Die Rolle der USA im Ukraine-Konflikt

von Michael Wiesberg -- PDF der Druckausgabe aus Sezession 110/ Oktober 2022

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Seit zehn Mona­ten herrscht Krieg in der Ukrai­ne, ohne daß sich ein Ende der Kampf­hand­lun­gen abzeich­ne­te. Bei­de Kriegs­par­tei­en haben sich in eine Lage manö­vriert, die Ver­hand­lun­gen nicht mehr zuläßt. Wla­di­mir Putin und sei­ne Entou­ra­ge glau­ben, daß eine West­bin­dung der Ukrai­ne in Gestalt eines Bei­tritts zur NATO Ruß­land exis­ten­ti­ell bedro­he. Soll die­se Bedro­hung ent­schärft wer­den, muß die­ser Krieg gewon­nen werden.

Die west­li­che Füh­rungs­macht USA und deren Ver­bün­de­te, dar­un­ter Deutsch­land, haben sich dar­auf fest­ge­legt, daß Ruß­land in die­sem Kon­flikt ent­schei­dend geschla­gen wer­den müs­se, und zwar nicht nur auf dem Schlacht­feld, son­dern auch wirt­schaft­lich. Die­sem Zweck die­nen die immer neu­en Waf­fen­lie­fe­run­gen und ande­ren Unter­stüt­zungs­leis­tun­gen und das umfas­sen­de Sank­ti­ons­re­gime, das der Wes­ten gegen Ruß­land in Kraft gesetzt hat.

US-Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Lloyd Aus­tin hat Ende April 2022 betont, das Ziel des Wes­tens bestehe dar­in, Ruß­land bis zu dem Punkt zu schwä­chen, an dem es nicht wie­der in die Ukrai­ne ein­mar­schie­ren kön­ne. Und auch der EU-Außen­be­auf­trag­te Josep Bor­rell leg­te sich auf Twit­ter dahin­ge­hend fest, daß die­ser Krieg »auf dem Schlacht­feld gewon­nen« werde.

In eine ähn­li­che Rich­tung äußer­te sich Ende April die dama­li­ge eng­li­sche Außen­mi­nis­te­rin Liz Truss, als sie erklär­te, daß der Krieg in der Ukrai­ne »unser aller Krieg« sei,

denn der Sieg der Ukrai­ne ist für uns alle eine stra­te­gi­sche Not­wen­dig­keit. Schwe­re Waf­fen, Pan­zer, Flug­zeu­ge – wir grei­fen tief in unse­re Waf­fen­ar­se­na­le, fah­ren die Pro­duk­ti­on hoch. Das alles ist notwendig.

Da moch­te auch Deutsch­lands femi­nis­ti­sche Außen­mi­nis­te­rin Anna­le­na Baer­bock (Bünd­nis 90 / Die Grü­nen) nicht abseits ste­hen und erklär­te, daß es in die­sem Krieg auch dar­um gehe, Ruß­land über Jahr­zehn­te der­art zu schwä­chen, daß wei­te­re Angriffs­krie­ge zuneh­mend unmög­lich erschei­nen. »Ich will«, so Baer­bock laut Focus, »daß Putin nie wie­der ein [sic!] Angriffs­krieg führt.« Deutsch­land wer­de mit sei­ner Unter­stüt­zung der Sank­ti­ons­pa­ke­te dazu bei­tra­gen, Ruß­land der­art zu schä­di­gen, daß »es volks­wirt­schaft­lich jah­re­lang nicht mehr auf die Bei­ne kommt«.

Doch damit nicht genug: US-Prä­si­dent Joe Biden hat Putins Krieg in der Ukrai­ne Anfang April als »Völ­ker­mord« bezeich­net, den rus­si­schen Prä­si­den­ten als »Kriegs­ver­bre­cher«, der nach dem Krieg einem »Kriegs­ver­bre­cher­pro­zeß« unter­zo­gen wer­den müs­se. Damit ist die Tür für eine Bei­le­gung des Kon­flik­tes am Ver­hand­lungs­tisch zuge­schla­gen. Denn, so gibt der US-Poli­to­lo­ge John Mears­hei­mer zu beden­ken: »Wie ver­han­delt man mit einem völ­ker­mor­den­den Staat?«

Mears­hei­mer, der die rea­lis­ti­sche Schu­le der Inter­na­tio­na­len Bezie­hun­gen ver­tritt, gehört zu den weni­gen Stim­men im öffent­li­chen Dis­kurs um den Ukrai­ne­krieg, die es wagen, die US-ame­ri­ka­ni­schen Inter­es­sens­la­gen in die­sem Kon­flikt offen und kri­tisch zu the­ma­ti­sie­ren. Der Poli­to­lo­ge weist den USA und in ihrem Wind­schat­ten auch ihren Ver­bün­de­ten die Haupt­schuld für die Eska­la­ti­on in der Ukrai­ne zu. Die USA hätten

eine Poli­tik gegen­über der Ukrai­ne vor­an­ge­trie­ben, die von Putin und ande­ren rus­si­schen Füh­rern als exis­ten­ti­el­le Bedro­hung ange­se­hen wird«.

Mears­hei­mer meint damit

Ame­ri­kas Beses­sen­heit, die Ukrai­ne in die NATO auf­zu­neh­men und sie zu einem west­li­chen Boll­werk an Ruß­lands Gren­ze zu machen.

Der Regie­rung Biden wirft er vor, die­se Bedro­hung nicht durch Diplo­ma­tie besei­tigt zu haben. Statt des­sen ver­pflich­te­ten sich die Ver­ei­nig­ten Staa­ten im Jahr 2021 erneut, die Ukrai­ne in die NATO auf­zu­neh­men. Putin habe dar­auf mit dem Ein­marsch reagiert.

Ähn­lich argu­men­tier­te Mears­hei­mer bereits in einem Bei­trag für die Zeit­schrift For­eign Affairs im Jah­re 2014 mit Blick auf die Krim­kri­se; auch hier wies er den Ver­ei­nig­ten Staa­ten und ihren euro­päi­schen Ver­bün­de­ten »den größ­ten Teil der Ver­ant­wor­tung für die Kri­se« zu. »Die Wur­zel des Pro­blems« sei die NATO-Erweiterung,

das zen­tra­le Ele­ment einer umfas­sen­de­ren Stra­te­gie, um die Ukrai­ne aus der Umlauf­bahn Ruß­lands her­aus­zu­ho­len und sie in den Wes­ten zu integrieren.

Für Putin brach­te der »ille­ga­le Sturz« des demo­kra­tisch gewähl­ten und pro­rus­si­schen ukrai­ni­schen Prä­si­den­ten Vik­tor Janu­ko­witsch das Faß zum Über­lau­fen. Er reagier­te dar­auf mit der Ein­nah­me der Krim, einer Halb­in­sel, von der er befürchtete,

daß sie einen NATO-Mari­ne­stütz­punkt beher­ber­gen wür­de, und arbei­te­te dar­an, die Ukrai­ne zu desta­bi­li­sie­ren, bis sie ihre Bemü­hun­gen, sich dem Wes­ten anzuschließen,

auf­ge­ben wür­de. Es ver­steht sich von selbst, daß Mears­hei­mers The­sen in den USA hef­ti­ge Kri­tik aus­ge­löst haben, ins­be­son­de­re nach­dem er mit die­sen The­sen eine mil­lio­nen­fach geteil­te Video­vor­le­sung an der Uni­ver­si­tät von Chi­ca­go hielt und dem Maga­zin The New Yor­ker ein Tele­fon­in­ter­view gab. Wenig über­ra­schend wur­de er in den Ruch gebracht, mit der rus­si­schen Regie­rung zusammenzuarbeiten.

Mitt­ler­wei­le gibt es neben Mears­hei­mer in den USA eine wei­te­re renom­mier­te Stim­me, die sich kri­tisch mit der Rol­le der USA an der Ent­wick­lung des Ukrai­ne­krie­ges aus­ein­an­der­setzt, näm­lich den US-Öko­no­men ­Jef­frey D. Sachs. Sachs war in den 1990er Jah­ren einer der Wort­füh­rer der soge­nann­ten Schock­the­ra­pie, mit der die Zen­tral­ver­wal­tungs­wirt­schaf­ten nach dem Ende des Real­so­zia­lis­mus in kür­zes­ter Zeit zu Markt­wirt­schaf­ten umge­baut wer­den sollten.

Die dadurch aus­ge­lös­ten wirt­schaft­li­chen Ver­wer­fun­gen haben Sachs, der zu den west­li­chen Bera­tern des rus­si­schen Pre­mier­mi­nis­ters Jegor Gai­dar gehör­te, schar­fe Kri­tik ein­ge­tra­gen. Sachs bezeich­net den Krieg in der Ukrai­ne als »Höhe­punkt eines 30jährigen Pro­jekts der ame­ri­ka­ni­schen neo­kon­ser­va­ti­ven Bewe­gung (Neo­cons)«.

In der Regie­rung Biden säßen

die­sel­ben Neo­kon­ser­va­ti­ven, die sich für die Krie­ge der USA in Ser­bi­en (1999), Afgha­ni­stan (2001), Irak (2003), Syri­en (2011) und Liby­en (2011) stark gemacht und die den Ein­marsch Ruß­lands in die Ukrai­ne erst provoziert

hät­ten. Der US-Öko­nom ver­weist dar­auf, daß sich die »Neo­cons« für die NATO-Erwei­te­rung um die Ukrai­ne bereits ein­ge­setzt hat­ten, noch bevor dies 2008 unter Geor­ge W. Bush Ziel der US-Poli­tik wur­de. Sie betrach­te­ten die NATO-Mit­glied­schaft der Ukrai­ne »als Schlüs­sel zur regio­na­len und glo­ba­len Vor­herr­schaft der USA«. Sei­ne Kri­tik gilt auch der Rol­le von ­Vic­to­ria Nuland, der Ehe­frau des Neo­con-Fal­ken Robert Kagan, die er als »neo­kon­ser­va­ti­ve Agen­tin par excel­lence« bezeichnet.

Nuland gehör­te 2014 in der Ukrai­ne zu den Strip­pen­zie­hern, als die Mai­dan-Unru­hen mit dem Sturz des demo­kra­tisch gewähl­ten Prä­si­den­ten Janu­ko­witsch ende­ten. ­Auf Janu­ko­witsch folg­te der Nuland-Favo­rit Arse­nij Jazen­juk, mit dem die wei­te­re Ent­wick­lung ganz im Sin­ne der US-Inter­es­sen verlief.

In Deutsch­land wur­de Nuland vor allem durch ein abge­hör­tes Tele­fo­nat bekannt, in dem sie die For­mu­lie­rung »Fuck the EU« gebrauch­te. Daß der Mit­schnitt des Tele­fo­nats in das Inter­net gelang­te, schrieb die US-Regie­rung dem rus­si­schen Geheim­dienst zu. Aller­dings muß­te selbst die Tages­schau zuge­ste­hen, daß die Auf­zeich­nung zei­ge, »wie stark sich die USA in die inne­rukrai­ni­schen Ver­hält­nis­se« ein­misch­ten. Nun ist Nuland als Bidens Unter­staats­se­kre­tä­rin wie­der im Spiel und lei­tet die US-Poli­tik hin­sicht­lich des Krie­ges in der Ukraine.

Ihr Mann, Robert Kagan, gibt der­weil mit geo­stra­te­gi­schen Grund­satz­ar­ti­keln die Lini­en vor, so zum Bei­spiel in der Fach­zeit­schrift For­eign Affairs, der wohl wich­tigs­ten außen­po­li­ti­schen Publi­ka­ti­on der USA, die im Auf­trag der über­aus ein­fluß­rei­chen Denk­fa­brik Coun­cil on For­eign Rela­ti­ons (CFR) her­aus­ge­ge­ben wird, der unter ande­rem ehe­ma­li­ge US-Prä­si­den­ten, ‑Außen­mi­nis­ter und ‑Finanz­mi­nis­ter angehören.

In der März / April-Aus­ga­be 2021 von For­eign Affairs, kurz nach Amts­an­tritt der Regie­rung Biden also, for­der­te Kagan – unüber­les­bar auch als Abrech­nung mit der Ära Trump – die US-Ame­ri­ka­ner in einem Grund­satz­ar­ti­kel dazu auf, daß sie ihre »glo­ba­le Rol­le« akzep­tie­ren müß­ten, weil die USA eine »Super­macht« sei­en, ob sie es nun woll­ten oder nicht.

­Kagan beklagt, daß sich die Ame­ri­ka­ner nicht als »Haupt­ver­tei­di­ger einer bestimm­ten Art von Welt­ord­nung« sähen und daß sie die­se »›unver­zicht­ba­re‹ Rol­le« nie über­nom­men oder »oft schlecht gespielt hät­ten«. Das Hin und Her der Ame­ri­ka­ner habe Ver­bün­de­te und Geg­ner »ver­wirrt und in die Irre geführt«. Kagan erin­nert dar­an, daß das 20. Jahr­hun­dert »mit den Lei­chen aus­län­di­scher Füh­rer und Regie­run­gen über­sät« sei, die die USA »falsch ein­ge­schätzt« hät­ten, »von Deutsch­land (zwei­mal) und Japan über die Sowjet­uni­on und Ser­bi­en bis zum Irak«.

Soll das 21. Jahr­hun­dert nicht nach »dem­sel­ben Mus­ter« ver­lau­fen, »am gefähr­lichs­ten im Wett­be­werb mit Chi­na«, müß­ten die US-Ame­ri­ka­ner »die Rol­le akzep­tie­ren, die das Schick­sal und ihre eige­ne Macht ihnen auf­er­legt« haben. Dies des­halb, weil »die Alter­na­ti­ve zur ame­ri­ka­ni­schen Welt­ord­nung« »eine Welt des Macht­va­ku­ums, des Cha­os, des Kon­flikts und der Fehl­ein­schät­zun­gen« sein werde.

War­um die­sem Bei­trag Kagans eine beson­de­re Bedeu­tung zukommt, hat die Schwei­zer Inter­net­zei­tung Infosper­ber beant­wor­tet. Kagan steht US-Außen­mi­nis­ter Ant­o­ny Blin­ken nahe. Bei­de zusam­men haben Anfang Janu­ar 2019 in der Washing­ton Post einen pro­gram­ma­ti­schen Arti­kel ver­öf­fent­licht, der sich in schar­fen Wor­ten gegen Donald Trumps »Ame­ri­ca first«-Politik wandte.

Der Prä­si­dent, der nach Trump ins Amt kom­me, wer­de »mit einer zuneh­mend gefähr­li­chen Welt kon­fron­tiert sein, die eher an die 1930er Jah­re erin­nert als an das Ende der Geschich­te«. In die­ser Welt sei­en »Popu­lis­ten, Natio­na­lis­ten und Dem­ago­gen auf dem Vor­marsch«, »die immer stär­ker und aggres­si­ver wer­den«, samt »einem Eu­ropa, das in Spal­tung und Selbst­zwei­feln versinkt«.

Ein wei­te­res Fest­hal­ten an »Ame­ri­ca first« mit sei­ner Mischung aus »Natio­na­lis­mus, Uni­la­te­ra­lis­mus und Frem­den­feind­lich­keit« wer­de die­se Pro­ble­me nur noch ver­schär­fen. Aber das glei­che gel­te für die Alter­na­ti­ve, die von Den­kern quer durch das ideo­lo­gi­sche Spek­trum ange­bo­ten wer­de, die rie­ten, sich zurück­zu­zie­hen, »ohne die wahr­schein­li­chen Fol­gen zu beden­ken, wie wir es in den 1930er Jah­ren getan haben«.

Es sind Ansich­ten wie die­se, die den Wider­spruch von Jef­frey Sachs her­aus­ge­for­dert haben, näm­lich daß die USA auf­grund ihrer Über­le­gen­heit in der Lage sei­en, die »Bedin­gun­gen in allen Regio­nen der Welt zu dik­tie­ren«. Die­se Hal­tung sei von »bemer­kens­wer­ter Hybris« und durch »Gering­schät­zung von Bewei­sen« geprägt. Obwohl die USA seit den 1950er Jah­ren »in fast jedem regio­na­len Kon­flikt«, in dem sie invol­viert waren, »in die Schran­ken ver­wie­sen wor­den« sei­en, hät­ten sie mit Blick auf die Ukrai­ne eine mili­tä­ri­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit Ruß­land pro­vo­ziert, in der Über­zeu­gung, daß es durch die Waf­fen der NATO und durch ein wirt­schaft­li­ches Sank­ti­ons­re­gime in die Knie gezwun­gen werde.

Die­se Sank­tio­nen haben sich aber ins­be­son­de­re aus euro­päi­scher War­te als zwei­schnei­di­ges Schwert erwie­sen, wie der mar­xis­tisch inspi­rier­te Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler Micha­el Hud­son in einem Inter­view erläu­tert hat. Das ers­te Ziel der USA bestand dar­in, Ruß­land durch Aus­schluß aus dem Swift-Ban­ken-Clea­ring-Sys­tem zu iso­lie­ren. Ban­ken-Clea­ring meint die Ver­rech­nung gegen­sei­ti­ger Geldforderungen.

Mos­kau reagier­te dar­auf mit dem Über­gang zum Ban­ken-Clea­ring-Sys­tem Chi­nas. Dadurch wur­de die Spal­tung der Welt in »zwei ant­ago­nis­ti­sche Finanz­blö­cke«, so Hud­son, »noch wei­ter und schnel­ler vorangetrieben«.

Die zwei­te Tak­tik lief dar­auf hinaus,

rus­si­sche Kapi­tal­ein­la­gen bei US-Ban­ken zu beschlag­nah­men und die­se US-ame­ri­ka­ni­schen sowie euro­päi­schen Finanz­wert­pa­pie­ren und Fonds zuzuführen.

Mit die­sem beschlag­nahm­ten Kapi­tal sei dann unter ande­rem die Ukrai­ne unter­stützt wor­den. Mos­kau reagier­te dar­auf, indem es »US-ame­ri­ka­ni­sche und euro­päi­sche Inves­ti­tio­nen im eige­nen Land bil­lig auf­kauf­te«. Eine Kon­se­quenz daraus:

Deutsch­land ver­liert den rus­si­schen Markt dau­er­haft, als Inves­ti­ti­ons­part­ner und als Exportmarkt.

Die drit­te US-Tak­tik zielt dar­auf ab, NATO-Staa­ten am Han­del mit Ruß­land zu hin­dern. Auch die­se Maß­nah­me läuft dar­auf hin­aus, daß der rus­si­sche Markt für euro­päi­sche Anbie­ter und Expor­teu­re dau­er­haft ver­lo­ren­geht. Euro­pa wer­de die­sen »weg­ge­bro­che­nen Markt« nicht ein­fach erset­zen kön­nen, auch nicht durch den US-Markt.

Hud­son schluß­fol­gert dar­aus, daß die US- und NATO-Sank­tio­nen gegen Ruß­land »tat­säch­lich auf lan­ge Sicht gegen Deutsch­land und Euro­pa gerich­tet« sei­en. Das sei das, »was die Euro­pä­er und beson­ders die Deut­schen end­lich begrei­fen soll­ten«. Aber schein­bar ver­stün­den sie nicht, daß sie die »haupt­säch­li­chen Opfer in die­sem US-geführ­ten Wirt­schafts­krieg um Ener­gie, Nah­rung und finan­zi­el­le Vor­herr­schaft sind«.

Die­ser Befund führt zu der Fra­ge, was eigent­lich die geo­stra­te­gi­schen Zie­le der Ver­ei­nig­ten Staa­ten in die­sem Wirt­schafts­krieg sind. Der Publi­zist Hau­ke Ritz hat die Tie­fen­di­men­sio­nen die­ser Zie­le der USA aus­zu­lo­ten ver­sucht. Bereits 2008 stell­te er die The­se auf, daß die USA 1989 nur eines ihrer bei­den geo­po­li­ti­schen Zie­le erreicht und des­halb den Kal­ten Krieg fort­ge­setzt hätten.

Das ers­te Ziel sei der »Sieg des Kapi­ta­lis­mus über den Sozia­lis­mus« gewe­sen. Das zwei­te Ziel hin­ge­gen, näm­lich die Errin­gung der »Vor­macht­stel­lung der USA in Eura­si­en«, um »die Welt in eine post-natio­na­lis­ti­sche Ord­nung unter US-ame­ri­ka­ni­scher Hege­mo­nie zu über­füh­ren«, sei ver­fehlt worden.

Einer der wich­tigs­ten Prot­ago­nis­ten der The­se vom »eura­si­schen Schach­brett«, des­sen Beherr­schung die Vor­aus­set­zung für eine glo­ba­le Vor­macht­stel­lung sei, war die 2017 ver­stor­be­ne »graue Emi­nenz« unter den US-Geo­po­li­ti­kern, Zbi­gniew Brze­ziń­ski. Sein Den­ken dreh­te sich vor allem dar­um, daß es das ers­te Ziel der US-Außen­po­li­tik sein müs­se, daß kein Staat oder »kei­ne Grup­pe von Staa­ten« die Fähig­keit erlan­gen dür­fe, die USA aus Eura­si­en zu ver­trei­ben oder auch nur deren »Schieds­rich­ter­rol­le« in Fra­ge zu stel­len. Das »Empor­kom­men eines Riva­len um die Macht« müs­se ver­ei­telt werden.

Ritz kon­sta­tiert mit Blick auf Brze­ziń­ski eine »unver­hoh­le­ne Arro­ganz« gegen­über Ruß­land, dem die­ser allen­falls »die Rol­le einer Kolo­nie« bzw. eines »Drit­te Welt«-Landes zuord­ne­te. Trotz der »Eigen­lo­gik mit hoher Über­zeu­gungs­kraft«, die Brze­zińskis geo­po­li­ti­sche Ana­ly­sen ent­fal­te­ten, sei­en sie »poli­tisch ver­hee­rend«. Die Welt im 21. Jahr­hun­dert sei auf­grund ihrer mul­ti­la­te­ra­len Ver­flech­tung für »geo­po­li­ti­sche Macht­spie­le« à la Brze­ziń­ski zu »klein und zer­brech­lich gewor­den«. Die Über­tra­gung der Logik eines Schach­spiels auf Kon­ti­nen­te wer­de die­ser »neu­en Situa­ti­on nicht gerecht«.

Heu­te sieht Ritz die USA als Super­macht, die »im Abstieg begrif­fen« sei, was ande­re Län­der wie Ruß­land oder Chi­na auf den Plan ruft, um ihre eige­ne Posi­ti­on aus­zu­bau­en. Ruß­land sei Anti­po­de im Welt­sys­tem, in dem die USA nach Ritz bestrebt sei­en, im Zuge der Glo­ba­li­sie­rung »Staat­lich­keit zuguns­ten über­staat­li­cher Netz­wer­ke« auf­zu­lö­sen. Damit ist nicht nur eine Ein­schrän­kung der Sou­ve­rä­ni­tät ver­bun­den, son­dern auch eine »Ein­schrän­kung des Ver­fü­gungs­rechts der Natio­nal­staa­ten über ihre Rohstoffe«.

Für Ruß­land, das auf natio­na­ler Sou­ve­rä­ni­tät beharrt, gebe es in die­sem Sys­tem kei­ne »akzep­ta­ble Posi­ti­on«. Ritz’ The­se: Wäre Ruß­land in das bestehen­de Welt­sys­tem oder gar in die NATO auf­ge­nom­men wor­den, wäre es durch die enor­men Ein­künf­te auf­grund sei­nes Roh­stoff­reich­tums immer stär­ker und damit für die ame­ri­ka­ni­sche Hege­mo­ni­al­stel­lung bedroh­lich geworden.

Mit ande­ren Wor­ten: Eine Inte­gra­ti­on Ruß­lands wäre nur mög­lich gewe­sen, wenn sich das west­li­che Sys­tem ver­än­dert hät­te und die USA ein selbst­be­wuß­tes Ruß­land zuge­las­sen hät­ten. Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten haben sich aber gegen eine Inte­gra­ti­on Ruß­lands ent­schie­den und mit Blick auf Mos­kau eine Poli­tik der wirt­schaft­li­chen Ein­däm­mung in Gang gesetzt, mit der Absicht, Ruß­land so weit zu schwä­chen, daß es zu einem Regi­me­ch­an­ge kommt.

Aus deut­scher Sicht sind die Fol­gen die­ser Poli­tik dra­ma­tisch, beruh­te doch der Erfolg der deut­schen Indus­trie in den letz­ten Jahr­zehn­ten auf preis­güns­ti­gem rus­si­schen Erd­gas und ande­ren Roh­stof­fen. Deren Weg­fall, den sich ein immer wei­ter zur Kennt­lich­keit ent­wi­ckeln­des Sprach­rohr US-ame­ri­ka­ni­scher Inter­es­sen­po­li­tik in Deutsch­land, näm­lich Bun­des­au­ßen­mi­nis­te­rin Baer­bock, »für immer« wünscht, wird eine, wie es Ritz bezeich­net, »schmerz­haf­te Umstruk­tu­rie­rung der deut­schen Wirt­schaft« aus­lö­sen, die Deutsch­land sei­ne bis­he­ri­ge füh­ren­de Posi­ti­on unter den Indus­trie­na­tio­nen kos­ten könnte.

Zu Recht plä­diert des­halb der US-Exper­te Josef Braml dafür, daß, wenn die Euro­päi­sche Uni­on »nicht Spiel­ball ande­rer Mäch­te sein soll«, »allen vor­an Deutsch­land sei­ne Außen­po­li­tik auch gegen­über den USA ent­schei­dend kor­ri­gie­ren« müs­se. Dafür aller­dings bedarf es eines poli­ti­schen Wil­lens, der bei die­ser Regie­rung, zum nach­hal­ti­gen Scha­den Deutsch­lands, nicht zu erken­nen ist.

– – –

Der vor­lie­gen­de Bei­trag ist im The­men­heft Geo­po­li­tik unse­rer Zeit­schrift erschie­nen. Er ist einer von meh­re­ren Bei­trä­gen, die sich mit der Vor­ge­schich­te des Ukrai­ne-Kriegs befas­sen. Hier ein­se­hen und bestel­len.

Der im zwei­ten Teil zitier­te Poli­tik­wis­sen­schaft­ler Hau­ke Ritz hat soeben zusam­men mit Ulri­ke Gue­rot den Essay End­spiel Euro­pa ver­öf­fent­licht. Auch dar­in geht es um Zusam­men­hän­ge und Hin­ter­grün­de, die bis­lang wenig bekannt sind. Hier ein­se­hen und bestel­len.

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Kommentare (57)

RMH

24. Oktober 2022 12:10

Kurze Frage, da ich noch nicht das Oktober Heft der Sezession komplett durchgelesen habe:

Ist das der gleich Artikel, der im genannten Heft der Sezession mit "Falken über Kiew" im Titel beginnt?

antwort redaktion:
ja, das ist er.

Franz Bettinger

24. Oktober 2022 12:59

US General Douglas McGregor über den Krieg und was Erstaunliches im November passieren wird: 
https://www.patreon.com/posts/macgregor-russia-73447092

Karl Otto

24. Oktober 2022 13:17

Immer wieder höchst verblüffend diese Naivität mit der die Rechten den Amerikanern grundsätzlich die fiesesten Motive zutrauen und gleichzeitig  gegen alle Evidenz den Russen edle Motive unterstellen. Teilen sie übrigens mit radikalen Linken.

Laurenz

24. Oktober 2022 13:56

Der Artikel von MW ist im Prinzip in einem HB-Stil (mit geopolitischen Inhalt) gehalten, er faßt das wesentliche & bekannte (veröffentlichte) der letzten 24 Jahre bezüglich us amerikanischer Rußland-Politik kurz & bündig zusammen. Man hätte noch Kissinger & einige andere mit oppositioneller Meinung erwähnen können, die zB., wie Mearsheimer auf Zerohedge zitiert werden, aber wirklich verändern würde das an den jeweiligen Positionen im Artikel nichts. Was mich hier interessieren würde, ist, ob die Redaktion die Absicht hat, historisch nochmal über das letzte viertel Jahrhundert hinaus zurückzugehen oder nicht? Denn im Prinzip schwelt der innenpolitische Konflikt der USA bezüglich ihrer Außenpolitik schon seit 1853 faktisch & seit 1823 ideologisch.

kikl

24. Oktober 2022 14:41

Eigentlich ist es ganz einfach. Die Politik Großbritanniens gegenüber dem europäischen Kontinent, euphemistisch "Balance of Powers" genannt, haben die US Amerikaner adaptiert und führen eine "Balance of Powers" jetzt auf dem Eurasischen Kontinent ein.

Wenn irgendein Staat auf dem eurasischen Kontinent aus Sicht der USA zu mächtig wird, dann gibt's Krieg. Genauso wie die Briten suchen sich die Amerikaner Verbündete, die für sie das Kämpfen und Sterben weitgehend übernehmen.

Ich gehe davon aus, dass die USA die Nordstream-Pipelines zerstört haben. Dabei nehmen sie keine Rücksicht auf ihre Verbündeten, insbesondere Deutschland, in Europa. Deshalb sollte Deutschland die Kosten des Kriegs nicht übernehmen.

Es tut mir zwar in gewisser Weise leid für die Ukrainer, dass sie zum Spielball in diesem Machtpoker geworden sind. Aber sie spielen auch mit. Der russisch-ukrainisch-deutsche Gasstreit im Jahre 2005 war letztlich auch der Anlass für die Konstruktion der Ostsee-Pipelines, damit Deutschland nicht mehr Geisel der Transitländer für russisches Gas ist.

https://de.wikipedia.org/wiki/Russisch-ukrainischer_Gasstreit

Das Anfachen von Kriegen auf dem eurasischen Kontinent funktioniert nur, wenn mitgespielt wird. Wir sollten aus diesem Spiel aussteigen. Die Rolle Russlands habe ich hier nicht besprochen, aber ich bin kein Apologet Putins. Der Einmarsch in die Ukraine war falsch, sowohl moralisch als auch geopolitisch.

RMH

24. Oktober 2022 15:45

OT und kleiner Hinweis am Rande, vermutlich hat der BuPrä das Gesetz auch noch nicht unterzeichnet, aber gestern hat der Bundestag den § 130 StGB um einen Absatz 5 erweitert, nach Absatz 4 wird folgender Absatz 5 in § 130 StGB eingefügt:

"(5) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer eine Handlung der in den §§ 6 bis 12 des Völkerstrafgesetzbuches bezeichneten Art gegen eine der in Absatz 1 Nummer 1 bezeichneten Personenmehrheiten oder gegen einen Einzelnen wegen dessen Zugehörigkeit zu einer dieser Personenmehrheiten öffentlich oder in einer Versammlung in einer Weise billigt, leugnet oder gröblich verharmlost, die geeignet ist, zu Hass oder Gewalt gegen eine solche Person oder Personenmehrheit aufzustacheln und den öffentlichen Frieden zu stören."

Die genannten Handlungen nach Völkerstrafgesetzbuch sind im wesentlichen Völkermord und Kriegsverbrechen. 

Zukünftig werden die öffentlichen Artikel und Diskussionen vorsichtshalber etwas "gebremster" erfolgen müssen - die Rechte ist so etwas ja schon in anderem Zusammenhang gewöhnt. "Gröblich" ist bekanntermaßen ohnehin alles, was von Rechts kommt ...

PS: Ich finde das ganze Meinungsdisziplinierungs-Regime, welches sich weltweit breit macht, nur noch z.K., aber im konkreten Fall verstecken sich Justizministerium und die Mehrheit des BT hinter der Umsetzungspflicht einer EU-Richtlinie, was es nicht besser macht.

Laurenz

24. Oktober 2022 15:47

@Karl Otto

Immer wieder höchst verblüffend diese Naivität mit der die Rechten den Amerikanern grundsätzlich die fiesesten Motive zutrauen und gleichzeitig  gegen alle Evidenz den Russen edle Motive unterstellen. Teilen sie übrigens mit radikalen Linken.

Können Sie Ihre Unterstellung mit Zitaten belegen?

dojon86

24. Oktober 2022 15:50

@Kal Otto I13:17 Immer wieder höchst verblüffend diese Naivität mit der der Mainstream den Amerikanern grundsätzlich nur edle Motive zutraut und gleichzeitig den Russen nur Böses. Das liegt daran, dass der Mainstream grundsätzlich mit dem Strom schwimmt, ohne sich um die Richtung zu kümmern. Ist wahrscheinlich anthropologisch bedingt, mit einer solchen Haltung kommt man lebensgeschichtlich weniger leicht in die Bredouille. Radikalen Rechten und vorzeiten auch radikalen Linken ist es aber grundsätzlich wichtig, über die Richtung des Stromes nachzudenken und gegen eben diese Richtung Einwände zu erheben. Darum haben Sie natürlich mit ihrer Beobachtung recht, das beim Russlandproblem viele Rechte und mache Linke ähnliche Meinungen haben. Ich schreibe "Manche Linke" weil es ihnen sicher nicht entgangen ist, dass die linken Woken LGBT Gesellschaftsklempner massiv proamerikanisch sind.

Ein gebuertiger Hesse

24. Oktober 2022 16:31

@ kiki

Sehr gut, diesen verdammten Krieg dort - und möge er dort nicht nur bald zuende gehen, sondern auch nie hier herüber schwappen - mit solch klugen, geraden Strichen charakterisiert zu sehen. 

FraAimerich

24. Oktober 2022 16:38

Wenn der Eimer aber nun ein Loch hat, @Karl Otto, Karl Otto - wenn der Eimer aber nun ein Loch hat, Karl Otto, was dann?

Motive und Absichten sind nun mal Motive und Absichten. Wie man die bewertet, hängt vom jeweiligen Standpunkt ab, um nicht zu sagen - ist Geschmackssache.

Aber selbst wenn man davon ausginge, daß die aktuelle Gemengelage sich irgendwie "zufällig" oder "wider beste Absichten" unserer angloamerikanischen Freunde ergeben habe, wird man wohl nicht umhin können, die Folgen ihrer Außenpolitik für Deutschland und Europa in den Blick zu nehmen und Stellung zu beziehen.

ede

24. Oktober 2022 16:47

Nichts Neues. Aber sehr gute Zusammenfassung der geopolitischen Lage.

Mehr Beachtung hätte wohl die Bedeutung Chinas verdient, denn

"Heute sieht Ritz die USA als Supermacht, die »im Abstieg begriffen« sei, was andere Länder wie Rußland oder China auf den Plan ruft, um ihre eigene Position auszubauen."

"Auf den Plan rufen" drückt es nicht ganz korrekt aus, deren Gewicht wächst offenkundig relativ zu den USA stärker.

Nordlicht

24. Oktober 2022 17:18

@ Karl Otto:

Fiese Motive unterstellt den USA hier und in den zitierten Schriften niemand; man analysiert die machtpolitischen US-Interessen und achtet auf die Aussagen der Akteure. Da braucht man nichts zu unterstellen - und ein kindlich-moralisches Wort wie "fies" erscheint mit wiederum naiv.

Damit zu der zweiten Unterstellung, man sähe bei den russischen Handlungen "edle Motive". Die nationalen Interessen Russlands zu schützen, wird für russische Politiker ein edles Motiv zu sein, für einen deutschen Politiker gilt es, Motive der Gegner zu kennen kennen und ins Kalkül zu ziehen. Alle Nachbarstaaten sind potentielle Gegner, auch die momentanen Verbündeten. Und stets sind sie Wettbewerber mit Interessen, die den unsrigen schaden.

Fies und edel sind Kategorien, die in den Themen Geopolitik, Aussenpolitik, ja in Politik insgesamt keinen Platz haben. Es ist einfach kindisch, mit solchen Begriffen zu operieren. (Da kommt man unwillkürlich zu der jetzigen deutschen Aussenministerin. Sie schädigt Deustchland weit mehr als das wirtschaftliche Tro Infernale Scholz, Habeck und Lindner.)

Gimli

24. Oktober 2022 17:53

Hmmh, ich finde da viel an dem Haaren herbeigezogen. Da wird korreliert was das Zeug hält. Und es scheint nur ein stringent handelndes Amerika zu geben über alle Präsidenten hinweg und nicht ein Aushandeln von Interessen. Und hinter allem steckt finstre Absicht statt „Tradition“ auf Basis eingeschriebener Linien, die sich immer ein Stück weit allein weiter zeichnen. Ich bin überzeugt, Politiker in höheren Ämtern handeln eher praktisch. Alles andere ist Tom Clancy …

Hajo Blaschke

24. Oktober 2022 18:35

kikl & al.  Ich sehe zwar die Wirkunglosigkeit meiner historischen Korrekturen ein, möchte jedoch immer wieder darauf hinweisen, dass es 1. nicht um Putin geht, sondern um Russland und 2. Russland diesen Krieg nicht begonnen hat. Der Krieg hat in ausgeprägter Härte im Jahre 2014 begonnen. Der Krieg, um den es geht, ist der "Antiterroristische Überfall" des Kiewer Regimes unter Leitung von Nuland, die eigentlich Nudelman heißt, auf die eigene Bevölkerung. Bei diesen "Antiterroreinsätzen" sind lt. den Dokumenten, die Russland der UNO vorgelegt hat etwa 14000 hauptsächlich Kinder, Frauen und Greise in unmenschlicher Weise ermordet worden und diese ganze Gegend ist von der Kiewer Junta von allen Sozialleistungen abgeschnitten worden. Und wie der Botschafter der Ukraine in Kasachstan kürzlich in einem Interview äußerte, ist das Ziel dieser Kiewer Junta, soviele Russen wie möglich weltweit umzubringen.

Dieser Konflikt hat mit der Einteilung in links oder rechts nichts zu tun. Aufgabe mündiger, konservativer und noch nicht von den Systeminformatione verblendeter Bürger in Deutschland muss sein, die Politiker"elite" zu zwingen, Deutschland aus diesem Krieg rauszuhalten.

Laurenz

24. Oktober 2022 18:48

@Ein gebürtiger Hesse @Kikl

Selbst die AfD wagt es nicht, alle öffentlichen Kriegstreiber aufzufordern, sich direkt an die Front zum Einsatz zu melden. Eigentlich schade....

@Ede

China & Rußland

unterscheiden sich zu früheren sogenannten Schurkenstaaten durch ihr enormes Territorium. Territorium verbrieft eklatante Macht, auch wenn es leer ist. Rein merkantile Gebilde, wie Karthago, die Hanse & Venedig scheiterten an mangelndem Territorium. Als die Venezianer das erkannten & ihr Territorium vergrößerten, war es bereits zu spät. Bonaparte sah die Republik Venedig als nicht überlebenswert oder relevant an.

@Gimli

Natürlich handelten die USA stringent. Es gibt zwar den innenpolitischen Konflikt, aber meist setzen sich die Kriegsbefürworter durch. Hier wieder ein top-aktueller Artikel zu Mearsheimer & den Journalisten Pilger. https://www.zerohedge.com/news/2022-10-24/man-who-saw-future

explizit wichtige Infos für unsere Transatlantik-Fraktion geführt von RMH.

Leander

24. Oktober 2022 20:12

@F. Bettinger, 12:59 

"US General Douglas McGregor über den Krieg und was Erstaunliches im November passieren wird:"

Dieser McGregor ist ein echter Wahrsager, Hut ab. Reden wir im Dezember weiter. Bin gespannt, wer seine Meinung dann revidieren  muss. Im Moment sieht es so aus, dass Putin seine restlichen "80% der regulären Superarmee" (McGregor) in einer Menge kriegsunlustiger Reservisten zusammenfangen muss. Aber die Nachrichten über den Mobilisierungsprozzess können natürlich westlicher Hardcore Fake sein. Also, im Dezember...

Allnichts

24. Oktober 2022 20:44

Niekisch:

Russland nimmt ein Neuntel der Landoberfläche der Erde ein, verfügt über die meisten Atomsprengköpfe, die fünftgrösste Armee, ist Teil von allerlei Bündnissen, auch militärischen, u.a. als Partner von mindestens ebenso mächtigen oder gar mächtigeren Staaten wie Indien und China, hat im eigenen Lande immense Rohstoffvorkommen, u.a. ein Drittel des weltweiten Erdgases, ein Zehntel des weltweiten Erdöls, welche allesamt vom Ausland auch gern eingekauft wurden, genug fruchtbares Land, um die eigene Bevölkerung zu ernähren. Die Grenze zur Ukraine macht nur einen geringen Teil der gesamten Grenze Russlands aus, manche Nachbarstaaten sind bereits in der NATO, Russland ist dennoch nicht zusammengebrochen oder besiegt.

Das liesse sich nun endlos so aufzählen. Angesichts all dieser Tatsachen ist es merkwürdig, Russland als irgendwie bedroht darzustellen oder wie auch im Eingangstext wieder als jenen Staat, welcher sich eigentlich nur verteidigt. Das Gespräch mit Neuhoff in der Sezession haut ja in dieselbe Kerbe

Russland wäre nichts geschehen, wären die Russen in Russland geblieben. Russlands erstes Problem ist nicht die NATO, sondern Russland. Nicht Russland als Staat war gefährdet, der russische Imperialismus sah seine Möglichkeiten schwinden. Es zahlt nun den Preis für die eigene Unfähigkeit.

Simplicius Teutsch

24. Oktober 2022 21:21

@ Karl Otto,

Ihr >verblüffend naiver< Vorwurf  gegen >die Rechten< (von 13:17 Uhr) rührt aus einem provokativen Antriebsmoment, oder?

"Können Sie Ihre Unterstellung mit Zitaten belegen oder rezitieren Sie nur blödes Transatlantiker-Gewäsch?" - Wo @Laurenz recht hat, hat er recht.

Der obige Beitrag von Michael Wiesberg beschreibt kritisch und anschaulich die US-amerikanischen Interessenslagen und das immer wieder sichtbare, rücksichtslose imperiale Bestreben der USA. Man kann dagegen ja Einwände vorbringen, aber doch nicht so, wie Sie @Karl Otto.

nom de guerre

24. Oktober 2022 22:19

@ RMH

Von dieser Gesetzesverschärfung habe ich gerade bei Alexander Wallasch erfahren, der sich sehr scharf dazu äußert. Er spricht von der „Horstmahlerisierung der versammelten parlamentarischen und außerparlamentarischen Opposition“.

https://www.alexander-wallasch.de/politik/die-ampel-regime-laesst-ihre-maske-fallen-freie-meinungsaeusserung-ist-jetzt-volksverhetzung

Eine (wichtige) Frage beantwortet der Artikel jedoch nicht, es sei denn, ich habe es überlesen: Wann ist denn ein Völkermord bzw. ein Kriegsverbrechen rechtsverbindlich als gegeben anzunehmen? Die Gesetzesänderung scheint folgendes zu bedeuten: Sobald die Bundesregierung sagt, eine ausländische Macht (ich nenne keine Namen) habe im Ausland was auch immer gemacht, worin ein Kriegsverbrechen zu sehen sei, ist es strafbar, dazu eine abweichende Meinung zu äußern. Sollte das so sein, verstehe ich es nicht. Wäre denn hierfür nicht ein Gerichtsurteil erforderlich (denke hier an den internationalen Strafgerichtshof), in dem dieses Kriegsverbrechen oder der Völkermord abgeurteilt wurde?

Insgesamt erscheint es ratsam, öffentlich nur noch über Bücher (Fiktion, nicht Sachbücher) und Dinge wie Yogamatten zu sprechen. Nehme ich mir schon länger vor, schaffe es aber nicht.

RMH

24. Oktober 2022 22:57

"Wäre denn hierfür nicht ein Gerichtsurteil erforderlich"

@nom de guerre,

nach diesem Beitrag, der beim juristischen Fachverlag Beck veröffentlicht wurde, nicht (am Ende des Beitrags steht das)

Rechtsausschuss beschließt Ergänzung des Straftatbestands der Volksverhetzung (beck.de)

@Allnichts,

machen Sie mit Ihren Beiträgen, die sachlich nicht von der Hand zu weisen sind, ruhig so weiter, dann übernehmen Sie den von @Laurenz mir verliehenen Titel des Fraktionsvorsitzenden der "Transatlantiker" ...  (er steht bei mir damit - wie bei anderen auch - so langsam aber sicher auf der Ignore-Liste).

Franz Bettinger

24. Oktober 2022 23:19

@RMH: Die Erweiterung des §130 (Volksverhetzung) scheint eine erhebliche Einschränkung der Meinungs-freiheit bzw. der "öffentlichen" Meinungsäußerungs-Freiheit zu sein. Könnten Sie den Sachverhalt als Jurist bitte näher beleuchten? Was ist damit gemeint? Versteh ich das so richtig (hier verfranzelt): "Bestraft wird, wer Völkermord & Kriegsverbrechen gegen Einzelne oder Mehrere (Kaschoggi, Assange? Dresdner?) wegen deren Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe (Krauts Ivans Yankees, Sinti?) öffentlich oder in einer (auch privaten?) Versammlung billigt, leugnet oder gröblich verharmlost.“ Und was ein Kriegsverbrechen ist, bestimmt wer wieder? Die UN, Den Haag oder Sloterdijk? Oder wie immer die Gewinner (des Krieges)? Könnten Sie Beispiele nennen? Ich blick da nicht durch. 

 

NB: Was soll der Unfug von „Personenmehrheit" zu sprechen? Dann gilt der § also nicht für Personenminderheiten? Gemeint ist vermutlich: "Anzahl von Personen". Die können da oben nicht mal mehr richtige Texte verfassen. Danish hilf! 

Gracchus

24. Oktober 2022 23:24

Seit Kriegsbeginn kann man hier im Forum dieselbe Diskussion erleben. Auch meine Position hat sich seither nicht wesentlich geändert, sie entspricht der von @kikl. Oder mit Kissinger gesprochen: to be an enemy of America is dangerous, to be a friend fatal. Wahrscheinlich haben USA/GB Selensky auch zurückgepfiffen, die seinerzeit aussichtsreichen Friedensverhandlungen fortzusetzen. 

 

Gracchus

24. Oktober 2022 23:33

@nom de guerre: Die Frage, ab wann etwas als Kriegsverbrechen zu gelten hat, habe ich mir auch als erstes gestellt. 

Richtig, auch ich würde lieber nur noch über Belletristik sprechen. Scheint mir auch ergiebiger. 

Gern hätte ich mit @Volksdeutscher weiter über Ästhetik gestritten. Nicht OT: Kommt es nur mir so vor, oder hat sich mit der Ampel eine neue Ästhetisierung der Politik durchgesetzt. Man konnte das schon bei der Inszenierung der Corona-Gipfel beobachten. Die Auftritte von Baerbock scheinen perfekt inszeniert. Als erstes schaue ich immer darauf, was sie trägt. Selbst wenn sie Kriegsgebiete oder Slums besucht. 

Laurenz

24. Oktober 2022 23:48

@Nom de Guerre @RMH

Schon der windelweiche Begriff Volksverhetzung hat gewaltig viel von Meinungsverbot, sind doch die Volksverhetzer per se an der Macht. Insofern werden wieder viele Juristen in Lohn & Brot kommen, wenn hier die Berliner Junta in den Konflikt zum juristischen Paradoxon der Meinungs- & Kunstfreiheit gerät.

@Allnichts @Niekisch

Russland wäre nichts geschehen, wären die Russen in Russland geblieben.

Sie haben leider den Zerohedge-Artikel nicht gelesen. Die Ukraine ist Rußland. Rußland wurde in Kiew gegründet. Das ist so, als würde ein Krieg zwischen Hessen & Thüringen ausbrechen. Auch Ihre Projektion, wem hier was geschieht, ist psychologisch verräterisch, ignoriert die Faktenlage. Wer kann sich Mobilität & Ernährung bald nicht mehr leisten? Rußland? Gewiß nicht, aber Europa steht vor diesem Problem, diesen Krieg zu verlieren. Italien ist jetzt politisch auch in Britannien eingezogen.

@Leander @Franz Bettinger

Rußlands Grenzen sind riesig. Rußland kann nirgendwo längerfristig Truppen abziehen. Ein Vormarsch auf Kiew macht auch keinen Sinn, dazu ist der Wirtschaftskrieg aus russischer Sicht viel zu erfolgreich, siehe Dieter Bohlen. Rußland hat nur mobilisiert, um die neuen Grenzen zu sichern. Kiew wird auch so kapitulieren, dauert halt noch. Und umso länger dieser Konflikt dauert, umso mehr kacken wir, als Buntland, ab. Gut so.

ede

25. Oktober 2022 00:28

@Bettinger

Was der Colonel da sagt klingt nicht abwegig. Danke für den Link.

Ich hoffe ja noch auf Verhandlungen im November und Weihnachtsfrieden.

RMH

25. Oktober 2022 09:39

@Franz Bettinger,

ich bin wahrlich kein Strafrechtler. Oben habe ich einen link gesetzt, den man einmal ansehen sollte. Was ich, um ein Beispiel zu nennen, nicht machen würde, wäre auf einer Demo als Redner - entsprechend den Aussagen russischer Medien oder sogar unter Nennung dieser - zu behaupten, dass die Taten bzw. die gefundenen Opfer von Butscha nur Fake und Inszenierung seien (Achtung! Beispiel! Jetzt bitte nicht eine Diskussion dazu starten. Danke).

Rechtschutzziel dieser Strafvorschriften ist ja nicht "die Wahrheit" sondern der öffentliche Friede und die Menschenwürde der von den Aussagen Betroffenen.

Als Oppositioneller darf man sich seit langem mit Ernst Jünger trösten:

"Das Duell verfeinert die Manieren, die Zensur den Stil."

PS: Das Duell könnte man eigentlich auch wieder zulassen. Der erste Streitpunkt wäre dann aber, ob sich überhaupt noch satisfaktionsfähige Personen unter all den Krakelern und Schwadronierern finden ließen.

deutscheridentitaerer

25. Oktober 2022 09:44

Wer Verantwortung oder gar Schuld für irgendwas hat, kann man ja gerne bereden, aber interessanter ist doch herauszufinden, was die jeweiligen Machtinteressen der beiden Kriegsparteien sind und vor allem, wie sich unsere Interessen dazu verhalten.

Hier haben beide Seiten gute Argumente, verwässern die Diskussion aber leider ständig damit, moralische Argumente zur Stärkung ihrer Position ins Feld zu führen. 

Rein macht-pragmatisch ist sowohl ein Bündnis Deutschlands mit Amerika als auch mit  Russlands als auch eine dritte Position der flexiblen Neutralität denkbar. Jede dieser Möglichkeiten geht neben einigen bisher uneingelösten Hoffnungen mit erheblichen Risiken einher. Umso dringender wäre es, eindlich einmal Nüchternheit in die Diskussion einzubringen. Am besten waren diesbezüglich bisher die Beiträge von Poensgen auf der Tagesstimme:

https://www.tagesstimme.com/2022/09/15/russland-und-wir-fluechtige-konstanten-der-geopolitik

https://www.tagesstimme.com/2022/10/03/amerika-und-wir-vom-ende-eines-buendnisses

Umlautkombinat

25. Oktober 2022 10:07

Rein merkantile Gebilde, wie Karthago, die Hanse & Venedig scheiterten an mangelndem Territorium.

Nach Zeitspannen, die oft in vielen Jahrhunderten gemessen wird. Nehmen wir einmal die Serenissima.

Venedigs Besonderheit war immer seiner Groesse und Lage geschuldet. Allerdings eben nicht einfach sein Verfall - der ganz konkret nicht mit Landnahme zu revidieren war, weil die noetigen Gebiete, um den Seeweg um Afrika zu kompensieren gar nicht in Frage kamen.

Was ich aber sagen will - auch die positiven ZuegeVenedigs sind gerade seinen Zwaengen geschuldet. Gorki schrieb einmal: "Der menschliche Charakter bildet sich gegen die Umstaende". Das trifft auf Venedig als Staat ebenfalls und zwar in exzellenter Form zu. Immer umgeben oder zumindest in gefaehrlicher Naehe von groesseren Reichen oder zu Beginn den Massen der Voelkerwanderung, eigentlich leicht abschnuerbar am Ende ihres Meeresarms, haben sie sich jahrhundertelang durchgesetzt und ihre Handelswege offengehalten. Auch gegen Schwergewichte wie das Osmanische Reich und natuerlich europaeischen Maechten inklusive Paepsten auf der Hoehe ihrer Macht. Dazu entwickelten sie u.a. auch ein Gebilde von check & balances in Form genau gewogener Raete, die jede vorgebliche Gewaltenteilung angeblicher Demokratien komplett kindisch aussehen laesst. Sie waren auch in der Lage, diese immer wieder mit Konsequenzen zu hinterfragen und im Fall der Faelle innere Machtmonopole zu brechen (Bsp: Inquisition).

 

Leander

25. Oktober 2022 10:08

@ Laurenz

Drei kurze Anmerkungen:

Der Wirtschaftskrieg macht in Russland die reicher, die das Geld eh schon haben: Wirtschaftsoligarchen, Parteibonzen, hohe Militärs. Das russische Volk zahlt die Zeche. Heute Morgen las ich in der NZZ: "Der russische Präsident versucht mit neuen Gremien und Rechtszuständen die Wirtschaft und Gesellschaft für den Krieg zu mobilisieren. Damit krempelt er das Land um."

Wann die Ukraine kapituliert bestimmen die USA und das entscheidet sich an deren Lust Geld und Waffen in den Konflikt zu investieren, was wiederum von deren Zielen abhängt. Grundsätzlich ist die westliche Waffenproduktion in der Lage, die russische Armee zu verschleissen.

Buntland kackt sowieso, aus sich selbst heraus ab. Es ist nur die Illusion vom ewigen billigen Gas aus Russland geplatzt. Das war eine ohnehin notwendige Zäsur. 

Niekisch

25. Oktober 2022 10:43

"Russland nimmt ein Neuntel der Landoberfläche der Erde ein,..."

@ Allnichts 24.10. 20.44: Wir könnten ernsthaft diskutieren, wenn Sie zugleich auch die in der NATO und den assozierten Staaten versammelten Ressourcen erwähnt hätten, zugleich auch deren völkerrechtswidrige Abenteuer und den Stützpunktring um "das Böse".

Eine ähnliche Situation herrschte um 1938 zwischen dem Deutschen Reich und der CSSR. Letztere wurde systematisch als Speerspitze gegen das Reich aufgebaut, bis Deutschland dazu schritt, unter Einmarsch das "Protekorat" zu bilden. 

Ich bleibe dabei: Rußland hat in Luhansk pp. eine sog.abhelfende Sezession betrieben, aber auch durch Überschreiten der Grenzen dieser Gebiete mit militärischen Mitteln das Völkerrecht gebrochen. Es wird dafür bezahlen und wir werden im Zuge dessen in die Pleite geführt.

Der_Juergen

25. Oktober 2022 10:50

Mearsheimer, wegen seines zusammen mit Stephen Walt verfassten Buchs über die zerstörerische Rolle der Israel-Lobby in den USA seit langem als unabhängiger und couragierter Wissenschaftler bekannt, demontiert das verlogene Narrativ der "freien Welt" auch in dieser zurzeit weltweit wichtigsten Frage mit soliden Argumenten. Man muss entweder strohdumm oder total verblendet sein, um nicht zu kapieren, dass der Ukrainekrieg im Interesse der USA, sowie in zweiter Linie Grossbritanniens, liegt und via die Marionette Selenski provoziert wurde, mit dem Ziel der Ruinierung Russlands und der EU, vorab Deutschlands. Man wusste in Washington und London genau, dass die Vasallenregime in Berlin, Paris, Warschau etc. den selbstmörderischen Konfrontationskurs gegen Moskau freudig mittragen würden.

 

Laurenz

25. Oktober 2022 11:26

@Leander @L.

Das russische Volk zahlt die Zeche.

Falsch. Der Kriegs-Deal mit dem Russischen Volk ist, daß der Krieg das normale zivile Leben nicht berührt. Deshalb verursachte die Teilmobilmachung etwas Ärger, weil genau das gegen den Deal war. Aktuell werden nicht ganz 14% Inflation für Rußland prognostiziert, die allerdings nur bedingt, wie bei uns importiert, sondern teils hausgemacht ist. Wir haben 10% Inflation, die USA auch. Das sorgt im Westen für eine ganz andere politische Instabilität, als in Rußland. Was meinen Sie, wo der Stimmenzuwachs der AfD oder der Sieg Melonis herkommt? Auch gut zu erkennen an den italienischen Verhältnissen in Großbritannien. Die Briten sind fertig. Der Westen, wie Rußland (mit einer riesigen Waffenindustrie) können nur moderne Rüstungsgüter herstellen, solange China mitspielt. Natürlich kosten auch die Kriege in Libyen, Syrien & der Ukraine Rußland viel Geld, aber überall produzieren Konflikte volkswirtschaftliche Verluste. Und der Markt schätzt die Situation ganz anders ein, als Sie, einem unserer medialen Propaganda-Opfer. Der Rubel notiert nachwievor sehr stark bei 61,xx gegenüber dem US$. Devisenhändler orientieren sich nur an den Fakten und der daraus resultierenden Erwartung in die Zukunft. Die Märkte scheinen also andere Fakten zu Rate zu ziehen, als Sie. Sie verstehen, daß ich die Märkte als plausibler erachte.

Laurenz

25. Oktober 2022 13:02

@Niekisch @ Allnichts

Rußland hat in Luhansk pp. eine sog.abhelfende Sezession betrieben, aber auch durch Überschreiten der Grenzen dieser Gebiete mit militärischen Mitteln das Völkerrecht gebrochen.

Sie haben vollkommen Recht, wobei der Völkerrechtsbruch vollkommen normal ist. (Wie sehr unsere Truppen in Afghanistan oder Mali beliebt sind, wissen Sie Selbst). Alleine die Rentenleistungen Rußlands sind mehr als 5x so hoch, wie die der Ukraine. Kann man gut mit den südwestlichen Gebieten/Staaten der USA vergleichen, die im us-amerikanisch-mexikanischen Krieg annektiert wurden. Klar zahlen jetzt die USA & Mexiko schlägt im biologischen Krieg zurück. In 50 oder 100 Jahren sind die USA unter mexikanischer Hoheit. 

Rußland wird dafür bezahlen & wir werden im Zuge dessen in die Pleite geführt.

Ein innerer Widerspruch. Jeder zahlt bei Konflikten. Die einzig entscheidende Frage ist, wer sich die Zahlungen länger leisten kann. Wie bereits an den Teilnehmer @Leander adressiert, sehen die Märkte Rußland vorne. Das hat vor allem etwas mit westlicher Blödheit zu tun. Wir kaufen nachwievor Russisches Öl-, Nickl & Gas, wie andere Commodities. Wir beziehen dieses jetzt nur alles über Drittstaaten, die uns natürlich zurecht ausbeuten. Auch die Amis leiden, weil, um das Leiden zu verhindern, man in Märkte eingreifen müßte, was extrem schwerfällt.

RMH

25. Oktober 2022 13:08

@Der_Juergen,

die Interessen USA/UK und ggf. weiterer sind und waren erkennbar - und das schon lange vor dem Beginn des Krieges. Was bis heute das große ungelöste Rätsel ist, warum vor dieser klaren Ausgangslage dann ausgerechnet der Ex-Geheimdienstmann Putin, dem man das Erkennen von Interessenlagen unterstellen darf, gemäß den Interessen der USA einen Krieg beginnt, bei dem als erste Reaktion fast ganz Europa wieder wie Küken Schutz unter den Flügeln der großen Glucke USA sucht. Auf dieses Rätsel gibt es bis heute keine befriedigenden Antworten, nur Rumgeeiere alá, wenn nicht jetzt, wann dann, bis hin zu aberwitzigen Präventiv-Konstruktionen oder dem Schutz der Donnbass-Bewohner, der 8 Jahre lang ja auch mehr oder weniger warten konnte bzw. wo der Brand nur noch schwelte und weit entfernt vom Lodern war. Vermutlich war es schlichtes Unvermögen und maßlose Überschätzung der eigenen Lage. Am Ende stehen bereits jetzt hunderttausende Tote und Versehrte auf beiden Seiten mitten in Europa und nur komplette (Wort schreibe ich nicht) können daran noch etwas Positives finden oder ihr unerschütterliches Verständnis für Russland und Putin als Bekenntnismonstranz zur vermeintlich "richtigen" Seite vor sich her tragen. Gut, wenn einem Verständnis für politische Blödheit mit andauernden Folgen für Menschenleben auf einmal zum wertvollen Debattenteilnehmer in dieser Runde macht, dann ist es eben so und spricht dann für sich.

Laurenz

25. Oktober 2022 13:13

@Der_Jürgen

Absolut korrekt. Aber der aktuelle Untergang des Abendlandes produziert natürlich auch Gegen-den-Strom-Schwimmer, wie MP Kretschmer, der gerne MP bleiben würde & jetzt seine Felle wegschwimmen sieht. Leute, die aus dem US-Framing fallen, gibt es natürlich überall im Westen. Im us amerikanischen Größenwahn setzt Mearsheimer eigentlich an. Er sieht für eine unipolare Weltordnung keine realistische Chance, sondern vielmehr beschleunigt das aktuelle Geschehen die multipolare Weltordnung.

Hajo Blaschke

25. Oktober 2022 13:25

OSINT = Open Source Intelligence ist keine russische Quelle. Wer mehr über OSINT wissen möchte, kann sich im Netz informieren. OSINT kann Träumer, Russlandkenner und Putinologen, die ihre Kenntnisse aus Blättchen wie NZZ, BILD usw. und aus der TV-Propaganda beziehen, auf den Boden der Realität stellen. Bis dato hat die ukrainische Armee fast 390 000 Gefallene zu beklagen, darunter 10 bis 15% Söldner aus Polen, Rumänien usw. Wer bei solchen Tatsachen davon träumt, dass die Ukraine diesen Waffengang gewinnt, sollte doch lieber aufhören, zu träumen.

Allnichts

25. Oktober 2022 13:26

RMH:

Auf den Titel bin ich eigentlich gar nicht so scharf, ist hier wohl fast keiner. Vielleicht erkennt Laurenz ja noch, dass eine deutliche Stellungnahme gegen Russland in dieser Angelegenheit nicht gleichbedeutend mit einer grundsätzlichen Parteinahme für NATO, USA, EU, "dem Westen" sein muss.

Auch für mich ist es aber ein wenig befremdlich, nun ständig mit der NATO usw. zu argumentieren, die eigentlich ja nicht weniger Gegner sind als ein imperialistisches Russland. Es ergeben sich mitunter bemerkenswerte Konstellationen. Von einem unabhängigen Europa unabhängiger europäischer Länder und Völker wird weiterhin oft gesprochen, aber nur wenig dafür getan geschweige denn erreicht.

Laurenz:

ZeroHedge-Artikel lese ich im Grunde nie, ich habe ja Compact, Anti-Spiegel, junge welt, die Seite des Kremls, manche Kommentatoren hier und vieles andere. Mit der Erwartungshaltung, gesagt zu bekommen, dass Russland keinerlei Schuld trägt und sich nur gegen die USA usw. verteidigt und seine legitimen Interessen vertritt, habe ich es trotzdem getan und kann sagen, dass ich nicht enttäuscht wurde. "Regime's neo-Nazis", "fascist forces", "neo-Nazis", "pro-Ukrainian Nazi radicals" tut seinen Rest, denn das sind für mich die Guten.

Allnichts

25. Oktober 2022 14:10

Niekisch:

Es liegt mir fern, die Absichten und Schandtaten bspw. der USA und der NATO unter den Tisch fallen zu lassen. Ebenfalls ist es natürlich richtig, dass für eine genauere Übersicht auch die Ressourcen der anderen Beteiligten im Blick behalten werden müssen.

Ich halte beides in Bezug auf die Frage, ob Russlands territoriale Integrität durch einen Beitritt der Ukraine zur NATO gefährdet werden könnte, allerdings für nebensächlich, da dieser nicht allzu viel daran ändern würde, dass Russland die Möglichkeiten mitbringt, um "uneinnehmbar", nicht vollständig isolierbar und im Zweifelsfall weitestgehend autark zu sein. Theoretisch könnten auch alle Nachbarstaaten Russlands in der NATO sein und Russland als Staat wäre dennoch nicht automatisch dadurch gefährdet, es müsste sich nur von dem Gedanken verabschieden, dass Gebiet ausserhalb Russlands auch zu Russland gehört.

Bei all dem stellt sich ausserdem die Frage, wie sich osteuropäische Staaten eigentlich verhalten sollen. Teil eines russischen Reiches wollen die meisten nicht sein, doch sind sie Teil der NATO oder der EU, wird das von Russland als feindselig wahrgenommen. Neutrale, am besten noch abgerüstete Staaten wären ausgeliefert, ein Bündnis der neutralen Staaten wäre vermutlich wiederum feindselig. Russland zeigt denselben imperialen Anspruch wie der Westen, hat offensichtlich aber geringere Anziehungskraft.

Niekisch

25. Oktober 2022 14:30

Zu § 130 StGB: Die neue Vorschrift ist noch nicht in Kraft. Wir sollten abwarten, welcher Wortlaut wirklich Gesetz wird und dann diskutieren.

Jetzt schon in Kraft ist die "verhetzende Beleidigung"

Neue Strafvorschriften in Kraft (beck.de)

Ein weiterer Grund für das Nagelscherchen im Kopf.

kikl

25. Oktober 2022 16:37

"Zu § 130 StGB: Die neue Vorschrift ist noch nicht in Kraft."

Das stimmt. Es wurde vom Bundestag beschlossen, jetzt fehlt nur noch die Unterschrift von unserem Bundespräsidenten und die Publikation im Bundesgesetzblatt. Danach ist es in Kraft. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit.

nom de guerre

25. Oktober 2022 16:49

@ RMH

Danke für den Link! Sehr aufschlussreich. Demnach informiert man den Bürger zwar darüber, welche Voraussetzung für die Strafbarkeit NICHT erforderlich ist (nämlich ein Gerichtsurteil, das den Völkermord oder das Kriegsverbrechen festgestellt hat), nicht aber, von welchen Bedingungen die Strafbarkeit tatsächlich abhängen soll. Milde ausgedrückt ist das etwas unbefriedigend.

Etwas merkwürdig erscheint auch die Begründung in der Presseerklärung, warum für die Strafbarkeit auf ein Gerichtsurteil verzichtet wird und auch nicht von einem anderen Verfahren zur Feststellung des Verbrechens durch eine neutrale Instanz die Rede ist, nur wäre das an dieser Stelle eine müßige Diskussion.

Niekisch

25. Oktober 2022 17:28

"...ein Bündnis der neutralen Staaten wäre vermutlich wiederum feindselig."

@ Allnichts 14:10: Angesichts seiner wirtschaftlichen Überlegenheit bei gleichzeitiger militärischer Unterlegenheit ohne Hundeleine der USA müßte Rußland ein neutrales Europa nicht unbedingt als Feind ansehen. Von der Geologie her gesehen ist Rußland ohnehin wenigstens bis zum Ural Teil Europas, steht uns kulturell näher als die US - Pornoplutokraten.

"Russland zeigt denselben imperialen Anspruch wie der Westen" 

Ist denn da für Rußland überhaupt noch Platz?

 

RMH

25. Oktober 2022 17:29

@Niekisch,

nach meiner Kenntnis muss nur noch der BuPrä unterschreiben.

Zur Diskussion passt dieses aktuelle Urteil:

https://rsw.beck.de/aktuell/daily/meldung/detail/ag-hamburg-z-symbol-in-heckscheibe-4000-euro-geldstrafe

Gutheißen des Ukraine-Krieges = Billigung von Straftaten = Geldstrafe.

Mal sehen, was die höheren Instanzen dazu sagen werden (AGs neigen ja ab und an mal zur Verurteilung, damit dann eine höhere Instanz die Sache mit allgemeinerer Wirkung klärt).

FraAimerich

25. Oktober 2022 21:01

@RMH: "Was bis heute das große ungelöste Rätsel ist, warum vor dieser klaren Ausgangslage dann ausgerechnet der Ex-Geheimdienstmann Putin, dem man das Erkennen von Interessenlagen unterstellen darf, gemäß den Interessen der USA einen Krieg beginnt..."

Es wird weitgehend angenommen, daß Putin einer Fehleinschätzung unterlag, sowohl was den Widerstand der Ukraine und die Unterstützung der NATO als auch was die Bereitschaft der EU angeht, sich freiwillig in den Sanktionsdolch der USA zu werfen. Solche Fehleinschätzungen werden mitunter provoziert; der zweite Golfkrieg war so ein Fall, als man Saddam nach Kuwait lockte um die Annexion dann als Kriegsgrund anzuführen.

Einige Details im Vorfeld der Eskalation, bis hin zur öffentlichen Diskussion amerikanischer Geheimdiensterkenntnisse bei gleichzeitigen "Appeasement"-Signalen aus Washington, etwa bei der Pressekonferen vom 19. Januar, können immerhin etwas merkwürdig erscheinen. Das wurde nach dem Angriff Rußlands auch (mit entsprechend vorwurfsvollem Unterton) kritisiert: Biden habe - innenpolitisch und gesundheitlich angeschlagen - schwach und konfliktscheu reagiert und Putin allein durch den Hinweis, die Ukraine liege nicht im Kerninteresse der USA, geradezu ermuntert und im Gauben gelassen, mit einer "kleinen militärischen Sonderaktion" einmal mehr durchkommen zu können.

 

FraAimerich

25. Oktober 2022 21:02

Ganz unabhängig davon, auf welcher Entscheidungsgrundlage sich Putin auf dieses Abenteuer einließ und wie man zu solchen Abenteuern geopolitisch oder moralisch stehen mag, erscheint es jedenfalls keineswegs ausgemacht, wie die Sache ausgeht bzw. wer in der Angelegenheit ansonsten noch Fehleinschätzungen einzuräumen haben wird.

Gnaeus

25. Oktober 2022 21:36

"Russland wäre nichts geschehen, wären die Russen in Russland geblieben." Ernsthaft?

Alle die mit dem "whataboutismus" Vorwurf kommen: Kein tu quoqe heisst die Sache der Amis zu stützen. Wer das nicht tun will, weil er eine anständige Debatte führen will, hat gar nichts begriffen. Man braucht keine Sympathien für Putin und seine Oligarchenclique zu haben, um zu sehen, dass man sich hier nicht für die Amis oder die aufgewiegelten Ukrainer ins Messer stürzen sollte.

Und alle die meinen, die Russen hätten den Krieg schon verloren; wie oft hat Charkow im 2. WK den Besitzer gewechselt? Der Krieg ist zu Ende, wenn er zu Ende ist. Mit Prognosen wäre ich eher zurückhaltend.

RMH

25. Oktober 2022 21:58

"erscheint es jedenfalls keineswegs ausgemacht, wie die Sache ausgeht"

"Der Krieg ist zu Ende, wenn er zu Ende ist. Mit Prognosen wäre ich eher zurückhaltend."

@FraAimerich & Gnaeus,

ich denke, dass hier die Messe noch lange nicht zu Ende gelesen ist, dürfte einer der wenigen Punkte sein, bei dem man hier im Debattenforum durchaus auch einmal weitestgehende Einigkeit über alle divergierenden Meinungen hinweg feststellen kann.

Gracchus

25. Oktober 2022 23:49

@nome de guerre:

"Milde ausgedrückt unbefriedigend" = milde ausgedrückt verfassungswidrig. Ich habe noch gelernt, dass insbesondere Strafgesetze bestimmt sein müssen. 

Gracchus

25. Oktober 2022 23:52

Die Unbestimmheit ist wohl Absicht. Wer sich nicht sicher sein kann, hält im Zweifelsfall die Klappe. Solche rechtlichen Grauzonen zu schaffen, ist ein effizientes Herrschaftsmittel. 

kikl

26. Oktober 2022 09:11

"Ich habe noch gelernt, dass insbesondere Strafgesetze bestimmt sein müssen. "

Das stimmt. Ergibt sich aus Art. 103 Abs. 2 GG und § 1 StGB.

"Solche rechtlichen Grauzonen zu schaffen, ist ein effizientes Herrschaftsmittel."

Es mehrt vor allem auch die Macht der Richter. Bei einer unbestimmten Vorschrift entscheidet der Richter letztlich Willkürlich, was Recht ist und was nicht.

Welche historischen Ereignisse tatsächlich Völkermorde oder einfache Kriegsverbrechen waren, wer weiß das schon im Einzelnen?

Wurde ein bestimmter Partisan erschossen, weil er zum jüdischen Volk gehörte, dann war es Völkermord (Art. 6 abs. 1 Nr. 1 ) oder weil er ein Kriegsverbrechen begangen hatte, dann war es vermutlich ein Kriegsverbrechen. Laut Kriegsgerichtsbarkeitserlass vom 13. Mai 1941 konnten Partisanen auch ohne standgerichtliche Verurteilung erschossen werden. Das verstößt gegen das Völkerrecht. Zweifellos hat die Wehrmacht Kriegsverbrechen begangen.

Das Gericht hat die Beweislast. Führt das Gericht einen Beweis darüber? Bislang haben die Gerichte bislang einfach behauptet, dass die historische Wahrheit offenkundig sei. Deshalb bedarf es keiner Beweiserhebung (§ 244 Abs. 3 Nr. 1 StPO). Wenn ein Rechtsanwalt versucht, die Offenkundigkeit durch Gegenbeweis zu widerlegen, dann wird der Beweisantrag des Rechtsanwalts vom Gericht abgelehnt und der Rechtsanwalt wandert ins Gefängnis (siehe dazu insbesondere BGH 5 StR 485/01 vom 10. April 2002)

Allnichts

26. Oktober 2022 09:48

Niekisch:

Dafür vielleicht als Beute. Zumindest sucht sich Russland seinen Platz, doch ist es wohl der unterlegene Imperialismus.

Ich gehe ja eher von den Menschen aus und Russen sind Europäer, Russland als Land mit überwiegend und den meisten Russen ist daher eigentlich naheliegender Bündnispartner. Dieses Russland ist aber schon nicht mehr so eindeutig europäisch, es ist eher ein eurasisches Grossreich, geographisch, aber auch durch seine multiethnische, multikulturelle, auch multireligiöse Ausrichtung, die nicht Zufall, sondern Absicht ist. Wenn die dort lebenden Völker das so wollen und es auch funktioniert, können sie es ja machen, aber es muss aus Sicht von Menschen, die mehr oder weniger homogene Nationalstaaten sowie ein entsprechendes Europa bzw. Bündnis anstreben, angemessen beurteilt und bewertet werden.

Zur Bündnisfähigkeit gehört auch, keine tatsächlichen oder potentiellen Bündnispartner anzugreifen. Putin ist so gesehen raus, viele andere Anwärter erwecken auch kaum mehr Vertrauen.

Der_Juergen

26. Oktober 2022 10:17

@RMH

Die Entfernung der Eiterbeule, eines ukrainischen Regimes, dessen Ideologie ausschliesslich auf Feindschaft gegen Russland beruht und das den Anglo-Amerikanern jeden Wunsch von den Augen abliest, war unabdingbar. Die Operation konnte nicht länger verschoben werden, wurde aber von Anfang an miserabel geführt. Ich glaube nicht, dass daran nur die "schlechten" oder "verräterischen" Berater und Minister Putins schuld sind, wie dessen Apolegeten a la Dugin oder Pjakin unentwegt behaupten. Putin ist, wie ich hier mehrfach betont habe, Teil des Spiels. Meine Hoffnung ist nun, dass er unter dem Druck der Umstände endlich handeln wird - die massierten Schläge gegen die ukrainische Infrastruktur, die seit ca. zehn Tagen geführt werden, könnten ein Zeichen hierfür sein - oder dass ihn, wenn er den Schwanz einzieht, das Militär stürzen wird. Die in ihrer grossen Mehrheit patriotisch gesinnten Offiziere werden nicht dulden, dass das Opfer von Zehntausenden von Soldaten vergebens war. Für Russland geht es mittlerweile um seine nackte Existenz als (halbwegs) souveräner Staat. Und ein Nato-Sieg in der Ukraine ist eine verheerende Niederlage für all jene, die sich dem NWO-Monstrum widersetzen.

Laurenz

26. Oktober 2022 11:32

Hier ein aktueller Artikel auf Southfront, der die militärischen Ziele Rußland klar definiert & politisch anhand von Clausewitz einordnet. Es wird auch auf die innenpolitischen Konsequenzen für Rußland eingegangen (nämlich keine). Die Putin-Administration ist gestärkt, wie nie zuvor. Die westliche russophobe Porpaganda hat sich selbst, aufgrund ihrer geistigen Barbarei, ins eigene Knie geschossen. Das war auch absehbar. Wenn die Russen das Gefühl beschleicht, angegriffen zu werden, rücken sie logischerweise zusammen. Es gibt also noch Nationen, die völlig natürlich empfinden. Weder muß man Laokoon noch Kassandra sein, um zu begreifen, daß die Nummer für uns nicht gut ausgehen wird, was sich allerdings für unser politisch konservatives Lager eher günstig auswirken wird. https://southfront.org/putins-winter-offensive/

Laurenz

26. Oktober 2022 13:06

@Allnichts @Niekisch

Dieses Russland ist aber schon nicht mehr so eindeutig europäisch, es ist eher ein eurasisches Großreich.

Die USA haben aber, wie die Briten, in ihrem Selbstverständnis politisch mit Europa so gut wie nichts zu tun & kommen daher als Bündnispartner erst recht nicht in Frage. Europa selbst ist politisch kein Maßstab, da wir weitestgehend von Feindstaaten in einem teuren Waffenstillstand umgeben sind. Von daher stellt sich überhaupt die Frage, mit wem wir als Verbündeten die meisten Interessen teilen können.

Rheinlaender

26. Oktober 2022 13:37

@Der_Juergen

Die von Ihnen und einigen anderen Neurechten gefeierten "massierten Schläge gegen die ukrainische Infrastruktur" sind ein Kriegsverbrechen gemäß Art. 54 des Zusatzprotokolls zu den Genfer Abkommen über den Schutz der Opfer internationaler bewaffneter Konflikte, weil hier für die Versorgung der Zivilbevölkerung lebensnotwendige Ziele angegriffen werden und dies ganz offensichtlich auch beabsichtigt ist.

Rheinlaender

26. Oktober 2022 15:49

@kikl

Was die Brücke angeht, so war diese gemäß Art. 52 des zitierten Protokolls ein militärisches Ziel. Als solche sind jene definiert, "die auf Grund ihrer Beschaffenheit, ihres Standorts, ihrer Zweckbestimmung oder ihrer Verwendung wirksam zu militärischen Handlungen beitragen und deren gänzliche oder teilweise Zerstörung, deren Inbesitznahme oder Neutralisierung unter den in dem betreffenden Zeitpunkt gegebenen Umständen einen eindeutigen militärischen Vorteil darstellt".

Worauf ich eigentlich hinauswollte: Ich beobachte hier seit einiger Zeit eine gewisse Verwahrlosung. Die hier bekundete Freude über Angriffe auf zivile Infrastruktur, die den einzigen Zweck haben, eine humanitäre Notlage zu erzeugen, gehört dazu. 

Götz Kubitschek

26. Oktober 2022 16:24

früher badeschluß. sogar das kommentariat gerät so langsam aus den fugen...

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