250 Jahre Novalis

Jubiläumsartikel aus dem 107. Heft der Zeitschrift Sezession, die vor vier Wochen erschien und in nur noch drei Dutzend Exemplaren hier zu haben ist.

Nova­lis (1772–1801)

von Ivor Claire

Ein roman­ti­scher Dich­ter sei ein »Autor, der die eng­li­sche Lite­ra­tur gele­sen hat, Opi­um ver­zehrt und sexu­ell von patrio­ti­schen Grou­pies betreut wird«, schrieb Peter Hacks, unser bedeu­tends­ter sta­li­nis­ti­scher Dich­ter, in sei­ner Sua­da Zur Roman­tik. Der »Ver­rück­tes­te von allen«, ein gewis­ser Fried­rich von Har­den­berg, der sich Nova­lis nann­te, dient ihm dafür als Kronzeuge:

kei­ner bekennt sich so oft und so nach­drück­lich zum Opi­um wie jener für zart gel­ten­de Jüng­ling: ›ohne Eksta­se – fes­seln­des, alles erset­zen­des Bewußt­sein – ist es mit der gan­zen Phi­lo­so­phie nicht weit her‹, so renom­miert er. Nova­lis habe nicht nur im Tage­buch »unter Geständ­nis­zwang« gelit­ten, son­dern erst recht in sei­nem Werk – in den berühm­ten Hym­nen an die Nacht etwa lie­ßen sich Reve­ren­zen an die Opi­atal­ka­lo­ide klar benennen:

›Köst­li­cher Bal­sam / Träuft aus dei­ner Hand, / Aus dem Bün­del Mohn. / In süßer Trun­ken­heit / Ent­fal­test du die schwe­ren Flü­gel des Gemüts. / Und schenkst uns Freu­den / Dun­kel und unaussprechlich.

Die­se Freu­den seien

so unaus­sprech­lich nicht, daß die Plau­der­ta­sche Nova­lis sie nicht aus­sprä­che. ›Hei­li­ger‹ Schlaf erfreut sich fol­gen­der Anre­de. ›Die Toren‹ – ›Sie füh­len dich nicht, / In der gol­de­nen Flut der Trau­ben, / In des Man­del­baums Wund­er­öl / Und im brau­nen Saft des Mohns‹. Wir sind mit des Dich­ters Apo­the­ke ganz ver­traut. Nova­lis’ Not­hel­fer sind der Schnaps, die Bit­ter­man­del (Blau­säu­re) und das Opi­um. Die Blau­säu­re war ja wohl für den Kreislauf.

Peter Hacks moch­te kei­ne roman­ti­schen Dich­ter, und er war sich hier einig mit Carl Schmitt, der die­sen in sei­nem pole­mi­schen Groß­essay Poli­ti­sche Roman­tik vor­wirft, weder zu kla­rem Den­ken noch zur kon­kre­ten poli­ti­schen Gestal­tung fähig zu sein. Im Roman­ti­schen wer­de, so heißt es gleich in Schmitts Vorwort,

alles zum ›Anfang eines unend­li­chen Romans‹. Die­se auf Nova­lis zurück­ge­hen­de, den sprach­li­chen Sinn des Worts wie­der zur Gel­tung brin­gen­de For­mu­lie­rung bezeich­net am bes­ten die spe­zi­fisch roman­ti­sche Bezie­hung zur Welt.

Schmitts »rech­te« Sua­da gegen die­se Grup­pie­rung, die sich um 1800 for­miert hat­te und in der Fol­ge gern als die deut­sche Bewe­gung schlecht­hin apo­stro­phiert wur­de, zielt – etwas aus­ge­feil­ter als die »lin­ke« von Hacks – nicht nur auf deren viel­be­ru­fe­ne Inner­lich­keit als eine apo­li­ti­sche Hal­tung, son­dern eben­so auf das »Pro­teus­haf­te« und nicht Fest­leg­ba­re der Roman­ti­ker, und auch ihm ist Fried­rich von Har­den­berg ein Kronzeuge:

In einer all­ge­mei­nen Ver­tau­schung und Ver­men­gung der Begrif­fe, einer unge­heu­er­li­chen Pro­mis­kui­tät der Wor­te, wird alles erklär­lich und uner­klär­lich, iden­tisch und gegen­sätz­lich, und kann allem alles unter­scho­ben wer­den. Auf Fra­gen und Dis­kus­sio­nen zur poli­ti­schen Wirk­lich­keit wur­de die Kunst ange­wandt, ›alles in Sofi­en zu ver­wan­deln und umge­kehrt‹. Dies all­ge­mei­ne ›und umge­kehrt‹ ist der Stein der Wei­sen in der gro­ßen Alche­mie der Wor­te, die jeden Kot in Gold und jedes Gold in Kot ver­wan­deln kann.

Hacks assis­tiert Schmitt, von Nova­lis auf den Preu­ßen E.T.A. Hoff­mann über­ge­hend, hin­sicht­lich der for­ma­len Offen­heit der roman­ti­schen Tex­te auch mit einem poe­to­lo­gi­schen Ver­dikt: »Mehr Form gibt die ver­kiff­te Bewußt­seins­la­ge nicht her.« Das ver­nich­ten­de Urteil des Goe­the­freun­des Hacks hat ihm den Haß auch man­chen pro­gres­si­ven Ver­tei­di­gers der Roman­tik in der spä­ten BRD eingetragen.

Sein Urteil war frei­lich nicht nur ein ästhe­ti­sches, son­dern auch und vor allem eben ein expli­zit poli­ti­sches, und Carl Schmitt hät­te das Fazit des Natio­nal­preis­trä­gers der DDR sofort unterschrieben:

Das ers­te Auf­tau­chen der Roman­tik in einem Lan­de ist wie Sal­pe­ter in einem Haus, Läu­se auf einem Kind oder der Man­tel von Hei­ner Mül­ler am Gar­de­ro­ben­ha­ken eines Vor­zim­mers. Ein von der Roman­tik befal­le­nes Land soll­te die Mög­lich­keit sei­nes Unter­gangs in Betracht ziehen.

Ganz anders als Schmitt und Hacks hat sich dage­gen Ernst Jün­ger in sei­nem Aben­teu­er­li­chen Her­zen, einem selbst recht roman­ti­schen Buch, nach­drück­lich zu Nova­lis bekannt: Er preist dort »den Rausch, den Schlaf und den Tod« und rühmt neben den Krie­gern die »hei­te­ren und düs­te­ren Aris­to­kra­ten des Trau­mes«, weil sie es sei­en, »aus deren Träu­men jede Ord­nung sich bil­det und denen jede Ord­nung wie­der zum Opfer fällt.« Und eine Ord­nung wer­de unnütz,

sobald sich in ihr der gro­ße Traum nicht mehr ver­wirk­li­chen läßt. Einer der tiefs­ten Träu­mer, Nova­lis, ein Deut­scher: Wenn man in Mär­chen und Gedich­ten / Erkennt die wah­ren Welt­ge­schich­ten, / Dann fliegt vor einem gehei­men Wort / Das gan­ze ver­kehr­te Wesen fort.

Der damals 34jährige Jün­ger erklär­te sich jeden­falls bereit, gleich den gan­zen Stendhal »für eine ein­zi­ge ›Hym­ne an die Nacht‹« dranzugeben.

Aus sei­nem »lin­ken« Miß­ver­ständ­nis her­aus befand Peter Hacks spä­ter, erst die­se Hym­nen an die Nacht hät­ten modisch-melan­cho­li­sche Nacht­ge­dan­ken wie die des Eng­län­ders Edward Young, des­sen Blank­ver­se Vor­bild gan­zer Dich­ter­ge­ne­ra­tio­nen im 18. Jahr­hun­dert waren, »zu einem Anschlag gegen die gesam­te Auf­klä­rung geschärft, wor­in der Nacht ein eige­ner ver­nunft­lo­ser Zugang zu einer eige­nen ver­nunft­lo­sen Wahr­heit zuge­schrie­ben« wer­de – was wie­der­um Jün­ger von »rechts« her gou­tier­te. Offen­sicht­lich also hat das Werk jenes Nova­lis etwas an sich, das inter­es­san­te Geis­ter aller Cou­leur über 200 Jah­re hin­weg anspre­chen oder gar pro­vo­zie­ren konn­te, im guten wie im schlech­ten und über ver­meint­lich klar umris­se­ne Lager hinweg.

Fried­rich von Har­den­berg war und wur­de zwei­fel­los »der Arche­ty­pe der Roman­tik« (Egon Frie­dell), sein Leben und sein Werk waren schon früh Gegen­stand kul­ti­scher Ver­eh­rung und schar­fer Kri­tik: Man sah in ihm einen in den Tod ver­sun­ke­nen Träu­mer, einen Seher, magi­schen Poe­ten und Chris­tus­kün­der, einen Sän­ger der Natur, idea­lis­ti­schen Staats­ver­klä­rer und Roya­lis­ten, erkann­te aber auch schon im 19. Jahr­hun­dert neben uto­pi­schem Poten­ti­al die phi­lo­so­phi­sche Potenz in sei­nen Schriften.

Auf der ande­ren Sei­te waren spä­tes­tens seit Hegels ästhe­ti­schen und geschichts­phi­lo­so­phi­schen Vor­le­sun­gen, voll­ends dann mit Hein­rich Hei­nes Angriff auf die Roman­ti­sche Schu­le, die ein­schlä­gi­gen nega­ti­ven Urtei­le im Schwan­ge, wie sie schließ­lich bei Schmitt und Hacks am Anfang und am Ende des 20. Jahr­hun­derts nahe­zu ide­al­ty­pisch erneut auf­tau­chen soll­ten. Vor allem aber ist eine Fas­zi­na­ti­ons­ge­schich­te zu kon­sta­tie­ren, die immer wie­der neu auf­flamm­te, und dies kei­nes­wegs bloß in der Lite­ra­tur – so ist die sprich­wört­li­che »blaue Blu­me«, das Traum­bild des Hein­rich von ­Ofter­din­gen in ­Nova­lis’ frag­men­ta­risch geblie­be­nem Roman, nicht nur für die Roman­tik seit dem frü­hen 19. Jahr­hun­dert zum Kenn­sym­bol gewor­den, son­dern auch für den Wan­der­vo­gel, die Jugend­be­we­gung im Auf­bruch ins 20. Jahr­hun­dert. Aus einem ähn­li­chen und doch ande­ren Geist her­aus nann­te sich noch in den 1970er Jah­ren eine erfolg­rei­che Deutsch­rock-Band Nova­lis – eine ande­re For­ma­ti­on die­ser Jah­re trug übri­gens den Namen Hoel­der­lin.

Wie kam es zu einer sol­chen post­hu­men Kar­rie­re? Als Fried­rich von Har­den­berg mit knapp 29 Jah­ren am 25. März 1801 in Wei­ßen­fels starb, war er zwar eine auf­stre­ben­de und bekann­te Grö­ße im Lite­ra­tur­be­trieb, hat­te aber nicht viel publi­zie­ren kön­nen: außer einem frü­hen Gedicht in Chris­toph Mar­tin Wie­lands Teut­schem Mer­kur im Jahr 1791 waren dies 1798 die Blüt­hen­staub-Frag­men­te im ers­ten Heft des Athe­nä­um, der pro­gram­ma­ti­schen Zeit­schrift sei­ner Freun­de, der Brü­der Fried­rich und August Wil­helm Schle­gel, dann die Blu­men sowie Glau­ben und Lie­be, eine Samm­lung von poli­ti­schen Apho­ris­men, die dem preu­ßi­schen Königs­paar Fried­rich Wil­helm III. und Lui­se gewid­met waren; sie erschie­nen im sel­ben Jahr in den Jahr­bü­chern der preu­ßi­schen Mon­ar­chie. Und schließ­lich wur­den 1800 noch die Hym­nen an die Nacht im sechs­ten und letz­ten Heft des Athe­nä­ums gedruckt.

Mit Nova­lis’ Tod setz­te indes sogleich die Arbeit sei­ner Freun­de ein, die zu einem regel­rech­ten »Nova­lis­mus« füh­ren soll­te: 1802 gaben Lud­wig Tieck und Fried­rich Schle­gel Har­den­bergs Schrif­ten in zwei Bän­den her­aus, denen »aller­dings eine ganz ein­sei­ti­ge und ten­den­ziö­se Aus­wahl und Bear­bei­tung der Wer­ke« aus dem umfang­rei­chen Nach­laß zugrun­de lag – sie lie­ßen Nova­lis allein als Mys­ti­ker und Schwär­mer erscheinen.

Lud­wig Tiecks bio­gra­phi­sche Vor­re­de zur drit­ten Auf­la­ge die­ser Schrif­ten schrieb 1815 das Bild fort und kano­ni­sier­te Har­den­berg als schmer­zens­rei­chen, todes­sehn­süch­ti­gen roman­ti­schen Dich­ter, des­sen Werk von der Mit­tel­al­ter­sehn­sucht des hin­ter­las­se­nen Roman­tor­sos Hein­rich von Ofter­din­gen geprägt ist, die Chif­fren­schrift der Natur nach­zu­voll­zie­hen sucht sowie katho­li­sie­ren­de Gedich­te und vor allem Frag­men­te umfaßt. Das alles war nicht ganz falsch, aber es ver­zeich­ne­te den jun­gen Dich­ter­phi­lo­so­phen doch erheblich.

Der tra­gi­sche und ent­spre­chend roman­ti­sier­te Gehalt sei­nes kur­zen Lebens war die Lie­be zu Sophie von Kühn gewe­sen, einem zwölf­jäh­ri­gen Mäd­chen: Er lern­te sie 1794 ken­nen und ver­lob­te sich ein Jahr spä­ter inof­fi­zi­ell mit ihr – sie starb jedoch schon am 19. März 1797 nach län­ge­rer Krank­heit, gera­de 15jährig. Har­den­bergs Hym­nen an die Nacht kön­nen so auch als Bewäl­ti­gung die­ses Ver­lusts gele­sen wer­den – wenig spä­ter starb auch noch sein nächst­ge­bo­re­ner Bru­der Erasmus.

Den­noch ver­sank ­Nova­lis nicht in Melan­cho­lie, und er zog sich auch nicht von der Welt zurück. Anders, als es das nicht sel­ten in Kitsch kip­pen­de tri­vi­al­ro­man­ti­sche Bild es will, war Fried­rich von Har­den­berg ein sehr dis­zi­pli­nier­ter und lebens­zu­ge­wand­ter Mann: »Ruh ist Göt­tern nur gege­ben / ­Ihnen ziemt der Über­fluß / Doch für uns ist Han­deln Leben / Macht zu üben nur Genuß.«

Dich­ter war er von Anbe­ginn aus Beru­fung, aber kei­nes­wegs von Beruf. Als er am 2. Mai 1772 auf dem Fami­li­en­gut Ober­wie­der­stedt im Mans­fel­di­schen als zwei­tes von elf Kin­dern zur Welt kam, wuchs Har­den­berg in eine ganz vom Geist des Herrn­hu­ter Pie­tis­mus gepräg­te Fami­lie hin­ein, die ihn zu einem pflicht­be­wuß­ten, from­men und arbeit­sa­men Leben bestimm­te. Har­den­bergs Vater war ein stu­dier­ter Jurist, zudem im Sil­ber- und Kup­fer­berg­bau­we­sen aus­ge­bil­det, der schließ­lich als Direk­tor meh­re­rer Sali­nen in der kur­säch­si­schen Salz­ge­win­nung tätig wur­de – in die­sem Zusam­men­hang zog die Fami­lie von Har­den­berg 1785 schließ­lich nach Wei­ßen­fels an der Saale.

Fried­rich von Har­den­berg soll­te am Ende in die beruf­li­chen Fuß­stap­fen sei­nes Vaters tre­ten und eine viel­ver­spre­chen­de Lauf­bahn vor sich haben. Doch zunächst stu­dier­te er, nach schu­li­scher Bil­dung durch Haus­leh­rer und Abschluß am Luther-Gym­na­si­um in Eis­le­ben, 1790 Jura in Jena, wobei er auch beim Phi­lo­so­phen und Kan­ti­a­ner Karl Leon­hard Rein­hold und bei Fried­rich Schil­ler hör­te, die ihn bei­de freund­schaft­lich för­der­ten und präg­ten; 1791 wech­sel­te er nach Leip­zig, wo er neben Jura Mathe­ma­tik und Phi­lo­so­phie belegte.

Das juris­ti­sche Examen bestand Har­den­berg schließ­lich 1793 in Wit­ten­berg. Sein Stu­den­ten­le­ben hat­te er dabei als umgäng­li­cher und gesel­li­ger Mensch ein­schließ­lich eini­ger Amou­ren frei gelebt, doch nun soll­te der Absol­vent durch Ver­mitt­lung sei­nes Onkels, des Minis­ters und spä­te­ren Refor­mers Karl August Fürst von Har­den­berg, in preu­ßi­sche Staats­diens­te tre­ten. Auf Emp­feh­lung des Vaters trat Fried­rich von Har­den­berg 1794 dann jedoch bei Coeles­tin August Just, einem kur­säch­si­schen Kreis­amt­mann und bal­di­gen Freund, in Ten­n­stedt eine prak­ti­sche Ver­wal­tungs­aus­bil­dung an; dabei hat­te er im Rah­men einer Dienst­rei­se im nahen Grü­nin­gen sei­ne ­Sophie von Kühn kennengelernt.

Um in ihrer Nähe blei­ben zu kön­nen, wech­sel­te er ins wirt­schaft­lich wich­ti­ge Salz­ge­win­nungs­fach, durch­lief dazu eine Salz­werk­aus­bil­dung und trat dann in der Wei­ßen­fel­ser Sali­ne unter sei­nem Vater den Dienst als Sali­nen­be­am­ter an. Nach dem Tod sei­ner Ver­lob­ten bezog Har­den­berg die Berg­aka­de­mie in Frei­berg, wo er beim Geo­lo­gen Abra­ham Gott­lob Wer­ner eben­so stu­dier­te wie beim Che­mi­ker Wil­helm August Lam­pa­di­us und ande­ren, aber auch prak­tisch in der Gru­be gear­bei­tet hat. In Frei­berg lern­te er sei­ne neue Braut Julie von ­Char­pen­tier, die Toch­ter eines Berg­rats, ken­nen, mit der er sich 1798 ver­lob­te. Auf­grund sei­ner Leis­tun­gen, sei­ner Dis­zi­plin und sei­ner Kennt­nis­se wur­de er zum Sali­nen­as­ses­sor ernannt und stand schon zum Amts­haupt­mann an, doch dann been­de­ten Krank­heit und Tod sein so akti­ves und erfolg­rei­ches Berufsleben.

Dies also war der rea­le Fried­rich von Har­den­berg, der sich hin­ter sei­nem dich­te­ri­schen Pseud­onym Nova­lis ver­barg und post­hum von sei­nen Roman­ti­ker­freun­den, gewiß mit bes­ten Absich­ten, eini­ger­ma­ßen sen­ti­men­tal mythi­siert wur­de. Sein vor­ma­li­ger Vor­ge­setz­ter und Freund Just hat­te 1805 einen nüch­ter­nen Nekro­log ver­öf­fent­licht, der die­ser ratio­nal-kla­ren Dimen­si­on des in sei­nen Schrif­ten so dunk­len Dich­ters gerecht wur­de. Auf­schluß­reich war die Reak­ti­on des schwä­bi­schen Arz­tes und Roman­ti­kers Jus­ti­nus Ker­ner auf die Lebens­dar­stel­lung Jus­ts: 1810 schrieb Ker­ner sei­nem Freund Lud­wig Uhland, die Lek­tü­re die­ses Nekro­logs habe eine son­der­ba­re Wir­kung, es stö­re doch, »wenn man sich Nova­lis als Amts­haupt­mann oder als Salz­bei­sit­zer denkt. Das ist ent­setz­lich!! Ich hät­te mir sein Leben doch viel anders vorgestellt.«

Bedenkt man nun, daß Nova­lis’ Bedeu­tung im dich­te­ri­schen und phi­lo­so­phi­schen Werk begrün­det liegt, das sich aus sei­nem Nach­laß her­aus als so umfang­reich wie viel­sei­tig erweist, frap­pie­ren Lebens­füh­rung und ‑leis­tung die­ses so jung gestor­be­nen Man­nes um so mehr. Heu­ti­ge Lite­ra­ten kön­nen sich in Deutsch­land auf ein Sys­tem der Kul­tur­för­de­rung stüt­zen, das sei­nes­glei­chen sucht – nach einer Lite­ra­tur aus staat­lich geför­der­ter Feder, die qua­li­ta­tiv dem stand­hiel­te, was Fried­rich von Har­den­berg ganz ohne Lite­ra­tur­fonds neben einem for­dern­den Bil­dungs- und Berufs­le­ben her­vor­ge­bracht hat, suchen wir indes meist vergebens.

Die ger­ma­nis­ti­sche For­schung hat Nova­lis’ soli­des lebens­prak­ti­sches Fun­da­ment und die damit ver­knüpf­te mathe­ma­ti­sche, natur‑, tech­nik- und ver­wal­tungs­wis­sen­schaft­li­che Bil­dung des roman­ti­schen »Arche­ty­pen« mit gro­ßer Akri­bie weit­ge­hend auf­ge­ar­bei­tet, gründ­li­che Edi­tio­nen bereit­ge­stellt, die auch sei­ne phi­lo­so­phi­schen Stu­di­en zu Fich­te, Kant und Hems­ter­huis, sei­ne Kom­men­ta­re zu Fried­rich Schle­gel und sei­ne Lek­tü­re Schel­lings zuver­läs­sig doku­men­tie­ren und erschlie­ßen. Die Deu­tungs­ver­su­che zu sei­nem Werk sind Legion.

Fried­rich von Har­den­berg gehört damit zwei­fels­frei zum Kul­tur­er­be eines aller­dings dahin­schwin­den­den Deutsch­land, in dem sich immer weni­ger Leser und Ver­stän­di­ge fin­den. Wer kann und will denn noch mit den teu­ren ger­ma­nis­ti­schen Appa­ra­ten und For­schungs­er­geb­nis­sen zu sol­chen höchst anspruchs­vol­len und vor­aus­set­zungs­rei­chen Tex­ten über­haupt arbei­ten? Damit ist die­ses Kul­tur­er­be längst selbst pre­kär: Nolens volens stellt sich die Fra­ge, war­um man über­haupt Nova­lis’ Hein­rich von ­Ofter­din­gen, die­sen unvoll­ende­ten Ver­such eines »Bil­dungs­ro­mans für eine gan­ze Nati­on«, lesen soll­te – oder die kryp­ti­schen Lehr­lin­ge von Saïs, die Hym­nen oder die Geist­li­chen Lie­der, all die Apho­ris­men und Frag­men­te. Es sind Tex­te für alle und für kei­nen … und wer Augen hat, der lese! Denn

sobald wir uns, wie man sagt, ange­spro­chen füh­len von ihrer Lek­tü­re, scheint etwas Unüber­wun­de­nes sich anzu­mel­den, von dem uns zugleich bewußt wird, daß es in den Zusam­men­hän­gen unse­rer geschicht­li­chen Ver­wur­ze­lung grün­det und seit­her nicht auf­ge­hört hat, uns in Fra­ge zu stellen.

Wie alle kla­ren Geis­ter jener Jahr­zehn­te um 1800 sah sich auch Nova­lis in einer Umbruchs­zeit ange­sichts der noto­ri­schen Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on, aber auch mit Blick auf die Phi­lo­so­phie Kants, die Debat­ten in den Wis­sen­schaf­ten, der sich ent­wi­ckeln­den Geo­lo­gie, die nicht nur unter­schied­li­che Model­le zur Ent­ste­hung der Land­mas­sen ins Feld führ­te, son­dern über die Fos­si­li­en­fun­de auch die Fra­ge nach Ent­ste­hung und Ver­ge­hen der Arten auf die Tages­ord­nung setzte.

Die alt­her­ge­brach­ten Gewiß­hei­ten, die auf die Bibel gestütz­te christ­li­che Glau­bens­si­cher­heit, das Ruhen in Got­tes Heils­ge­schich­te, all das war bei Intel­lek­tu­el­len, die wie Schil­ler, Höl­der­lin, Schel­ling, Hegel oder Nova­lis aus streng­gläu­bi­gen Häu­sern kamen, längst ero­diert, und man such­te nach Mög­lich­kei­ten, im Wis­sens­ho­ri­zont der neu­en Zeit hei­mat­lich alte Bestän­de zu retten.

Wie sich ange­sichts einer immer unge­wis­se­ren Zukunft ori­en­tie­ren? Wor­auf set­zen und wie sich ver­hal­ten, wenn ein Gott zwar nah, aber schwer zu fas­sen scheint? Die­se Fra­gen sind heu­te bren­nen­der als je zuvor, und wer unse­re eige­ne Lage durch­drin­gen will, muß tief boh­ren und sich auf Höl­der­lin, Har­den­berg und Hegel eben­so ein­las­sen wie auf Karl Marx und Max Weber. Das phi­lo­so­phi­sche Fra­gen des Nova­lis ragt inso­fern beson­ders her­aus, weil es bei allen mathe­ma­ti­schen Anlei­hen poe­tisch statt­hat und also unab­ge­schlos­sen bleibt, ins Offe­ne läuft, anders als bei den typi­schen Systemdenkern.

Wenn wir sei­nen zu Leb­zei­ten wohl vor­ge­tra­ge­nen, auf Goe­thes Rat aber nicht gedruck­ten Essay Die Chris­ten­heit oder Euro­pa lesen, spricht die­ser nicht direkt zu uns? »Ruhig und unbe­fan­gen betrach­te der äch­te Beob­ach­ter die neu­en staats­um­wäl­zen­den Zei­ten. Kommt ihm der Staats­um­wäl­zer nicht wie Sisy­phus vor?« Immer wie­der rol­le die Kugel hin­un­ter, kaum sei das Gleich­ge­wicht auf der Spit­ze erreicht:

Sie wird nie oben blei­ben, wenn nicht eine Anzie­hung gegen den Him­mel sie auf der Höhe schwe­bend erhält. Alle eure Stüt­zen sind zu schwach, wenn euer Staat die Ten­denz nach der Erde behält, aber knüpft ihn durch eine höhe­re Sehn­sucht an die Höhen des Him­mels, gebt ihm eine Bezie­hung auf das Welt­all, dann habt ihr eine nie ermü­den­de Feder in ihm, und wer­det eure Bemü­hun­gen reich­lich gelohnt sehn. An die Geschich­te ver­wei­se ich euch, forscht in ihrem beleh­ren­den Zusam­men­hang, nach ähn­li­chen Zeit­punk­ten, und lernt den Zau­ber­stab der Ana­lo­gie gebrauchen.

Die­sen »Zau­ber­stab der Ana­lo­gie« müs­sen wir Heu­ti­gen frei­lich auch auf jenes pie­tis­ti­sche Erbe anwen­den, das sich nicht zuletzt in Nova­lis trans­for­miert hat – in einer Ver­schmel­zung der bis zum Wahn gehen­den from­men Ener­gie mit poli­ti­schen Ideen in der beson­de­ren Lage der in sich und mit sich zer­fal­le­nen Deut­schen im Zen­trum Europas:

Du wirst das letz­te Reich ver­kün­den, / Was tau­send Jah­re soll bestehn; / Wirst über­schweng­lich Wesen fin­den / Und ­Jakob Böh­men wiedersehn.

In sol­chem reli­giö­sen Patrio­tis­mus mögen auch die ver­ges­se­nen Wur­zeln der pfäf­fi­schen Exzes­se heu­ti­ger Deut­scher lie­gen, wenn sie ver­su­chen, sich in der Sphä­re des Poli­ti­schen zu arti­ku­lie­ren, und dabei das Poli­ti­sche immer sogleich zu ihrem eige­nen Scha­den exorzieren …

Freun­de, der Boden ist arm, wir müßen reich­li­chen Samen / Aus­streun, daß uns doch nur mäßi­ge Ernd­ten gedeihn.

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Kommentare (16)

t.gygax

2. Mai 2022 12:43

Sehr empfehlenswert: die Biographie "Novalis.Leben und Werk" der Rostocker Literaturwissenschaftlerin Marianne Beese.

Und immer anhörenswert: "Wunderschätze " von der deutschen Rockband novalis, eine Vertonung eines geistlichen und sehr tiefgründigen Gedichtes von Hardenberg live aus dem Jahre 1977.

https://www.youtube.com/watch?v=JsA2qGaVvq4

 

 

Maiordomus

2. Mai 2022 15:24

Ich kann dieses psychodelische Zeug um Novalis weder hören noch lesen, war er doch Bergbauingenieur mit einem leidenschaftlichen Verhältnis zur Mathematik und überhaupt mit einer auch sehr rationalen Seite; seine Blütenstaubfragmente machen eher Lichtenberg Konkurrenz als dass sie Vorläuferschaft zu den Hippies signalisieren. Zu den Namenerklärungen von Hardenbergs Pseudonym gehören die Novalia aus dem philosophisch-magischen Werk von Paracelsus, welches auf Kepler, Goethe, Schelling und Baader gewirkt hat, so wie Novalis ein Schüler des grandiosen Freiberger Gelehrten  A.Werner war, wie ich vor Ort vor ein paar Jahren im einschlägigen Museumskeller ausführen durfte. Und welche Lebensleistung des mit 28 Dahingegangenen: Die historisch-kritische Ausgabe enthält ca. sechs ganz dicke Bände, je über 1000 Seiten, da bleibt einem fast die Spucke weg. Novalis gehört in die Linie Paracelsus - Weigel - Boehme - Baader. Seine Vision sowohl der Christenheit als auch von Europa bleibt eine ewig unzeitgemässe Herausforderung. Ein starker Satz, sinngemäss zitiert: "Die sogenannte Psychologie gehört zu den Larven, die dort hingestellt wurden, wo wahre Götterbilder stehn sollten." Vor 30 Jahren schätzte ich den Novalis-Herausgeber bei Hanser, HJ Balmes, als meinen jeglicher Schwärmerei abgeneigten kritischen Lektor. Novalis, ein typisch deutscher Intellektueller!

Laurenz

2. Mai 2022 15:29

So hat die JF Novalis gedacht https://jungefreiheit.de/kultur/2022/traeumer-aus-prinzip-novalis/

Welcher Romantiker wäre schon alt geworden?

Deswegen war Goethe nicht wirklich ein Romantiker. Als Er in jungen Jahren den Werther schrieb, setzte er ab & an nachts in der gastwirtschaftlichen Unterkunft die Klinge an den Leib, um festzustellen, daß die Klinge furchtbar weh tat. Dadurch war Goethes Romantik im tatsächlichen Leben schnell vorbei.

Maiordomus

2. Mai 2022 17:49

Um im Hinblick auf den Artikel nicht missverstanden zu werden: der Beitrag oben von Ivoe Claire versucht nach der Skizzierung des üblichen Klischees um Novalis, diesem in der Tat phantasievollen poeta doctus in den Proportionen gerecht zu werden; für die skeptisch gebliebenen Leser empfehle ich indes weniger die gigantische und verdienstvolle historisch-kritische Ausgabe, sondern als Fundgrube aus allen Dimensionen und Richtungen, immerhin stets aus der Tiefe der Erde und der Klarheit des HImmels, die mit Recht berühmt gebliebenen Blütenstaub-Fragmente. Dieselben waren, etwa beim grossen Germanisten Emil Staiger, Pflichtlektüre für die Zulassung zum Studium der deutschen Literatur. Man könnte präzisieren: zum Studium der deutschen Sprache und Literatur.. Novalis belegt wie die Schlegel, Schelling und Hegel, ausgeprägter als Hölderlin, dass die deutsche Romantik eine Intellektuellenbewegung war, mit Repräsentanten freilich von hoher bis höchster sprachlicher und vielfach auch dichterischer Begabung. 

RMH

2. Mai 2022 18:34

"Und welche Lebensleistung des mit 28 Dahingegangenen:" (M.D.)

Das ist in der Tat immer wieder beeindruckend, wenn man in vergangene Zeiten zurückblickt:

- Heinrich vom Kleist: 34 Jahre (gut, dass war Selbstmord)

- Hölderlin: Mit knapp 35 verhaftet, später in den Turm verbannt, bis dahin war das wesentliche Lebenswerk zu Papier gebracht.

- Schiller: auch nur 45 geworden.

Liste lässt sich verlängern ...

Und heutzutage zieht mancher erst mit um 50 bei Mutti aus ...

@t.gygax,

alles, was unter das sehr weite Feld "Krautrock" fällt, würde einmal einer gründlichen Betrachtung seitens der kulturellen Rechten verdienen.

Gracchus

2. Mai 2022 20:04

Julien Green, den (ich weiß, ich wiederhole mich) ich für einen der größten Romanciers des letzten Jahrhunderts halte, konnte zum Ende seines Lebens hin, fast 100-jährig, nur noch Lektüre vertragen, das meiste kam ihm belanglos vor, Novalis nicht.

Ich finde die Romanfragmente etwas zäh. Ganz anders die Gedichte und die Aphorismen (zB Blüthenstaub). Maiordomus' Einordnung ist treffend. Kaltenbrunner hat in seinem Essay über Novalis auch mit Klischees aufgeräumt. 

Schmitt hatte wohl mehr von einem Romantiker als ihm lieb war. Hacks sei seine Fehleinschätzung verziehen. 

Waldgaenger aus Schwaben

2. Mai 2022 22:52

Nur recht so, liebe Sezessionisten.

Der Gesang sei Euer Asyl  in der bleiernen Zeit.

 

Zum Thema: Dass extreme Linke und Rechte (rote und braune Sozialisten) Novalis hassen ist gut zu verstehen.

Sie sehnen sich nach dem ewigen Tod, der Auslöschung ( Igor R. Schafarewitsch Der Todestrieb in der Geschichte: Erscheinungsformen des Sozialismus ) der Menschheit ohne ein Danach. Möge ein gnädiger Gott uns auch in diesen Tagen davor bewahren und dem Verrückten in den Arm fallen.

Für Novalis dagegen ist die Sehnsucht nach dem Tod die Sehnsucht nach einem anderen, besseren Jenseits.

 

 

 

 

Ein Fremder aus Elea

3. Mai 2022 08:38

RMH,

so beachtlich find ich's nicht. Mit 20 ist der Mensch interessiert, liest viel und mag auch viel schreiben, sogar viel Wahres. Ich habe mit 19 auch schon die jetzige Entwicklung in den USA vorhergesehen, also deren Europäisierung im Sinne der Aufwertung von Kultur im französischen Sinne, höheren Steuern, mehr Regulationen und so, ganz einfach, weil ein Kontinent nicht ewig unerschlossen bleibt und mir die Amerikaner seinerzeit zu einfältig erschienen, um sich politisch Gedanken zu machen, so daß sie wohl zwangsläufig dahin kämen, Europa zu imitieren. Ja, sogar die katholische Immigration aus dem Süden hatte ich in diesem Zusammenhang als diesen Prozeß fördernd erwogen und ebenso, welche Gegenreaktionen er wohl auslösen könnte.

Was mich WIRKLICH beeindruckt, ist Évariste Galois. Mit 20 im Duell erschossen. Mit 16 bewiesen, daß sich Polynome > 4. Grad nicht durch Wurzeln auflösen lassen und gleichzeitig die so genannte Galoistheorie begründet. Wann lernen wir die quadratische Lösungsformel? Mit 14, so ungefähr?

Maiordomus,

"Die sogenannte Psychologie gehört zu den Larven, die dort hingestellt wurden, wo wahre Götterbilder stehn sollten."

Das hätte Thomas von Aquin aber nicht gerne gehört, hat er doch die diskursive Methode (Patient auf der Couch) der Wahrheitsfindung in die Theologie eingeführt.

Monika

3. Mai 2022 09:10

@ Gracchus Der Text von Kaltenbrunner über Novalis ( Europa, Geistige Quellen) ist nur zu empfehlen. Zitat: „Zweifellos hatte er ( Novalis) alle Anlagen zu einem genialen Manager, dem, lebte er heute, die Leitung eines multinationalen Konzerns oder einer Raumfahrtbehörde durchaus zugemutet werden könnte. Novalis hat nichts mit der Idyllik des Biedermeiers und der Reaktion des Vormärz, sehr viel aber mit dem Zeitalter der Computertechnik, der Psychoanalyse...und der Zukunftsforschung zu tun.“ Und dann dieses Gedicht: 

„Ich will nicht klagen mehr, ich will mich froh erheben/Und wohl zufrieden sein mit meinem Lebenslauf.

Ein einziger Augenblick, wo Gott sich mir gegeben, Wiegt Jahrelange Leiden auf.“

Ich bin heute noch meinem Deutschlehrer aus der Mädchenrealschule  dankbar, der eine Literatur-AG angeboten hat, um uns 15-jährigen, schwärmerischen Mädchen u.a.  Novalis nahezubringen. Unvergessen.

 

Gustav

3. Mai 2022 09:17

Meine Achtung für dieses Volk und sein „Hurra-Ukraine“ -, „Hurra Impfstoff“-, „Hurra Weltklima“ – und „Hurra Super-Selenskyi“ – Geschrei ist inzwischen weit unter dem Nullpunkt. Kulturnation, Volk der Dichter & Denker, der Erfinder & Ingenieure, Geistesreichtum bis zum Abwinken … – alles Geschichte. Wie war das? – Baerbock sinngemäß: „Tierpanzaa: Was ist das genau? Bis vor kurzem wusste niemand, was diese Tierpanzaa überhaupt sind. Leopard, Gepard, Marder …“ – und sie hat es perfekt auf den Punkt gebracht: Was sie bis vor kurzem nicht wusste, das hat gefälligst niemand gewusst zu haben. Das Dogma der totalen Gleichheit, Gleichberechtigung, Gleichstellung, Gleichstrom, Gleichgehtslos und Frauenpower. Dazu die Mitte, das Mittelmaß als Maß aller Dinge, der Konsens und der Kompromiss, die lästerliche Umstrittenheit und das Bewerfen der global Schutzbedürftigen mit Stofftieren bei grenzdebilem Refugee-Gelalle … weil halt alles so schön „menschlich“ ist in der Gesellschaft der „die Menschen“. Wegen des staatlichen Gewaltmonopols darf man auch niemanden mehr maulschellieren. So kommt’s dann zur Katastrophe.

https://ansage.org/evaluierung-feldweg-der-restwert-des-westwerts/

Gustav

3. Mai 2022 09:22

Mit den Mehrheits-Deutschen 2022 bin ich sowas von durch, das kann sich keiner vorstellen. Meine Reisepläne für den Sommer: Vierwöchige Tour durch spanische Hotels, um deutsche Reservierungshandtücher auf den Sonnenliegen frühmorgens um acht in die Pools zu werfen und die Luft aus den Reifen der Mietwagen herauszulassen. Danach Auswanderung nach Adamstown auf die Pitcairn-Inseln. 40 Einwohner, 49 km², Bevölkerungsdichte unter 1 pro Quadratkilometer – und tausende von Kilometern Wasser in jede Richtung bis zur nächsten Landmasse. Nichts mehr sehen und nichts mehr hören von diesem Land und dem kläglichen Restwert des Westwerts. Wenn von den anderen Pitcairnern einer fragt, wo ich eigentlich herkomme: Ich bin ein Gesandter des Herrn.

Aber sei es wie es sei, für die Mehrheit meiner Landsleute gilt natürlich: Der große Melnyk sei mit euch. Heil Selenskyi – und einen schönen Abend noch!

Max Erdinger

Maiordomus

3. Mai 2022 15:17

@Gustav. Was ein Leopard-Kampfpanzer ist wusste ich zu meiner vor 30 Jahren abgelaufenen Dienstzeit als Nachrichtensoldat längst, musste auch das Erscheinungsbild aller sowjetischen Panzer und Kampfflugzeuge büffeln, und das ohne höheren Dienstgrad. 

brueckenbauer

3. Mai 2022 17:13

Bei Hacks - wie bei so vielen Linken - ergibt sich die (eher harmlose) Abneigung gegen die Romantik aus der (viel schlimmeren) Fetischisierung der Aufklärungszeit. Von deren guten und schlechten Seiten aber auch nur ein Einziges wirklich im Gedächtnis "hängen geblieben" war, weil man es unmittelbar auf sich anwenden konnte - nämlich, dass den Juden der Zugang in alle gesellschaftlichen Positionen eröffnet wurde. Das wurde dann zum "Universalismus" hochstilisiert und mit wolkigen Erwartungen an einen Welteinheitsstaat verknüpft.

heinrichbrueck

4. Mai 2022 15:42

@ Gustav
"Jeder Mensch muß für sich selbst definieren, welche Bedeutung die Informationen für ihn haben, die er gehört hat. Und er soll auch für sich selbst festlegen, was den Steuerungsaufgaben gerecht wird, also auf welcher Grundlage Steuerungsaufgaben gelöst werden und auf welcher Grundlage dies nicht möglich ist." (Valeriy Pyakin) 

Hartwig aus LG8

4. Mai 2022 20:53

@ Gustav

Geehrter @Gustav, Sie schreiben mir sehr aus dem Herzen.  Aber was hilft's?

Wie schon der geschätzte @Raskolnikow einst hier auf diesen Seiten schrieb (aus dem Gedächtnis): "Wenn mein Volk knietief im Kot steht, dann stelle ich mich nicht dazu." 

Gewiss!

Aber  "... mein Volk ..."  ist es und wird es bleiben. Und jetzt müsste man Schiller zitieren ...

 

Hax Morkheimer

8. Mai 2022 21:50

Hacks und Schmitt hatten recht.