Damals begann die NATO, Ziele im damaligen Jugoslawien zu bombardieren. Aus der Ukraine wurde Explosionen aus der Nähe großer Städte gemeldet, die Luftangriffe galten offensichtlich der Infrastruktur und militärischen Einrichtungen.
Auch wenn die Lage in der Ukraine noch unübersichtlich ist, so scheint doch festzustehen, daß Rußland mittlerweile auch mit Bodentruppen auf ukrainischem Territorium operiert. Die Ukraine hat den Kriegszustand ausgerufen, selbst in Kiew fühlen sich viele Ukrainer nicht mehr sicher, sondern versuchen die Stadt Richtung Westen zu verlassen.
Putin hatte das Vorgehen heute früh um kurz nach vier Uhr angekündigt: “Ich habe die Entscheidung für eine Militäroperation getroffen.” Gleichzeitig forderte er das ukrainische Militär auf, “die Waffen niederzulegen”. Zur Begründung gab er an, daß die seperatistischen Volksrepubliken Luhansk und Donezk um Beistand gebeten hatten, um Angriffe durch die ukrainische Armee abzuwehren.
Putin bezog sich in seiner Ansprache ausdrücklich auf das Vorgehen der NATO in Jugoslawien und der USA im Irak, an die er die Drohung richtete: “Jeder, der versucht, sich bei uns einzumischen, unser Land und unser Volk bedroht, muss mit einer sofortigen Reaktion Russlands rechnen.“
Insbesondere dieser Satz ist für die Eskalation der Situation am heutigen Tag aufschlußreich, bringt er doch zum Ausdruck, wo Putin seinerseits eine Grenzüberschreitung des Westens wahrgenommen hat. Ganz ähnlich wie die USA betrachtet sich Rußland als eine Hegemonialmacht, die streng darauf achten muß, daß sich in ihrem Einflußgebiet keine andere Großmacht etablieren kann. Die Amerikaner halten es seit dem 19. Jahrhundert mit der Monroe-Doktrin, nach der sich keine fremde Macht auf dem amerikanischen Kontinent engagieren darf. Dieser Vorbehalt wurde fast immer respektiert, und als sich die Sowjets 1962 auf Kuba eine militärische Basis schaffen wollten, kam es deshalb fast zum Weltkrieg.
Die russischen Sicherheitsinteressen spielen hingegen in den Überlegungen amerikanischer Geostrategen kaum eine Rolle. Im Gegenteil: Durch die Unterstützung des „regime-changes“ auf dem Euromaidan hat man die Ukraine offen ins westliche Lager zu lotsen versucht. Für die USA ist diese Entwicklung relativ ungefährlich, da sie nicht vor ihrer Haustür stattfindet und bislang nichts dafür spricht, daß sich die USA dort militärisch engagieren werden.
Die Ukrainer hingegen stehen in diesem Moment ziemlich alleingelassen einer militärischen Supermacht gegenüber und sind die Leidtragenden eines Konflikts, der auf ihrem Rücken ausgetragen wird.
Die Interessenlage in der Ukraine ist relativ eindeutig.
- Das Land selbst muß auf seiner territoritalen Integrität bestehen, vor allem nachdem die Abtrennung der Krim von ihren vermeintlichen Verbündeten mit einem Schulterzucken beantwortet wurde.
- Die Russen in der Ostukraine pochen auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker und fühlen sich von der ukrainischen Regierung wegen ihres Autonomiestrebens mit andauerndem Krieg überzogen. Dieses Autonomiestreben ist nur deshalb nicht völlig aussichtslos, weil diese Gebiete an Rußland grenzen.
- Rußland wiederum sieht seine Sicherheitsinteressen mißachtet, wenn die Ukraine langfristig Mitglied in EU oder NATO werden sollte.
Die Möglichkeiten, eine Integration der Ukraine in westliche Bündnisse zu verhindern, waren überschaubar, nachdem in den letzten Jahren deutlich geworden ist, daß der Westen nicht bereit war, die Neutralität der Ukraine zu fördern. Es ist konsequent von Putin, nicht abgewartet zu haben, bis die Ukraine NATO-Mitglied wurde (wie die baltischen Staaten es bereits sind). Er hätte dann nicht mehr ein einzelnes Land, sondern ein Bündnis angegriffen. Nun aber fallen keine Bomben auf Rußland, allenfalls regnet es Drohungen.
Im Interesse der betroffenen Menschen in den Kriegsgebieten kann man nur hoffen, daß es sich bei der jetzt laufenden Operation nur um den russischen Versuch handelt, in eine bessere Verhandlungsposition für eine dauerhafte Friedensordnung in Osteuropa zu gelangen. Ein dauerhafter Krieg wäre nicht nur für die Ukraine und Rußland, sondern auch für ganz Europa verheerend und würde die Position der USA nachhaltig stärken.
Gustav
"Im März 2021 hat die Ukraine eine neue Militärstrategie verabschiedet. Dieses Dokument ist fast ausschließlich der Konfrontation mit Russland gewidmet und zielt darauf ab, ausländische Staaten in einen Konflikt mit unserem Land zu ziehen. Die Strategie sieht vor, auf der Krim und im Donbass eine Art terroristischen Untergrund aufzubauen. Sie umreißt auch die Konturen des zu erwartenden Krieges, der nach Ansicht der heutigen Strategen in Kiew – ich zitiere ab hier – „mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft zu für die Ukraine günstigen Bedingungen“ enden soll. Und auch, wie sich Kiew heute ausdrückt, und ich zitiere auch hier, hören Sie bitte genauer hin „mit der militärischen Unterstützung der internationalen Gemeinschaft in einer geopolitischen Konfrontation mit der Russischen Föderation.“ Im Grunde genommen ist das nichts anderes als die Vorbereitung einer militärischen Aktion gegen unser Land – gegen Russland.
Wir wissen auch, dass es bereits Erklärungen gegeben hat, dass die Ukraine ihre eigenen Atomwaffen entwickeln wird, und das ist keine leere Angeberei. Die Ukraine verfügt über sowjetische Nukleartechnologie und die Mittel zum Einsatz solcher Waffen, darunter Flugzeuge und Tochka-U-Raketen, ebenfalls sowjetischer Bauart, mit einer Reichweite von mehr als 100 Kilometern. Aber die werden sie erhöhen, das ist nur eine Frage der Zeit. Es gibt Know-how aus der Sowjetzeit."
https://www.anti-spiegel.ru/2022/praesident-putins-komplette-rede-an-die-nation-im-wortlaut/