Ulrich Steinmetz: Zeugen deutscher Geschichte

 von Hagen Eichberger -- »Dies liebe Heimatland / Im deutschen Vaterland / Hat Gottes weise Hand / Für uns ersehn.«

Wuß­ten Sie, daß die­se Zei­len von Jakob Josef Jauch bis 1963 offi­zi­el­ler Text­be­stand­teil der Natio­nal­hym­ne Liech­ten­steins waren? Stell­ten die­se Wor­te bis dahin einen selbst­ver­ständ­li­chen Aus­druck der Volks­zu­ge­hö­rig­keit und ein Bekennt­nis zum Deutsch­tum dar, wird in der zeit­geist­kon­for­men Ver­si­on seit­her vom »teu­ren« Vater­land gesun­gen. Das Attri­but »deutsch« wur­de gestri­chen. Das deut­sche Erbe Liech­ten­steins erlebt seit Kriegs­en­de einen regel­rech­ten Bil­der­sturm, die tra­di­ti­ons­rei­che Geschich­te des Alpen­staa­tes im deut­schen Reichs­ver­bund wird ausgeblendet.

Damit steht das Fürs­ten­tum nicht allein. Auch in der benach­bar­ten Eid­ge­nos­sen­schaft erin­nert man nur ungern an die stei­ner­nen wie kul­tu­rel­len Zeu­gen deut­scher Geschich­te. Die im 11. Jahr­hun­dert erbau­te »Habichts­burg« thront noch heu­te über dem Fluß Aare. Aus »Habichts-« wur­de »Habs­burg«, der Stamm­sitz des spä­te­ren deut­schen Kai­ser­ge­schlechts. Auf dem Gebiet der heu­ti­gen Schweiz stan­den die Habs­bur­ger im Schat­ten mäch­ti­ger Adels­ge­schlech­ter, ehe sie sich bis zum 13. Jahr­hun­dert zur mäch­tigs­ten Dynas­tie zwi­schen Alpen und Ober­rhein hoch­kämpf­ten und sich anschick­ten, zu einer der bestim­men­den Kräf­te in der Geschich­te des Hei­li­gen Römi­schen Rei­ches zu werden.

Die­se Epi­so­den aus 2000 Jah­ren deut­scher Geschich­te fin­den sich in dem hier ange­zeig­ten Buch. Anhand aus­ge­wähl­ter Bei­spie­le wird der Leser auf eine Ent­de­ckungs­rei­se mit­ge­nom­men, die vom Schwarz­häup­ter­haus im von der deut­schen Han­se gegrün­de­ten Riga über das Deut­sche Haus in Flens­burg und die Hoh­kö­nigs­burg im Elsaß bis hin zur Burg von Pet­tau in der Unter­stei­er­mark, der Schwar­zen Kir­che im sie­ben­bür­gi­schen Kron­stadt oder dem Anna­berg Ober­schle­si­ens die gesam­te geo­gra­phi­sche Band­brei­te der »Kul­tur- und Natur­denk­ma­le im deut­schen Sprach- und Sied­lungs­raum« abbildet.

Weni­ger bekann­te Facet­ten deut­scher Bau- und Kul­tur­ge­schich­te ste­hen Seit’ an Seit’ mit den her­aus­ge­ho­be­nen Gedenk­stät­ten unse­res Lan­des. Ein­ge­bet­tet in die land­schaft­li­chen Schön­hei­ten Deutsch­lands, zeigt der vor­lie­gen­de Bild­band eine reprä­sen­ta­ti­ve Aus­wahl an Zeug­nis­sen deut­scher Geschich­te. In Wort und Bild wer­den rund 200 Geburts­häu­ser, Grab­stät­ten und Denk­mä­ler gro­ßer Deut­scher, Bau- und Natur­denk­mä­ler, Kir­chen, Bur­gen und Schlös­ser vor­ge­stellt. Höhe- und Glanz­punk­te deut­scher Geschich­te wer­den anhand aus­ge­wähl­ter Bei­spie­le leben­dig. Der Kunst­his­to­ri­ker Ulrich Stein­metz spannt dabei den Bogen von bron­ze­zeit­li­chen Hünen­grä­bern in Fries­land über das Her­manns­denk­mal und die Geburts­häu­ser Schil­lers und Goe­thes bis hin zum Ham­ba­cher Schloß und der wie­der­auf­ge­bau­ten Dresd­ner Frauenkirche.

Neben Erwart­ba­rem, wie den Tou­ris­ten­ma­gne­ten Ber­li­ner Reichs­tag, Schloß Neu­schwan­stein oder Kyff­häu­ser-Denk­mal, über­rascht der Band mit in Ver­ges­sen­heit gera­te­nen »Zeu­gen deut­scher Geschich­te«, etwa dem Huge­not­ten­mu­se­um in Bad Karls­ha­fen, dem 6900 Jah­re alten Son­nen­ob­ser­va­to­ri­um Gos­eck oder dem Ups­tals­boom im ost­frie­si­schen Aurich.

Kom­plett in Far­be bebil­dert, mit Zusatz­in­for­ma­tio­nen zu den jewei­li­gen Gedenk­stät­ten und mit Tex­ten, die erkenn­bar mit kunst- wie kul­tur­ge­schicht­li­chem Sach­ver­stand geschrie­ben sind, begeis­tert der Band und lädt zum Schwel­gen ein. Zeu­gen deut­scher Geschich­te regt auch an, selbst das immer noch schla­gen­de Herz Deutsch­lands zu erkun­den und zu einer eige­nen Ent­de­ckungs­rei­se auf­zu­bre­chen. Denn die eige­ne Iden­ti­tät lei­tet sich immer aus der his­to­ri­schen Tra­di­ti­on ab, einer grund­sätz­lich beja­hen­den Hal­tung zur eige­nen Her­kunft, Kul­tur und Geschichte.

Ulrich Stein­metz: Zeu­gen deut­scher Geschich­te. Wo Deutsch­lands Herz schlägt, Kiel: Ori­on-Heim­rei­ter 2021. 240 S., 29,80 €

 

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