Sammelstelle für Gedrucktes (53): Linke Selbstzerstörung

Es gibt Gründe dafür, daß die AfD als parlamentarische Kraft die Interessenvertretung der Unzufriedenen übernimmt – und nicht die Linke.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Ein Grund ist, daß die Par­tei Die Lin­ke in Deutsch­land tra­di­tio­nell mit »dem Volk« frem­delt. Sie stellt anti­fa­schis­ti­sche Ideo­lo­gie über imma­te­ri­el­le und mate­ri­el­le Inter­es­sen des »klei­nen Man­nes«, den sie für poten­ti­ell »rechts« und »klein­bür­ger­lich« hält, jeden­falls nicht zwin­gend für vertrauenswürdig.

Ein wei­te­rer Grund, der mit die­ser Hal­tung frei­lich ver­bun­den ist, bleibt auch lan­ge nach »2015« die Apo­lo­gie der offe­nen Gren­zen »für alle«. Die­se abs­trak­te For­de­rung mün­de­te nun, aus­ge­rech­net in Sach­sen, in eine kon­kre­te Tat.

Mar­cel Leu­be­cher berich­tet in der Tages­zei­tung Die Welt (v. 12.9.2022) dar­über, daß ein Links­par­tei-Büro »offen­bar bei Ein­schleu­sun­gen« half. Was war passiert?

Am ver­gan­ge­nen Sams­tag­abend wur­den laut Krei­sen des Land­tags sie­ben Nord­afri­ka­ner bei der uner­laub­ten Ein­rei­se aus Polen nach Gör­litz von Poli­zis­ten beob­ach­tet. Kurz dar­auf­hielt nach Doku­men­ten, die WELT vor­lie­gen, ein Sko­da Octa­via an und fuhr zunächst vier der sie­ben Per­so­nen zum loka­len Büro der Linkspartei,

womit das »Bür­ger­bü­ro« eine gänz­lich neue Funk­ti­on fin­det, indem die Wäh­ler von mor­gen dort ver­sam­melt werden.

Leu­be­cher führt aus:

Als der deut­sche Fah­rer wenig spä­ter zu den übri­gen drei Migran­ten fuhr, um sie abzu­ho­len, wur­de er dem­nach von der Bun­des­po­li­zei ange­hal­ten. Gegen ihn wur­de ein Straf­ver­fah­ren wegen Ein­schleu­sens von Aus­län­dern ein­ge­lei­tet, wie die Staats­an­walt­schaft Gör­litz WELT bestätigt.

Han­delt es sich bei den Geflüch­te­ten um Ukrai­ner aus dem Don­bass oder gar Arme­ni­er aus Berg­ka­ra­bach? Nein:

Bei den sie­ben Migran­ten han­delt es sich um sechs Ägyp­ter und einen Algerier,

also um Men­schen, die kei­nes­wegs aus Kriegs­ge­bie­ten stam­men, son­dern aus Han­dels­part­nern der Euro­päi­schen Union.

Pikant:

Auf dem Han­dy des Alge­ri­ers befand sich auch die Tele­fon­num­mer, mit der die Abho­lung durch den deut­schen Fah­rer orga­ni­siert wurde,

und die­se Han­dy­num­mer ist, man ahnt es bereits,

auf den Gör­lit­zer Lin­ke Abge­ord­ne­ten Mir­ko Schult­ze ange­mel­det, zu des­sen Büro die Migran­ten Sams­tag­abend gefah­ren wurden. 

Schult­ze zeigt sich gegen­über der Zei­tung kei­ner Schuld bewußt. Es gebe »immer mal wie­der die Situa­ti­on«, in der sein Büro um Hil­fe gebe­ten werde:

Es gibt in Gör­litz eine Grup­pe von Ehren­amt­li­chen, die Erst­hil­fe leis­tet, ihnen stel­le ich mein Büro zur Ver­fü­gung. In mei­nem Büro wer­den die Men­schen in der Regel mit einem hei­ßen Getränk ver­sorgt und bera­ten, wo sie Poli­zis­ten fin­den, um einen Asyl­an­trag zu stellen. 

Nur sein Auto sei es nicht gewe­sen, obschon das Num­mern­schild die Initia­len »MS« auf­weist und damit einen ent­spre­chen­den Ver­dacht nährt.

Ein Ein­zel­fall oder die Lin­ke als Teil einer Schleuserallianz?

So oder so:

Seit ver­gan­ge­nem Som­mer nimmt die Asyl­zu­wan­de­rung nach Deutsch­land wie­der deut­lich zu,

und das kann man dem Bür­ger künf­tig nur schwer­lich erklä­ren, denn jeder Neu­an­kömm­ling, so ille­gal sein Auf­ent­halts­sta­tus sein mag, wird durch die All­ge­mein­heit finan­ziert. Eine All­ge­mein­heit, die zuneh­mend an die Gren­zen des finan­zi­ell Erträg­li­chen gelangt.

Aus der Links­par­tei sind mir kei­ne kri­ti­schen oder posi­ti­ven Wort­mel­dun­gen zu die­sem Vor­fall bekannt. Das ist aber auch nahe­lie­gend; die Par­tei hat ande­re Sor­gen – Existenzsorgen.

Im Motor des grü­nen Vor­felds, der taz (v. 12.9.2022), liest man bei Pas­cal Beu­cker über »die gute Mie­ne zur tie­fen Spal­tung« bei der par­tei­lin­ken Konkurrenz.

Spal­tung? Davon wol­len die (Noch)-Parteichefs Jani­ne Wiss­ler und Mar­tin Schir­de­wan (noch) nichts wis­sen. Sie beschwö­ren die »Ein­heit der Partei«.

Wiss­ler:

Des­we­gen appel­lie­re ich an alle, wirk­lich die­ses his­to­ri­sche Pro­jekt nicht zu gefährden.

Nun, dafür dürf­te es zu spät sein. Das mit­tel­deut­sche Anti­fa-Trio um Katha­ri­na König-Preuss (Thü­rin­gen), Julia­ne Nagel (Sach­sen) und Hen­ri­et­te Qua­de (Sach­sen-Anhalt) haben eine inner­par­tei­li­che Initia­ti­ve gestar­tet, Sahra Wagen­knecht – als Per­so­ni­fi­zie­rung der Spal­tung – aus der Bun­des­tags­frak­ti­on aus­zu­schlie­ßen, fer­ner die Frak­ti­ons­spit­ze ihrer Ämter zu entheben.

Die taz berich­tet über die Hin­ter­grün­de des neu­er­li­chen Ris­ses durch die dun­kel­ro­te Seele:

Seit dem umstrit­te­nen Bun­des­tags­auf­tritt Sahra Wagen­knechts ver­gan­ge­ne Woche, bei dem die Ex-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de der Bun­des­re­gie­rung vor­ge­wor­fen hat­te, einen Wirt­schafts­krieg gegen Russ­land “vom Zaun” gebro­chen zu haben, bro­delt es hef­tigst in der Par­tei. Für etli­che ist nun end­gül­tig die Schmerz­gren­ze überschritten.

Beu­cker gibt die Posi­ti­on des Anti­fa-Tri­os wieder:

Mit ihrer Rede habe Wagen­knecht „die Ver­tei­lungs­un­ge­rech­tig­keit in Deutsch­land gegen die ange­grif­fe­ne Bevöl­ke­rung in der Ukrai­ne aus­ge­spielt, damit Putin in die Hän­de gespielt und die Rede­zeit für rechts­of­fe­ne popu­lis­ti­sche Plat­ti­tü­den verschwendet”.

Die drei wer­den wei­ter aus­führ­lich zitiert (ohne Gegen­stim­men, ver­steht sich):

Die Gren­ze des Erträg­li­chen ist mit Blick auf das Geba­ren von Sahra Wagen­knecht und ihrer Getreu­en schon lan­ge erreicht.

Kon­se­quen­zen gab es bis­her nicht wie gewünscht. Zwei pro­mi­nen­te Aus­trit­te haben aber jeden­falls auch nicht zur Ent­span­nung bei­getra­gen: Ulrich Schnei­der, Haupt­ge­schäfts­füh­rer des Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­bands, hat die Links­par­tei ver­las­sen – auch als Zei­chen gegen Wagen­knecht, womit er aber König-Preuss et al. kei­nen Gefal­len tat.

Doch Die Lin­ke schrumpft nicht nur auf der einen Flan­ke. Gewis­ser­ma­ßen auf der ande­ren Sei­te der Par­tei hat mit Fabio De Masi der pro­fi­lier­tes­te Finanz­po­li­ti­ker der Lin­ken das Hand­tuch gewor­fen. Der Deutsch-Ita­lie­ner, der in Sachen Wire­card und CumEx deutsch­land­weit für Furo­re sorg­te, wird oft­mals als Wagen­knecht-nah gela­belt. Nun ist auch er (vor­erst?) parteilos.

Ist die­ser Pro­zeß des Nie­der­gangs zu stop­pen? Das wird in die­ser Form kaum mög­lich sein. Dem­entspre­chend frus­triert fal­len Wort­mel­dun­gen aus dem Rest der Par­tei aus. Die Freie Pres­se aus Chem­nitz (v. 15.9.2022) berichtet:

Die säch­si­schen Lan­des­vor­sit­zen­den Susan­ne Scha­per und Ste­fan Hart­mann spra­chen auf Anfra­ge von „frucht­lo­sen Debat­ten um Per­so­nen”. Zu den „Haupt­bau­stel­len” gehö­re der­zeit ande­res — sich in Par­la­men­ten, Ver­bän­den, Ver­ei­nen und auch auf der Stra­ße für die Abmil­de­rung der „schlimms­ten Aus­wir­kun­gen die­ser Explo­si­on der Lebens­hal­tungs­kos­ten” einzusetzen.

Aber wie soll die­se Par­tei, die so zer­ris­sen ist und kon­ti­nu­ier­lich schrumpft, das Zep­ter auf der Stra­ße in der Hand hal­ten und bei­spiels­wei­se Bür­ger­pro­test in ihre Bah­nen lenken?

Die Süd­deut­sche Zei­tung (v. 14.9.2022) berich­tet daher mit eini­ger Berech­ti­gung dar­über, wie »die Lin­ke zerbröselt«.

Auch Boris Herr­mann macht natur­ge­mäß Sahra Wagen­knecht als zen­tra­le Spal­tungs­per­so­na­lie aus:

Dass die ehe­ma­li­ge Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de Wagen­knecht seit gerau­mer Zeit in der Lin­ken eine Art inner­par­tei­li­che Oppo­si­ti­ons­be­we­gung anführt, das weiß nun wirk­lich fast jeder. Dass sie in Fra­gen der Wirt­schafts­sank­tio­nen gegen Russ­land im Spe­zi­el­len und des Umgangs mit Wla­di­mir Putin im All­ge­mei­nen eine Posi­ti­on ver­tritt, die der Beschluss­la­ge ihrer Par­tei dia­me­tral wider­spricht, dürf­ten auch die meis­ten mit­be­kom­men haben,

also: auch die Frak­ti­ons­spit­ze. Herr­mann fragt folgerichtig:

War­um in der Haus­halts­wo­che des Bun­des­tags die ein­zi­ge Red­ne­rin der Lin­ken zur Wirt­schafts- und Ener­gie­po­li­tik dann aus­ge­rech­net Sahra Wagen­knecht hieß? Das ist ein Rät­sel, wel­ches die Par­tei ver­mut­lich noch län­ger beschäf­ti­gen wird,

also: sofern sie den Kri­sen­herbst und ‑win­ter in die­ser Form über­le­ben sollte.

Aber was macht Wagen­knechts Rede so anstö­ßig, jen­seits des­sen, daß sie eben eine Wagen­knecht-Rede war?

Sie hat – von mei­nem Stand­punkt aus – Rich­ti­ges und Fal­sches gesagt. Scharf, aber kor­rekt war der Angriff in Rich­tung Regierung:

Das größ­te Pro­blem ist Ihre gran­dio­se Idee, einen bei­spiel­lo­sen Wirt­schafts­krieg gegen unse­ren wich­tigs­ten Ener­gie­lie­fe­ran­ten vom Zaun zu brechen.

Falsch war die Bezeich­nung als »dümms­te Regie­rung«. Denn »dumm« (oder auch unwis­send, naiv, unfä­hig etc.) sind fal­sche Gewich­tun­gen in bezug auf die grün domi­nier­te Ampel, wie sie auch in AfD-Krei­sen zu oft ver­wen­det werden.

Die Grü­nen wis­sen, was sie tun. Ihre Poli­tik ist zugleich moral­po­li­tisch grun­diert und ideo­lo­gisch inter­es­sen­ge­lei­tet. Habeck, Baer­bock und Co. dem­nach Unwis­sen­heit oder situa­ti­ve Dumm­heit vor­zu­wer­fen, ent­las­tet sie sogar von der Ver­ant­wor­tung. Nein: Das innen- wie außen­po­li­ti­sche Desas­ter die­ser Regie­rung ist kon­se­quent der grü­nen Norm fol­gend, was Wagen­knecht aber sicher­lich ahnt.

Mit ihrer Rede hat sie die Fra­ge der Fra­gen in der Lin­ken auf Top 1 der inner­par­tei­li­chen Tages­ord­nung kata­pul­tiert: Wann tritt sie aus? Und fol­gen ihr mehr als drei Bundestagsabgeordnete?

Falls es mehr als drei Abge­ord­ne­te wären, wür­de die Lin­ke ihren Frak­ti­ons­sta­tus im Bun­des­tag verlieren,

weiß die Süd­deut­sche, aber weiß auch Wagen­knecht und wis­sen die meis­ten der Par­tei­funk­tio­nä­re. Wohl auch des­halb bleibt – bis­her – der ganz gro­ße Knall aus. Es geht um Geld, Pos­ten, Arbeits­plät­ze und Außen­wir­kung. Letz­te­re ist aber ohne­hin dabei, zer­stört zu werden.

So oder so: Sahra Wagen­knecht wird als »Public Intellec­tu­al«, als Medi­en­fi­gur und wohl auch als Poli­ti­ke­rin die Links­par­tei überleben.

Ihre Rol­le ist – aus unse­rer Per­spek­ti­ve – durch­aus ambi­va­lent zu bewerten.

Einer­seits ist sie die belieb­tes­te Poli­ti­ke­rin in der AfD-Wäh­ler­schaft. Sie ver­tritt Stand­punk­te, die her­vor­ra­gend zur AfD, min­des­tens im Osten, pas­sen. Es sind sou­ve­rä­nis­ti­sche, popu­lis­ti­sche und glo­ba­li­sie­rungs­kri­ti­sche Aspek­te, die ich in mei­nem kapla­ken-Band Blick nach links ana­ly­sie­re und Schritt für Schritt auf Kom­pa­ti­bi­li­tät mit dem Soli­da­ri­schen Patrio­tis­mus abklopfe.

Wagen­knecht öff­net – zum Ärger anti­fa­schis­ti­scher Tür­ste­her – den Dis­kurs­raum für ent­spre­chen­de welt­an­schau­li­che Ansät­ze und speist zudem real­po­li­ti­sche Impul­se in die poli­ti­sche Öffent­lich­keit ein. Da kann man anset­zen; das hilft.

Ande­rer­seits ist Wagen­knecht – aller inter­ner Selbst­zer­stö­rung zum Trot­ze – nach wie vor in der Links­par­tei, wo ihre Strö­mung für maxi­mal 25 Pro­zent der Mit­glie­der spre­chen darf. Der Bun­des­kurs der Par­tei Die Lin­ke ist Wagen­knechts Kurs kraß entgegengesetzt.

Indem sie also für die Lin­ke wei­ter in TV und anders­wo agiert, führt sie mit volks­na­hen Argu­men­ten und kon­se­quent sozia­lem Kurs poten­zi­el­le Wäh­ler aus­ge­rech­net zu einer Par­tei, in der volks­ver­nei­nen­de, woke und links­glo­ba­lis­ti­sche Pro­gram­ma­tik wei­ter­hin domi­niert. Das ist eine Art Eti­ket­ten­schwin­del, den es als sol­chen zu benen­nen gilt.

Mei­ne Pro­gno­se lau­tet: Das erle­digt sich von selbst. Ich den­ke, daß die Links­par­tei in die­ser Form, wie sie am 15. Sep­tem­ber exis­tiert, den »hei­ßen Herbst« und den eis­kal­ten Win­ter nicht über­le­ben wird.

Das Feld um Wagen­knecht wird sich neu sor­tie­ren. Eine Lis­te Wagen­knecht kann dabei kei­ne Erfolgs­ga­ran­tie für sich bean­spru­chen – könn­te aber zur laten­ten Bedro­hung für die AfD im Osten der Repu­blik wer­den, wo die Zustim­mungs­wer­te zu Wagen­knechts Posi­tio­nen und AfD-Posi­tio­nen erstaun­lich kon­gru­ent zu ver­lau­fen scheinen.

2022 bleibt spannend.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (14)

Mitleser2

15. September 2022 17:20

Die Linke im Parlament ist ja potentiell auch durch die Wahlmanipulationen/Fälschungen bei der Bundestagswahl in Berlin gefährdet. Davon hört man nichts mehr. Soll wohl von den Blockparteien ausgesessen werden. Kann die AfD da nicht lauter werden?

Laurenz

15. September 2022 18:24

@BK

Wieder eine genau Analyse der Situation. Bei der Dummheit der Grünen kann man debattieren. Auch was grüne Ideologie angeht, so sind die wesentlichen Protagonisten der Grünen nicht sattelfest, es bleibt immer beim irgendwie. Klar definiert ist die transatlantische Maßgabe, ein amerikanisierter Kadavergehorsam, der alles bisher dagewesene, selbst Joschka Fischers Kriegsrhetorik locker in den Schatten stellt, koste es ideologisch, auch an der eigenen Basis, was es wolle. Selbst das anti-deutsche Geschwätz Bärbocks, ließ, laut Umfragen, die grüne Wählerschaft auf immer noch respektable 20%, 1% vor der SPD, abschmelzen. AfD & CDU profitieren. Die FDP sinkt auf 6% in steter Annäherung zur Linken bei 5%. Wenn man aktuell Schweden & Italien betrachtet, fragt es sich, ob wir hinterherhinken? Sahra Wagenknecht verfügt aktuell, im Gegensatz zu Ihrer Partei, über die Lufthoheit bei den alternativen Medien bis BILD.

RMH

15. September 2022 18:32

@Mitleser2s Kommentar ist richtig. Die Linke sitzt eigentlich nur im Bundestag, weil da keiner vom Establishment so richtig sich an die Wahlprüfung ran traut. Damit werden die Etablierten gestützt und keiner geht mehr an das Wahlergebnis und damit an die Zusammensetzung des BT ran.

Wenn die LINKE sich dann jetzt selber erledigt und dabei nützlicherweise über eine "Liste Wagenknecht" der AfD Stimmen abnehmen kann, die zwar zu keinem Einzug dieser neuen Liste in ein Parlament langen, aber dafür der AfD entscheidende Prozente - gerade in den neuen Ländern! - nimmt, dann wäre das Ganze mal wieder eine klare Win-Situation für die etablierten Parteien.

Steuert das jemand? 

Für die AfD wäre es damit fast besser, es käme zu keinem Untergang der Linken und zu keiner Liste W oder wie auch immer sie dann heißen mag.

PS: Wenn die Bäcker gestiegene Gaspreise weitergeben, haben wir evtl. zum ersten Mal seit Jahrzehnten einen Brotaufstand. Die Bierpreiserhöhung scheint hingegen von den Leuten geschluckt zu werden, auch von den Münchnern. 

Münchner Bierrevolution – Wikipedia

Laurenz

16. September 2022 01:54

@RMH @Mitleser2

https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2022/irre-baecker-soll-ueber-300-000-euro-fuer-gas-bezahlen/

Das wird generell für viele Betriebe schwierig. Billige Nudeln, 500g, kosten jetzt um die 89 Cent, vor 2 Jahren noch 39.

Mit Ihrer gescheiterten Bewegung fiel Wagenknecht auf den Rücken. Vielleicht hätte Sie tatsächlich besser eine eigene Partei gegründet, aber wer weiß das schon. Im Oskar-Land fiel der Stimmenanteil der Linken seit dem Austritt Oskars um 10%. Das Ehepaar Lafontaine/Wagenknecht ist nicht mehr in der Lage, Politik für die arbeitende Bevölkerung zu etablieren.

Das von BK benannte Stillhalteabkommen bei der Linken basiert, wie Er bemerkte, auf dem fragilen Fraktionsstatus der Linken. Ohne Fraktion fliegt man auch aus den Ausschüssen raus. Es gibt dann auch keinen Fraktionsvorsitzenden mehr. Aber das Ende, wie im Artikel beschrieben, ist absehbar, da niemand an der woken Pseudo-Politik was ändern wird. Man marschiert sehenden Auges in den Untergang. Hierbei handelt es sich aber bereits um einen länger anhaltenden Prozeß, der, wie im Saarland durch Oskar, nur durch Wagenknecht & Anhänger verlangsamt wurde.

wolfdieter

16. September 2022 07:48

… »dumm« (oder auch unwissend, naiv, unfähig etc.) sind falsche Gewichtungen in bezug auf die grün dominierte Ampel, wie sie auch in AfD-Kreisen zu oft verwendet werden. Die Grünen wissen, was sie tun. Ihre Politik ist zugleich moralpolitisch grundiert und ideologisch interessengeleitet.

Eine Frage der menschlichen Einschätzung:die von ihnen verfolgten Interessen sind nicht mal ihre eigenen: der Traum von der heilen Welt. Das ist die Dummheit des Fundamentalismus.

Maiordomus

16. September 2022 09:04

Einer Liste Wagenknecht ist heute die 5Prozentklausel eher zuzutrauen als der ideologisch abgedrifteten sektiererisdchen Linkspartei, aber es stimmt, es wäre die bedeutendste Konkurrenz zur AfD. 

Uwe Lay

16. September 2022 11:56

Eine Kleinigkeit aber nicht ohne Bedeutung:

Das Zentralorgan der SED hieß: "Neues Deutschland", das erscheint der jetzigen Parteiführung zu patriotisch- national. Darum heißt diese Zeitung jetzt nur noch: "nd".

Niekisch

16. September 2022 12:25

"Es sind souveränistische, populistische und globalisierungskritische Aspekte...Wagenknecht öffnet – zum Ärger antifaschistischer Türsteher – den Diskursraum für entsprechende weltanschauliche Ansätze und speist zudem realpolitische Impulse in die politische Öffentlichkeit ein. Da kann man ansetzen; das hilft."

Die Frage ist nur: Wie soll das mit der Gesamt-AfD oder mit ihr an der Seite oder mit ihr im Rücken gehen? Geht Wagenknecht einen eigenen parteipolitischen Weg, dann entsteht immer eine Konkurrenzlage, die beide Seiten schwächt. 

Vielleicht gibt es eine neue "Aufstehen-Bewegung", eine Art "Aktion Widerstand" die von Anfang an von unorthodoxen "Linken", "Rechten" und verzweifelten Teilen der Bevölkerung getragen wird. Von den Verwaltern steuerbare "divide et impera"-Spielchen sind dann möglicherweise von vornherein wirkungslos.

 

tearjerker

16. September 2022 13:17

Zwei Faktoren sollte man nicht unterschätzen. 1: Der noch aus DDR-Zeiten der Partei verpflichtete Wählerstamm segnet so langsam das Zeitliche. 2: Die Fraktion der Linken im Bundestag hat den höchsten Anteil an Migranten : mehr als 28%. Kein Wunder, dass viele der alten Stammwähler sich dort nicht mehr aufgehoben fühlen.

Laurenz

16. September 2022 17:07

@Maiordomus

Einer Liste Wagenknecht ist heute die 5Prozentklausel eher zuzutrauen als der ideologisch abgedrifteten sektiererisdchen Linkspartei, aber es stimmt, es wäre die bedeutendste Konkurrenz zur AfD. 

Unwahrscheinlich. Wenn dem so wäre, hätte das Wagenknecht schon längst in Angriff genommen. Die Gründung einer Partei ist auch extrem arbeitsintensiv. Außerdem würde Wagenknecht auch ganz schnell die Kontrolle darüber verlieren, wer alles in einer Sahra-Partei aufgenommen würde.

@Niekisch

Ohne Oskar oder Wagenknecht, kommt die Linke nicht mal mehr auf 3%.

Maiordomus

16. September 2022 19:15

@Laur. Sie könnten, weil der konkreten Problematik auch geografisch näher stehend, recht haben oder bekommen. Die statistischen Sympathiewerte aufgrund des übrigens gekonnt  nicht ungefälligen und zum Teil brillanten, durchaus glaubwürdigen Auftritts sind nun mal nur die eine Seite. 

Der praktische  Aufwand für das nicht mehr junge  Ehepaar wäre in der Tat riesig und es fragt sich, ob sie gleich etwa 5000 Freiwillige finden, die, noch ohne staatliche Parteienfinanzierung, die Anfangs-Dreckarbeit vor Ort machen. Es würde zumal Junge benötigen, die, wenn schon, eher zu den Rechten als zu den Linken gehen würden. Dass sie theoretisch mehr Sympathien hätten als die AfD, da von den Medien und Antifa nicht annähernd so angegriffen und boykottiert, ist nur das eine. Es brauchte Opferbereitschaft, und die Leute würden von ihren eigenen ev.ehemaligen Gesinnungsgenossen noch ausreichend wenigstens als Faschistenfreunde. beschimpft. Der Mainstream würde sie, trotz relativ milderer Behandlung, letzlich nicht unterstützen. Der Parteiaufbau sowohl der Linkspartei wie vermutlich der AfD ging überdies finanziell wohl in die Millionen. 

Nordlicht

16. September 2022 20:08

Da ich in fernerer und leider auch näherer Verwandtschaft LINKE-Wähler habe und - teilweise - mit ihnen diskutert habe, habe ich die erwähnten Anhänger-Typen erkannt:

a. der in der DDR erfolgreich gewesene Funktionär einschl. Einstieg über Wachregiment „Feliks Dzierzynski", mit dem es nach 1990 beruflich eher mittelmässig weiterging (- nein, nicht arbeitslos, dafür waren die Beziehungen zu gut);

b. der junge bis mittelalte Westdeutsche, ohne Studienschluss oder mit Bachelor Soziologie (- ja, genauso banal ist es); hier vermute ich auch Teilnahme an Antifa-Straftaten.

Die Normalen mit Wessi-Hintergrund, die wegen Sarah Wagenknecht und/oder Lafontaine die LINKEN trotz SED-Background gewählt haben, wählen nun Grüne oder oder  - wieder - SPD. Die beschriebene Kern-Wählerschaft ist mE nach wie vor für 5 % in der BT-Wahl gut. In den östlichen Ländern sind sie nach wie vor "eine Bank", also Konkurrenten der AfD. Ich würde sie nicht unterschätzen, weil sie mit den Systemparteien als Koalitionspartner beliebt sind.

kikl

17. September 2022 13:19

Ich glaube nicht, dass eine Liste Wagenknecht erfolgreich seien könnte. Mit Austritt aus der Linken würde Wagenknecht vom polit-medialen Komplex als rechtsextrem geframed werden. Allein ihre Mitgliedschaft in der Linke beschützt sie davor.

Laurenz

18. September 2022 14:19

@Kikl

Wagenknecht könnte tatsächlich einen Coup d'État landen, aber dazu müßte Sie der AfD beitreten. Dazu müßte Sie aber über Ihren Eigenen Schatten springen, was selbst der größten deutschen lebenden Politikerin, neben Alice Weidel, schwer fallen dürfte. Solch ein Schritt würde tatsächlich ein wählerisches Beben auslösen. Aber ich weiß auch gar nicht, ob die Linke auf der Unvereinbarkeitsliste der AfD steht oder nicht. Habe heute auch keine Lust nachzuschauen.

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