Sammelstelle für Gedrucktes (49): linker Zapfenstreich

Matthias Brodkorb, ehemaliger SPD-Minister in Mecklenburg-Vorpommern, hat kürzlich einen Gesprächsband aufgelegt: Ethnopluralismus von links.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Der eins­ti­ge Grün­der von »End­sta­ti­on rechts« und tat­säch­lich kun­di­ge Ken­ner der rech­ten Sze­ne­rie befragt dar­in den Grün­der­va­ter der deutsch­spra­chi­gen Neu­en Rech­ten (und spä­te­ren Links­so­zia­lis­ten) Hen­ning Eich­berg zu des­sen Vita.

Doch ein­lei­tend ent­schul­digt sich Brod­korb bei­na­he bei sei­nem Publi­kum, so viel Zeit und Lebens­en­er­gie einem Ver­fem­ten zu wid­men. Zumin­dest die »poli­ti­sche Klug­heit« mah­ne dazu,

sei­nen Geg­ner stets genau zu ana­ly­sie­ren und die rich­ti­ge Kampf­tech­nik zu wählen.

Denn:

Anders wird er nicht zu besie­gen sein.

Der ent­schul­di­gen­de Ton ist indes­sen unan­ge­bracht; es ist kei­ne Schan­de, poli­ti­sche Anti­po­den zum klä­ren­den Gespräch zu bit­ten, und die Quint­essenz – ohne Kennt­nis des Geg­ners kei­ne Über­win­dung des Geg­ners – trifft schlicht­weg zu.

Aus bewähr­ter Tra­di­ti­on her­aus emp­feh­le ich daher im Gegen­zug den Blick nach links, und der lohnt sich heu­te dop­pelt. Am Wochen­en­de fin­det näm­lich der Bun­des­par­tei­tag der Links­par­tei statt. Die Lager rüs­ten sich zum fina­len Kampf.

Das klingt über­zo­gen? Mit­nich­ten. Denn wäh­rend der Par­tei­tag der AfD am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de erfreu­li­cher­wei­se kein »End­kampf« gewe­sen ist, son­dern eine behut­sa­me Kor­rek­tur des Bun­des­vor­stan­des mit bedau­er­li­chem Fina­le assur­do, erin­nert die Ton­art bei der Par­tei Die Lin­ke tat­säch­lich ans »letz­te Gefecht« aus der Internationalen.

Bei der zur 4,9‑Prozent-Partei geschrumpf­ten For­ma­ti­on (2009: 11,9 Pro­zent, 2017 immer­hin noch über 9 Pro­zent) stellt sich – frü­her als ihrem rech­ten Pen­dant – folg­lich die Fra­ge: Wird es die Par­tei nach die­sem Wochen­en­de noch geben? Wenn ja: Wird ihre mas­sen­me­dia­le Gali­ons­fi­gur Sahra Wagen­knecht an Bord blei­ben (kön­nen)?

Wagen­knecht gießt nun kurz vor Beginn des lin­ken Waf­fen­gangs Öl ins Feu­er. Im Gespräch mit der Frank­fur­ter Rund­schau plä­diert sie nicht nur für einen »Neu­an­fang«, son­dern spitzt auch zu, daß der Par­tei­tag »die letz­te Chan­ce dazu« sein wer­de. Wie bereits in ihrem Best­sel­ler Die Selbst­ge­rech­ten bemän­gelt sie die Ziel­grup­pen­an­spra­che der Linken:

Es gibt in der Par­tei eine Kon­zen­tra­ti­on auf klei­ne Zir­kel von Polit­ak­ti­vis­ten und auf die grün­li­be­ra­len aka­de­mi­schen Großstadtmilieus,

was sie in elek­to­ra­le Kon­kur­renz zu den erfolg­rei­che­ren Grü­nen bringt, wobei die Grü­nen als »smar­te« und medi­al gehyp­te For­ma­ti­on die bes­se­ren Vor­aus­set­zun­gen im Kampf um die Gunst die­ser Milieus besitzen.

Was Wagen­knecht durch die Abstim­mungs­er­geb­nis­se am Wochen­en­de in Erfurt nach­drück­lich vor Augen geführt bekom­men dürf­te, ist aber dies: Die­se »Kon­zen­tra­ti­on auf die grün­li­be­ra­len aka­de­mi­schen Groß­stadt­mi­lieus« ist kei­ne Marot­te eini­ger weni­ger, son­dern die logi­sche Kon­se­quenz aus dem Trans­for­ma­ti­ons­pro­zeß der Par­tei: Weni­ger Ost­deutsch­land, mehr Wes­ten, weni­ger PDS-sozia­li­sier­te Lin­ke, mehr post­mo­der­ne Life­style-Lin­ke, weni­ger Klas­sen­kampf, mehr Iden­ti­täts­po­li­tik, weni­ger »Ins Volk gehen« und mehr woke Nar­re­tei usw.

Das ist der Par­tei­ma­in­stream (gewor­den) – Wagen­knecht ver­langt eine Fun­da­men­tal­um­kehr, ganz so als ob sie nicht wüß­te, daß sie dafür über zu wenig Trup­pen­tei­le verfügt.

Wie sähe die Wunsch­par­tei Wagen­knechts aus?

Eine Par­tei, die all die­je­ni­gen ver­tritt, die sich der­zeit gro­ße Sor­gen machen, wie sie ange­sichts extrem stei­gen­der Prei­se mit ihrem Ein­kom­men über den Monat kom­men, eine poli­ti­sche Kraft, die all denen eine poli­ti­sche Stim­me gibt, die sich wün­schen, dass die Ukrai­ne nicht mit immer mehr schwe­ren Waf­fen belie­fert wird, son­dern, dass es Ver­hand­lun­gen und Kom­pro­miss­be­reit­schaft gibt, eine Par­tei, die die völ­lig ver­rück­ten Russ­land-Sank­tio­nen kri­ti­siert, weil sie vor allem uns selbst scha­den, wäh­rend die rus­si­schen Ein­nah­men sogar stei­gen – eine sol­che Par­tei wird drin­gend gebraucht,

und eine sol­che Par­tei gibt es ja bereits, und das ist – inter­ner Streit hin oder her – die Alter­na­ti­ve für Deutschland.

Eben dies wer­fen ihr auch die lin­ken Wagen­knecht-Kri­ti­ker vor: Daß ihre per­sön­li­che Pro­fil­bil­dung als »links­kon­ser­va­tiv« dafür sorg­te, daß sie sich in essen­ti­el­len Aspek­ten der Tages­po­li­tik längst näher an AfD-Posi­tio­nen befin­det als an jenen der eige­nen Partei.

Wagen­knecht über­geht die­sen Wider­spruch nicht. Sie weiß um die Pro­ble­ma­tik gegen­läu­fi­ger Poli­tik­vor­stel­lun­gen in ihrer Partei:

Natür­lich ist es ein Pro­blem, dass wir in vie­len Fra­gen gegen­sätz­li­che Posi­tio­nen ver­tre­ten. Die einen wol­len die Sprit­prei­se sen­ken, die ande­ren lie­ber das Auto ver­bie­ten. Die einen sagen, das Ölem­bar­go scha­det vor allem Deutsch­land, die ande­ren wol­len sämt­li­che Öl- und Gasim­por­te aus Russ­land ein­stel­len. Wer soll eine Par­tei wäh­len, die sich der­art widerspricht?

Nie­mand soll das. Aber den­noch tun es in West­deutsch­land noch 2 bis 5 Pro­zent der Wäh­ler und im Osten deut­lich mehr als 10 Pro­zent. Das wür­de sich aber wohl ändern, wenn Wagen­knecht von Bord ginge.

Geht sie denn? Die FR hakt nach, was pas­sie­ren wür­de, wenn Wagen­knechts Wunsch­per­so­na­lie – der Leip­zi­ger Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Sören Pell­mann – bei der Kampf­ab­stim­mung um einen der bei­den Chef­pos­ten geschla­gen wer­den sollte.

Haben Sie auch über einen Aus­tritt aus der Par­tei nachgedacht?

Die­se Fra­ge ist berech­tigt, auch des­halb, weil Wagen­knechts Ehe­mann, Oskar Lafon­taine, die Par­tei längst ver­las­sen hat. Wagen­knecht ant­wor­tet, wie zu erwar­ten war, ausweichend:

Ich hof­fe, dass es auf die­sem Par­tei­tag gelingt, das Ruder noch ein­mal herumzureißen,

denn, und jetzt es wird dramatisch:

Es dürf­te die letz­te Mög­lich­keit sein.

Aber was dann? Geht man davon aus, daß sich die Wiss­lers, Hoffs und Lede­rers durch­set­zen, also die pro­west­li­chen, woken und grün­li­be­ra­len Strö­mun­gen, dann hat Wagen­knecht kaum mehr Druckmittel.

Das Pro­jekt »Auf­ste­hen« rund um eini­ge Wagen­knecht-Sym­pa­thi­san­ten wie den Dra­ma­tur­gen Bernd Ste­ge­mann ist nicht erst geschrumpft, son­dern war nie wirk­lich zu etwas Ernst­zu­neh­men­den ange­wach­sen; Ste­ge­mann selbst flüch­te­te längst in die Sicher­heit des Schweigens.

Eine Basis­be­we­gung, die sich um den Wagen­knecht-freund­li­chen Auf­ruf »Für eine popu­lä­re Lin­ke« for­mie­ren könn­te, steht (Stand: 23. Juni) gera­de mal bei 5914 Unterstützern.

Das ist zum einen nicht viel und zum ande­ren sagt es nichts dar­über aus, wie­vie­le die­ser Akteu­re Wagen­knechts Par­tei­aus­tritt eben­falls zum Anlass näh­men, die Links­par­tei zu verlassen.

Wie­vie­le wären bereit, die Mühen der Ebe­nen zu bespie­len und Orts‑, Kreis- und Lan­des­ver­bän­de auf­zu­bau­en für eine »Lis­te Wagen­knecht«? Zuletzt: Gibt es wirk­lich Poten­ti­al für eine wei­te­re Links­par­tei, und sei es eine ohne Me-Too-Fetisch, Kli­ma­fo­kus­sie­rung und LGBTQ-Dauerbeschallung?

Gewiß: Wagen­knecht ist ein TV-Gesicht, spe­zi­ell unter AfD-Wäh­lern ist sie popu­lär. Aber eine bun­des­wei­te Neu­grün­dung wäre ein ande­res Kali­ber als gefäl­li­ge Bei­trä­ge in bür­ger­li­chen Feuil­le­tons und smart-klu­ge Auf­trit­te in allen erdenk­li­chen Medi­en­for­ma­ten. Ohne Links­par­tei als Orga­ni­sa­ti­ons­form wird Wagen­knecht par­la­ments­po­li­tisch been­det sein.

Mei­ne Pro­gno­se ist daher eine ande­re: Wagen­knecht ver­liert am Wochen­en­de den Macht­kampf, sitzt die Legis­la­tur­pe­ri­ode aus, kan­di­diert 2025 nicht mehr und zieht fort­an als geschätz­te Intel­lek­tu­el­le und viel gele­se­ne Buch­au­to­rin durch die Republik.

Die Links­par­tei hin­ge­gen wird das Ruder nicht her­um­rei­ßen – für eine lin­ke Grü­nen­ko­pie bleibt der Markt limi­tiert. Gefähr­lich wür­de die Par­tei nur, wenn sie in kom­men­den Ver­sor­gungs­kri­sen eine glaub­haft sozi­al­po­pu­lis­ti­sche Gene­ral­li­nie ver­in­ner­li­chen wür­de. Dafür bräuch­te sie aber wie­der­um Wagen­knecht als authen­ti­sches Wer­be­ge­sicht. Die Geduld mit ihr scheint aber am Ende.

Die Links­par­tei befin­det sich des­halb vor ihrem ver­meint­lich »letz­ten Gefecht« in einer aus­weg­lo­sen Position.

– –

Nach­trag:

Der ein­gangs erwähn­te Hen­ning Eich­berg war indes auch Mit­glied einer Links­par­tei. Bis zu sei­nem Tod 2017 in Oden­se gehör­te der ehe­ma­li­ge Dozent für Sport­so­zio­lo­gie der klei­nen Sozia­lis­ti­schen Volks­par­tei an.

Als er 1982 nach Däne­mark ging und den »Volks­so­zia­lis­ten« bei­trat, deren Weg von einem gewis­ser­ma­ßen »volklich«-identitären Sozia­lis­mus ins Rot­grün-Zeit­geis­ti­ge führ­te, wirk­te er bereits seit drei Jah­ren als intel­lek­tu­el­ler Men­tor des links­na­tio­nal-öko­lo­gi­schen Maga­zins wir selbst, des­sen Erschei­nen 2002 ein­ge­stellt wur­de. (Der Nach­fol­ger Volks­lust blieb ohne grö­ße­re Reso­nanz und wur­de nach nur vier Aus­ga­ben eingestampft.)

Nun, nach exakt 20 Jah­ren, liegt die ers­te Druck­aus­ga­be der »neu­en« wir selbst vor. Damals wie heu­te ist der Ver­le­ger Sieg­fried Bublies Chef­re­dak­teur, unter­stützt wird er von wir selbst- und Volks­lust-Vete­ran Han­no Bor­chert. Ver­zich­tet wur­de bis­her lei­der auf eine gra­phi­sche Gene­ral­sa­nie­rung; hier besteht reich­lich Optimierungsbedarf.

Klar ist dabei, daß die Wir­kung der »Zeit­schrift für natio­na­le Iden­ti­tät« auf ein über­schau­ba­res Leser­mi­lieu beschränkt bleibt; eine zah­len­mä­ßi­ge Kon­kur­renz mit dem »Markt­füh­rer« Sezes­si­on und dem Bran­chen­zwei­ten Tumult ist weder rea­lis­tisch noch erklär­tes Ziel.

Zu den Autoren der Pilot­aus­ga­be zäh­len u.a. Gene­ral­ma­jor a.D. Schult­ze-Rhon­hof und Klaus Kun­ze, Wer­ner Olles und Flo­ri­an San­der, Man­fred Klei­ne-Hart­la­ge und – obli­ga­to­risch – Hen­ning Eich­berg in Form eines Nachdrucks.

Her­vor­zu­he­ben für alle Sezes­si­on-Leser ist jedoch ein ande­rer Autor: Chris­ti­an Bött­ger. Sein mate­ri­al- und kar­ten­rei­cher Auf­satz über »Wikin­ger, Sla­wen und Kie­wer Rus: Zur Eth­no­ge­nese des rus­si­schen Vol­kes« ist wis­sens­ver­mit­telnd und anschaulich.

Der DDR-sozia­li­sier­te Eth­no­lo­ge und Kul­tur­his­to­ri­ker, des­sen Grund­la­gen­werk Eth­nos bei Antai­os noch lie­fer­bar ist und und den »Nebel um den Volks­be­griff« lich­tet, »poli­ti­siert« erst am Ende sei­nes his­to­ri­schen Streif­zugs die Ukrai­ne-Ruß­land-Situa­ti­on, indem er dar­auf ver­weist, was Zbi­gniew Brze­zinski, eins­ti­ger Sicher­heits­be­ra­ter des Wei­ßen Hau­ses, zur Ukrai­ne ver­lau­ten ließ:

Ohne die Ukrai­ne ist Ruß­land kein eura­si­sches Reich mehr. Es kann trotz­dem nach einem impe­ria­len Sta­tus stre­ben, wür­de aber dann ein vor­wie­gend asia­ti­sches Reich sein.

Die aktu­el­len Ver­schie­bun­gen glo­ba­ler Han­dels­ket­ten geben Brze­zinski recht: Russ­land blickt geo­öko­no­misch stär­ker nach Chi­na und Indi­en, doch ob Putin wirk­lich ein »asia­ti­sches Reich« errich­ten will oder errich­ten kann, bleibt abzuwarten.

Wer nicht war­ten möch­te und sich Bött­gers Arti­kel – und die wei­te­ren Auf­sät­ze – durch­le­sen möch­te, kann die ers­te wir selbst-Druck­aus­ga­be nach 20 Jah­ren hier bestel­len.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (19)

RMH

23. Juni 2022 15:01

Vermutlich weiß auch Wagenknecht um die Dilemma-Situation einer evtl. Neugründung einer "Liste-Wagenknecht": Startet eine solche Liste mit einer Art "Unvereinbarkeitsliste" in Bezug auf die Mitarbeit von AfD- Mitgliedern, dann wird sie nicht viel reißen. Nimmt eine solche Liste AfD-Mitglieder auf, würde wohl durchaus ein nennenswerter Zustrom von AfDlern erfolgen und damit gäbe es dann kurzfristig vermutlich Erfolge, langfristig wird dann aber jeder ex-AfDler medial als faules Ei, welches den gesamten Brei verdirbt, propagiert, womit ein langfristiges Scheitern wieder vorprogrammiert ist. Teile und herrsche.

Wie B.K. aber schon richtig erkannte: Frau Wagenknecht hat dann immer noch eine gute Karriere als Publizistin und geschätzte Talk-Show-Teilnehmerin vor sich.

PS: Auf Henning Eichberg erschien folgender Nachruf bei SiN:

https://sezession.de/57237/henning-eichberg-ist-verstorben

und M. L. schrieb über ihn folgenden Artikel

https://sezession.de/62150/henning-eichbergs-volklichkeit

 

Niekisch

23. Juni 2022 15:03

"Gründervater der deutschsprachigen Neuen Rechten (und späteren Linkssozialisten) Henning Eichberg"

Als Miterlebender und Mitbeteiligter der "Eichbergzeit" meine ich sagen zu können, dass es den Begriff "Neue Rechte" damals noch nicht gab. Zumeist war von "Junge Rechte" die Rede, die ANR ( Aktion Neue Rechte ) Siegfried Pöhlmanns war der NPD entsprossen und mit der heutigen "Neuen Rechten" nicht vergleichbar. Die krampfhafte Abgrenzung gegen den Begriff "links" gab es damals noch nicht. Man diskutierte, initiierte und handelte viel freier und ungezwungener als in heutiger Zeit geistigen Schubladentotalitarismus.

kikl

23. Juni 2022 15:05

Ich weine der Linkspartei keine Träne nach. Sollte sie untergehen, dann haben wir eine Linkspartei weniger. SPD und Grüne werden sich dann um die linksextremen Wählerstimmen streiten, vielleicht fallen auch ein paar Stimmen bei der AFD ab, jedenfalls könnten patriotische Linke zur AFD abwandern, wenn Wagenknecht von der Bühne abtritt.

heinrichbrueck

23. Juni 2022 15:45

"Eine Partei, die all diejenigen vertritt, die sich derzeit große Sorgen machen, wie sie angesichts extrem steigender Preise mit ihrem Einkommen über den Monat kommen, eine politische Kraft, die all denen eine politische Stimme gibt, die sich wünschen, ..." (Wagenknecht)
Diese Sprachform ist lustig. Partei: "vertritt", "politische Stimme gibt", "kritisiert". Wähler: "große Sorgen machen", "wünschen". Eine zusätzliche NGO wird dringend gebraucht. 
Gegnerstreitereien ohne Regierungsambitionen, an der Sprache zu erkennen. 
Und was macht eine echte Regierung? Sie setzt die eigene Welt durch. 
Parteien sollen Macht haben? Wagenknecht war immer Teil der Aufführung, ohne je Politik gemacht zu haben. Dafür sind gute Parteienschauspieler ganz nützlich, solange niemand die Sprache abklopft. 
Warum sagt eine "Partei" nicht, was sie konkret tut, damit eine Bekräftigung des eigenen Vorgehens umgesetzt und schlüssig argumentiert werden kann? Wagenknechts Geisteshaltung ist suboptimal. Jedenfalls sieht Souveränität ein bißchen anders aus. Der erhobene Zeigefinger gegenüber dem Vorgehen anderer, läßt keine souveräne Politik erkennen. 

Dieter Rose

23. Juni 2022 15:55

Ob die Linken nach einem "Wagenknecht-Programm", so sie denn im Regierungsveranwortung kämen, tatsächlich auch regieren würden?

Bei den Grünen z. B. scheint zur Zeit auch eher der Bodensatz ( die Unverbesserlichen) die Richtung zu bestimmen, zu aller Schaden.

Laurenz

23. Juni 2022 17:51

Mein Vater war als Rentner vor 2013 7 Jahre bei Die Linke, weil es einfach keine andere Oppositionspartei gab. Interessant ist, daß die woke Schickeria der Die Linke sehenden Auges in den Abgrund springt. Die persönliche Ambition scheint wichtiger zu sein, als der Job im Parlament. Aber alle Altparteien sind doch im Grunde verzwergt. Oskar sind noch ein paar gute Jahre zu wünschen. Der braucht niemanden. Bei Seiner Frau sieht das dann doch anders aus. Jeder muß in der Welt klar kommen, wie sie ist. Die Salonlinken sterben eben aus. Linke Neo-Feudalisten oder von mir aus Möchtegern-Stalinisten (in Zerohedge steht SPD-fascists) werden mehr. Frau Wagenknecht obliegt es daher, sich zu bewegen. Alexander Wallasch schrieb die Tage ähnlich über dieses Thema. Die bisherige Nummer sei eben vorbei. https://www.alexander-wallasch.de/gesellschaft/jetzt-ist-mal-gut-wagenknecht-und-lafontaine-ein-langer-zaeher-abschied

Allnichts

23. Juni 2022 18:06

"... sitzt die Legis­la­tur­pe­ri­ode aus, kan­di­diert 2025 nicht mehr und zieht fort­an als geschätz­te Intel­lek­tu­el­le und viel gele­se­ne Buch­au­torin durch die Republik."

Der Teil fiel mir auf, weil er eine Art von berechenbarer Normalität für die nächsten Jahre impliziert. In mir bestärkt sich immer mehr der Eindruck, dass wir von einer viel zu ruhigen Lage in der Zukunft ausgehen.

Benedikt Kaiser

23. Juni 2022 19:30

@Niekisch:

Als Miterlebender und Mitbeteiligter der "Eichbergzeit" meine ich sagen zu können, dass es den Begriff "Neue Rechte" damals noch nicht gab. Zumeist war von "Junge Rechte" die Rede, die ANR ( Aktion Neue Rechte ) Siegfried Pöhlmanns war der NPD entsprossen und mit der heutigen "Neuen Rechten" nicht vergleichbar.

Richtig, Junge Rechte war eine Selbstbezeichnung, häufiger war lediglich das Etikett »nationalrevolutionär«. Ab 1972 kam aber über die ANR der Begriff »Neue Rechte« in die Welt, fast zeitgleich mit der ursprünglichen Fremdzuschreibung »Nouvelle Droite« in Frankreich.

Falsch indes aber auch, denn Sie vergessen da eine »Kleinigkeit«: Als Pöhlmann im Januar 1972 die NPD verließ, gingen etwa 600 Mitglieder, überwiegend jüngere Semester, mit ihm aus dieser Partei. Das Gründungsdokument des Abspaltungsprodukts ANR (»Manifest einer europäischen Bewegung«) schrieb ... nunja: Henning Eichberg. Fast zwei Jahre versuchten Eichberg, Lothar Penz und andere dann gewissermaßen »entristisch«, den Kurs der ANR zu prägen. Das scheiterte aus mehreren Gründen.

(Dazu mehr im folgenden Posting aufgrund der Zeichenbeschränkung.)

Benedikt Kaiser

23. Juni 2022 19:31

Fortsetzung @Niekisch:

Einer der Gründe für die ANR-Streitigkeiten war Pöhlmanns Annäherung an Gerhard Frey. Ein anderer war, daß die drei ANR-Flügel (Nationalrevolutionäre um Eichberg/Penz, Nationalkonservative um Pöhlmann, dazu einige Dutzend Quasi-Hitleristen) nicht mehr miteinander konnten. Pöhlmann wollte aus der ANR eine bessere NPD als Wahlpartei machen, Eichberg/Penz eine ideologisch versierte Kader-Orga. 1974 ging man getrennte Wege, die ANR löste sich auf. Der ehemalige nationalrevolutionäre ANR-Flügel, der Nukleus der entstehenden ursprünglichen Neuen Rechten, spaltete sich wiederum ab August 1974 auf: Die Leute um Penz gründeten die Solidaristische Volksbewegung (SVB), die Leute um Eichberg die Sache des Volkes (SdV). Die kleine SVB war stärker an Otto Strasser und ökologischen Fragen orientiert, die etwas größere SdV stärker an Ernst Niekisch, Vordenkern der radikalen Linken und dezidiert sozialistischen Theoremen. Beide NR-Gruppen konkurrierten und kooperierten je nach Situation.  

(Daß diese ursprüngliche Neue Rechte mit der heutigen nicht mehr viel gemein hat, ist allerdings überwiegend korrekt.)

Niekisch

23. Juni 2022 21:27

"häufiger war lediglich das Etikett »nationalrevolutionär«."

@ BK: Das wäre zu belegen. Wir können es uns aber ersparen, denn sowohl den Nationalrevolutionären als auch den anderen "Fraktionen" der ANR war der Begriff des "Nationalismus" wesentlich, der ja auch dem Begriff "nationalrevolutionär" zugrunde liegt. Henning Eichberg noch im November 1978: "Der Kern der nationalen Frage ist die nationale Identität...Identität oder Entfremdung, das ist der neue Hauptwiderspruch, Imperialismus oder unser Volk..Nationalismus ist ..nicht alt, sondern neu. Er kommt auf uns zu in dem Maße, in dem in den Metropolen die Entfremdung um sich greift. Er ist Teil eines Prozesses, in dem die Völker sich selbst zum Subjekt der Geschichte machen." ( Brandt/Ammon, Hg, Die Linke und die nationale Frage,1981, 351 f. )

So auch Hartwig Singer = Henning Eichberg desöfteren in "Junges Forum", ebenfalls Rudolf Junker "Die Revolution ist anders" in Nr. 2/71.

Da die heutige "Neue Rechte" den Begriff  "Nationalismus" verwirft, kann Henning Eichberg nicht als "Gründervater der deutschsprachigen Neuen Rechten" bezeichnet werden.

Weiter in II.

Niekisch

23. Juni 2022 22:02

II. Selbst in Eichbergs Werk "Nationale Identität" von 1981 taucht der Begriff "Neue Rechte" nirgends auf, "Nationale Identität" wiederum hängt begriffsnotwendig mit dem Willen zur Nation, also dem Nationalismus zusammen. Folgerichtig schreibt "Ästhetik und Kommunikation", Heft 32, Juni 1978: "1974. Die ANR zerfällt wegen grundsätzlicher Meinungsverschiedenheiten zwischen Alt- und Neu-Nationalisten. Letztere bilden die Nationalrevolutionäre Aufbauorganisation  ( NRAO ) ..." 

"Ab 1972 kam aber über die ANR der Begriff »Neue Rechte« in die Welt,.."( BK )

Ein Beleg wäre hier hilfreich, zugleich stellt sich die Frage, ob bei Unterstellen der Richtigkeit nicht schon weit früher von einer "Neuen Rechten" gesprochen werden kann. Denn schon 1964 gab es die Zeitschrift "Fragmente", wenig später "Junges Forum". In Westberlin entstand die Initiative der Jugend ( IDJ ), an der Uni Bochum der "Republikanische Studentenbund", in Westberlin die außerparlamentarische Mitarbeit ( APM ), an der Uni Bochum sogar schon eine "nationalrevolutionäre Basisgruppe". Angesichts deren weltanschaulicher Breite und Tiefe vielleicht dann die authentischere "Neue Rechte" als die heutige konservativ-christlich-unsozialische sog. Neue Rechte.

weiter III.

 

RMH

23. Juni 2022 22:23

"ANR-Flügel, Solidaristische Volksbewegung (SVB), Sache des Volkes (SdV), Nationalrevolutionäre Aufbauorganisation  ( NRAO ), Initiative der Jugend (IDJ), Republikanische Studentenbund, außerparlamentarische Mitarbeit (APM), nationalrevolutionäre Basisgruppe"

Da sind ja selbst die Spaßvögel von Monty Python Waisenknaben dagegen ...

Volksfront von Judäa - YouTube

Benedikt Kaiser

24. Juni 2022 08:48

@Niekisch:

Das wäre zu belegen. Wir können es uns aber ersparen, denn sowohl den Nationalrevolutionären als auch den anderen "Fraktionen" der ANR war der Begriff des "Nationalismus" wesentlich, der ja auch dem Begriff "nationalrevolutionär" zugrunde liegt.

Erst wäre es zu belegen, dann zu ersparen? Es ist ja ganz einfach: Wenn man die Periodika der damaligen Zeit in die Hand nimmt (an freundliche Mitleser älteren Semesters: Überbleibsel von damals bitte nicht entsorgen!), ob neue Zeit, Rebell, Ideologie & Strategie, Freiheitskampf oder auch SOL, wird man feststellen, daß die Eigenbezeichnung »nationalrevolutionär« alles andere überwog, wobei Sie recht haben; es waren explizit Nationalisten. Vgl. dazu auch der Schlüsseltext der Eichberg-Leute »Europäischer Nationalismus ist Fortschritt«.

Da die heutige "Neue Rechte" den Begriff  "Nationalismus" verwirft, kann Henning Eichberg nicht als "Gründervater der deutschsprachigen Neuen Rechten" bezeichnet werden.

Das würde ich erneut bestreiten. Eichberg war und bleibt der »Gründervater« der frühen NR, auch wenn der Begriff (und teils die Protagonisten) hernach ganz andere Wege gingen. Ein Vater bleibt Vater, auch wenn sich der Sohn abwendet, oder? Es ist bei politischen Termini immer so: Sie unterliegen Deutungskämpfen und es gibt politische Paradigmenwechsel. Der Wandel von der national- und sozialrevolutionären NR zu einer eher nationalkonservativen NR in den 1990er Jahren ist so einer. Das ist der Lauf der Dinge: Wenn Akteure ein Vakuum entstehen lassen, füllen es andere. 

Dazu paßt Andreas Reckwitz:

Die Durchsetzung eines politischen Paradigmas ist ebenso wie die Problemdefinition immer ein Machtkampf, eine Frage von Diskurshoheit.

Benedikt Kaiser

24. Juni 2022 08:56

Zu Niekisch abschließend:

"Ab 1972 kam aber über die ANR der Begriff »Neue Rechte« in die Welt,.."( BK )

Ein Beleg wäre hier hilfreich, zugleich stellt sich die Frage, ob bei Unterstellen der Richtigkeit nicht schon weit früher von einer "Neuen Rechten" gesprochen werden kann. Denn schon 1964 gab es die Zeitschrift "Fragmente", wenig später "Junges Forum". In Westberlin entstand die Initiative der Jugend ( IDJ ), an der Uni Bochum der "Republikanische Studentenbund", in Westberlin die außerparlamentarische Mitarbeit ( APM ), an der Uni Bochum sogar schon eine "nationalrevolutionäre Basisgruppe". Angesichts deren weltanschaulicher Breite und Tiefe vielleicht dann die authentischere "Neue Rechte" als die heutige konservativ-christlich-unsozialische sog. Neue Rechte.

Ein Beleg ist die Begriffsetzung durch die ANR: Ab diesem Zeitpunkt, also ab 1972ff., wurde in der Feind- wie in der eigenen Presse der Begriff »Neue Rechte« aufgerufen. Oft als Notbehelf, gelegentlich spöttisch, mal als Eigenbezeichnung. Das tut hier aber wenig zur Sache: Entscheidend ist, daß es so war. Und ja, die NR hatte selbstverständlich Vorläufer, ob das der Jungeuropäische Arbeitskreis war, fragmente, die Blaue Adler Jugend der UAP, Jungautoren der Nation Europa (wo Eichberg seine Laufbahn begann), Freundeskreis um Wolfgang Strauss usf. Das waren alles Vorläufer, die zur NR führten, auf deren Basis sie entstand. Ich kann dazu – einführend! – drei Schriften empfehlen: IfS-Studie zur Neuen Rechten, Eichberg-Gesprächsband mit Brodkorb und Karl Heinz Pröhubers Monographie Die nationalrevolutionäre Bewegung in Westdeutschland. Dazu natürlich noch Bartschs Revolution von rechts.

Angesichts deren weltanschaulicher Breite und Tiefe vielleicht dann die authentischere "Neue Rechte" als die heutige konservativ-christlich-unsozialische sog. Neue Rechte.

Ja, das sehe ich auch so. Das Problem bleibt aber das alte: Wenn die Protagonisten von einst, also seitens der originären Neuen Rechten, das Feld unbestellt hinterlassen, in die innere Emigration ziehen, ins (radikal) Linke konvertieren oder sich auf andere Weise ohne aufgebaute Nachfolgegeneration aus der Politik verabschieden, dann kann man das doch denen, die in den 1990ern die Neue Rechte neu gestalteten mit anderen Positionen und Begriffen (also: deutschnationaler, konservativer, christlicher usf. statt europäischer, revolutionärer, wissenschaftlicher), mit eigenen Institutionen zumal, nicht vorwerfen. Verantwortung dafür tragen m.E. die originären Neuen Rechten, die sich – warum auch immer – vom Hofe machten. 

Niekisch

24. Juni 2022 12:21

IV.

"Da sind ja selbst die Spaßvögel von Monty Python Waisenknaben dagegen ..."

@ RMH 23.6. 22:23: Ja, denn für die damaligen Aktiven war es nicht immer spaßig.

"Erst wäre es zu belegen, dann zu ersparen?"

@ BK 24.6. 8:48: Na ja, im Sinne davon, daß es dahinstehen kann. Der Nationalismus als aktive Willensbetätigung Richtung Nation kommt wohl nie ohne revolutionäres Element aus, besonders dann nicht, wenn die Herrschenden die Nation bereits in den Orkus geworfen haben. Revolution bedeutet dann Rückwälzen zum Neubeleben der Nation. Alle Nationalisten der Nachkriegszeit waren dann weltanschaulich abgestuft doch irgendwie auch Revolutionäre.

"die Eigenbezeichnung »nationalrevolutionär« alles andere überwog" Ja, wenn wir uns auf die nationalrevolutionären Teile der ANR beschränken und uns vom Inhaltlichen lösen, dann stimmt das. Lt. dem von mir durchgesehenen Material gab es da sehr viele Mosaiksteinchen wie z.B. auch die Bezeichnungen "Junger Nationalismus". Besonders hat sich da Michael Meinrad hervorgetan und eine Vielzahl von Begriffen kreiert, die wir gerade jetzt nutzen könnten. 

Weiter V.

Niekisch

24. Juni 2022 13:03

V. 

"»Europäischer Nationalismus ist Fortschritt«." 

@ BK 24.6. 8:48: Eichberg sprach sogar von "neuen Nationalismen" in Europa und interessanterweise auch von einer nationalrevolutionären Strömung, die in den Schriften von Arndt, Jahn und Fichte ihren Ausdruckgefunden habe und sich organisatorisch zunächst in Geheimbünden und später in der Turnbewegung und den Burschenschaften niedergeschlagen habe ( Eichberg, Henning, Nationale Identität, 1978, S. 125, 126 )

Da derzeit gewaltige geopolitische und soziökonomische Brüche heranrücken, wird die "Neue Rechte" wie früher schon vorurteilsfrei die Begriffe und Zündflammen "Nationalismus" und" Sozialismus" - wenn auch ohne PR - in ihren Werkzeugkasten legen müssen, will sie nicht endgültig hinter den Stand der 60/70iger Jahre zurückfallen.

weiter VI.

 

Niekisch

24. Juni 2022 15:01

VII.

"Ein Vater bleibt Vater, auch wenn sich der Sohn abwendet, oder?"

@ BK 24.6. 8:48: Da kann und will ich nicht widersprechen. Die Frage ist nur, ob nicht der "Gründungsvatermythos" die "Neue Rechte" in die Rolle des Kuckukskindes drängt. 

"Es ist bei politischen Termini immer so: Sie unterliegen Deutungskämpfen und es gibt politische Paradigmenwechsel." Da stimme ich zu, ebenso wie zu: "Wenn Akteure ein Vakuum entstehen lassen, füllen es andere." Das hatte aber nicht nur die von Ihnen genannten Gründe. Die in der NPD verbliebenen Protagonisten sahen, wie der gegnerische Terror die Reihen lichtete und die Partei nach und nach verpöbelte, die 600 ANRler zersplitterten nach und nach in Minikosmen mit offensichtlicher Erfolglosigkeit. 

weiter VIII.

Niekisch

24. Juni 2022 15:02

VIII.

Die meisten wichen in andere Betätigungsfelder aus, was ich hier nicht ausbreiten will und säten eben in anderer Form bis heute. Ein Teil ging ins Ausland oder verstarb seltsam oder seltsam früh, so der aus der Uni Dortmund geprügelte Bernd Dröse, Rainer Vogel, Peter Zimmer und einige andere. Nicht zu vergessen auch, daß für viele Ehemalige damals gerade der Berufsweg begann und es auch einen kleinen nationalistischen "Marsch durch die Institutionen" gab. 

"...nicht vorwerfen. Verantwortung dafür tragen m.E. die originären Neuen Rechten, die sich – warum auch immer – vom Hofe machten." Nein, kein Vorwurf, aber bitte auch nicht gegenüber denjenigen, die sich nicht vom Hofe machten, sondern über den Hof zu einem anderen Werkplatz gingen.

Besten Dank für Ihre Mühe, werter Herr Kaiser.

Klaus Kunze

24. Juni 2022 15:35

Historische Rückblende: "Rebell - Für die Sache des Volkes - Nr.3/1978": Hrg. Sache des Volkes, Nationalrevolutionäre Afbauorganisation.

"Die Nationalrevolutionäre wollen die nationale, soziale und ökologische Revolution.Befreiungsnationalimus für ein Europa frei von Sowjet- und US-Beherrschung, frei von Technokraten, Kapitalisten und Kommunisten. Für dieSolidarität aller europäischen Völker, für ein Gesamteuropa der Völker. Für die Neuschaffung Deutschlands in einer vereinten, souveränen und freiheitlichen Republik.

Demokratischer, genossenschaftlicher Sozialismus: Genossenschaftliche Selbstorganisation der Schaffenden, vermhrte Volksentscheide und andere basisdemokratische Prinzipien. Vorang der Politik vor der Wirtschaf, Arbeit geht vor Kapital, Leistungsgemeinschaft statt Profit und Klassenkampf-Gesellschaft.

Unser Ökologieverständnis: Humanistisch, antimaterialistisch. Einsatz für ein neues, qualitatives Wirtschaftsmotiv. Nicht kapitalistisches oder kommunistisches Wachstumsdenken, nicht Zerstörung der Lebensgrundlage durch rigorose Ausbeutung von Mensch und Natur.

Die Menschheit braucht eine neue Perspektive, wenn sie überleben will.Wer sich mit diesen Zielen identifiziert, der möge gemeinsam mit den Nationalrevolutionären kämpfen." -

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