Faktenlage (14) Milieus, Werte, Lebensstile

Nach einem ernüchternden Start in das Wahljahr 2022 und einer seit zwei Jahren anhaltenden Verlustserie ist die AfD zur Ursachenforschung übergegangen.

Daniel Fiß

Daniel Fiß ist freier Publizist.

Lei­der war dies jedoch nicht moti­viert durch ein ech­tes Erkennt­nis­in­ter­es­se, son­dern zur Durch­set­zung macht­po­li­ti­scher und per­so­nel­ler Gelän­de­ge­win­ne. Die inter­nen Ein­schät­zun­gen über die eige­nen Stamm­wäh­ler­schaf­ten und Poten­tia­le bil­den meist nur gerin­ge Teil­men­gen ab, die aus anek­do­ti­schen Erfah­run­gen oder media­len Framings gesam­melt werden.

Die Par­tei steht rat­los vor der Fra­ge, war­um sie trotz Coro­na­kri­se und den öko­no­mi­schen Fol­gen des Ukrai­ne-Kriegs kein Wäh­ler­ka­pi­tal aus den letz­ten zwei Jah­re schla­gen konn­te. Immer noch hält sich in der Par­tei die brei­te Auf­fas­sung, daß ledig­lich ein paar sti­lis­ti­sche und kom­mu­ni­ka­ti­ve Anpas­sun­gen im Auf­tre­ten und Per­so­nal der AfD die gro­ßen Durch­brü­che bewir­ken könn­ten. Doch die­ses Bild ver­kennt die wahl­so­zio­lo­gi­sche Mecha­nik in der par­tei­po­li­ti­schen Ent­wick­lung der BRD.

Vie­le gehen noch immer davon aus, daß Wahl­ent­schei­dun­gen nach dem Wahl-O-Mat-Prin­zip ablau­fen: Der poten­ti­el­le Wäh­ler ver­gleicht die unter­schied­li­chen Par­tei­pro­gram­me und trifft anschlie­ßend nach ratio­na­len Kri­te­ri­en die für ihn güns­tigs­te und mit sei­nen Inter­es­sen gedeck­te Ent­schei­dung. Die­ser Ansatz der „Ratio­nal-Choice-Theo­ry“ unter­liegt jedoch dem Fehl­schluß, daß er den Wahl­ent­schei­dungs­pro­zeß ledig­lich von der poli­ti­schen Ange­bots­sei­te abhän­gig macht und aus­schließ­lich Pro­gramm und Kan­di­da­ten­fak­to­ren zum Betrach­tungs­ge­gen­stand werden.

Zusätz­lich unter­lie­gen zahl­rei­che AfD-Akteu­re dem Trug­schluß, Aus­schnit­te des eige­nen Wäh­ler­spek­trums zur abso­lu­ten und ver­all­ge­mei­ner­ten Grö­ße des eige­nen Mobi­li­sie­rungs­po­ten­ti­als zu machen und dar­aus fal­sche Kau­sa­li­tä­ten abzu­lei­ten. Dabei ist durch die Stu­di­en­la­ge der letz­ten 6–7 Jah­re bekannt, daß die AfD-Wäh­ler­schaft von einem höchst inho­mo­ge­nen Spek­trum geprägt ist.

Die Sys­te­ma­tik und Struk­tur von Par­tei­prä­fe­ren­zen und Wahl­ab­sich­ten ist weit­aus kom­ple­xer, als sie ledig­lich auf weni­ge Ratio­na­li­täts­pa­ra­me­ter zu kom­pri­mie­ren. Zwi­schen der Wäh­ler­schaft und ihren Par­tei­prä­fe­ren­zen gibt es eini­ge sozio­struk­tu­rel­le Bedin­gungs­zu­sam­men­hän­ge, die in der Poli­tik­wis­sen­schaft zwar viel­fach unter­sucht wur­den, aber in der tages­po­li­ti­schen Wett­be­werbs­lo­gik der Par­tei­en um ihre Wäh­ler nur noch eine gering­fü­gi­ge Rol­le spie­len. Der Ratio­nal-Choice Ansatz gilt in theo­re­ti­scher Hin­sicht als wider­legt und hat in den meis­ten Stu­di­en zur Unter­su­chung von Wäh­ler­ver­hal­ten auch empi­risch nur noch eine beding­te Aus­sa­ge­kraft. Es müs­sen also wei­te­re Varia­blen hin­zu­tre­ten, die auch erklä­ren, war­um es bestimm­te Par­tei­en inner­halb demo­kra­ti­scher Sys­te­me schaf­fen, sich lang­fris­tig zu eta­blie­ren und über Jahr­zehn­te sta­bi­le Stamm­wäh­ler­schaf­ten aufzubauen.

Das Elek­to­rat ist kei­ne unge­bun­de­ne und auto­no­me Ver­fü­gungs­mas­se, son­dern ein aus­dif­fe­ren­zier­ter Kom­plex aus unter­schied­li­chen sozi­al­mo­ra­li­schen Milieus und Lebens­wel­ten, die in bestimm­te Wäh­ler­grup­pen ein­ge­bet­tet sind. Es sind vor­po­li­ti­sche Sozi­al­struk­tu­ren aus Gewerk­schaf­ten, Kir­chen, Ver­ei­nen und Bewe­gun­gen, die zum Zugriffs­sub­jekt der Par­tei­en wur­den und dadurch über jahr­zehn­te­lan­ge sozi­al­ge­nera­tio­na­le Ver­er­bungs­li­ni­en bestimm­te Mus­ter von Par­tei­prä­fe­ren­zen und Iden­ti­fi­ka­tio­nen abbilden.

So las­sen sich bis heu­te trotz Indi­vi­dua­li­sie­rung und unter­schied­lichs­ter gesell­schaft­li­cher Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­se sozia­le Milieus und Grup­pen­zu­ge­hö­rig­kei­ten und ihre Wahl­prä­fe­ren­zen nach­wei­sen. Zumeist ver­lau­fen die­se ent­lang ver­schie­de­ner gesell­schaft­li­cher Kon­flikt­ach­sen, die die Dimen­sio­nen des öko­no­mi­schen Sta­tus und die unter­schied­li­chen mora­li­schen Wer­te­pro­fi­le abbil­den. Bis heu­te kann bspw. nach­voll­zo­gen wer­den, daß die Wahr­schein­lich­keit einer Wahl­ent­schei­dung für die CDU unter katho­li­schen Kirch­gän­gern um knapp 25 % höher liegt als in der Gesamtbevölkerung.

Damit erhal­ten wir ein Bild davon, wie lang­fris­ti­ge Par­tei­b­in­dun­gen und struk­tu­rel­le Wäh­ler­mehr­hei­ten ent­ste­hen, die dann durch neue poli­ti­sche Par­tei­an­ge­bo­te unter güns­ti­gen Gele­gen­heits­be­din­gun­gen auf­ge­bro­chen wer­den kön­nen und mög­li­cher­wei­se neue Milieus ent­ste­hen las­sen. Um die­se Milieus zu iden­ti­fi­zie­ren, gibt es eine Rei­he von theo­re­ti­schen Zugän­gen und Modellierungen.

Die bekann­tes­te dürf­te dabei die soge­nann­te Cleava­ge-Theo­rie von Lip­set und Rok­kan sein, die die Ent­ste­hungs­ge­schich­te der euro­päi­schen Par­tei­sys­te­me anhand sozio­struk­tu­rel­ler Span­nungs- und Kon­flikt­li­ni­en unter­such­ten und wie die­se in Wech­sel­be­zie­hun­gen zu den reprä­sen­ta­ti­ven Par­tei­an­ge­bo­ten ste­hen. Inner­halb der dar­aus gebil­de­ten Milieus haben sich die­se Kon­flik­te ein­ge­spei­chert und orga­ni­sa­to­risch und sozio­kul­tu­rell verfestigt.

Die Kon­sis­tenz und Sta­bi­li­tät der grö­ße­ren Par­tei­en beru­hen unter ande­rem auf der Treue die­ser fest­ste­hen­den Milieus. Schon in frü­hen Stu­di­en der 60er-Jah­re in den USA konn­te fest­ge­stellt wer­den, dass die Effek­te von poli­ti­schen Kam­pa­gnen und Wahl­kämp­fen nur einen gerin­gen Ein­fluss auf die Wahl­ab­sich­ten von Unent­schlos­se­nen und Wäh­ler ande­rer Par­tei­en haben. Viel­mehr die­nen sie zur Mobi­li­sie­rung der eige­nen ohne­hin schon über­zeug­ten Milieus.

Im Zwei­par­tei­en­block der alten Bun­des­re­pu­blik läßt sich die­se Theo­rie noch recht anschau­lich anhand kon­fes­sio­nel­ler Gegen­sät­ze und unter­schied­li­cher arbeits­welt­li­cher Lebens­be­din­gun­gen nach­voll­zie­hen. Im heu­ti­gen Fünf-Par­tei­en­sys­tem müs­sen jedoch wei­te­re Fak­to­ren hin­zu­tre­ten. Ins­be­son­de­re, weil die für die bei­den gro­ßen Volks­par­tei­en prä­gen­den Milieus der Kir­che und Gewerk­schaf­ten zahl­rei­che Aus­dif­fe­ren­zie­run­gen und Frag­men­tie­rungs­pro­zes­se durch­lau­fen haben.

Den­noch las­sen sich in empi­ri­schen Stu­di­en trotz aller Auf­lö­sungs­er­schei­nun­gen der klas­si­schen Gesell­schafts­mi­lieus immer noch deut­li­che Ten­den­zen nach­wei­sen, die den Befund milieu­spe­zi­fi­scher Wahl­ab­sich­ten und Par­tei­iden­ti­fi­ka­tio­nen bestä­ti­gen. Dies liegt in der BRD unter ande­rem auch an der Alters­struk­tur der 60+ Jahr­gän­ge der gro­ßen Volks­par­tei­en. Es sind Bin­dungs­struk­tu­ren, die sich mög­li­cher­wei­se schon in den frü­hen indi­vi­du­el­len poli­ti­schen Sozia­li­sa­ti­ons­pha­sen ein­prä­gen und ver­fes­ti­gen. Die­se Tat­sa­che muß in eine nüch­ter­ne Poten­ti­al­ana­ly­se für eine patrio­ti­sche Oppo­si­ti­ons­par­tei ein­ge­fügt werden.

Schaut man nun auf die gegen­wär­tig prä­gen­den gesell­schaft­li­chen Milieus, lie­fern Model­le aus der Markt­for­schung wie die „SINUS Milieus“ einen Ein­blick in die mög­li­chen Poten­tia­le und Bestands­wäh­ler­schaf­ten der Par­tei­en. Die Stu­die „Pre­kä­re Wah­len“ zeigt bei den Milieus der „Pre­kä­ren“ und „Tra­di­tio­nel­len“ die über­durch­schnitt­li­chen Wäh­ler­an­tei­le für die AfD (der Befra­gungs­zeit­raum lag im April 2021, wo die SPD noch bei 14 % in den Umfra­gen lag). Bei­de Milieus zeich­nen sich durch ein Selbst­bild der „klei­nen Leu­te“ aus, die um öko­no­mi­schen Anschluss und Teil­ha­be bemüht und in der alten tra­di­tio­nel­len Arbeits­welt ver­an­kert sind. Sie haben kei­ne gro­ßen Ansprü­che und beschei­de­ne Lebensziele.

Aller­dings sind die­se Milieus auch von Gefüh­len der sozia­len Benach­tei­li­gung und Abstiegs­sor­gen geprägt, was zu emo­tio­na­ler Skep­sis und Ableh­nung gegen­über den gesell­schaft­li­chen Moder­ni­sie­rungs­trends führt. Dem Wer­te­wan­del begeg­nen sie maxi­mal mit einer prag­ma­ti­schen Akzep­tanz. Grund­sätz­lich über­wie­gen in den poli­ti­schen Ein­stel­lungs­mus­tern Resi­gna­ti­on, Indif­fe­renz, Ent­täu­schung und Ver­druß. Die tra­di­tio­nel­len und pre­kä­ren Milieus sind meist von einem gerin­gen poli­ti­schen Orga­ni­sa­ti­ons­grad geprägt. Auch die Wahl­be­tei­li­gung ist, zumin­dest unter den pre­kä­ren Milieus, mit 58,9 % unter dem Gesamt­durch­schnitt. Sie wol­len den Anschluss an die öko­no­mi­sche Mit­te hal­ten und sind dem­entspre­chend auch pri­mär auf das eige­ne indi­vi­du­el­le Fort­kom­men fokussiert.

Auch ande­re Stu­di­en wie von „More in Com­mon“ unter dem Titel „Die ande­re deut­sche Tei­lung“ zei­gen kein kon­kre­tes poli­tisch-orga­ni­sier­tes Milieu, das an die AfD gebun­den wäre. Die Wahl­er­fol­ge der Par­tei kön­nen über die letz­ten Jah­re viel­mehr als ein Reak­ti­ons­im­puls und poli­ti­sche Kul­mi­na­ti­on der unzu­frie­de­nen, abstiegs­be­droh­ten und ent­täusch­ten Mit­tel­schich­ten und Pre­kä­ren betrach­tet werden.

Hier zei­gen sich ein­mal mehr die deut­li­chen Über­schnei­dun­gen zu den Nicht­wäh­ler­mi­lieus, die die viel­fach in den letz­ten Jah­ren beob­ach­te­ten Wäh­ler­wan­de­rungs­be­we­gun­gen zu bestä­ti­gen schei­nen. Spä­tes­tens seit 2021 erle­ben wir jedoch auch den Trend, daß die Mobi­li­sie­rungs­dy­na­mi­ken von Nicht­wäh­ler­mi­lieus höchst vola­til sind und so schnell, wie der Gewinn durch ein güns­ti­ges Momen­tum erfolgt, auch der Abfluss wie­der ein­set­zen kann. Die AfD steht also vor dem Pro­blem, daß ihr einer­seits der Anschluss an eta­blier­te Milieus und Gesell­schafts­sta­bi­li­sa­to­ren nicht gelingt und die­se zugleich in ihrer sozi­al­mo­ra­li­schen Kon­sti­tu­ti­on kaum mit dem inhalt­lich-pro­gram­ma­ti­schen Oppo­si­ti­ons­pro­fil der Par­tei ansprech­bar sind.

Möch­te sie also an die­se Milieus anknüp­fen, ver­liert sie mög­li­cher­wei­se ihren Mar­ken­kern und ihre Par­tei­iden­ti­tät. Ver­traut sie wei­ter­hin auf die Mobi­li­sie­rung und Zustim­mung aus Ent­täusch­ten und Moder­ni­sie­rungs­skep­ti­kern, feh­len ihr mög­li­cher­wei­se lang­fris­tig die arith­me­ti­schen Mehr­hei­ten. Zugleich ist die Par­tei aktu­ell aber auf die kon­ti­nu­ier­li­che Ver­schär­fung wirt­schaft­li­cher und gesell­schaft­li­cher Kri­sen­dy­na­mi­ken angewiesen.

Einen etwas detail­lier­te­ren Über­blick zu den Lebens­sti­len und Ein­stel­lun­gen der Wäh­ler­schaf­ten gibt die Stu­die der Kon­rad-Ade­nau­er-Stif­tung „Lebens­stil­viel­fal­ten vor der Bun­des­tags­wahl 2021“. Hier wur­de anhand von 1018 Befrag­ten unter­sucht, wie sich die Wäh­ler­schaf­ten der Par­tei­en in ihren Kul­tur- und All­tags­räu­men ver­hal­ten. In die­ser Stu­die wird die Signi­fi­kanz der AfD-Wahl­ab­sich­ten inner­halb der öko­no­misch schwä­cher gestell­ten Milieus, die wir in ande­ren Befun­den nach­voll­zie­hen kön­nen, etwas neutralisiert.

Wenn auch auf nied­ri­gem Niveau, schnei­det die AfD ins­be­son­de­re in den Milieu­grup­pen am bes­ten ab, die als kon­ser­va­tiv-geho­ben und heim­zen­triert, unter­hal­tungs­su­chend und boden­stän­dig-tra­di­tio­nell bezeich­net wer­den. Die AfD-Wahl­ab­sicht kann in der Stu­die von zwei unab­hän­gig von­ein­an­der ste­hen­den Varia­blen betrach­tet wer­den. So ist die Par­tei vor­ran­gig in jenen Lebens­s­til­grup­pen stark, die einen geho­be­nen öko­no­mi­schen Sta­tus inne­ha­ben, aber in ihrem mora­li­schen Pro­fil klas­sisch-tra­di­tio­nel­len Wer­ten, Sta­bi­li­tät und Sicher­heit einen beson­de­ren Schwer­punkt geben.

Die­se Varia­ble der Moder­ni­sie­rungs­skep­sis und Ableh­nung ist jedoch in den öko­no­misch unte­ren Sta­tus­la­gen nicht mehr all­zu rele­vant. Das Wer­te­pro­fil ist bei den wirt­schaft­lich-Abge­häng­ten hin­ge­gen etwas offe­ner, wäh­rend das eige­ne mate­ri­el­le Niveau Pro­test­wahl­dy­na­mi­ken zu begüns­ti­gen scheint. Gemein­sam ist jedoch bei­den Milieus, daß sie in den Schwer­punk­ten ihrer Lebens­wel­ten im Zan­gen­griff der aktu­el­len zeit­geis­ti­gen Ent­wick­lun­gen sind.

Einer­seits sehen die wirt­schaft­lich-Abge­häng­ten eine immer gerin­ge­re sozia­le Mobi­li­tät und füh­len sich den Dyna­mi­ken der arbeits­welt­li­chen Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­se der Glo­ba­li­sie­rung, Ener­gie­wen­de und Digi­ta­li­sie­rung aus­ge­lie­fert und ande­rer­seits wer­den auch die kon­ser­va­ti­ven Lebens­sti­le im Wer­te­wan­del aus Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus, Beschnei­dung der Mei­nungs­frei­heit und Wokeis­mus zuneh­mend unter Druck gesetzt. Die AfD-Wahl scheint für bei­de Grup­pen dem­nach ein adäqua­tes poli­ti­sches Druck­ven­til zu sein, wel­ches die­sen moder­nen Wand­lungs­pro­zes­sen und öko­no­mi­schen Ver­wer­fun­gen etwas entgegensetzt.

Den­noch kann hier noch nicht von einem fes­ten und in die Par­tei­iden­ti­tät ein­ge­schrie­be­nen „Milieu“ gespro­chen wer­den. Die ver­bin­den­de Klam­mer der Ent­täu­schung und der Pro­test­mo­ti­va­ti­on wächst nicht orga­nisch aus den bereits eta­blier­ten sozia­len Kon­tex­ten und teils über Jahr­zehn­te prä­gen­den Kern­grup­pen, son­dern ist nur die Reak­ti­on auf die schwin­den­den Kohä­si­ons­kräf­te der eta­blier­ten Par­tei­en und einem poli­tisch und sozio­lo­gisch unsicht­ba­ren Drit­tel der Nicht­wäh­ler. Hier lohnt ein klei­ner Blick in die Geschich­te des bun­des­re­pu­bli­ka­ni­schen Parteisystems.

Wahl­er­fol­ge von Pro­test­par­tei­en waren auch immer Absetz­be­we­gun­gen aus den Volks­par­tei­mi­lieus. Ledig­lich die Grü­nen schaff­ten es durch ihre Vor­feld­an­bin­dung an die 68er sowie die Umwelt- und Frau­en­be­we­gung in den 80er-Jah­ren eine neue Kon­flikt­ach­se zwi­schen Post­ma­te­ria­lis­mus und Mate­ria­lis­mus zu schaf­fen und sich somit ein eige­nes Milieu auf­zu­bau­en, wel­ches aber auch hier durch Teil­men­gen tra­di­tio­nel­ler SPD-Milieus kata­ly­siert wur­de. Die Links­par­tei konn­te zumin­dest durch ihre vor­wie­gend orga­ni­sa­to­ri­sche Stär­ke im Osten auf DDR-Nost­al­gi­ker und alt­so­zia­lis­ti­sche Milieus zurück­grei­fen. Die Links­par­tei zeigt aktu­ell aber auch, wie ein der­ar­ti­ges Milieu als demo­sko­pi­sche Sta­bi­li­sie­rungs­res­sour­ce gera­de in sich zusammenfällt.

Erfolg­rei­che­re Alter­na­ti­ven und Ange­bo­te, die rechts der CDU auf­ge­kom­men sind, waren in der alten BRD jedoch meist abhän­gig von den schwin­den­den Bin­dungs­kräf­ten der Uni­on. Sie haben es jedoch nie geschafft, auch lang­fris­ti­ge und bestän­di­ge Milieus aus­zu­bil­den, wodurch die meis­ten Rechts­par­tei­en immer nur in kur­zen Zeit­pe­ri­oden Erfol­ge aus Pro­test­im­pul­sen gene­rie­ren konn­ten. Sowohl der Wahl­er­folg der NPD Ende der 60er-Jah­re und das Auf­kom­men der Repu­bli­ka­ner in den 80er-Jah­ren waren in ihrer Ursäch­lich­keit immer auch abhän­gig von poli­ti­schen Kri­sen der CDU/CSU. Die Wäh­ler­wan­de­run­gen aus dem Nicht­wäh­ler­spek­trum, wovon rech­te Par­tei­en auch schon damals pro­fi­tier­ten, waren dann über­wie­gend eine gene­rel­le Mul­ti­pli­ka­ti­on jener neu­en Dyna­mi­ken eines poli­ti­schen Alternativangebotes.

Die AfD als jüngs­te rele­van­te Kraft im deut­schen Par­tei­en­sys­tem ist aktu­ell noch auf der Suche jenes Kern­mi­lieus, das ihr auch die lang­fris­ti­ge Eta­blie­rung ermög­licht und ihr einen Stand­ort im poli­ti­schen Raum zuweist, von dem sie neue Poten­tia­le erschlie­ßen kann. Alex­an­der Gau­land skiz­zier­te vor eini­gen Jah­ren bereits das Auf­kom­men einer mög­li­chen neu­en Cleava­ge-Struk­tur zwi­schen „Some­whe­res und Any­whe­res“, aus der sich neue Milieus her­aus­bil­den könn­ten und die maß­geb­lich von den Fol­gen der sich ver­schär­fen­den Glo­ba­li­sie­rung geprägt sind. Dies sind Ent­wick­lungs­pro­zes­se, die sich mög­li­cher­wei­se erst in eini­gen Jah­ren schär­fer dar­stel­len las­sen. Grund­la­ge in der Her­aus­bil­dung eines eige­nen gesell­schaft­li­chen Milieus bleibt am Ende jedoch immer auch die Anbin­dung an poli­ti­sche Vor­feld­struk­tu­ren, in denen ers­te Kei­me neu­er kul­tu­rel­ler und sozia­ler Res­sour­cen erwach­sen kön­nen. Wer ein eige­nes Milieu auf­bau­en oder in bestehen­de hin­ein­wir­ken will, benö­tigt Com­mu­ni­ty-Auf­bau, Gras­wur­zel­ar­beit, Gegen­kul­tur, visio­nä­re Ange­bo­te und alter­na­ti­ve Medi­en, die die Schnitt­stel­le zwi­schen der Wech­sel­be­zie­hung von Milieu und Par­tei darstellen.

Die AfD muß sich also der nüch­ter­nen Tat­sa­che stel­len, daß es in Deutsch­land aktu­ell kein demo­gra­phisch und demo­sko­pisch rele­van­tes rechts­kon­ser­va­ti­ves Milieu gibt, son­dern nur eine dif­fu­se und frag­men­tier­te Pro­test­kul­tur, deren Höhe­punkt und Zenit über­schrit­ten wur­de. Das heißt jedoch nicht, daß ein der­ar­ti­ges Milieu kei­ner­lei Poten­ti­al hät­te. Bis heu­te hal­ten sich die Poten­tia­le einer rech­ten par­tei­po­li­ti­schen Kraft auf einem sta­bi­len Niveau von ca. 20 %. The­men der Migra­ti­ons- und Glo­ba­li­sie­rungs­kri­tik blei­ben wei­ter­hin anschluss­fä­hig. Ent­schei­dend bleibt also der Kampf um die Akti­vie­rung die­ses Poten­ti­als und sei­ne Über­set­zung vom Pro­test und Ver­druß in eine posi­ti­ve Zukunftsvision.

Daniel Fiß

Daniel Fiß ist freier Publizist.

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Kommentare (55)

quarz

4. Juni 2022 22:29

"Der Rational-Choice Ansatz gilt in theoretischer Hinsicht als widerlegt"

Den Wähler für ein mündiges und rationales Wesen zu halten, ist ein nobler, aber weltfremder Gedanke. Sein Verhalten nach Maßgabe verhaltensbiologischer Erkenntnisse (durchaus auch im Vergleich mit Pavianen und anderem Getier) zu analysieren, ist vermutlich zielführender.

Mehr als jede mundgerechte Aufbereitung von Angeboten zur Interessenvertretung tut vermutlich das Charisma von politischen Kandidaten seine Wirkung. Der Wähler (ich erlaube mir, ihn über einen Kamm zu scheren) will von Alphatieren regiert werden. Wenn uns die Entwicklung der letzten Jahre eines gelehrt hat, dann dies: keine noch so schwere Verletzung seiner Interessen kann das Wahlschaf davon abhalten, den Gärtnervertrag mit Bock zu verlängern, der ihm die Misere eingebrockt hat, wenn nur mit hinreichendem Autoritätsgehabe entsprechend auf ihn eingewirkt wird.

Abhilfe kann wohl nur Gegenautorität schaffen. Persönlichkeiten, die nicht vor den üblichen Dämonisierungen einknicken, sondern die das übliche Geschwätz souverän vom Tisch wischen. Die auch dem schlichten und im analytischen Urteil überforderten Beobachter allein durch ihr Auftreten vermitteln, dass ihre Kompetenz die des Debattenkonkurrenten weit überragt und der gegenüber diesem eher wie ein Erwachsener gegenüber einem Kind erscheint. Fromme Wünsche, ich weiß, aber ein Akzent in der Richtungsbestimmung.

kikl

4. Juni 2022 23:14

Wenn 

1. Wahlkämpfe allenfalls die eigenen Stammwähler mobilisieren und

2. Gesellschaftliche Milieus wie Stadt- vs. Landbevölkerung das Wahlverhalten wesentlich bestimmen,

dann sind die Wahlergebnisse durch die Parteien selbst kaum beeinflussbar. Weder die Worte noch die Taten der Parteien, repräsentiert durch ihre Spitzenfunktionäre, haben dann einen maßgeblichen Einfluss auf die Wahlergebnisse.

Mir scheint hier der Mensch als vernunftbegabtes aber auch emotional manipulierbares Wesen aus der Betrachtung entfernt worden zu sein. Ich glaube, dass die Stigmatisierung der AFD durch jahrelange Propaganda des ÖRR erfolgreich war. Das erklärt am ehesten den derzeitigen Trend, denn für eine Opposition ist die offenkundige Krise der Herrschenden eigentlich positiv.

Ordoliberal

4. Juni 2022 23:51

Es deckt sich mit der Erfahrung - die hier wohl jeder schon gemacht hat -, dass eine Partei weder nach ihrem Programm noch nach der Glaubwürdigkeit ihres Personals gewählt wird. Die Lektion, die ich aus Herrn Fiß' Analyse mitnehme, ist, dass sich die Spaltung der AfD in eine nationalliberale und eine sozialpatriotische Fraktion aus der entsprechenden Spaltung ihrer konservativen Wählerschaft in ein abgehängtes kleinbürgerliches und ein etabliertes großbürgerliches Milieu erklären lässt. Meine Überzeugung, dass man dem kleinbürgerlich-prekären Wähler nicht mit mehr Sozialismus wird helfen können (also mit Geld drucken, Schulden machen, Steuern erhöhen, Vermieter und Konzerne enteignen, Wirtschaftspläne aufstellen, Sozialsysteme ausweiten, Bildungsabschlüsse nivellieren), sondern nur mit weniger, habe ich oft genug dargelegt. Aber ich muss auch akzeptieren, dass antikapitalistische Überzeugungen in der Neuen Rechten religiösen Charakter haben. Es wird also alles weitergehen wie bisher.

Daniel Fiß

5. Juni 2022 08:22

Sie haben mit ihrem letzten Absatz recht, aber der Umfang an Wahlentscheidungstheorien konnte in diesem Artikel auch nicht vollständig abgedeckt werden. Ziel war es eher, eine strukturelle Barriere in der Mobilisierungskraft der AfD und anderer Parteien aufzuzeigen. Auch diese lässt sich aber aufbrechen und in anderen situativen Kontexten von Kampagnen, Wahlkämpfen und Personal gibt es noch viel Bewegung. Hier sollte aber eine andere Perspektive auf das Elektorat bewusst gemacht werden.

RMH

5. Juni 2022 09:09

Die Debatte zum Artikel zeigt sehr deutlich, dass es Ersatznationalismus durchaus gibt - vor allem bei den Kreisen, die sich für politisch engagiert halten oder bemüßigt, ihre Meinungen kundzutun. Ich bleibe dabei, dass die Mehrheit in unserem Lande sicher keinen Ersatznationalismus für die Ukraine auslebt, sondern alltagsdominiert ist. In der Debatte hier gibt es aber genügend, die getreu der alten Blöcke ihren Ersatznationalismus an Russland festmachen oder in der absoluten Minderheit an der USA. Das nimmt zum Teil dann schräge Züge an, auf die dann durchaus auch einmal schräg gekontert werden kann (auf den Stammtisch hat @Laurenz nicht das Monopol). Dabei ist es aus deutscher Sicht einfach: Patriotisch ist, wenn ganz pragmatisch (zum Pragmatismus sind die meisten offenbar auch nicht in der Lage) im Bereich des Politischen gilt: Im Zweifel für Deutschland, im Zweifel gegen eine Unterordnung unter ein anderes Land, einen anderen Machtblock. Aber der Hass auf das eine (USA/ Judentum/ vermeintliche "Moderne"/ "Kapitalismus" etc.) erzeugt eine Liebe für das andere, welche bestenfalls ausgenutzt aber sicher nicht erwidert wird - beides ist aber aus deutscher Sicht irrational.

Maiordomus

5. Juni 2022 09:35

Der Artikel ist politologisch professionell, eigentlich auf höchstem Niveau, ausser dass die etwas linksnationalistische Disposition der jüngeren SiN-Autoren hier wieder mal durchscheint, was blinde Flecken produziert. Bei den sozio-ökonomischen Faktoren ist laufend von den Gewerkschaften die Rede, die an Gewicht eher verlieren, weil sozial immer weniger mit Arbeit zu tun hat, wenn schon, mit flächendeckender Ausbeutung der vollzeitlich und lebenslänglich selbstverantwortlich Arbeitenden. Ebenso wichtig wie die Gewerkschaften, wenn nicht doch noch weit bedeutender, ist der voll arbeitende Mittelstand, Handwerker und nicht zu vergessen auch die Bauern, selbst wenn diese immer stärker in die Staatsabhängigkeit geraten. Sie können aber immerhin die angeblich katastrophalen Auswirkungen furzender und rülpsender Kühe auf das Klima noch in den richtigen Proportionen beurteilen usw. Wie auch immer, im Milieu der kleine und mittleren Unternehmen kann sich nach aussen kaum einer als AfD-Wähler outen, was indes selbstverständlich auch mit den Wirkungen der Einschüchterungskampagne nicht nur durch den Staatsschutz mit zu erklären ist, wiewohl nicht nur, weil schlechte Wahlergebnisse stets und sogar primär auch durch eigene Politik und eigenes Vorgehen und selbst verantwortetes Erscheinungsbild mitverursacht werden. 

Venator

5. Juni 2022 09:59

@RMH

Sie haben Recht, der Ersatznationalismus, der sich hier tlw. Bahn bricht, ist einfach nur peinlich. Pragmatisch wäre es, statt im Internet zu leben, seinen Haushalt selbst zu führen, dann benötigt man auch keine "Hausdamen". :-))

Laurenz

5. Juni 2022 10:07

@DF

echtes Erkenntnisinteresse, sondern zur Durchsetzung machtpolitischer und personeller Geländegewinne.

Ja, richtig dämlich. Allerdings, das mag ich kritisieren, ersetzen Sie die formalen, nicht weiter führenden Analysen durch formale Analysen, die nicht weiterführen. Schon bei Ihrer letzten Wahlanalyse, wagte ich es zu bemerken, daß die AfD (in den letzten beiden Jahren) zwar Verluste hinnehmen mußte, aber doch einigermaßen stabile Ergebnisse erzielt, wenn wir das mit den extremen Volatilitäten der Altparteien vergleichen. Insofern, was andere Parteien angeht, sind Ihre formalen Analysen sogar falsch.

Es ist doch augenscheinlich, daß die Verluste der AfD aus der künstlich herbeigeführten Krisenwirtschaft der Bundesregierung stammen. Da leiden auch FDP & Linke, mehr als die AfD.

Hier kommen wir auch gerne zu 

@Ordoliberal,

welcher als Papst der AfD-Vernichter in die SiN-Geschichte eingehen will. Sich mit der FDP um 3% liberal-religiöse Wähler zu kloppen, führt in die absolute politische Bedeutungslosigkeit.

Aber auch ich muß akzeptieren, daß oligarche Überzeugungen, wie die von Ordoliberal, in der Neuen Rechten religiösen Charakter haben.

Maiordomus

5. Juni 2022 10:46

@¦RMH. Kubitschek. Das Thema "Ersatznationalismus" kann nicht als ausdiskutiert gelten, auch wenn die Debatte beim einschlägigen Strang als geschlossen erklärt wurde. Fälschlicherweise hielt neulich auch Herr Köppel in seinen regelmässig allzu schnell gesprochenen und deswegen trotz wohlmeinender Tendenz oberflächlichen und korrekturbedürftigen Kommentaren zum Beispiel Bismarck für einen Nationalisten, was allein schon dessen Bildungsgeschichte wie auch die Memoiren widerlegen. Der junge Bismarck war deutscher Republikaner, der reife Bismarck preussischer und europäischer Machtpolitiker mit Schwerpunkt deutsche Interessen. Den Nationalismus hat er allenfalls ausgenützt, wenn es, wie bei der Emser Depesche (schrieb 1968 eine Seminararbeit darüber) aus der Situation heraus nützlich war. Aber ähnlich wie die klügeren Mitglieder des Hauses Habsburg kannte er auch die Kehrseite des Nationalismus, bekannte sich nie als Nationalist, weil diesem, wie er schrieb, richtig analysierte, "der Ludergeruch der Revolution" anhafte. Auf dieser Basis wurde Bismarck eine Art deutscher Metternich, dem es lange an einer Politik eines für Deutschland günstigen innereuropäischen Ausgleichs gelegen ware. Siehe auch sein Verhältnis zu Russland. Von daher gesehen kann man, ohne Nationalist zu sein, auch heute von Bismarck durchaus lernen. 

Karl Otto

5. Juni 2022 10:48

"Themen der Migrations- und Globalisierungskritik bleiben weiterhin anschlussfähig."

Sehe ich auch so, und deshalb habe ich die AfD gewählt. Einzige Partei, die sich des wichtigen Themas annimmt.

Werde ich in Zukunft allerdings nicht mehr tun, wegen der Pro-Putin Haltung der Partei.

Gemeinsam mit den Linken gegen Waffenlieferungen stimmen geht nicht.

Bei der Migrationsfrage steht die AfD hingegen konträr zur Linken mit ihren "offenen Grenzen für alle". Man sollte mal darüber nachdenken.

Sixtus

5. Juni 2022 10:56

Es fehlen mir drei Aspekte: Persönlichkeiten, Tabuisierung und Koalitionsaussichten. In dem politisch interessierten Umfeld in dem ich so diskutiere (hauptsächlich WELT-Forum), erlebe ich immer wieder, dass bei den Themen Migration/Innere Sicherheit/EU-Kritik sehr viele CDU/FDP-Wähler eigentlich die Positionen der AfD teilen; auch bei Wahl-O-Mat-Artikeln sind viele lt. Kommentaren immer wieder schockiert, dass bei ihnen deutlich die AfD am meisten Überschneidungen bzgl. der eigenen Überzeugungen aufweist. Aber für viele ist die AfD schlicht tabu und es gibt einfach keine Sympathieträger in der ersten Reihe, die in den Massenmedien präsent wären und sich dort gut verkaufen und so etwas wie glaubhafte "Entdiabolisierung" betreiben könnten; mittlerweile sind AfD-Politiker in den politischen Talkshows des ÖRR offenbar auch überhaupt nicht mehr vertreten. Dass es eigentlich geht, kann man ganz gut an den WDR-Interviews mit Dr. Vincentz vor der NRW-Wahl in einem doch eher feindseeligen Umfeld hören - aber man braucht solche Personen eben in der ersten Reihe und tagtäglich in den großen Medien...

Mitleser2

5. Juni 2022 11:51

Seltsam, diese Kriterien: ich bin "älter", "etabliert", "offen für kritisches Denken", "konservativ gehoben". Danach dürfte ich nie AfD wählen. Ich mach's aber trotzdem immer wieder. Was stimmt mit mir nicht?

RMH

5. Juni 2022 12:03

Aus meiner Sicht wieder ein hervorragender Artikel von Daniel Fiß, der sehr sauber die einschlägigen Strukturen aufdröselt. Ein Punkt erscheint mir für die Zukunft der AfD zentral, den ich auch schon an anderer Stelle geäußert habe:

Parteien müssen ihre potentiellen Wähler mobilisieren können. Parteien mit interessanten Wahlprogrammen gab und gibt es genug und bei vielen wundert man sich, warum sie nie so recht den Durchbruch geschafft haben. Die AfD hatte das Moment einer großen Unzufriedenheit und wurde damals sogar als "Professorenpartei" ohne große Programmatik gewählt. Hat sich mittlerweile gewandelt. Der Gegner schläft aber nicht und bekämpft daher die AfD - abgesehen von Totschlagargumenten (Nazis, rechtsextrem, antisemitisch etc.) - nicht ernsthaft inhaltlich sondern glasklar erkennbar bei ihren Mobilisierungsmöglichkeiten. Die AfD hat als letzte mediale Refugien eigentlich nur noch Facebook, Youtube, Telegram und bei erstgenannten ist aufgrund der bekannten Algorithmen klar, dass sich Blasen bilden, die Reichweite sich also irgendwann selber begrenzt, bei letzterem erfordert es aktives eigenes Interesse. Die Kraft auf die Straße bringen, habe ich das einmal genannt. Das Problem erscheint mir nach wie vor ungelöst. Wie mobilisieren ist daher eine zentralere Frage, als Feilen am Programm oder der Austausch von Köpfen, da der ultra-Charismatiker, der einen Mobilisierungsdurchbruch bringen könnte, schlicht nicht in Sicht ist.

Laurenz

5. Juni 2022 12:16

@Karl Otto

Weder Gysi noch die AfD haben sich Putin-freundlich geäußert. Sie plappern einfach nur den Mainstream nach. Im Gegensatz zu den 4 Kriegsparteien im Reichstag sprechen sich die Linke & die AfD gegen Waffenlieferungen aus & treten für Interessensausgleich ein, der auch vor allem im Deutschen Interesse liegt.

@Venator @RMH

seinen Haushalt selbst zu führen

Die meisten (meist Männer) hier sind verheiratet & überlassen die Organisation des Haushalts ihren Frauen. Ich bin nicht verheiratet & zahle anständig für eine sonst arbeitsteilige Dienstleistung. Oder wollen Sie Ignorant anderen den Beruf der/s Hausfrau, -manns diskreditieren?

@Maiordomus @RMH & GK

Bismarck war sicher der beste in den letzten 200 Jahren. Trotzdem war Er natürlich ein typischer Adliger, der mit fremden Frauen an französischen Stränden flanierte (was ich Ihm sicher nicht vorwerfe) & generell teuer speiste, nicht gerade ein repräsentativer Lebensstil. Der allgemein deutsche Adel Europas war nie nationalistisch, sondern bestand aus frühen Anywheres.

Daniel Fiß

5. Juni 2022 12:37

Sie sind die berühmte Ausnahme von der Regel.

Imagine

5. Juni 2022 13:53

1/2

@Maiordomus   5. Juni 2022 09:35
Bei den sozio-ökonomischen Faktoren ist laufend von den Gewerkschaften die Rede, die an Gewicht eher verlieren, weil sozial immer weniger mit Arbeit zu tun hat …“

Dem ersten Teil des Satzes kann ich zustimmen, dem zweiten nicht.

Nach wie vor steht „Arbeit“ im Mittelpunkt des Lebens der Arbeitsbevölkerung sowohl als Einkommensquelle wie auch als Sphäre sozialer Inklusion, mit Ausnahme jener 1%, die durch Erbschaft reich gewordenen sind du dem Jetset angehören.

Merkel war mit dem Nazi-Speech „Sozial ist, was Arbeit schafft“ sehr erfolgreich.

Wer über keinen bezahlten bzw. ausreichend bezahlten Arbeitsplatz besitzt, landet heute im Prekariat, sei es als Arbeitsloser oder als Working Poor. Die Gewerkschaften haben sich noch nie wirklich für die Interessen der Arbeitslosen eingesetzt und auch nur wenig für die Niedriglöhner.

Es ist der Staat, welcher die Arbeitslosen mit Sozialhilfe alimentiert und die Höhe des Mindestlohns für die Working Poor bestimmt. Deshalb ist die SPD als „Sozialstaatspartei“ so stark.

Imagine

5. Juni 2022 13:56

2/2

Niemand mit Verstand kann sich vorstellen, dass die AfD für die Interessen des Prekariats ernsthaft eintritt und einen höheren Mindestlohn, ein höheres Bürgergeld und eine Reichensteuer fordert, wie es die SPD und die Linkspartei tun.

Denn wer in der AfD will denn die Lage des Prekariats ernsthaft verbessern?

Das machen selbst SPD und die Linkspartei nicht.

Denn dazu müsste man an erster Stelle das Arbeitsvolumen umverteilen, also die Wochenarbeitszeit drastisch verkürzen und das Rentenalter erheblich senken. So etwas gab es als linke Politik in Frankreich.

Den „Sozialen Patriotismus“, der von einer Minderheit in der AfD propagiert wird, kauft man der AfD nicht ab. Denn wer diesen ernsthaft realisieren will, müsste die Bildung einer neuen sozialen („Querfront“)Partei, gemeinsam mit Linken anstreben.

 

Volksdeutscher

5. Juni 2022 18:25

@Karl Otto

Kennen Sie den Begriff konstruktive Opposition? So nennt sich eine (rechte) Opposition, die alles bejaht, was aus ihrer Sicht der Nation nützlich ist, unabhängig davon, aus welcher politischen Richtung  kommt, und lehnt alles ab, was aus ihrer Sicht der Nation schadet.

Ich befürchte, Sie denken kurzsichtig in Partei und nicht in Nation, d.h. Sie heben die Partei über die Nation. Das ist falsch, weil schädlich für die Nation. Für wen sind denn Parteien da und machen Politik aus Ihrer Sicht?

B Traven

5. Juni 2022 18:35

Die SPD hatte früher noch Generationen Zeit, die von ihr vertretene Unterschicht (auch im Vorfeld in zB Arbeitersportvereinen, Bildungsvereinen und Gewerkschaften) zu organisieren. Die Motivation kam aus den prekären Arbeits- und Lebensbedingungen der Unterschicht selbst. Warum sollten sich heute agile und intelligente Angehörige der Unterschicht überhaupt politisch und insbesondere bei der AfD engagieren? Unter den heutigen Bedingungen ist Ihnen durch Ausbildung und Beruf ein Aufstieg aus der Unterschicht ja durchaus möglich. Ist der, dem das nicht möglich ist, aber zur AfD gelangt, ist er noch lange nicht befähigt, politisch zu wirken. 

Schmidt

5. Juni 2022 21:16

Im Umgang mit Sinus-Kartoffeln und -Befragungsergebnissen ist Vorsicht geboten. Aufgabe des Sinus-Instituts war und ist, Fromms klapprigen 'Autoritären Charakter' mit Empirie am Leben zu halten. So bleibt es - sehr vorhersehbar - bei dem gewünschten Zerrbild des Afd-Wählers: Ein Auslaufmodell, frei von positiven Eigenschaften. 

Sich diese vergifteten Deutungen zu eigen zu machen, halte ich für unnötig. Schnellroda-Stil wäre doch eigentlich, auch hier das Terrain neu zu vermessen.

Ordoliberal

5. Juni 2022 23:08

@Laurenz

1/2

Was Sie immer mit Ihren Oligarchen haben! Ich habe noch keinen Brief von einem Oligarchen bekommen, der mich auffordert, eine große Summe für eine Dienstleistung, die ich gar nicht bestellt habe, auf ein bestimmtes Konto zu überweisen, ansonsten mir existenzvernichtende Strafen drohen. Solche Briefe bekomme ich nur vom Staat. Mir hat auch noch kein Mitarbeiter von Pfizer gedroht, dass ich nicht mehr fliegen, arbeiten oder meine Familie besuchen kann, falls ich mir ihr Produkt nicht verabreichen lasse. Auch diese Drohung kenne ich nur vom Staat.

Sie können argumentieren, dass der Staat eine Marionette der multinationalen Konzerne ist. Das verkennt aber das realen Machtverhältnisse zwischen Staat und Wirtschaft. Warum muss ein Döpfner vor Perversen zu Kreuze kriechen, wenn der Springerkonzern so mächtig ist? Hat ein Oligarch dem Ministerpräsidenten Kemmerich den Antritt seines Amtes verboten oder die deutsche Bundeskanzlerin? Bestechen die Konzerne den Staat, damit er ihnen die Energie verteuert, oder besticht der Staat die Konzerne, damit sie ihm keinen Ärger bei der Umsetzung seiner sozialistischen Fantasien machen?

Multinationale Konzerne haben sicher zuviel Macht. Aber diese Macht reduziert sich ja nicht, wenn sie von Beamten geführt werden, sondern sie multipliziert sich mit der Macht des Staates. Wie wollen Sie diese Macht denn noch beschränken? Oder hoffen Sie einfach, dass sie dann auf der Seite derjenigen stehen, die die absolute Macht haben?

Ordoliberal

5. Juni 2022 23:36

@Laurenz

2/2

Der Staat und die Wirtschaft, das sind Schurken auf Augenhöhe. Aber wenn es hart auf hart kommt, ist der Staat stärker. Er verfügt über die Justiz, die Polizei und die Armee. Er verfügt mit dem Steueraufkommen über eine Kriegskasse, die kein Oligarch und auch kein Kartell von Oligarchen aufbringen kann. Wer ist stärker? Putin oder Chodorkowski? Die kommunistische Partei oder Jack Ma? Das FBI oder Mark Zuckerberg? Kein Konzern ist so ein kaltes Monster wie der Staat!

Der Bürger ist immer am besten dran, wenn diese beiden Superschurken, der Staat und die Konzerne, keine gemeinsame Sache machen. Der Staat als Schiedsrichter, die Konzerne als Mannschaften, die zur Freude des Publikums gegeneinander spielen. Und natürlich lässt sich ein Schiedsrichter in der Umkleidekabine nicht blicken.

Ich kann nicht sehen, was an diesem Konzept so absurd sein soll, dass ich mich immer wieder von Ihnen zum Deppen erklären lassen muss. Ich wäre aber vielleicht eher bereit dazu, wenn Sie auch mal auf meine Argumente eingehen würden.

Laurenz

6. Juni 2022 00:29

@Ordoliberal  @L.

wenn Sie auch mal auf meine Argumente eingehen würden

Bin permanent bei Ihren Beiträgen damit beschäftigt, auf Ihre Argumente einzugehen. Von den großen amerikanischen Konzernen hat jeder einzelne eine größere Börsenkapitalisierung als der gesamte Dax. Das spiegeln zwar die Gewinne nicht wieder, aber die Gewinnerwartung der Investoren. Das nur mal dazu, um Ihnen die ökonomischen Machtverhältnisse aufzuzeigen. Döpfner ist doch nur noch ein kleiner Hanswurst, seit KKR bei Springer eingestiegen ist. In Deutschland leben 32 Mio. Facebooknutzer, die sich alle vom Kandishügel übers Ohr hauen lassen. Welches deutsche Medium hat diese Reichweite? Der ÖRR & andere halten sogar dazu an, sie auf FB zu besuchen. Haben Sie nicht die vielen exakt recherchierten Artikel von ML zu Covid verfolgt  & wahrgenommen, welches Erpressungspotential die Pharmalobby weltweit hat? Der einzige, der hier niemals auf Argumente eingeht, mit Verlaub, sind Sie.

Laurenz

6. Juni 2022 00:31

@Imagine @Maiordomus

Sie haben Sich mit mit dem AfD-Parteiprogramm nie beschäftigt. Die AfD tritt zB dafür ein, daß Hartz4-Bezieher mehr dazu verdienen dürfen, etwas, was die SPD in 20 Jahren nicht umgesetzt hat.

Holstein

6. Juni 2022 07:18

1/2

Die Analysen von Daniel Fiß finde ich großartig. Ich kenne niemanden, der vergleichbar arbeitet, und nehme auch aus diesem Text viele Anregungen mit. In der Übersicht der Cleavages fehlt mir allerdings die neueste und m.E. wichtigste: die religiöse Mutation des Postmaterialismus, die Spaltung der Gesellschaft in Gläubige und Nicht-Gläubige der woken Zivilreligion von Klima, Gender und Migration.

Die Entwicklung ist deshalb so schwer zu fassen, weil sie sich – anders als frühere Umbrüche – ohne jede äußere Verfasstheit allein in den Köpfen der Betroffenen vollzieht. Die Gesellschaft teilt sich über alle bestehenden Formationen hinweg in zwei unsichtbare Lager. Institutionen und Traditionen bleiben äußerlich bestehen, werden aber zur inhaltsleeren Fassade. Ein Beispiel unter tausenden: die FAZ. Von außen sieht sie genauso aus wie vor siebzig Jahren. Heute liest man dort aber Artikel, bei denen sich Joachim Fest im Grabe umdrehen würde, weil immer mehr Redakteure (und sogar Herausgeber) zum woken Glauben übergetreten sind.

Holstein

6. Juni 2022 07:24

2/3

Überragend wirksam ist dieser Riß, weil die bestehende Ordnung im Augenblick der Bekehrung für den neuen Gläubigen jeden Eigenwert verliert und unter den Generalvorbehalt des neuen Glaubens gestellt wird bzw. zum Instrument von dessen Durchsetzung degeneriert. Es ist ähnlich wie mit dem „Klassen- standpunkt“ im real-existierenden Sozialismus, der alles andere überwölbte und zugleich derogierte. Darum erscheint für die gegenwärtige Entwicklung die Bezeichnung „neomarxistische Kulturrevolution“ durchaus nicht unangemessen.

Die unbegrenzte Macht der neuen Zivilreligion erkennt man immer dann, wenn ihre Glaubensartikel in expliziten Widerspruch zu Glaubenssätzen der bestehenden Institutionen geraten. Beispiel Kirche: Wenn die Bibel sagt: „Es ist ein Gräuel!“ und die Zivilreligion über dasselbe Phänomen sagt: „Es ist eine gleichberechtigte Lebensform!“, dann setzt sich die Zivilreligion auf ganzer Linie durch. Alle Vertreter der alten Ordnung, die sich dem nicht unterordnen, werden von ihren eigenen Institutionen ausgestoßen und mundtot gemacht.

Holstein

6. Juni 2022 07:24

3/3

Entstehung und Funktion der woken Zivilreligion kann man durchaus rational analysieren. Unabhängig davon wirkt sie im Alltag auf Nicht-Gläubige und Häretiker wie ein Virus, ein Fieberwahn oder ein Rausch, der die Seelen der Gläubigen befallen hat. Mit Stand 2022 sind alle etablierten Parteien infiziert, einzig die AfD steht zur alten Ordnung. Im Geiste dieser alten Ordnung zu leben und damit zu zeigen, daß das noch möglich ist, sehe ich als wichtigste und vornehmste Aufgabe der Partei. Es geht primär nicht um ein Tun, sondern um ein Sein: eine Insel geistiger Gesundheit zu sein, auf der die Flamme des abendländischen Erbes noch brennt. Alles andere wird sich fügen.

Laurenz

6. Juni 2022 09:20

@Holstein (1)

Man kann nur Ihrer Bewertung zu DF zustimmen, der Rest verbleibt als Fehlanalyse. 

ohne jede äußere Verfasstheit allein in den Köpfen der Betroffenen vollzieht

Wie bei jeder Religion, existieren 3 Gruppen, die Auftraggeber, Nutzer & Profiteure, die beauftragten Autoren & die Masse der Gläubigen. Neben dem Machtausüben, ist es vor allem bei neuen, wie alten Religionen ein gewaltiges Geschäft, welches maßgeblich nur auf dem exorbitanten Abgreifen von Steuergeldern basiert.

immer mehr Redakteure/Herausgeber zum woken Glauben übergetreten sind.

Das liegt in digitalen Revolution begründet, welche einerseits verschlafen & anderen überlassen wurde, desweiteren zu einem massiven Scheitern der bisherigen Geschäftsmodells - & andererseits zum Wechsel des Gewerbes von Journalismus zu Kampagnenagenturen führte. Erinnern Sie Sich, was passierte Luther, als er sich nicht dem seinerzeitigen Mainstream hingeben wollte? Richtig, er wurde exkommuniziert.

Klassenstandpunkt

Im real existierenden Sozialismus setzten sich nicht die Akademiker & Intellektuellen durch. Die wurden eher mal geschlachtet. Das ist heute genau umgekehrt.

Laurenz

6. Juni 2022 09:29

@Holstein (2)

in expliziten Widerspruch zu Glaubenssätzen der bestehenden Institutionen geraten

Tun sie das wirklich? Wohl nicht. Sie debattieren hier reine Formalismen, die ausnahmslos schon immer die Zerstörung der Identität, welche bei der Familie anfängt, zum Ziel hatten. Hier existiert kein Unterschied zwischen alten -, der marx'schen oder postmodernen Kirchen.

Entstehung und Funktion der woken Zivilreligion kann man durchaus rational analysieren. Unabhängig davon wirkt sie im Alltag auf Nicht-Gläubige und Häretiker wie ein Virus, ein Fieberwahn oder ein Rausch, der die Seelen der Gläubigen befallen hat.

Richtig. Auch das war noch nie anders & letzteres finden Sie auch auf diesem Forum, seitdem dieses Forum gegründet wurde.

einzig die AfD steht zur alten Ordnung.

Völlig falsch. Es gibt zwar Juden, Christen & Liberale in der AfD. Aber die AfD ist eine säkulare Partei, ein Novum in der deutschen Parteienlandschaft.

RMH

6. Juni 2022 10:48

"Schnellroda-Stil wäre doch eigentlich, auch hier das Terrain neu zu vermessen."

Neuvermessung bedeutet auf dem Gebiet, welches D. Fiß beackert, eigene demoskopische Umfragen im großen Stil zu erstellen oder in Auftrag zu geben. Das schafft ja nicht mal die AfD - mithin eine unmögliche Forderung an das "kleine" Schnellroda. Von daher: Eine Interpretation der bisherigen, langjährigen Daten ist schon deutlich mehr, als andere zustande bringen. Im Übrigen darf man gewisse Rohdaten auch einfach einmal so hinnehmen - passend zu machen, was nicht passt, kann man anderen überlassen. Einer der Hauptansprüche der neuen Rechten und der Konservativen war immer, die Welt zu nehmen wie sie ist und nicht einfach nur umzuinterpretieren.

Imagine

6. Juni 2022 11:07

@Ordoliberal    5. Juni 2022 23:36
„Der Staat und die Wirtschaft, das sind Schurken auf Augenhöhe. Aber wenn es hart auf hart kommt, ist der Staat stärker. …“

Der Staat und die Wirtschaft sind keine „Schurken“. Diese Personalisierung liegt auf dem Niveau von infantilem Stammtischgeschwätz ohne jegliche wissenschaftliche Bildung und Verständnis..

Staat und Wirtschaft sind Realabstraktionen.

Wer in unserem System über die ökonomische Macht verfügt, verfügt auch über die Macht im Staatsapparat. Die Superreichen verfügen über Informations- und Medienmacht, über Lobby- und Korruptionsmacht sowie über Privatarmeen.

Die Superreichen sind in unserem System mächtiger als die formellen politischen Funktionäre im Staatsapparat, also als Präsidenten, Premierminister, Kanzler etc. Beispiel Bill Gates et al.

Je mehr Parteien ihre Berufspolitiker in Spitzenpositionen bringen können, umso mehr werden dies Politiker zu Systemmarionetten und die Parteien zu Systemparteien. Siehe SPD und Grüne.

Man lässt nur herrschafts- und systemkonforme Parteien und deren Berufspolitiker nach oben kommen, andere werden bekämpft und kleingehalten oder verboten.

bb

6. Juni 2022 11:26

@Laurenz

Sie sind tatsächlich auf keines seiner Argumente eingegangen, sondern haben wortreich andere Baustellen wie Marktkapitalisierung und Onlineauftritt des ÖR aufgemacht. Diese Form der Diskussion bin ich sonst von Linken gewohnt, die wortreich versuchen, die Widersprüche in ihrem Weltbild zu verdecken. Im Grunde sind Sie doch auch altlinks und nicht neurechts, machen wir uns nichts vor…

Imagine

6. Juni 2022 12:54

@Laurenz   6. Juni 2022 00:31
Die AfD tritt zB dafür ein, daß Hartz4-Bezieher mehr dazu verdienen dürfen, etwas, was die SPD in 20 Jahren nicht umgesetzt hat.“

Ähnliches machen doch die anderen Parteien auch, nämlich staatliche Lohnsubventionierung z.B. durch Aufstocker-Regelung (Kombilöhne) und durch Übernahme von Lohnkosten (Lohnkostenzuschüsse an Arbeitgeber bis zu 5 Jahren).

Der Staat übernimmt sogar bei Produkten einen Teil des Kaufpreises. Z.B. Abwrackprämien, Kaufprämien E-Autos, Kraftstoffpreissubventionierung usw. Und subventioniert damit die Gewinne der Unternehmen.

Aber das, was wirklich Politik im Interesse der arbeitenden Bevölkerung wäre, nämlich Umverteilung des Arbeitsvolumens, also die Wochenarbeitszeit drastisch verkürzen und das Rentenalter erheblich senken, passiert nicht.

Dies wäre wirklich solidarische Politik im Interesse des gesamten Volkes. Diese macht jedoch keine der etablierten Parteien, nicht einmal die Linkspartei. Im Gegenteil, man will die Löhne niedrig halten und die Reallöhne weiter senken und vertieft so die Klassenspaltung der Gesellschaft.

Was in irgendeinem  Programm der AfD steht, ist die eine Sache, wahrgenommen von der Bevölkerung wird die AfD als Anti-Sozialstaatspartei.

Imagine

6. Juni 2022 13:11

Parteien unterliegen in gewissem Sinne einer Marktlogik.

Auch hier kann man fragen, warum wird das Produkt von den Wählern nicht so nachgefragt, wie es von den Anbietern erwünscht und ersehnt wird?

Liegt es am Produkt selbst, an der Verpackung oder am Marketing?

Gibt es auf Seiten der „politischen Konsumenten“ überhaupt massenhaft Bedürfnisse und Bedarf nach speziell diesem Produkt? Ist dieses Produkt anderen überlegen? Warum und worin? Oder ist der Markt mit ähnlichen Produkten schon gesättigt?

Laurenz

6. Juni 2022 14:02

@BB @L.

Wie @Imagine im letzten Beitrag auch, zeige ich die Konsequenzen des Liberalismus auf. Sie sehen den Unterschied zwischen @Ordoliberals Aussagen & uns im us amerikanischen Wahlsystem, wo Wahlkampf seit ein paar Legislaturperioden privat finanziert werden darf. Natürlich ist unser System hier auch nicht wasserdicht, wie man an der Finanzierung parteinaher Stiftungen feststellen kann.

Diese dogmatische Debatte, welche Ordoliberal im Duktus eines Torquemada führt, ist festgeschrieben, wie das Vaterunser. Seit vielen Artikeln werden jegliche Argumente gegen die ordoliberalen Thesen, wie bei einem Autisten, komplett ignoriert. Die Stupidität, eine Partei, welche auf der Suche nach breiteren Wählerschichten ist, auf eine absolute Minderheit von 3% gläubigen Interessensvertretern ausrichten zu wollen, stellt gerade hier, in den DF-Artikeln, nicht nur einen kleinen Wahnsinn dar. Da läuft der Narzißmus in Strömen am Bildschirm runter.

@Imagine

Nebensächlicher Dorf-Stammtisch.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schurkenstaat

Laurenz

6. Juni 2022 16:09

@Imagine @L.

Daß die AfD Schwierigkeiten hat, Inhalte an den potentiellen Wähler zu übermitteln, wissen wir nicht erst seit gestern. Hier fehlt die Verbindung zu verbündetem Großkapital.

Sie, Imagine, schreiben eben wie einer, der noch nie in der Situation war, Arbeitslosengeld 2 zu empfangen. Hier geht's nicht um Minijobber oder Aufstocker. Mit Arbeitslosengeld 2 darf man etwa 100 Euro dazuverdienen, wie ca. 60,00 Euro Fahrtkosten dazu addieren. Viele Jobs im niedrigen Lohnsegment führen aber nicht zu einer Erhöhung der Einkünfte, so verbleiben eben viele im Prekariat, so, wie sich das die SPD wünscht.

 

Mitleser2

6. Juni 2022 17:46

@Imagine: Sie widersprechen sich. Einerseits schreiben Sie "Man lässt nur herrschafts- und systemkonforme Parteien und deren Berufspolitiker nach oben kommen, andere werden bekämpft und kleingehalten oder verboten."  Andererseits: "Gibt es auf Seiten der „politischen Konsumenten“ überhaupt massenhaft Bedürfnisse und Bedarf nach speziell diesem Produkt [der AfD]? Ist dieses Produkt anderen überlegen? Warum und worin? Oder ist der Markt mit ähnlichen Produkten schon gesättigt?"

Es gäbe schon Nachfrage nach dem Produkt. Die AfD ist aber durch Blockparteien und Medien "verbrannt", und damit im Bewusstsein der Mehrheit nicht wählbar. Und welche ähnlichen Produkte gibt es im BRD-Parteiensystem?

Gelddrucker

6. Juni 2022 20:42

@Holstein

"Es geht primär nicht um ein Tun, sondern um ein Sein: eine Insel geistiger Gesundheit zu sein, auf der die Flamme des abendländischen Erbes noch brennt. Alles andere wird sich fügen."

Gefährliche einstellung. Das klingt so nach dieser "inneren Emigration"-Einstellung, als müsste man nichts weiter tun als durch Geisteshaltung zu glänzen.

Genau das Gegenteil ist der Fall. Es sollten Permanent Aufrufe zur patriotischen Aktivität erschallen. Die AfD ist mit Abstand die populärste Partei im Internet von der Aktivität her. Das muss in realen Widerstand umgewandelt werden.

RMH

6. Juni 2022 21:01

"Es gäbe schon Nachfrage nach dem Produkt. Die AfD ist aber durch Blockparteien und Medien "verbrannt", und damit im Bewusstsein der Mehrheit nicht wählbar." (Mitleser2)

Exakt das ist das Hauptproblem und ich denke, das kann man weder durch inhaltliche Schwenks oder Feilen an der Ausrichtung noch durch Wechsel der Köpfe an der Spitze kurz- bis mittelfristig ändern. Ob man es überhaupt (auch langfristig) ändern kann, ist zudem sehr fraglich, aber - Prinzip Hoffnung - hoffentlich nicht unmöglich.

Imagine

6. Juni 2022 21:36

@Mitleser2    6. Juni 2022 17:46

Wo soll da ein Widerspruch sein?

Es gibt massenhaft das Bedürfnis nach einer anderen Politik. Dennoch nimmt ein großer Teil der Wahlberechtigten nicht mehr an der Wahl teil.

Bundesweit sehen über 90% der Wahlberechtigen nicht in der AfD die Partei, die ihre Bedürfnisse nach einer anderen Politik erfüllen wird.

Nur eine kleine Minderheit der Wahlberechtigen (< 10%) identifiziert sich mit der AfD und ihren Zielen und wählt sie.

 

Ordoliberal

6. Juni 2022 23:01

1/2

Es besteht überhaupt kein Zweifel, dass die westlichen Oligarchen, also die Manager von BlackRock und KKR, die Stiftungen von Gates, Ford und Soros, die Tycoons von Meta, Alphabet, Apple und das ganze Davos-Pack, über ihren gewaltigen Kapitalbesitz viel zu viel Macht über politische Entscheidungen haben. Selbstverständlich geht die ewige Gelddruckerei durch den Staat auf ihr Konto. (Wobei der Staat ein mindestens ebenso großes Interesse daran hat. Noch jeder Kaiser hat die Münze verfälscht.) Auch sind die hohen Gesundheitskosten in den USA des Kapitalisten schändliche Tat. Aber welchen Nutzen hätte er von teurer oder knapper Energie? Oder von Luschen in seinen Vorständen und Entwicklungsabteilungen, die dort nur sitzen, weil sie weiblich, schwul oder schwarz sind?

Es sind ja nicht nur die Oligarchen, die uns einer Techno-Diktatur unterwerfen wollen. Sowenig wie es nur die Journalisten und Politiker sind, die plötzlich überall den Sozialismus einführen wollen. Es scheint mir eher so, als ob sowohl der private Sektor wie auch der öffentliche einem Doppelglauben hinterherläuft, der tief im Wähler und Käufer verwurzelt ist: Die Wokeness und der Klimakult.

Ordoliberal

6. Juni 2022 23:11

2/2

Grün und Woke bilden aber eine Doppelgottheit, die weder vom Staat erfunden wurde noch von den bösen Kapitalisten. Sie entstand viel früher, schon in den Sechzigern, als die Unternehmer und Politiker noch dem alten Glauben anhingen. Grün und Woke hat sich schleichend, über Generationen und durch viele Institutionen verbreitet, so wie das Christentum im Römischen Reich. (Dass Konstantin das Christentum zur Staatsreligion erheben konnte, setzte ja schon eine weite Verbreitung und Akzeptanz in der Elite voraus.)

Ist der Gedanke so abwegig, dass sich auch die Mächtigen unserer Zeit in Ehrfurcht einer neuen Gottheit beugen, die wir alle miterfunden haben, und sich ihrer Macht bedienen, so wie es alle Mächtigen zu allen Zeiten getan haben? So wie auch die christlichen Kaiser tatsächlich fromm waren und den Gott fürchteten, der sie legitimierte und für den sie auf Erden fochten?

Ordoliberal

7. Juni 2022 03:51

@Imagine

Selbstverständlich sind Staat und Wirtschaft keine Schurken. So wie ja auch nicht Deutschland unter der Inflation leidet, sondern nur die Mehrheit seiner Bürger. Man nennt eine solche Personalisierung eines leblosen oder abstrakten Gegenstands "Metapher". Denken Sie an die Sonne, die ihr liebes Licht über all uns Sünder scheinen lässt.

Was mein "infantiles Stammtischgeschwätz ohne jegliche wissenschaftliche Bildung" angeht: Tut mir Leid. So habe ich das eben in meinen vielen Jahren als promovierter wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität gelernt.

So bleibt mir nur als Trost, dass ich Differentialgleichungen lösen kann. Meine Unbildung mag aber vielleicht auch daher kommen, dass ich die klassischen Ökonomen im Original lese und nicht in der tendenziösen Zusammenfassung linker Publikationen.

Mitleser2

7. Juni 2022 09:11

@Imagine: Warum wollen Sie diesen Widerspruch nicht sehen? Die 90% nicht-AfD kommen doch nicht durch das AfD-Programm zustande, sondern genau deswegen, was Sie selbst schrieben: "Man lässt nur herrschafts- und systemkonforme Parteien und deren Berufspolitiker nach oben kommen, andere werden bekämpft und kleingehalten oder verboten."

Gelddrucker

7. Juni 2022 10:18

@RMH:

Das könnte man auch mittelfristig ändern. Ich ändere das täglich und hab im Bekanntenkreis schon nur noch sehr wenige, die wirklich gegen die AfD sind.

Man sollte einfach so bald wie möglich folgende Dinge tun:

1. Demographische Aufklärungskampagne

2. Berufen aufs Völkerrecht und Spiegelung der Situation "Was wäre wenn wir Europäer woanders Völker durch Kolonisation verdrängen würden?"  Dieses Argument ist nachweislich nicht zu bekämpfen von linker Seite und wird uns den Sieg bringen.

Laurenz

7. Juni 2022 12:24

@Gelddrucker @RMH

Demographische Aufklärungskampagne

Immer dieselbe Leier. Interessiert keine Sau.

Wer sollte die Kampagne bringen? Die ARD? RTL? Facebook?

Berufen aufs Völkerrecht

Was für ein Völkerrecht? Unser Regime ist gewählt. Dagegen kommen auch Sie nicht an.

Andreas Walter

7. Juni 2022 13:35

Hier geht's lang, auch für die AfD:

https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/knauss-kontert/inflation-dynamit-fuer-die-politik/

 

Laurenz

7. Juni 2022 15:44

@Andreas Walter

Knauß liegt total daneben. Die Inflation ist seit Jahren geplant. Bis 2015 konnte man das viele Luftgeld aus dem Konsumkreislauf draußen halten. Migration & Covid führte zwangsläufig die Geldpumpe in subventionierte Jobs, wie mio.-facher zusätzlicher Sozialfälle. Dieser Kaufkraftüberschuß muß jetzt abgeschöpft werden. Die Erhöhung direkter Steuern ist nicht abstrakt & führte sofort zu Wahlniederlagen. Indirekte Steuern, wie Inflation, sind abstrakt & für die Tilgung der Staatsschulden unumgänglich notwendig. Zum Glück ist der Buhmann Putin im richtigen Augenblick aufgetaucht, um die Sünden der Welt auf sich zu nehmen, praktisch nicht? Aber das kommt davon, wenn man, wie Knauß, über etwas schreibt, wovon man keine Ahnung hat. Er hat Geschichte & Japanologie studiert, bei der Financial Times, beim Handelsblatt gearbeitet, war Pressesprecher im Bundesministerium für Bildung & Forschung, ehe er zur WirtschaftsWoche wechselte, was wie man sieht, in keiner Weise abgefärbt hat. Seit mehr als einem Jahrzehnt debattiert die Fachwelt darüber, wann die Inflation anfängt zu traben oder zu galoppieren. Hellsehen kann natürlich keiner.

Sie haben allerdings Recht, Andreas Walter, Inflation ist der beste Wahlkämpfer.

Gelddrucker

7. Juni 2022 16:37

@Laurenz:

wie oft soll ich es noch sagen? Das ist ein primäres Interesse der Europäer, nicht in einem muslimisch geprägten LAnd zu leben. Wie können Sie behaupten es interessiert keinen? Haben Sie unsere Sache im Sinn, oder sind Sie zum Stänkern hier?

Was kennen Sie für Menschen, die das nicht interessiert?

Laurenz

7. Juni 2022 18:39

@Gelddrucker @L. (1)

Verstehe nicht, was Sie wollen?
Was spielen denn unser persönliches Umfeld, wie unsere persönlichen Erfahrungen, die Sie hier dauernd anführen, für eine repräsentative Rolle? Genau, keine.

Natürlich kenne ich viele, die das 

nicht in einem muslimisch geprägten Land zu leben

interessiert. Aber klar ist doch, daß ich nicht jede Woche beim SPD-Kreisverband eingeladen werde. Die haben ganz sicher nicht auf mich gewartet.

Lesen Sie einfach die SiN-Wahlanalysen der letzten Jahre. Da steht alles schwarz auf weiß.

Gelddrucker

7. Juni 2022 22:21

@Laurenz

Wie oft noch zum zweiten, Wahlen sind Zustandsabfragen und keine Einschätzung von Zukunftszenarien. Ohne die Kenntnis des Szenarios werden die Wahlergebnisse so bleiben, da sich für den ARDZDF-lobotomierten Deutschen die Stadtbilder nur sehr langsam und kaum merklich ändern. In Frankreich gibt es noch reihenweise nicht-rotgepillte Menschen. Wie kann das sein? Der Widerstand schläft.

Laurenz

8. Juni 2022 00:31

@Gelddrucker @L.

Das hat rein mit der französischen Medienlandschaft zu tun. Ein Zemmour hätte hier keine Minute Sendezeit erhalten, Jude hin oder her. Sie vergleichen Äpfel mit Birnen.

Imagine

8. Juni 2022 09:44

@Mitleser2   7. Juni 2022 09:11
„Warum wollen Sie diesen Widerspruch nicht sehen? Die 90% nicht-AfD kommen doch nicht durch das AfD-Programm zustande, sondern genau deswegen, was Sie selbst schrieben: "Man lässt nur herrschafts- und systemkonforme Parteien und deren Berufspolitiker nach oben kommen, andere werden bekämpft und kleingehalten oder verboten."

Richtig ist, die AfD wird bekämpft, aber aus anderen Gründen, denn die AfD ist eine herrschafts- und systemkonforme Partei, anders als früher die KPD. Die AfD wird als politische Konkurrenz bekämpft. Es ist praktisch ein innenpolitisches Feindbild zu haben, welches sich Als Aggressionsobjekt und Prügelknabe eignet.

Das AfD-Milieu ist ein Sammelmilieu aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Minderheiten und Außenseitern. Dort finden sich Marktradikale, Sozialstaatsfeinde, Sozialdarwinisten, Nationalisten, konservative Reaktionäre, Anti-Liberale, völkische Idealisten, Religiöse, Ausländerfeinde, Rassisten, Nazi-Affine, Holocaustleugner etc.

Entsprechend vielfältig sind die Gründe für die 90%, sich nicht mit der AfD zu identifizieren und diese Partei insgesamt abzulehnen.

@Mitleser2, Sie sehen einen Widerspruch, weil sie von anderen Prämissen ausgehen.

Imagine

8. Juni 2022 10:26

Die AfD-Anhänger wählen diese Partei, weil sie sich mit einer bestimmten Tendenz in der Partei besonders identifizieren.

Die AfD-Gegner wählen diese Partei nicht, weil sie sich mit einer bestimmten Tendenz in der Partei besonders gegenidentifizieren.

 

Allnichts

8. Juni 2022 11:52

Imagine:

Ihre Differenzierungen, was das Milieu angeht, sind korrekt, aber auch hauptsächlich für das Milieu interessant, nicht für Aussenstehende, denn für die ist es gleich, ob der "Ausländerfeind" kapitalistisch oder sozialistisch, religiös oder atheistisch, progressiv oder reaktionär ist, weil das alles nur unterschiedliche Formen des Inakzeptablen sind.

Es gibt so gesehen nur einen Grund für die allgemeine Ablehnung der AfD und das ist die Stand jetzt ebenso allgemeine Haltung in der Ausländer- bzw. in der Identitätsfrage. Aber ich bin sicher, Gelddrucker wird gleich wieder seine Focus-Umfrage rausholen, um zu beweisen, dass insgeheim eigentlich jeder Deutsche ein erzkonservativer Christ ist.

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