Vollzugszwang

PDF der Druckfassung aus Sezession 105/ Dezember 2021

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Mit­te Okto­ber konn­te man den Ein­druck gewin­nen, daß der Coro­na-­Ma­schi­ne­rie all­mäh­lich die Luft ausging.

Das Mobilisierungs‑, Panik- und Impf­be­reit­schafts­po­ten­ti­al der Bevöl­ke­rung schien erschöpft zu sein. Däne­mark war Anfang Sep­tem­ber voll­stän­dig aus dem Maß­nah­men­ka­rus­sell aus­ge­stie­gen, angeb­lich wegen sei­ner hohen Impf­ra­te von über 80 Pro­zent »der Men­schen ab zwölf Jah­ren« (»Tages­schau«). In Wahr­heit hat­te die däni­sche Impf­of­fen­si­ve im Ver­gleich zum Vor­jahr weder die Fall­zah­len noch die abso­lu­ten Ster­be­zah­len gesenkt.

Anzei­chen von Absetz­be­we­gun­gen konn­te man auch in den Äuße­run­gen diver­ser deut­scher und öster­rei­chi­scher Poli­ti­ker ver­neh­men. Das Hoch­ko­chen der Kor­rup­ti­ons­vor­wür­fe gegen die regie­ren­de ÖVP-Mafia, das zum Rück­tritt von Kanz­ler Kurz führ­te, ver­dräng­te Coro­na schlag­ar­tig aus den Schlag­zei­len. Treue Kurz-Ten­ta­kel wie Finanz­mi­nis­ter Ger­not ­Blü­mel und Ersatz­kanz­ler Alex­an­der Schal­len­berg äußer­ten zu die­sem Zeit­punkt wort­wört­lich, daß »die Pan­de­mie vor­bei« sei.

Der »Boos­ter-Shot« ließ indes nicht lan­ge auf sich war­ten: Mit dem Fort­schrei­ten der all­jähr­li­chen Erkäl­tungs­sai­son häuf­ten sich die alt­be­kann­ten Tata­ren­mel­dun­gen über bers­ten­de Kran­ken­häu­ser und dräu­en­de Inten­siv­bet­ten­knapp­heit. Nun »explo­dier­ten« wie­der »die Zah­len«, und die­ser Hor­ror wur­de der Her­de rund um die Uhr um die Ohren gehauen.

Anfang Novem­ber wur­de der »2G-Ham­mer« (oe24) ver­hängt, ein Regel­werk aus Dis­kri­mi­nie­run­gen, das die ver­blie­be­nen »Unge­impf­ten« unter Druck set­zen soll­te. War bis­lang das »3G«-Prinzip (»geimpft, gene­sen, getes­tet«) die Grund­la­ge für alle Rege­lun­gen, so hat­te die Regie­rung nun beschlos­sen, daß es zu ris­kant sei, Men­schen mit nega­ti­vem PCR- oder Anti­gen­test am sozia­len Leben im »Frei­zeit­be­reich« teil­ha­ben zu las­sen: Fort­an durf­ten nur mehr Geimpf­te und Gene­se­ne Gast­häu­ser, Cafés, Fit­neß­cen­ter, Fri­seur­sa­lons, Kinos, Dis­kos oder Fuß­ball­plät­ze betreten.

Auch Besu­che in Hei­men und Kran­ken­häu­sern waren nur mehr mit »2G« erlaubt. Im Arbeits­be­reich galt »vor­erst« noch die »3G«-Regel, die Unge­impf­te dazu nötigt, stän­dig nega­ti­ve Tests vor­zu­le­gen. Kaum eine Woche spä­ter wur­de »2G« zum »Lock­down für Unge­impf­te« zuge­spitzt. Die­se durf­ten ihre Woh­nung fort­an nur mehr »aus trif­ti­gen Grün­den« ver­las­sen, etwa zum Lebens­mit­tel­kauf; im sel­ben Geschäft »Weih­nachts­ge­schen­ke« zu besor­gen wur­de allen Erns­tes untersagt.

Der Schi­ka­nen- und Bestra­fungs­cha­rak­ter der »Maß­nah­men« lag nun offen zuta­ge. Der unge­wähl­te Schat­ten­kanz­ler ließ die Kat­ze mit ver­blüf­fen­der Offen­heit aus dem Sack. Mit »Impf­ver­wei­ge­rern« habe er »kein Ver­ständ­nis mehr«, berich­te­te der Kurier am 15. Novem­ber. »Es gibt eine Grup­pe von Men­schen, die sich seit fast einem Jahr rela­tiv immun gegen Impf- und Infor­ma­ti­ons­kam­pa­gnen sei­tens der Regie­rung oder auch der Medi­en gezeigt haben«, so Schallenberg.

Es sei »bedau­er­lich«, daß »es offen­bar eine Mischung aus Anreiz und Druck­ku­lis­se brau­che, um die Men­schen zum Imp­fen zu brin­gen«. In der »neu­en Nor­ma­li­tät« soll die »ange­bo­te­ne« Infor­ma­ti­on dem Bür­ger nicht etwa bei sei­ner frei­en Ent­schei­dungs­fin­dung hel­fen, son­dern ent­hält eine Anwei­sung, der er unter Andro­hung von Stra­fe Fol­ge zu leis­ten hat.

Um mög­lichst vie­le Men­schen zur Imp­fung zu bewe­gen, wur­den bis­lang Mit­tel wie Bestechung und Erpres­sung, Hohn und Panik­ma­che, Aus­gren­zung und »Pri­vi­le­gie­rung« ein­ge­setzt. Doch das reich­te immer noch nicht.

Am 19. Novem­ber folg­te die drit­te Zünd­stu­fe: Die Regie­rung ver­kün­de­te einen wei­te­ren »Lock­down für alle« sowie die Ein­füh­rung einer gene­rel­len Impf­pflicht, die ab Febru­ar gül­tig sein soll. Bei Ver­wei­ge­rung dro­hen Geld- und Gefäng­nis­stra­fen, auch für die »dop­pelt Geimpf­ten«, die eine drit­te Imp­fung ablehnen.

Mit die­sem Schritt wur­de Öster­reich zum Epi­zen­trum der Covid-Poli­tik in der west­li­chen Welt. Der Dop­pel­schlag wur­de wohl mit vol­ler Absicht ser­viert, um die Bla­sen der »Geimpf­ten« und »Unge­impf­ten« glei­cher­ma­ßen zu rei­zen und gegen­ein­an­der auf­zu­het­zen. Ent­hem­mung wur­de zur Staatsräson.

Hieß es zu Beginn der Kam­pa­gne, die Impf­stof­fe wür­den uns aus dem Lock­down erlö­sen, so wer­den nun Lock­downs ver­hängt, um uns die Impf­stof­fe auf­zu­zwin­gen. Angst, Frust und Zorn, von oben indu­ziert, brei­te­ten sich aus und erzeug­ten eine wah­re Bürgerkriegsstimmung.

Die­ser Lock­down »muß jetzt das aller­letz­te Mal gewe­sen sein«, titel­te die ­Kro­nen Zei­tung, was allein durch eine gene­rel­le Impf­pflicht zu errei­chen sei. Am 20. Novem­ber mel­de­ten sich im sel­ben Blatt zwei Ver­fas­sungs­recht­ler zu Wort und mal­ten sich genüß­lich aus, wie die Umset­zung einer Impf­pflicht denn aus­se­hen kön­ne: Man kön­ne »die Unwil­li­gen zwangs­wei­se iso­lie­ren«, man müs­se »alle imp­fen, die eine Gefahr dar­stel­len«, auch die Kin­der, »sonst ist das sinn­los«. Das wäre zwar »optisch unschön«, aber nicht »per se unzulässig«.

Sie zitier­ten zustim­mend den Welt­ärz­te­prä­si­dent Frank Ulrich Mont­go­me­ry: »Zucker­brot nützt nichts, jetzt brau­chen Unge­impf­te die Peit­sche.« Der poli­tisch-media­le Kom­plex in Deutsch­land zog rasch nach und begann nun eben­falls die Idee der Impf­pflicht in den öffent­li­chen Dis­kurs einzuspeisen.

Im Zuge des­sen über­schlu­gen sich die Meinungs­artikler der Leit­me­di­en mit Rufen nach Drang­sa­lie­rung und Ernied­ri­gung der klei­nen, tyran­ni­schen Min­der­heit der »Impf­ver­wei­ge­rer«, die an den stei­gen­den »Zah­len« die Schuld tra­ge: »Ver­geßt den Zusam­men­halt!«, »Die Gesell­schaft muß sich spal­ten!«, »Wir wer­den unser Leben nicht von 13 Mil­lio­nen Unge­impf­ten dik­tie­ren las­sen« oder »Novem­ber des Zorns« lau­te­ten die Schlagzeilen.

Man kann die­se Eska­la­ti­ons- und Sün­den­bock­stra­te­gie als Fol­ge des Schei­terns der Impf­kam­pa­gne begrei­fen. Poli­ti­ker und Gesund­heits­be­hör­den haben alle Kar­ten auf die maxi­ma­le, mul­ti­ple Durch­imp­fung der Bevöl­ke­rung als Lösung aller pan­de­mi­schen Pro­ble­me gesetzt. Des­halb müs­sen sie nun ihre Spra­che und Argu­men­ta­ti­on lau­fend dem an allen Ecken und Enden brö­seln­den Nar­ra­tiv anpas­sen. Der dar­aus resul­tie­ren­de, barock wuchern­de Un- und Irr­sinn bie­tet Stoff für end­lo­se Zitatesammlungen.

Schon Anfang Sep­tem­ber äußer­te Chris­ti­an Dros­ten, sein »Ziel« sei, »eine Impf­im­mu­ni­tät« zu haben und »dar­auf auf­sat­telnd will ich dann aber durch­aus mei­ne ers­te All­ge­mein­in­fek­ti­on und die zwei­te und auch die drit­te haben.« Als Ende Okto­ber das Pro­blem­chen auf­trat, den erschöpf­ten Bür­gern die bis­lang unvor­her­ge­se­he­ne Not­wen­dig­keit einer drit­ten Imp­fung zu ver­kau­fen, erklär­te eine Refe­ren­tin des öster­rei­chi­schen Gesund­heits­mi­nis­te­ri­ums: »Die drit­te Dosis der Covid-19-Imp­fung ist ein wich­ti­ger Teil der Grund­im­mu­ni­sie­rung gegen das Coro­na­vi­rus«, unge­ach­tet des­sen, daß die zwei Sti­che für Pfi­zer und Moder­na bis dato als »Voll­im­mu­ni­sie­rung« ver­kauft wurden.

Die­se »Grund­im­mu­ni­sie­rung« nach dem drit­ten Stich wur­de von Gesund­heits­mi­nis­ter Wolf­gang Mück­stein (Die Grü­nen) am 3. Novem­ber zur »Teil­imp­fung« her­ab­ge­stuft, auf die »mut­maß­lich« auch ein »vier­ter Stich« oder auch eine »fünf­te Dosis« fol­gen wer­de. Damit wäre die Bahn frei für prak­tisch unend­li­che »Auf­fri­schungs­imp­fun­gen«.

Beschrän­ken wir uns auf Deutsch­land und Öster­reich, so waren Ende Novem­ber nur gerin­ge Ver­bes­se­run­gen der Gesamt­la­ge gegen­über dem Vor­jahr fest­zu­stel­len, wenn man Hos­pi­ta­li­sie­run­gen, Todes­fäl­le oder Infek­ti­ons­sterb­lich­keit betrach­tet (ourworldindata.org).

Im Bereich der Inzi­denz­wer­te und »bestä­tig­ten Fäl­le« zeig­ten sich sogar deut­li­che Ver­schlech­te­run­gen, trotz rela­tiv hoher Impf­ra­ten: Am 20. Novem­ber 2021 waren 68 Pro­zent der deut­schen Bevöl­ke­rung »voll­stän­dig geimpft«, in der Alters­grup­pe 18 bis 59 Jah­re waren es 74,7 Pro­zent, bei den über Sech­zig­jäh­ri­gen 85,8 Pro­zent (statista.de). In Öster­reich hat­ten am 20. Novem­ber laut Dash­board des Gesund­heits­mi­nis­te­ri­ums 65,9 Pro­zent der Gesamt­be­völ­ke­rung ein »akti­ves Impf­zer­ti­fi­kat«. In den Alters­grup­pen ab 65 Jah­ren waren min­des­tens 86 Pro­zent geimpft.

Die Kur­ven­ver­läu­fe bei­der Län­der bie­ten ein sehr ähn­li­ches Bild. In Deutsch­land war der sie­ben­tä­gi­ge glei­ten­de Durch­schnitt der »bestä­tig­ten Fäl­le« am 20. Novem­ber fast drei­mal so hoch wie zum glei­chen Zeit­punkt im Vor­jahr und etwa dop­pelt so hoch wie der bis­he­ri­ge Gip­fel­punkt am 23. Dezem­ber 2020. Die Falls­terb­lich­keits­ra­te (sie­ben­tä­gi­ger Durch­schnitt) war aller­dings von 1,23 Pro­zent auf 0,6 Pro­zent gesun­ken, und auch die Zahl der Inten­siv­pa­ti­en­ten war am 13. Novem­ber 2021 etwas gerin­ger (2925) als am 13. Novem­ber im Vor­jahr (3289).

Die­ses Mus­ter zeigt sich auch in ande­ren Län­dern und wird immer wie­der als Argu­ment für die Wirk­sam­keit der Impf­stof­fe benutzt. Wenn die Inzi­den­zen nicht als Beweis tau­gen, ver­weist man auf die »bes­se­ren Ver­läu­fe«. Als Gibral­tar mit einer Impf­quo­te von 100 Pro­zent erneu­te Ein­schrän­kun­gen ankün­dig­te, schrieb der Spie­gel (20. Novem­ber): »Soge­nann­te Quer­den­ker sehen das als Beweis ihrer The­sen. Dabei ist genau das Gegen­teil der Fall.« Die bri­ti­sche Kolo­nie habe am 19. Novem­ber »668 akti­ve Covid-Fäl­le« ver­zeich­net, »halb so vie­le wie zuletzt im Janu­ar, als die Pan­de­mie in Gibral­tar ihren bis­he­ri­gen Höhe­punkt erreicht hat­te«, man ver­schwieg aber, daß das fast sechs­mal so vie­le Fäl­le waren wie am 19. Novem­ber vor einem Jahr (worldometer.info).

Die Imp­fung sei trotz­dem erfolg­reich, so der Spie­gel, was sich dar­an zei­ge, daß in Gibral­tar seit Okto­ber nie­mand an Covid gestor­ben ist. Geht man nun wie­der ein Jahr zurück, so zeig­te sich am 20. Novem­ber 2020 der­sel­be sie­ben­tä­gi­ge Durch­schnitt an Todes­fäl­len wie ein Jahr spä­ter, näm­lich null. Der Unter­schied zum Vor­jahr, als noch nie­mand geimpft war, ist also nicht beson­ders groß, und die Win­ter­sai­son steht der Halb­in­sel noch bevor.

Groß­bri­tan­ni­en (Impf­quo­te der über Zwölf­jäh­ri­gen etwa 80 Pro­zent, Gesamt­quo­te 68,7 Pro­zent) hat­te am 20. Novem­ber 2021 eine bei­na­he dop­pelt so hohe Zahl von »Fäl­len« wie im Vor­jahr, aller­dings drei­mal weni­ger Todes­fäl­le im sie­ben­tä­gi­gen glei­ten­den Durch­schnitt. Die Zahl der Inten­siv­pa­ti­en­ten war etwa um ein Drit­tel geringer.

Der Bericht der staat­li­chen UK Health Secu­ri­ty Agen­cy (UKHSA) über den Zeit­raum vom 18. Okto­ber bis 8. Novem­ber zeigt, daß es sich hier­bei kei­nes­wegs um eine »Pan­de­mie der Unge­impf­ten« han­delt, wie ein poli­ti­scher Slo­gan glau­ben machen will: In sämt­li­chen Alters­grup­pen ab 30 Jah­ren war der Anteil der Geimpf­ten an den »Fäl­len« signi­fi­kant höher als jener der Unge­impf­ten, bei man­chen sogar um das Dop­pel­te. Die über­wie­gen­de Mehr­heit der Covid-Todes­fäl­le waren Geimpf­te, und hier ist wie­der­um, nicht anders als im Vor­jahr, die Alters­grup­pe ab 80 Jah­ren am stärks­ten vertreten.

Das ist ein kurio­ses Phä­no­men, das sich offen­bar sta­tis­tisch nicht aus­bü­geln läßt. Erin­nern wir uns an die­ser Stel­le an die Advents­stim­mung, die Medi­en und Poli­tik im Dezem­ber 2020 mit Rück­griff auf reli­giö­se Sym­bo­lik ver­brei­te­ten: Die in wun­der­sa­mer Rekord­schnel­le pro­du­zier­ten Impf­stof­fe, die unter radi­ka­ler Abkür­zung der übli­chen Pro­to­kol­le zuge­las­sen wur­den, waren die »Game-Chan­ger« (Sebas­ti­an Kurz), die uns aus der Drang­sal der Lock­downs erlö­sen sollten.

Dabei war von Anfang an eine Stra­te­gie vor­ge­se­hen, die weit über den selek­ti­ven Schutz von »Risi­ko­grup­pen« hin­aus­ging. Man ziel­te auf eine künst­lich erzeug­te »Her­den­im­mu­ni­tät« durch Mas­sen­imp­fun­gen, wobei der von der Impf­al­li­anz Gavi bereits im März 2020 genann­te Schwel­len­wert von 60 Pro­zent der Bevöl­ke­rung im Lau­fe der Zeit ste­tig gestei­gert wur­de. Dabei ging man von einer inzwi­schen wider­leg­ten hohen Infek­ti­ons­sterb­lich­keit aus, die es ver­bie­te, Her­den­im­mu­ni­tät durch »Durch­seu­chung« zu erreichen.

Lock­downs soll­ten eine Art exter­nes Immun­sys­tem kon­stru­ie­ren, das bis zum Ein­tref­fen von Impf­stof­fen auf­recht­erhal­ten wer­den muß­te. Die »Her­den­im­mu­ni­tät« dien­te als Vor­wand, auch Kin­der und Jugend­li­che, die von Covid-19 kaum gefähr­det sind, in die Rech­nung ein­zu­be­zie­hen: Die­se Alters­grup­pen wur­den zur sta­tis­ti­schen Ver­fü­gungs­mas­se redu­ziert, die mobi­li­siert wer­den muß, um eine arbi­trä­re Quo­te zu erreichen.

Wäh­rend die glo­ba­le Impf­kam­pa­gne uner­bitt­lich vor­an­ge­trie­ben wird, igno­rie­ren Medi­en, Poli­ti­ker und Gesund­heits­be­hör­den ­beharr­lich die bei­spiel­lo­se Häu­fung von gemel­de­ten Impf­ne­ben­wir­kun­gen, wie man sie etwa beim Paul-Ehr­lich-Insti­tut (Deutsch­land), der US-Mel­de­stel­le ­VAERS (USA) oder dem Infor­ma­ti­ons­netz­werk Eudra­Vi­gi­lan­ce (Euro­päi­sche Uni­on) der Euro­päi­schen Arz­nei­mit­tel­agen­tur (EMA) ein­se­hen kann.

Mit Stand vom 12. bzw. 20. Novem­ber erge­ben die letz­te­ren bei­den (sie­he openvaers.com und impfnebenwirkungen.net) für Euro­pa und die Ver­ei­nig­ten Staa­ten zusam­men­ge­rech­net fol­gen­des Bild: Über 2,9 Mil­lio­nen Mel­dun­gen, dar­un­ter 36 674 Todes­fäl­le, 197 008 Hos­pi­ta­li­sie­run­gen, 81 652 per­ma­nen­te Behin­de­run­gen, 45 847 lebens­be­droh­li­che Nebenwirkungen.

Zu den häu­figs­ten Neben­ef­fek­ten zäh­len Throm­bo­sen, Lun­gen­em­bo­lien, Gür­tel­ro­sen, Herz­mus­kel- und Herz­beu­tel­ent­zün­dun­gen, Herz­in­fark­te, aku­te all­er­gi­sche Reak­tio­nen, Fazia­li­s­pa­re­sen; bei VAERS wur­den außer­dem bis­lang 2996 Fehl­ge­bur­ten gemel­det. Das sind im Ver­gleich zu den Zah­len der Vor­jah­re dra­ma­ti­sche Anstie­ge, die es in die­sem Aus­maß nie zuvor gege­ben hat.

In Deutsch­land mel­de­te das Paul-Ehr­lich-Insti­tut bis Anfang Novem­ber 2021 über 1800 Todes­fäl­le im Zusam­men­hang mit den Coro­na-Impf­stof­fen, dar­un­ter fünf Min­der­jäh­ri­ge. Das sind 54mal mehr Todes­fall­mel­dun­gen als bei allen ande­ren Imp­fun­gen seit dem Jahr 2000 zusam­men. Dabei gehen etli­che Ärz­te von einer »erheb­li­chen Unte­r­er­fas­sung von Impf­kom­pli­ka­tio­nen inklu­si­ve Todes­fol­ge« (Ber­li­ner Zei­tung, 21. Sep­tem­ber 2021) aus. An einer Klä­rung die­ser »Ver­dachts­fäl­le« scheint sei­tens der Gesund­heits­be­hör­den nicht das gerings­te Inter­es­se zu bestehen. Sie behar­ren wei­ter­hin auf dem Dog­ma, daß die Impf­stof­fe »sicher und effek­tiv« seien.

In Wahr­heit trifft das genaue Gegen­teil zu. Die Impf­stof­fe sind gefähr­lich und haben nur eine beschränk­te und rasch ver­fal­len­de Wir­kung; dar­über hin­aus gibt es Anzei­chen, daß sie die Evo­lu­ti­on aggres­si­ve­rer, impf­stoff­re­sis­ten­ter »Vari­an­ten« begüns­ti­gen und die Immun­ant­wort gegen ande­re Viren redu­zie­ren. Die Covid-Impf­stof­fe kön­nen allen­falls als Mit­tel zum Eigen­schutz gerecht­fer­tigt wer­den. Sie schüt­zen nicht vor der Infek­ti­on, son­dern allen­falls vor »schwe­ren Verläufen«.

Da das Covid-Risi­ko stark stra­ti­fi­ziert ist, kann man auf kol­lek­ti­ver Ebe­ne allen­falls für eine geziel­te Imp­fung der Risi­ko­grup­pen plä­die­ren. Was die Impf­stof­fe nicht leis­ten kön­nen, ist »Her­den­im­mu­ni­tät« erzeu­gen, Inzi­den­zen her­un­ter­drü­cken, oder Coro­na gar »aus­rot­ten«. Der »Alp­traum« Coro­na (Kanz­ler Schal­len­berg) kann nicht durch Mas­sen­imp­fun­gen been­det wer­den. Viel­mehr ist der Wahn, jedes greif­ba­re Lebe­we­sen auf die­sem Pla­ne­ten dop­pelt- und drei­fach mit neu­ar­ti­gen, gen­ba­sier­ten Stof­fen imp­fen zu wol­len, Teil des Alp­traums selbst, der im wesent­li­chen ein poli­tisch-media­les Kon­strukt ist, das sich zum glo­ba­len ideo­lo­gi­schen Gefäng­nis geschlos­sen hat.

Nüch­tern betrach­tet, ist Covid-19 eine längst ende­mi­sche Krank­heit, die für die meis­ten Men­schen nicht gefähr­li­cher als eine Grip­pe ist und die sich ohne das täg­li­che Pro­pa­gan­da­ge­döns im öffent­li­chen Leben nur mar­gi­nal bemerk­bar machen wür­de. Das »Coro­na« der Poli­ti­ker, Medi­en, Gesund­heits­be­hör­den, Phar­ma­kon­zer­ne, NGOs und Glo­ba­lis­ten hin­ge­gen ist ein all­ge­gen­wär­ti­ger Dämon, der per­ma­nen­te, inten­si­ve tech­no­kra­ti­sche Ein­grif­fe gebie­tet. Die­ser Opti­mie­rungs­ap­pa­rat ist zum Selbst­läu­fer unter Voll­zugs­zwang gewor­den, der mit uner­sätt­li­cher Gier Besitz von der gesam­ten Welt ergreift.

Um vom Schei­tern der Impf­of­fen­si­ve abzu­len­ken, wer­den dicke Schich­ten aus Lügen und Des­in­for­ma­ti­on auf­ge­tra­gen. Die Regie­ren­den ver­su­chen den Ein­druck zu ver­mit­teln, daß ledig­lich die Unge­impf­ten von Coro­na gefres­sen wer­den, und dies mit grö­ße­rem Appe­tit als je zuvor. Unge­impf­te, die an Covid erkran­ken, wer­den inzwi­schen gera­de­zu als Ver­bre­cher betrach­tet, als »gefähr­li­che Sozi­al­schäd­lin­ge« (Rai­ner Stin­ner, FDP), die ande­ren Pati­en­ten die lebens­not­wen­di­gen Bet­ten weg­neh­men und denen man des­halb »die Behand­lung nicht mehr garan­tie­ren« kön­ne (Bodo Rame­low, Die Linke).

Die­ser Ton­fall ver­schärft sich täg­lich zur »Kaker­la­ken­spra­che«, gesät­tigt mit Meta­phern des Ersti­ckens, Wür­gens und Fol­terns und fin­det sei­nen Höhe­punkt in der Andro­hung des gesetz­li­chen Impf­zwan­ges. In einer bizar­ren Täter-Opfer-Umkehr sprach Frank Ulrich Mont­go­me­ry in einer Talk­show von einer »Tyran­nei der Unge­impf­ten«, um die Tyran­nei der Regie­rung gegen die Unge­impf­ten (und am Ende auch gegen die betro­ge­nen Geimpf­ten) zu rechtfertigen.

Gleich­zei­tig geben die Behör­den offen zu, daß sich auch Geimpf­te mit Coro­na anste­cken, dar­an erkran­ken und ande­re infi­zie­ren kön­nen. Der Behaup­tung, Unge­impf­te sei­en Pan­de­mietrei­ber und ‑ver­län­ge­rer, wider­spre­chen die sich häu­fen­den Berich­te über »Impf­durch­brü­che«, dar­un­ter etli­che »Pro­mi­nen­te«, die trotz dop­pel­ter Imp­fung erkran­ken, eben­so wie die stei­gen­den Zah­len von dop­pelt Geimpf­ten in Spi­tä­lern und Inten­siv­sta­tio­nen, die Gegen­stand eines mas­si­ven Infor­ma­ti­ons­krie­ges sind.

Schon im Sep­tem­ber warn­te der Viro­lo­ge Alex­an­der Kekulé vor einer »unsicht­ba­ren Wel­le der Geimpf­ten«. Am 30. Sep­tem­ber erschien eine an der Har­vard-Uni­ver­si­tät erstell­te Stu­die mit dem Titel Der Anstieg von ­COVID-19 steht in 68 Län­dern und 2947 Bezir­ken der Ver­ei­nig­ten Staa­ten in keinem Zusam­men­hang mit der Impf­quo­te. Am 20. Novem­ber publi­zier­te die renom­mier­te Fach­zeit­schrift The Lan­cet einen Arti­kel, der die »Stig­ma­ti­sie­rung der Unge­impf­ten« als »nicht gerecht­fer­tigt« kritisierte.

Am 10. Novem­ber ver­warf Chris­ti­an Dros­ten in einem Inter­view mit der Zeit das Nar­ra­tiv »Pan­de­mie der Unge­impf­ten«, wahr­schein­lich, weil sich damit die Not­wen­dig­keit der Dritt­imp­fung nicht begrün­den läßt. Der Fall Isra­el hat dar­über hin­aus gezeigt, daß die »Pri­vi­le­gi­en« der Geimpf­ten ein rasches Ablauf­da­tum haben. Wer den Preis der Imp­fung zahlt, um sei­ne Frei­heit »wie­der­zu­be­kom­men«, zeich­net ein Dau­er­abon­ne­ment, das er nicht mehr kün­di­gen kann. Der Impf­sta­tus ist wider­ruf­lich und hängt von theo­re­tisch end­lo­sen »Updates« ab.

Für die Phar­ma­in­dus­trie bedeu­tet das eine Dauer­profitquelle kos­mi­schen Aus­ma­ßes, wäh­rend der Staat eine umfas­sen­de Kon­trol­le über die Kör­per und die Köp­fe sei­ner Bür­ger bekä­me, als wären sie Com­pu­ter-Betriebs­sys­te­me. Dar­in lie­gen außer­or­dent­li­che Gefah­ren, denn es gibt kei­ne Garan­tie und kei­ner­lei Anzei­chen, daß die »Pan­de­mie« jemals als been­det erklärt wer­den wird. Auch pan­de­mi­sche »Nach­fol­ger«, ob real oder vir­tu­ell, und Erwei­te­run­gen (etwa zu »Kli­ma­päs­sen«) sind denkbar.

Und hier fin­det sich, neben der Flucht nach vor­ne, um Nar­ra­tiv und Gesicht wah­ren, womög­lich der zwei­te und eigent­li­che Grund für die Poli­tik der Eska­la­ti­on: Die Virus­be­kämp­fung ist nur ein Vor­wand, um eine Art »Revo­lu­ti­on von oben« zu ermög­li­chen, die den libe­ra­len Rechts­staat end­gül­tig aus der Geschich­te fegen soll. Mit der Umset­zung der Impf­pflicht wäre die tota­li­tä­re Fal­le unwi­der­ruf­lich zugeschnappt.

 

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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