Bundesparteitag in Riesa (1): Absprachen und Wahlen

In den vergangenen Tagen: Gespräche mit AfD-Politikern, um einmal herauszuhören, warum auf eine so gelungene Vorstandswahl ein so unguter Sonntag folgte.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Durch Jörg Meu­thens Abgang ohne Nach­hall war in der Vor­be­rei­tung eines offen­sicht­lich gewor­den: Meu­then hat­te etwas durch­ge­führt, das  zum Glück geschei­tert ist und das man im Nach­hin­ein zurecht als “Krieg gegen die eige­ne Par­tei” bezeich­nen kann. Bis auf ganz weni­ge, irrele­van­te Aus­nah­men ist ihm nie­mand dort­hin gefolgt, wo er nun außer­halb der AfD nach dem bes­se­ren poli­ti­schen Ansatz sucht.

Selbst Meu­thens wich­tigs­te Mit­strei­ter sind alle noch in der AfD. War­um? Wir soll­ten davon aus­ge­hen, daß sie zwei­er­lei begrif­fen haben:

Ers­tens war das Gere­de von der extre­men Chan­ce einer “Zwi­schen­par­tei” aus (ver­dampf­ter) Wer­te­uni­on und ent­flü­gel­ter AfD nichts ande­res als eben Gere­de. Es ist völ­lig verstummt.

Zwei­tens: Die AfD dul­det kei­nen inter­nen Krieg gegen die eige­ne Par­tei mehr. Wer in ihr Mit­glied sein und sich an ihrer für Deutsch­land so drin­gen­den Auf­ga­be betei­li­gen möch­te, darf nicht mehr aus­gren­zend, dif­fa­mie­rend, “säu­bernd” wir­ken, son­dern muß inte­grie­ren, muß aus­wie­gen, was aus­ge­wo­gen wer­den kann.

Die neu­ge­wähl­te, poli­ti­sche Füh­rung der AfD wür­de – soviel war vor dem Bun­des­par­tei­tag sicher – eine Über­zeu­gung vor­le­ben müs­sen: Man wird ein­an­der nicht los, und es gibt auch gar kei­nen Grund für die Annah­me, daß irgend­et­was bes­ser wäre, wenn man sich selbst einen Flü­gel abschnit­te. Kei­ne Strö­mung in der Par­tei kann es sich leis­ten, auf ande­re Strö­mun­gen zu ver­zich­ten. Jeder, der Ver­ant­wor­tung trägt, muß um Aus­gleich bemüht sein und hat “zum Woh­le der Par­tei” zu wirken.

Die­ses “Wohl der Par­tei” beginnt dort, wo die unfrucht­ba­re Selbst­be­schäf­ti­gung endet und die bei­den gro­ßen Auf­ga­ben ange­gan­gen wer­den: ers­tens dem poli­ti­schen Geg­ner immer mehr Stim­men abzu­ja­gen und zu rele­van­ter Grö­ße auf­zu­stei­gen, zwei­tens das eige­ne Pro­gramm zu prä­zi­sie­ren und inhalt­lich zuzu­spit­zen, um dem Namen einer “Alter­na­ti­ve für Deutsch­land” gerecht zu werden.

Man ver­rät kein Geheim­nis, wenn man fest­stellt: Alle Gesprä­che und Son­die­run­gen vor dem Par­tei­tag folg­ten der Ein­sicht in die Not­wen­dig­keit, die­je­ni­gen zu ent­mach­ten, die den Krieg gegen die eige­ne Par­tei fort­set­zen woll­ten. An die­sen Gesprä­chen hat sich natür­lich auch Björn Höcke betei­ligt. (Es kommt in der Vor­be­rei­tung auf Par­tei­ta­ge und wich­ti­ge inter­ne Wah­len über­haupt immer zu Abspra­chen, stets wird nach Mehr­hei­ten gesucht, stets geht es auch dar­um, das Über­ra­schungs­mo­ment kal­ku­lier­bar zu machen.)

Höcke hat­te sich irgend­wann in den Wochen vor dem Bun­des­par­tei­tag und gegen den gro­ßen Wider­stand des eige­nen Lagers ent­schie­den, auch dies­mal nicht für den Bun­des­vor­stand zu kan­di­die­ren. Sein Haupt­grund dafür war und ist die Beru­hi­gung der Par­tei und die Been­di­gung einer unge­recht­fer­tig­ten inne­ren Panik, die sich unter ande­rem an sei­ner Per­son immer wie­der neu ent­zün­det. Höckes Ver­zicht auf eine Kan­di­da­tur war ein Signal: Er hat damit gezeigt, daß ihm der Zusam­men­halt der Par­tei wich­tig ist und daß er weiß, wel­che Reiz­fi­gur die Medi­en aus ihm gemacht haben.

Der Ver­zicht Höckes wur­de ihm hoch ange­rech­net, und die Vor­stands­wah­len am Sams­tag gin­gen auch des­we­gen undra­ma­tisch über die Büh­ne. Sie sind natür­lich – das sei wie­der­holt – auch das Ergeb­nis von Abspra­chen, obwohl Abspra­chen – das weiß man auch von über­ra­schen­den Par­tei­tags­ver­läu­fen ande­rer Par­tei­en – nicht mehr sind als Leit­plan­ken am Ran­de von Ser­pen­ti­nen in gro­ßer Höhe.

Tino Chrup­al­las Lis­te “Team Zukunft” war inte­gra­tiv, betei­lig­te vie­le unter­schied­li­che Strö­mun­gen und sicher­te ihm natür­lich auch sei­ne Wie­der­wahl. Dar­auf hin­zu­wei­sen ist banal, aber das Bana­le muß vor den Ohren der­je­ni­gen wohl ab und an wie­der­holt wer­den, die sich nun gespielt über Höckes Anteil an Abspra­chen empören.

Dabei stün­de es, bei Lich­te betrach­tet, Höcke sogar zu, sein thü­rin­gi­sches Erfolgs­re­zept in den Bun­des­vor­stand zu tra­gen: Kein Lan­des­chef und kein Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der der AfD beklei­det län­ger oder erfolg­rei­cher bei­de Ämtern. Thü­rin­gen ist außer­dem neben Sach­sen das ein­zi­ge Bun­des­land, das sich in Wahl­er­geb­nis­sen und Umfra­gen noch immer gegen den bun­des­wei­ten Abwärts­trend stemmt. Und nicht zuletzt in der Vor­be­rei­tung auf die­sen Bun­des­par­tei­tag hat Höcke gezeigt, wie sehr er an inhalt­li­chen Fra­gen inter­es­siert ist und für wie not­wen­dig er ihre Beant­wor­tung für die Par­tei hält: Drei wesent­li­che Anträ­ge (Euro­pa, Frie­dens­po­li­tik, Struk­tur­re­form) wur­den von ihm initi­iert und mitgetragen.

Sei­ne Anre­gung war es auch, sich als Lei­ter einer Kom­mis­si­on zur Struk­tur­re­form der Par­tei auf bun­des­po­li­ti­scher Ebe­ne zu betei­li­gen und damit einen for­ma­len Schritt aus sei­ner lan­des­po­li­ti­schen Ver­or­tung her­aus zu machen. Dazu ist es nicht gekom­men, aber dazu kommt es hof­fent­lich noch.

Höckes Impul­se für den Par­tei­tag waren also sein Ver­zicht und sei­ne inhalt­li­chen Set­zun­gen. Er mach­te durch sei­nen Ver­zicht einen Vor­stand mög­lich, der die Chan­ce hat, har­mo­nisch zu arbei­ten und zu ent­schei­den. Daß es sich um einen Höcke-Vor­stand han­de­le, ist eine Fremd­zu­schrei­bung, die aus durch­sich­ti­gen Grün­den von den Main­stream-Medi­en vor­ge­nom­men wur­de. Die­se Medi­en, in denen es nur Spu­ren­ele­men­te von Sym­pa­thie oder Fair­neß im Umgang mit der AfD gibt, haben natür­lich ein gro­ßes Inter­es­se dar­an, die Sor­ge inner­halb der AfD vor zuviel Höcke zu schüren.

Der neue Bun­des­vor­stand ist kein Höcke-Vor­stand. Er ist aber vor allem über­haupt kein Meu­then-Vor­stand mehr, und das ist eine Leh­re für jeden, der Meu­thens Vor­ge­hen in den ver­gan­ge­nen bei­den Jah­ren irgend­et­was abge­win­nen kann: Ein sol­ches Vor­ge­hen ist, wie oben aus­ge­führt, nicht erwünscht, und vie­le von denen, die vor zwei Jah­ren für Meu­thens (vor­ab aus­ge­han­del­te!) Mann­schaft gestimmt hat­ten, waren von sei­ner zer­stö­re­ri­schen Rabiat­heit schockiert.

Die­se Zei­ten sind seit der Neu­wahl vor­bei. Hans-Tho­mas Till­schnei­der for­mu­lier­te in einem ver­öf­fent­lich­ten Gespräch im Sin­ne vie­ler sei­ner Kol­le­gen, er sei so ent­spannt wie kaum je auf einem Par­tei­tag am Sams­tag­abend ins Hotel gefah­ren: end­lich Ruhe und Aus­ge­gli­chen­heit an der Füh­rungs­spit­ze, gera­de­zu unge­wohn­te Harmonie.

So hät­te es auch den Sonn­tag über blei­ben sol­len. War­um sich aber ent­lang einer über Mona­te erar­bei­te­ten und breit getra­ge­nen Euro­pa­re­so­lu­ti­on erneut unver­söhn­li­che Vor­gän­ge ent­wi­ckel­ten, wird den zwei­ten Teil die­ser Nach­be­trach­tung bilden.

Wie man Har­mo­nie und frucht­ba­re Span­nung pfle­gen kann, wird übri­gens sicht­bar in einem Video, das Höcke im Inter­view mit dem Fern­seh­sen­der Phoe­nix zeigt. Phoe­nix (Betrei­ber sind ARD und ZDF) hat die­ses Gespräch nicht in sei­ne Media­thek hoch­ge­la­den, aber ein You­tuber hat es gesichert.

Schlag­fer­ti­ge Loya­li­tät gegen­über Par­tei, Kol­le­gen und Vor­feld – so könn­te man Höckes Hal­tung zusam­men­fas­sen. Hier ist das Video (man darf sich vom rei­ße­ri­schen Ton des Kanals in den ers­ten 20 Sekun­den nicht abschre­cken lassen).

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (21)

Rheinlaender

24. Juni 2022 14:50

Die Bundesrepublik steht vor den größten Herausforderungen ihrer Geschichte, und die AfD ist in dieser Lage die einzige echte Oppositionspartei von Relevanz. Auf ihr wird in den kommenden Monaten und vielleicht Jahre eine enorme Verantwortung lasten. Ich habe den Parteitag nur im Netz verfolgt, habe angesichts der Wortbeiträge aber Zweifel, dass der Großteil der Partei sich dieser Verantwortung sowie des Ernstes der Lage und der Erfordernisse des Handelns bewusst ist. Es bleibt nicht mehr viel Zeit.

ede

24. Juni 2022 15:21

Teil 1 kann ich - auch als Delegierter - schon mal voll und ganz zustimmen. Im Übrigen gutes Interview von Höcke.

Sandstein

24. Juni 2022 15:30

Sehe das ganze mit Unbehagen, vielleicht weil ich schlicht kein Höcke Fan bin, vielleicht weil ich davon ausgehe, dass die AfD schon überm Zenit ist. Selbst wenn es bei uns in den nächsten Jahren noch finsterer wird, die Leute werden nicht zur AfD strömen, alle Boni sind aufgebraucht und das derzeitige Personal ist weder sympathisch noch willens etwas zu riskieren. Der Parteienstaat hat wieder mal gezeigt wie Idealisten einfach zerdrückt werden, übrig bleiben Leute die Politik spielen und sich dabei auch noch wohl fühlen. 
Schade! 

Allnichts

24. Juni 2022 16:17

Ein Höcke-Vorstand sähe sicherlich anders aus. Die Darstellung von Höckes Beweggründen, nicht zu kandidieren, halte ich allerdings für etwas zu romantisch, da nicht nur reine Selbstlosigkeit und Blick für Wohl und Ausgeglichenheit der Partei ausschlaggebend gewesen sein dürften, sondern mindestens ebenso Abwägungen, dass zu einem späteren Zeitpunkt die Bedingungen für den eigenen Machtausbau günstiger sein werden. Was allerdings auch völlig legitim wäre.

Desweiteren gehe ich davon aus, dass auf irgendwelchen Seiten von liberalkonservativen AfD-Leuten derzeit viele Texte erscheinen, welche von einem von Höcke und dem Flügel ausgehenden "Krieg gegen die eigene Partei" berichten. Götz Kubitschek bezieht hier sicherlich Stellung, was aber genauso legitim ist. Ich bin gespannt, wie weit das Vorhaben, fortan weder auszugrenzen noch zu diffamieren noch zu säubern, umgesetzt wird.

KlausD.

24. Juni 2022 17:36

@Sandstein  24. Juni 2022 15:30

" ... mit Unbehagen ... noch finsterer ... weder sympathisch noch willens ... "

Sie sind ja ne richtige Stimmungskanone, können Leute aufrütteln und mitreißen, Klasse, ich bin begeistert! Mit anderen Worten: So miesepetrig Sie hier auftreten, liegt es auf der Hand, daß Ihnen Höcke nicht liegt ...

bb

24. Juni 2022 18:19

Die AfD werde ich noch wählen, jedoch nicht mehr aus Überzeugung sondern eher als Griff nach dem letzten Strohhalm. Nach diesem Parteitag erscheint mir die AfD als korrupter, unorganisierter und inkompetenter Haufen.

Wen interessiert das irrelevante „Zentrum Automobil“ und ob dies jetzt auf einer Unvereinbarkeitsliste steht? Diese Frage ist völlig unerheblich.

Warum zerstreitet sich eine Partei ohne jegliche politische Macht über einen bedeutungslosen außenpolitischen Entwurf?

Dann die Wortmeldungen einzelner Delegierter: Wenige sind charismatisch und intelligent genug, um vernünftige Positionen vor einem Publikum von hunderttausenden klar zu vertreten und andere davon zu begeistern. Kann man dies nicht, erwarte ich, dass man sich zum Wohl der Partei im Hintergrund hält.

Es wäre schön, wenn sich die AfD thematisch auf wenige Themen konzentriert, über die allerdings ein breiter Konsens herrscht. Deutlich in den Vordergrund rücken sollte die Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung aller irgendwie rechts Denkenden. Kleinwächter hat das verstanden. Seine Rede war (wie das Interview mit Höcke) ein kleiner Lichtblick auf diesem Parteitag. Leider vertritt er nicht die reine Lehre . Eher wird sich die Partei also wie jede rechte Bewegung auf den Weg in die politische Bedeutungslosigkeit begeben, statt kleine Schritte in die richtige Richtung zu unternehmen und Wählerstimmen zu sammeln.

Kositza: Warum das Zentrum Automobil in bezug auf die AfD keineswegs irrelevant ist, können Sie hier nachlesen

Seneca

24. Juni 2022 20:38

Gutes Interview von Höcke. Frisch&abgewogen mit einer Spitze Angriffslust. Passende Mischung. Der „Moderator“  gab durchaus sein Bestes aber wirkte altbacken dagegen. Schade, dass BH nicht auf Bundesebene in den Ring gegangen ist.

GoetzGeorg

24. Juni 2022 21:02

...und ich wunderte mich schon, daß sich das dröhnende Schweigen in den MSM über den AfD Parteitag auch in der "Sezession" fortsetzt. Ich bin gespannt, wie Sie, verehrter Herr Kubitschek, den enttäuschenden Sonntag erklären und "einordnen" werden. Vielen Dak für die Verlinkung zum Interview v. Hr. Höcke und Reder von Herrn Kleinwächter. Die AfD bräuchte weit mehr von diesen Kalibern, mehr Professionalität, mehr Schlagfertigkeit, mehr Charisma.

paterfamilias

24. Juni 2022 21:54

Mich interessieren die internen Ränkespiele einzelner Parteien weniger und weniger. Eigentlich gar nicht mehr. Nach zwei Coronajahren wurden mir die Augen bezüglich der "Volksvertreter" derart weit geöffnet, dass ich mit meiner Stimme niemanden aus dem Kartell der Pfründen-Bewahrer mehr legitimieren werde. Und da schließe ich die AfD ein, auch wenn ich anerkenne, dass man dort noch am ehesten für politische Überzeugungen hat leiden müssen. Nichtsdestotrotz ist es der repräsentativen Demokratie und ihrem Parteiensystem immanent, dass alles zu einer diffusen Mitte strebt und damit zur Selbstentleibung zwecks Aufnahme in die große Alimentierungsbruderschaft, wie es ja auch die Meuthen-AfD einmal mehr bewiesen hat. Der nächste Höcke wird kommen und am Kartell scheitern – oder von ihm assimiliert werden. So ist nun mal die Welt. Widerstand und Änderung kann nur die außerparlamentarische Opposition bringen. Die alte Anarchoweisheit ("Wenn Wahlen etwas ändern würden" etc.) gilt. Und nein, natürlich habe auch ich keine fertige Lösung für die Übertragung einer disruptiven Wende in ein alltagstaugliches Modell der "vertretbaren" Machtverteilung. Aber was ich definitiv weiß: Das Parteiensystem hat fertig. Und auch seine Vertreter und Verfechter werden das nunmehr innerhalb von Monaten erleben. 

kikl

25. Juni 2022 08:32

Herr Höcke hat sich in dem Interview sehr gut geschlagen. Er hat vor allem dort angegriffen, wo der Gegner schwach ist. Die Legitimation der Macht ist im Begriff der Auflösung. Systematischer Wahlbetrug in Berlin, das BVerfG als Hure der Exekutive, der Verfassungsschutz als neue STASI,... die Liste ist lang.

Deswegen versucht der Staat diese Schwäche zu übertünchen, indem er die Kritiker durch die neue STASI mundtot macht. Genau hier gilt es vehement anzugreifen.

Mitleser2

25. Juni 2022 09:37

"Das Parteiensystem hat fertig. Und auch seine Vertreter und Verfechter werden das nunmehr innerhalb von Monaten erleben."

Das wünsche ich mir schon lange. Allerdings muss es für den deutschen Michl noch viel schlimmer kommen, bis er reagiert. Kann auch noch Jahre dauern oder nie eintreten. Die Manipulation durch MSM und Politik ist extrem, und solange die Blockparteien bei 80% sind, ändert sich nichts. Deswegen ist es wichtig, dass die AfD agressiver gegen VS etc. argumentiert.

RMH

25. Juni 2022 10:20

"Allerdings muss es für den deutschen Michl noch viel schlimmer kommen, bis er reagiert."

Der reagiert nie in dem Ausmaß, wie es sich alle rechten Vulgärmarxisten erhoffen. Nix Aufstand, aus Kartoffeln wird allenfalls Kartoffelbrei, wenn man sie stampft.

Es nervt ernsthaft, wenn Leute, die über politische Parteien oder eine Partei reden, kein anderes Mindset haben, als die Verelendung als Hoffnung für einen Ausweg aus der Krise. Und das ist doch einer (von natürlich mehreren) der Punkte, warum die AfD auf der Stelle tritt mit Tendenz zur Marginalisierung: Sie wird als reine Dagegen- und Protestpartei gesehen und nicht als jemand, der Lösungen hat (natürlich hat sie Lösungsvorschläge - die nimmt nur keiner Ernst, weil die AfD von allen ernsthaften, inhaltliche Debatten ausgeschlossen ist). Und das gilt völlig unabhängig davon, wer sich jetzt Bundessprecher oder Vorstand nennen darf.

Grobschlosser

25. Juni 2022 11:21

konservativ-bürgerliches Politmarketing im Westen , gerne mal hier und da Populismus im Osten ; wirklich gefährlich ist nur Langeweile - Parteitage müssen medial ( gez Phoenix ) den interessierten Bürger UNTERHALTEN ! Der Zuschauer will harte Auseinandersetzungen sehen keine Brillenbürokraten mit Blabla-Anträgen usw. Inhaltlich immer und immer wieder klar kommunizieren : Unser Land , unsere Regeln , unsere Technik , unsere Forschung und Entwicklung , unsere Arbeitsplätze - Globalisierung beenden , kein Krieg gegen Russland , keine Gelder für die Schuldenunion - würden vergeistigte west Professoren die AfD steuern hätten wir wirklich ein Problem ! Ich brauche keine 80er Jahre cdu sondern eine deutschnationale Opposition . 

Mitleser2

25. Juni 2022 11:24

@RMH: Erkennen Sie Ihren Widerspruch nicht? "Es nervt ernsthaft, wenn Leute, die über politische Parteien oder eine Partei reden, kein anderes Mindset haben, als die Verelendung als Hoffnung für einen Ausweg aus der Krise."  und gleichzeitig "natürlich hat sie Lösungsvorschläge - die nimmt nur keiner Ernst, weil die AfD von allen ernsthaften, inhaltliche Debatten ausgeschlossen ist)

Weil das so ist, kann die AfD ohne ernsthafte Krise mit großflächigem Wohlstandsverlust nicht weiterkommen. Das hat mit Defätismus nichts zu tun.

marcus

25. Juni 2022 11:46

Ich habe mir am Samstag die Wahl des 1.Sprechers angesehen. Aus Sicht eines Nichtparteimitglieds, muss leider sagen, dass ich den Umgang der Delegierten untereinander gerade bei den "Befragungen" als abstoßend empfunden habe. Da wurde etwa ein Kandidat per "Frage" angeschrien, weil er im Verdacht stand, für Waffenlieferungen in die Ukraine zu sein. Hätte man ihn von der Bühne gezerrt, wenn sich der Verdacht bestätigt hätte? 

Durchaus möglich, dass das für alte Parteitagshasen nichts besonders ist und ein ruppiger Umgangston halt zum Geschäft gehört. 

Mich als hat das angewidert. Ich bin nicht sicher ob manche Leute, die in Riesa aufgetreten sind,  neben den Interessen der Parteiströmung, zu der sie gehören, auch an die Außenwirkung auf die Gruppe gedacht hat, die entscheidend für den Erfolg der AfD sein wird: Die Gruppe der stinknormalen Wähler.

Ich habe die AfD lange aus Überzeugung gewählt. Dann nur noch aus Mangel an Alternativen zur Alternative. Jetzt werde ich mich wohl ins Lager der Nichtwähler verabschieden. 

Uwe Lay

25. Juni 2022 12:36

Man stelle sich einmal vor, daß der Trainer von Bayern München vor jedem Bundesligaspiel den gegnerischen Trainer früge: "Wen soll ich nicht aufstellen?" Aber die AfD verfährt so: Sie wartet auf den Verfassungsschutzbericht und erklärt darauf hin, wer alles nicht Parteimitglied werden dürfe. Wären die "Grünen" so vorgegangen, hätte Jürgen Trittin (Ex Kommunistischer Bund) und Kretschmann (Ex-Kommunistischer Bund Westdeutschland) nie dort Mitglied werden können und die CDU hätte nie Parteimitglieder der Ost-CDU aufnehmen dürfen. Das "Nein" zur Unvereinbarkeit mit dem "Zentrum Automobil" ist so der erste Schritt zu einem Mehr an Selbstbestimmung der AfD.

Sandstein

25. Juni 2022 13:12

„Weil das so ist, kann die AfD ohne ernsthafte Krise mit großflächigem Wohlstandsverlust nicht weiterkommen. Das hat mit Defätismus nichts zu tun.“

Genau so sieht es aus, aber hier gibt es Leute die, sagen wir, seit 2015 die AfD auf dem Schirm haben und tatsächlich glauben so ließe sich dieses Land retten. KlausD ist so ein Kandidat und da meine Antworten hier nicht durchgehen belasse ich es jetzt einfach mal dabei. Wir hören uns 2025 nochmal, vielleicht hat es dann der letzte begriffen. 
 

..wiegesagt: ich finde es schade. 

Allnichts

25. Juni 2022 13:38

RMH:

Mitleser2 ist im Grunde schon darauf eingegangen. Ich bezweifle, dass es allzu viele gibt, die den Deutschen wirklich aus allgemeiner oder besonderer Böswilligkeit die Verelendung o.ä. wünschen, aber es ist doch so: Es besteht die Situation A, "die Rechte" will aber die Situation B. Es ist die Frage, wie man von A nach B kommt.

Sie bevorzugen vermutlich den Weg der ehrlichen Arbeit, der Überzeugungsarbeit, der Aufbauarbeit, des Machtgewinns durch guten Willen und gute Tat. Das tue ich auch, ich brauche die grossen Konflikte nicht. Doch dieser Weg hat sich als nicht ausreichend wirksam bzw. kaum möglich erwiesen. Es wurde von allen möglichen nationalen und rechten Gruppierungen, nicht nur Parteien, über Jahrzehnte versucht, und was ist das Ergebnis? Hat irgendeine rechte Organisation in der BRD politisch jemals mehr erreicht als für einige Zeit Störfaktor und Schreckgespenst zu sein?

Ein Wechsel kann offensichtlich nicht allein durch eigene Bemühungen erreicht werden, weil einerseits die Systemstrukturen zu gefestigt und andererseits die meisten Menschen gar nicht wechselwillig sind, denn ihnen geht es ja eigentlich nicht schlecht. Ihre Probleme sind oftmals "Erste-Welt-Probleme".

Viele haben erkannt, dass sich ohne existenzielle Krise an beidem nichts ändern wird. Es ist Einsicht in die Notwendigkeit, kein Wunsch. Wer in einer solchen Krise profitieren würde und ob unbedingt die Rechte, ist eine andere Frage.

RMH

25. Juni 2022 19:04

"Wer in einer solchen Krise profitieren würde und ob unbedingt die Rechte, ist eine andere Frage"

Richtig - und ich bin eben der Auffassung, wie ich oben mit dem Bild von den Kartoffeln und dem Kartoffelbrei zum Ausdruck bringen wollte, dass dann erst recht keiner rechte Parteien wählen oder sich rechten Oppositionsbewegungen zuwenden wird. Beim aktuellen demographischen Wählerbild (siehe Analysen von D. Fiss) wird das eher dazu führen, dass die Masse der Wähler "keine Experimente" machen und sich um die vermeintlich, seriösen, etablierten "Führer" der bekannten Parteien scharen und der Rest frustriert nicht wählt. Damit wird Deutschland recht sang und klanglos untergehen.

Niekisch

25. Juni 2022 19:37

"Jetzt werde ich mich wohl ins Lager der Nichtwähler verabschieden."

@ marcus25.6. 11:46: Nur zu und dann: Willlommen im Club!  

Mitleser2

25. Juni 2022 21:19

@RMH: "Beim aktuellen demographischen Wählerbild wird das eher dazu führen, dass die Masse der Wähler "keine Experimente" machen und sich um die vermeintlich, seriösen, etablierten "Führer" der bekannten Parteien scharen und der Rest frustriert nicht wählt. Damit wird Deutschland recht sang und klanglos untergehen."

Warum schreiben Sie dann vorher: "Es nervt ernsthaft, wenn Leute, die über politische Parteien oder eine Partei reden, kein anderes Mindset haben, als die Verelendung als Hoffnung für einen Ausweg aus der Krise."

Sie sind inkonsequent.

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