)politischen Arbeit, auf deren Grundlagen von ihm geprägte Begriffe verweisen (freier demokratischer Sozialismus, Erweiterter Kunstbegriff und Soziale Plastik), eine Antwort auf die »deutsche Wunde«. Diese war in ihm, der als Junge und junger Mann begeistert vom Nationalsozialismus gewesen war und sich im Zweiten Weltkrieg freiwillig zur Luftwaffe gemeldet hatte, geradezu beispielhaft verkörpert. Nach dem Krieg führte die Auseinandersetzung mit den »schrecklichen Sünden« des NS-Rassismus, wie er bei seiner »Rede über das eigene Land« 1985 in München formulierte, Beuys in eine tiefe existentielle Krise. In dieser Zeit begann er, die geistigen Voraussetzungen nicht nur für seine persönliche, sondern auch für die kollektive Heilung zu untersuchen. Der Weg, aus dem totalen Zusammenbruch aufzuerstehen und einen »Heilungsprozeß an dem Boden« zu vollziehen, »auf dem wir alle geboren sind«, sagte er in München, führe in den »Born dessen, was wir die deutsche Sprache nennen«. Aus der Beschreibung der Welt »mit wesensgemäßen Begriffen« werde sich, so krank diese auch sein mag, der Impuls zur Heilung ergeben. In diesem geistig-evolutionären Wirken sah Beuys »die Frage nach der Aufgabe der Deutschen in der Welt« auf Grundlage »des deutschen Genius« beantwortet.
Beuys faßte seinen Volksbegriff nur selten konkret in Worte. Wenn er Deutschland und die Deutschen meinte, sprach er meist von Mitteleuropa, was anthroposophischem Sprachgebrauch entspricht. Bei einem als Buch publizierten Gespräch sagte Beuys, »daß es zwischen den Völkern auch verschiedene Fähigkeiten gibt. Jedes Volk hat seinen eigenen Geist«. Die unterschiedlichen Fähigkeiten der Völker ergeben sich demnach aus dem Geist des Volkes, dem Volksgeist. Auf der »Documenta 5« hielt er im Gespräch mit einem Besucher fest, daß es verschiedene Völker gebe, weil sich deren Fähigkeiten unterschieden. »Das ist eine ganz andere Volksseele.« Die unterschiedlichen Fähigkeiten der Völker, so Beuys, müßten »ganz zur Entfaltung« gebracht werden, »damit die Völker miteinander arbeiten können« und »sich gegenseitig ergänzen in der Begabung«. Man könne am Verschwinden der Völker daher kein Interesse haben. Die in den beiden Gesprächen von Beuys verwendeten oder umschriebenen Begriffe »Volksgeist« und »Volksseele« verweisen auf den anthroposophischen Volksbegriff und lassen an den unter anderem durch Hegel vorbereiteten universalistisch gestimmten Ethnopluralismus denken. Über den Volksbegriff hinaus war das Werk Rudolf Steiners der wichtigste Einfluß auf Beuys’ Denken. Das gilt ebenso für die wesentlichen Inspirationsquellen desselben, besonders Goethe und Novalis, das germanisch-keltische Erbe der Deutschen, den deutschen Idealismus und ein rosenkreuzerisches Christentum.
Beuys wurde einer breiten Öffentlichkeit nicht allein durch sein weitgespanntes Œuvre bekannt, das Zeichnungen, Aktionskunst, Objekte, Rauminstallationen und Multiples umfaßt und Materialität, Sprache und Wahrnehmung von Kunst grundlegend veränderte. Beträchtliche Aufmerksamkeit erregte auch sein politisches Engagement. Dessen Anfänge liegen in seiner Zeit als Professor für Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf, an der er nach seiner Rückkehr aus britischer Kriegsgefangenschaft selbst studiert hatte. Als Akademieprofessor prägte Beuys mit unkonventionellen Lehrmethoden nicht nur eine ganze Generation von Künstlern, sondern ging im Verständnis seiner Lehrerrolle schon bald und im Laufe der Jahre immer entschiedener über ästhetische Fragestellungen hinaus. Das brachte ihn zunehmend in Konflikt mit einem Teil seiner Kollegen ebenso wie mit seinem Arbeitgeber, dem NRW-Wissenschaftsministerium, und führte schließlich zu seiner fristlosen Entlassung. Deren konkreter Grund war die fortgesetzte Aufnahme einer größeren Anzahl von abgelehnten Studienbewerbern in seine Klasse und die zweimalige Besetzung des Sekretariats.
Ein wesentlicher Schritt in der Geschichte von Beuys’ politischem Engagement war 1967 die Gründung der Deutschen Studentenpartei (DSP), die sich konsequent vom überholten Rechts-links-Schema abgrenzte und als Anti- oder Metapartei verstand. Die DSP nannte sich auch »Fluxus Zone West«. In einer »Fluxuszone« (lat. fluo = fließen oder vergehen) würden verhärtete Strukturen – in diesem Fall die Dominanz der positivistischen Wissenschaft und des Materialismus – verflüssigt, um etwas Neuem Platz zu machen. Die Hinzufügung »West« hieß: Die Überwindung des westlichen Materialismus sollte aus diesem selbst hervorgehen. Hierfür bedürfe es nach Beuys’ Anschauung einer Erweiterung (nicht einer Auflösung) des naturwissenschaftlich-materialistischen Denkens. Der geistige Impuls hierfür solle, so Beuys, vom deutschen Kulturraum ausgehen. Denn diesem komme eine Brückenfunktion zwischen abendländischer Rationalität und östlicher Spiritualität zu.
Zur Zeit der DSP nannte Beuys die von ihm angestrebte Gesellschaftsform »freier demokratischer Sozialismus«, im wesentlichen ein anderer Begriff für die von Steiner unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs entworfene »soziale Dreigliederung«. Sozialismus ist dabei als Synonym für ein Wirtschaftsleben zu verstehen, in dem das Prinzip der Brüderlichkeit leitend ist; das Adjektiv »frei« verweist auf das dem Geistesleben wesensgemäße Freiheitsprinzip, »demokratisch« auf die Gleichberechtigung der Staatsbürger im Rechts- und Staatsleben. Daß Beuys von Sozialismus sprach, ohne (im geläufigen Sinne) Sozialismus zu meinen, hat sicherlich zu seiner über lange Zeit gängigen Verortung im linken politischen Spektrum beigetragen – mehr ein Mißverständnis als eine zutreffende Einordnung, jedoch von Beuys in Kauf genommen oder teilweise sogar bewußt erzeugt.
Da Beuys der Auffassung war, daß eine wie auch immer geformte materialistische Weltanschauung ungeeignet sei, die großen Probleme der Menschheit zu lösen und eine dem Wesen des Menschen gemäße Sozial- und Gesellschaftsordnung zu begründen, trat er für eine Alternative zum östlichen Staats- und zum westlichen Privatkapitalismus ein: für einen Dritten Weg. Bei diesem handelte es sich nicht um eine Utopie, die auf die Realität projiziert werden sollte, sondern um die Beschreibung von wesensmäßigen Zusammenhängen mit dafür geeigneten Begriffen. Schon Steiner gelangte (wie nach ihm Beuys) zu der Anschauung, daß allein die »innere Einheit von Religion, Kunst und Wissenschaft« geeignet sei, das geistige Fundament für einen solchen Dritten Weg zu stiften. Kreativität, so Beuys’ Überzeugung, sei die Kraft, die diese Einheit hervorbringe und die geistige Evolution des Menschen trage. »Die Zukunftsgestaltung am sozialen Ganzen« galt ihm daher als »der allerhöchste Kunstbegriff«. Hierzu seien als schöpferische Wesen alle Menschen befähigt und aufgerufen. Beuys’ berühmter Satz »Jeder Mensch ist ein Künstler« bedeutet also nicht, daß alle Menschen Maler oder Dichter seien.
Beuys’ politische Aktivitäten nahmen in den 1970er Jahren richtig Fahrt auf. Aus der DSP ging die Organisation für direkte Demokratie hervor. Einer ihrer Leitsprüche lautete: »Wählt nie wieder politische Parteien; denn diese vertreten nicht die Interessen des Volkes, sondern nur die ihrer Geldgeber!« Das Parteiensystem der sogenannten parlamentarischen Demokratie wurde als Parteiendiktatur abgelehnt, weil sie das Volk entmündige. Der Aufruf und die Anleitung zur Entwicklung geistiger Mündigkeit waren daher ein wesentlicher Grundzug des gesamten politischen Wirkens von Beuys. Zu den brisanten Forderungen gehörte außerdem: »Ein freies Volk gibt sich die Verfassung selbst!« Hiermit wurde darauf hingewiesen, daß die Bundesdeutschen sich ihre Nachkriegsverfassung nicht selbst gegeben hatten und daher als unfreies Volk zu betrachten seien, das sich folglich befreien müsse. Für Beuys gehörte zu diesem Befreiungsprozeß elementar die »freie, demokratische, soziale Volksabstimmung«, mit der »das souveräne Volk« über die zentralen Fragen des Gemeinwesens entscheiden solle.
Trotz der ablehnenden Haltung, die Beuys dem Parteiensystem gegenüber einnahm, kandidierte er, um seine Ideen an die Menschen zu bringen, bei den Bundestagswahlen 1976 auf einem Listenplatz der volkskonservativ, antikapitalistisch und nationalneutralistisch ausgerichteten Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD). Einige von deren maßgeblichen Protagonisten spielten wie Beuys eine wichtige Rolle in der Gründungsphase der Grünen. Nachdem Beuys gemeinsam mit Petra Kelly NRW-Landeswahlkampfveranstaltungen für die Grünen absolviert hatte, aber 1983 für die Bundestagswahl nicht auf einem vorderen Listenplatz aufgestellt worden war, zog er sich zurück. Beuys’ enger Mitarbeiter Johannes Stüttgen stellte in einem Beitrag für wir selbst fest, die Bundesdeutschen seien wie die Grünen und umgekehrt, das sei das Schlimmste, was man über beide sagen könne. Ihre Gemeinsamkeit: »Statt sich in ihr Eigenes zu begeben, suchen sie« – unfähig, sich zu sich selbst und ihrer Identität zu bekennen – »Bequemlichkeit im Fremden.«
Beuys’ verbleibende Jahre bis zu seinem Tod waren von einer zunehmenden Distanzierung von der Politik geprägt. »Mir wird der Begriff des Politischen immer unmöglicher«, gab er in einem Interview kund.
Als Beuys, geschwächt von einer im Mai 1985 diagnostizierten Lungenerkrankung, starb, endete sein Leben, wie er es sich eigenen Aussagen zufolge gewünscht hatte: Er hatte sich völlig verbraucht und seine Lebenskraft bis zum allerletzten Rest im Dienst einer über die Person hinausgehenden Sache erschöpft. Die Fragen, die er stellte, und seine Wegweisungen hin zu einer freien, schöpferischen und nichtmaterialistischen menschlichen Lebensform sind heute aktueller denn je. Sie sind ebenso wie unsere Aufgabe als Deutsche alles andere als erledigt. Es ist daher an der Zeit, die soziale Frage auch und gerade von rechts (wieder) in ihrer ganzen Dringlichkeit zu stellen. Die von Beuys entwickelten Ideenzusammenhänge bieten hierzu (nach wie vor zu wenig oder zu oberflächlich beachtete) Ansätze, die es neu zu erforschen und zu beleben gilt.