Die »Ich«-lastige Rede der 23jährigen Abgeordneten der Grünen im Bundestag, Emilia Fester, zur Impfpflicht sollte mittlerweile jedem politisch Interessierten ein Begriff sein. Die Aufmerksamkeit wäre mit Sicherheit geringer ausgefallen, wenn Fester ihren Redebeitrag nicht mit einer Portion wohlkalkulierter Hysterie vorgetragen hätte:
Ich habe innerhalb der vergangenen zwei Jahre aus Vorsicht und aus Rücksicht das Folgende nicht gemacht: Ich war nicht in der Uni. Ich war nicht im Ausland. Ich habe kein Museum und auch kein Festival besucht. Ich habe nicht mal eine Person, die ich noch nicht kannte, geküsst oder meinen Geburtstag gefeiert. Ich war verdammt noch mal nicht einmal im Club, kein Tanzen, Feiern und all das, was ich so vermisse!
Schuld an ihrer Enthaltsamkeit sollen natürlich die Ungeimpften sein. Auf die Logikfehler dieser Argumentation soll hier nicht weiter eingegangen werden; andere haben das schon längst in aller Ausführlichkeit noch und nöcher getan und man ist es langsam leid, auf diese Verbohrtheit noch ein Quentchen Energie zu verschwenden.
Ferner gibt es liberales Geblubber aus dem Parlamentszirkus, das nur zur Verballhornung taugt. Eben das hat der Pianist Kemal Cem Yilmaz getan und nach Danger Dan sich nun Emilia Fester vorgenommen. Ihren Ausbruch hat er dabei mit dissonanten Klangfolgen untermalt. Im Finale furioso gibt auch noch Bundeskanzler Olaf Scholz seinen Senf dazu, aber sehen und hören Sie am besten selbst:
Im Westen hat man eine besondere Haltung zum Sturz von feindlichen Regierungen bzw. solchen Regierungen, die sich nicht so verhalten, wie man das gerne hätte, entwickelt. »Regime Change« ist ein probates Mittel, wenn Washington seinen geopolitischen Willen durchsetzen möchte.
Der Arabische Frühling ist ein Beispiel dafür, wie die USA und ihre Verbündeten politische Opportunitäten erzeugen oder ausnutzen, um ebenjene Durchsetzung der eigenen Interessen im Ausland zu sichern. Jedoch endeten diese »Regime Changes« meistens in einem Desaster. Libyen ist heute ein zerrissenes, vom Bürgerkrieg geplagtes Land, Syrien wäre ohne das Eingreifen des russischen Militärs in sich zusammengefallen und würde heute wahrscheinlich sein Dasein als zersplitterter Nährboden für terroristische Kleinzellen fristen usw. Anstatt Ordnung bringt der »Regime Change« Chaos.
Dennoch hat man die Lust an ihm nicht verloren. Anläßlich des russischen Angriffs auf die Ukraine kommt den üblichen Verdächtigen das Wort »Regime Change« wieder häufiger über die Lippen. Putin müsse beseitigt werden: Problem gelöst.
Sezession-im-Netz-Autor Daniel Fiß entzieht diesen transatlantischen Hirngespinsten in einem Artikel für konflikt den Boden, indem er die Frage stellt, wie ein Post-Putin-Ära realistisch aussehen könnte:
Der Westen hat sich seit Ende des Kalten Krieges bei nahezu allen militärischen Eingriffen als auch Soft-Power Demokratieexporten verhoben und verkalkuliert. Das Chaos und die politische Instabilität waren stets die Bedingung, um in den jeweiligen Ländern Regime-Change Aktivitäten zu starten. In Russland fehlen jedoch solche Voraussetzungen.
Hier geht es zum lesenswerten Artikel:
POLITISCHE VORAUSSETZUNGEN EINER POST-PUTIN ÄRA
Abschließend noch etwas Werbung in eigener Sache: Die Kehre 9 ist am Freitag erschienen! Die von mir verantwortete Zeitschrift für Naturschutz kommt ab diesem Jahr mit mehr Inhalt und neuem Erscheinungsbild daher: Satte 84 statt der vormals 56 Seiten stecken nun zwischen dem Umschlag, die nicht mehr von einer Klammer zusammengehalten werden, sondern auf einen festen Rücken geklebt sind.
Unser Titelthema könnte indes aktueller nicht sein: Ressourcenknappheit. Ursprünglich hatten wir das Thema wegen des 50jährigen Jubiläums des ersten Club-of-Rome-Berichts aus dem Jahr 1972 gewählt, aber mit dem Krieg in der Ukraine ist die Frage nach der Sicherheit und Endlichkeit unserer Ressourcenversorgung zum Dreh- und Angelpunkt der Politik im Jahr 2022 geworden.
Johannes Konstantin Poensgen schreibt über technologische Lösungsmöglichkeiten der Verknappung, Jörg Dittus über den Trend des Urban mining – einer Methode, die die Stadt zum eigenen Warenlager umfunktionieren soll – und Hagen Eichberger unterzieht die Effizienzsteigerung als Lösungsmöglichkeit, um endliche Ressourcen zu schonen, einer kritischen Betrachtung.
Wer noch einen weiteren Anstoß braucht, um zuzugreifen, der findet Ihn hier:
RESSOURCENKNAPPHEIT?
Die Kehre 9 erhalten Sie natürlich wie immer hier, bei Antaios, dem größten konservativen Versandbuchhandel.
Außerdem können Sie von zwei Sonderaktionen profitieren, die wir anläßlich der Veröffentlichung der »neuen« Kehre gestartet haben. Zum einen bekommt jeder Neuabonnent den ersten Kehre-Jahrgang kostenlos dazu (nur solange der Vorrat reicht; rund 150 Stück der Erstausgabe sind noch vorrätig), zum anderen gibt es für diejenigen, die kein Abo abschließen wollen, die Möglichkeit, den ersten Jahrgang (Hefte 1–4) im Gesamtpaket vergünstigt für 20 statt 28 Euro zu erwerben.
Viel Spaß bei der Kehre-Lektüre!
Allnichts
Die Umstellung hat der "Kehre" wirklich gutgetan und kann nur als gelungen bezeichnet werden. Ein grosser Fortschritt.
Heftklammerung ist immer etwas unglücklich, es fehlt der Heftrücken, auch eine gewisse Standfestigkeit, und so werden Zeitschriften dieses Formats statt ins Bücherregal eingereiht eher auf einen Stapel abgelegt, was sie dauerhaft aus dem Blickfeld nimmt. Dies fällt in Zukunft weg, zur noch besseren Übersichtlichkeit sollte auf dem Heftrücken aber das Titelthema einer Ausgabe stehen.
Mehr Seiten, ein Praxisteil, passenderes Papier - das wirkt alles sehr wertig und muss sich vor anderen Magazinen dieser Ausrichtung nicht verstecken.