Netzfundstücke (123) – Bewaffnetes Wort, Plagen

Günter Maschke war ein freier Geist.

Sei­ne inne­re Unab­hän­gig­keit und sei­ne klu­ge Bele­sen­heit, sein Wirk­lich­keits­sinn, sein Mut und sei­ne Fähig­keit, die Din­ge zu Ende zu den­ken, wer­den uns feh­len. Sein Andenken zu ehren und sein Werk zu pfle­gen ist unse­re Aufgabe.

Am 7. Febru­ar die­ses Jah­res ver­starb Gün­ter Maschke: 68er-Rene­gat, aus­ge­wie­se­ner Carl-Schmitt-Ken­ner, Füh­rer des bewaff­ne­ten Worts und Anti-Libe­ra­ler bis ins Mark. Hier auf Sezes­si­on im Netz ist Maschkes Lebens­werk bereits gewür­digt worden.

Wäh­rend ande­re im Schein­wer­fer­licht der Auf­merk­sam­keit stan­den, schrieb Maschke vom Hoch­sitz des Theo­re­ti­kers aus. Popu­lär waren sei­ne Schrif­ten nicht, viel­mehr ein Tip für die schon Bewan­der­ten. Das mag auch dar­an lie­gen, daß einem bei der Maschke-Lek­tü­re vor Augen geführt wird, wie dünn die eige­ne theo­re­ti­sche Decke letzt­lich ist.

Sei­ne Fun­diert­heit stand Maschke aller­dings glei­cher­ma­ßen im Wege wie sie sei­ne Rele­vanz begrün­de­te: Wer sei­ne Schrif­ten auf ein dich­tes Fun­da­ment stel­len möch­te, der benö­tigt Zeit und schüt­telt kei­ne Arti­kel aus dem Ärmel. Dem­entspre­chend spär­lich fällt sein geschrie­be­nes Gesamt­werk aus.

Der­weil ande­re bereits meh­re­re Bücher abge­schlos­sen hat­ten, saß Maschke noch an sei­nem ers­ten. »Am Ran­de der Gesell­schaft« bedau­er­te der Publi­zist Dr. Thor von Wald­stein unlängst Maschkes feh­len­den Mut zur Lücke. Ein Bedau­ern, das Sezes­si­on-Chef­re­dak­teur Götz Kubit­schek, IfS-Lei­ter Dr. Erik Leh­nert und Sezes­si­on-Lite­ra­tur­re­dak­teu­rin Ellen Kositza mit ihm teilen:

Gün­ter Maschkes Das bewaff­ne­te Wort erhal­ten Sie direkt hier, bei Antai­os, dem größ­ten kon­ser­va­ti­ven Versandbuchhandel.


Der in Mün­chen ansäs­si­ge Euro­pa Ver­lag beschreibt sich selbst als ein Haus, das den Schwer­punkt auf »Men­schen­rech­te, kri­ti­sche Dis­kus­sio­nen, euro­päi­sche Wer­te sowie deut­sche Geschich­te und Ver­ant­wor­tung« legt. Fokus­sie­ren wir uns auf die »kri­ti­sche Dis­kus­si­on« und las­sen die Wort­hül­sen des 21. Jahr­hun­derts »Men­schen­rech­te« und »euro­päi­sche Wer­te« links lie­gen: Mit Gun­nar Kai­ser, Thor Kun­kel und Ray­mond Unger ver­legt man drei Autoren, die durch­aus eine kri­ti­sche Feder wider den Main­stream füh­ren und deren Bücher hier auf Sezes­si­on im Netz dem­ge­mäß eine Wür­di­gung erfuhren.

Dar­über hin­aus scheint die Fähig­keit zur kri­ti­schen Dis­kus­si­on indes nicht zu rei­chen, wie nun die Kla­ge des Mün­che­ner Ver­lags gegen den Jun­g­eu­ro­pa Ver­lag zeigt: Jun­g­eu­ro­pa wird von Euro­pa am Land­ge­richt Leip­zig auf Unter­las­sung ver­klagt. Gro­tes­ker­wei­se liegt die Beweis­pflicht nun bei den Man­nen um Ver­le­ger Phil­ip Stein, die inner­halb von zwei Wochen zu erklä­ren haben, war­um ihr Ver­lags­na­me nicht die »Unter­neh­mens­kenn­zei­chen­rech­te« der Klä­ge­rin verletzt.

Die Ange­le­gen­heit ist alles ande­re als auf die leich­te Schul­ter zu neh­men: Soll­te Jun­g­eu­ro­pa vor dem Land­ge­richt in Leip­zig ver­lie­ren (und ggf. spä­ter am Ober­lan­des­ge­richt in Dres­den), müß­te der Ver­lag nicht nur sei­nen Namen auf­ge­ben und alle Waren aus dem Ver­kehr zie­hen, son­dern unter Umstän­den auch Scha­dens­er­satz bezahlen.

Jun­g­eu­ro­pa bit­tet daher in die­ser über­aus wich­ti­gen Ange­le­gen­heit um Hil­fe bei der Finan­zie­rung des Pro­zes­ses. Die­se Unter­stüt­zung wird über den »Ein Prozent«-Solifonds zen­tral organisiert:

Wir haben unter dem Stich­wort »Jun­g­eu­ro­pa« ein Kon­to ein­ge­rich­tet – und zwar im »Soli­fonds« der Bür­ger­initia­ti­ve »Ein Pro­zent«. Jeder, der uns bei den Kos­ten des Pro­zes­ses aktiv unter­stüt­zen möch­te, spen­det einen Betrag sei­ner Wahl (unter dem Betreff »Jun­g­eu­ro­pa«) an die nach­fol­gen­de Kontoverbindung:

Kon­to­in­ha­ber: EIN PROZENT E.V.
IBAN: DE97 8505 0300 0221 2132 60
BIC: OSDDDE81XXX
Ver­wen­dungs­zweck: Jungeuropa

Auf der Inter­net­sei­te des »Soli­fonds« gibt es außer­dem wei­te­re Spen­den­mög­lich­kei­ten wie SEPA oder Kre­dit­kar­te. Jeder Euro, der nicht für die Finan­zie­rung des Pro­zes­ses benö­tigt wird, fließt im Anschluss sowohl in Pro­jek­te des »Soli­fonds« als auch eine umfas­sen­de Film-Doku­men­ta­ti­on über das Leben und Wir­ken von Alain de Benoist, die wir inten­siv vorbereiten.

Hier geht es zur aus­führ­li­chen Dar­stel­lung des juris­ti­schen Angriffs aus dem Verlagsmainstream:

WIR WERDEN VERKLAGT!

Ste­hen wir zusam­men und schla­gen die­se Anma­ßung zurück!

Nichts schreibt sich
von allein!

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Kommentare (20)

RMH

16. April 2022 11:22

Ich empfinde es als ziemlichen Arroganzanfall des Herrn Stein, wenn er den Mitbewerber als "obskuren Verlag", den vermutlich eh keiner seines Kundenkreises kenne, abkanzelt (aber genau darum geht es doch wettbewerbsrechtlich: Die Frage ob bisher sein Haus (jev) nicht kennende Kunden des anderen Verlages (ev) nun auf seinen Verlag (jev) wegen der vermeintlicher Verwechslungsgefahr aufmerksam werden, dort kaufen und nicht umgekehrt!). Solche Klagen flattern naturgemäß nicht einfach so ins Haus und vermutlich wurde er auch bereits außergerichtlich angeschrieben /abgemahnt etc. - so etwas versucht man normalerweise erst einmal außergerichtlich zu klären. Die Aufregung teile ich daher nicht. "Europa" ist ein allgemeiner Begriff wie "Verlag" und "jung" und alles von wenig großer Unterscheidungskraft und bis auf "Verlag" erhält man auch keine besonderen Hinweise auf etwaige, dahinter stehende Produkte. Meine vorsichtige Prognose: Beide Parteien werden - sollte es zu einer Verhandlung vor dem Gericht kommen - ein paar ordentliche Merksätze vom Gericht in ihre Stammbücher geschrieben bekommen.

Laurenz

16. April 2022 16:50

Danke @RMH für Ihre plausiblen Erläuterungen

"Maschke"

Ich finde Maschke als schillernde Figur interessant, dessen Vita (vom Paulus zum Saulus), gesellschaftlich abweichend, sich spannend liest. Nur hier, wird Ihm wenig Verständnis entgegengebracht (Mut zur Lücke), eben weil jemand, wie Maschke, nicht nur keinen Sinn in einem gesellschaftlich adäquaten Lebensweg sah, sondern diesen, aus Seinem Charakter begründet, gar nicht leben konnte. Auch Menschen, die alles oder nichts leben, deren Welt sich nur in schwarz & weiß gestaltet, haben eine Daseinsberechtigung.

Nicht, daß ich Maschke & sonst jemanden den völlig belanglosen Carl Schmitt nehmen wollte, die Linke beneidet uns ja, ob hiesiger theoretischer Staatsrecht-Debatten, aber man braucht die politische Wirkung auch nicht debattieren. Denn es existiert keine. Im Gegenteil, auch die Juristen feudalisieren sich immer weiter. Jetzt entscheidet schon die Hautfarbe über einen Sitz am obersten Gerichtshof der USA.

Niekisch

16. April 2022 18:42

"Nicht, daß ich Maschke & sonst jemanden den völlig belanglosen Carl Schmitt nehmen wollte, die Linke beneidet uns ja, ob hiesiger theoretischer Staatsrecht-Debatten, aber man braucht die politische Wirkung auch nicht debattieren. Denn es existiert keine".

Jetzt machen Sie aber mal halblang, @ Laurenz.

Vultus Animi

16. April 2022 20:40

Jungeuropa:

Ich empfehle, über befreundete bzw. zugängliche Autoren Gespräche auf Geschäftsleitungsebene zu suchen. Und parallel sich anwaltlich beraten zu lassen, zB über Ralf Höcker. -  Mir scheint das weniger ein ideologisch motiviertes Scharmützel zu sein, als eine nüchterne wiewohl ernstzunehmende und womöglich teure wettbewerbs-/markenrechtliche Auseinandersetzung. Nüchternheit statt Emotionalität sei hier die Devise. 

Laurenz

16. April 2022 21:21

@Niekisch

Sie dürfen mich gerne maßregeln, Niekisch. Aber dann erwarte ich auch, daß Sie etwas auf den Tisch legen, was nicht von Pappe ist.

Haltung zu bewahren mochte vor der Reichskanzlei unvergleichlich gut aussehen, aber hier bringt uns das nicht wirklich weiter.

Niekisch

17. April 2022 10:59

@ Laurenz 16.4. 21:21: Ihnen, der Redaktion und allen Nutzern ein frohes Osterfest!

Wir sind uns sicher einig, daß vorschnelle, ungezielte  und unbelegte Schüsse eine Diskussion nicht voranbringen. Deshalb erlaube ich mir den Hinweis auf die weltweit ungebremste Schmitt-Rezeption. Dort finden Sie genügend Hinweise auf das Hineinwirken von Schmitts Denken in die Politik. 

Allerdings dürften seine Vorstellungen, zumindest was "Großräume" angeht, zunehmend unrealistisch werden. Denn angesichts der immer größeren ethnischen Zersplitterung der Kleinräume ist eine Zusammenfassung der Mosaike in Großräume möglicherweise mit weiterem Kraftverlust verbunden statt zu starken, souvänen Großräumen zu führen. Eine Ausnahme mag Asien sein.

RMH

17. April 2022 12:37

Auf jeden Fall steigert die Lektüre von Carl Schmitt die Allgemeinbildung ungemein. Wenn jemand nur 1 einziges Buch von Schmitt lesen will und kein anderes, dann würde ich in der Tat im Sinne der Steigerung der Allgemeinbildung das im vorherigen Artikel von Erik Lehnert am Ende genannte Nachkriegswerk von Schmitt "Der Nomos der Erde" empfehlen. Schmitt hatte vor allem deshalb so eine nachhaltige Wirkung, weil man kein Jurist sein muss, um ihn lesen und verstehen zu können.

Der Nomos der Erde | Verlag Antaios

PS: Bei Persönlichkeiten wie Maschke frage ich mich als akademischer Proletarier immer recht tellurisch, wie die ihr teilweise abenteuerliches Leben ganz trivial durchfinanziert bekommen haben (gut, Unterhaltsverpflichtungen musste er offenbar keine bedienen - dafür bleibt am Ende auch nur bedrucktes/beschriebenes Papier, welches er hinterlassen hat).

brueckenbauer

17. April 2022 15:24

@Laurenz

Wir hatten doch gerade erst den Hinweis auf Erich Vad, dessen Äußerungen bis in die Friedensbewegung hinein zustimmend kommentiert worden sind. Wobei man sich dort über Vads Verbindung zu Carl Schmitt und zu Antaios nicht klar ist. Also hat Carl Schmitt doch politische Wirkungen bis heute, oder?

Niekisch

17. April 2022 19:34

"Wenn jemand nur 1 einziges Buch von Schmitt lesen will und kein anderes, dann würde ich in der Tat im Sinne der Steigerung der Allgemeinbildung das im vorherigen Artikel von Erik Lehnert am Ende genannte Nachkriegswerk von Schmitt "Der Nomos der Erde" empfehlen".

@ RMH 17.4. 12:37: Da eignet sich auch Schmitts "Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus" als abschreckendes Beispiel für alle Gutgläubigen, die immer noch meinen, daß im Liberalextremismus ein Fördern der Volksinteressen möglich ist.

Mitleser2

17. April 2022 20:26

Bis 2021 war die Friedensbewegung eher links und rußlandfreundlich. Halt unter der Prämisse Russland=gut, NATO=böse. Wobei die Ablehnung der NATO gewichtiger war, als die Nähe zu Rußland. Jetzt ist das Weltbild etwas erschüttert. Diejenigen, die ich aus dieser Ecke kenne, bieten sich eher nicht als Partner für Rechte an.

 

Laurenz

18. April 2022 00:04

@RMH

Was Maschke betrifft, so geht es allen Kinderlosen. Als Kinderloser ist man nicht umsonst kinderlos. Die teilen sich in 2 Kategorien auf, einerseits in Paare, die das bewußt entschieden haben & andererseits Menschen, die zu schwierig für eine Partnerschaft sind. Letzteres sucht man sich aber nicht aus. Hatte Goethe Kinder? Wie finanzierte Goethe Sein Leben? Reichte Sein Erbe?

Kositza: Ja, sowohl Goethe als auch Maschke hatten ein Kind.

@Niekisch & Brückenbauer

Ich habe mir die Vita Schmitts nochmal angeschaut, geliebt & gehaßt der Mann. Ihre Beiträge sind mir zu wage, zu nebulös. Ob man Karl May debattiert oder Carl Schmitt macht politisch keinen Unterschied, außer in der Feststellung, daß Karl May einen größeren kulturellen Einfluß genoß. Schmitt war zB nicht Mitglied in dem unseligen Parlamentarischen Rat, der unter der Fuchtel der Amis das Nachkriegsdeutschland regelte. Das meinte ich mit direkter politischer Auswirkung. Oder in diesem Artikel auf Veterans Today geht es darum, welcher politische Philosoph direkten Einfluß auf Putin hat. 

https://www.veteranstoday.com/2022/04/14/alexander-solzhenitsyn-not-alexander-dugin-is-putins-brain/

Der_Juergen

18. April 2022 07:32

@Laurenz

"--- der völlig belanglose Carl Schmitt..."

Schade; da schreiben Sie zum Ukraine-Krieg allerlei durchaus Vernünftiges und nun, wie es früher meist der Fall war, etwas, das von reinem Unverstand kündet. Sie brauchen Schmitt - immer vorausgesetzt, Sie haben je etwas von ihm gelesen - ja nicht zu mögen, aber ihm die Bedeutung abzusprechen, ist eine Dreistigkeit ohnesgleichen. Ich verabscheue die Frankfurter Schule zutiefst, würde aber nie die Dummheit begehen, sie als "belanglos" zu bezeichnen.

Maiordomus

18. April 2022 08:53

Man muss CS nicht kennen, so wie man Machiavelli, Thomas Hobbes, Rousseau und Marx nicht "kennen muss" Nur dass man dann halt keine Ahnung von Politischer Theologie (Hauptwerk v. C.S. von 1922) hat, so wie man die modernen Ideologien als "Sozialreligionen" ohne die Hintergründe der Gnosis (auch ein Schlüssel für Hegel u. Marx u. Heidegger) kaum versteht. Für den politischen Stammtisch ist es  überflüssig, so wie es überflüssig ist, Hexenprozesse zu studieren,  etwa um die  Justiz zu verstehen will oder für das Verständnis der Gegenwart die Strafbarkeit der für den Klimawandel Verantwortlichen . Es gibt einen Zusammenhang zwischen Religion und dem ethischen Hintergrund der Meteorologie. Jeder, der vom sog. Heidentum Ahnung hat, weiss dies längst, und weil Religion ein Urbedürfnis ist, gehört es zu den Grundlagen. Für mich halten die gegenwärtigen einschlägigen Mitglieder der Bundesregierung den 1000 intelligentesten und kreativsten Denkerinnen und Denkern des Mittelalters nicht stand.. Insofern sind für mich solche Lektüren eine Form des Exils. Carl Schmitt lese ich, wenn ich gewisse Zusammenhänge verstehen will, obwohl er mir über seinen Briefwechsel mit Ernst Jünger persönlich widerwärtig vorgekommen ist und selbst ein Rousseau mir da hundertfach sympathischer erscheint.  

Mitleser2

18. April 2022 09:42

@Maiordomus: "Es gibt einen Zusammenhang zwischen Religion und dem ethischen Hintergrund der Meteorologie."

Lieber Maiordomus, können Sie das einem ungebildeten Naturwissenschaftler erklären?

Laurenz

18. April 2022 09:47

@EK

Herzlichen Dank zu Goethe, da war ich vollkommen unterbelichtet. Da handelt es sich wohl auch nicht nur um ein Kind. Wenn ich das richtig verstanden habe, waren Goethes Enkel kinderlos. Man lernt nie aus, es sei denn, man stirbt.

@Der_Jürgen & Maiordomus

Sie verstehen mich falsch. Ich will das Werk Carl Schmitts in keiner Weise angreifen oder schlecht machen. Und es ist müßig, mir, wie @Niekisch, erläuternde Literatur zu jemanden zu empfehlen, dessen literarisches Werk eines der umfangreichsten aller Zeiten darstellt. Vielleicht brächte es mehr, jemanden zu lesen, der das wesentliche im Werk Schmitts auf den Punkt bringt, ja vielleicht Maschke, weiß ich aber nicht. Ich möchte Sie nochmals darauf hinweisen, daß Debatten in philosophischen Zirkeln keinerlei Beweis einer direkten politischen Einflußnahme darstellen.

Diesen Beweis sind Sie alle bisher schuldig geblieben.

Sie tun so, als ob Bärbock & Kollegen besser lesen könnten, als Karl, der angeblich Große. & soweit ich als Normalbürger staatstragendes angewandtes Verfassungsrecht beurteilen kann, sind zumindest bei uns seit über 70 Jahren BVG-Richter Diener der politischen Halbalphabeten. In der Nachkriegspolitik wurden Intellektuelle, wie Schiller, meist abgebügelt.

RMH

18. April 2022 12:54

Ich bin hier bei MDs letzten Beitrag, 18. April 2022 08:53, dem ich zustimmen möchte. Wenn man zumindest ansatzweise ein Verständnis für gewisse Themen und deren tieferliegende Wurzeln entwickeln will, dann kommt man um das Lesen nicht herum. Durch @niekischs Hinweis auf Schmitts "Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus" habe ich mich einmal wieder in mein Lesezimmer begeben und nachgesehen, was ich eigentlich alles von C.S. habe und ob diese Schrift darunter ist und siehe da, ich fand direkt daneben ein Ausgabe von Schmitts "Der Leviathan", die deshalb aus der Buchreihe herausgestochen ist, weil sie nicht von Duncker & Humblodt herausgegeben wurde sondern von Klett-Cotta. In dieser Ausgabe befindet sich ein langes Nachwort von G. Maschke, welches mir nun den Feiertagsmorgen ausgefüllt hat. Maschke rückt hier einiges, was man auch hier ab und an über Schmitt zu lesen bekommt, sehr zu recht und zeigt auf, dass er mitnichten der "Kronjurist" des 3. Reiches sein konnte. Das System der Nazis als Behemoth statt als Leviathan. Danke an die Sezession und an konstruktive Debattenteilnehmer - ohne das Ganze, würden viele Bücher, die ich teils vor Jahrzehnten in Anfällen von kleinbürgerlichem Bildungskomplexen u.U. sogar kanonisch angeschafft habe (und nur teilweise gelesen habe), einfach in meiner Bibliothek vor sich hin gammeln (in der Hoffnung, für den Ruhestand Material zu haben) - so werde ich bereits jetzt angeregt, nachzuschauen, zu lesen!

Niekisch

18. April 2022 15:58

"Ihre Beiträge sind mir zu wage, zu nebulös. Ob man Karl May debattiert oder Carl Schmitt macht politisch keinen Unterschied, außer in der Feststellung, daß Karl May einen größeren kulturellen Einfluß genoß. Schmitt war zB nicht Mitglied in dem unseligen Parlamentarischen Rat, der unter der Fuchtel der Amis das Nachkriegsdeutschland regelte. Das meinte ich mit direkter politischer Auswirkung"

@ Laurenz 18.4. 00:04: zu "w"age? Die Uhrzeit Ihres Beitrages entschuldigt Sie...Und dieser Vergleich von Karl May und Carl Schmitt...unterirdisch..Die Bemerkung zum Parlamentarischen Rat: da widersprechen Sie sich selber. Carl Schmitt war zumindest 19337/34 derart politisch wirksam, dass er nach 1945 zur persona non grata erklärt werden mußte. Und nachweisbar griff der Rat bei der Gestaltung des Grundgesetzes auf Gedanken und neue Rechtsbegriffe Schmitts wie Verfassungsbruch zurück.

Niekisch

18. April 2022 17:02

"keinerlei Beweis einer direkten politischen Einflußnahme"

@ Laurenz 9:47: Nun stellen Sie sich doch bitte nicht unbedarfter dar als Sie sind: Was könnte denn politischer sein als eine Prozeßvertretung Schmitts für das Reich gegen Preußen, mehr noch: Ist die Inschutznahme Hitlers durch Schmitt nach den Morden vom Juni 1934 mit den Worten "Der Führer schützt das Recht" an politischer Wirksamkeit noch zu überbieten? 

Das Wesentliche im Werk Schmitts? Lassen Sie es mich in ein paar Worten versuchen: Ein überragender opportunistischer Jurist mit sehr breitem auch fachfremdem Wissen und der Fähigkeit, komplizierteste juristische Fachsprache allgmeinverständlich, sogar spannend unter Finden neuer Rechtsbegriffe darzustellen, versucht sich als Mann seiner Zeit der Umwälzungen allzeit an die Spitze des Diskurses zu setzen und bei Bedarf aktiv tätig zu sein. Dabei gelingt ihm der Spagat, innerhalb von 6 Jahren vom Verfassungsbeschützer und Verfassungsreformer der Weimarer Reichsverfassung zum Begleiter diktatorischer Ermächtigung nach 1933 zu werden. 

Laurenz

18. April 2022 18:59

@Niekisch

Das haben Sie gut & kurz beschrieben. Sie sind doch Jurist, Niekisch. Mal Hand auf's Herz bitte. Welcher Jurist in Amt & Würden ist kein Opportunist? Staatsdienende Juristen, meist Staatsanwälte & Richter, die von einem Parteiensystem im Proporz abhängig sind, huldigen doch grundsätzlich dem Opportunismus. Was ist da, abgesehen vom literarischen Schaffen, der Unterschied zu Schmitt? Mit Verlaub, ich sehe keinen.

Harbath machte bis vor kurzem das, was Merkel wollte & hätte getan, was Hitler ihm diktierte.

Maiordomus

18. April 2022 21:42

Fast alle alten Götter, Wotan, Donar, Zeus, sogar der vom Sinai waren Wettergötter. Das Wetter gehört zum Elementaren, dem Naturvölker ausgeliefert sind, das entspricht, jedoch ohne die mythische Empfindungsweise, dem Orientierungsbedürfnis heutiger Grüner. Sowieso führte ich schon mal aus, dass man sich traditionell für Natur- und Wetterkatastrophen in einem System von Schuld und Unschuld fühlte; heiligte man den Sonntag nicht, rächte sich Petrus, indem er meteorologisch zuschlug. Wettermachen war schon immer eine Kunst, die man einzelnen Personen zutraute. Praktisch der ganze traditonelle christliche Heiligenkalender ist wetterbezogen, vgl. Pankraz, Servaz, Bonifaz, die kalte Sophie, die Verena, die das Herbstwetter signalisiert, Lichtmess, aber nicht Lichtmesz geschrieben usw.

 

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