Ökologie von rechts – ein Lagebericht

PDF der Druckfassung aus Sezession 104/ Oktober 2021

Die Öko­lo­gie ist rest­los besetz­tes Gelän­de. Zu die­ser Ein­sicht muß der­je­ni­ge gelan­gen, der sich sowohl die Wahl­pro­gram­me der eta­blier­ten Par­tei­en zur anste­hen­den Bun­des­tags­wahl als auch die Omni­prä­senz öko­lo­gi­scher The­men und deren Aus­le­gung im öffent­li­chen Dis­kurs nicht nur im Augen­blick, son­dern über die letz­ten Jahr­zehn­te zu Gemü­te führt.

Umwelt­po­li­tik gehört heu­te zum poli­ti­schen Pflicht­pro­gramm der Eta­blier­ten – ohne eine Posi­ti­on zum Kli­ma­wan­del oder zum Arten­ster­ben macht man im poli­ti­schen Betrieb eine schlech­te Figur.

Im Bun­des­tags­wahl­pro­gramm 2021 der Grü­nen ist »die Kli­ma­kri­se die Exis­tenz­fra­ge unse­rer Zeit«, die man über eine »sozi­al-öko­lo­gi­sche Trans­for­ma­ti­on« abzu­wen­den gedenkt. »Kli­ma­neu­tra­li­tät ist dabei eine gro­ße Chan­ce für höhe­re Lebens­qua­li­tät, mehr sozia­le Gerech­tig­keit und einen kli­ma­ge­rech­ten Wohl­stand«, heißt es da weiter.

Aber nicht nur die Grü­nen sehen in ihrem Wahl­pro­gramm die Abwen­dung der Kli­ma­kri­se als not­wen­di­ge Auf­ga­be zur Ret­tung der Mensch­heit, son­dern auch die CDU befin­det: »Über­le­bens­fra­gen der gesam­ten Mensch­heit und des­halb Schwer­punk­te unse­rer Kli­ma-Außen­po­li­tik sind das Errei­chen der Kli­ma­zie­le sowie die Bewah­rung der Arten­viel­falt und der Wäl­der.« Ähn­li­ches gibt es zudem bei SPD, FDP und der Lin­ken zu lesen.

Wenn die­ses The­ma der­art omni­prä­sent ist und bei allen eta­blier­ten Par­tei­en, wenn nicht ganz oben, dann doch sehr weit vor­ne auf der Agen­da ver­tre­ten ist, gibt es da einen Platz für rech­te Öko­lo­gie und braucht es sie überhaupt?

Die Ant­wort geben wie­der die Bun­des­tags­wahl­pro­gram­me der bun­des­re­pu­bli­ka­ni­schen »Eli­ten«, bei­spiels­wei­se wie­der­um das der CDU: »Die Zie­le der Ver­ein­ten Natio­nen für eine nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung der Agen­da 2030, das Pari­ser Kli­ma­schutz­ab­kom­men und die Men­schen­rech­te sind unser Leit­bild für eine gerech­te Glo­ba­li­sie­rung, für eine fried­li­che und nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung in der Welt.«

In die­ser Les­art wird Öko­lo­gie vor allem auf den Kli­ma­schutz redu­ziert. Mit einer nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung möch­te man eine »gerech­te Glo­ba­li­sie­rung« im Ein­klang mit den Men­schen­rech­ten und eine »kli­ma­ge­rech­te Welt« mit »kli­ma­ge­rech­tem Wohl­stand« erreichen.

Der tech­no­lo­gi­sche Fort­schritt soll die­se Welt ermög­li­chen, sogar einen neu­en wirt­schaft­li­chen Auf­bruch initi­ie­ren. In die­sen Visio­nen und Uto­pien einer kli­ma­ge­rech­ten Moder­ne ist die Öko­lo­gie fest in pro­gres­si­ve Pro­gram­me ein­ge­bet­tet – umwelt­freund­li­ches Han­deln wird dar­in zum Bei­trag für eine Gesell­schaft der Diver­si­tät, die die ver­meint­li­che Selbst­ver­wirk­li­chung des Indi­vi­du­ums in den Mit­tel­punkt rückt und damit die Auf­lö­sung aller gesell­schaft­li­chen Gren­zen antreibt.

Doch unter den grund­sätz­li­che­ren Öko­lo­gen gibt es erheb­li­che Zwei­fel an die­sen öko­lo­gi­schen Wohl­fühl­sze­na­ri­en, und zwar ent­lang der Fra­ge, ob ein der­art fort­schritts- und wachs­tums­ori­en­tier­tes Pro­gramm die Umwelt­kri­se lösen kann. So kommt der bri­ti­sche Öko­nom und Post­wachs­tums­theo­re­ti­ker Tim Jack­son zu dem Schluß, »daß es kein glaub­wür­di­ges, sozi­al gerech­tes und öko­lo­gisch nach­hal­ti­ges Sze­na­rio gibt, um das Ein­kom­men von neun Mil­li­ar­den Men­schen zu stei­gern.« Das steht den ein­gangs ange­schnit­te­nen öko­lo­gi­schen Pro­jek­ten dia­me­tral entgegen.

Fer­ner legt sei­ne Ein­schät­zung nahe, daß die Öko­lo­gie in den Hän­den der Eta­blier­ten falsch auf­ge­ho­ben sein könn­te. Der fran­zö­si­sche Vor­den­ker der Nou­vel­le Droi­te, Alain de Benoist, greift indes Jack­sons Kri­tik aus rech­ter Sicht auf und ver­schärft sie noch ein­mal. Bei ihm ist »die Haupt­ursache der öko­lo­gi­schen Pro­ble­me […] weder öko­no­mi­scher noch tech­ni­scher Natur, son­dern fun­da­men­tal poli­tisch und vor allem ideo­lo­gisch begrün­det«. Eine Gesell­schaft ohne Gren­zen, in der sich unbe­grenz­te Wün­sche in unein­ge­schränk­tem Maße erfül­len sol­len, ent­frem­de laut ­Benoist den Men­schen von sei­ner Natur.

Kon­ser­va­ti­ve Kul­tur­kri­tik ver­bin­det sich an die­ser Stel­le mit der Iden­ti­fi­ka­ti­on öko­lo­gi­scher Pro­ble­me. Kul­tur und Natur sind bei Benoist eng­ma­schig inein­an­der ver­wo­ben. Den mensch­li­chen Aus­tausch mit der Natur bestimmt aus die­ser Per­spek­ti­ve die gesell­schaft­li­che Ord­nung. Der Raub­bau an der Natur wird zum Wesens­merk­mal pro­gres­si­ver Sys­te­me, deren poli­ti­sche Para­dig­men und gesell­schaft­li­che Ver­spre­chun­gen auf dem indus­tri­el­len Pro­duk­ti­ons­re­gime und der dar­an gekop­pel­ten Aus­beu­tung der natür­li­chen Res­sour­cen fußen.

Mit die­ser Sicht­wei­se auf die Umwelt­kri­se sind wir zum Fun­da­ment und einem der Allein­stel­lungs­merk­ma­le rech­ter Öko­lo­gie vor­ge­sto­ßen. Sie stellt eine der ele­men­ta­ren Ant­wor­ten auf die Fra­ge nach der Not­wen­dig­keit rech­ter Öko­lo­gie dar, inso­fern als sie das Para­do­xon der zeit­ge­nös­si­schen Ver­bin­dung aus Pro­gres­si­vis­mus und Umwelt­be­wußt­sein deku­vriert und damit auf­zeigt, daß die neu­en libe­ra­len bis lin­ken Platz­hir­sche der Öko­lo­gie qua ihrer ideo­lo­gi­schen Aus­rich­tung kei­ne Lösung der Umwelt­kri­se her­bei­füh­ren kön­nen. Sie sind viel­mehr selbst Teil des Problems.

Indes ist die­se Ana­ly­se nicht neu. Benoist betritt damit kein theo­re­ti­sches Neu­land, son­dern knüpft naht­los an eine kon­ser­va­ti­ve Geistes­tradition an, die die eins­ti­ge rech­te Hoheit über öko­lo­gi­sche Fra­gen begrün­de­te. Denn anders als Libe­ra­le oder Lin­ke stan­den die Kon­ser­va­ti­ven zumin­dest bis Mit­te des 20. Jahr­hun­derts dem soge­nann­ten Fort­schritt bzw. dem Indus­trie­sys­tem als sei­nem Antrei­ber skep­tisch bis ableh­nend gegenüber.

Der Umwelt­his­to­ri­ker Rolf Peter Sie­fer­le erklärt sich die­se Domi­nanz anhand der »gegen­auf­klä­re­ri­schen Posi­ti­on« der Rech­ten, »die sich an der ein­ge­bet­te­ten Wirt­schaft tra­di­tio­nel­ler Gesell­schaf­ten ori­en­tier­te« und »den Blick für die Zumu­tun­gen und Umwäl­zun­gen des Industrie­systems« schärfte.

Die­se »Umwäl­zun­gen« waren der­weil nicht nur sozia­ler Natur, son­dern erfaß­ten simul­tan die öko­lo­gisch viel­fäl­ti­gen Kul­tur­land­schaf­ten, die das Ergeb­nis tra­di­tio­na­ler Bewirt­schaf­tung waren. Flur­be­rei­ni­gung, die Begra­di­gung von Fluß­läu­fen und die kon­se­quen­te wirt­schaft­li­che Auf­fors­tung began­nen die Umwelt in die Anfor­de­run­gen des Indus­trie­sys­tems einzupassen.

Für die kon­ser­va­ti­ven Kul­tur­kri­ti­ker brach »ein frem­des häß­li­ches Unge­tüm über unser Land«, das anfing, die Schön­heit gie­rig auf­zu­fres­sen. Unter dem Ein­druck einer fort­schrei­ten­den Tech­ni­sie­rung ver­tief­te und ergänz­te Fried­rich Georg Jün­ger in Die Per­fek­ti­on der Tech­nik die­se Kri­tik um die Beschrei­bung der Her­aus­lö­sung des ein­zel­nen aus sei­nen ange­stamm­ten Bin­dun­gen bei gleich­zei­ti­ger Fest­set­zung in der Mas­se als Ziel einer ver­selb­stän­dig­ten Ver­nut­zung: »Der Uni­ver­sal­ar­beits­plan geht auf nichts ande­res hin­aus als auf die zen­tra­le Bewirt­schaf­tung des in Mas­se leben­den Men­schen, auf sei­ne Ver­wirt­schaf­tung. Wir sind mit­ten im Maelstrom. […] Wir müs­sen uns ihm wider­set­zen, wenn wir nicht von ihm ver­schlun­gen wer­den wollen.«

Die­sen Wider­stand ver­such­te die Rech­te dar­über zu leis­ten, den ein­zel­nen in die­sem Maelstrom qua Ver­or­tung und Ver­ste­ti­gung auf einen sta­bi­len Boden zu stel­len, also die nor­ma­ti­ven Funk­tio­nen der tra­di­tio­na­len Ord­nun­gen auf­recht­zu­er­hal­ten und gegen die Zumu­tun­gen der Moder­ne zu verteidigen.

Öko­lo­gisch gespro­chen, bedeu­te­te dies die fes­te Rück­bin­dung des Indi­vi­du­ums an sei­nen regio­na­len und loka­len Kon­text, aus der eine signi­fi­kan­te Ver­lang­sa­mung der Welt und der Lebens­rea­li­tä­ten resul­tier­te – die mit Hil­fe fos­si­ler Roh­stof­fe mas­siv beschleu­nigt wur­den und immer noch wer­den –, wodurch die Ver­nut­zung der Bestän­de gebro­chen wäre.

Die Ana­ly­se Jün­gers bleibt dabei hoch aktu­ell: Die Not­wen­dig­keit zur Keh­re ist nur noch ange­wach­sen. Sowohl kul­tu­rell als auch öko­lo­gisch nähern wir uns einer bis­her nie dage­we­se­nen Mono­kul­tu­ra­li­sie­rung, die aus der expan­si­ven Aus­brei­tung der Indus­trie- und Kon­sum­ge­sell­schaf­ten west­li­cher Pro­ve­ni­enz um den gesam­ten Glo­bus herrührt.

Daher ist es nur fol­ge­rich­tig, daß Sie­fer­le in sei­nem Werk Rück­blick auf die Natur kurz vor der Jahr­tau­send­wen­de Jün­gers Ana­ly­se der ein­zig wirk­sa­men Wider­stands­form noch ein­mal bekräf­tigt: »Das ein­zi­ge, was die­ser Gesell­schaft [der Frei­heit, der Gleich­heit, des Indi­vi­du­ums, des Dis­kur­ses, des Mark­tes, der Demo­kra­tie] wirk­lich Scha­den könn­te, wäre der Ver­such zur Fixie­rung eines bestimm­ten Zustan­des, zur Unter­bin­dung von Wan­del oder zur nor­ma­ti­ven Fest­le­gung auf inhalt­li­che Ziele.«

Im Ein­klang mit die­ser For­de­rung plä­diert Alain de Benoist dafür, »der Vor­herr­schaft der Wirt­schaft ein Ende zu set­zen«, was bedeu­te, »das Loka­le dem Glo­ba­len vor­zu­zie­hen, kur­ze Wege dem Welt­han­del, Nähe dem Unbe­grenz­ten, greif­ba­re Eigen­art dem abs­trak­ten Hori­zont, Ver­wur­ze­lung dem Noma­den­tum, Gemein­schaft dem Krieg aller gegen alle«. Auf die vor­an­ge­gan­ge­nen Ela­bo­ra­tio­nen bezug­neh­mend, zeich­net sich rech­te Öko­lo­gie also dadurch aus, daß sie:

  • die Exis­tenz natür­li­cher Gren­zen betont und als unveränderbare
    Rah­men­be­din­gun­gen begreift, deren Über­schrei­ten zu einem hohen Preis führt.
  • Gesell­schaft und Natur als einen wech­sel­sei­tig auf­ein­an­der bezogenen
    Kom­plex begreift. Kon­ser­va­ti­ve Öko­lo­gie kon­zi­piert Natur, Indi­vi­du­um, Gemein­schaft und Volk als ein orga­ni­sches Ganzes.
  • die Bestän­dig­keit dem Flüch­ti­gen vor­zieht. Sie strebt fes­te Lebens­zustände an, die sich nur in einem Hori­zont ver­än­dern, der außer­halb der Lebens­span­ne des Indi­vi­du­ums bzw. gan­zer Gene­ra­tio­nen liegt.
  • die Ver­or­tung des Indi­vi­du­ums in den Mit­tel­punkt stellt. Der Mensch hat sei­nen fes­ten Platz, in sei­ner regio­na­len Gemein­schaft, an einem Ort, in einem Volk.
  • sich gegen die Mas­sen­ge­sell­schaft stemmt. Die Pro­ble­ma­tik der Über­be­völ­ke­rung wird von ihr als Aus­druck einer natu­ra­lis­ti­schen Gren­ze der Mach­bar­keit betont.
  • als zen­tra­len Geg­ner das Maxi­mie­rungs­prin­zip iden­ti­fi­ziert, da Wachs­tum schlu­ßend­lich fort­wäh­ren­de Zer­trüm­me­rung der
    Bestän­de und Insta­bi­li­tät bedeutet.

Es wird deut­lich, daß in der rech­ten Sicht­wei­se auf die Öko­lo­gie Aspek­te fokus­siert wer­den, die die zeit­ge­nös­si­sche, pro­gres­si­ve Öko­lo­gie igno­riert oder ver­nach­läs­sigt. Aspek­te, die sie auf­grund des ein­gangs beschrie­be­nen Para­do­xons igno­rie­ren und ver­nach­läs­si­gen muß, weil sie ansons­ten mit ihrer eige­nen Wider­sprüch­lich­keit – mit der inkon­sis­ten­ten Ver­qui­ckung von Hedo­nis­mus, huma­ni­tä­rem Uni­ver­sa­lis­mus und Ver­sor­gungs­lo­gik, deren Wur­zeln im Indus­trie­sys­tem lie­gen, auf der einen Sei­te und mit der For­de­rung nach Ver­zicht und Selbst­be­schrän­kung zur Scho­nung der Natur auf der ande­ren Sei­te – kon­fron­tiert und vor eine Zer­reiß­pro­be gestellt wäre.

Rech­te Öko­lo­gie löst die­se Inkon­sis­tenz auf, indem sowohl die gesell­schaft­li­chen als auch die natür­li­chen Fol­gen der Moder­ne Ziel ihrer Kri­tik sind. Dar­über hin­aus ist der Mensch in ihrer Kon­zep­ti­on fes­ter Teil der Natur und wird nicht als »stö­ren­des«, eine ver­meint­li­che Har­mo­nie destru­ie­ren­des Ele­ment aus ihr ver­bannt, wie es der im zeit­ge­nös­si­schen Natur­schutz über­hand­neh­men­de Wild­nis­ge­dan­ke pro­pa­giert. Viel­mehr ist die Kri­se der Natur ihr zufol­ge Aus­druck einer mensch­li­chen Kri­se, nicht das Resul­tat der mensch­li­chen Exis­tenz per se.

Die Fra­ge nach der Not­wen­dig­keit rech­ter Öko­lo­gie im 21. Jahr­hun­dert soll­te damit beant­wor­tet sein. Bleibt die Fra­ge zu klä­ren, war­um sie trotz der exis­tie­ren­den Reprä­sen­ta­ti­ons­lü­cke im öko­lo­gi­schen Dis­kurs wei­ter­hin ein rest­los mar­gi­na­li­sier­tes Dasein fristet.

Denn anders, als es aus der vor­an­ge­gan­ge­nen Dar­stel­lung abge­lei­tet wer­den könn­te, gehört sie kei­nes­wegs zum all­seits akzep­tier­ten Kanon kon­ser­va­ti­ver Welt­an­schau­ung. Ganz im Gegen­teil steht sie inner­halb der Rech­ten in einem erheb­li­chen Span­nungs­ver­hält­nis, inso­fern als die von rechts for­mu­lier­te »öko­lo­gi­sche Fra­ge« die Pro­duk­ti­ons­wei­se der Indus­trie- und Kon­sum­ge­sell­schaf­ten in ihrem Kern und mit ihr die bür­ger­li­che Gesell­schaft als ihre sozia­le Aus­for­mung zur Dis­po­si­ti­on stellt.

Um an die­sen Strang poli­ti­schen Den­kens anzu­knüp­fen, müß­te eine Rück­bin­dung an den tra­di­tio­nel­len Kon­ser­va­tis­mus voll­zo­gen und damit eine tra­di­tio­na­le Ord­nung gegen Auf­klä­rung, Kapi­ta­lis­mus und Glo­ba­li­sie­rung ver­tei­digt wer­den. Da die Basis die­ser Ord­nung aber von der Indus­tria­li­sie­rung rest­los nivel­liert wur­de, ist die­se Rück­bin­dung zwangs­läu­fig mit der Not­wen­dig­keit eines revo­lu­tio­nä­ren Gegen­ent­wurfs zum Sta­tus quo verbunden.

In ihrer Kon­se­quenz bedeu­tet rech­te Öko­lo­gie – solan­ge man sie nicht nur als ein ästhe­ti­sches Arte­fakt begreift, um sich distin­gu­iert von der Moder­ne abzu­he­ben – einen radi­ka­len Kurs­wech­sel, der gänz­lich ande­re gesell­schaft­li­che Rah­men­be­din­gun­gen als die jet­zi­gen auf­stellt. Kon­kret gespro­chen heißt das, »Hei­mat« als fes­ten Zustand, als nor­ma­ti­ve Fest­le­gung wider die Flüch­tig­keit der Moder­ne auf­zu­rich­ten und ihrer Ver­nut­zung zu entziehen.

Aller­dings lau­fen etli­che pro­gram­ma­ti­schen Ele­men­te, die in die­ser Ziel­set­zung ent­hal­ten sind, dia­me­tral ent­ge­gen­ge­setzt zum ideo­lo­gi­schen Fun­da­ment des bun­des­re­pu­bli­ka­ni­schen Kon­ser­va­tis­mus. Zwar ver­wahr­te sich der Ahn­va­ter der Neu­en Rech­ten in Deutsch­land, Armin Moh­ler, in sei­nem Auf­satz »Zwölf The­sen zur Öko-Kla­ge« (­Cri­ticón 40, 1977) vehe­ment gegen den Vor­wurf von lin­ker Sei­te, daß der Kon­ser­va­tis­mus dem Tech­no­kra­tis­mus anheim­ge­fal­len sei.

Unter­zieht man jedoch sowohl die dies­be­züg­li­che inhalt­li­che Posi­tio­nie­rung des Kon­ser­va­tis­mus als auch sei­ne poli­ti­schen Taten in der Bun­des­re­pu­blik einer nüch­ter­nen Ana­ly­se, so muß man Moh­ler lei­der wider­spre­chen und den Kri­ti­kern recht geben: Das Gros der Kon­ser­va­ti­ven hat sich sei­ner tran­szen­den­ten Visio­nen ent­le­digt und begnügt sich seit­dem mit der Ver­tei­di­gung des bun­des­re­pu­bli­ka­ni­schen Sta­tus quo.

Der Bun­des­tags­wahl­slo­gan der Alter­na­ti­ve für Deutsch­land, »Deutsch­land, aber nor­mal«, und die Unter­ord­nung des gesam­ten Wahl­pro­gramms unter die­se »Nor­ma­li­tät« ver­kör­pern in ihrem sta­tus­wah­ren­den Impe­tus die Beto­nie­rung die­ser Haltung.

Wenn es das Haupt­an­lie­gen eines der gewich­tigs­ten kon­ser­va­ti­ven Akteu­re in der Bun­des­re­pu­blik mit der größ­ten öffent­li­chen Reich­wei­te ist, die sozio­öko­no­mi­schen Vor­aus­set­zun­gen des Indus­trie­stand­orts Deutsch­land zu sichern, fällt es schwer, mit einer von rechts for­mu­lier­ten For­de­rung nach Ver­zicht und einer grund­le­gen­den Infra­ge­stel­lung des Über­flus­ses durchzudringen.

Dar­über hin­aus haben die Umdeu­tung und die Über­nah­me der Öko­lo­gie von links zu einer reflex­ar­ti­gen Abwehr­hal­tung im kon­ser­va­ti­ven Lager geführt, die sich über die letz­ten Jahr­zehn­te eher ver­stärkt als abge­schwächt hat: Jeg­li­che umwelt­po­li­ti­sche For­de­rung wird abge­bü­gelt und im extrems­ten Fall die Exis­tenz einer Umwelt­kri­se abgestritten.

In die­sem poli­ti­schen Kli­ma erscheint die Keh­re aus­sichts­los. Doch auch eine tat­säch­li­che oder ver­meint­li­che Aus­sichts­lo­sig­keit kann nichts an der Not­wen­dig­keit rech­ter Öko­lo­gie ändern. Ihrer Not­wen­dig­keit, um die letz­ten Rest­be­stän­de an »Hei­mat« zu bewah­ren und eine Renais­sance der »Hei­mat« ein­zu­läu­ten. Ihrer Not­wen­dig­keit, um den von Jün­ger beschrie­be­nen »Maelstrom« zum Erlie­gen zu brin­gen, daß es in Deutsch­land, in Euro­pa wie­der eine Zukunft für regio­na­le Eigen­tüm­lich­kei­ten, für die Ver­or­tung des Men­schen an einem fes­ten Platz gibt.

Ihrer Not­wen­dig­keit, um die Flüch­tig­keit und die Unfest­ge­legt­heit der Moder­ne mit einer Ord­nung der Sta­bi­li­tät zu erset­zen, deren Aus­tausch mit der Natur nicht auf Über­nut­zung, son­dern einem rela­ti­ven Gleich­ge­wicht basiert. Zwei­fels­oh­ne bedarf es dafür eines weit­rei­chen­den Umden­kens inner­halb der deut­schen Rech­ten. Sie ist in Fra­gen der Ver­nut­zung nicht bes­ser als ihre poli­ti­schen Gegner.

Daher: Was haben wir bis­her über­haupt bewahrt und was wol­len wir bewahren?

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