In anderen Ländern war und ist alles das sogar in noch deutlich stärkerem Maße ausgeprägt (siehe EU, siehe US- und UK-Gesundheitssysteme).
Die soziologisch interessante und greifbare strukturelle Neuerung, die die Aussage „Die Krise heißt Kapitalismus“ freilich nicht weniger wahr macht, ist die ebenfalls von Kaiser beschriebene und oben bereits angedeutete Transformation des Weltwirtschaftssystems, die nicht lediglich einen Umschwung zu digitalen Kommunikations- und Handelswegen bedeutet, sondern die eine binnensystemische Hierarchie des Weltwirtschaftssystems schafft, die weit über die territorial-politische Unterscheidung von Erster, Zweiter, Dritter Welt bzw. Industrie‑, Schwellen- und Entwicklungsländern hinausgeht.
Kaiser beschreibt in seiner Studie unter dem Begriff des digitalen Kapitalismus, wie die Global Player des Big Tech – Amazon, Google, Facebook (jetzt: Meta), Apple, Microsoft – kritische Infrastrukturen des neuen globalen digitalen Marktes bereitstellen, die für weite Teile der übrigen Wirtschaft, seien es nun große oder kleine und mittelständische Unternehmen, unverzichtbar geworden sind.
Erst recht in einer Welt des Home Office (wovon etwa Apple besonders profitiert hat), aber auch sonst: Etwa mit Blick auf Cloud-Kapazitäten, die Amazon verkauft, oder auf Werbung bei Metas Facebook und Instagram sowie bei Googles YouTube (S. 24ff.). Big Tech ist somit nicht einfach nur Marktteilnehmer, sondern wird selbst zum Markt bzw. zu seiner Infrastruktur.
Zugleich ist nicht nur die Weltwirtschaft, sondern letztlich auch das weltpolitische System, nach Luhmann differenziert in nationalstaatliche Segmente, von Big Tech abhängig, ebenso wie das globalisierte Massenmediensystem. Das Beispiel Donald Trump versus Twitter et al. demonstriert diese neue Hierarchie auf sehr eindrückliche Weise, ebenso wie auch die Coronapolitik von Big Tech: Die Global Player der sozialen Netzwerke determinieren geradezu schamlos das etablierte Corona- und Impf-Narrativ, nicht anders als im Falle der Woke- und Diversity-Ideologie. Wer ausschert, wird zensiert oder gleich gelöscht. Die Cancel Culture ist das eindrücklichste Beispiel der eben nicht nur ökonomischen, sondern auch politischen und medialen Macht von Big Tech.
Der „Great Reset“ beinhaltet damit – und hier gelangen wir von der empirischen Deskription zur soziologisch-theoretischen Diagnose – mehr als nur fortgeschrittene Digitalisierung und Globalisierung: Er bedeutet nicht weniger als das Ende der Postmoderne, der funktional differenzierten Weltgesellschaft.
Ein äußerst instruktiver Artikel von Lorenz Bien in der 105. Ausgabe der Sezession, „Corona, Struktur und Psyche“, hat diese Wegmarke in anderen Begriffen vorweggenommen und damit – ich betone: richtiger- und treffenderweise! – eine ironischerweise gerade zu Beginn der Corona-Krise vorgenommene Zeitdiagnose des Autors dieser Zeilen für inzwischen überholt erklärt.
Die Postmoderne, die Ära der radikalindividualisierten Zerfaserung und Verwässerung, des blumig-liberalen Diversity, der funktionalen Differenzierung, in der das Primat des politischen Systems zwar schon lange nicht mehr gilt, aber die Politik noch ein gleichberechtigtes „Regulativ“ auf einer Ebene mit dem Wirtschaftssystem ist, scheint vorüber.
Der digitale Kapitalismus ist insofern ein nochmal radikalisierter Kapitalismus, ein „echter“ Spätkapitalismus, der auf digital-subtilem Wege ein Primat des Weltwirtschaftssystems über andere Funktionssysteme der Gesellschaft wie Politik und Massenmedien aufbaut und über die gewaltige Macht seiner sozialen Netzwerke nicht nur strukturell, sondern operativ an diese gekoppelt ist. Das Weltwirtschaftssystem differenziert sich auch intern neu aus: In ein Zentrum (Big Tech, begleitet von Großbanken und Finanzmarkt) und in eine Peripherie, die von diesem Zentrum und seiner von ihm bereitgestellten Infrastruktur abhängig ist.
Die Unterscheidung von Gewinn und Verlust, also nach Luhmann der Kommunikationscode des Wirtschaftssystems, ist Unternehmen nur noch möglich auf der Basis eben dieses Zentrums – ein Verzicht auf die Nutzung seiner Markt-Infrastruktur würde unweigerlich Verlust und damit die Unfähigkeit zur binären Unterscheidung des dann eingefrorenen Codes bedeuten. Man wäre aus dem Wirtschaftssystem exkludiert – Schritt für Schritt, zunächst nur im Effekt, am Ende faktisch und eindeutig.
Gleiches gilt für Kunden (Publikumsrolle des Wirtschaftssystems): Menschen wird es zunehmend unmöglich gemacht, ohne digitale Infrastruktur zu konsumieren – nicht nur durch Lockdowns, sondern auch via absehbarer Bargeldabschaffung, Sterben des lokalen Einzelhandels etc. Big Tech wird „alternativlos“ und erlangt dadurch ein sowohl binnensystemisches als auch gesellschaftliches Primat, das – mit Habermas gesprochen – zu einer umfassenderen Kolonialisierung der Lebenswelt des Einzelnen führt als dies im Kapitalismus des 20. Jahrhunderts noch denk- und vorstellbar war.
Mit dem Primat der Big-Tech-Wirtschaft auch über Politik und Massenmedien beginnt, so beschreibt es Bien in seinem Artikel, zugleich wieder ein Zeitalter der „großen Erzählungen“: Man sucht wieder nach Wahrheiten – diesmal aber eben durch Wokeismus, Critical Race Theory und dergleichen (Ideologien, die dem linksliberalen Individualismus entspringen, nicht sozialistischem Kollektivismus, wie es manche Boomer-Semantik gerne nahezulegen versucht – die stetige Wiederholung macht es jedoch nicht wahrer).
Es ist kein Zufall, daß diese Entwicklungen, die autoritär mutierten Corona- und Impf-Regimes und die Big-Tech-Dominanz zeitlich so zusammenfallen: Die Sehnsucht nach neuen, linksliberalen Woke-Wahrheiten wird durch die Corona-Neurose und die Multiplikatoren-Funktion des Big-Tech-Primats der Wirtschaft radikalisiert; die in der Postmoderne immer größer gewordene Sehnsucht nach „Endlich wieder Wahrheit und Verbindlichkeit!“ bricht wie eine gesellschaftliche Explosion hervor.
Auch dies ist „Great Reset“ und „große Transformation“ – aber nicht, jedenfalls nicht primär begründet durch die Verschwörung einzelner Strippenzieher, sondern durch weltgesellschaftlich-soziale und technisch-digitale Dynamiken, die sich bereits seit Jahren und Jahrzehnten vollziehen.
Die „Postmoderne“ einer funktional differenzierten Gesellschaft ist vorbei. Der „große Umbruch“ führt in einen semi-totalitären digitalen Kapitalismus der Ökonomisierung des Politischen, des Medialen und des Privaten, der digitalen Kolonialisierung von Lebenswelten. Eine Radikalisierung, freilich. Aber auch eine, die neue Spielräume und Ansatzpunkte für eine lebendige rechte Opposition eröffnet.
Gustav
174.233 mal Covid als Ursache auf dem Totenschein
17.371 mal Covid als alleinige Todesursache
Durchschnittsalter der Verstorbenen: 82,5
Lebenserwartung 79 (Männer), 82,9 (Frauen).
Das sind Zahlen für England und Wales bzw. UK, wobei die Herausgabe der zweiten Zahl zur Todesursache nur per Informationsfreiheitsgesetz ans Licht kam.
Dr John Campbell
https://m.youtube.com/watch?v=9UHvwWWcjYw
In Deutschland oder USA duerfte es nicht viel anders sein.
Fazit: wir wurden und werden mit falschen und dramatisierten Zahlen hinters Licht geführt.