Man muß kein Hellseher sein, um das zu prognostizieren. Bei Hornbach, Obi und Hagebau kostet eine Tonne Braunkohle, auf Palette geliefert, 1650 bis 1800 € – im Winter, vor neun Monaten also, waren es noch 250 €. Betriebe erhalten Besuch von Leuten, die danach fragen, welche Summe man benötige, um nach einem Produktionsstop “soziale Härten” abzufedern. Der Leinenhersteller, bei dem wir unsere wertvollen Einbände für die 600 Lesern vorbehaltene Mäander-Reihe beziehen, ist aufgrund der Energiepreis-Explosion nicht mehr konkurrenzfähig und hat die Produktion eingestellt.
Wir haben sofort für die verbleibenden Bände der Reihe das Leinen gehortet, es liegt im Lager bereit, aber weil wir das für das Papier der Buchprojekte des nächsten halben Jahres ebenfalls so gemacht haben und in Vorleistung gingen, sind wir nun auch darauf angewiesen, daß es in den nächsten Monate gut klappen möge mit dem Versand, denn auch unsere Substanz ist kein Füllhorn. Die Alternative wäre gewesen, den nächsten Preisschub der Papierindustrie zu akzeptieren – kaum kalkulierbar, ein Ende der Entwicklung ist nicht abzusehen.
Wir sprechen hier über das Luxusprodukt “Buch”, das – so hoffen wir – für viele unserer Leser noch lange zum täglichen Bedarf gehört. In diese Branche haben wir einen Einblick, ein Guckfenster, und was wir hören und sehen und mitgeteilt bekommen, sieht nicht so aus, wie man es sich wünscht: ruhige, stabile Arbeitsbedingungen auf einem Qualitäts- und Präzisionsniveau, das einer überreifen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft angemessen ist, vor allem aber einem Land, das für die Güte seiner Ware (nicht mehr: für seine Großprojekte) noch immer Weltruhm genießt.
Ein Aufstand ist unumgänglich. Sprechen wir also von der Oberfläche, sprechen wir von den Hintergründen, sprechen wir über das, was passieren müßte. Sprechen wir von dem, was geschah und geschieht: Die Zerstörung der Beziehungen Deutschlands zu Rußland ist nicht die erste, sondern die vierte zersetzende Welle, mit der unser Land zurechtkommen muß, wenn wir nur die letzten 15 Jahre betrachten.
Die erste Welle war die Banken- und Euro-Rettung (2008 bis 2011), in deren Verlauf Deutschland Verbindlichkeiten in Höhe von hunderten Milliarden Euro garantierte und von vornherein damit rechnen mußte, daß es zu einer Minimierung des Risikos und einer Ablösung der Garantien (Stichworte: ESM, Target2 usf.) niemals kommen würde.
Die zweite Welle war die Masseneinwanderung, deren Vorläufer mit dem Bemühen um Lautlosigkeit kanalisiert und abgeleitet wurden, bevor der Damm brach. Die Vorgänge von 2015 damals waren unter anderem so schockierend, weil sie die abstrakte Ebene der Zahlen und Bilanzen und absurden Verschuldungsziffern verließen und fünf Aspekte verdeutlichten:
- erstens die Macht der Propaganda, der Umdeutung von Begriffen und der suggestiven Bildsprache – alles nur möglich aufgrund einer subtilen und fast lückenlosen Gleichschaltung der steuerfinanzierten und der großen regierungsnahen Häuser;
- zweitens die Einmütigkeit der Altparteien in ihrem Agieren gegen das Wohl des deutschen Volkes: Die Flut junger Männer wurde nicht mehr als unabwendbares Verhängnis, sondern als gewollte Bereicherung verkauft;
- drittens den selbstzerstörerischen und zugleich begeisterten Gehorsam, den der Durchschnittsbürger unter dem Einfluß der Propaganda dieser gegen ihn gerichteten Politik entgegenbrachte;
- viertens die völlige Hilflosigkeit der Opposition, die zwar im Zusammenhang mit der irreversiblen Überfremdung ein Widerstandsmilieu ausbildete, letztlich aber zusehen mußte und bis heute nichts dagegen tun kann. Denn der Vorgang der massenhaften Einwanderung in unsere Sozialsysteme, die Landnahme an sich, die Ausbreitung Fremder Kultur nicht als interessante Nische, sondern mit Anspruch auf Alltagsdominanz – das alles hat ja nicht abgenommen, es läuft auf dem Niveau einer jährlichen Großstadt einfach immer weiter;
- fünftens die Skrupellosigkeit, mit der Parteien, Behörden, Zivilgesellschaft und Medien diese Opposition einhellig diffamierten und kriminalisierten, ohne daß die staatliche Gewaltenteilung oder die mediale Machtkontrolle noch irgendwie hemmend oder mäßigend gewirkt hätten.
Die dritte Welle waren (und sind) die Maßnahmen, die aufgrund der Erzählung von der tödlichen Bedrohung durch das Corona-Virus über uns verhängt wurden. Entmündigung, Aussetzung von Grundrechten, Zerstörung von Existenzen und von Selbständigkeit mit einem Federstrich, Entwürdigung, Quälerei, Angstpolitik und letztlich Drohkulissen zur Durchsetzung von mindestens fragwürdigen, sicherlich sinnlosen, eher gefährlichen Impfungen:
Dies alles ging weder in einem großen Gelächter noch in einer brachialen Entladung unter, sondern wurde ausgehalten und ausgestanden und trieb absurde Blüten des Zurechtkommens und der Vereinzelung, wie auf einer heillosen Flucht ohne Führung.
Die vierte Welle – nun schiebt sie sich vor unseren Augen auf, und wir wissen, daß sie auf eine waidwunde und noch einmal dünner gewordene Schicht treffen wird, auf diejenigen nämlich, denen nicht “geholfen” werden kann und die sich nicht “helfen” lassen wollen, sondern ihrer Arbeit nachgehen, etwas schaffen, aufbauen und hinterlassen, und zwar zum Wohle ihrer Familie und weit darüber hinaus.
Wir machen uns berechtigte Sorgen. Sorgen um die Zukunft unserer Kinder und Enkel, Sorgen um den Fortbestand unserer Betriebe, Sorgen um unser Land. Am 8. Dezember 2021 haben Sie geschworen, dass Sie Schaden vom deutschen Volk abwenden werden. Wir appellieren an Ihre Ehre: Erfüllen Sie diesen Schwur!
Wir reden hier nicht von 1 oder 2 °C weniger Raumtemperatur oder ob Schwimmbäder ihre Wassertemperatur senken müssen. Wir reden hier vom Sterben Deutschlands! Das erkennen viele Menschen in unserem Land, warum Sie nicht?
Diese Aufforderung brachten vor drei Tagen sechs Innungsmeister des Saalekreises in einem Offenen Brief an Bundeskanzler Scholz vor. Sie haben damit einem kurzen Satz den Zugang zu einer Deutung geöffnet, die neben den vier genannten Wellen auch Ereignisse erfassen, die weiter in der Vergangenheit liegen.
Vor allem verdeutlicht der Brief, der insgesamt sehr lesenswert ist und hoffentlich Nachahmer findet, einen wesentlichen Punkt: Es geht nicht um einen Aufstand für die gefährdete Konsumfreiheit und für die Einlösung eines Wohlstandsversprechens, auf das sich der Bundesbürger verließ. Das, was geschieht, berührt längst eine tiefere Ebene, und darum muß es gehen, wenn wir uns auf den kommenden Herbst und Winter vorbereiten.
Denn das haben wir nun entschieden: mit unseren Kräften und Beziehungen und als nicht unwichtiger Knotenpunkt des Widerstandsgeflechts dafür zu sorgen, daß die Proteste nachhaltig, unversöhnlich und grundsätzlich werden. Wir werden dort sein, wo man uns braucht.
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Franz Bettinger
Mutig.