Bald zwei Monate sind seit der Frühjahrsakademie des Instituts für Staatspolitik vergangen und sie klingt bei dem ein oder anderen Teilnehmer immer noch nach.
Bei der YouTuberin Charlotte Corday zum Beispiel hat sie bleibenden Eindruck hinterlassen. Es war ihr erster Besuch in Schnellroda, bei dem ob der intellektuellen Dichte der Vorträge ihre Erwartungen weit übertroffen wurden.
Hängengeblieben sind Konrad Lorenz oder Dominique Venner, dessen Todestag sich unlängst zum neunten Mal jährte: »Verhausschweinung« und » Leben heißt kämpfen gegen das, was mich verneint«.
Keine schlechten geistigen Mitbringsel aus Schnellroda:
Ein zentraler Denker, auf dessen Theorie von den Institutionen man auf der von Corday so gepriesenen Akademie immer wieder zurückkam – wie könnte es beim Thema »Mensch« auch anders sein, war der Philosoph und Soziologe Arnold Gehlen.
Bevor es an einem der Akademieabende in die Geselligkeit übergehen sollte, spielte IfS-Leiter Erik Lehnert einen Mitschnitt eines Vortrags von Gehlen ab. Beeindruckend an Gehlens Audiozeugnissen ist die deutliche Betonung im Sprechen, die besondere Sauberkeit des Vortrags, der spezifische Ton.
Schon allein das Lauschen bewirkt etwas, selbst wenn man dem Inhalt des Gesagten nicht folgt. Herausragend in diesem Zusammenhang – natürlich auch wegen des Inhalts – sind die SWR-Radiogespräche zwischen Arnold Gehlen und Theodor W. Adorno auf Augenhöhe. Hier zur Frage, was »Öffentlichkeit« eigentlich sei:
Außerdem interessant, der Blick auf Gehlen außerhalb unseres Milieus; Jürgen Kaube, einer der vier Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, versucht dem Konservatismus Gehlens für das Deutsche Literaturarchiv in Marbach auf den Grund zu gehen.
Auch hier tauchen die Gespräche zwischen Gehlen und Adorno wieder auf, vor allem im Kontext der kulturpessimistischen Gemeinsamkeiten der beiden Antipoden und durch Kaubes Erstaunen über die Zivilität und den gegenseitigen Respekt, der in den Diskussionen zum Ausdruck kommt – angesichts ihrer Biographien keine Selbstverständlichkeit.
Von den geistigen Höhen fallen wir nun ins postkoloniale Jammertal, oder mit Gehlen gesprochen in die Untiefen der Hypermoral. In Leipzig ist eine Affäre um die Länderabende des Leipziger Zoos ausgebrochen: Afrika-Abend, Südamerika-Abend oder Asia-Abend, Ende des Jahres sollen diese Geschichte sein.
Erwirkt hat das der Migrantenbeirat mithilfe des willfährigen Stadtrats: Er beschloß es auf den Antrag des Migrantenbeirats hin. »Hakuna Matata«, »exotisch« und »fremd« – all das bediene koloniale Stereotype und das »Exotisierungsbedürfnis einer weißen Mehrheitsbevölkerung«. Außerdem sei es eine Unart, nicht-weiße Menschen immer noch als »fremd« zu klassifizieren.
Nun haben mehrere Gruppen das Bündnis »Decolonize Zoo«, darunter »Leipzig Postkolonial«, gegründet … kein Scherz. Derweil sieht eine brasilianische Sambagruppe die Dinge ganz anders: Wie das einstmalige SED-Organ Neues Deutschland berichtete, »weist diese den Ratsbeschluß entschieden zurück und spricht von einem ›schweren Eingriff in die Kunstfreiheit‹, der einer Zensur gleichkomme.«
Hier geht es zum Artikel:
Lausitzer
"Außerdem sei es eine Unart, nicht-weiße Menschen immer noch als »fremd« zu klassifizieren."
Zu diesem Thema möchte ich Antiweiss aus der Kaplakenreihe von Sophie Liebnitz empfehlen. Ich habe es gerade gelesen. Es ist die Fortsetzung von tote weiße männer lieben aus derselben Reihe. Darin äußert Liebnitz erfrischende Gedanken zu Ursache und Lösung dieses Dilemmas. Für mich war es eine Fundgrube und hat mein Verständnis für unsere weiße europäische Art zu denken und zu leben erhöht.