Endspiel Deutschland

Garagenkneipe: Wir sitzen an der Werkbank, rings an den Wänden hängen die Schraubenschlüssel und Bohrmaschinen, die Feilen und Zangen und Beile.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Auf dem Kalen­der­blatt tanzt eine bar­bu­si­ge Asia­tin an einer lang­stie­li­gen Ast­sä­ge wie an einer Stan­ge. Es ist noch das Blatt vom Sep­tem­ber, »das bes­te im Kalen­der, ich laß es hän­gen bis nach Weih­nach­ten«. Klar.

Es gibt Bier, Vita-Cola und Nord­häu­ser Dop­pel­korn, dazu Bre­zeln und Pfef­fer­bei­ßer. Auf einem Han­dy läuft die Par­odie auf die Kli­ma­kids, die ein Gemäl­de beschä­di­gen, an der Wand fest­kle­ben und panisch dar­über reden, ob der Scha­den von der Ver­si­che­rung gedeckt sei.

»Wir leben«, steht da, »in einer Psych­ia­trie mit offe­nem Voll­zug: Die schwe­ren Fäl­le sit­zen auf der Regie­rungs­bank, der Nach­wuchs klebt auf der Stra­ße.« Boomerhumor.

Das Gesprächs­the­ma ist die gro­ße Poli­tik im Rah­men des Dorf­le­bens: All­tags­be­rich­te, kei­ne Abs­trak­ti­on. Man kriegt von einer Putz­ko­lon­ne berich­tet, die in der Kreis­stadt nachts im Kran­ken­haus die OP-Räu­me wie­nert, Schicht ab drei­und­zwan­zig Uhr, meist bis vier, halb fünf, pau­schal entlohnt.

Jeden­falls, so wird’s berich­tet, rech­nen die sich das alle jetzt durch, mit dem Bür­ger­geld. Und dann wird nicht mehr geputzt, oder: nur noch schwarz.

Die sind doch bekloppt, sind die, total bekloppt.

(Der, wel­cher sich empört, meint die schwe­ren Fäl­le, nicht die Putzfrauen.)

Sag doch mal was, weil, irgend­wann arbei­tet ja gar kei­ner mehr.

Also gut, was erzäh­len. Am bes­ten am The­ma vor­bei, obwohl, viel­leicht doch nicht.

Ich habe neu­lich von einem Afgha­nen gehört, die Geschich­te ist ver­bürgt, ich sprach mit dem Sach­be­ar­bei­ter, der rief bei mir an. Der Afgha­ne also, er ist etwa so alt wie wir, und er ist seit drei Jah­ren in die­ser Klein­stadt in Thü­rin­gen, und zwar mit drei Frau­en und elf Kin­dern. Nie­mand weiß so ganz genau, wie die zusam­men­hän­gen, Urkun­den gibt es nicht, das Amt ver­fährt großzügig.

Die­se ›Fami­lie‹ lebt in einer Vil­la, nie­mand arbei­tet, alles wird bezahlt: die Mie­te, der Strom, die Hei­zung, das Essen, die Han­dys, der Flach­bild­schirm, die Fahr­ten, die Sanie­rung der Zahnreihen …

Die Auf­zäh­lung wird unter­bro­chen. Einer der Män­ner am Tisch behaup­tet, er wird ver­re­cken, wenn er nur noch einen ein­zi­gen Ton von die­ser gan­zen Schei­ße hört.

Paß auf, du über­lebst schon, aber die Sache geht noch wei­ter. Der Fami­lie ist es in Thü­rin­gen zu kalt, vor allem jetzt so. Des­we­gen leben zwei Frau­en und acht Kin­der mitt­ler­wei­le in Anda­lu­si­en. Es gibt da wohl eine Bewe­gungs­frei­heit in der EU, auch für sol­che Leu­te. Der Witz ist: Das Häus­chen im Süden, das bezah­len auch wir.

»Leck mich.« Ist aber so. Und weil die erst vor­hin am Schreib­tisch absol­vier­te Lek­tü­re noch sehr prä­sent ist, las­sen sich Zah­len nach­schie­ben: daß näm­lich zu den andert­halb Mil­lio­nen, denen wir »Schutz« gewäh­ren, sau­be­re eins Kom­ma null acht Mil­lio­nen Ukrai­ner dazu­ge­kom­men sind, bin­nen weni­ger Mona­te, und das sind nur die regis­trier­ten. Von Janu­ar bis Okto­ber haben hun­dert­ach­zig­tau­send Leu­te Asyl in Deutsch­land bean­tragt, vier­zig Pro­zent mehr als im Vorjahr.

Ins­ge­samt wer­den es zwei­hun­dert­tau­send bis Ende Dezem­ber, min­des­tens. Unge­fähr ein­mal Mag­de­burg. Zwei. Hun­dert. Tau­send. Krie­gen alle die deut­sche Staats­bür­ger­schaft, wenn sie wol­len. Also zusätz­lich. Die alte kön­nen sie sowie­so behalten.

Hof­fent­lich behal­ten sie sie. Dann kön­nen wir ihnen die deut­sche wie­der ent­zie­hen und sie leich­ter abschieben.

Wer hat das gesagt? Das war ja rich­tig schlau, eine rich­ti­ge Macht­phan­ta­sie! Aber kei­ner hat zuge­hört. Nie­mand ver­reckt, nie­mand dreht durch, obwohl hier stän­dig irgend­ei­ner behaup­tet, daß es gleich soweit sei mit ihm. Die revo­lu­tio­nä­ren Anfäl­le blei­ben aus, weil auf dem Bild­schirm über dem Regal mit den Schrau­ben- und Nagel­fä­chern gera­de eine Sze­ne in Zeit­lu­pe wie­der­holt wird, wäh­rend eine Schieds­rich­te­rin mit durch­ge­drück­ten Knien vor dem Video­as­sis­ten­ten stramm­steht. Dann malt sie ein Vier­eck in die Luft und pfeift und gibt das Tor.

Es ist ein Tor für Deutsch­land, aber es zählt nicht viel, weil auf dem Nach­bar­platz die Japa­ner die Spa­ni­er nie­der­ma­chen. Fuß­ball ist jetzt scheiß­egal, sagt jemand, aber das stimmt auch wie­der nicht, denn das, was auf dem Platz pas­siert, paßt zu dem, was neben dem Platz läuft, und zwar nicht nur neun­zig Minu­ten lang, son­dern twentyfour-seven,

Irgend­wann, die Gara­gen­stun­de ist um, Deusch­land fliegt nach Hau­se (also nicht gleich), kei­nen wun­dert das, kei­nen regt das mehr auf. Kurz bevor wir abrü­cken, reka­pi­tu­liert der Gast­ge­ber noch den Abend:

Du, wegen dem Tür­ken oder was weiß ich, mit den drei Wei­bern: Wir müs­sen was tun, ich ver­re­cke gleich.

Jaja. Aber für über­mor­gen sind wir erst­mal wie­der verabredet.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (51)

Gotlandfahrer

2. Dezember 2022 17:17

Ver-recken kommt von recken / strecken, ist also ein langsamer Prozess. Man kann nicht "gleich" verrecken, höchstens damit beginnen oder bereits darin befindlich sein und es zu Ende bringen.

Dass es sich hinzieht und schlecht und gut zugleich. 

Dass unser Geld, also die im Grunde wertlosen Tauschzettelchen, zur zeitweiligen Bereicherung anderer und Verarmung von uns abgeworfen wird, gehört zum Prozess, wer das bedauert lamentiert über Symptome, nicht Ursachen.

Nemo Obligatur

2. Dezember 2022 19:11

Ein aparter Kontrast zu den heutigen Bundestagsreden. Man kann sie sich anhören. Von MdB Lindh und MdB Göring-Eckardt wird auf andere Einzelfälle verwiesen. Der fleißige Äthiopier, der sich nie etwas zuschulden kommen ließ und in der Logistikbranche arbeitete, bis er mangels Asylgrund ausgewiesen wurde. Der intelligente Mann aus Guinea; in Rekordzeit Deutsch gelernt, nie von Stütze gelebt, immer Arbeit gefunden. Er würde gerne eine Familie gründen und einen Beruf erlernen. Er darf es nicht, weil er nur geduldet ist. Es gibt sie eben beide: die Schnorrer und die Tüchtigen.

Fakt ist, dass die Deutschen älter und weniger werden. Ließe man es laufen, ohne Zuwanderung, würde sich der Trend eines Tages wieder drehen. So lange kann die Wirtschaft nicht warten und die Politik will es nicht. Das Schreckbild des Bürgers ist die demente Rentnerin, die ohne syrische Pflegerin dahinvegetiert, eingenässt und bekleckert. "Das kannst bald Du sein", sagt die innere Stimme. Wer wollte es ihm verdenken? Immer im Wohlstand gelebt, immer warm und trocken und dann so ein Ende? Dann lieber Zuwanderung. "Hoffentlich kommen nur die Fleißigen und Gutwilligen", meldet sich wieder die innere Stimme.

Man kann sich ausmalen, wie das werden wird. In 30 Jahren werden in Deutschland 50 % der Menschen Deutsche im traditionellen Sinne sein, in 50 Jahren allenfalls 25 %. Dagegen helfen keine Petitionen und keine Garagenkneipen. Das einzige Mittel wären eigene Kinder. Darauf hat man 60 Jahre lang keinen Wert mehr gelegt. Jetzt kommt die Rechnung.

Laurenz

2. Dezember 2022 19:33

Habe mich über den Artikel gefreut.

Bisherige Circenses werden dysfunktional. Während der kurzen WM-Teilnahme unserer kolonialistischen Internationalmannschaft & ihrer gekauften Gladiatoren, erlebte die Frauen-Bundeliga wieder einige Zuschauer-Rekorde. Hier recht anschaulich im roten Bremen. https://youtu.be/yUiWDvK2_OM

Die Macher & politischen Verbindungsleute des DFB können sich nun überlegen, ob sie auch den Frauensport in gewohnter Manier ruinieren wollen.

Die politischen Befindlichkeiten an im Artikel beschriebener Werkbank kochen weder heiß genug, noch überall im Kessel. Aber der dortige Druck erhöht sich ganz ohne unser Zutun. Alles in allem eine positive Entwicklung zugunsten unseres politischen Anliegens.

Phil

2. Dezember 2022 19:59

@Laurenz Die Leitartikel sind immer gut. Hier kündigt sich wohl die 111 an.

Wie "positiv" soll es denn noch werden...

Mitleser2

2. Dezember 2022 20:18

@Laurenz: Ja, "Die Mannschaft", Süle, Gündogan, Gnabry, Musiala, Sané

Aber diese Thematik war gar nicht in der Diskussion, stattdessen die "Binde". Dabei ist das doch genau DER Punkt. Was ist daran Deutsch?

 

Sandstein

2. Dezember 2022 20:49

@ Nemo

Ich musste Ihren Kommentar jetzt zweimal lesen, aber am Ende muss ich Ihnen recht geben. Es gibt da eine Generation von Deutschen, die immer nur im Wohlstand lebte, völlig egal wie gut ausgebildet oder mit welchen familiären Kontakten. Es ist die Ego-Generation, die Jahr für Jahr die Altparteien wählt und sich im ÖR berieseln lässt. 3 Urlaube im Jahr, max. 1-2 Kinder ("die brauchen ja ne gute Ausbildung!") und ein Ferienhaus an der Küste. 

Was mich so ärgert, es wird eine Generation von Deutschen geben, die das ausbaden muss (genau genommen findet das schon statt). Diejenigen, die das verzapft haben, sind mehr oder weniger fein raus, denn die paar Jahre überbrücken die gekonnt in ihren Domizilen oder reisen einfach durch die Welt. Habe so Menschen persönlich zig mal kennengelernt, die haben ja nicht mal schlechte Motive oder irgendetwas willentlich getan - die Freude über etwas Exotik in der Innenstadt ist meiner Wahrnehmung nach sogar echt. Ich werds nie kapieren, wie man in den 70iger Jahren soviel leichtfertig aus der Hand gab. Hilft alles nichts, Ärmel hochkrempeln, und was für die eigene Familie tun. 

Sandstein

2. Dezember 2022 20:50

Nachtrag @ GK

Sehr schön zu lesen, ich kenne so Szenen selbst, vermute aber, dass es eher an Ihrer Schreibe liegt, dass mich die Worte so durchdringen. Bitte gern mehr davon! Vermisse übrigens auch die "Das wars diesmal"-Reihe von EK..

Laurenz

3. Dezember 2022 00:27

@Mitleser2 @L.

"Binde"

Das Thema kolonialistische Internationalmannschaft ist schon leichtes Thema im Rahmen der Diversität. Die Binde gilt als abgeschwächter Kompromiß zur Regenbogen-Kapitänsbinde. Weder die 1-Love-, noch die Regenbogenbinde repräsentieren die Mehrheit der Heteros. Frau Popp oder Herr Neuer vertreten Minderheiten, aber nicht einmal sich selbst. Schwarz-Rot-Gold vertritt alle Bürger ganz gleich ihrer geschlechtlichen Fokussierung. Schwule & Lesben gab es schon immer, also ist LGB was ganz normales, solange man keinen Popanz daraus macht. Wenn die bekennende Lesbe & Top-Stürmer des VFL-Wolfsburg, Frau Svenja Huth, die Regenbogen-Kapitänsbinde für den VFL trägt, mißbraucht & diskreditiert Sie Sich Selbst. Denn niemand, auch nicht die Lesben im Deutschen Frauensport wollen diesen Sport mit QT+ infiltriert sehen. Das wäre der Tod des Frauensports.  https://www.washingtonpost.com/nation/2022/03/23/ron-desantis-transgender-swimmer-lia-thomas/

Mitleser2

3. Dezember 2022 08:37

@Sandstein: Sie haben recht mit Ihrer Ego-Generation. Nur Ihren Verweis auf die 70er Jahre verstehe ich nicht. Der "richtige" Wohlstand begann erst ab ca. 1990 (natürlich nicht für die VEB-Arbeiter), und mehr noch ab 2000. Wer machte vorher eine Kreuzfahrt?

Sandstein

3. Dezember 2022 09:06

@Mitleser 

Ja, weil zwischen 1990 und den 2000er Jahren die Ego Generation Erbe, Kapital, Immobilien usw. einstreichen konnte und dann ging die Sause so richtig ab. 
Alle gesellschaftlichen Entwicklungen kommen ja mit leichtem bis mittleren Verzug, das ist ja keine Sache von Tagen oder Monaten.

quarz

3. Dezember 2022 09:24

@Nemo (1/2)

"Was mich so ärgert, es wird eine Generation von Deutschen geben, die das ausbaden muss"

Und die wissen gar nicht, wie ihnen geschieht. Sie werden in diesen Zustand hineingeboren und verfügen nicht über eine Erinnerung, dass und wie es auch anders sein könnte. Wer von Geburt an im Modus der Systemkrankheit lebt, hat keine Vorstellung von der Gesundheit, die ihm Ziel und Ansporn sein könnte. Er hat nur eine unmittelbar erfahrene Traurigkeit, die er nicht erklären kann und die sich aus dem objektiven Auseinanderklaffen zwischen dem wesensgemäß Möglichen und dessen Verfehlen ergibt. Diese Diskrepanz macht sich auch dem bemerkbar, der nicht weiß, wie ihm geschieht. Wesensverfehlungen werden nicht durch Gewöhnung ausgeschliffen.

Abhilfe zu schaffen bleibt die Aufgabe und Pflicht derer, die noch wissen, wie es „normal“ war. Die, wenn sie ihren Kopf aus dem Sand ziehen, über das Bewusstsein verfügen, wie es so kommen konnte und kam, und deshalb zumindest in der Theorie über konkrete Pläne zur Behebung des Schadens verfügen. Aber das Wissen genügt nicht, wenn die Entschlossenheit fehlt. Dass es am „Thymos“ mangelt, wie Jongen bemerkte, ist die Krankheit der Alten, in die sie nicht – wie die Jungen – hineingeboren, sondern durch lebensumfassende Unzucht hineingeschlittert sind. Mehr als ein kurz aufflackerndes Zörnchen über die Zumutungen der Mächtigen lässt dieser Zustand nicht zu.

 

quarz

3. Dezember 2022 09:26

@Nemo (2/2)

Was immerhin geblieben ist, ist eine verblüffende Kraft zur Befolgung befohlener Vorgaben. Mit ungebrochener Zähigkeit liefert der Michel sowohl die Arbeitskraft zur Finanzierung des verordneten Irrsinns als auch die geforderte moralische Emphase (mitunter gar Ekstase) zur Rechtfertigung desselben. Wenn es gelingt, diese Kraft unserem Anliegen nutzbar zu machen (einem Segler gleich, der gegen den Wind kreuzt), dann ist auch Schubumkehr möglich. Daraus zumindest speist sich Hoffnung.

Maiordomus

3. Dezember 2022 09:28

@MITLESER 2. Mit dem Volkswagen und den Kindern im Sommer nach Rimini, zu Hause einen Kühlschrank, war 1959 bereits der Wohlstand der "Wunderkinder", wie der wenigstens im Titel repräsentative Film von damals hiess. Die Träger jenes Wohlstandes waren umso zufriedener, als Erinnerungen an Krieg und Vertreibung noch vorhanden waren. Aussdem gab es Grund, echt stolz auf die deutsche Fussballnationalmannschaft zu sein, wiewohl in Stockholm 1958 der Platzverweis gegen Juskowiak oder wie er hiess 1958 echt weh tat. Erinnere mich noch, als ob es gestern gewesen wäre, unterstützte damals im Gegensatz zu heute, seit 1954, die deutsche Mannschaft. 

RMH

3. Dezember 2022 11:37

"Ja, weil zwischen 1990 und den 2000er Jahren die Ego Generation Erbe, Kapital, Immobilien usw. einstreichen konnte und dann ging die Sause so richtig ab."

@Sandstein,

grundsätzlich ist es erst einmal ein positiv zu bewertender Umstand, dass in Deutschland - nach dem es 2x ausgeraubt und durch Währungscrashs am Boden lag, Wohlstand existiert, der auch vererbt werden konnte. Die berühmte "Friedensdividende". Der geht es aktuell, wie die beschlossene Änderung der Bewertung von Immobilien bei der Erbschaftssteuer zeigt, auch an den Kragen. Letztlich hat von der Generation Erbe und Nachkriegswohlstand auch die patriotische Opposition profitiert, auch die AfD hat Nachlässe erhalten. Ohne Vermögen auch nicht das Vermögen, seine Meinung laut zu äußern. Die wahrscheinliche Möglichkeit, Lebensleistungen an Kinder weiterzugeben, ist auch eine der Gründe für Nachwuchs zu sorgen und das Geld im Alter nicht zu verprassen (wie viele junge Familien profitieren eigentlich von den Zuwendungen der Alten? Viele Häuser, die im Niedrigzinsboom der letzten Jahre angeschafft wurden, beruhten auf Anfangskapital, welches die Alten den Jungen gaben, auch wegen den Enkeln etc.). Man darf das Thema des Wohlstands nicht negativ sehen, wie sie aber vollkommen richtig schon schrieben, "es wird eine Generation von Deutschen geben, die das ausbaden muss (genau genommen findet das schon statt)."

RMH

3. Dezember 2022 11:52

Beim Thema Zuschauer-geeigneter Mannschaftssport empfehle ich den Besuch der Spiele der nächstgelegenen Eishockey- Mannschaft. Komplett "weiße" Zone, recht hoher Anteil an Leuten mit osteuropäischen MihiGru, aber den schätzen ja viele hier (zumindest theoretisch - also bitte statt darüber nur zu parlieren, ran an die Basis. Die ist in Deutschland zahlreich vorhanden). Gerade in den unteren Ligen ist da sehr viel ehrenamtliches Engagement zu beobachten. Handball soll auch ein "Sport für Kenner" sein (im Sommer stelle ich mich aber nicht in die Halle, daher beruht diese Bewertung nicht auf eigener Anschauung). Es gibt mithin keinen Grund, mit altherrenhafter Ölsardinigkeit zum Frauenfußball zu glitschen. Männer schauen Männersport - großer Punkt.

Bei der Bewertung der Fußball-Länder- (nicht National-) mannschaft bitte ich das zu berücksichtigen, was ich anderen Ortes schon schrieb: Viele Kinder und Jugendliche sind nach wie vor Fußballbegeistert. Die darf man mit totaler Antifan-Haltung und Kritik mit dem Vorschlaghammer nicht verschrecken.

Laurenz

3. Dezember 2022 11:53

@RMH @Sandstein

Das, was der Staat den zukünftigen Erben über läßt, wird komplett für die Pflege der Baby-Boomer im Alter drauf gehen. Wer soll denn zukünftig werthaltige Renten erwirtschaften?

Brettenbacher

3. Dezember 2022 12:09

@quarz

....dann ist auch Schubumkehr möglich. Daraus zumindest speist sich Hoffnung.

Daran erkennen wir den Kenner der Maria Menz, die Ihnen, lieber Quarz, offensichtlich viel gespendet hat.

quarz

3. Dezember 2022 13:43

@Brettenbacher

"Maria Menz"

Martin Walser, passend zum Thema, über sie:

"Uns ist schon viel von dieser Kraft verloren gegangen. Mir gewiß. Deshalb staune ich über die Festigkeit dieser Seelenkraft, die aus den Unbilden hervorgeht als ihr Gegenteil und ihre Überwindung. Vielleicht hat es schon meine Generation so schön gehabt, daß diese Kraft icht mehr nötig war, also leben und schwinden wir schwächer dahin als die geistesstarke Maria Menz."

dojon86

3. Dezember 2022 13:50

@RMH Stimme ihnen zu. Habe Fussball und Eishockeyspiele gesehen. Bin beim Eishockey geblieben.

Mitleser2

3. Dezember 2022 14:12

@Maiordomus: Ich sehe Ihren Punkt, für mich (Jg. 1953) gab es aber 1959 kein Rimini o.ä. Der danach beginnende Wohlstand war berechtigt, weil erarbeitet. Der spätere Wohlstand war auch oft ererbt, und ging dann halt auch in Konsumismus über.

@RMH: "Man darf das Thema des Wohlstands nicht negativ sehen, ..."

Nun ja, gerade hier im SiN Kommentariat wird "Wohlstand" oft eher negativ gesehen. Keine Ahnung woher das kommt. Wahrscheinlich, weil Wohlstand mit Kapitalismus und Liberalismus assoziiert wird, und das gilt einigen hier als abzulehnen, nicht nur bei den Lesern, sondern auch bei BK, JS, und anderen. Diese Art von Rechtssein ist nichts für mich.

Utz

3. Dezember 2022 15:49

Ja, wir  verrecken. Alle! Tut mir leid, wenn das wenig optimistisch klingt. Hab mir zumindest was die Geburtenzahl anbelangt nichts vorzuwerfen. Aber was nutzt es? Hab den Fehler gemacht ihnen eine gute Ausbildung zukommen zu lassen und nun sind sie eben weg. Diese Berufe gibt es halt nur weit weg. Wir werden weniger, die anderen mehr. Dann können wir verrecken aus Gram darüber den Untergang unserer Kultur mitansehen zu müssen. Das geht langsam. Oder wir warten darauf, daß wir, die Boomer, von den nicht so lange hier lebenden, totgeschlagen werden. Wer glaubt, daß Syrer in rauen Mengen hier als Altenpfleger arbeiten und Afghanen zuschauen, wie der Staat Unsummen für all die alten Ungläubigen ausgibt, ist ein Träumer.

Gracchus

3. Dezember 2022 16:30

Bin mir noch sicher, ob es sich um Fiktion handelt oder Kubitschek sich das Spiel tatsächlich in einer Garagenkneipe angesehen hat. Das Beispiel mit dem vielbeweibten Afghanen halte ich eher für satirische Übertreibung. 

Jedenfalls: gut getroffen. Ein gewisser Galgenhumor blitzt auf. Beispiele des Boomer-Humors bekomme ich oft über whatsapp geliefert, und ich denke dann: nein, völlig falsch. Die kompensatorische, letztlich affirmative Funktion des Humors kommt hierbei zum Tragen. Da schwingt immer "die da oben - wir hier unten", und man bekommt den Verdacht, dass man es sich bequem macht, in der Empörung über "die da oben" - wir sind "ja unten" - und das entlastet (von Verantwortung). Die Machtfrage, wie man "die da oben weg bekommt", wird von zu wenigen gestellt. 

Gracchus

3. Dezember 2022 17:36

Die Nationalmannschaft hatte eben auch Pech. Mich hat nach Ende des Spiels eher der Kommentator mit seinen Phrasen "Debakel", "Desaster" etc. genervt. Zumal der ÖR kräftig daran mitgewirkt hat, als ginge es nicht um Sieg oder Niederlage, sondern um Zeichen-Setzen. 

Die DFB-Verantwortlichen (samt Mannschaft?) haben offensichtlich kein Gespür. Die Regenbogen- oder OneLove-Binde wirkt entgegen der Intention - wie @Laurenz richtig sieht - letztlich ausgrenzend. Der LGBQT+-Aktivismus ist ausserdem moralisch fragwürdig - ich sage: Aktivismus, nicht die Neigungen -, zumal er jene männliche Tugenden in den Senkel stellt, mit denen man Spiele dominiert. 

quer

3. Dezember 2022 17:53

@ Laurenz, Eigentum und Erbe.... Das ist in D. seit jeher ein trauriges Kapitel. Dazu lese man im Vergleich den Roman des Art. 14 GG und den entsprechenden Art. 26 der CH-Verfassung. Vorsicht: Otto Normal könnte kollabieren!

Dann das Thema Erben. In der Masse der CH-Kantone wurde die Erbschaftsteuer für hinterlassene Kinder abgeschafft. Sätze für Dritte geradezu lächerlich. Im Gegenzug wird hierzulande gegenteilig gehandelt. 

Nach der jüngsten Vorstellung soll bei Immobilien der aktuelle Verkaufswert angesetzt werden. Übersetzen wir das mal: 

Unsere Hütte kostete in den 80'ern DM 300.000,- Der heutige Verkaufswert ist mit ca. € 900.000,- nicht übertrieben angesetzt. Unmittelbare Vergleichsmöglichkeiten (Neubau) mit minderer Qualität belegen das. Was bedeutet das? Wenn ein Erbe mit 30% dabei ist, muß er nominal den ursprünglichen Kaufpreis an Steuer entrichten. Real jedoch den doppelten Preis, weil grob 1 € ja DM 2 entsprechen.

Was ist der Ausweg? Wer wirklich vermögend ist, sollte eine Familienstiftung mit definiertem Zweck errichten und diese als Erben bestimmen.. Dann geht der Staat (noch) leer aus. Allerdings: Im Sozialismus werden Stiftungen meist verstaatlicht und können erst danach zu neuem Leben erwachen.

Dieter Rose

3. Dezember 2022 18:06

 @Brettenbacher @quarz

Martin Walser und die Marias:

Maria Beig nicht zu vergessen!

MARCEL

3. Dezember 2022 18:38

Gewissermaßen der zweite Teil zum "Was wir tun"-Beitrag.

Die Verantwortlichen scheinen sich an unserer Ohnmacht zu weiden. Ein bürokratischer Krieg gegen das eigene Volk. Wir sind wirksam in Schach gehalten. Keine Seite macht einen groben taktischen Fehler (beim Thema allg. Impfpflicht beinahe oder war das taktische Finesse?).

Jemand schrieb im Kommentarbereich zum Thema demografischer Niedergang sinngemäß, es fehlte bei den Deutschen nach 1945 (und stärker noch nach 1968) die Unbefangenheit, Kinder zu zeugen. 

Dazu ergänze ich, es fehlt sogar die Unbefangenheit, sich zu wehren.

Gleichwohl: Auch für ein "dauer-besiegtes" Land gilt: Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht.

Vielleicht müssen wir gemeinsam (aktiv) darauf warten: nicht auf jemanden, nicht auf einen "Messias", nicht auf eine Partei, nicht auf einen Wahlsieg, nicht auf all das, was wir und die schon kennen, sondern auf das Geschehen, das die Büchse der Pandora öffnet. Ein vor-gespannter Advent.

Einmal offen, ist sie nicht mehr zu schließen. 

Mit welchem geistig-seelischen Rucksack man dann nach vorne geht, das ist Aufgabe der Sez.

Das wird alles nicht schön, aber es kann erst besser werden, wenn es noch schlimmer kommt. Leider!

Gracchus

3. Dezember 2022 18:56

Die sogenannte Boomer-Generation zeichnet sich durch moralischen oder moralisch getarnten Narzissmus aus. Ihr fehlt Urvertrauen. Daher die Ich-Schwäche. Zeigt sich ja auch an der Virus- oder Klimaangst. Beides Vorwände, um die Lebensangst daran aufzuhängen. Die Unfähigkeit, den Staffelstab geordnet an die nächste Generation zu übergeben. Was mich ja 2015 aufgeregt hat: plötzlich war Geld da. Selbst für einen Halbblinden wie mich sichtbar: die Notwendigkeit von Investitionen in Bildung und Infrastruktur. Man könnte meinen, die Generation sei von einem tiefen Hass auf die nächste angetrieben, indem sie ihr Entwicklungsmöglichkeiten raubt.

Gracchus

3. Dezember 2022 19:03

Folgerichtig wäre, wenn die Deutschen - wie Goethe es ja irgendwo andeutet - über den Erdball verstreut würde. Niemandem zu verdenken, wenn er seine Koffer packt und auswandert. Alles hat seinen Preis, und der Preis für Götzendienst - die Vergötzung von Staat und rein irdischer Obrigkeit - wäre Auflösung und Verstreuung. Das deutsche Volk existiert nicht (mehr) im Kollektiv, sondern in Einzelnen. 

Gracchus

3. Dezember 2022 19:19

@Mitleser 2

Gegen Wohlstand ist nichts einzuwenden. Was verkannt wird: er erfordert eine höhere sittliche Reife. Darauf weist Jesus im Gespräch mit dem reichen Jüngling hin. Auch das einseitige Streben nach materiellem Wohlstand ohne Blick auf Ewiges ist falsch. 

Kapitalismuskritik: Fragen Sie sich doch, weshalb "unsere" kapitalistischen Konzernlenker für die ungebremste Migration votieren. Wenn - wie im Kapitalismus - die menschliche Arbeitskraft zur Ware wird, ist es augenscheinlich nicht verwunderlich, wenn alle in Sklavenketten enden. 

Gracchus

3. Dezember 2022 20:07

Kapitalismuskritik II: Immerhin zeigt die derzeitige Krise, dass der Deutsche trotz Umerziehung komplizierter gebaut ist, als dass man ihm mit angelsächsischen Rationalismus bekäme. Der Kapitalismus ist dem deutschen Wesen so auch fremd. Der Deutsche bietet seine Arbeitskraft an, nicht um des privaten Profits willen, sondern aus innerer Notwendigkeit, weil er glaubt, seinen Mitmenschen damit zu dienen. 

Die Corona-Krise hätte es nicht deutlicher vor Augen führen können, was passiert, wenn kapitalistisches Profitstreben dominiert. Die geistige, wissenschaftliche Freiheit bleibt auf der Strecke, und ebenso das ärztliche Ethos. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Der Kapitalismus wird die soziale Frage nie, nie lösen können. 

Man kann ruhig mal darüber nachdenken, wenn Steiner das Motto der französischen Revolution wie folgt zuordnet: 

Geistesleben = Freiheit

Rechtsleben = Gleichheit 

Wirtschaftsleben = Brüderlichkeit.

 

Sandstein

3. Dezember 2022 21:06

@ Laurenz

So siehts aus! 

@Gracchus

"Die sogenannte Boomer-Generation zeichnet sich durch moralischen oder moralisch getarnten Narzissmus aus. Ihr fehlt Urvertrauen. Daher die Ich-Schwäche. Zeigt sich ja auch an der Virus- oder Klimaangst. Beides Vorwände, um die Lebensangst daran aufzuhängen. Die Unfähigkeit, den Staffelstab geordnet an die nächste Generation zu übergeben. Was mich ja 2015 aufgeregt hat: plötzlich war Geld da. Selbst für einen Halbblinden wie mich sichtbar: die Notwendigkeit von Investitionen in Bildung und Infrastruktur. Man könnte meinen, die Generation sei von einem tiefen Hass auf die nächste angetrieben, indem sie ihr Entwicklungsmöglichkeiten raubt."

Auf den Punkt gebracht. 

quarz

3. Dezember 2022 21:59

@quer

"Nach der jüngsten Vorstellung soll bei Immobilien der aktuelle Verkaufswert angesetzt werden"

Hohe Erbschaftssteuern sind ein weiterer Schauplatz für die ideologisch motivierte Sabotage spezifischer Loyalitäten. So wie die Volksgenossenschaft einer globalen Egalisierung weichen soll, wonach jeder Erdenbürger jedem anderen gleich viel wert ist und gleich viel schuldet, so wird nun auch die besondere Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern untergraben, indem man das elterliche Vermögen - so die Tendenz - gemeinschaftlich allen in der staatlichen Verwaltungszone sich Aufhaltenden zukommen lässt.

@Dieter Rose

"Maria Beig nicht zu vergessen!"

Und die dritte im Bunde ist Maria Müller-Gögler. Walser spricht von den "drei Marien im Oberland.

kommentar kubitschek:
daß jemand hier die beig kennt, haut mich um. und bei der müller-gögler war ich immer a) kuchen essen, b) in abgelösten, gestempelten briefmarken aus der weimarer republik und dem III. reich wühlen und c) beerensträucher abernten, wobei sie mit der ausbeute großzügig verfuhr. "die magd juditha" ist glänzend, vor allem, wenn man als ministrant im kloster weingarten dienst tat und die gabler-orgel spielen hörte. stark ist "die brautgasse" übr die zerstörung ulms im luftkrieg, undsoweiter, undsoweiter, das wäre mal ein schönes, abendfüllendes treffen: alle leser, die mit diesem kulturellen humus der zweiten und dritten liga etwas anzufangen wissen.

Simplicius Teutsch

3. Dezember 2022 23:27

Viel ist nicht mehr zu retten, wenn überhaupt. 1990 als junger Familienvater hatte ich mir das alles, also die Zukunft, noch ganz anders vorgestellt. Da war auch noch kräftige Substanz in unserem Land vorhanden.

Dass die links-ideologische Geringschätzung des Leistungsgedankens sich so durchsetzen konnte in Deutschland, ist mir ein Rätsel. Auch dass wir unsere reiche Kultur, unser schönes Land, unser eigenes Volk so kampflos den linken Moral-Psychopathen überlassen und ausgeliefert haben, das ist unfassbar. Man denke nur jüngst an den Armbinden-Moralismus von Katar, über den die halbe Welt hinter vorgehaltener Hand lacht.

Liegt die Ursache wirklich in unserem kollektiven Schuldkomplex und Schuldstolz wegen der 12 Jahre?

Da bin ich anders strukturiert, trotz meiner katholischen Sozialisation. In Bezug auf den Schuldkult geht es mir schon immer wie Johann Wolfgang Goethe, der sich, wie ich seit Freitag weiß, nicht so richtig tief auf das frömmlerische Christentum (Erbschuld, mea culpa, mea maxima culpa) einlassen konnte und wollte.

Der großartige Rüdiger Safranski (im Gespräch mit Matthias Matussek) zitierte dazu Goethe am letzten Freitag im „Kontrafunk“ mit den Worten: „Ich habe dafür einfach nicht genug Schuldgefühle.“ - Mit dieser goetheschen Einstellung zum deutschen Schuldkult bin ich heutzutage wohl schon ein Fall für den Verfassungsschutz.

Brettenbacher

4. Dezember 2022 03:30

"..alle leser, die mit diesem kulturellen humus der zweiten und dritten liga etwas anzufangen wissen."

Und die auch  wissen, daß die Gögler ein Buch über Walter Erb geschrieben hat,

der so herzzerreißend wie keiner "O wie schön ist deine Welt/ Vater wenn sie golden strahlet" von Friedrich Carl Lappe gesungen hat.

Anbei sei gesagt, daß wir in solchen Sphären  mit niedrigem Ranking wie "zweite" oder "dritte Liga" doch lieber nichts gemein haben möchten.

Mitleser2

4. Dezember 2022 08:42

@Gracchus: "Gegen Wohlstand ist nichts einzuwenden."

und auch Kapitalismuskritik. Ich stimme Ihnen da teilweise zu. Nur, welche Gesellschaftsform hat zumindest zeitweise allgemeinen Wohlstand erbracht? Der real existierende Sozialismus war's nicht. China hat in den letzten 20 Jahren was erreicht, aber zu welchem Preis? Bis zu einem gewissen Punkt waren es schon die kapitalistischen Gesellschaften. Warum das gekippt ist? Die USA waren es bis in die 60er Jahre, heute nicht mehr. War es das Kaiserreich, das 3. Reich?

Dieter Rose

4. Dezember 2022 09:49

@quarz kommentar kubitschek.

Danke für die Blumen. Aber als jemand wohnhaft in Oberschwaben muss das wohl so sein. Ich hab sie immer wieder beim Einkauf getroffen. Und vor allem ihre ersten Werke mit Genuss gelesen - und sie gaben die Anregung für die eigenen Kinder Familienhintergründe aufzuschreiben und dann auch das zu sammeln, was Vater, Schwiegervater, Tanten, Nachbarn, "erlebt Habende" erzählt haben - einschliesslich deren Erinnerungen an Flucht und Vertreibung aus Schlesien (nie  vergessen . . .). Die Kreise des zu Erinnernden und Festzuhaltenden, zu Überliefernden breiteten sich aus, wie beim Steinwurf in den Teich!

RMH

4. Dezember 2022 09:59

"Warum das gekippt ist?"

@Mitleser2,

Die ungelöste Kernfrage, die große Quadratur des Kreises bei der Marktwirtschaft, die von Ahnungslosen mit dem kommunistischen Totschlagbegriff "Kapitalismus" regelmäßig mit erfasst wird, ist die Frage, inwieweit stetiges Wachstum conditio sine qua non für ihren Erfolg, für Wohlstand für alle ist. Hieran setzen schon immer am wirkungsvollsten die Kritiker aus der Ökologiebewegung an. Stetes Wachstum als "spice" der Maschine setzt kürzere Lebensdauer und Produktzyklen voraus, künstliche Bedürfniserweckung, erfordert Export, damit eine produktive Industrie ihre Produkte gewinnbringend absetzen kann etc. - dies nur als kleiner Anriss. Aus rechter, konservativer Sicht kann auf diese Frage nicht die Abrissbirne Sozialismus geschwungen werden oder der Ruf nach dem starken Staat ertönen, der alle irgendwie zu versorgen hat. Die Rechte braucht eben auch ökonomische Denkfabriken. Im Kultur- und Philosophiebereich ist die Rechte, eben u.a. mit IfS und Sezession, gut aufgestellt. Wo ist die ökonomische Kompetenz? Habe ich etwas übersehen? Wer kann Hinweise geben? Es geht um Wohlstand für Alle, nicht um die Konversion in eine Gesellschaft von Waldschraten und Moosweiblein.

Adler und Drache

4. Dezember 2022 10:02

Ich nehme eine gewisse Rat- oder Hilflosigkeit zwischen den Zeilen wahr. Man bemerkt, dass man die Leute auf seiner Seite hat, aber eben auch, dass es anscheinend nicht viel nützt. 

Es is wie ahgstemmt, sagt der Sachse.  

Nemo Obligatur

4. Dezember 2022 10:15

Wenn ich die Kommentare so überfliege, faszinierend, was es da für Stränge gibt!

Einige landen vorhersehbar bei der Kulturkritik und "s'ist eh bald alles vorbei". Vgl. hierzu überzeugend und abschließend: Utz, 3. Dezember 2022, 15:49. Auch Goethe kommt später noch vor. Eng verwandt hiermit die ausgiebig behandelte Fragen: Kapitalismus ja oder nein, wenn ja, wie viel davon und wenn nein, was stattdessen?

Andere enden, wer hätte das gedacht, beim Eishockey.

Wieder andere gelangen zur Dichtkunst hochbetagter oberschwäbischen Damen.

Wäre schade, wenn dieser Strom des Geistes irgendwann zu einem bloßen Rinnsal verkümmerte.

FraAimerich

4. Dezember 2022 11:31

Noch im größten Elend zur Verzweiflung bei tragen Kommentare, aus denen die Sorge um den Fortbestand des armen Kapitalismus spricht, der vom Quadrat zum Kreis transformiert werden müsse, damit er weiterhin "Wohlstand für alle" versprechen könne. (Ludwig Ehrhrd läßt aus den 1950er Jahren grüßen!)

Als bestünde irgendeine realistische Aussicht darauf, daß wir den Kapitalismus los würden, bevor er sich totgefressen und seinen Zyklus beendet hat.

Und als stünde nicht gerade mal wieder besonders eindrücklich zu beobachten, in welcher Weise und auf wessen Kosten er sich bis zum bitteren Ende am Leben zu halten gedenkt. - Aber das verdanken wir ja bekanntlich alles nur der Internationale der Kryptosozialisten, die die Herrschaft ergriffen und ihren Frieden mit den "woken" Weltkonzernen geschlossen hat.

Nur wenn sich in Garagen und Hobbyräumen unter den Marienbildern unserer Zeit endlich Denkfabriken für Kapital und Kompetenz formen, wird es den 8 Milliarden auch weiterhin recht gut ergehen!

 

Monika

4. Dezember 2022 12:26

Solche „Werkstattgespräche“ finden jetzt öfters  im Familien- und Bekanntenkreis statt. Allein - das mantraartige Aufzählen der schlimmsten Asylbetrüger, der dreistesten Sozialtouristen, der übelsten Araberclans, der schlimmsten Verbrechen an harmlosen Bürgern - treibt lediglich den Blutdruck hoch. Kein Ruck geht durch Deutschland und wir tun auch nichts. Die aufgeklärten Westeuropäer sind viel zu daseinserschöpft, um zu widerstehen. Man schickt sich witzige Protestbildchen im virtuellen Stammtisch hin und her. Und hofft, dass es der Staat irgendwie richten wird und man selbst durchkommt. Inflation, Enteignung. Schlimm das. Aber sollten wir „unsere Schätze“ nicht sowieso im Himmel sammeln und abschiedlich leben? Von der „depressiven Hedonie“ in die fröhliche Askese,  aber nicht à la Klaus Schwab, sondern von höheren und allerhöchsten Mächten inspiriert ? Leute, es ist Advent ! 🕯🕯Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.

 

Mitleser2

4. Dezember 2022 13:26

@RMH: "Im Kultur- und Philosophiebereich ist die Rechte, eben u.a. mit IfS und Sezession, gut aufgestellt. Wo ist die ökonomische Kompetenz? Habe ich etwas übersehen?"

Sie haben schon was übersehen, es gibt die ökonomische Rechte, exemplarisch Benedikt Kaiser und Jonas Schick. Sind halt Politologen/Soziologen, die eher Sozialismus und starken Staat vertreten, und den Liberalismus quasi als Hauptfeind sehen (klar ist das zu platt, aber die Richtung geht schon dahin). Das ist ja auch der Streit in der AfD. Rechte Ökonomen seh ich kaum, gegen den linksgrünen Mainstream gibt es nur Leute wie Sinn und Krall, aber die sind ja nicht rechts.

Laurenz

4. Dezember 2022 14:53

@RMH @Mitleser2

@Nordlicht hat unter dem neuen MS-Artikel die Kapitalismuskritik angegriffen, beipflichtend, falls es durchgeht, habe ich geantwortet. 

Wo ist die ökonomische Kompetenz?

ist der entscheidende Satz in Ihrem Beitrag. Wenn (passiert aber nicht so oft) sich BK & DF auf ökonomische Daten beziehen, haben Sie vorher meist gut recherchiert. JS & ML folgen hier nicht ganz so perfekt. Aber grundsätzlich kann man mangelnde ökonomische Kompetenz einer Redaktion, die eher aus dem philosophischen & belletristischen Verlagswesen kommt, schlecht vorwerfen. Zahlen sind ja meist auch langweilig. Das zeigt sich aber vordergründig im großen Rundumschlag der Kapitalismus-Kritik, anstatt hintergründig in das jeweilige ökonomische Detail zu gehen. Natürlich kann man mit einem echten Pfandwesen & der Abschaffung von Obsoleszenz ökonomisch, wie ökologisch viel erreichen, um mal ein Beispiel zu nennen. Aber das muß genaustens durchdacht sein, weil das riesige Verwerfungen verursachen kann. Auch der Gütertransport müßte sofort reformiert werden. Für die AfD sind diese Themen außerhalb des Parteiprogramms viel zu komplex. Aber hier könnte man das sehr wohl anpacken, aber wenn, mit Hand & Fuß.

RMH

4. Dezember 2022 15:34

@Mitleser2,

eben - überall als Antwort nur noch Sozialismus und der Murks von Marx, siehe auch die Antwort von @FraAimerich.

Hegel war für die geistige Ausrichtung in Deutschland im Ergebnis schlimmer als - darf man nicht schreiben - dann eben, dass darf man noch, als jegliche Reeducation.

Der Glaube an die "Wissenschaftlichkeit" des Sozialismus ist ähnlich bizarr, wie der Glaube daran, dass die Corona-Maßnahmen irgendwas mit Wissenschaft zu tun gehabt hätten. Der Glaube, gerade ein Staat, der aktuell nur noch über das Einrichten von neuen Beamtenplanstellen funktioniert, kann irgendetwas anderes als am Ende maximal Plattenbau & Co. hervorbringen, ist deutlich schräger und gefährlicher, als der Glaube, freie Spiele des Marktes würden alles von alleine machen. Gefährlicher deshalb, weil er damit die Rechte nur noch zur Spielart des sozialistisch-kulturmarxistischen Mainstreams macht. Warum noch Deutsche, wenn doch eh alles staatlich dirigiert wird. Derartige Verwaltungssubjekte können dann auch eine x-beliebige Herkunft haben, wer in einer 4-Raum Wohnung mit Fernwärme haust, ist doch komplett egal.

wbs47

4. Dezember 2022 19:32

@RMH 9:59

Da kann ihnen ganz einfach geholfen werden!

Einfach mal bei Roland Baader anfangen, die "Kapitalismuskiritk" aus der Sicht der "Rechten" zu betrachten. Und dann diesen in seinen Schlüssen und klaren Beurteilungen zu widerlegen zu versuchen. Aber Achtung, das dürfte auch für einen Viel-Kommentator eine Herkulesaufgabe werden.

RMH

4. Dezember 2022 21:24

@wbs47,

danke für den Hinweis, Baader (Sie meinen schon den gleichen, also den, der die Hayek Medaille posthum bekommen hatte? Mir ist jedenfalls kein anderer Ökonom namens R. Baader bekannt) hatte immerhin nicht nur Kritik, sondern auch eigene Vorstellungen, wie es aus seiner Sicht sein sollte. Warum sollte ich ihn widerlegen?

Im Übrigen geht es doch um Folgendes: Kritik schön und gut und meistens trifft sie auch zumindest wunde Punkte, aber man muss dann mit eigenen Vorschlägen kommen. Zudem ist Kapitalismus als "ismus" eigentlich schon wieder nur eine Ausartung der Marktwirtschaft, wird aber von den Kritikern immer als ein und das Gleiche genannt. Ohne echte eigene Alternativangebote gilt ansonsten in Abwandlung von Churchills Zitat

"freie Marktwirtschaft ist die schlechteste aller Wirtschaftsformen - abgesehen von allen anderen."

Laurenz

4. Dezember 2022 22:26

@WBS47 @RMH

Baader war christlicher Hayekist, also sowas, wie ein liberaler Sozialist oder ein orban'scher Sorosist. Hayek & von Mises sind genauso Utopisten, wie Marx. Da können wir zukünftig auch unsere Zeit mit gendergerechter Sprache, Klimagerechtigkeit & den Zitaten der letzten 10 Päpste aus Radio Vatikan verschleudern.

Damit können Sie weder RMH noch dem Forum weiterhelfen. Warum gehen Sie nicht mit @Odoliberal in direkte Korrespondenz & geilen sich gemeinsam an Hayeks sinnentleerten Thesen auf?

Kurativ

4. Dezember 2022 22:37

Die stärksten Widerstandsnester organisieren sich am besten lokal. Vor Ort. In der Nachbarschaft. Oder etwas weiter. Man kennt sich vielleicht schon. Man kann sich jederzeit wiedertreffen. Unverdächtig weil in der Nähe. Man kennt die Umgebung. Handys und DECT bleiben zu Hause oder können in die Mikrowelle(nicht einschalten). Die Computer brauchen nichts zu wissen. Zu viel Alkohol bringt auch nichts. Es können auch Leute von der anderen Seite dabei sein. Die erkennt man schnell. Nichts Illegales. Alles friedlicher Widerstand. Erfolge sammeln. Plakate, Aufkleber, Ständer, Kurze Auftritte, ...

FraAimerich

4. Dezember 2022 23:18

@RMH

Ihre Marktwirtschaftsromantik erscheint mir nicht ganz ernst zu nehmen. Nehmen Sie doch bitte einfach zur Kenntnis, daß es eine "Kapitalismuskritik von rechts" gibt und auch schon immer gab. Schon Marx selbst hat seine Propaganda mit Hilfe konservativer und reaktionärer Autoren "aufmunitioniert", die das Elend des Industriekapitalismus früher und weitblickender erkannten als die Arbeiter, die die Hoffnung auf Freiheit und Brot in die Fabriken und Städte zog.

Nun bin ich weder Sozialist noch Marxist, das hindert mich jedoch keineswegs, anzuerkennen, daß Marx die grundsätzlichen Probleme der kapitalistischen Wirtschaftsordnung im Wesentlichen richtig erfaßt und beschrieben hat. Wer das einmal nachvollzogen und verstanden hat, weiß, warum die von Ihnen geforderte "Quadratur des Kreises" nicht gelingen kann. Entsprechend können "Denkfabriken" bestimmte Grundprobleme der kapitalistischen Wirtschaftsweise nur leugnen oder uminterpretieren.

Besonders beliebt ist es zur Zeit, die Probleme, die der Kapitalismus erzeugt und verschärft hat, dem "Sozialismus" nicht zuletzt bürgerlich-konservativer Regierungen mit ihren Modernisierern, Privatisierern und Weltmarktfähigmachern zuzuschreiben. Das reicht in der Regel auch, denn die meisten Leute haben schon Probleme damit zu begreifen, daß es nicht um ihr Zahnbürstl, ihren Fernseher oder ihren Arbeitslohn geht, wenn bei Marx von Eigentum und Kapital die Rede ist.

Laurenz

5. Dezember 2022 00:05

@FraAimerich @RMH

warum schlagen Sie mit @RMH eine Schlacht, die Sie schon vor 85 Jahren verloren haben? Es kann im Rahmen natürlich gezeugter Menschen kein politisches Optimum geben. Wenn von rechter Kapitalismus-Kritik die Rede ist, vermisse ich grundsätzlich die konkrete Ansprache eines jeweiligen Details. Ich gehe davon aus, daß auch RMH konkrete Kritik erwartet, die Sie aber verweigern. Selbst unser SiN-Star-Marxist @Imagine leugnet nicht die Notwendigkeit von talentierten Unternehmern, die man nicht herbeizaubern kann. Sobald man Unternehmen, bis auf wenige Ausnahmen im Rahmen territorialer Notwendigkeiten, kollektiviert, geht es rapide abwärts. Politik muß nur die Rahmenbedingungen schaffen. Die Nationalsozialisten befanden sich genau in diesem Konflikt. Hitler entschied sich für die Unternehmer, so auch die Bonner Nachkriegsrepublik, wobei Dank der Juristen, Beamte & Freiberufler sich geschickt der bürgerlichen Verantwortung entledigten. An China erkennen Sie das Erfolgsmodel. Privates Unternehmertum unter staatlicher Kontrolle & Rahmenbedingungen.

RMH

5. Dezember 2022 06:14

@FraAimerich,

beim  Auskommen der Menschen liegt mir die Romantik ferner, als jedem vermeintlich realistischem Linkola oder tatsächlich idealistischem Thoreau. Ich habe übrigens nicht bestritten, dass es Kritik von rechts gibt, sondern gefordert, dass man zur Kritik auch Lösungen bringt, die nicht darauf hinaus laufen sollten, dass am Ende ein immer größer werdender Staat seine Untertanen bis in den letzten Bereich kontrolliert, denn darauf laufen viele Vorschläge der Wirtschaftslenkung, Einhegung des Finanzkapitalismus meistens hinaus, wenn man sie zu Ende denkt. Im Übrigen brauchte Marx noch nicht einmal konservative und reaktionäre Autoren, um seine Kritik am Industriekapitalismus treffend aufzumunitionieren. Er hatte mit Engels denjenigen, der mit ihm zusammen die wohl beste politische Propagandaschrift des 19. Jhdts schrieb, das kommunistische Manifest.

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