Seit einigen Jahren schon arbeitet er an nichts Geringerem als einer geistig-politischen Wiedergründung Europas unter dem Stichwort “Hesperialismus”, also eines gesamtabendländischen Patriotismus. Er soll die künftige Zusammenarbeit der europäischen Nationen auf eine Grundlage stellen, die besser sein würde als diejenige, die sie derzeit die Europäischen Union bietet.
Engels hat unter anderem einen Sammelband unter dem Titel Europa Aeterna herausgegeben, mit teils namhaften Autoren, die ebenfalls in diese Richtung denken.
Zugleich ist David Engels am polnischen “Instytut Zachodni” beschäftigt, dem Westinstitut in Posen also. Damit tritt er in historisch brisante Fußstapfen. An der Posenser Universität wurde vor 1939 an der Begründung weitreichender polnischer Gebietsansprüche gegenüber Deutschland gearbeit. Radikale Visionen für ein “Polen an Oder und Ostsee” stammten aus diesem Umfeld.
Nach 1945 setzte man diese Arbeit eben in Posen im nun formal gegründeten Institut fort, die nun unter anderem darin bestand, die tatsächlich unter polnische Kontrolle gefallenen deutschen Länder wie Schlesien oder Pommern dem breiten Publikum als sogenannte “Wiedergewonnene Gebiete” erscheinen zu lassen. Bei aller innerpolnischen Vorkriegshetze war dies in der polnischen Bevölkerung keineswegs eine selbstverständliche Ansicht, zumal die Erfahrung der “Neusiedler” im täglichen Leben in offensichtlich deutschen Städten wie Stettin oder Breslau ihr geradezu Hohn sprach.
Heutzutage gelten die deutschen Ostgebiete als fest eingebucht in den polnischen Staatsverband, materiell wie ideell. Am Westinstitut arbeitet man folgerichtig an weitergehenden Projekten und macht ganz andere, neue Rechnungen auf. Im Herbst 2021 fand dort beispielsweise eine Tagung statt, die sich mit polnischen Reparationsforderungen gegenüber der Bundesrepublik Deutschland befaßte.
Zu Wort kam unter anderem der deutsche Arzt und Historiker Karl Heinz Roth, seines Zeichens ein Alt68er (Jg. 42) von echt extremistischem Schrot und Korn, mit Verbindungen in den damaligen Linksterrorismus und in diesem Zusammenhang auch einmal wegen Polizistenmordes angeklagt.
Seit einigen Jahren tritt Roth in Zusammenarbeit mit Organisationen wie der Rosa-Luxemburg-Stiftung als “Experte” für Besatzungspolitik auf. Zusammen mit dem Politikwissenschaftler Hartmut Rübner hat er auch ein Buch über die angeblich noch ausstehenden deutschen Reparationszahlungen an Griechenland und eben Polen verfaßt.
Dies traf selbst in dem an sich wohlwollend linksgestrickten Rezensionsportal H‑Soz-Kult auf Zurückhaltung und Kritik. Dort fielen Stichworte wie “tendenziöse Interpretation” von Quellen und es gab Irritationen wegen Roths Forderung, die “großen Siegermächte” und die “jüdische Welt der westlichen Hemisphäre […] sollten in die zweite Reihe treten, weil sie an der Prosperität der Nachkriegsjahre teilhatten”.
Das klang nach freier Fahrt für einen späten Beutezug der kleinen Siegermächte, an den Regelungen der großen Sieger vorbei – jenen Regelungen eben, laut denen die Reparationsfragen rechtlich eindeutig abgeschlossen sind. In polnischen Regierungskreisen fühlen sich deshalb viele um den Zins und Zinseszins deutscher Wiedergutmachungsleistungen gebracht, wie sie in den letzten Jahrzehnten an die jüdische Opferseite gingen.
Tatsächlich aber stammt die Zahl von 1,3 Billionen Euro als neuerdings erhobene polnische Forderung offenbar von Roth persönlich. Zuvor von polnischer Regierungsseite genannte Zahlen klangen bereits abenteuerlich genug, lagen aber doch noch deutlich unter einer Billion. Eine besondere materielle Begründung gibt es weder für das eine noch das andere.
Den Bericht über Roths eben erwähnten Auftritt am Westinstitut schrieb David Engels persönlich. Ein Wort kritischer Distanz fand sich darin nicht. In einem Beitrag in der “Epoch Times” machte er sich darüber hinaus vor einigen Wochen daran, die inzwischen von der polnischen Regierung tatsächlich offiziell erhobene Reparationsforderung in vollem Umfang zu verteidigen.
Die polnischen Reparationsforderungen an sich seien “legitim”, weil an der deutschen “Schuld” kein Zweifel bestehe. Ihre Höhe sei laut Engels gar “moderat”, weil angeblich gerade einmal 64 Prozent der deutschen Steuerinnahmen eines Jahres umfassend. Überhaupt habe Deutschland 1870 schließlich auch von Frankreich Schadenersatz gefordert. Zudem habe Berlin doch gerade erst eine Milliarde Wiedergutmachung an Namibia überwiesen.
Außerdem sei die Politik von Angela Merkel und Olaf Scholz dafür verantwortlich, daß die Warschauer “Geduld” vorbei sei. Letzten Endes gehe es doch sowieso hauptsächlich um Warschauer Innenpolitik und die polnischen Wahlen von 2023.
Dieses Sammelsurium an mehr oder weniger fadenscheinigen Argumenten führte nicht gerade die Sprache des europäischen Visionärs. Es klang wie die Verteidigung einer extremen Marktschreierei, mit der eine nationale Öffentlichkeit aufgebracht werden soll. Diese Tonlage hat in Europa im Zweifelsfall nie zur Zusammenarbeit, sondern tendenziell eher in den Konflikt geführt.
Das politische Berlin wird weiter schweigen und Wege finden, hinter den Kulissen zu zahlen. Öffentlich wird nicht reagiert werden, schon gar nicht mit einem Verweis auf die offenen Fragen der Vertreibungsschäden und Verbrechen an Deutschen.
Diese Fragen werden ungestellt bleiben, und die geradezu europäische Lebenslüge, in der Weltkriegsära müsse nur deutsche Verantwortung verhandelt werden, wird als Basis von allem erhalten bleiben.
Laurenz
Weder Bärbock noch Scholz stimmten den polnischen Forderungen zu, sondern lehnten sie öffentlich ab, Bärbock sicher nicht wissend, warum.
Wie immer kommen die Forderungen Polens zur Unzeit & sind daher dämlich. Polnische Außenpolitik war, bis auf wenige Ausnahmen, wie zB EU-Beiträge, schon immer strunz dämlich.
In dem Augenblick, in dem Polen Rußland das Recht abspricht, Truppen in russische belebte Gebiete zu schicken, stellt Polen Reparationsforderungen an Buntland.
Bin durchaus dafür mit Polen Verhandlungen aufzunehmen. 1,3 Bio. Euro Reparationen gegen Rückgabe der illegal okkupierten Gebiete ohne Korridor, Pacht für 70 Jahre, Entschädigungen für Enteignungen, Massenmorde, Mißhandlungen, Vertreibungen, wie Kriegshandlungen ab 1926, bzw. 1922 - 1939. Das ist besser als jeder vergangene Krieg.