Netzfundstücke (138) – Urne und Gates

Cottbus hat gewählt.

Bereits früh am Abend des 11. Sep­tem­ber waren die Wahl­ur­nen in Cott­bus aus­ge­zählt. Bei der Wahl für das Amt des Ober­bür­ger­meis­ters sicher­te sich der Kan­di­dat der SPD, Tobi­as Schick, mit 31,8 Pro­zent der abge­ge­be­nen Stim­men den 1. Platz, wäh­rend Lars Schies­ke für die AfD mit 26,4 Pro­zent den 2. Platz beleg­te: ein for­mi­da­bles Ergebnis.

Zur Stich­wahl zwi­schen Schick und Schies­ke geht es am 09. Okto­ber nun ein zwei­tes Mal an die Urne. Dabei ist der Sieg Schicks kei­nes­wegs so sicher, wie es der Aus­gang des 1. Wahl­gangs sug­ge­riert und man es sei­tens der SPD kolportiert.

Das liegt zum einen dar­an, daß ein aus­nahms­lo­ser Wech­sel der 24,6 Pro­zent CDU-Wäh­ler, die im 1. Wahl­gang den Kan­di­da­ten Tho­mas Berg­ner gewählt hat­ten, zu Schick kei­ne aus­ge­mach­te Sache ist, zum ande­ren an einem gro­ßen Nicht­wäh­ler­re­ser­voir – die Wahl­be­tei­li­gung lag nur bei 53,3 Pro­zent –, das sich durch die ein­trü­ben­de Gesamt­la­ge in der Bun­des­re­pu­blik, bei der ein­deu­ti­gen Wahl zwi­schen »Kanz­ler­par­tei« und dezi­dier­ter Oppo­si­ti­on, auf die Sei­te der ein­deu­ti­gen Alter­na­ti­ve schla­gen könnte.

Cott­bus ist nicht West­deutsch­land! Der von der poli­ti­schen Klas­se bereits ange­lei­er­te »anti­fa­schis­ti­sche« Ein­heits­block bil­det sich hier nicht mit der glei­chen Selbst­ver­ständ­lich­keit wie in den alten Bundesländern.

Die Abwehr die­ser »anti­rechts« Stra­te­gie und die Mobi­li­sie­rung des AfD-Wäh­ler­mi­lieus in Cott­bus sind aller­dings kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit. Die im ers­ten Wahl­gang errun­ge­nen 26,4 Pro­zent erge­ben sich nicht von selbst.

Um die­ser gelun­ge­nen Mobi­li­sie­rung auf den Grund zu gehen, hat Sezes­si­on-Autor und Betrei­ber des Feld­zug-Blogs, Dani­el Fiß, mit dem Vor­sit­zen­den der AfD Cott­bus, Jean-Pas­cal Hohm, der maß­geb­lich für den OB-Wahl­kampf ver­ant­wort­lich war und ist, über den erfolg­rei­chen Wahl­kampf und die dafür ange­wand­ten Mit­tel gesprochen:

Hohm und sei­ne Mit­strei­ter haben schon jetzt vor­ge­macht, wie erfolg­rei­che AfD-Wahl­kämp­fe zu füh­ren sind. Aller­dings lebt so ein Wahl­kampf nicht von Luft und Lie­be: Der Ein­satz wird ehren­amt­lich geleis­tet, aber das benö­tig­te Wahl­ma­te­ri­al zahlt sich nicht von selbst.

Nicht nur die AfD-MdBs und ‑MdLs die­ser Repu­blik sind dazu ange­hal­ten, den Weg für den ers­ten AfD-Ober­bür­ger­meis­ter zu ebnen, auch jede noch so klei­ne Pri­vat­spen­de bringt den Wahl­kampf auf sei­ner Ziel­ge­ra­den voran.

Unter­stüt­zen Sie unse­ren Wahl­kampf mit einer Spen­de. 100 Wahl­pla­ka­te kos­ten uns 730 Euro, 1000 Fly­er 45 Euro und ein Groß­pla­kat 130 Euro. Der ers­te alter­na­ti­ve Ober­bür­ger­meis­ter einer Groß­stadt wäre nicht nur für Cott­bus ein Zei­chen der Wen­de. Schrei­ben wir Geschichte!

Auf Lars Schies­kes Netz­prä­senz zur OB-Wahl fin­den Sie die Mög­lich­keit zur Spende:

OBERBÜRGERMEISTERWAHL-COTTBUS


In den letz­ten Fund­stü­cken hat­te ich den Text »Downhill from Apex« des US-ame­ri­ka­ni­schen Blog­gers Lam­prey Milt prä­sen­tiert und aus­gie­big aus dem eng­li­schen Ori­gi­nal zitiert. Nicht ganz zu unrecht wur­de die­se Pra­xis im Kom­men­ta­ri­at bemängelt:

»Lie­ber Jonas Schick,

wol­len Sie wirk­lich, daß nur, wer Eng­lisch kann, Ihre Bei­trä­ge ver­steht? Ich emp­fin­de sol­che fremd‑, gar feind­spra­chi­gen Abschnit­te in einer deut­schen Abhand­lung als ärger­lich bil­dungs­bür­ger­li­chen Hochmut«,

schrieb Jupp Koschinsky.

Zum Glück haben wir mit Nils Weg­ner einen fähi­gen Über­set­zer in unse­ren Rei­hen, der Milts Text dan­kens­wer­ter­wei­se für den Keh­re-Blog über­setzt hat. Aus »Downhill from Apex« ist nun »Vom Gip­fel aus abwärts« geworden:

VOM GIPFEL AUS ABWÄRTS


Doch lei­der kom­men auch die 138. Fund­stü­cke nicht ohne einen eng­li­schen Bei­trag aus. Denn das US-ame­ri­ka­ni­sche Maga­zin Poli­ti­co hat in Zusam­men­ar­beit mit dem Sprin­ger-Blatt Die Welt eine inves­ti­ga­ti­ve Recher­che zur Ver­stri­ckung der Bill & Melin­da Gates Foun­da­ti­on in die poli­ti­schen Reak­tio­nen auf die Coro­na-Pan­de­mie veröffentlicht.

Ein lesens­wer­ter Text, der zeigt, wie exzes­si­ves poli­ti­sches Lob­by­ing die Maß­nah­men gegen das Virus beein­flußt haben. Auch wenn in der Repor­ta­ge eine unkri­ti­sche Posi­ti­on gegen­über den has­tig ent­wi­ckel­ten Impf­stof­fen ein­ge­nom­men wird, wirft sie ein Schlag­licht auf glo­ba­le Ent­schei­dungs­pro­zes­se im Hin­ter­zim­mer, die sich dem natio­na­len Zugriff und Kon­trol­le ent­zie­hen. Der an der George­town Uni­ver­si­ty leh­ren­de US-Pro­fes­sor Law­rence Gos­tin, der sich auf öffent­li­ches Gesund­heits­recht spe­zia­li­siert hat, bringt es im Text auf den Punkt:

»Ich den­ke, wir soll­ten zutiefst besorgt sein. Um es ganz kraß aus­zu­drü­cken: Mit Geld läßt sich Ein­fluß kau­fen. Und dies ist die schlimms­te Art von Ein­fluß. Nicht nur, weil es sich um Geld han­delt – obwohl das wich­tig ist, denn Geld soll­te nicht die Poli­tik dik­tie­ren –, son­dern auch, weil es sich um bevor­zug­ten Zugang hin­ter ver­schlos­se­nen Türen handelt.«

HOW BILL GATES AND PARTNERS USED THEIR CLOUT TO CONTROL THE GLOBAL COVID RESPONSE

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Kommentare (31)

Niedersachse

17. September 2022 20:19

Hochachtung vor dem unermüdlichen Einsatz der Cottbusser Parteifreunde, 26.4 Prozent in einer Großstadt sind ein Ergebnis, von dem wir in Hannover nur träumen können. Zum Vergleich: Der AfD- Kandidat Wundrak holte bei der OB- Wahl 2019 in Hannover 4,6 Prozent der Stimmen. Und das ist nun keine Kritik an Wundrak, höchstwahrscheinlich hätte auch jeder andere Kandidat ein ähnlich schlechtes Ergebnis geholt. Einziger Wermutstropfen - und nicht nur bei der OB- Wahl in Cottbus - ist die geringe Wahlbeteiligung. Es scheint immer noch genug Knallchargen zu geben, die meinen damit irgendwas erreichen zu können. Nichtwählen stärkt immer die Kräfte, die man am wenigsten haben möchte, das sollte mittlerweile auch in Cottbus angekommen sein.

Laurenz

17. September 2022 22:05

Also Cottbus ist doch schon, trotz Niederlage, ein Erfolg. Eine Wahl im nächsten Frühjahr, nachdem sich viele Nichtwähler den Arsch abgefroren hätten, wäre vom Zeit-Optimum her günstiger gewesen. Aber hätte, hätte....

Die trabende Inflation in bunten Landen, wird staatlicherseits am ehesten noch in der Unterschicht aufgefangen, damit es bei den Nichtwählern bleibt. Vor allem die AfD-Spitze hat sich in der letzten Zeit recht gut positioniert, was die Umfragewerte steigen ließ. Gerade im Westen ist am meisten durch Inflation zu verlieren. Daher sehe ich die menschengemachten Ampelkrisen nachwievor positiv.

Interessant ist, daß sich die Konservativen in Israel bewegen, wurde Israel doch am heftigsten von der toxisch mörderischen Impfkampagne getroffen, was auch den Israelis zeigt, daß sie das globale Heft nicht mehr in der Hand zu halten scheinen.

https://jungefreiheit.de/politik/ausland/2022/der-us-konservatismus-tagt/

Auch recht interessant: https://www.zerohedge.com/political/gavin-newsom-challenges-ron-desantis-debate-cnn  oder https://www.zerohedge.com/geopolitical/what-does-rights-historic-victory-sweden-mean-europe

Mitleser2

18. September 2022 08:47

@Laurenz: Ich weiß nicht wo Sie leben, aber in meinem Umfeld wird gemurrt, aber es werden keine Konsequenzen gezogen. Und in Niedersachsen wird das auch nicht passieren, selbst wenn die AfD dort etwas zulegt. Das ist kein Defätismus, man muss realistisch bleiben. Und die Bürgergeld-Empfänger werden nicht wählen, oder ihren Heilsbringer SPD. Vielleicht klappt es in Cottbus, zu wünschen wäre es.

AndreasausE

18. September 2022 09:27

@Niedersachse 17. September 2022 20:19

"Nichtwählen stärkt immer die Kräfte, die man am wenigsten haben möchte"
Meine Predigt seit jeher, aber da redet man gegen eine Wand.
Ich verstehe ja, daß viele Leute dieses System ablehnen, aber gar nichts zu machen ist bekanntlich auch nicht sonderlich zielführend.
Einen Nichtwähler überzeugte ich mal - ich sagte: Gib mir deinen Zettel, und ich wähle für dich die Grünen... da hatte er es geschnallt und schwang sich auf zum Urnengang.

Jupp Koschinsky

18. September 2022 13:49

Danke, lieber Jonas Schick,

und nichts für ungut! Nachdem ich die Betrachtung gelesen habe, fühle ich mich bestätigt in der Ansicht, daß die Überbevölkerung der Erde und unseres Landes unser größtes Problem ist. Deshalb kann es für Deutschland nur heißen "Grenzen zu!". Nach den heute auf https://kontrafunk.radio/de/ gehörten Nachrichten sind dieses Jahr schon mehr Fremde als 2015 ins Land gekommen. Die brauchen alle Wohnung und Energie und haben hohen Konsum-Nachholbedarf. Da kann kein "Umweltschutz" nachkommen, vor allem, wenn er so zerstörerisch ist wie jetzt im Reinhardswald in Hessen: Da werden in diesem, einem der größten Waldgebiete Deutschlands gerade breite Schneisen für 14 Kilometer schwerlastfähige Straßen geschlagen werden, um 60 Windkraftanlagen zu bauen. Waldzerstörung für Umweltschutz, darauf können nur "Grüne" kommen.

Mit freundlich-festem Gruß
Jupp Koschinsky

Laurenz

18. September 2022 14:12

@Mitleser2 @L.

Auch wenn viele unserer Mitbürger von Ihrer eigenen Geschichte keine Ahnung mehr haben, so wirkt die Volkseele doch über viele Generationen. Vor 100 Jahren, in der Weimarer Zeit, herrschten italienische Verhältnisse, vorher Kriegswirren, nachher Kriegswirren, Katastrophen, diese Gefühlswelt haben wir geerbt, vor allem in Anbetracht dessen, daß die Geschichte von den Siegern geschrieben wurde. Von daher bedeuten Siegervasallen in der Regierung eine gewisse äußere (natürlich trügerische) Sicherheit & man will beständig bleiben, solange es irgendwie noch geht. Hat sich in gewisser Weise ja bewährt. Daß Ihr Umfeld keine Konsequenzen zieht, hat alleine damit zu tun, daß der murrende Schmerz Ihres Umfelds noch nicht groß genug ist. Ohne unerträgliche Schmerzen wird niemand anders wählen als bisher.

Simplicius Teutsch

18. September 2022 15:27

Wer nicht wählt, gibt seine Stimme den Herrschenden.

Das mag aus politischem Desinteresse, aus Resignation oder Kapitulation geschehen. Aber ob das Nicht-zur-Wahl-gehen klug ist für oppositionell Denkende, die Widerstand leisten wollen?

 

Niekisch

18. September 2022 16:09

"gar nichts zu machen ist bekanntlich auch nicht sonderlich zielführend."

@AndreasausE 18.9. 09:27: Immerhin kann sich der Nichtwähler - wie ich - sagen, daß er idR. der stärksten Gruppe der Wahlberechtigten angehört. Auch setzt er ein Zeichen gegen das sinnlose Vergeuden von Ressourcen durch Parteiarbeit. 

Niedersachse

18. September 2022 18:37

@Niekisch

"Immerhin kann sich der Nichtwähler - wie ich - sagen, daß er idR. der stärksten Gruppe der Wahlberechtigten angehört. Auch setzt er ein Zeichen gegen das sinnlose Vergeuden von Ressourcen durch Parteiarbeit."

Dann wissen wir ja auch, bei wem wir uns "bedanken" dürfen, für die sich auftürmenden Probleme in diesem Land. Es sind eben auch leider Leute wie Sie @Niekisch, die das Richtige meinen, aber das Falsche tun: Nämlich durch ihre Wahlenthaltung die Kräfte stärken, die unser Land in Richtung Katastrophe treiben.

dojon86

18. September 2022 18:47

@Niekiscb Die Eliten sind an einer hohen Wahlbeteiligung gar nicht interessiert. Ein Verwandter von mir verbrachte zwei Semester an einer US Spitzenuniversität und erzählte mir aus einem Vortrag, den er dort hörte, folgendes Zitat. Sinngemäß übersetzt. 50 Prozent der Amerikaner sind unterdurchschnittlich, 50 Prozent gehen nicht zur Wahl und wir sind auch gar nicht interessiert daran, dass sie zur Wahl gehen. 

Fredy

18. September 2022 20:26

Immerzu denselben Schwachsinn über Nichtwähler zu erzählen macht es nicht wahrer. Reine Mobilisierungspropaganda, die umgekehrt ebenfalls von etablierten Parteien stattfindet.

Sagt ... ein Nichtwähler, der, wenn er wählen würde, die Biertrinkerpartei wählen würde. Preisfrage also: inwiefern wird durch die Nichtwahl eine etablierte Parteien gestärkt oder die AfD geschädigt?

Ein gebuertiger Hesse

19. September 2022 09:54

Leute, stellt euch mal nicht so an. Habt ihr beim Wählen oder auch Nicht-Wählen eine belastbare Alternative zur Alternative? Einfach das Kreuzchen bei Blau machen und gut ist. 

RMH

19. September 2022 09:55

"Preisfrage also: inwiefern wird durch die Nichtwahl eine etablierte Parteien gestärkt oder die AfD geschädigt?"

@Fredy,

einfach einmal die Worte Einfluss und Nichtwähler googlen - dann mindestens 2-3 der sich zeigenden Artikel dazu lesen.

Ich denke mich auch daran erinnern zu können, dass sowohl B. Kaiser als auch D. Fiß in ihren Wahlanalysen dazu schon Ausführungen gemacht haben.

Niekisch

19. September 2022 12:32

@ Niedersachse, dogon86, Fredy, Ein gebuertiger Hesse, RMH: Ich habe seit 1968 immer gewählt, beim Irak-Krieg und zuletzt bei der BTW die SPD, ansonsten immer eine "Rechts"partei. Die AfD ist mir zu liberal und wirtschaftsfreundlich, ansonsten kopuliert ja Jeder mit Jedem. Die Argumente gegen die Nichtwahl kenne ich, sie ziehen aber nicht mehr, seitdem die Regierung mit dem dem absichtlich herbeizuführenden  Ausnahmezustand spielt, dessen Beherrschen ja nach Carl Schmitt Voraussetzung von innenpolitischer Souveränität ist und den Parteien nur noch den Status eines Systemstützstrumpfes läßt.

Wir sind mittlerweile immer lauter hörbar Kriegspartei gegen Rußland ( und China ) in Vorbereitung des großen Krieges zur Rettung der US- amerikanischen Vorherrschaft.

Im vorparteipolitischen Raum fällt die Entscheidung, ob wir da mitmachen oder Nicht. 

Franz Bettinger

19. September 2022 12:50

Ich verstehe @Fredy sehr gut. Es gab mal eine ziemlich lange Periode, in der ich Nichtwähler war. Zuvor war ich Wähler der Grünen. Dann bekam ich Zweifel und konnte die nicht mehr wählen, hätte aber, wenn's wie in Belgien eine Wahlpflicht gegeben hätte, wohl immer noch Grün als kleinstes Übel gewählt. Das war noch, bevor Grüne zum Krieg gegen Jugoslawien aufriefen. Nichtwählen war damals das Beste, was ich tun konnte. Denn es gab noch keine Alternative.

Simplicius Teutsch

19. September 2022 13:21

„Sagt ... ein Nichtwähler, der, wenn er wählen würde, die Biertrinkerpartei wählen würde.“

@Fredy,

wenn mich meine graue Erinnerung nicht trügt, haben Sie oft schon brauchbare Kommentare auf SiN geliefert, aber gestern Abend um 20:26, nichts für ungut, hatten Sie wohl bereits ein Sonntagsbier zu viel hinter die Binde gekippt. Es sei Ihnen gegönnt.

Bezogen auf die jüngste OB-Wahl in Cottbus sitzen Sie ja tatsächlich im breiten Sessel der Mehrheit: Cottbuser Nichtwähleranteil: 46,7%. - So schauen Sieger aus! Oder doch nicht?

Ich für meine Person möchte jedenfalls immer noch auf demokratischem Weg politische Änderungen herbeiführen. Dazu brauche ich Wahlen und Wähler. Und wenn ich mir das Gespräch oben zwischen Daniel Fiß und dem Vorsitzenden der AfD Cottbus, Jean-Pascal Hohm, anhöre bezüglich der anstehenden Stichwahl, dann betrachte ich Ihren pauschalen, kapitulierenden Aufruf, @ Fredy, zum Nichtwählen als Schlag ins Gesicht dieser wackeren brandenburgischen Kämpfer für Deutschland.

 

Fredy

19. September 2022 15:01

@RMH

Etablierte Parteien: "Nichtwähler stärken extreme Parteien". Afd: "Nichtwähler stärken etablierte Parteien". Ich weiß nicht wer von beiden bei solcher Pauschalaussage Recht hat, man müßte verlässliche Zahlen zur Wahlpräferenz der Nichtwähler haben. Den üblichen Verdächtigen, die das (in manipilativer, politischer Absicht) liefern, traue ich nicht über den Weg.

Für mich jendenfalls gilt: Ich stärke als Nichtwähler weder etablierte Parteien noch Afd, weil meine Präferenz bekannt ist und keinem von Beiden gilt. Meine Aussage ist korrekt.

@Simplicius Teutsch

Vielleicht ist es besser wenn der AfD-Mann nicht Cottbuser Bürgermeister wird. Er würde innerhalb von 4 bis 8 Jahren sinnlos verbrennen. Was will er denn auch tun, welchen Handlungsspielraum hat er? Allein für seine Rente wäre es möglicherweise vorteilhaft; weitere Vorteile sehe ich keine.

Jede Alternative in diesem Wahlsystem dient der Systemstabilisierung. Und viele derer, die (oft klammheimlich) AfD wählen, meinen damit wäre alles - oder zumindest das Wichtigste - getan. Was für ein Trugschluß. Und zur AfD speziell: Diese Partei verbrennt alles: Geld, Personal, Wähler ... und hinterläßt nichts an Struktur. Prügelt auf mich ein.

Mitleser2

19. September 2022 16:11

Man stelle sich vor, die Grünwähler hätten so viele Selbstzweifel und Abwägungen wie die Rechten. Dann wären sie nie so weit gekommen. Warum also nicht einfach das Kreuz bei der "Alternative" machen?

Niekisch

19. September 2022 18:42

"es gab noch keine Alternative".

@ Franz Bettinger: Gibt es denn jetzt eine wirkliche, auch die unbequemsten Fragen ansprechende Alternative? 

"Ich für meine Person möchte jedenfalls immer noch auf demokratischem Weg politische Änderungen herbeiführen. Dazu brauche ich Wahlen und Wähler".

@ Simplicius Teutsch: In der ganz frühen BRD war das angesichts der weltanschaulich differenzierten Parteien partiell noch möglich. Aber jetzt angesichts der weltbrüderlichen Einheitspartei? Will die AfD als angebliche Alternative wirklich noch ein deutsches Deutschland? 

Jan

19. September 2022 20:00

Die Wahl der AfD verhindert bei den Altparteien auf den mittleren und hinteren Listenplätzen so manche Berufspolitikerkarriere. Da ziehen dann einige Leute weniger ins Parlament ein, die mit landesfeindlicher Politik bis zu 10.000 € im Monat verdienen und noch schöne Pensionsansprüche haben. Das betrifft vor allem Merkelisten bei der Union, pseudoliberale Opportunisten bei der FDP und so manche Anti-Deutschen bei SPD und Linkspartei, die den "Kampf gegen rechts" gerne noch weiter aufstocken würden. Allein das sollte für uns alle Motivation genug sein. Wer in der heutigen Situation nicht AfD wählt, schneidet sich nur ins eigene Fleisch. Das heißt nicht, dass es an der AfD nichts zu kritisieren gäbe, aber es ist momentan die beste Wahl. Da wird mittelfristig auch nichts anderes kommen. Einschneidende Veränderungen in der Parteienlandschaft gibt es nur alle 30-40 Jahre.    

Jan

19. September 2022 20:12

@ Fredy

"Vielleicht ist es besser wenn der AfD-Mann nicht Cottbuser Bürgermeister wird."

Das Gegenteil ist besser. Dann gewöhnen sich die Leute daran, dass auch AfD-Politiker Amtsträger sein können. Das bringt Partei voran. Außerdem kann er als Bürgermeister verhindern, dass sich Cottbus zum "sicheren Hafen" erklärt. Für die Grünen war es ein Image-Gewinn, dass Fischer schon 1986 Umweltminister in Hessen wurde. Und Fischer war ein berufsloser Dilettant, der sich nicht die Bohne für Ökologie interessierte. 

Herbstwind

19. September 2022 20:45

@Mitleser2 "Warum also nicht einfach das Kreuz bei der Alternative machen?"

Ja, weil man sich offensichtlich lieber in defätistischen Selbstzweifeln und Abwägungen verliert, anstatt einfach die einzige Partei zu wählen, die Oppositionsarbeit leistet und nicht zum Establishment gehört. Ich bin ehrlich schockiert, was für seltsame Argumente hier für die eigene Wahlverweigerung geliefert werden und habe keinerlei Verständnis für diese Prinzessin-auf-der-Erbse-Attitüde, der nichts gut und fein genug ist, weil immer irgendwas drückt.

Wer auf Perfektion und den garantierten Erfolg wartet, wartet vergeblich. Kein Wunder, dass wir nicht vorwärts kommen.

Fredy

19. September 2022 21:06

@Jan

Ja, die Grünen. Eine Bewegung, die dann auch Partei war, kann und könnte immer auf ewissem Niveau ohne Parteiausprägung existieren. Was ist die AfD außer Partei? Das ist der Punkt. Das rechtskonservative Dilemma ist, dass immer erst das Eigene kommt. Verteidigung des Eigenen. Was auf Volksebene richtig ist, wird erst auf persönlicher, dann auf familiärer, dann auf wahlgesellschaftlicher Ebene ausgelebt. Für die wesentliche Kategorie bleibt nichts übrig. Da ist der Idealismus grüner und überhaupt sonstiger Ideologien stets überlegen.

Simplicius Teutsch

19. September 2022 21:33

„Und zur AfD speziell: Diese Partei verbrennt alles: Geld, Personal, Wähler ... und hinterläßt nichts an Struktur.“

@ Fredy,   das stimmt doch so nicht. Ihr Vorwurf geht fehl. Sie hätten den obigen Satz nicht im Aktiv, sondern im Passiv schreiben sollen. Denn Sie sehen die Wirkung und nicht die Ursache, wenn es z.B. in einem AfD-Landes- oder Kreisverband oder auf AfD-Bundesebene offensichtlich brennt und Streit lodert.

Die AfD und ihre Wähler werden(!) verbrannt und verteufelt als Ketzer der „Demokratie“, als gefährliche Verfassungsfeinde, als Menschenfeinde. Den gigantischen Diffamierungsdruck, die Diskriminierung und die öffentlichen Scheiterhaufen richten systematisch und zielstrebig die Herrschenden (der politisch-mediale Komplex) mit Hilfe der Systemopportunisten auf. Das ist unstreitig täglich erlebbar.

Ergebnis: Da brechen dann oft sogar starke, politisch begabte Naturen, allein gelassen, ausgepowert, in die Ecke getrieben, sicherlich auch individuelle Fehler gemacht habend, psychisch zusammen oder resignieren einfach oder schlagen wie Ertrinkende unkontrolliert um sich. Und leider, ja, manches AfD-Mitglied wirft unter den Augen der Inquisitoren dann auch noch ein eigenes Reisigbündel auf den AfD-Scheiterhaufen.

Mein Respekt und die besten Wünsche gehören grundsätzlich den AfD-Abgeordneten, -Funktionären und Wählern.

Gracchus

19. September 2022 21:49

Also ich habe jahrzehntelang nicht gewählt. Derzeit meine ich, mir diesen "Luxus" nicht mehr leisten zu können. Hat mich einiges an Überwindung gekostet - "aber die Verhältnisse, sie sind nicht so" (Brecht).

Valjean72

20. September 2022 10:45

@Niekisch@ Simplicius Teutsch:

Aber jetzt angesichts der weltbrüderlichen Einheitspartei? Will die AfD als angebliche Alternative wirklich noch ein deutsches Deutschland?

Das bezweifle ich. Eine AFD à la Lucke, Petry, Pretzell, Meuthen & Co. wollte und will das auf keinen Fall. Denn ein "deutsches Deutschland" ist für diese ja geradezu "Pfui" und ganz bestimmt "rechts" und würde bürgerlich-liberale Wähler, brave Migranten (deren enormes Wählerpotential es auszuschöpfen gelte) sowie natürlich auch die CDU und führende Journalisten der staatsnahen Medien verprellen.

 

Die JF titelt heute: "Jetzt ist auch die Migrationskrise wieder voll da"

 

Frage: Was hat die AFD in all den Jahren wirklich konkret für Deutschland erreicht?

 

Die AFD erfüllt die - für das System - notwendige Illusion der Möglichkeit einer echten Opposition. Enttäuschte Wähler der etablierten Parteien können im Wahllokal ihr Mütchen kühlen und im Glauben gehalten werden, es könnte sich über Wahlen (zumal über das Wählen dieser AFD) etwas Grundsätzliches ändern.

 

Ein wenig provokant, ich weiss.

Niekisch

20. September 2022 15:19

"Ein wenig provokant, ich weiss."

@Valjean72: Stimmt aber doch. 

Simplicius Teutsch

20. September 2022 19:24

@ Niekisch, @ Valjean72

„Frage: Was hat die AFD in all den Jahren wirklich konkret für Deutschland erreicht?“

Obwohl Ihre Frage, @ Valjean72, abfällig gemeint ist, wie aus dem Kontext hervorgeht, will ich trotzdem antworten. 

Kurz und pauschal: Die AfD ist ein gemäßigter, patriotischer, demokratischer Versuch, vermutlich der letztmögliche. Sie existiert als Partei noch immer - aber vielleicht nicht mehr lange: Kriminalisierung durch den sog. "Verfassungsschutz"! - und sie hat mit den Stimmen von sechs bzw. fünf Millionen Wählern zweimal den Einzug in den Reichstag geschafft. Das ist für sich schon ein riesiger Erfolg. Ein Fundament. Hinzu kommt die Zustimmung von Millionen Wählern auf Landesebene.

Die AfD leistet auf parlamentarisch-demokratischer Ebene Widerstand gegen die Abschaffung Deutschlands im Rahmen dessen, was gegen eine erdrückende, feindselige Übermacht möglich ist. - Trotz Verteufelung und gesellschaftlicher Exkommunikation sind Deutsche bereit, ihre Reputation preiszugeben, indem sie für die AfD, für Deutschland, in den öffentlichen Ring steigen. Hut ab!

Wenn Sie damit positiv nichts anfangen können, @ Valjean72, dann ist es halt so. Da will ich Sie (und @ Niekisch) dann auch nicht von Ihrer negativen Meinung abbringen. – Machen Sie es bitte besser.

 

Laurenz

20. September 2022 20:28

@Valjean72 & Niekisch

"Ein wenig provokant, ich weiss. Stimmt aber doch."

Sie klammern historische Entwicklungen aus. Die Machtergreifung Adolf Hitlers dauerte in schweren Krisenzeiten 10 Jahre, die der Alt68er 30 Jahre. Die AfD existiert 9 Jahre. Das, was die AfD im wesentlichen geleistet hat, ist, den politischen Diskurs wieder in die Parlamente zu bringen. Vorher handelte es sich nur noch um einen Staatsrat, der alles beklatschte. Es wäre auch für unser Renommee, wie dem der AfD als günstig zu erachten, wenn Sie die parlamentarische Szenerie nicht als irrelevant ausklammern würden.

Niekisch

21. September 2022 10:14

"Sie klammern historische Entwicklungen aus. Die Machtergreifung Adolf Hitlers dauerte in schweren Krisenzeiten 10 Jahre, die der Alt68er 30 Jahre. Die AfD existiert 9 Jahre".

@ Laurenz: Nein, nach Ihrer Definition 14 Jahre statt 10 Jahre, ohne den Kampf auf der Strasse wären die NS garnicht erst an die Macht gekommen. Die Alt-68iger sind bis heute nicht alleinig "an der Macht", sondern in wechselnden Konstellationen m i t  an der Macht. 

Ich habe mich hier nie gegen einen parlametarischen Arm ausgesprochen, allerdings mit höchstens 20 % Ressourcenverbrauch. Wie viel über 5%, das ist letztlich schnuppe. Alle "rechten" Parteien ohne verwurzelten Unterbau und außerparlamentarische Stütze sind bisher gescheitert.

Die Entscheidung fällt im vorpolitischen Raum.

 

Laurenz

21. September 2022 16:45

@Niekisch @L.

Die Entscheidung fällt im vorpolitischen Raum.

Da haben Sie aktuell aber Schwein gehabt. Nur die völlige Unfähigkeit des Buntekabinetts wird dafür sorgen, daß die Entscheidung im vorpolitischen Raum getroffen wird. Ich sehe das ganz anders als es im MS-Artikel betrachtet wird. Die Ampel überlebt kein Jahr mehr. Das liegt mit darin begründet, daß die Ökonomie bei rechten Intellektuellen stiefkindlich behandelt wird, wie sagte die Teilnehmerin Monika mal, unanständig. Der einzige, der ökonomische Daten richtig recherchiert, ist BK, vielleicht auch noch ab & an DF & JS. Aber das war's dann auch schon.