Weihnachtsempfehlungen (3) – Martin Sellner

Kositza und Kaiser haben vorgelegt, ich lege nach: Auch von mir gibt es in diesem Jahr wieder Weihnachtsempfehlungen.

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

Schö­nes – Die­ser Bild­band bün­delt mono­gra­phisch den Jugend­stil als Kunst­form und das Was­ser als künst­le­ri­schen Gegen­stand. Er geht auf eine Aus­stel­lung des Muse­ums Wies­ba­den zurück und ist, bei sol­chen Wer­ken enorm wich­tig, hoch­wer­tig gedruckt. In über 250 Wer­ken der letz­ten, prä­gen­den euro­päi­schen Stil­epo­che wird das liqui­de Medi­um aus ver­schie­de­nen Gesichts­punk­ten betrach­tet. Dazu wid­men sich die beglei­ten­den Auf­sät­ze, getreu der inter­dis­zi­pli­nä­ren Wir­kungs­kraft des Jugend­stils, Gemäl­den, Plas­ti­ken, Musik, Gesell­schaft und Archi­tek­tur. Letz­te­re sind beson­ders fas­zi­nie­rend. Zwei ech­te Jugend­stil­ju­we­le, das Mül­lersche Volks­bad in Mün­chen und der Spru­del­hof in Nau­heim, wer­den gewürdigt.

Das Was­ser kann sogar als Urele­ment des Jugend­stils begrif­fen wer­den, wie Betrach­tun­gen über die „geschwun­ge­ne Linie“ und die häu­fi­ge Dar­stel­lung von Fisch- und Was­ser­we­sen nahe­le­gen. Auch die Befruch­tung durch den öst­li­chen Japo­nis­mus, der die­sem Kunst­stil wohl das Exo­tisch-Befremd­li­che ver­leiht, wird bedacht.

Beson­ders schön sind die epo­che­ty­pi­schen Pla­ka­te, die eine Über­gangs­pha­se zwi­schen Stil und Ver­mark­tung, Wer­bung und Kunst mar­kie­ren. Der Her­aus­ge­ber Peter Fors­ter wid­met sich in einem Bei­trag auch der Lebens­re­form. Hier geht es um den revo­lu­tio­nä­ren, gesell­schaft­li­chen Auf­bruch, der mit dem Jugend­stil ver­schwis­tert war. Es fal­len Namen wie Karl Wil­helm Die­fen­bach und Ste­fan Geor­ge. Das Heil­bad und das Was­ser als magi­scher Lebens­quell und Ele­ment der Frei­kör­per­kul­tur waren ein inte­gra­ler Bestand­teil vie­ler Kom­mu­nen und Alter­na­tiv­be­we­gun­gen. Auch im heu­ti­gen „Eisbad“-Kult einer neu­en rech­ten „Lebens­re­form“ taucht das Was­ser wie­der auf, womit sich ein Kreis schließt. Ein schö­ner Bild- und Auf­satz­band, der gott­sei­dank, weit­ge­hend frei von poli­tisch kor­rek­ten Beleh­run­gen und ideo­lo­gi­schen Auf­dring­lich­kei­ten ist.

Peter Fors­ter (Hrsg.): Was­ser im Jugend­stil, 400 S., 56 € – hier bestellen.

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Wah­res – Das Lager fin­det sich in einer selt­sa­men Rol­le wie­der. Gegen eine Kli­ma­be­we­gung, die in glo­ba­lis­ti­scher Mis­si­on, von den ent­spre­chen­den Eli­ten getra­gen, Ver­zicht und Deindus­tria­li­sie­rung for­dert, kip­pen vie­le ins Extrem eines fort­schritts­trun­ke­nen „Die­sel-Rech­ten“. Man fei­ert Kon­sum, Ver­brauch, ja Ver­geu­dung und macht sich zum Ver­tei­di­ger einer kapi­ta­lis­ti­schen Visi­on des ewi­gen Wachs­tums. Umso wich­ti­ger ist es, gera­de im Advent, Maß und Ziel der Rech­ten in Erin­ne­rung zu rufen.

In die­ser Auf­satz­samm­lung tut das Alain de Benoist, indem er die klas­sisch rech­te Posi­ti­on der Wachs­tums­kri­tik zusam­men­faßt. Die Essays wech­seln sich mit Inter­views ab und machen den Band sehr lese­freund­lich. Auf die ent­schei­den­de Kri­tik, die vie­le Rech­te dem Post­wachs­tum und dem Anti­pro­duk­ti­vis­mus ent­ge­gen­hal­ten, wird lei­der kaum ein­ge­gan­gen: wie ver­trägt sich die For­de­rung der Abrüs­tung und Ent­schleu­ni­gung mit der Ver­tei­di­gung natio­na­ler Inter­es­sen in der Welt­po­li­tik? Han­delt es sich hier um einen uto­pi­schen Wunsch­traum, der auf die frei­wil­li­ge Unter­stüt­zung und Mit­wir­kung aller ande­ren Natio­nen setzt? Dar­auf weiß Benoist sicht­lich kei­ne kla­re Ant­wort, doch die ent­schei­den­de Tat­sa­che macht er über­deut­lich: Ein Sys­tem, das im begrenz­ten Raum auf ewi­ges Wachs­tum setzt, kann nur schei­tern. Und, wir kön­nen hin­zu­fü­gen, eine Rech­te, die Kon­sum, Ver­brauch und Pro­duk­ti­on zu ihren zen­tra­len Wer­ten macht, wür­de ihre Mit­te verlieren.

Alain de Benoist: Nach dem Wachs­tum, 136 S., 16 € – hier bestel­len.

– – –

Gutes – Der Best­sel­ler von Cixin Liu mach­te im Jahr 2017 Furo­re und den Autor zur Berühmt­heit. Ich kann die gesam­te „Trisolaris“-Triologie des Chi­ne­si­schen Schrift­stel­lers nur wärms­tens emp­feh­len. Das gilt auch beson­ders für jeden, die beim Gen­re „Sci­ence-fic­tion“ eher eli­tär die Nase rümp­fen. Selbst Kri­ti­ker wie Denis Scheck geste­hen Die drei Son­nen das Güte­sie­gel „lite­ra­risch wert­voll“ zu. Anders als bei west­li­cher Sci­ence-fic­tion, die oft indi­vi­du­ell und exis­ten­tia­lis­tisch anmu­tet, geht es hier um Poli­tik. Lius Buch ist pure und bru­ta­le Geo­po­li­tik in stel­la­ren Dimen­sio­nen. Es geht um das Frem­de, die Feind­be­stim­mung und die Not­wen­dig­keit der poli­ti­schen Befrie­dung nach Innen. Gera­de das macht das Buch in der der­zei­ti­gen Welt­la­ge so aktu­ell und spannend.

In epi­scher Brei­te, teils im Stil einer kai­ser­li­chen Chro­nik, erzählt Liu eine Saga, die von der chi­ne­si­schen Kul­tur­evo­lu­ti­on, über öko­ter­ro­ris­ti­sche End­zeit­sek­ten bis­hin zu einer bizar­ren feind­li­chen Zivi­li­sa­ti­on der „Triso­la­ri­er“ führt. Wir erfah­ren war­um das Uni­ver­sum aus Sicht der „Astro-Sozio­lo­gie“ ein dunk­ler Wald ist, in dem gilt, um jeden Preis ver­bor­gen zu bleiben.

Im Gewo­ge galak­ti­scher Inter­es­sens­kon­flik­te und detail­ver­lieb­ter spiel­theo­re­ti­scher Sze­na­ri­en ver­schwin­den die Haupt­cha­rak­te­re nicht nur auf­grund ihrer, für west­li­che Ohren, ver­wech­sel­ba­ren chi­ne­si­schen Namen fast. Was im Gedächt­nis bleibt, ist der gro­ße Hand­lungs­strang. Und der ist unbarm­her­zig. Wie reagiert ein poli­ti­scher Kor­pus auf die dro­hen­de Aus­lö­schung? Weni­ge zeit­ge­mä­ße west­li­che Autoren wagen es, die­se Fra­gen der­art hart und teil­wei­se erschüt­ternd zu Ende zu den­ken wie Cixi­un Liu in die­sem Para­de­bei­spiel „har­ter“, mili­tä­ri­scher und düs­te­rer Sci­ence-fic­tion. Der Inhalt des Buches ist zwar nicht sehr weih­nacht­lich, aber auf­grund der Län­ge eig­net es sich den­noch gut für die kom­men­den Feiertage.

Cixin Liu: Die drei Son­nen, 592 S. 16,99 € – hier bestel­len.

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

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Kommentare (35)

Nordlicht

4. Dezember 2022 12:47

Zitat: „Diesel-Rechten“. Man feiert Konsum, Verbrauch, ja Vergeudung und macht sich zum Verteidiger einer kapitalistischen Vision des ewigen Wachstums.

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Ich habe den Eindruck, hier wird ein nicht existierender Popanz aufgeblasen, um ihn bekämfen zu können. Ich kenne keine Rechten, auch keine Veröffentlichungen, die Konsum, Vergeudung und ewiges Wachstum feiern. 

 

Laurenz

4. Dezember 2022 14:30

@Nordlicht

Muß Ihnen beipflichten. Oft wird hier das Pferd von hinten aufgezogen. Die Marktregulierungen der Bonner- und Berliner Ex-Republik (im Rahmen der EU) sind völlig kopflos & meist von Lobbyisten bestimmt. Natürlich müssen Märkte reguliert, gefördert & nationalen Interessen unterworfen-, Regeln, Normen für Produkte & Produktionsstandorte aufgestellt werden. Aber das muß mit einem kühlen Kopfe geschehen & schon gar nicht von bildungsfernen Hanswursten der Nationalen Einheitsfront 2.0, personifiziert in den Führungseliten der Altparteien. Dazu braucht man auch einen funktionierenden Geheimdienst & keine Ansammlung von Versagern, wie beim VS oder BND, welche, wie schon vor dem I. Weltkrieg an dieser Deutschen Intelligenz-Dienst-Krankheit leiden.

Maiordomus

4. Dezember 2022 14:57

Die Buchbesprechungen zum generationenlang extrem unterschätzten Jugendstil einerseits und die höchst anregende Charakteristik von Science fiction made in China mit den drei Sonnen, ein Motiv, das sich in Europa zwar auch schon in der Astrologie der Renaissance findet in der Generation des Doktor Faust, stellen der publizistischen Neugier des Rezensenten ein im besten Sinne den Leser mitnehmendes Zeugnis aus. Selber las ich dieser Tage den einzigartigen "Mondtraum" (Somnium) von Johannes Kepler, im Original lateinisch geschrieben. Auch für den genialen Astronomen hatte die Geopolitik schon stellare Dimensionen, wobei er um 1620 eine Bewohnbarkeit des Mondes nicht ausschloss. Wie auch immer, Sellner macht Appetit auf die chinesische Variante mit der trefflichen Formulierung des Universums als aus der Sicht der Astro-Soziologie "dunkler Wald". 

RMH

4. Dezember 2022 15:00

@Nordlicht,

Ihr Einwand ist völlig richtig. Zumal der Diesel bei den Gelbwesten das berechtigte Symbol des Widerstands war. Fahrzeuge mit Diesel ermöglichen ein Leben auf dem Land, ein Pendeln zu Arbeitsplätzen, den Besuch von Schulen, Universitäten, Kultureinrichtungen, Ärzten, Supermärkten etc. und das Ganze verbrauchsarm und damit finanzierbar. Der Diesel war das Symbol, dass Wohlstand und gutes Leben auch in der Fläche eines Landes machbar war. Daran herumzumäkeln ist abgehoben, so ähnlich wie bei den Wohlstandsgrünen in Berlin, die nur den vollsubventionierten "Öffi" kennen und denken, Mobilitätsbedürfnisse können darauf beschränkt werden, dass man alle Leute für 19.- Euro pauschal im Monat in die Sozialröhren packen kann oder ihnen ein Drecks-"E-Bike" steuersubventioniert. Ein fundamentaler Angriff auf das Land, die kleinen und mittleren Städte, die Orte, wo Deutsche noch (!) in der Mehrheit sind. Wenn man sozial- patriotisch für Deutsche sein will, hat man für eigene Autos, die bezahlbar bleiben, zu sein.

PS: Die paar wenigen Ruß-Freaks in den USA zählen nicht. Diese werden dank social media als typische Trumpisten gebrandmarkt und entsprechend werden die Handvoll Spinner zur Abschreckung aufgeblasen.

PPS: Fahre selber keinen Diesel - und bin Gegner des ÖPNV und des Bahnfahrens (habe letzteres beruflich viele Jahre machen müssen. Das langt fürs Leben, auch erste Klasse ist keine Verbesserung!). Und Fahrrad fahre ich OHNE Akku, noch kann ich das.

Simplicius Teutsch

4. Dezember 2022 15:09

„Ich habe den Eindruck, hier wird ein nicht existierender Popanz aufgeblasen, um ihn bekämpfen zu können. Ich kenne keine Rechten, auch keine Veröffentlichungen, die Konsum, Vergeudung und ewiges Wachstum feiern.“

@ Nordlicht, da haben Sie vollkommen recht. Da wird "der Rechte" zur konsumistisch-hedonistischen Heuschrecke aufgeblasen; das stimmt so nicht.

Für mich ist „der (idealtypische) Rechte“ zugespitzt und naiv gesagt, in Bezug auf die Lebenseinstellung: Der tatkräftige, umsichtige Bauer, der sich und seine Familie auch mit Mitteln der Technik (meinetwegen auch mit dem großen künstlichen Treibhaus), mit Arbeitsteilung, Planung und der wachstumserhaltenden Bodenbearbeitung aus den Ressourcen der Natur ernährt, indem er die Natur nutzt, aber auch nachhaltig hegt und pflegt, und den ökonomischen Überschuss in Behausung, Kultur, Sicherheit und Zukunft investiert.

 

Simplicius Teutsch

4. Dezember 2022 15:28

Danke für den weihnachtlichen Lese- und Geschenk-Vorschlag: Habe eben das Wahre („Alain de Benoist“) und das Schöne (Bildband „Wasser im Jugendstil“) bestellt. Für das Schöne habe ich noch die Bildband-Empfehlung von Frau Kositza hinzubestellt: „Weltflucht und Moderne“, und schließlich noch DIE KEHRE, Ausgabe mit dem Pulldog auf dem Titelbild („Postwachstum“).

brueckenbauer

4. Dezember 2022 16:36

"Ein System, das im begrenzten Raum auf ewiges Wachstum setzt, kann nur scheitern. Und, wir können hinzufügen, eine Rechte, die Konsum, Verbrauch und Produktion zu ihren zentralen Werten macht, würde ihre Mitte verlieren."

Zwei Einwände, die ich gerne mal beantwortet hätte:

a) Wir haben seit langer Zeit die Bedürfnispyramide von Maslow. Derzufolge nehmen die materiellen Bedürfnisse ab einem bestimmten Sättigungsgrad ab. Worauf stützt sich also die prognostizierte Gefahr eines ewigen materiellen Wachstums?

b) Das sog. "Wachstum" beruht überwiegend auf der Zunahme der Arbeitsproduktivität. Die ist aber nur teilweise eine Folge davon, dass begrenzte Energiereserven besser ausgenutzt wurden. In allen anderen Bereichen ist die Zunahme der Arbeitsproduktivität unvorhersehbar (man denke an den Schub, der mit der Digitalisierung verbunden ist).

Laurenz

4. Dezember 2022 22:10

@Brückenbauer

Wachstum

wird auch durch Schulden finanziert. Wachstum ist solange vonnöten, wie eine Bevölkerung wächst. Gerade an dieser Stelle versagen Precht & Indset auf ganzer Front. Was bei Wachstum fälschlich vermengt wird, ist der Terminus Wohlstand. Man kann Wachstum bei sinkendem Durchschnittswohlstand generieren, so mehr oder weniger 20 Jahre lang nach der Euroeinführung passiert. Ab einer gewissen Vermögensgröße kann man dieses Vermögen weder versaufen noch verfressen. Bis dahin sollten wir, wenn, den Wohlstand ohne Klischees definieren. Hier zB der Verkauf von iPhones weltweit. Das ist überschaubar.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/203584/umfrage/absatz-von-apple-iphones-seit-dem-geschaeftsjahr-2007/

Mitleser2

5. Dezember 2022 10:27

Martin Sellner bekommt hier zurecht Gegenwind. Denn mit seiner Diffamierung der "Diesel-Rechten" argumentiert er gefährlich nahe bei Last Generation und FFF. Das ist elitär und avantgardistisch, und passt so gar nicht zum Credo der Rechten, für den "kleinen Mann" da zu sein.

FraAimerich

5. Dezember 2022 12:19

(1) Werter @Laurenz, ich schlage hier gar keine Schlachten - aber manchmal fällt es mir schwer, Absurdes kommentarlos hinzunehmen. Unser @RMH will Lösungen für das, was er am Kapitalismus kritikwürdig findet. Was er kritikwürdig findet, verrät er nicht so genau. Ich vermute jedoch nach seinen letzten Äußerungen und früheren freundlichen Worten über die "soziale Marktwirtschaft", er würde sein "Quadrat" gern so beschneiden, daß es deckungsgleich zur Kreisscheibe wird. Ich empfahl ihm, bei Marx nachzulesen, warum das innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise nicht vorgesehen ist und nicht dauerhaft funktionieren kann.

Mit dem Wachstum nun verhält es sich ähnlich. Es dient im Rahmen der kapitalistischen Warenproduktion nicht zur Deckung der Bedürfnisse wachsender Bevölkerungen. Es dient der Kapitalakkumulation. Das ist kein Geheimnis. Wir die Ausdehnung des Kapitals oder der Märkte - aus welchen Gründen auch immer - eingeschränkt, führt das zur Pauperisierung. Sie nennen oben ein Beispiel, es gibt zahlreiche andere. Ich verweise nur auf die Politik der bei "Konservativen" oft recht beliebten Frau Thatcher.

 

FraAimerich

5. Dezember 2022 12:19

(2) Die Eliten tun dann tagsüber oft ganz verwundert, stehen "ratlos" vor dem "unerklärbaren" Phänomen der Verarmung gerade der sog. "Leistungsträger" und empfehlen zugleich, sich endlich einmal die Sozialschmarotzer vorzunehmen. Ist natürlich ein Ablenkungsmanöver, denn an denen verdienen sie ja über entsprechende "Bürgerumlagen" auch nicht schlecht. Nachts prüft man dann mehr oder weniger zufrieden die eigenen Gewinne und Wachstumsraten.

Letztere sind unabhängig von etwaigem Bevölkerungswachstum entscheidend. Sonst unterliegt man der Konkurrenz und ist weg vom Fenster. Schließlich muß man heute weltmarktfähig sein. Die grundlegenden Details findet man wieder bei Marx (während der vorsichtigere Teil der bürgerlichen Volkswirtschaftsweisen es vorzieht, so zu tun, als könne es sich unter bestimmten glücklichen/unrealistischen Umständen auch mit Nullwachstum ausgehen). 

Mitleser2

5. Dezember 2022 13:47

@FraAimerich: Sind Sie etwa eine Inkarnation von "Imagine"?

Sie kommen immer wieder zu Marx. Aber was wollen Sie uns eigentlich sagen, welche Gesellschaft soll's denn sein?

Laurenz

5. Dezember 2022 16:43

@Mitleser2 & FraAimerich (2)

2. Lange Transportwege, wie zB von Joghurtbechern durch ganz Europa, müssen hoch besteuert werden. Der Transport von Lebendvieh auf Straße & Bahn auf ein akzeptables Minimum reduziert werden.

3. Nur noch Pfandverpackungen. Individuelle Verpackungen wie Parfüm-Flakons nicht verbieten, aber eben mit 1.000% versteuern.

4. Standardisierung von technischen Gehäusen steuerlich begünstigen. Wiederverwertbarkeit steuerlich begünstigen. Leichte Wiederverwertbarkeit von Rohstoffen der technischen Hardware steuerlich begünstigen. Schlechte Wiederverwertbarkeit hoch besteuern. Dann braucht man auch keinen Elektronik-Schrott mehr nach Ghana verschiffen.

5. Online-Lieferungen ins Haus hoch besteuern. Depot-Lieferungen steuerlich begünstigen. Rücksendungen von privaten Bestellungen ohne Mängelrüge hoch besteuern. Das stärkt den schon halb toten Einzelhandel.

6. Produktionsstandorte steuerlich begünstigen, nicht die Produkte. Wieso sollen wir die ausländische Industrie unterstützen? Siehe Werften oder Solartechnik.

Man kann das endlos weiterführen. Aber hier geht es um elementare infrastrukturelle Rahmenbedingungen. Das ist schon mal ein Anfang.

FraAimerich

5. Dezember 2022 16:45

@Mitleser2

Es gibt/gab hier außer @Imagine durchaus noch zwei bis drei andere, die sich mal mit Marx auseinandergesetzt haben. Nachdem jüngst "oekonomische Kompetenz" eingefordert und gleichzeitig Offenbarungseide in Sachen Kapitalismusverständnis geleistet wurden, dachte ich, es würde vielleicht nichts schaden, auf einige "Basics" zu verweisen.

Utopische Spekulationen über Gesellschaftsmodelle oder wie man künftig acht und mehr Milliarden versorgen soll, liegen mir fern. Im übrigen halte ich meine Wortmeldungen von gestern und heute zum Thema für nachvollziehbar und selbsterklärend. 

Mitleser2

5. Dezember 2022 20:23

@FraAimerich: "Utopische Spekulationen über Gesellschaftsmodelle oder wie man künftig acht und mehr Milliarden versorgen soll, liegen mir fern."

Genau darum geht es aber ohne Genozid oder Euthanasie.

RMH

5. Dezember 2022 20:25

Wenn Marx, gestorben 1883, als der Stein der Weisen, der Universalerklärer der Ökonomie bis heute gilt, dann haben Generationen von Wirtschaftswissenschaftlern, vor- neben und nach ihm ja vollkommen umsonst gearbeitet (und liegen "natürlich" im nach dem Glauben der Marxisten falsch). Und damit ist ein Wesensmerkmal des Marxismus offenbart. Er erzeugt bei seinen Gläubigen eben den Glauben, nichts mehr selber beobachten, forschen, oder selber denken zu müssen, da ja alles schon wunderbar und allgemeingültig erklärt wurde (wobei - der Vorwurf geht jetzt ausdrücklich nicht an unseren Experten FraAimerich - viele "ihren" Marx nur aus Sekundärquellen kennen, statt mal selber in diesem Buch gelesen zu haben). Die Arroganz und Hochnäsigkeit der Marxisten ist altbekannt - manche dachten sogar, man muss politisch eh nichts mehr machen, da der Kapitalismus aufgrund seiner ihm inne liegenden Gesetzmäßigkeiten, die ja "wissenschaftlich" erwiesen sei, automatisch zur Revolution führen muss. Und so warten sie heute noch auf die Revolution. Popper hat das Wesentliche zu dieser Narretei im pseudowissenschaftlichen Gewand geschrieben.

Die DDR und ihre westlichen Schulungsträger haben offenbar eine lange Wirkungsdauer.

FraAimerich

6. Dezember 2022 00:08

@RMH

Sie übertreiben und verkürzen mal wieder stramm. Ganz unabhängig davon wie dumm, verschlagen oder hochnäsig die Marxisten (gewesen) sind, sie haben etwas vom Kapitalismus begriffen, was selbst systemkritische Rechte offenbar gar nicht wissen oder verstehen wollen. Und dann wundert man sich, warum stets alles auf bürgerlich-liberale Rückfälle oder "bestenfalls" die vorübergehende Übernahme systemdienlicher Drecksarbeiten hinausläuft. 

@Mitleser2

Sie drehen hier aber ein ganz großes Rad. Ich verstehe Ihre Position, halte sie sogar für sympathisch. Glaube aber nicht, daß uns irgendwer um Vorschläge zur Rettung der Weltbevölkerung bitten wird. Überlassen wir die apokalyptischen Untergangsszenarien also besser den Aktivisten der "Letzten Generation"; denen dürften mehr Ohren, Herzen und Mittel geschenkt werden als uns. Wir sind ja nicht einmal in der Lage, die Lebensgrundlagen des eigenen Volkes zu sichern.

RMH

6. Dezember 2022 08:27

@FraAimerich,

die Übertreibung liegt doch recht klar darin, wenn man Marxisten pauschal unterstellt, sie hätten etwas vom "Kapitalismus" begriffen, obwohl schon kurze Zeit nach Marx die gesamte Nationalökonomie sich auf eine andere Basis gestellt hat, als die, auf der Marx bei seinen Analysen stand (Schlagwort u.a. "Neoklassische Theorie"). Wer heute noch Marx ohne entsprechende historische Einordnung als Erklärung für die Wirtschaft bringt, hat irgendwas, irgendwann schlicht nicht zur Kenntnis genommen. Ich habe hier in diesem Debattenraum (bin seit Tag 1 dabei) immer vertreten, dass eine Rechte die linken Schlüsselschriften zu studieren hat, aber das bedeutet doch nicht, dass man kritiklos wird oder Marx Vorstellungen vom Kapitalismus zur Universalerklärung macht. Auch möchte ich nicht bestreiten, dass Marx manche Vorgänge in der Wirtschaft und der Erwerbstätigkeit auf den ersten Blick so beschrieben hat, dass man meinen könnte, dass trifft es (bspw. die sog. Entfremdungstheorie - die er bereits vor dem "Kapital" entwickelt hat). Aber letztlich sollte man die Kirche auch mal im Dorf lassen.

FraAimerich

6. Dezember 2022 12:40

@RMH

Wenn Sie anfangen würden, die "neoklassische Theorie" in ihrer weltfremden Verstiegenheit sowie als Propagandainstrument zur Verschleierung realmarktwirtschaftlicher Tatsachen ähnlich kritisch zu sehen wie den Marxismus, kämen wir vielleicht irgendwann sogar auf eine gemeinsame Basis. Zunächst würde es schon genügen, die tatsächlichen Interessen der ökonomischen Akteure genauer ins Auge zu fassen sowie die Zwänge und Krisen, denen sie unterliegen. Dazu liefert Marx nun wirklich Konkreteres als die Gesundbetersekte der "Unsichtbaren Hand".

Imagine

6. Dezember 2022 14:05

Völlig witzlos, die Kapitalismuskritik theoretisch führen zu wollen.

Denn zum einen sind 99% der heutigen Bevölkerung kognitiv zu limitiert, um diese Theorien zu begreifen.

Zum anderen ist empirisch evident geworden, wovor die Kapitalismuskritik immer gewarnt hat, nämlich dass dieses System in Zusammenbruchkrisen führt, wobei der Systemkollaps  nur durch totalitäre Herrschaft und Barbarei vermieden werden kann.

Kapitalismus führt zwangsläufig zu Imperialismus und Kriegen, dazu muss man nicht mehr die Imperialismustheorrie von Rosa Luxemburg studieren.

Kapitalismus führt durch das Kreditsystem zur Allokation von fiktivem Kapital und zwangsläufig zu Inflation und Entwertung.

Kapitalismus führt zu einer Oligarchie von Superreichen sowie zu massenhafter Verarmung, Prekarisierung und psychosozialen Verelendung der Arbeitsbevölkerung.

Die Großen fressen die Kleinen und in deren Folge gibt es eine Schrumpfung und ein Verschwinden der KMUs und die Mitte driftet immer mehr in Richtung Prekarisierung.

Dass die Rechten die Entwicklung der gesellschaftlichen Realität nicht wahrnehmen wollen und können, ist wahrlich nichts Neues.

Laurenz

6. Dezember 2022 14:39

@RMH @FraAimerich

Der grundlegende Kern des Marxismus' liegt im Verbot des Privateigentums. Im Kapitalismus ist es immer möglich, daß ein Krupp, ein Rockefeller, ein Musk zu Lebzeiten unglaublich viel Kapital akkumuliert & damit relativ viel Macht ausüben kann. Im Marxismus ist dies nicht mehr möglich, die amtierende feudal-marxistische Herrschaft hat keine kapitalintensive Gegenpropaganda oder feindlich gesinnte NGOs zu befürchten. Alles was sonst noch im Kapital steht, war & ist rein der Täuschung der vor allem intellektuellen Leser geschuldet. Man kann davon ausgehen, daß Marx & Engels dazu den Auftrag hatten. An den Beiträgen @Imagines & @FraAimerichs ist auch nachwievor die wirklich gekonnte Erzeugung von intellektuellen Lebenslügen deutlich erkennbar.

anatol broder

6. Dezember 2022 14:50

@ fraaimerich 00:08

«ganz unabhängig davon wie dumm […] die marxisten sind, sie haben etwas […] begriffen.»

nein, dummerchen, haben sie nicht. um etwas zu begreifen, ist logik notwendig. diese bringen die marxisten nicht mit. aus diesem grund nicken sie bei dem gepolter:

«sie [bourgoisie] ist unfähig zu herrschen, weil sie unfähig ist, ihrem sklaven die existenz selbst innerhalb seiner sklaverei zu sichern, weil sie gezwungen ist, ihn in eine lage herabsinken zu lassen, wo sie ihn ernähren muss, statt von ihm ernährt zu werden.» (karl marx und friedrich engels, das kommunistische manifest, 1890)

FraAimerich

6. Dezember 2022 20:40

Ich schlage vor, wir ersparen den Betreibern dieses Netztagebuchs, die kürzlich noch Günter Maschke gedachten, weitere Entblößungen in Sachen Marx-Kritik. Das wird ja langsam peinlich.

Imagine

7. Dezember 2022 01:31

1/2

1918/19 kämpften die Rechten im Bürgerkrieg für den Erhalt des feudalen Ständestaates und gegen Demokratie und Republik.

1933 wollten sie einen Führerstaat und mit imperialistischer Militärpolitik ein 1000-jähriges Reich mit den Ariern als Herrenmenschen erreichen. Militär und Krieg waren die Mittel dieser Politik, basierend auf einem sozialdarwinistischen Menschen- und Weltbild.

1945 wechselten sie in das Lager der westlichen Siegermächte, traten in deren Dienste und bildeten deren Stay-behind-Kräfte. Sie wurden Parteigänger des US-Imperialismus, seiner Kriege und seiner Ausbeutung der Welt. Militärisch unterstellten sie sich dem US-Oberbefehl.

Angebliche rechte Patrioten führten Bombenanschläge gegen ihre eigene Bevölkerung aus (z.B. Bologna, Oktoberfest).

Die Führungsperson der deutschen Rechten kaufte als BRD-Verteidigungsminister unausgereiftes und untaugliches Militärgerät in den USA in Milliardenhöhe ein.
Folge war die extrem hohe Absturzrate des Starfighters. Von den 916 von der Bundeswehr beschafften F-104-Starfightern stürzten insgesamt ein Drittel ab, wobei 116 Piloten ums Leben kamen. Bereits bei der Einführung des Starfighters 1962 stürzte die aus vier Maschinen bestehende Kunstflugstaffel ab. Höhepunkt waren 44 Abstürze 1965/66 innerhalb von 18 Monaten.

Amerikanische Politiker berichteten, dass korrupte deutsche Politiker mit Koffern voller Dollars in die BRD zurückreisten.

Imagine

7. Dezember 2022 01:34

2/2

Die traditionellen deutschen Rechtsparteien – CDU/CSU und FDP – waren immer transatlantisch ausgerichtet und waren Parteigänger des US-NATO-Imperialismus.

Nach der Jahrtausendwende haben sie sich von ihrer national-konservativen Rhetorik verabschiedet und übernahmen die US-amerikanische neoliberale Modernisierungs- und Globalisierungsstrategie, einschließlich der völkerrechtswidrigen Angriffskriege.

Jetzt übernehmen die deutschen pro-kapitalistischen Systemparteien die US-amerikanischen Feindbestimmungen gegen Russland, China etc. und exekutieren die US-Kriegs- und –Sanktionspolitik gegen das eigenen Volk.

Anders als 1918/19 wollen jedoch heute  die meisten Rechten keinen feudalen Ständestaat und keinen autoritären Führerstaat mehr. Viele tendieren sogar zum ultra-liberalen Anarcho-Kapitalismus.

Aber die Bürgerkriegsmentalität ist geblieben.

Ihre Hauptfeinde sehen sie mehrheitlich nach wie vor im eigenen Volk, besonders bei Sozialisten als den Vertretern von Rechts- und Chancengleichheit sowie sozialer Gerechtigkeit. Sie lehnen die humanistischen Ideale der bürgerlichen Gesellschaft mit Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ab, ebenso die Idee des bürgerlichen Verfassungsstaats mit einem Gesellschaftsvertag von freien Menschen. Nach wie vor vertreten sie ein vorbürgerliches (mittelalterliches) sozialdarwinistisches Menschen- und Gesellschaftsbild, häufig gepaart mit rassistischem Überlegenheitsanspruch.

 

FraAimerich

7. Dezember 2022 09:52

@Imagine (1)

Sie sollten kurz vor Weihnachten nicht ganz so kleinlich sein - über die "traditionellen Linksparteien" ließen sich auch nette Schuldkonten bis in die Gegenwart führen. Und wo, wenn nicht im eigenen Volk, vermuten denn die "RestLinken" bzw. die angeblichen "Vertreter von Rechts- und Chancengleichheit sowie sozialer Gerechtigkeit" ihre  Hauptfeinde?

Aber natürlich haben Sie im Kern recht. Schon Maschke hat es seinen Pappenheimern jahrzehntelang vergeblich zu erklären versucht, wobei er natürlich geschickter und einfühlsamer vorgegangen ist und über einiges Renommee verfügte.

Das Verrückte - alle Versuche scheitern, obwohl "das alltägliche Leben die ziemlich weitgehende Wahrheit des Marxismus beweist" (Maschke). 

Zur Klärung der Frage "Inwiefern?" bzw. was "ziemlich weitgehend" bedeutet, kommt man aber gar nicht erst, weder mit Rechten noch mit Linken. Unter Rechten immerhin findet sich, wenngleich vielleicht nur aufgrund von Mißverständnissen, ein gewisses Potential von "Globalisierungsgegnern", wohingegen sich die Linke zu Förderern und Trägern der Globalisierung gemausert hat.   

 

FraAimerich

7. Dezember 2022 09:55

@Imagine (2)

Aber vielleicht wäre es tatsächlich klüger, nicht darauf zu bestehen, den Rechten, die nicht selbst darauf kommen, erklären zu wollen, daß es sich bei der Globalisierung nur um das gegenwärtige Stadium der kapitalistischen Weltvernutzung handelt.

Was meinen Sie? Und warum schreiben Sie eigentlich hier, ohne persönliche oder "ideologische" Bindung und ohne Hoffnung, intellektuell durchdringen zu können?

Gut, im "linken Lager" sieht es noch düsterer aus. Da werden Globalisierungsgegner ja inzwischen als "Nazis" bekämpft.

Laurenz

7. Dezember 2022 10:04

@Imagine (2)

CDU/CSU/FDP – waren immer transatlantisch ausgerichtet.

Nein, alle Nachkriegsparteien hatten Nazis in den Reihen, also Linke. In der DDR paktierten die Kommunisten sogar mit der NPD.

neoliberale Modernisierungs- und Globalisierungsstrategie

Das geht quer durch alle Parteien, siehe Wagenknecht, ex-AfD.

Kriegs- und –Sanktionspolitik gegen das eigenen Volk.

Das machen alle Parteien, ex-AfD.

sogar zum ultra-liberalen Anarcho-Kapitalismus.

Das sind alles Ihre Utopisten-Kumpels, die am Ende, wie Siem, den Neo-Feudalstaat wollen.

Aber die Bürgerkriegsmentalität ist geblieben.

Das ist eine historische Lüge, die Rot-Front, wie die SA waren links geführt. Dagegen waren die Freikorps harmlose Patrioten.

Sozialisten als den Vertretern von Rechts- und Chancengleichheit sowie sozialer Gerechtigkeit.

Erzählen Sie Ihre Märchen beim Vorwärts. Cotar ist bei der AfD draußen. 

anatol broder

7. Dezember 2022 14:49

@ imagine 1:34

«besonders bei sozialisten als den vertretern von rechts- und chancengleichheit sowie sozialer gerechtigkeit.»

wer dinge vertritt, die es nicht gibt, ist ein betrüger.

als satire auf chancengleichheit empfehle ich viktor pelewins roman omon hinter dem mond (омон ра).

Imagine

8. Dezember 2022 21:40

1/2

@FraAimerich  7. Dezember 2022 09:55
„Gut, im "linken Lager" sieht es noch düsterer aus. Da werden Globalisierungsgegner ja inzwischen als "Nazis" bekämpft.“

Das „linke Lager“- existiert es überhaupt oder ist es eine Fiktion?

Wie setzt es sich konkret zusammen?

Und was ist daran „links“ im Sinne von Systemüberwindung und Vertretung der Interessen der lohnarbeitenden Menschen?

Im Narrativ des rechten Milieus war die Merkel-Regierung „links“. Und die „Blockparteien“ sind links.

Das ist jedoch realitätsferner Nonsens. Richtig ist daran nur, dass sie ihr politisches Handeln mit einem links-grünen Narrativ begründen. Aber das hat so wenig mit der Realität zu tun wie die Erzählung vom Klapperstorch.

Sondern hinter diesem links-grünen Narrativ stehen handfeste Interessen. In erster Linie Interessen der Imperialmacht sowie von Oligarchen und mächtigen mafiösen Gruppen.

Das rechte Milieu übernimmt das Narrativ und das damit verbundene Feindbild, weil sie über keine Realanalyse der Kämpfe um die Weltherrschaft, um die Wirtschafts- und Geldsysteme verfügen.

 

Imagine

8. Dezember 2022 21:41

2/2

Es ist bequem, wenn z.B. A. Weidel als Ursache für die falsche und gegen die Interessen des deutschen Volkes praktizierte Politik die links-grünen Vorstellungen und Ziele benennt.
Es handelt sich um jedoch um eine Pseudo-Analyse, welche falsch ist, weil  die wirklichen Interessen und Ziele verdeckt werden, welche mit der herrschenden Politik durchgesetzt werden.

Da sind Lafontaine und Wagenknecht ehrlicher und weitsichtiger. Sie benennen die Profiteure der herrschenden Politik, in erster Linie das US-Imperialregimes und die damit verbundenen Kräfte, Organisationen und Personen.

Die groß angekündigte „Ami ho home“-Demonstration zeigte die Realität des angeblich so patriotisch ausgerichteten rechten Milieus. Es scheint, dass dort die meisten nach wie vor transatlantische Parteigänger von USA, NATO sowie dem kapitalistischem System sind und sich weiterhin den USA als Imperial- und Schutzmacht unterwerfen.

 

links ist wo der daumen rechts ist

8. Dezember 2022 23:22

Irgendwie erheiternd, daß sich aufgrund der spezifischen Zuwanderung genau das abspielt, was nicht nur Marxisten schlicht und einfach als „Verelendungstheorie“ erkennen, man rechterseits aber ins Horn der neoliberalen Zerstörer und Zerstückler bläst, Marx weiterhin ignoriert (Maschke rotiert im Grab), Thatcher und Reagan entmumifiziert und - ethnopluralistisch - „Muslim go home“ trompetet.

Verrückt.

Leute, die Fronten haben sich nicht erst seit Corona tektonisch verschoben.

Wann kapiert ihr es endlich?

FraAimerich

9. Dezember 2022 20:05

@Imagine (1)

Sie sagen wieder viel Richtiges und ich kenne einige Rechte, die würden weitgehend zustimmen. Auch, was die Einschätzung der "Grünen" angeht. Vielleicht nicht unbedingt gerne vor Publikum. Denn im rechten Milieu haben sich genau wie im linken gewisse Sprachregelungen und Rücksichtnahmen im Blick auf die berüchtigte "Anschlußfähigkeit" bzw. "Massenbasis" durchgesetzt. Da ist man gern bereit hinzunehmen, wenn der Gegner als "linksgrün versifft" geschmäht wird oder die EU als "rätesozialistisch", Hauptsache er ist irgendwie abstoßend "markiert".

Schlichteren Gemütern leuchtet das ein und so hat man etwas, um "Gemeinschaftsgefühl" zu stiften und Dampf abzulassen ohne umständlich erklären zu müssen, was Max Mustermann ohnehin nicht sofort versteht. Eine Niederung der Politikasterei. Nicht meine Sache, aber ich hab ein gewisses Verständnis dafür, daß mitunter lieber Agitation betrieben als politisch analysiert wird. Problematisch wird's natürlich, wenn die "Vordenker" und "Strategen" des Milieus selbst daran glauben.

Unter Linken sieht es nicht anders aus. Das von mir bewußt in Anführungszeichen gesetzte "linke Lager" ist wohl in etwa so fiktiv und "politikfähig" wie die "Mosaikrechte". Auch gibt es "Die Linke" noch in den Parlamenten - und ich wüßte nicht, wieso man diese als linke Partei weniger ernst zu nehmen hätte als die AfD als rechte.

FraAimerich

9. Dezember 2022 20:10

@Imagine (2)

"Die Linke" wird weitgehend als "staatstragend" u. "demokratisch" anerkannt, seit sie ihre Anti-NATO-Haltung aufgegeben hat. Sie beschränkt sich heute auf die typischen Forderungen der bourgeoisen "Lifestyle-Linken", die Maschke früher "UNESCO-Linke" nannte. Zur "Rechten" wird sie dadurch nicht.

Aber die Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit und Chancengleichheit etc. haben Sie ja selbst als "linke Kernthemen" benannt - und in der Tat gehört dergleichen schon lange auch ins Phrasen-Repertoire der SPD und Merkel-CDU und inzwischen sogar der Söder-CSU und der FDP. Könnte freilich sein, daß man lange suchen muß, bis man einen AfD-Politiker findet, finster genug, sich gegen soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit auszusprechen. Man kann unter diesen Auskunftstiteln freilich sehr Unterschiedliches verstehen. Was man darunter anzustreben hat, gibt der "Zeitgeist" durch die Medien bekannt.

FraAimerich

9. Dezember 2022 20:24

@Imagine (3)

Unterm Strich werden Sie nicht umhin können einzuräumen: da klingt heute so manches als selbstverständliche "Mitte" an, was in den 80ern noch als linksradikale Außenseiterposition galt. In den 1980ern hätte man sich links wie rechts auch nicht träumen lassen, daß CDU und CSU einmal Seit' an Seit' im "bunten, breiten Bündnis" mit den "Chaoten" und "Linksextremisten" der Antifa marschieren (dürfen). Ausländerfeindliche Exzesse nach der "Wiedervereinigung" machte dies möglich; ferner der Umstand, daß sich spätestens mit dem Dritten Golfkrieg" in den Antifastrukturen der "israelfreundliche" und proamerikanisch-antideutsche Flügel durchgesetzt hat. (Das ganze Elsässer/Compact-Phänomen ist ohne diese Entwicklung gar nicht zu verstehen.)

Merkel selbst schließlich hat "Kein Mensch ist illegal" und "No Bordes, No Nation" zur Regierungsposition, ja Staatsräson erhoben. Die "Ampel" baut das jetzt aus. Gewiß nicht aus "sozialistischen" Gründen. Da sind wir uns einig. Aber vielleicht doch vereinzelt mit "linken" Motiven und Sympathien. - "Linke" werden derart so "staatstragend" gemacht, wie es die "Rechten" immer schon waren.

So, genug am Katzentisch gewildert.

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