Was nottut, ist simpel: Mut

Wer sich heute als „rechts“ entpuppt, hat fast immer einen schweren Stand. Dabei spielt zweierlei kaum eine Rolle:

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Zum einen ist es aufs Gan­ze gese­hen egal, ob es sich um ein (selbst­be­wuß­tes) Outing han­delt oder um ein (pein­li­ches) Geoutet-wer­den. In bei­den Fäl­len ste­hen im fol­gen­den unter­schied­li­che Hin­der­nis­se an: Der mit dem Out­co­ming muß sich recht­fer­ti­gen und erklä­ren; der unwil­lent­lich Geoute­te wird zusätz­lich dazu nei­gen, sich zu ent­schul­di­gen und den Tatbestand/Verdacht zu relativieren.

Dies alles ist frag­los völ­lig ätzend; und zwar so oder so. Es han­delt sich dabei ja nicht um büro­kra­ti­sche Vor­gän­ge, die man halt seuf­zend erle­di­gen muß wie einen Wech­sel des Strom­be­trei­bers oder einen Kir­chen­aus­tritt. Denn es steht bei „Rechts­ver­dacht“ immer die gan­ze Per­son zur Debat­te. Oft sogar die Fami­lie, wenn die sich nicht distan­ziert. Und wenn die sich distan­ziert: dann erst recht wehe…

Es hängt unter Umstän­den ein gan­zer Hau­fen dran: der Betrieb, der Ver­ein, die Nach­bar­schaft. Wenn die kein Unbe­ha­gen äußern, ergeht an sie die Gret­chen­fra­ge: „Sie haben also einen Rech­ten in ihren Rei­hen“, mit Bit­te um Stellungnahme.

Das ist also das eine. Was eben­so irrele­vant ist: Ob die als rechts Mar­kier­te sich über­haupt mit die­ser Wind­rich­tung iden­ti­fi­zie­ren oder wenigs­tens anfreun­den kann.

Viel­leicht sah sie sich selbst gar nie als „rechts“ – sie war nur gegen die Coro­na-Maß­nah­men. Oder gegen eine arg libe­ra­le Abtrei­bungs­pra­xis. Viel­leicht war sie nur gegen Gen­der­spra­che, gegen obli­ga­to­ri­sche Ganz­tags­be­schu­lung oder für die Öff­nung von Nord­stream 2? Egal: Jetzt sit­zen sie halt alle mit im Boot, die “irgend­wie als rechts” ent­larv­ten. Oft (wenn nicht: meist) ungewollt!

Eine Vera Lengs­feld mit einem Götz Kubit­schek, Mar­tin Sell­ner mit Moni­ka Maron, Nor­bert Bolz mit Mar­tin Licht­mesz, Susan­ne Dagen mit Björn Höcke, Die­ter Stein mit Phil­ip Stein, Micha­el Klo­novs­ky mit Frank Franz, Alex­an­der Wal­l­asch mit mir.

Vie­le sträu­ben sich. Sie wol­len nicht ver­wech­selt wer­den, weil sie (aus ihrer jeweils fein­zi­se­lier­ten Sicht) doch vor­geb­lich ganz unter­schied­li­che Agen­den bespie­len. Sie weh­ren sich gegen die­se Einschätzung.

Das Spiel des Her­aus­re­dens ist so uralt wie beliebt. Wir erin­nern uns, daß der damals – vor 15 Jah­ren – noch zwie­späl­ti­ge Micha­el Klo­novs­ky ein Büch­lein ver­öf­fent­licht hat­te mit dem skru­pu­lö­sen Titel Jede Sei­te ist die Fal­sche.

Ja, wir ver­ste­hen den Impuls. Sich auf die eine Sei­te zu schla­gen, zumal auf die „rech­te“, mag grund­sätz­lich etwas von Bekennt­nis, von man­geln­der Dif­fe­renz, es hat etwas von Paro­le, “ein­fa­chen Lösun­gen” und Grob­heit. Auch, wenn eben genau dies anhand der exis­tie­ren­den intel­lek­tu­el­len Rech­ten (nur um die geht´s hier) objek­tiv nicht nach­zu­wei­sen ist.

Man muß ja immer dif­fe­ren­zie­ren. Kaum jemand ist „ganz rechts“.  Som­mer­feld und Licht­mesz hat­ten das links-rechts-Dilem­ma in ihrem Buch Mit Lin­ken leben von A‑Z durchexerziert.

Wir, Antai­os, hat­ten in den ver­gan­ge­nen Jah­ren zwei Pro­jek­te zum The­ma „Drang­sa­lie­rung“, „Rech­te als Opfer“ in Arbeit. Wir haben aller­dings kei­nen der bei­den Sam­mel­bän­de ver­öf­fent­licht, und zwar zum einen, um die Denun­zia­ti­ons­op­fer zu schützen.

Zwei­tens: Anony­mi­sier­te Berich­te („Fat­ma trägt eigent­lich einen ande­ren Namen“; ZEIT, Süd­deut­sche et al.) zie­hen nur im Main­stream. Bei Rech­ten steht gleich der Ver­dacht im Raum, es wür­den aus­ge­dach­te Stroh­män­ner beschrie­ben. Und drit­tens, weil der Ver­dacht nahe läge, daß hier jemand jam­me­re, der doch „ganz bewußt den Kon­sens ver­las­sen“ habe. Ein belieb­tes Motiv der Ankläger!

Unse­re Autorin Britt­a­ny Pet­ti­bo­ne hat zwei Bücher bei Antai­os ver­öf­fent­licht, zuletzt den packen­den Bericht An vor­ders­ter Front über ihren poli­ti­schen Kampf, den sie letzt­lich an die Sei­te Mar­tin Sell­ners führ­te. Ihr Jung, weib­lich, rechts (2019) ist bereits ver­grif­fen. Jeden­falls: Britt­a­ny und ich haben eine Gemein­sam­keit: Wir sam­meln seit Jah­ren (in mei­nem Fall: seit Jahr­zehn­ten) Apho­ris­men gro­ßer Den­ker. Weil sie ein Anhalt sind, eine Fund­gru­be, ein spruch­ge­wor­de­ner Segen.

Dar­um möch­te ich hier die­je­ni­gen unter uns (ich den­ke spe­zi­ell an X und Y, über­aus klu­ge Köp­fe) erin­nern, die sich zurückzogen:

Das Rech­te erken­nen und nicht tun, ist Man­gel an Mut. (Kon­fu­zi­us)

An die­je­ni­gen, die etli­che Gesprä­che mit Kubit­schek „in der Sicher­heit des Schwei­gens“ geführt haben, möch­te ich mit Mark Twa­in appellieren:

Mut ist Wider­stand gegen die Angst, Sieg gegen die Angst, aber nicht Abwe­sen­heit von Angst.

Den­je­ni­gen, die vor­presch­ten und nun zurück­ru­dern müs­sen, möch­te ich den alten Mat­thi­as Clau­di­us mitgeben:

Greif nicht leicht in ein Wespennest.
Doch wenn du greifst, so ste­he fest.

Und einen ganz spe­zi­el­len Berufs­po­li­ti­ker, der seit sei­nem Berufs­po­li­ti­ker­da­sein damit hadert, aber davon nicht las­sen kann und immer neue Grün­de fin­det, war­um es wich­tig ist, daß er jetzt die­sen und mor­gen jenen Kom­pro­miß mit­trägt, damit die „Mehr­hei­ten stim­men“, will ich an Hein­rich Hei­ne erinnern:

Fürs­ten hadern, Völ­ker streiten
Jeder will die Macht erbeuten;
Herr­schaft ist das höchs­te Gut,
Höchs­te Tugend ist der Mut.

Goe­the hin­ge­gen täte ich widersprechen.

Mut und Beschei­den­heit sind die unzwei­deu­tigs­ten Tugen­den; denn sie sind von der Art, daß Heu­che­lei sie nicht nach­ah­men kann.

Das stimmt defi­ni­tiv nicht. Es ist so leicht, Beschei­den­heit vor­zu­täu­schen! Nur für den Mut trifft es zu.

Ich hof­fe, daß die bei­den ange­spro­che­nen Bän­de irgend­wann den Weg den Weg in den Druck fin­den. Es geht hier um Fäl­le, die nie öffent­lich bespro­chen oder skan­da­li­siert wur­den: um Leu­te, denen von der Miet­ge­mein­schaft die „Höl­le heiß gemacht“ wur­de, nach­dem her­aus­ge­fun­den wur­de, daß sie die JF abon­nie­ren: um Kün­di­gun­gen, die aus­ge­spro­chen wur­den, weil jemand als Hel­fer am Wahl­stand „ent­tarnt“ wur­de; um Kon­takt­schuld mit hef­ti­gen Aus­wir­kun­gen; um Schul­ta­del, weil eine sich wei­ger­te, bei einer bestimm­te Akti­on mit­zu­wir­ken; sogar um Block­wart­sze­nen auf dem Kinderspielplatz.

Es braucht heu­te oft gar nicht viel, um mutig zu sein. Das Stöck­chen, über das es heu­te zu sprin­gen gilt, hängt recht nied­rig. Rei­ßen wir es! Wie sag­te der Pfar­rer ges­tern in sei­ner Pre­digt: Oft geht die Rech­nung erst im Him­mel­reich auf. Für Chris­ten ist das Auf­mun­te­rung genug.

– – –

Mut ist auch der Titel eines Buchs, das jüngst bei Antai­os erschien. Es ist eine Auf­for­de­rung, den Kul­tur­kampf zu insze­nie­ren. Björn Höcke emp­fahl es jüngst den Mit­glie­dern der Jun­gen Alter­na­ti­ve. Es ist ein Buch, das die Not­wen­dig­keit von Bekennt­nis, Bewe­gung und Angriffs­geist betont, also ein Buch gegen die Zufrie­den­heit. Man kann es hier bestel­len.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (66)

RMH

25. Oktober 2022 11:16

Interessant. Erst gestern zeigte das ZDF den Film "Die Bürgermeisterin", hier eine "empathische" Rezension 

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/die-buergermeisterin-im-zdf-wenn-hass-sich-zum-aeussersten-steigert-18408129.html

in der das Establishment mehr oder weniger seinerseits behauptet, wer heute ein kommunales Ehrenamt oder ähnliches übernimmt, hat fast immer einen schweren Stand. Rechte werde dort tatsächlich als Gruppen mit Einfluss dargestellt, wobei reiner Internet-Shitstorm wie die Schwalbe mit dem Frühling konsequent verwechselt wurde. Der Film war übrigens gut inszeniert, was auch an guten Schauspielern lag, aber man fragte sich am Ende buchstäblich, in welchem Film die Autoren und Macher denn eigentlich leben, die sogar daran gedacht haben, dass der böse Rechte des Films einmal erwähnen darf, dass ihm die im übrigen totgeschwiegene Antifa auf den Pelz gerückt sei. Wie auch immer: Das Etikett "Rechts" ist so ähnlich wie der nach dem G. Marx Witz berühmte Club, der einen als Mitglied akzeptiert und bei dem man deswegen nicht Mitglied sein will. All diese Zuschreibungen sind Ausdruck einer Unfreiheit, eines Festnagelns und praktischer Intoleranz unserer Gesellschaft. Klonovsky trifft es dann doch: Jede Seite ist die Falsche.

Niekisch

25. Oktober 2022 12:20

"Man muß ja immer differenzieren. Kaum jemand ist „ganz rechts“. "

@ EK: Ja, das sollte so sein. Und angesichts der derzeitigen Strassenaufzüge gegen die Verwaltungspolitik erweist sich anhand der Parolen, daß glücklicherweise "rechts" und "links" sich allmählich als begrifflich überholt erweisen.

 

Eo

25. Oktober 2022 12:40

 

Um rechts als eine adäquate
Haltung auf eine nicht unwitzige, entkrampfende Art zu rechtfertigen, sollte man zB. auf die StVO verweisen, denn da gilt (noch immer) die Regel: Rechts vor links !

Im übrigen empfiehlt es sich,
in diesen Zeiten der großen Schieflage und einer links bedingten Krisenkaskade sich gegenläufig zum morschen linken Lügenkonstrukt zu positionieren; denn: Der Revolutionär von heute ist notgedrungen reaktionär.

 

Laurenz

25. Oktober 2022 12:43

Schön geschrieben....

Oft geht die Rechnung erst im Himmelreich auf. Für Christen ist das Aufmunterung genug.

Wenn die Rechnung bei Enkeln oder Urenkeln aufgeht, so ist das wesentlich handfester, als bei den ewigen Hosianna-Sängern. Und man erzielt damit auch eine größere Reichweite.

quer

25. Oktober 2022 12:51

Sich seines gesunden Menschenverstandes zu bedienen, Dummheit als Dummheit zu bezeichnen und töten nicht selektiv zu betrachten, reicht völlig aus, um jemanden als mutig zu bezeichnen. Beachtlich nur, wie tief die Schwelle zum Mut bereits gelegt ist.

heinrichbrueck

25. Oktober 2022 13:46

"Jede Seite ist die Falsche."
Die eigene Seite auch? Zwei sich gegenüberstehende Seiten können falsch sein, mehr oder weniger, aber jede Seite? "Anti-White privilege" Nutzer haben ein globales "Entnazifizierungs"-Verfahren laufen, auf deren Liste alle Weißen vermerkt sind, unabhängig der Seiten. Der Antifa-Held als Benutzer dieses Privilegs, bleibt hilfreicher Vasall der falschen Seite. Wer hat die Kontrolle? Die Welt (Planet Erde) ist eine Plutokratie; innerhalb dieser Hierarchie entschieden wird, wann die Entdeutschung abgeschlossen ist. Jede deutsche Seite hat ein Urteil zu fällen; eine Frage des spirituellen Guthabens, mit Heuchelei nicht zu verteidigen. 

RMH

25. Oktober 2022 15:07

"Jede Seite ist die Falsche."
Die eigene Seite auch? Zwei sich gegenüberstehende Seiten können falsch sein, mehr oder weniger, aber jede Seite?

@hb, ich glaube nicht, dass wir Herrn Klonovsky hier mit formaler Logik kommen brauchen, da seine Bemerkung oder sein Titel klar erkennbar nur ein Aperçu war im Sinne von landläufigen Sprüchen wie, wie man es macht, man macht es verkehrt oder mal verliert man, mal gewinnen die anderen etc.

Ich glaube einmal bei Ortega y Gasset gelesen zu haben, dass es sich mit der Wahrheit so ähnlich verhält wie bei einer großen, bereits zerteilten Torte. Man findet einzelne Stücke, kann diese gut beschreiben, aber so viele gut beschriebene Stücke man auch zusammensetzt, man wird keine ganze Torte mehr zusammenstellen können. Und so ist es auch mit Schlagworten wie "rechts", die heute in der breiten Öffentlichkeit einen klar nationalsozialistischen Anstrich bekommen haben und bei Teilen der Rechten finden sich dann sogar auch noch klar sozialistische Vorstellungen, dennoch sind es deswegen deutlich überwiegend keine Nationalsozialisten im Sinne derer, die sich 33- 45 zum Schaden Deutschland verwirklichen können. Die zerteilte Torte bildet sich nicht mehr, das Rad wird nicht mehr rund. PS: Ich vertrete die Mindermeinung: Sozialismus und Rechts sind für mich sich ausschließende Standpunkte.

Carsten Lucke

25. Oktober 2022 15:25

@ RMH

Das mit der Schwalbe und dem "Frühling" ist mir zwar etwas anders überliefert worden, aber Sie haben recht : Der Film war besser, als ich dachte (hoffte ?) !

EK's Lieblingsschauspielerin (wie man hier kürzlich erfahren konnte) Anna Schudt war sicherlich grandios, jedoch wurde ihr an entscheidender Stelle ein falscher - zumindest sträflich unvollkommener - Passus aus dem Grundgesetz aufgetragen zu zitieren.

Und das bleibt hängen bei 90% der Zuschauerschaft.

Aber ja - das ganz Erstaunliche war : Die Rechten hatten Einfluß. Sogar ganz klar die "Lufthoheit" übernommen.

Hoffentlich bleibt der Regisseur im Geschäft !

ede

25. Oktober 2022 15:41

Schön geschrieben.

Der Twain'sche Aphorismus

"Mut ist Widerstand gegen die Angst, Sieg gegen die Angst, aber nicht Abwesenheit von Angst."

könnte auch als Beschreibung für die Tapferkeit herhalten. Man darf schon auch mal nicht ganz so mutig sein. Und, da hat Ihr Pfarrer recht, Gotteslohn wird nicht immer zeitnah ausgezahlt.

Andererseits, Kleine - Hartlage (Warum ich kein Linker...) hat auch an das Aristokratische erinnert (.. man fühlt sich wie ein König), das Rechten nunmal eigener ist. Auch als unbezahlter Kommunalpolitiker kann man viel Spaß haben. Die "anderen" wollen auch nicht immer Schaf sein.

Zugegeben, im Westen ist es steiniger.

Ordoliberal

25. Oktober 2022 15:42

"Rechts" ist ein linker Kampfbegriff für alles, was nicht links ist - oder besser: nicht auf die richtige Weise links. Denn die solidarischen Patrioten sind ja auch links. Sie sind sogar ein bisschen grün. Nur eben nicht woke. Und folglich Feinde. Und folglich "rechts".

Das Problem der Neuen Rechten ist, dass sie sich selbst so nennen. Das Problem der AfD ist, dass sie sich "Alternative für Deutschland" genannt hat und nicht "Freie Wähler" (ein genialer Name!) oder "Bürger für Freiheit" oder "Freie Bürgerpartei" oder "Deutsche Freiheitspartei" oder was auch immer, um den Begriff der Freiheit zu besetzen. Denn es würde selbst Linken schwerfallen, diesen Begriff negativ zu konnotieren.

Wenn ich an den Flügel denke, denke ich nicht an Freiheit. Ich denke an Sozialdemokratie mit Seitenscheitel. Ich denke an Verstaatlichung, Regulierung und Umverteilung im Namen der "Sozialen Gerechtigkeit". Ich denke an "Beamte für Deutschland." Was daran rechts sein soll, ist mir schleierhaft. Es ist einfach nur piefig. Der Seitenscheitel macht es nur noch piefiger.

Für uns Liberale, für die es zur Alternative keine Alternative gibt, gilt eben: Mitgefangen, mitgehangen.

Dietrichs Bern

25. Oktober 2022 15:58

Naja, das erscheint mir ein Dilemma: Wo es heute bereits ausreicht, die Existenz von Mann und Frau zu behaupten, um als rechts zu gelten, wäre man hier wiederum bei weitem nicht rechts genug. Das dürfte für so ziemlich alle Rechten "geouteten" gelten. Sind die dann rechts?

Blue Angel

25. Oktober 2022 17:42

"...Es braucht heute oft gar nicht viel, um mutig zu sein. Das Stöckchen, über das es heute zu springen gilt, hängt recht niedrig."

Richtig. Die Anzahl der Indoktrinierten nimmt angesichts der Realitäten täglich ab und bei allen anderen rennt man quasi offene Türen ein bei konsequenter Anwendung der Normalisierungsstrategie. 

In Gesprächen ergeben sich auch immer mehr Anknüpfungspunkte wenn man auf freundliche, humorvolle und souveräne Weise kommuniziert. Schlichte Tatsachen wie "Wird der Bürger unbequem, ist er ganz schnell rechtsextrem" und "Rechts ist das neue Normal" sorgen dabei immer öfter für befreiende, kleine Erkenntnisblitze. - Jeder, der das bißchen Mut aufbringt, das aktuell noch erforderlich ist, sich "zu bekennen", verbreitet ihn dadurch weiter.

Hemmschwelle und Risiko sind natürlich für Staatsbedienstete, Menschen in "Anti"fa-Umfeldern und/oder anderweitig Exponierte immer noch wesentlich höher als für unbedeutende, eh schon als "schrullig" geltende Einzelgänger auf dem Land. Aber auch das wird sich mit der sich zuspitzenden Krisensituation sicher noch ändern: Der Wind *hat* sich bereits gedreht. 

 

FraAimerich

25. Oktober 2022 19:44

@Ordoliberal: "Das Problem der Neuen Rechten ist, dass sie sich selbst so nennen."

Da ist allerdings was dran! Bei Libertären hingegen liegen die Probleme deutlich tiefer.

Eo

25. Oktober 2022 19:53

 

Ach da ist
 das 'Der' reingerutscht ...  So geht der Verweis.

 

Scheuermann

25. Oktober 2022 20:57

Diese Erde wird in 5-7 Mrd. Jahren ohnehin gebrutzelt werden, bereits in 1,3 Mrd. Jahren werden die Ozeane kochen. Ich habe und werde keine Enkel haben, da ich meine Schrottgenetik niemandem aufbürden wųrde.

Wer gegen eine "liberale Abtreibungspraxis" ist, muß auch für eine Pflicht zur Ehe sein, denn diese Abtreibungen gibt es nur wegen der Verlotterung: es war gar nicht möglich, sich zum Spaß zu paaren vor '73, gab's Zuchthaus z. T. gar für die Eltern (s. Schachtschneiders Nachwort in Jost Bauchs "Abschied).

Daher ist die "Rechte" lascher als die BRD vor '73, da sie ja duldet, daß Leute sich "lose" verbinden und so Kinder in die Welt setzen sollen. Ich habe es selbst erlebt u. würde solche Leute standrechtlich erschießen laßen. Mein Leben ist kaputt, ich würde mich einfach tǫten, wenn ich nicht die ewige Verdammnis fürchtete, da geht es mir genau so wie Reinhold Schneider, ders Leben haßte wie die Pest.

Wenn ich also 100%ig wüßte, daß mein Selbstmord nicht in _ewigem_ Leiden endet, dann täte ich es tun, würde mich umbringen. Kierkegaard war ein Glücksfall, auch wenn er extrem litt; solches Denken kommt kaum wieder, selbst Guardini war angetan.

Viele, die sich Atheisten nennen, erreichen nicht einmal das Niveau von Kinderbüchern (Chroniken von Narnia z. B.), wenn es um den Glauben geht. Es bleibt dabei: Moral ist ohne Gott nicht zu setzen, und Sinn gibt es erst recht nicht.
Warum sollte ich als Elephantenmann leben? Auch er ertrug es nur im Glauben.

Simplicius Teutsch

25. Oktober 2022 21:34

„Was nottut, ist simpel: Mut“

– Wenn das nur so simpel wäre, verehrte Frau Kositza.

Volksdeutscher

25. Oktober 2022 21:55

- "Der mit dem Outcoming muß sich rechtfertigen und erklären; der unwillentlich Geoutete wird zusätzlich dazu neigen, sich zu entschuldigen und den Tatbestand/Verdacht zu relativieren."

Ihre Beobachtung stimmt mit meiner überein. Ich hätte die Situation nur etwas anders beschrieben. Der Bekennende soll gezwungen werden, sich zu erklären und rechtfertigen. Während der Entblößte, verängstigt von der Raktion seiner Umwelt, oft in die Relativierung flüchtet. So hört man oft: "Das habe nicht so gemeint; Man hat mich mißverstanden; Man hat meine Worte verdreht." Besonders oft hört man dieses hilflose Verteidigungsschema, wenn jemand unvorsichtigerweise berechtigte Kritik an einem unter Naturschutzt stehenden kleinen Volk und/oder seinem Staat äußert.

Ich verstehe nur nicht, warum Sie, werte Frau Kositza, als gebildeter Mensch diese schrecklichen Anglizismen statt deutscher Wörter benutzen (müssen).

Simplicius Teutsch

25. Oktober 2022 22:05

„Reden und Schweigen entscheidet über das Meinungsklima.“ (Elisabeth Noelle-Neumann, Öffentliche Meinung, 1991)

Die Linken und Grünen, die den Marsch in die Institutionen geschafft haben, wissen das ganz genau und praktizieren daher diese Strategie mit aller Macht und Gründlichkeit: Die eigene Ideologie propagandistisch zur herrschenden öffentlichen Meinung machen und die Gegenstimmen, wo und wie es nur geht, ausschalten!

Alleine das Bundespresseamt beschäftigt 450 gut- und hochbezahlte Mitarbeiter, die nichts anderes tun, als die Regierungspolitik propagandistisch abzusichern und nach vorne zu bringen. (Quelle: Kontrafunk Radio, Prof. für Medienwissenschaft, LMU, Michael Meyen)

Der psychologische Hintergrund:

„Heute lässt sich nachweisen, daß Menschen auch dann, wenn sie hellwach sehen, daß ein Weg falsch ist, doch in Schweigen verfallen, wenn sie sich mit Reden isolieren würden, wenn nämlich die öffentliche Meinung […] dagegensteht.“ (Elisabeth Noelle-Neumann, Öffentliche Meinung, 1991). Übrig bleibt in der Opposition der harte Kern.

Dennoch die Schwerter halten:

„Mut ist auch der Titel eines Buchs, das jüngst bei Antaios erschien. Es ist eine Aufforderung, den Kulturkampf zu inszenieren.“

Monacensis

25. Oktober 2022 22:33

@ordoliberal

Die alte Frage: Was ist rechts ?

Ich würde sagen: 1. Der souveräne Nationalstaat. 2. Das Fehlen staatlicher Ingerenz in der politischen Willensbildung, insbesondere durch Zensur, Propaganda und Steuermilliarden (= Ablehnung der sog. « Zivilgesetllschaft ») sowie ggf. 3. Bildungsgüter wie Geschichte, Literatur etc. statt business englisch & co.

Wirtschaftspolitisch lässt sich innerhalb des nationalstaatlichen Rahmens streiten, von wirtschaftsliberalen bis sozialpatriotischen Vorstellungen, so wie es etwa von 1880 - 1980 auch geschehen ist. Beide Strömungen haben ihren Platz in der AfD bzw. in der Opposition. Und natürlich wäten Friedrich Ebert oder Kurt Schumacher heute (mindestens) beim sog.Flügel…

Gracchus

25. Oktober 2022 23:36

Die Linie, die Feigheit - Vorsicht - Mut - Übermut trennt, ist nicht immer leicht zu ziehen. Feigheit schlägt auf Dauer aufs Gemüt. Der Kontaktschuld-Vorwurf ist doppelt perfide oder ein doppelt fiktiver. Kafkaesk. Ich würde mich auch nicht als rechts bezeichnen. Das ist eine politische Zuordnung, und politisch bin ich vor allem pragmatisch. Die festen Überzeugungen, für die ich gerade stehe, sind in erster Linie aber nicht politisch. 

Laurenz

26. Oktober 2022 02:03

@Scheuermann (1)

Diese Erde wird in 5-7 Mrd. Jahren ohnehin gebrutzelt werden, bereits in 1,3 Mrd. Jahren werden die Ozeane kochen.

Diesen Planeten gibt es ungefähr erst 4,5 Milliarden Jahre.

da ich meine Schrottgenetik niemandem aufbürden wųrde.

Sie haben dieselbe, wie alle anderen auch. Wir sind die Nachkommen von Feiglingen. Sonst würde der Titel des Artikels auch anders lauten. Denn die Mutigen fielen immer zuerst. Diejenigen, welche wegrannten, pflanzten sich fort.

Wer gegen eine "liberale Abtreibungspraxis" ist, muß auch für eine Pflicht zur Ehe sein, 

Quatsch. Die Ehe diente früher zur Kenntlichmachung, wer für die jeweiligen Kinder verantwortlich ist. Da es ein Sozialwesen zum Auffangen von Unglücken nur in Familien, Kommunen, einer Armee oder Gilden gab, zwangen diese Einrichtungen zur Ehe. Da heute auch Eheleute nicht unbedingt Verantwortung übernehmen, ist die Ehe hinfällig. Das ist quasi seit Bismarck so. Das könnte man nur langsam ändern, um wieder mehr Verantwortung den Bürgern aufzuerlegen.

Laurenz

26. Oktober 2022 02:09

@Scheuermann (2)

so Kinder in die Welt setzen sollen.

Man steht in Konkurrenz zu anderen Nationen. Wobei Linke sich und uns aufgegeben haben, was auf eine kranke Psyche hinweist.

mich einfach töten, wenn ich nicht die ewige Verdammnis fürchtete, da geht es mir genau so wie Reinhold Schneider, ders Leben haßte wie die Pest.

Te absolvum, Serve.

Wenn ich also 100%ig wüßte, daß mein Selbstmord nicht in _ewigem_ Leiden endet, dann täte ich es tun, würde mich umbringen.

Sie haben das Leben eines Knechts gewählt, hier & im jenseits. Was stünde Knechten auch anderes zu? Lesen Sie einfach den Artikel nochmal. Sie haben ihn wohl nicht verstanden.

wenn es um den Glauben geht. Es bleibt dabei: Moral ist ohne Gott nicht zu setzen, und Sinn gibt es erst recht nicht.

Hier liegt der Hund begraben. Für den gesunden Menschen existiert keine Moral, nur Verantwortung. Sobald Sie letztere an einen Gott abgeben, werden Sie zum Knecht Ihres moralisierenden Gottes, der dafür gar nichts kann. Denn nur Menschen publizierten die Moral Ihres Gottes. Gott selbst publizierte, seit es Schrift gibt, also nur eine sehr kurze Zeit, kein Wort. Also sollten Sie Zweifel an Ihrer Moral - & im Gegenzug, Verantwortung entwickeln.

brueckenbauer

26. Oktober 2022 02:20

Ich habe schon vor vielen Jahren entschieden: Ich unterstütze keine rechte Organisation, die sich keine Mühe gibt, ihre Anhänger für den Fall von Sanktionen und Schädigungen zu unterstützen. Dazu gehört Rechtsberatung, "Rechtshilfe", Unterstützung in Notlagen und bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz etc. Die extremste Rechte ist hier den gemäßigteren Rechten bei weitem voraus, obwohl sie viel weniger Möglichkeiten hat.

Es ist mir dabei egal, ob die rechten Organisationen zu schwach sind, der Gefahr zu begegnen, oder zu dumm, sie überhaupt zu sehen. Eine Organisation darf nicht nur nehmen, sondern muss auch etwas zurückgeben.

Laurenz

26. Oktober 2022 02:25

@FraAimerich @Ordoliberal:

"Das Problem der Neuen Rechten ist, dass sie sich selbst so nennen."

Da ist allerdings was dran! Bei Libertären hingegen liegen die Probleme deutlich tiefer.

Nein, wie BK das klug festhielt, ist der Begriff Rechte oder Neue Rechte nur ein Arbeitsbegriff, den Er nicht mag, weil er für die politikwissenschaftliche Definition nicht genügt. Aber da wir über keine Deutungshoheit verfügen, ist es ganz egal, wie wir uns titulieren. Es war schon schwierig genug, den Unterschied zu machen & den Terminus Neue Rechte (oder intern Mosaik-Rechte) durchzusetzen, der jetzt auch von von den Deutungshoheiten, also der Linken genutzt wird. Es geht den Deutungshoheiten alleine darum, wie in jeder Ideologie, in fast jeder Religion, auszugrenzen.

Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, spiel' nicht ihre Spiele...... Degenhardt war vielleicht doch gar nicht so blöd. Und das schreibe ich über einen Juristen. Wenn Degenhardt nicht bereits tot wäre, könnte man fast glauben, daß er hier unter dem Pseudonym Imagine auftreten würde.

Frieda Helbig

26. Oktober 2022 09:10

Ich empfehle ganz einfach das wundervolle Kinderbuch von Elizabeth Shaw "Der kleine Angsthase". Der kleine Angsthase wird mutig und besiegt den bösen Fuchs, weil dieser den ganz kleinen Ulli schnappt. Kennt nicht jeder von uns einen ganz kleinen Ulli für den es sich lohnt mutig zu sein? :-)

Franz Bettinger

26. Oktober 2022 09:25

@Laurenz, du wärst ein guter Psychiater geworden und deine Methode: die Provokative Therapie. (Ha, das war auch oft meine Methode.) 

Blue Angel

26. Oktober 2022 10:30

I Natürlich, Frieda Helbig: Wenn keine eigenen Enkel, Großnichten und -neffen oder andere verwandte Kinder, dann die "kleinen Ullis" aus Nachbarschaft und Freundeskreis.

Mit "Rechts ist das neue Normal" sind ganz grundlegende, menschliche Fakten gemeint, wie z. B., daß eigentlich jedem Menschen *natürlich* die eigene Familie wichtiger ist als Fremde, es für die Mehrheit weiterhin nur zwei Geschlechter gibt und weitere Selbstverständlichkeiten...Die größenwansinnige, globalistische Strategie besteht ja u. a. darin, nicht nur die "Normalos" in die Defensive zu drängen, sondern sogar die Natur selbst. Diese Ausweitung des Kampfbegriffs "rechts" ist eine große Chance und ermöglicht einen ausbaufähigen Minimalkonsens. Für alles andere ist später noch Zeit, man muß m. E. situationsbedingte Prioritäten setzen.

 

 

Blue Angel

26. Oktober 2022 10:53

II Ja: "Rechts" bedeutet vor allem Pragmatismus, die Natur, die Realität und die Menschen so zu sehen und anzunehmen wie sie *sind*. Wer heutzutage noch nie in die "rechte Ecke" gedrängt wurde hat irgendwas in seinem Leben verkehrt gemacht, respektive den Kontakt zur Realität verloren. 

Diese "rechte Ecke" ist inzwischen ziemlich überfüllt und schon längst keine "Ecke" mehr. - Daher ja auch die verzweifelten Bemühungen der Handpuppen, per Paragraphen den verlorenen Meinungsraum zurück zu erobern (was nicht gelingen kann). 

Wer immer noch meint, sich gegen den "Vorwurf", rechts zu sein, "verteidigen" zu müssen, würde sich wahrscheinlich auch von einem Dreijährigen mit vorgehaltener Wasserpistole ausrauben lassen. - Wer ein souveränes Land will, muß erstmal an seiner eigenen Souveränität arbeiten und da gibt es offensichtlich noch viel zu tun. 

 

Blue Angel

26. Oktober 2022 11:12

III Die "einfachen", normalen, bodenständigen Menschen zu ver- und mißachten, ist ein großer Fehler der Globalisten und ihrer Entourage. Diesen Fehler sollten Rechte nicht (nach-)machen: "Der kleine Mann" auf der Straße hat meiner Beobachtung nach oft eine stärkere Bindung an das Schöne, Wahre und Gute als der eine oder andere politisch und philosophisch gebildete, aber intellektuell "verzettelte" Rechte. 

Nur wer seine Kinder und sein Volk, in Kenntnis all ihrer/seiner Schwächen, annimmt und liebt, wie sie sind, kann deren Gedeihen unterstützen, ein geschätzter Ratgeber und "Hafen" sein oder werden. Im Kleinen wie im Großen.

Eine Voraussetzung dafür ist, zum Eigenen zu stehen, auch zu den eigenen Überzeugungen. Und wer vom Wissen von einer positiven Energie (nennt man sie "Gott" oder nicht) durchflutet ist, dem sollte das doch eigentlich leichter fallen als anderen, oder nicht? 

Ein kleiner Anfang könnte sein, den Dreijährigen freundlich anzulachen und ihm seine Wasserpistole mit den Worten aus der Hand zu nehmen "Rechts? Ich bin sogar ein rechtsextremer Quer-Verschwörungsskeptiker und außerdem ein Putintroll". - Das funktioniert in der Regel sehr gut.

 

 

Ordoliberal

26. Oktober 2022 11:51

@monacensis

1/2

Mit Ihrer Definition kann ich sehr gut leben. Die Frage ist nur: Warum muss man das rechts nennen? Das bietet dem Feind doch eine offene Flanke. Wenn dieses Rechts sogar die patriotischen und bildungsbeflissenen Sozialdemokraten, die es ja in der Kaiserzeit, der Weimarer Republik und der jungen Bonner Republik zuhauf gab, einschließt, dann bedeutet es doch nichts anderes als: Liberaler Rechtsstaat mit Sozialversicherungen. Freiheitlich-bürgerlicher Sozialstaat. Bonn.

Auf dem Papier haben wir das schon. In der Realität natürlich nicht mehr (freiheitlich-bürgerlich) bzw. noch nicht (souveräner Nationalstaat). Aber ich sehe nicht, dass die Neuen Rechten dafür kämpfen. Wenn selbst Kubitschek für die "Verstaatlichung der Schlüsselindustrien" plädiert (eine solche Forderung von Rechts klingt immer nach Faschismus und führt auch dorthin, selbst wenn das gar nicht beabsichtigt ist), weiß ich nicht, ob Ihre Definition hier im Kommentariat oder überhaupt bei der Neuen Rechten geteilt wird.

Ordoliberal

26. Oktober 2022 11:52

@monacensis

2/2

Wir sind uns einig, dass die Feinde der Rechten die Grünen und die Globalisierer sind. Der Stakeholder-Kapitalismus. Die Public-Private-Partnership. Der grün-woke Korporatismus. Der Great Reset. Die Auflösung der Völker und der nationalen Rechtsgebiete. Wenn das rechts ist, dann sind die Libertären auch rechts. Freihandel und Globalisierung sind nicht dasselbe. Ein Libertärer kann auch mit Zöllen leben, wenn es gute Gründe dafür gibt. Der Weltmarkt ist eben nicht immer ein freier Markt. Mein Punkt ist: Solange die Rechten dem Etatismus anhängen und die Libertären als ihre Feinde betrachten, ist die Opposition, die ohnehin zu schwach ist, gespalten.

Macht euren Frieden mit den Libertären! Lest ihre Autoren ohne diesen inneren Widerwillen, den ich bei jedem Rechten spüre, wenn es um freie Märkte und technologischen Fortschritt geht. Ich weiß, dass der Rechte ein Romantiker ist, der sich eine statische Gesellschaft erträumt. Aber die wird es nicht geben. Die gab es nie. Die Industriegesellschaft ist eine natürliche Entwicklung der Menscheit, die nun mal in der Kultur lebt, das heißt Sprache und Technik verwenden muss, um zu überleben (Arnold Gehlen). Kapitalkonzentration lässt sich unter industriellen Fertigungsbedingungen nicht vermeiden. Sie muss aber nicht notwendigerweise zu politischer Machtkonzentration führen. Sie tut es aber ganz sicher, wenn man verstaatlicht.

Ein gebuertiger Hesse

26. Oktober 2022 13:15

@ Ordoliberal

"Ich weiß, dass der Rechte ein Romantiker ist, der sich eine statische Gesellschaft erträumt. Aber die wird es nicht geben. Die gab es nie."

Was Sie da schreiben, entspricht einem seinerseits statischen Klischee. Das romantische Element geht nie einher mit Unbeweglichkeit, es ist an sich vielmehr wogend.

Laurenz

26. Oktober 2022 13:24

@Ordoliberal @Monacensis

Macht euren Frieden mit den Libertären!

Libertäre sind einfach politisch irrelevant, ebenso wie die Beschwerden eines Buurmann

https://www.achgut.com/artikel/wohin_fdp

Daß, was wir als Liberale oder Liberalismus bezeichnen, meint in der historischen, wie gegenwärtigen Realität immer nur die eigene Freiheit gegenüber anderen & nie die Freiheit der anderen gegenüber einem selbst. Deswegen sind Libertäre Utopisten oder auf Deutsch: Spinner. Von daher, weg damit.

Wenn selbst Kubitschek für die "Verstaatlichung der Schlüsselindustrien" plädiert

Da hätte ich gerne das Zitat gelesen oder gehört. Kann mir in keiner Weise vorstellen, daß GK dies ökonomisch gemeint hat, sondern hoheitlich territorial. Ist doch klar, privatisierte Wasserversorgung, ein privatisiertes Schienennetz, Straßen oder generell fremdbestimmte, aber systemrelevante Konzerne, wie Vodafone, sind nicht im Interesse des Bürgers.

RMH

26. Oktober 2022 13:59

@Ordoliberal,. Teil 1

sie rennen hier gegen Betonwände. Mit den neuen Rechten ist es doch so gelaufen: Man stellte fest, dass man ohne Macht ist und die Linken einschließlich aller Kulturmarxisten, Globalisten etc. haben Macht. Also trat man in die Gegneranalyse ein und studierte fleißig links, von Marx, über Gramsci bis Lukács etc, in der Hoffnung, deren Geheimnis der Machterlangung zu finden und für sich nutzbar zu machen. Dabei erfolgte eine Transformation, man schloss einen Pakt mit dem Teufel, nämlich mit den Linken, in dem man zur Überwindung seiner eigenen Machtlosigkeit, seiner Ohnmacht auf einmal Methoden der Linken für richtig hielt und versuchte, diese selber anzuwenden. Auf dem linken Weg verlor man aber seine Moral und verschmolz mit den Linken zu einer Medaille, die klassischen Linken belegten die eine Seite der Medaille, die neue Rechte die andere. Beide Seiten haben das notwendig falsche Bewusstsein, für das wie auch immer gemeinte Gute zu sein.

RMH

26. Oktober 2022 14:00

@Ordoliberal, Teil 2

Im Ergebnis finden wird damit auf der Rechten zum Teil Outsider, die sich daran ergötzen, wenn es in einem Land zu Krisen (seien sie migrationsbedingt, ökonomisch oder inszeniert oder künstlich gepusht, wie Corona oder jetzt der Krieg) kommt, da sie hoffen, über die Krise - ganz in linker, revolutionärer Tradition - an die Macht zu kommen, ja man befürwortet stellenweise sogar wortreich Akzelerationismus oder bezeichnet sich als Akzelerationist. Spätestens an dem Punkt fehlt bei mir nicht der Mut, mich als Rechts zu bekennen, sondern schlicht die Einsicht (das mich andere als Rechts bezeichnen, juckt mich nicht), es ergreift mich eher teilweise fast Ekel.

FraAimerich

26. Oktober 2022 14:07

@Bettinger & Laurenz

Diese grobe Art "Provokativer Therapie" dient vermutlich eher den Bedürfnissen der Therapeuten als den Leidenden - oder sind irgendwelche Heilungserfolge nachweisbar?

heinrichbrueck

26. Oktober 2022 14:20

@ Laurenz / "Wir sind die Nachkommen von Feiglingen."
Wer zeugte die Feiglinge? "Diejenigen, welche wegrannten, pflanzten sich fort." Wer zeugte die Mutigen? 

heinrichbrueck

26. Oktober 2022 14:27

@ Laurenz / "Die Ehe diente früher zur Kenntlichmachung, wer für die jeweiligen Kinder verantwortlich ist." 
Eine Ehe ist die Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau. Das ist eine sehr alte und heilige Verbindung mit tiefer spiritueller Bedeutung. Für die Heiligkeit der Ehe spielt es keine Rolle, ob aus ihr Kinder hervorgehen oder nicht.
Die "Ehe für alle" wurde als Zerstörungswerk propagiert, und es sollte bestimmt keine "Kenntlichmachung" zerstört werden. 
Das Ziel dieser "Ehe für alle" ist nicht, Schwulen und Lesben eine Freude zu machen, es ist diese Heiligkeit mit Dreck zu bewerfen, wie alles mit Dreck beworfen wird, das erhaben, althergebracht und schön ist. In den 1970er Jahren kam eine Diffamierungskampagne gegen die Ehe auf, sie wurde – vor allem für Frauen – als Sklaverei und Hölle bezeichnet und die so genannte „freie Liebe“ ohne Trauschein zwischen Männern und Frauen wurde propagiert. Mittlerweile gilt es als normal, unverheiratet zusammenzuleben, aber das ist ziemlich neu.

heinrichbrueck

26. Oktober 2022 14:29

@ Laurenz // Ist es nicht erstaunlich, daß genau das, was vor gar nicht allzu langer Zeit als Zumutung und Sklaverei betrachtet wurde, jetzt für Homosexuelle als erstrebenswert gilt? Warum können die denn nicht unverheiratet zusammenleben?
Man kann diesen Widerspruch verstehen, wenn man erkennt, daß es bei beiden Forderungen um die Zerstörung der Institution Ehe geht. Einmal durch Überflüssigmachung, das andere Mal durch Verhöhnung und Nachäffung.
Vieles andere wird ebenfalls zerstört...

Scheuermann/Gott 1:0 Laurenz 👍

Sandstein

26. Oktober 2022 15:00

„Das ist eine politische Zuordnung, und politisch bin ich vor allem pragmatisch. Die festen Überzeugungen, für die ich gerade stehe, sind in erster Linie aber nicht politisch.“

@Gracchus

ähm, können Sie das näher erläutern? Hab das jetzt mehrmals gelesen und halte es für Humbug: natürlich sind Ihre Überzeugungen politisch. Was denn sonst? 

brueckenbauer

26. Oktober 2022 15:03

Wenn "Mut" hier also mit der Selbstbezeichnung "rechts" zu tun hat, was haltet Ihr von der Bezeichnung "Nazi"? Mein Standpunkt ist immer gewesen: Ich bin gerne bereit, Euer "Nazi" zu SEIN - aber ich muss deshalb nicht alles TUN, was Eurer Meinung nach ein "Nazi" tun muss. Das lass ich mir nicht vorschreiben.

Weder und wieder kommt es nämlich vor, dass Linke "positively aggrieved" sind, weil die Nazis sich nicht so benehmen, wie Nazis es ihrer Meinung nach tun müssten. (Und ganz gelegentlich sind Rechte auch so suggestibel, dass sie meinen, sie müssten sich so benehmen, wie Linke es von ihnen erwarten.)

Die Unterscheidung "sein vs. tun" würde ich auch bei dem Terminus "rechts" empfehlen.

 

Ordoliberal

26. Oktober 2022 15:05

@laurenz

1/2

Man sollte Sie zum König von Deutschland machen. Es gibt ja wirklich keine Frage, auf die Sie nicht wie aus der Pistole geschossen eine endgültige, unbezweifelbare, a priori wahre Antwort haben, sodass jeglicher Widerspruch eigentlich nur durch die moralische Verkommenheit des Widersprechenden oder seine kognitive Zurückgebliebenheit erklärt werden kann. Bewundernswert!

Ordoliberal

26. Oktober 2022 15:07

@laurenz

2/2

Richtig ist, dass GK "lediglich" die Post, Mobilfunk, Internet und die Banken verstaatlichen will. Na, dann! Ob der Staat dann auch mal in SMSen und E-Mails reinguckt, wenn es ihn nötig dünkt? Nein! Sowas macht der Staat nicht! Und warum nicht die Macht der Politiker über die Geldmenge und ihre Verwendung, wie sie jetzt schon durch die Zentralbanken gegeben ist, vergrößern, indem auch noch die Privatbanken verstaatlicht werden? Geld ist bekanntlich in Beamtenhand immer am besten aufgehoben.

Liest man, was Benedikt Kaiser über den solidarischen Patriotismus schreibt, fühlt man sich als Libertärer noch irrelevanter:

  • Schlüsselindustrien und gehören in öffentliche Hand und werden dem Profitstreben entzogen;
  • Gewähr freier Konkurrenz in privatwirtschaftlicher Regie in festgesetztem, aber je nach Situation variablem Rahmen;
  • Erziehung zur Selbständigkeit statt zur Abhängigkeit;
  • ein Primat der Nähe, also der regionalen Wirtschaftskreisläufe als Vorbedingung eines »nachbarschaftlichen Wirtschaftens«

Verfügungsgewalt über Privateigentum wird also "gewährt" - unter variablem Vorbehalt! Zur Selbständigkeit wird "erzogen" - im Jugendlager? Und Handelsbeziehungen haben eine gewisse Reichweite nicht zu überschreiten, ansonsten der Herr Inspektor kommt.

Laurenz

26. Oktober 2022 15:22

@Heinrichbrück @L.

Feiglinge & Mutige

Sie nageln mich auf meine absolute Aussage hin fest, auch wenn ich nur die Tendenz geschildert habe. Nicht umsonst steht im Kriegsfall auf Desertation der Tod. Sie können doch selbst die Zahlen lesen, wie viele Männer im letzten Krieg zur Wehrmacht eingezogen wurden & wie viele sich zur SS, zur Marine oder zur Luftwaffe freiwillig meldeten, inklusive der vielen Ausländer.

@FraAimerich @Franz Bettinger & L.

Das Forum dient nur dem Meinungsaustausch & die Information zugunsten des Lesers  über eine gewisse Bandbreite von Meinungen. Wo Sie tatsächliche Heilungserfolge ignoriert sehen, finden Sie bei den extrem ignoranten, letzten beiden Beiträgen von

@RMH @Ordoliberal

Gewerbliche, wie politische Medienkampagnen sind extrem teuer & trotz großer Reichweite liegen die Erfolge durchschnittlich nur im 1-2%-Bereich. Bein den RMH-Beiträgen werden schlicht die gegenwärtigen, wie auch historischen Realitäten ignoriert. Man erreicht also nur ganz schwierig eine Veränderung des Sentiments oder des Wählerverhaltens. Wenn die Linke in der Vergangenheit erfolgreich war, hatte sie Recht, denn nur der Erfolg gibt Recht. Die Linke erkannte früh, daß der Wähler eben nur auf Schmerz reagiert. Also fügte sie dem Wähler Schmerz zu. Ohne Schmerz, braucht & ruft niemand einen Arzt für Heilung. Momentan steht nur der Arzt AfD zur Verfügung.

Imagine

26. Oktober 2022 15:24

Die öffentliche Wahrnehmung, was „rechts“ ist, wird insbesondere durch Erfahrungen mit Rechtsextremisten geprägt, welche Fanatiker und Dogmatiker und daher lernunfähig sind.

Das hängt mit „etiam si omnes – ego non“ zusammen.

Während es die Linksextremisten, jene linken Fanatiker und Dogmatiker, die einen „Arbeitersozialismus“ und eine „Diktatur des Proletariats“ wollten, aus der Gesellschaft verschwunden sind, weil die Gesellschaft sich verändert hat und sie damit ihr „revolutionäres Subjekt“ verloren haben, ist das rechte Pendant immer noch aktiv, obwohl auch dieses zum Anachronismus geworden ist.

Aber die Traditionsrechten sind aufgrund ihres soziologischen Defizits im Gegensatz zu den Linksextremisten nicht lernfähig, sondern reproduzieren ihre antiquierte Ideologie bzw. ihren Glauben in ihren Sekten.
 

Ordoliberal

26. Oktober 2022 16:28

@RMH

Sie sind schon länger hier und haben natürlich Recht. Ich war naiv. Der Glaube an einen gütigen Staat ist unausrottbar. Wahrscheinlich ist er biologisch angelegt, aufgrund der Strukturähnlichkeit Vater/Familie vs. Staat/Volk. Letztlich ist es wohl dieser Glaube, der die Neue Rechte ausmacht. Dieser Wunsch, unter biologisch Verwandten zu leben. Die Vorstellung, eine Tätigkeit sei dem Gewinnstreben entzogen, wenn sie der Vater Staat ausübt.

Private Unternehmen streben nach Geldgewinn, staatliche Behörden nach Machtgewinn. Das staatliche Gewinnstreben ist für den Bürger viel schädlicher als das private. Aber der Staat spielt bei den Rechten dieselbe Rolle wie die Kirche bei den Christen: Er ist heilig. Kein Verbrechen, das die Politiker in seinem Namen begehen, kann seine Notwendigkeit widerlegen.

Blue Angel

26. Oktober 2022 17:42

" Kein Verbrechen, das die Politiker in seinem Namen begehen, kann seine Notwendigkeit widerlegen. "

Oroliberal, ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, halte das aber für eine, euphemistisch ausgedrückt, schwere Fehleinschätzung. Abgesehen davon: Ist die theoretische Diskussion darüber, ob das, was man anstrebt, ein bißchen liberaler oder ein bißchen etatistischer sein sollte, wirklich die wichtigste und zielführendste in der aktuellen Situation? 

Wenn die NWO-Apologeten sich durchsetzen sollten, wird es weder das Eine, noch das Andere geben: Wir alle sind dann nur noch Strichcodes, über deren jeweilige Verwertung in der "Einen" Welt Algorithmen entscheiden. 

Wenn die Kriegstreiber-Fraktion der Globalisten sich durchsetzen sollte, nicht mal mehr das.

Dietrichs Bern

26. Oktober 2022 18:25

@RMH: Was Sie als Antwort an Ordoliberal zum Thema "Rechts" geschrieben haben, ist absolut zutreffend. Danke.

 

Adler und Drache

26. Oktober 2022 18:38

@Ordoliberal

@RMH

 

Der Glaube an den "gütigen Staat" mag vielleicht unausrottbar sein, aber ebenso ist es das Streben nach Freiheit, Aufrechtgehen, persönlicher Verantwortung. Was hat uns denn - in welchem Sinn auch immer - rechts werden lassen, wenn nicht das nicht selbst hervorgerufene innere "Nein!" dazu, in blöder Abhängigkeit und Anhänglichkeit zum politisch oktroyierten "Richtigen" zu leben? Woher kommen denn Widerstand, Stolz, Verachtung für "Schlafschafe", Mitläufer usw.? Wenn ich mich selbst befrage, so kann ich nur sagen, dass ich all dies nicht willentlich produziert habe, es kommt aus einem Kern, der anscheinend schon immer "allhier" war. Er mag im Dornröschenschlaf liegen - aber auch Dornröschen wurde nach 100 Jahren wachgeküsst. 

Über das sinnlose Unterfangen, "von Linken lernen", ohne dabei deren Fehler wiederholen und sich in ihr Abbild verwandeln zu wollen, brauchen wir nicht zu diskutieren. Das kann man hier nur stoisch hinnehmen.   

RMH

26. Oktober 2022 18:51

@Ordoliberal,

auch ein ordoliberaler sagt grundsätzlich ja zum Staat - er will ihn eben eingehegt, geordnet sehen.

Das Problem bei vielen Rechten ist zudem, dass für sie schon das Wort "Sozialismus" weniger problematisch ist, als "Liberalismus". Der wird als das absolut Schlimmste gesehen, die Ursache allen Übels, als Schweinchen-Schlau Ideologie.

Und wenn man mit derart unterschiedlichen Grundvorstellungen miteinander diskutiert, dann treten wiederholt Missverständnisse auf und man redet manchmal aneinander vorbei.

Das ist schade, denn eine nichtsozialistische, eigentumsbejahende Rechte wäre etwas, was dieses staats- und subventionsbesoffene Land dringend braucht.

FraAimerich

26. Oktober 2022 19:16

@Laurenz:

Die Linke nutzt den Begriff "Neue Rechte" eigentlich nur um hervorzuheben, daß das eigentlich ganz normale - wahlweise auch besonders gefährliche - "Nazis" sind.

Der Begriff "Mosaik-Rechte" erfüllt seinen Zweck, insofern man weiß, was gemeint ist und welche Idee dahinter steckt. Leider umfaßt dieser "Bündnisvorschlag" sehr unterschiedliche, teils sogar gegensätzliche Auffassungen, was ironischerweise nicht zuletzt bei der Beurteilung der theoretischen Pioniere und Vordenker der Neuen Rechten deutlich wird, die offenbar selbst von Teilen des Mosaiks kaum verstanden und goutiert werden.

Will an dieser Stelle kein Faß aufmachen - aber man sollte Ideen und Bereitschaft organisieren wollen - nicht "Massen" und "Bekenntnisse". Speziell das Schielen auf Wahlen und Stimmanteile sowie entsprechende "taktische Erfordernisse" lenkt oft genug vom Eigentlichen ab. Und selbst im Fall der Fälle bliebe am Ende ja ohnehin nur, für den Feind die Kastanien aus dem Feuer holen zu dürfen, wie es voraussichtlich bald in Italien zu beobachten sein wird. An das Schicksal der bekenntnisfreudigen ukrainischen Nationalisten muß wohl kaum erinnert werden.

FraAimerich

26. Oktober 2022 20:05

@Ordoliberal 

Wie gedenken Sie den "Ordnungsrahmen" Ihrer Märkte eigentlich gegen die Interessen des Kapitals durchzusetzen?

Ordoliberal

26. Oktober 2022 20:29

@RMH

Das Problem bei vielen Rechten ist zudem, dass für sie schon das Wort "Sozialismus" weniger problematisch ist, als "Liberalismus". Der wird als das absolut Schlimmste gesehen, die Ursache allen Übels, als Schweinchen-Schlau Ideologie.

Genauso ist es. Das ist die Betonwand. Man fordert die Verstaatlichung der Banken, regt sich aber auf, wenn einem die Hausbank aus ideologischen Gründen das Konto kündigt. Wie würde wohl ein verstaatlichtes Bankensystem die Rechten behandeln? Was würde passieren, wenn "die Schlüsselindustrien" verstaatlicht wären, wie es Benedikt Kaiser fordert? Verbrenner wären schon längst verboten. Die reichen zehn Prozent würden Elektroauto fahren, der dumme Rest Fahrrad. Aber China ist ja für einige Rechte sogar Vorbild. Und dann wundern sie sich, wenn sie als Faschisten bezeichnet werden.

Ordoliberal

26. Oktober 2022 21:21

@FraAimerich

Wie gedenken Sie den "Ordnungsrahmen" Ihrer Märkte eigentlich gegen die Interessen des Kapitals durchzusetzen?

Sie sprechen das wohlbekannte Problem des regulatory capture an, einer Form staatlicher Korruption, bei der die Aufsichtsbehörde durch die zu Beaufsichtigenden übernommen wird, entweder materiell durch direkte Bestechung, Jobversprechen oder politische Unterstützung oder ideell durch Personalaustausch (revolving door), das heißt durch Gleichschaltung der Behördenziele mit den Unternehmenszielen (public-private-partnership, ESG). Beispiele gibt es in allen Industriestaaten genug. Und es wird immer schlimmer. Besonders schlimm ausgeprägt ist regulatory capture allerdings in den USA. Die US-Aufsichtsbehörden sind ein einziger korrupter Saustall. Der swamp eben.

Die liberale Antwort darauf lautet: regulatory capture kann es nur geben, wenn der Staat die Möglichkeit zur Marktintervention hat, das heißt, wenn er Subventionen und Lizenzen zu verteilen hat, wenn er durch Regulationen und Verbote den einen Marktteilnehmer bevorzugen, den anderen benachteiligen kann. Ein liberaler Staat im Hayekschen Sinne könnte das gar nicht. Es wäre ihm verfassungsrechtlich verboten.

Merksatz: Ein freier Markt ist ein Markt, in dem kein Markteilnehmer dem anderen die Bedingungen diktieren kann. Ein liberaler Staat ist ein Staat, der nur allen Markteilnehmern dieselben Bedingungen diktieren kann.

Ordoliberal

26. Oktober 2022 21:50

@RMH

Ich sehe gar nicht, wie eine Gesellschaft ab einer bestimmten Größe Institutionen vermeiden kann, die Staatscharakter haben. Selbst die "Gebietskörperschaft" eines Urwaldstamms muss Regeln und Verantwortlichkeiten für Territorialsicherung, Streitschlichtung und Allmendeverwaltung entwickeln - die drei Kernaufgaben des Staats.

Die Ordoliberalen meinen mit der "Ordo" übrigens die Marktordnung, nicht die Ordnung des Staates. "Marktordnung ja, Marktintervention nein" hieß der Merkspruch damals. Leichter gesagt als getan. Entscheidend scheint mir zu sein, dass der Ordoliberale dem Staat auf verfassungsrechtlichem Wege schon die Möglichkeit nehmen will, parteiisch in einen Markt einzugreifen. Das zu realisieren hat sich aber noch kein Verfassungsrechtler getraut.

Gracchus

26. Oktober 2022 22:58

Debatte "Ordoliberal"

Der deutsche Etatismus ist in der Tat ein Manko und Entwicklungshemmnis. Ich habe gelesen, dass der dt. Abiturienten Traumberuf Beamter ist. 

Andererseits bin ich gegen den (angelsächsischen) Kapitalismus; ein Grund nennt Ordoliberal "private public partnership". Eigentlich ist das Korporatismus - und nach dem Diktum Mussolinis Faschismus.

Die Frage ist also, wie sich ein solidarisches ("brüderliches") Wirtschaften mit individueller Freiheit verbinden lässt. 

Gracchus

26. Oktober 2022 23:05

@Laurenz hat insoweit recht, als die Liberalen als Wähler marginal sind. Die einen bedauern das, die anderen begreifen gar nicht, worum's geht. 

Franz Bettinger

26. Oktober 2022 23:11

@FraAimerich: Provokative Therapie ist das Gegenteil von Abschirmung, Schonung und in Watte Packen. PT ist ein gutes Sparring, bei dem der Patient (gegenüber dem Therapeuten) das Boxen lernt, bzw. sich frei zu boxen lernt, so dass er wieder ohne Hilfe auf eigenen Füßen stehen und gehen kann. Es wirkt! https://de.wikipedia.org/wiki/Provokative_Therapie  

Nordlicht

26. Oktober 2022 23:35

Simpel: Mut. Simpel?

Dieser Mut sieht für jeden Einzelnen anders aus: Der Eine bekennt sich öffentlich, arbeitet am Stand der rechten (= richtigen) Partei, läst sich gar als Kandidat an ausichsloser Stelle auf die Liste scheiben, damit da eine Alterlnave sichtbar wird. Das kann er nur machen, wenn er unabhängig ist. 

Der Andere sieht die Grenzen seines Mutes erreicht in Leserbriefen unter seinem richtigen Namen, aber nur in nicht-rechten Zeitungen, in denen er vorsichtig den Bereich des früher Sagbaren verteidigt, sich also gegen Massenzuwanderung, für scharfe Abschiebung und gegen den Meinungsterror (- um hier nicht "Cancel Culture" zu sagen) äussert.

Hier im Forum sich zu äussern ist kein Zeichen von Mut, sondern von Engagement und Lust am Debattieren. Ich weiss bei vielen Nachbarn im Ort oder von anderen Kontakten (Handwerker, Verein etc) aus leichten Andeutungen, dass sie sich in vielen Aussagen des AfD-Programms wiederfinden, aber diese Partei nie wählen würden.

Hier fehlt der Mut, sich aus dem System von Traditionen und Propaganda zu lösen und ganz für sich in der Wahlurne aufzubegehren. Den Mut zu haben, selbst zu denken, eigene Erkenntnis gegen die Tagesschau und die Gut-Lautsprecher zu setzen. Mut zur eigenen Meinung, noch ganz ohne öffentliches Bekenntnis..

Laurenz

27. Oktober 2022 00:13

@Imagine

Die öffentliche Wahrnehmung, was „rechts“ ist, wird insbesondere durch Erfahrungen mit Rechtsextremisten geprägt, welche Fanatiker und Dogmatiker und daher lernunfähig sind.

Nennen Sie uns doch mal 10 radikale Rechtsextremisten, die bekanntermaßen in Buntland aktiv sind. Ich unterstelle, Sie kennen keinen einzigen. Mit wem soll hier irgendwer irgendwelche Erfahrungen gemacht haben? Sie haben doch auch keine gemacht, von denen Sie berichten könnten. Hier handelt es sich also um eine reine Wahnvorstellung Ihrerseits, wie auch von unserer ganzen woken Junta, die dringend ärztliche Hilfe notwendig machen sollte.

Wenn man auf die Heimseite des VS geht, lernt man, daß es in Buntland um die 20.000 Reichsbürger & radikale Rechtsextreme geben soll. Wie viele von denen vom VS selbst bezahlt werden, steht natürlich nicht da. Die genannte Zahl geht für Buntland gegen 0. Die AfD gewinnt Bundesland für Bundesland vor Gericht gegen die VS-Behörde. Doch wohl nicht deswegen, weil die Gerichte befangen wären. Es gibt einfach nachweislich weder etwas bei der AfD zu beobachten, noch zu verdächtigen. Der VS ist offensichtlich eine völlig nutzlose Behörde, der die zwingende Überwachung der radikalen Altparteien nicht wahrnimmt.

ede

27. Oktober 2022 00:19

Blauer Engel, das haben Sie schön gesagt:

"Wer ein souveränes Land will, muß erstmal an seiner eigenen Souveränität arbeiten und da gibt es offensichtlich noch viel zu tun." 

 

 

ede

27. Oktober 2022 00:26

@Imagine

Die öffentliche Wahrnehmung, was „rechts“ ist, wird insbesondere durch Erfahrungen mit Rechtsextremisten geprägt, welche Fanatiker und Dogmatiker und daher lernunfähig sind."

Wenn jemand daher käme und behauptet Rechtsextremismus gibt's gar nicht, hätte er fast recht, so selten wie selbiger ist.

Ich bin nicht mehr der jüngste, bin rechts, aber einen Rechtsextremisten habe ich zeitlebens nicht kennen gelernt.

Die öffentliche Meinung ist schlicht Propaganda.

ede

27. Oktober 2022 01:07

@RMH

"Das Problem bei vielen Rechten ist zudem, dass für sie schon das Wort "Sozialismus" weniger problematisch ist, als "Liberalismus". Der wird als das absolut Schlimmste gesehen, die Ursache allen Übels, als Schweinchen-Schlau Ideologie."

Da stimme ich Ihnen zu.

Umgekehrt ist es aber auch nicht besser. Wenn schon eine Bismarcksche Form von Sozialversicherung als üble staatliche Einmischung gewertet wird, ist das Hybris des Individuellen.

Auch ein Leichtsinniger und Dummer, der nicht in eine der liberalen Gegenseitigkeitsvereine eingezahlt hat, muss Rechtsanspruch auf Solidarität (nicht auf Gnade) haben, wenn erwartet wird, daß er z.B. sein Leben für die Gemeinschaft einsetzt. Oder einfach viel Pech hat und trotzdem "dazugehört".

Das Firmen mit Marktmacht selbst zu staatsähnlichen Gebilden mit entsprechender politischer Macht werden können, ist ernsthaft nicht bestreitbar.

Es ist eine Frage von Balance.

Franz Bettinger

27. Oktober 2022 01:22

@Imagine: Sind Sie im wahren Leben, d.h. außerhalb der Lügenpresse, je einem Rechtsextremen begegnet (der von Ihnen beschriebenen asozialen, lernunfähigen Art)? - Ich nicht. Von welchen Leuten reden Sie? Könnte sein, dass sich diese extremen Figuren nur in ihrem Kopf befinden und Schlimmes zu Ihnen sagen?

Franz Bettinger

27. Oktober 2022 01:28

@FraAimerich: Der eben von mir an @Imagine gerichtete Satz fällt nicht in die Kategorie „Provokative Therapie“ (obwohl er durchaus therapeutisch wirken könnte, da er zu einem Blick auf die Realität ermuntert), sondern ist sarkastisch gemeint. Imagine wird ihn als unbeirrbarer Haudegen an sich abtropfen lassen. Er wird gar nicht lange darüber nachdenken wollen, was eine bewährte Methode der Selbstbehauptung ist.

Laurenz

27. Oktober 2022 03:34

@HeinrichBrück

Ehe

Wieso meinen Sie mich überzeugen zu müssen. Haben Sie jemals von mir etwas gelesen, wo ich eine Bresche für die Homoehe schlage? Jetzt lassen wir mal die Heiligkeit der Ehe dahingestellt sein. Denn heterophobe Christen würden Ihnen antworten, Liebe ist Liebe & Liebe ist immer heilig. Was Sie & manche aus der Schnellrodaer Klientel (gut sichtbar bei dem Vortrag von Prof. Dr. Neuhoff zur Geopolitik beim IfS) nur zum Teil verstanden haben, ist doch ganz was anderes. In Thailand lebt in jeder (größeren) Familie eine Transe, ein Schwuler oder sonstwas. Der Unterschied zu uns ist, es gilt dort als normal & es wird, genau, wie die Masse des Hetero-Seins öffentlich gar nicht debattiert. Es spielt auch in der TV-Unterhaltung keine Rolle. Bei uns hingegen, werden Minderheiten mit der einzig noch gültigen Daseinsberechtigung veröffentlicht. Altparteien vertreten öffentlich nur noch Minderheiten. Und diese Minderheiten sollen zu unserer Degeneration beitragen, was vor allem über den Mißbrauch unserer Kinder geschieht & was im Grunde ein Schwerverbrechen darstellt. Fast jede dritte Rede von Ron DeSantis dreht sich um dieses Thema der Elternrechte. Wenn Sie mich fragen würden, bliebe ich bei der eingetragenen Partnerschaft für Homosexuelle & würde eine kirchliche Trauung legalisieren. Denn wissen Sie, Heiligkeit gab es schon vor den Christen & unseren Frauen ging es ohne orientalische Indoktrination besser.

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