Wir dürfen wieder tagen, also tagen wir. Das Institut für Staatspolitik hat für das kommende Wochenende zur Frühjahrsakademie eingeladen, Thema ist “Der Mensch”.
Unser Institut bittet Sie heute um die obligatorische finanzielle Unterstützung einer nach wie vor in dieser Form einmaligen Arbeit in Deutschland. “Hundert Stühle für Schnellroda” nannten wir das in der Epoche vor der Großen Krankheit.
Hundert Stühle für Schnellroda also: Wir bitten um Überweisung auf das Institutskonto – die Bankdaten finden Sie hier. Ein Stuhl steht dann im Saal, wenn er mit fünfzig Euro angeschoben wurde. Sie sehen oben die Zahl der bereits zurechtgestellten Stühle – wir halten sie aktuell, danken herzlich im Voraus und bitten um kurze Nachricht in der Kommentarspalte, wenn Sie einen oder mehrere Hörer mit einer Sitzgelegenheit versorgen, denn nur so können wir stündlich den Stand der Bestuhlung vermelden.
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Erwähnen wollen wir noch, daß wir nach wie vor unsere Gemeinnützigkeit nicht zurückerhalten haben und daß es damit vermutlich auch nichts mehr wird: Der Verfassungsschutz hat unseren Aufstieg ermöglicht, wir spielen nun sozusagen in der 2. Bundesliga, und das ist ein Niveau, auf dem man natürlich selbst zurechtkommen muß – ohne staatliche Unterstützung, und sei es nur in Form geringfügiger steuerlicher Anreize für Förderer.
Wir klagen ja gerade gegen das Land Sachsen-Anhalt, aber bloß, um Akteneinsicht zu erhalten. Drei Ordner, 1200 Seiten, ausschließlich öffentlich zugängliches Material, nämlich Kopien von Artikeln aus der Sezession, Seiten aus Studien, ausgedruckte Internetbeiträge.
Und jetzt kommt’s: jeder dieser Artikel wurde sorgfältig studiert von einem Schlapphut mit Lineal und Bleistift. Wörter sind unterstrichen: “Volk”, “Parteienstaat”, “Ethnopluralismus”, “relative Homogenität”, “Nation”.
Manchmal ist eine Redewendung gekennzeichnet, die vor allem als solche entdeckt wurde, weil sie in Anführungszeichen steht, beispielsweise:
… aber so etwas fällt nur denjenigen auf, “die an Temperaturerhöhung leiden”.
Oder:
… haben wir wieder keine Chance. Denn souverän ist, “wer über den Aufnahmeantrag entscheidet”.
Solche Halbsätze sind im VS-Dossier angestrichen und am Rand mit einem Fragezeichen versehen, und insofern ist es ein sehr ehrliches Dossier, also: eine Offenbarung, also: ein Dokument wie jenes, das man früher im Proseminar neben sich wahrnahm, wenn eine überforderte Studentin eifrig fast JEDEN Satz im Text mit Marker-Stiften einfärbte, bis alles eingefärbt war – also eigentlich schon wieder nichts mehr.
Sei’s drum: Auch diese Posse wird vorübergehen, nicht so rasch, nicht unter dieser, auch nicht unter den nächsten drei Regierungen, aber irgendwann dann doch. Wichtig für uns ist daran bloß, daß dieses schartige Schwert der Demokratie so recht eigentlich niemanden mehr beeindruckt: unsere Leser nicht und nicht unsere Autoren oder Dozenten. Es ist zu oft und aus zu offensichtlich nichtigen Anlässen gehoben worden, und wenn am Akademie-Freitag wieder dreißig Mann vom halleschen Kollektiv IfS-Dichtmachen im Dorf herumstehen, “um uns das Hinterland zu nehmen”, dann steht eine linksradikale Gruppierung, mit der sich der VS beschäftigt, gegen eine rechte, mit der sich der VS auch beschäftigt, und irgendwo sitzen diejenigen, die sich darüber freuen, daß wir uns miteinander beschäftigen müssen.
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Genug davon. Die Akademie wird gut, die Vorbereitungen sind abgeschlossen, “Der Mensch” ist ein großartiges Thema, unser Institut hat 100 junge Männer und Frauen für drei Tage nach Schnellroda eingeladen. Wir sind rappelvoll und werden mit acht Dozenten Fragestellungen, Schlüsselwerke und Probleme rund um das Thema bearbeiten und besprechen.
Seit geraumer Zeit geben wir die Namen der Referenten nicht mehr öffentlich bekannt. Eine Ausnahme bildet der Sonntag, der traditionell intern besetzt und bestritten wird: Dr. Erik Lehnert wird über Spenglers Bild vom Menschen sprechen, Dr. Thor v. Waldstein über den rationalisierten Menschen, Martin Sellner über den Transhumanismus.
Die Vorträge am Freitag und am Samstag werden folgende Themen haben: “Die große anthropologische Kontroverse”, “Masse Mensch”, “Biopolitik”, “Medientheorie und mündiger Mensch”, “Depressive Hedonie”.
Unser Institut wird fünf Vorträge aufzeichnen und veröffentlichen. Dazu wird das Literaturgespräch zählen, das Dr. Lehnert und ich am Samstagabend Rahmen der Akademie über Arnold Gehlen führen werden. Zur Vor- und Nachbereitung und zum Selbststudium für alle, die nicht teilnehmen können, empfehlen wir folgende Bücher, die allesamt hier in einem Antaios-Bücherschrank zusammengefaßt sind:
von Arnold Gehlen:
- Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt.
- Urmensch und Spätkultur. Philosophische Ergebnisse und Aussagen.
- Moral und Hypermoral. Eine pluralistische Ethik.
- Die Seele im technischen Zeitalter. Sozialpsychologische Probleme in der industriellen Gesellschaft.
von Helmuth Plessner:
- Grenzen der Gemeinschaft. Eine Kritik des Sozialen Radikalismus.
von Konrad Lorenz:
- Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit.
von Rolf Peter Sieferle:
- Die Krise der menschlichen Natur/ Bevölkerungswachstum und Naturhaushalt.
- Fortschrittsfeinde? (Mit einem Nachwort von Erik Lehnert.)
Zeitschriften:
- Sezession 96, Thema: Verhaltenslehren, darin enthalten: Autorenporträt Gehlen sowie Aufsätze zur Zivilisationskritik.
- Die Kehre 08, Thema “Massengesellschaft”.
Tesseract
Erster Stuhl.